Dir wird gesagt, dass du eine vermisste Königin eines Reiches auf einem anderen Planeten bist.
Was denkst du?
Du hältst denjenigen, der es dir erzählt hat, für verrückt.
Nun wird dir dieses aber durch ein Gespräch, welches nur mit Hilfe von Gedanken statt findet, mitgeteilt.
Was denkst du jetzt?
„Das ist Mike, er ist neu hierher gezogen und wird ab heute ein neuer Mitschüler sein“, stellt Frau Lemke ihn vor.
Alle Mädchen starren ihn an. Auch ich. Ich kann gar nicht anderes. Es muss verboten sein so gut auszusehen. Seine blonden Haare streicht er immer wieder nervös zur Seite. Er sieht eigentlich nicht nach einem Typ aus, der nervös sein kann. Sein Körperbau ist, naja wie soll ich sagen... perfekt. Ja perfekt. Sein Kleidungsstil, zeigt, dass er sich für Mode interessiert. Sein ganzes Äußeres ist also mehr als man einem Mädchen zu muten kann. Ich brauche mir also keine Hoffnung machen. Ein so gut aussehender, was heißt gut, eher perfekt aussehender Junge ist entweder schon vergeben oder wird es schnell in dieser Klasse sein. Mara und Sandy kriegen jeden Jungen den sie haben wollen. Sie sehen zwar nicht perfekt aus, aber sehr gut. Zu mindestens aus der Sicht der Jungs. Ich hingegen bin der absolute Durchschnitt. Meiner Meinung nach. Lotte und Sam sagen mir zwar öfters, ich sehe überdurchschnittlich gut aus, aber das zählt nicht. Sie sind schließlich meine Freunde. Ich bin halt einfach durchschnittlich: mittellange dunkelblonde Haare, durchschnittlicher Körperbau. Nichts was besonders ist. Mike lässt seinen Blick durch die Klasse streifen und mustert jede einzelne Person im Klassenraum. Wie erwartet bleibt sein Blick bei Mara und Sandy kleben.
„Na der scheint ja mal wieder wie jeder Junge zu sein", fängt Lotte sofort an zu labern, auch wenn sie noch gar nicht weiß, ob er nun so ein Idiot, wie alle gut aussehende Jungs, ist oder nicht. Aber trotzdem gebe ich ihr Recht. "Lässt sich vom Äußeren gleich beeindrucken. War ja klar. Man kann ja nicht gut aussehend und vernünftig sein."
Warum bleiben die Blicke der Jungs immer bei den beiden Mädchen kleben? Nur weil sie fette Möpse haben und diese betonen? Doch als Mike bei mir mit seinen Augen angekommen ist, vergesse ich diese Gedanken. Er muss einfach anders sein. Sein Blick ist einfach außergewöhnlich. Seine glänzenden hellblauen Augen sehen so aus, als würde er mir meine Gedanken aus meinen langweiligen braunen Augen ablesen. Wie können Augen so magisch aussehen? Wie ist das möglich?
„Lena? Hallo?“, Lotte holt mich ohne Rücksicht aus meinen Gedanken zurück in den Klassenraum. Zurück an die Erinnerung, dass ich Mike sowieso nie bekommen werde. Verärgert gucke ich zu Lotte. Diesen Augenblick hätte sie mir doch lassen können.
„Was war das?“, fragt diese mich entgeistert und guckt mich so an, als hätte sie Gespenster gesehen.
Verwirrt frage ich: „Was war was?“
„Wie ihr euch angestarrt habt. Das....das ist nicht normal....“
„Was meinst du?“
„Sag mal bist du überhaupt anwesend? Er hat dich Ewigkeiten angeguckt. Hab' schon gedacht er wäre eingefroren oder so. Den gleichen Gedanken hatte Frau Lemke auch. Sie hat ihn daraufhin angesprochen und einem Platz zuge... hast du das gar nicht mitbekommen?“
War wirklich schon so viel Zeit vergangen? Ich blicke mich um. Einige Augen sind auf Mike gerichtet, der sich wirklich inzwischen hingesetzt hat. Die meisten Augen sind aber auf mich gerichtet. Verwirrt gucke ich zu Lotte. Die schaut mich immer noch fragend an. Als wenn ich bei ihm eine Antwort finden würde gucke ich zu Mike rüber. Sein Blick ist auch auf mich gerichtet. Doch sobald er sieht, dass ich ihn angucke dreht er sich weg. Was war passiert? Mein Blick richtet sich wieder auf Lotte. Die Klasse fängt an zumurmeln. Erst jetzt fällt mir auf, dass vorher niemand etwas gesagt hat und auch jegliche Geräusche vermieden worden waren. Was für diese Klasse das unnormalste überhaupt ist. So langsam kriege ich Angst. Wie lange haben wir uns angeschaut? Und vor allem warum?
