Nun sitz ich hier im Wohnzimmer, die Füße auf einen Stuhl gelegt, meine geliebten Laptop auf meinem Schoß. Neben mir einen Krug voller Wasser und im Wasser ein paar Gurkenscheiben und eine Zitrone.
Nun sitze ich also hier und weiß nicht wohin mit meinen Gefühlen und Gedanken und weiß nicht mit wem ich, von meinen ach so guten und treuen Freunden, darüber reden soll und habe mich dann also entschlossen meine Gefühle, Ängste und Gedanken niemanden zu erzählen. Lieber schreibe ich sie in diesen Editor, in dem ich früher vor bestimmt 3 - 4 Jahren schon einmal hin und wieder eine Geschichte erfunden habe und mir versprochen habe, sie irgendwann zu beenden, es aber es dennoch nie gemacht habe.
Jetzt bin ich also wieder an diesem Punkt an dem ich damals schon war, damals aus reiner Langeweile, heute knapp 3 Jahre später, weil es mir helfen soll. Wobei es mir helfen soll weiß ich selber noch nicht so genau aber ich habe diesen Drang meine Gefühle jetzt und hier aufzuschreiben.
Nun beginne ich also dieses Kapitel und weiß selbst nicht genau wie und wo ich anfangen soll, aber am Besten am Anfang.
Ich bin ein stinknormales 18- jähriges Mädchen, das gerne in die Disco geht, gerne zu Hause chillt, gerne mal mit einem guten Buch im Bett liegt, gerne auch Mal mit der kleinen Schwester "Mensch Ärgere Dich Nicht" spielt. Ich habe ein paar Menschen in meinem Leben, die ich Freunde nenne und ich habe eine Familie, die ich liebe.
Nichts Besonderes also, zumindest für die Menschen die das Glück haben das alles zu besitzen. Ja, es ist wirklich traurig, dass wir das alles was wir haben viel zu wenig schätzen und stattdessen jeden Tag aufstehen und uns neue Dinge wünschen. Auch wenn es manchmal einfach nur ein bisschen Glück ist.
Jeden Tag stehen wir auf und setzen uns an einen Tisch, haben Brot und Milch, Marmelade, Nutella, Müsli...eben alles was das Herz begehrt und wir haben eine Familie und wir haben Freunde, die um uns sind und uns unser Leben noch schöner machen.
Und dennoch gibt es da diese Tage, an denen nichts gut genug sein kann und an denen wir alles verfluchen. Sicherlich zu Unrecht, denn da gibt es diese Menschen, die Morgens nach einer schlimmen Nacht voller hunger und kälte aufwachen, ohne ein Dach über den Kopf und ohne jegliche Zukunftsperspektive. Sie wachen auf, falls sie überhaupt ihre Augen jemals zu gemacht haben und haben Hunger. Wie wir. Der einzige rießige Unterschied ist, dass wir uns an einen vollen Frühstückstisch setzen können und sie hungernd auf Müllhäufen nach irgendwas essbaren suchen. Traurig.
Aber so oft wir uns solche Dinge auch ins Gedächtnis rufen werden, es wird nichts an der Tatsache ändern, dass es nicht doch diese Tage gibt an denen wir einfach nicht zufrieden sind. Sei es mit uns oder mit allem um uns herum.
Nun ist das also so ein Tag an dem ich nicht gut gelaunt bin, auch wenn ich allen Grund dazu hätte es zu sein, gibt es eben. Kommt in den besten Familien vor.
Mit meinen Freund bin ich nun fast 9 Monate zusammen, Streit gab es noch nie wirklich, außer kleine Meinungsverschiedenheiten eben, einen richtigen Streit hatten wir aber noch nie. Ich weiß, dass er mich liebt un ich weiß auch, dass ich ihn liebe. Manchmal. Manchmal zweifle ich aber auch. Und manchmal weiß ich nicht, ob ich an seinen Gefühlen zu mir zweifle oder doch gar an meiner Liebe zu ihn. Ich kann es manchmal nicht sagen. Es gibt Momente in denen ich mir einrede, dass es nicht der Richtige ist für mich und dann gibt es diese Momente in denen mir wieder klar wird, dass es eben nicht so ist und, dass ich diesen Jungen mit den verdammt blauen Augen einfach liebe. Ich glaube jeder kennts das. Oder? Kennst du dieses Gefühl? Wenn du da sitzt und darüber nachdenkst was oder wen du hast und was oder wen du vielleicht haben könntest und ob es nicht vielleicht etwas oder jemanden Besseren für dich geben würde. Da sind wir wieder an diesem Punkt. Wir sind nicht zufrieden mit dem was wir haben, egal was es ist. Wir wollen immer etwas besseres und etwas schöneres und vergessen dabei oft, dass wir bereits das Beste besitzen. Es wird uns warscheinlich erst dann klar, wenn wir es verloren haben. So ist es leider viel zu oft.
