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Annalena, was machst Du denn hier so alleine? “Pater Nikolas hatte sich neben das kleine Mädchen, auf die hölzerne Bank gesetzt. Annalena erschrak, als sie die Stimme des Paters so plötzlich neben sich vernahm. „Ich bete!“, war ihre knappe Antwort. „Wofür denn, meine Kleine?“ „Das der Weihnachtsmann dieses Jahr unser Haus nicht vergisst.“ Annalena schaute Pater Nikolas mit großen Augen an. „Nicht für mich, Pater, für Fredy, meinen kleinen Bruder. Ich bete dafür, dass er dieses mal etwas bekommt, er ist doch so krank.“ „Ja, möchtest Du denn nicht auch was vom Weihnachtsmann?“ „Nein Pater, wenn Fredy was bekommt, dann ...“ Annalena brach weinend ab.

„Mama, warum kommt der Weihnachtsmann eigentlich nicht zu uns?“ fragte Fredy seine Mutter, als er an den kleinen Tisch gehumpelt kam. „Weil der Weihnachtsmann nicht zu armen Leuten kommt“ war die einzige Antwort, die er bekam.

Pater Nikolas nahm Annalena in den Arm, und versuchte sie zu trösten. „Schhhhh, schhhhh meine Kleine, wenn Du ganz, ganz fest betest, dann hört er Dich vielleicht und hilft Dir.“

Langsamen Schrittes stapfte der in roten Pelz gekleidete Mann mit einem, anscheinend schweren Sack, durch den Schnee, ohne eine Spur darin zu hinterlassen. Kein einziger Fußabdruck war im
Schnee zu entdecken. Immer wieder stoppte er und schaute gen Himmel, als ob ihm die Sterne als Straßenkarte dienen würden. Kein einziger Passant, der seinen Weg kreuzte, bemerkte ihn. Es war, als wäre er unsichtbar. Andere Menschen, die ihm begegneten, wechselten aus unerfindlichen Gründen die Straßenseite oder machten einen Bogen um irgend etwas, das sie nicht sehen konnten. Der Mann schmunzelte.

Annalena war nun schon mehr als eine Stunde in dem Gotteshaus und betete, als Pater Nikolas sich abermals neben sie setzte. „Geh nach Hause mein Engel, Deine Mutter macht sich doch bestimmt schon Sorgen.“ Annalena schaute mit großen Augen zum Pater auf. „Darf ich morgen wieder kommen?“ „Jederzeit,“ antwortete Pater Nikolas lächelnd. „Du kannst jederzeit wiederkommen, mein Engel.“ Annalena verließ die Kirche und machte sich auf ihren Weg nach Hause. Sie wollte gerade in eine Seitenstraße einbiegen, als sie mit etwas zusammenprallte. Plumps! Da lag sie im Schnee. Selbst nach mehrfachem Umschauen konnte sie nicht sehen, was ihren Sturz verursacht hatte. Doch plötzlich entdeckte sie Spuren im Schnee. Fußspuren. Stiefelabdrücke, die neu entstanden, obwohl Annalena allein war. „Hallo! Hallo, wer ist denn da?“ Keine Antwort. Annalena, die noch immer im Schnee saß, begann zu weinen.


Warum kommt er denn nicht zu armen Leuten?“ fragte Fredy. „Deren Häuser sind zu klein. Die sieht er nicht, wenn er darüber fliegt.“, antwortete die Mutter. „Schade!“

„Nicht weinen Annalena“, sagte eine dunkle, freundliche Stimme. „Wenn Du die Tränen trocknest, dann siehst Du mich auch.“ Tatsächlich, kaum hatte sie ihre Wangen getrocknet ...Zuerst konnte man nur die schwarzen, glänzenden Stiefel sehen, dann begann die roten Pelzhosen sichtbar zu werden, danach die Jacke, die Mütze und dann sah sie das Gesicht einen schmunzelnden Mannes. Große Augen blickten zu dem Mann empor. „Bist Du ..., bist Du ... der...“„Ja Annalena. Der bin ich. Du hast mich doch gerufen. Oder?“ Annalena nickte. „Ich war gerade auf dem Weg zu Dir.“ „Zu mir?“ „Ja, Du hast mich doch gerufen, Annalena. Hier bin ich und möchte dir einen einzigen Wunsch schenken“ „Einen Wunsch für mich?“ „Ja, aber nur einen, mein Engelchen. Was möchtest du denn haben?“ Annalena stand auf, klopfte sich den Schnee von den zerrissenen Hosen und blickte, mit Tränen in den Augen, zum Weihnachtsmann.„Ich ... ich möchte ... ein Feuerwehrauto... für Fredy und vielleicht ein paar Plätzchen für ihn... er hatte noch nie welche.“„Für Dich möchtest Du nichts haben? Es ist doch Dein Wunsch, weil ich Dich umgerannt habe, Annalena.“„Nein, guter Herr, Fredy ist doch noch so klein und krank. Wir sind doch so arm. Er soll wenigstens eine schöne Weihnacht haben.“„
Ein Grinsen machte sich auf Sankt Nikolaus Gesicht breit.„Ich hab nichts anderes erwartet Annalena aber ich kann dir diesen Wunsch leider nicht erfüllen. Ich werde dir aber etwas anderes geben. Hier Kleine, hier ein goldener Tannenzapfen für Dich. Deinen Wunsch, kann nur ein Engel erfüllen, dazu reicht meine Kraft nicht.“ Annalena nahm den Zapfen entgegen und schloss ihn in ihre kleine Hand. Selbst nachdem ihr Wunsch nicht erfüllt wurde, fühlte sie keine Trauer darüber. Eine angenehme Wärme ging von dem Tannenzapfen aus. „Wir sehen uns, mein kleiner Engel“, sagte der Weihnachtsmann und begann sich wieder aufzulösen. Annalena marschierte, die Hände fest um ihr Geschenk gedrückt, nach Hause.