„Das hättest du sehen müssen!", begrüßt Lotte Sam. "Wie sie sich angestarrt haben. Ich würde mal behaupten, dass ist Liebe auf dem ersten Blick. Hab' eigentlich gedacht so etwas gibt es nicht. Doch Lena hat mich mal wieder vom Gegenteil überzeugt.“
Den Nachmittag habe ich bei ihr verbracht, da bei mir zu Hause mal wieder Chaos herrscht. Meine Eltern streiten sich, was in der letzten Zeit so gut wie immer der Fall ist und mein Bruder, Jack, der 3 Jahre älter ist als ich, wird dadurch auch aggressiv und meckert mich bei jeder Begegnung an. Von daher bin ich froh, dass ich bei Lotte immer willkommen bin. Jetzt holt mich Sam ab, da ich den Abend bei ihm verbringen wollte. Einfach um auf andere Gedanken zu kommen. Lottes einziges Gesprächsthema heute war nämlich Mike. Und darauf kann ich ganz gut verzichten. Ich kann nämlich ihre ganzen Fragen, ob ich denn in ihn verliebt wäre oder wann ich mal mit ihm sprechen werde, nicht beantworten, da ich es ja selber nicht weiß.
„Hast du mit ihm geredet?“, fragt Sam auch prompt. Na toll jetzt fängt er auch noch an...
„Nein", beantwortet Lotte schon seine Frage, bevor ich überhaupt meinen Mund öffnen konnte. "Das ist ja das Komische. Keiner von den beiden ist in der Pause mal auf den anderen zu gegangen."
„Stehst du denn auf ihn?“, fragt Sam weiter.
„Ach Sam!", sage ich genervt. "Die gleichen Fragen hat Lotte mich schon den ganzen Tag gefragt. Ich weiß doch selber nicht, was heute mit mir los war. Außerdem war das alles gar nicht so extrem wie Lotte das alles erzählt hat. Mike hat jeden angeguckt. Nicht nur mich. Ich weiß echt nicht, was ihr alle habt. Können wir jetzt bitte zu dir fahren, Sam? Ich würde gerne mal über andere Sachen reden und das ist anscheinend bei Lotte nicht möglich.“ Warum kann man es nicht bei dem Geschehenem belassen? Es ist doch eigentlich kaum etwas passiert. Nur, weil er mich ein wenig länger angestarrt hat, heißt das doch noch nichts. Vielleicht war er mit den Gedanken ganz wo anders und ich hatte nun einmal das Glück oder Pech, wie man es nimmt, dass er in dem Moment mich angeguckt hat. Das wäre zu mindestens eine logische Erklärung. Warum sollte ein Junge wie Mike sich in mich verlieben?
„Warum ist dieser Mike bei euch mitten im Schuljahr in die Klasse gekommen“, fragt Sam, nachdem wir ungefähr 5 Minuten schweigend im Auto saßen. Warum fängt er jetzt schon wieder mit dem an?
„Weil er hierher gezogen ist", antworte ich gereizt. "Glaube ich, aber warum ist das wichtig? Und habe ich mich nicht eben deutlich genug ausgedrückt, als ich sagte, dass ich gerne über etwas andere reden würde?“
„Du sagst ja nichts“, entgegnet Sam.
„Ich weiß halt nicht, was ich sagen soll“, gebe ich zurück.