Aber es ändert wiederum nichts an der Tatsache, dass ich mich manchmal frage, ob das mit uns wirklich das Richtige ist oder ob da drausen irgendwo, hinter sieben Bergen bei den sieben Zwergen, nicht ein anderer auf mich wartet. Oder ob ich vielleicht alleine bleiben sollte.
Dann gibt es aber wieder diese Momente, die gottseidank öfters vorkommen, in denen mir klar wird, dass es im Moment einfach passt. Natürlich kann ich nicht sagen, er ist die Liebe meines Lebens, dafür bin ich zu jung auch wenn ich zwanzig Jahre älter wäre, man könnte sich doch nie sicher sein. Jetzt im Moment bin ich glücklich, zum großen Teil auf jeden Fall, und warum sollte ich etwas beenden, das mir jetzt noch so gut tut, einfach nur, weil da diese Momente sind, in denen ich zweifel?
Aber es war so ein Tag an dem ich nicht gut gelaunt war, der Grund war er. Michael heißt er. 20 ist er und somit knapp 2 einhalb Jahre älter als ich. Es ist der Tag an dem ich meinen Geburtstag nachfeiern wollte. Um sieben Uhr sollten die Gäste kommen, er versprach mir früher zu kommen. Ich freute mich auf ihn, hatte ihn eine Weile nicht gesehen. Er kam also um ca. 18.00 Uhr zu mir und seine Stimmung verdarb auch gleich meine Stimmung. Legte sich in mein Bett und schlief. Die ersten Gäste kamen, ich begrüßte alle, wir tranken alle zusammen Sekt und Wein und saßen zusammen. Mein Freund kam nicht. Irgendwann als er wohl von den lauten, bereits ein wenig angeheiterten Stimmen geweckt wurde, kam er dann schließlich auch endlich zu meine Feier herunter.
Setzte sich zu seinen Freunden und sprach den ganzen Abend kein Wort mehr mit mir. Wir Mädels saßen drinnen und er und unseren gemeinsamen männlichen Freunde saßen drausen. Funktstille zwischen den zwei "Fronten". Naja an Sich ja nicht schlimm, man muss ja nicht jede Minute aneinander kleben, aber ein bisschen Aufmerksamkeit wünscht sich ja jedes Mädchen von ihrem Freund.
Um 23.00 Uhr wollten wir los, wir wollten noch in eine Discotek in der Nähe. Zwei der Jungs gingen nicht mit, sie fuhren am nächsten Tag in der Früh in den Urlaub und zwei meiner Freundinnen gingen nach Hause weil sie Kopfschmerzen hatten. Plötzlich meinte mein Freund auch nicht mehr mitgehen zu wollen, natürlich wurde ich sauer. Was sollte das? Das war mein Geburtstag und das nicht irgendeiner, nein, der an dem ich endlich volljä. Michael ging dann trotzdem mit und fürs Erste war ich zufrieden.
Wir feierten ausgelassen, tranken das Ein oder Andere Glas zu viel und ich bin so ein Mensch, der sehr sehr emotional wird. Meinen Freund sah ich den ganzen Abend nie. Ich bin kein Freund von Menschen die einanander klammer wie zwei Magnete, das mag ich nicht. Aber an diesem Abend störte es mich dann wohl doch, dass mein Freund nie bei mir war. Am frühen Morgen schnappte ich ihn mir dann und zerrte ihn auf den Parkplatz dort wollte ich ihn fragen was los sei, warum er mich den ganzen Tag schon ignorierte. Anstatt strak zu wirken, wie ich es immer wollte, spürte ich schon wie die Ersten Tränen flossen. Ich begann zu blinzeln, versuchte die Tränen zurückzuhalten und kniff mich selbst in den Ellebogen. Nichts. Es half nichts. Es war das Erste Mal das ich weinte und ich wollte auch, dass es das letzte Mal war.