„Wenn doch Annalena nur bei uns wäre.“ Die Mutter schlug die Hände vor ihr Gesicht und begann zu weinen. „Annalena würde nicht über uns wegfliegen“ sagte Fredy und humpelte näher an seine Mutter, um sie in seine kleinen Arme zu schließen.

Annalenas Weg nach Hause war nicht mehr lange und selbst bei diesem eisigen Wetter, fror sie nicht. Die Wärme, die von dem Tannenzapfen ausging, wurde immer stärker. Sie öffnete die kleine Gattertür und folgte dem steinigen Weg zum Haus. Als sie in die mäßig warme Stube eintrat, sah sie ihre Mutter weinend am Tisch sitzen und Fredy, ihren kleinen Bruder, der seine Arme um sie geschlungen hatte. „Mama, ich bin wieder zu Hause“, sagte sie und berührte ihre Mutter leicht am Arm. Ihre Mutter schreckte mit geröteten Augen hoch.„Annalena?“ war ihr einzigstes Wort.„Ja, Mutter. Es tut mir so leid, aber ich hab leider nichts zu essen gefunden.“ Kaum hatte sie ihren Satz beendet, als sich auf dem Tisch eine Schale mit Obst und Plätzchen befand.Der Tannenzapfen begann leicht zu glühen.

Fredy und seine Mutter stockte bei diesem Anblick der Atem.

„Ich hab dafür gebetet, das der Herr uns nur dieses eine mal ein schönes Weihnachtsfest mit einem glühenden Baum und Geschenken bescheren mag. Aber selbst der Weihnachtsmann konnte mir nicht helfen.“ Der Tannenzapfen wurde immer wärmer und begann nun etwas zu glühen.„Ich wollte ein Feuerwehrauto für Dich Fredy, aber ...“ Annalena brach ab, kaum hatte sie das Auto erwähnt, stand vor ihr ein rotes Feuerwehrauto. Fredy begann zu schreien.

Der Tannenzapfen begann noch mehr zu glühen. Die Lichtstrahlen drückten sich zwischen den Fingern Annalenas heraus und hüllten ihre kleinen Hände in einen Strahlenkranz. Die Wärme die er ausstieß wurde langsam unerträglich. Annalena wollte ihn loslassen, konnte aber die Hände nicht öffnen.

„Annalena, bist du hier? Meine Kleine, es tut mir so leid. Annalena ...“


Das Leuchten umfasste nun ihre Arme und begann ihren ganzen Körper langsam einzuschließen.

„Bist Du nun bereit mein Engel?“„Wozu bereit?“ fragte Annalena.„Zu uns zu kommen. Wir haben noch soviel zu tun. Annalena.“„Wer spricht hier und was sollen wir tun?“ fragte Annalena und drehte sich in der Stube um. Der Weihnachtsmann stand an der Tür und lächelte ihr zu.„Bist Du nun bereit?“, fragte er nochmals.„Herr, ich dachte , sie könnten meinen Wunsch nicht erfüllen?“ dabei zeigte sie auf das Auto und die Schale mit Obst und Plätzchen.„Hab ich auch nicht, Engelchen“„Aber...“„Ich hab dir doch gesagt, das meine Kraft dazu nicht ausreicht.“„Aber...“„Nur ein Engel kann das“ sagte der Weihnachtsmann und wies mit seiner Hand auf das Bett in der Ecke der Stube, in dem eine Gestalt lag. Annalena lief langsam zum Bett und warf einen Blick auf die darin liegende Person.„Aber...“„Ja, Engelchen“„Aber...“„Ja, ich weiß. Bist du nun bereit?“„Können sie mich sehen?“, fragte Annalena und zeigte dabei auf ihre Mutter und auf ihren Bruder.„Nein, Engelchen“„Kann ich nicht noch bleiben? Mama... sie weint doch so sehr.“„Nein, Engelchen. Wir haben noch viel zu tun“„Kann ich wieder kommen?“„Jedes Jahr, Engelchen. Jedes Jahr zu Weihnachten

“Der Weihnachtsmann, nahm Annalena an die Hand und beide wurden für einen kurzen Moment sichtbar. Jedoch nur Fredy bemerkte dies.
Für einen kurzen Moment sah er den Weihnachtsmann, der seine Schwester an der Hand führte. Ein helles und warmes Leuchten umgab beide. Annalena sah die glitzernden Augen und lächelte, sie wusste nun genau was war. Mit dem Glockenschlag der Christmette waren beide verschwunden. Zurück blieb nur ein kleiner goldener Tannenzapfen und das Wort „ANNALENA“, welches Fredy ausgesprochen hatte.

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Tag der Veröffentlichung: 23.11.2008

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