„Sonst redest du immer soviel. Vor allem wenn ich dich von Lotte abhole. Wahrscheinlich weil sie dich immer mit ihrer Redelust ansteckt. Heute ist es nicht so. Hat das etwas mit Mike zu tun?“
„Nein! Warum sollte es das? Er ist nun einmal neu in unserer Klasse und bestimmt nicht der Grund weshalb ich jetzt nichts sage. Ich weiß nun einmal nicht was ich sagen soll.“ Was ist heute mit Sam los? Sonst redet er doch auch immer viel. Und mit viel meine ich nichts was mit Mike zu tun hat. Schließlich kannte ich Mike ja füher nicht.
„Ist er wirklich so gut aussehend wie Lotte sagt?“, fragt Sam trotz meiner Anweisung Mike aus dem Gespräch zu lassen.
„Er sieht nicht schlecht aus", antworte ich nicht ganz wahrheitsgemäß, aber in der Hoffnung, dass er damit das Thema nicht weiter vertieft. "Aber das macht es doch noch unwichtiger. Er hat genug andere Verehrerinnen. Auch wenn ich was von ihm wollte, wo ich mir aber noch nicht einmal sicher bin, auch wenn das der Fall wäre, hätte ich keine Chance bei ihm.“
„Das glaube ich nicht. Nachdem was Lotte erzählt hat....naja vielleicht sollte ich Lotte einfach nicht so ernst nehmen. Also gibt es außer Mike etwas neues in der Schule?“, wechselt Sam zum Glück langsam das Thema, auch wenn es außer Mike natürlich nichts neues in der Schule gab.
„Wir haben Mathe wieder bekommen“, fällt mir dann doch noch ein.
„Und was hast du?“
„Eine 2.“
„Gut“, antwortet er.
Es herrscht wieder Schweigen. Das ist irgendwie unnormal. Zum Glück kommen wir endlich bei seiner kleinen Wohnung an. Sie besteht aus 3 Räumen und ist nur mit dem nötigstem eingerichtet. Manche würden es als trostlos bezeichnen. Doch ich mag es, so wie es ist, weil es Sams Wohnung ist und Sam immer für mich da ist und weil ich immer in seine Wohnung kann wenn ich möchte oder ihn brauche. Er fischt seinen Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnet die Tür. Sobald wir drin sind geht er zu dem Wasserkocher um heißes Wasser für Tee zumachen. Für Oktober ist es nämlich dieses Jahr schon erstaunlich kalt. Ich mache mich in der Zeit schon einmal auf dem Sofa bequem. Sofort kommt Zora, seine Hauskatze, zu mir und verlangt ein paar Streicheleinheiten. Sie rollt sich auf meinem Schoß zusammen und schläft schnurrend ein. Ich höre wie Sam das Wasser in die Tassen gießt. Gleich wird er sich endlich zu mir setzen und mich hoffentlich auf andere Gedanken bringen. Sam ist wirklich mein bester Freund. Mit ihm kann ich über alles reden. Kennen gelernt habe ich ihn in der Stadt. Als ich mal wieder über den unebenen Boden gefallen bin und dabei meine Einkäufe fallen gelassen habe. Er ist gerade da lang gegangen und hat mir aufgeholfen. Lotte hat als ich ihr das erzählt habe sofort gesagt, dass es sich nur noch um ein paar Tage handeln kann und ich und Sam dann zusammen sein würden. Doch das stimmte nicht. Ich und Sam sind einfach Freunde geblieben. Darüber bin ich auch sehr froh. Liebesbeziehungen sind immer so schnell vorbei. Freundschaften halten länger. Und unsere Freundschaft wird hoffentlich noch ewig halten.
„Was machst du am Wochenende?“ Sam hat es sich endlich in dem Sessel gegenüber von mir bequem gemacht.
„Ich weiß es noch nicht. Wahrscheinlich werde ich wieder von zu Hause fliehen. Dort lässt es sich im Moment wirklich nicht aushalten. Vielleicht gehe ich wieder zu Lotte. Kann ich auch zu dir kommen? Ich weiß nicht ob ich ein ganzes Wochenende mit Lotte aushalte. Sie wird mit Sicherheit die ganze Zeit über Mike reden und darauf kann ich echt verzichten.“
„Na klar. Du weißt doch, dass du bei mir immer willkommen bist. Du musst mir nur sagen, wann ich dich wo abholen soll.“ Ich bin wirklich froh ihn zu haben.