Ich bin ein sehr emotionaler Mensch aber ich zeige meine Gefühle nicht gern, nur wenige Leute sahen mich weinen, bis zu diesem Zeitpunkt.
Wir sprachen uns aus, er sagte mir er hätte das nicht mit Absicht gemacht und alles war wiedr gut. Am nächsten Tag schämte ich mich für diesen Tränenausbruch. "Kindisch, ohne Grund" redete ich mir selbst ein. "Du weinst wegen so einer Kleinigkeit, kindisch!!!"
Mit meinem Freund war alles wieder gut, in ein paar Tagen stand unser erster gemeinsamer Urlaub an. Vier Tage irgendwo an einen See. Ich freute mich rießig, endlich mal weg, mal was Anderes sehen. Urlaub!!
Wir kamen an und wir hatten eigentliche ne Menge Spaß. Aber das mit dem Spaß haben ist so ne Sache. Das Problem ist, mir kommt es immer so vor, als hätten wir nicht wirklich so viel Spaß. Wir haben einen anderen Humor und irgendwie habe ich immer dieses dumme Gefühl, dass ich nicht so viel Spaß habe wie sonst. Ich lache gerne, ich bin ein aufgeschlossener Mensch, der sehr oft Dummheiten und Späße macht und kennen mich die Leute und so mögen mich die Leute. Aber bei ihm war ich irgendwie anders. Ich weiß nicht ob es an mir liegt oder auch nicht an mir, ich weiß es bis heute nicht aber es gibt diese Momente an denen ich einfach alles versuche zu kritisieren. Nicht nur an ihn, nein auch an mir. Irgendwie ist mir nichts gut genug und gleichzeitig weiß ich, dass das alles mehr als genug ist.
Ich war noch nie so, aber in der Gegenwart diesen Jungen, den ich doch eigentlich sehr mag und liebe, fühle ich mich einfach anders. Als wäre ich nicht ich selbst und dann rede ich mir ein, dass es klar ist, dass er mich nicht mehr liebt. Weil er sich in das offene, glückliche Mädchen verliebt hat und nicht in dieses Mädchen das kaum Lacht und alles kritisiert. Ich hasse mich dafür wie ich bin.
Ich hasste es beispielsweise wie er immer Candycrush zockte, während ich neben ihm lag und mich eigentlich nach einer Umarmung sehnte. Ich hasste es wie er sagte: "Ich gehe eine Rauchen" und dann eine halbe Stunde nicht mehr kam. Ich hasste es wenn er sagte: "Ich komme gleich auch an den Pool" und er dann nach einer Stunde noch nicht kam. Ich hasste es wie er oft eiskalt neben mir saß und meine Hand nicht nahm und mich nicht Umarmte und mich nicht küsste.
Es kam mir einfach nicht so vor wie Liebe und ich war mir nicht sicher, seit wann ich dieses Gefühl hatte oder ob ich überhaupt jemals ein anderes hatte.
Zurück vom Urlaub, fing für mich er Sommerjob an. Ich arbeitete in einer kleinen Residence in meinem Wohnort für nur vier Stunden am Tag. Praktisch dachte ich mir, dann kann ich ja später immer noch etwas mit Michael machen oder auch mit Freunden.
Doch dann fing er plötzlich an, den Weg vom Bahnhof zu meinem Haus zu lange zu finden. "Nein, der Weg ist mir zu Lange, ich komme nicht zu dir, du kannst gerne zu mir kommen!", lautete seine Standardantwort auf die Frage ob er zu mir kommen würde.
Es verletzte mich schon, und es störte mich auch irgendwie, aber ich sagte nichts, erstmal. Es störte mich, weil ich wiedermal erwartete, dass ER derjenige ist, der um mich „kämpft“ aber irgendwie glaube ich, hatte ich auch einfach Angst davor, dass es ein erstes Anzeichen sein könnte, dass er mich vielleicht nicht mehr liebt. Ich hatte ständig Angst, dass er mich nicht mehr liebt und das alles beendet. Ich hatte so schrecklich Angst davor, sodass ich jedes Mal zu ihm ging und nicht mehr fragte ob er zu mir kommen würde. War Mal wieder dabei, alles gerade zu rücken. Auch wenn es mich verletzte zu hören, dass ich ihn nicht 10 min. Fußmarsch Wert war, zumindest hörte es sich für mich so an, sagte ich einfach nichts.