„Danke“, antworte ich.
"Kein Problem“, erwidert er und lächelt mich an. Ich lächle zurück. Ich liebe es wenn er mich so anlächelt. Wenn er das macht kann ich ihm nie lange böse sein.
„Wirst du morgen eigentlich mit Mike sprechen?“, fragt Sam mich plötzlich.
Wütend, weil er schon wieder mit diesem Thema anfängt schnauze ich ihn an: „Meine Güte, was geht dich das an? Das ist doch nun wirklich egal. Denkst du wirklich, dass ich eine Chance bei ihm hätte? Ich werde mit Sicherheit nicht auf ihn zugehen und er wird auch nicht auf mich zugehen. Sam, er ist nur ein weiterer Junge von vielen in meiner Klasse. Warum kapierst du nicht endlich, dass ich nicht über ihn reden will?“ Ich gucke Sam an um heraus zu finden, was meine Worte für eine Wirkung haben. Doch sobald ich ihn angucke dreht er sich traurig weg und scheint sein einziges Bild an der Wand zu betrachten, welches ein kleines Ruderboot auf einem Ozean zeigt. Was ist heute mit ihm los? Was ist heute mit dieser Welt los?
„Ich glaube, ich muss das dir jetzt sagen", fängt Sam plötzlich an. "Bevor es zu spät ist. Ich habe eigentlich gedacht, dass du es selber merkst. Aber vielleicht empfindest du einfach nicht das gleiche. Doch ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte.“ Was will er mir sagen? Was empfindet er für mich? Liebt er mich? Sollte das der Fall sein, ich...ich habe keine Ahnung. Sam war immer mein bester Freund, aber nie mehr als das.
„Was willst du mir sagen?“, frage ich also ängstlich. Wenn er mir jetzt wirklich seine Liebe gesteht. Was würde ich ihm sagen? Ich hatte noch nie einen festen Freund. Ich hatte auch noch nie in Betracht gezogen einen zu wollen. Ich liebe Sam. Aber eher wie man seinen großen Bruder liebt.
„Lenni“, fängt Sam an. So hat er mich noch nie genannt. „Ich muss es dir jetzt sagen. Ich...ich liebe dich.“
Ich schließe die Augen. Ich habe also richtig vermutet. Doch jetzt wo er es ausgesprochen hat wirkt es noch mal anders.
„Lenni, ich musste es einfach sagen. Ich hätte es mir nicht verziehen, wenn du mit Mike zusammen gekommen wärst und das vielleicht nur, weil du es nicht wusstest, dass ich dich liebe. Ich weiß nicht ob du das gleiche für mich empfindest. Wenn nicht kann ich verstehen, dass du jetzt vielleicht lieber nach Hause willst. Ich kann dich fahren wenn du willst.“
Ich bringe keine Antwort heraus. Er hat unsere Freundschaft zerstört. Wenn ich ihn nicht so liebe wie er mich, dann werde ich ihn vielleicht nie wieder sehen. Ich habe nicht gedacht, nicht gemerkt, dass er mich liebt. Hätte ich es nicht eigentlich bemerken müssen?
„Lenni, es tut mir Leid. Ich bringe dich jetzt nach Hause.“
Ich schaffe es immer noch nicht irgendetwas zu sagen. Mit geschlossenen Augen bleibe ich auf dem Sofa sitzen und streichle Zora. Wird es das letzte Mal sein, dass ich über ihr weiches Fell streichle? Oder liebe ich Sam doch auch so wie er mich liebt. Er ist aufgestanden und wartet auf eine Antwort oder zu mindestens darauf, dass ich mich erhebe. Doch ich bleibe einfach sitzen.
„Lenni, du musst schon etwas sagen oder aufstehen“, bestätigt Sam meine Vermutung. Also erhebe ich mich. Zora springt erschrocken weg. Wie benommen folge ich Sam zu seinem Auto.
Die Autofahrt war still. Sam hat mich immer wieder angeguckt und den Mund geöffnet als ob er etwas sagen wollte, hat es dann aber doch gelassen. Ich habe aus dem Fenster geguckt ohne die Landschaft wahr zu nehmen. Ich habe versucht über meine Gefühle klar zu werden. Sam ist so liebevoll. Er ist so wie ich mir einen großen Bruder vorstellen würde. Nicht so wie Jack. Sam sieht auch gut aus. Nicht so gut wie Mike, aber ich mag sein Aussehen. Bei Sam fühle ich mich immer geborgen. Bei Sam kann ich mich immer aus heulen. Doch liebe ich ihn? Liebe ich ihn so wie er mich liebt?
„Warum gehst du nicht ans Telefon?", stürmt Jack in mein Zimmer. "Jetzt musste ich wegen dir mein Spiel unterbrechen. Das war das letzte Mal. Nächstes Mal lasse ich es klingeln.“ Geistesabwesend nehme ich das Telefon in die Hand.
„Wenigstens Danke könntest du sagen“, meckert Jack während er hinter sich die Tür zuschmeißt.
„Na bei euch herrscht wohl immer noch dicke Luft“, höre ich Lottes vertraute Stimme. „Wie war's bei Sam?“
Ich antworte nicht. Was soll ich ihr sagen?
„Lena?“
Ich muss jetzt etwas sagen. Lotte wird nie locker lassen.
„Wie immer“, versuche ich es. Ich habe keine Lust ihr von dem Gespräch mit Sam zu erzählen.
„So hörst du dich nicht an", sagt Lotte sofort. "Lena, du verheimlichst mir etwas. Ich kenne dich zu gut. Du kannst mir nichts vormachen!“
Es war klar. Doch ich will ihr nichts davon sagen.
„Er hat es dir gesagt? Hab' ich recht? Sam hat dir gesagt, dass er dich liebt!“
Warum wusste sie das? War das so offensichtlich? War ich die einzige, die es nicht bemerkt hat?
„Oh. Du wusstest es nicht Lena? Du liebst ihn nicht? Was ist los?“
Warum quält Lotte mich jetzt mit diesen Fragen? Ich weiß es doch selber nicht.
„Soll ich zu dir kommen? Oder willst du lieber zu mir kommen. Ich weiß nicht, wegen des Streits bei euch.“
Nichts von beiden, würde ich am liebsten sagen, aber dann würde Lotte einfach vorbei kommen.
„Kannst ja vorbei kommen“, antworte ich wenig begeistert.
„Ok, ich bin sofort bei dir.“
Naja, 5 Minuten wird sie wahrscheinlich doch brauchen. 5 Minuten in denen ich mir Antworten für ihre Fragen überlegen kann. Antworten, die ich nicht weiß und wo ich mir nicht sicher bin, ob ich sie jemals wissen werde. Vor allem weiß ich nicht wie ich die Antworten heraus finden soll. Wie merkt man, ob man in jemanden verliebt ist? Ich weiß es nicht.
„Oh nein, wie siehst du denn aus?“, kommt Lotte zu mir und umarmt mich, sobald ich die Tür geöffnet habe. „Soll ich dir ein Tee machen? Ach nein, komm lass uns erst mal in dein Zimmer gehen“, bestimmt sie und ich folge ihr. Sie setzt sich sofort auf meinen Schreibtischstuhl und ich mache es mir wieder auf meinem Bett bequem.
„Jetzt erzähl mal!“, fordert Lotte mich auf.
Doch ich antworte nicht.
„Na gut, du willst also nicht“, bemerkt sie enttäuscht. Sofort tut sie mir leid. Eigentlich will sie mir ja nur helfen. Widerstrebend antworte ich ihr also. Erzähle alles, was ich heute erlebt habe.
Als ich fertig bin, herrscht Schweigen.
„Liebst du ihn denn?“
„Ich weiß es nicht.“
Schweigen.
„Und du hast es nicht bemerkt?“
„Nein.“
Schweigen.
„Wenn du ihn nicht liebst, dann vergiss ihn einfach!“
„Ich will ihn nicht verlieren.“
„Dann liebst du ihn“, folgert Lotte.
Ist es wirklich so einfach? Ich glaube nicht. Auch seine beste Freundin will man nicht verlieren. Doch man liebt sie ja nicht.