Ich fuhr zu ihm und alles war gut. Irgendwann aber wieder mal nach einen Abend an dem ich wieder ein wenig zu tief ins Glas geschaut hatte und er ebenso, eskalierte das Ganze dann. Ich sagte, dass es mich stören würde, dass er nie zu mir kommen würde und dass es mir so vorkomme, als liebe er mich gar nicht mehr. Und seine Antwort darauf war enttäuschend: " Wenn du mich sehen willst, dann musst du zu mir kommen"
Ich brach mal wieder in Tränen aus, ließ mich auf die Straße fallen und saß da und weinte. Er sah es, er sah wie ich da lag, wie ein Häufchen Elend, aber er ging vorbei.
Sein bester Freund kam fragte was los sei und ich brachte kein Wort heraus, ich war fertig, ich war am Boden. Wie kann ein Mensch, der mich anscheinend liebt, sagen, der Weg zu mir nach Hause zu weit ist und deshalb nicht zu seiner FREUNDIN kommt.
Für mich war es eindeutig. Er liebte mich nicht mehr oder zumindest nicht mehr so sehr. Für mich schien es so, als würde all das was ich immer wollte und wofür ich kämpfte plötzlich zerbrechen, wie eine Glaskugel. „Du hast schon wieder verloren!“, redete ich mich ein und ich hasste mich dafür. Ja ich hasste mich dafür, nicht ihn. Mich.
Ich erzählte meiner besten Freundin und deren Freund was vorgefallen war und sie waren auch sehr enttäuscht von ihm. Er stellte Michael zur Rede, dieser gestand sich aber keine Schuld ein. Es war ihm egal. Er meldete sich nicht.
Der Fehler den ich machte war, ich meldete mich. Als ich zu Hause war rief ich ihn an, unter Tränen und fragte ob er mich noch lieben würde und er antwortete mit ja natürlich. Er gestand sich aber keine Schuld ein, keine Entschuldigung, nichts. Für ihn war die Sache geregelt und für mich gezwungener Maßen somit auch.
Das meine ich damit, er vergisst Kleinigkeiten und kleine Streitereien und ich eben nicht. Ich kann nicht so schnell vergessen. Ich denke stundenlang über Dinge nach, die ein anderer schon längst vergessen hat.
Ich schlief unter Tränen ein, fühlte mich beschissen und gleichzeitig auch gut, weil ich wusste, ich würde den nächsten Tag aufwachen und wissen, dass mit meinem Schatz alles gut ist. Das machte mich glücklich irgendwie und gleichzeitig auch traurig und nachdenklich. Ich musste mich schon wieder entschuldigen, ich musste schon wieder für etwas kämpfen, ich musste mich wieder melden. Hätte ich es nicht getan, hätte ich verloren. Da bin ich mir sicher. Ich glaube nicht, dass er sich gemeldet hätte. Nein.
Ja es hört sich so an als könnte ich mich nicht wehren, als würde ich einfach alles in mir hineinschlucken und als würde ich ihn alles verzeihen und das größte Problem ist, im Endeffekt ist es genau das, was ich mache und genau das was ich an mir hasse.
Ich bin eigentlich ein Mädchen, das sich von Niemand so schnell unterkriegen lässt. Konflikten oder Streit stelle ich mich, äußere meine Meinung und fertig. Bei Michael ist es anders. Vor einiger Zeit lernte ich einen anderen Jungen kennen und ging sehr schnell mit ihm eine Beziehung ein. Viel zu schnell, kann ich jetzt im Nachhinein sagen. Aber es passte einfach alles, ich fühlte mich als wäre ich eine Prinzessin, er behandelte mich so. Am Anfang auf jeden Fall.
Ich dachte diese Beziehung würde ewig halten. Wie naiv ich doch war. Aber so sind verliebte Menschen nun einmal, naiv. Nach ein paar Monaten, ein paar wenigen Monaten, um genau zu sein 2 Monaten Beziehung wurde ich sehr enttäuscht. Er beendete die Beziehung ohne einen Grund. Später erfuhr ich, dass er wohl nebenbei eine Andere hatte. Das war dieser Moment an dem mein Herz zerbrach. Dieses positive, glückliche Mädchen war von diesem Augenblick an Geschichte. Ich wusste nicht, dass man vom einem auf den Anderen Augenblick so enttäuscht werden konnte. Ich wusste es nicht, bis zu diesen Augenblick. Und es fühlte sich Scheiße an. Sehr scheiße.
Es hat mich fertig gemacht, dieser Gedanke, von einem Menschen so hintergangen worden zu sein. Er kam zu meiner Familie, stellte sich meinen Eltern als "mein Freund" vor und hatte hinter meinem Rücken eine Andere.
Dieser Gedanke hat mich fertig gemacht, aber ich war nicht sauer auf ihn, nein auf mich. Ich gab mir die Schuld und gebe sie mir auch heute noch. Nicht hübsch genug, nicht schlank genug, nicht lustig genug...ich war einfach nicht gut genug.
Es wurde nicht nach ein paar Wochen besser und auch nicht nach ein paar Monaten, wie sie mir alle versicherten. Nein, es wurde immer schlimmer. Nicht nur dieses Vermissen, nein auch der Selbsthass.
Dann lernte ich bald darauf Michael kennen. Für mich reine Freundschaft, für ihn allerdings nicht. Ich merkte schon bald wie er mich ansah, wie er mir hinterher sah und wie toll er mich behandelte. Ich versuchte dieses Verhalten zu ignorieren. Redete mir ein, dass es sowieso nichts Ernstes werden könnte und redete mir ein, dass er mich sowieso nur verarschen würde. Irgendwann entwickelten sich auch bei mir Gefühle, ich wollte sie unterdrücken. Irgendwie dachte ich noch immer an meinen Ex und irgendwie reizte mich aber auch Michael. Ich erzählte niemanden etwas von meinen Gefühlen zu Michael außer meiner besten Freundin. Ihr erzählte ich alles.
Irgendwann dann entschloss ich es zu versuchen, nach vielen schlaflosen Nächten.
Irgendwann wusste ich, dass es Zeit war etwas Neues anzufangen, auch wenn das Alte noch nicht vergessen war. Aber man muss Dinge nicht vergessen um etwas Neues anzufangen, denn es bleibt so oder so die Vergangenheit und die Vergangenheit wird immer zu unserem Leben gehören. „Was hast du zu verlieren?“, fragte ich mich und die Antwort darauf wusste ich nicht. Heute weiß ich sie: Nichts.
Was haben wir zu verlieren? Nichts. Rein gar nichts. Wir können in unserem Leben nichts verlieren. Denn wenn für uns die Zeit gekommen ist, um zu gehen, gehen wir alleine. Wir können nichts mitnehmen, außer uns selbst.
Ich bin froh, dass ich es getan habe, dass ich mich dazu entschieden habe. Ich würde es bereuen, wenn ich diesen Jungen gehen lassen hätte.
Das Leben ist ebenso, wir müssen erst verlieren, sehr oft verlieren, um dann irgendwas zu gewinnen.
Michael war immer sehr nett zu mir, wir schrieben jeden Tag bis in die späten Nachtstunden und sahen uns auch regelmäßig. Für mich war er immer ein sehr geheimnisvoller Mensch, er reizte mich. Er gestand mir nie wirklich seine Liebe, schrieb meinen besten Freunden aber immer wieder, wie toll er mich fand.
Es war anders als bei diesen andern Jungen, irgendwie viel ernster und glaubwürdiger. Er würde mich nie betrügen, da bin ich mir auch heute noch sicher. Also wagte ich irgendwann einfach diesen Versuch, nach vielen schlaflosen Nächten, in denen ich darüber nachdachte. Einmal sagte er zu mir: "Ich habe immer für dich Zeit mein Engel, außer wenn ich Arbeite, dann nicht."
Kennst du dieses Gefühl, wenn du jemanden in die Augen siehst und dieser Mensch dir etwas sagt und du es glaubst. Einfach so. Ohne Zweifel ohne Fragen, du glaubst es ihn einfach. Und er ist so ein Mensch, den ich Dinge glaube.
Vor einem halben Jahr sagte er mir das, jetzt nach fast neun Monaten Beziehung, sieht das ganze ganz anders aus.
-Schatz hast du morgen Zeit?"
-"Mal schauen, ob ich bock hab"
Ich laß die Nachricht und schon wieder brach ich in Tränen aus. Setzte mich auf meine Zimmerboden und heulte ununterbrochen. "KEIN BOCK", also. Schön, echt schön, wenn der Freund erstmal BOCK haben muss um die Freundin zu sehen. Wieder zweifelte ich an unserer Beziehung, ist ja ganz klar. Immer öfter zweifelte ich daran und immer öfter dachte ich daran das Ganze zu beenden. Aber dann dachte ich wieder, dass es ja an mir liegen könnte. Wer will so eine Heulsuse als Freundin. Ich wusste doch wie er ist, er meinte das alles nicht so und er liebte mich auch.
Ich war wieder in meinem Element, Dinge mit aller Kraft festzuhalten, versuchen alles wieder gut zu machen. Ich wollte diese Beziehung nicht aufgeben, dieser Junge war mir zu viel Wert, ich wollte das Ganze so sehr. Am besten für immer. Wollte nicht schon wieder diejenige sein, die am Boden ist, die ewig brauch um wieder glücklich zu sein. Wollte es einfach nicht aufgeben.
Nun bin ich also an diesen Punkt angelangt, an dem ich hier Sitze, die Füße über den Stuhl gelegt, an diesem Punkt an dem ich das hier alles aufgeschrieben habe und mich tatsächlich ein wenig besser fühle. Mir ist einiges klar geworden:
Ich liebe diesen Jungen verdammt noch mal, ich liebe diese großen blauen Augen, mit denen er mich so süß ansieht. Ich liebe seine elastische Haut, mit denen er immer Grimassen zieht. Ich liebe diese Art wie er mich küssen will wenn ich sauer bin und ich liebe es wie er mir meine Tränen (die in letzter Zeit verdammt oft fließen) wegwischt und mir sagt, ich sei schöner wenn ich glücklich bin. Und ich hasse es gleichzeitig wie er das sagt, weil ich weiß, dass es stimmt und, dass ich viel zu oft und viel zu oft weine, wegen Kleinigkeiten, wegen allem Möglichen. Und ich hasse es wie er mich dann trotzdem immer wieder zum Weinen bringt, in dem er einfach kurzfristig Treffen absagt um mit seinen Freunden zu chillen und dann hasse ich mich dafür, dass ich so Scheiße, bin und ihn so etwas vorhalte und sauer bin. Ich hasse es wie er, dann immer so tut, als wäre das alles gar kein Streit und liebe ihn dann gleichzeitig dafür, dass es für ihn also gar nicht so schlimm ist. Ich hasse es, wenn er ohne ein „Ich liebe dich“ schlafen geht und gleichzeitig weiß ich doch irgendwie, dass er mich liebt.
Ich liebe diesen Jungen und will diese verdammte Beziehung nicht aufgeben, weil ich nicht schon wieder alleine sein will und nicht schon wieder traurig sein will. Ich will mein Bestes geben, diese Beziehung nicht aufzugeben aber gleichzeitig hasse ich mich dafür, dass ich meine Bedürfnisse hinten anstelle. Ich hasse mich dafür, dass ich nicht mehr dieses glückliche Mädchen bin, das ich immer war und noch mehr hasse ich mich dafür, dass ich es nicht mehr ändern kann.
Und am meisten hasse ich es, dass ich nicht weiß wieso es so ist. Ich weiß doch nicht einmal wieso ich eigentlich so emotional geworden bin und alles kritisiere und schlecht rede. Ich hasse mich dafür, dass ich das hier alles aufgeschrieben habe und so tu als würde es mir so schlecht gehen, obwohl wir alle wissen, dass es da draußen so viele arme Leute gibt die jeden Tag um ihr Leben kämpfen müssen. Ich hasse mich dafür, dass ich das doch weiß und es trotzdem nicht ändern kann mich Scheiße zu fühlen. Was ich nun aber weiß ist, dass ich diese Beziehung nicht aufgeben werde und auch mich nicht. Ich werde nicht aufgeben. Nein. Heute nicht.
Tag der Veröffentlichung: 13.08.2015
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