„Ich weiß es nicht“, erwidere ich also.
„Dann musst du es herausfinden.“
„Aber wie?“, frage ich.
„Küss ihn!“
Entgeistert starre ich sie an.
„Wenn du ihn liebst wirst du es spätestens dann merken.“
Ich soll also ihn einfach küssen. Nachdem ich ihn angeschwiegen habe, als er mir gesagt hat, dass er mich liebt. Ich soll jetzt einfach zu ihm und ihn küssen. Ist sie denn von allen guten Geistern verlassen?
„Es ist das einfachste“, bleibt Lotte immer noch bei ihrem Entschluss.
„Ich habe dir doch erzählt was ich gemacht habe, als er mir gesagt hat, dass er mich liebt“, versuche ich sie nochmal zu erinnern.
„Wenn er dich wirklich liebt - wo von ich ausgehe - wird er nichts dagegen haben.“
„Ich kann das nicht“, entgegne ich.
„Klar kannst du das. Wenn du es wirklich nicht kannst. Dann ist es klar, dass du ihn nicht liebst. Du musst dich entscheiden. Ich kann dir da leider nicht helfen. Außer zu sagen, dass Sam dich wirklich liebt und es mir ein Rätsel ist, dass du es nicht bemerkt hast.“
„Aber wie soll ich das machen? Ich kann doch nun wirklich nicht einfach zu ihm gehen und ihn einfach so küssen.“
„Lass dir ein paar Tage Zeit. Vielleicht eine Woche oder so. Wenn du dann das Gefühl hast, dass du ihn vermisst und du bereit bist ihn zu küssen, gehst du zu ihm und sagst, dass du gerne nochmal von vorne anfangen würdest. Er wird das verstehen und dir genug Zeit geben.“ Ein paar Tage Ruhe ist genau das Richtige.
„Wie wäre es wenn wir am Wochenende shoppen gehen?“, fragt Lotte mich.
„Das ist ein gute Idee. Was wollen wir am Sonntag machen? Ich habe keine Lust einfach nur rum zu gammeln. Da habe ich zu viel Zeit um nach zudenken.“
„Hm... du solltest aber auch nachdenken. Aber wie wäre es wenn wir zu Sandy fahren?“ Sandy ist ihre große Schwester, die 10 Jahre älter ist und einen Reiterhof besitzt.
„Finde ich gut“, antworte ich. Die Arbeit bei den Pferden wird mich gut ablenken.
„Ich will dich ja nicht nerven, aber morgen in der Schule. Da ist Mike...“
„Ach, hör auf! Mit Mike ist nichts“, falle ich ihr genervt ins Wort.
„Jaja, schon gut.“
Von wegen mit Mike ist nichts. Wie jeden morgen gehe ich zu meinen Platz. Hatte ich zumindest vor. Doch dort steht Mike. Sobald ich den Raum betrete lächelt er mir zu. Er hat ein bezauberndes Lächeln. Wenn Lotte nicht dort sitzen würde hätte ich sofort kehrt gemacht. Ich bin schon durcheinander genug. Da brauche ich jetzt nicht auch noch ein Gespräch mit Mike.
„Hallo Lena“, begrüßt Mike mich. Dabei stehe ich immer noch in der Tür und Mike hat seinen Mund gar nicht bewegt. Jetzt werde ich auch noch verrückt. Lotte winkt mir zu. Also gehe ich zu meinem Platz.
„Hay“, begrüße ich sie.
„Was hattest du eben?", fragt Lotte sofort. "Bleibst einfach so in der Tür stehen...naja egal. Mike hat mich gerade gefragt, ob er heute neben dir sitzen darf. Ich hätte ja gleich zugesagt, aber wegen gestern, habe ich gedacht, ich frage doch erst mal dich.“ Na toll. Jetzt sitze ich in der Klemme. Natürlich habe ich einerseits gar keine Lust Mike neben mir zu haben. Doch andererseits schaut er mich mit seinem bezauberndem Lächeln an und ich kann ihm nicht widerstehen.
„Ist in Ordnung“, gebe ich also zurück.
„Ich tu dir auch nichts“, sagt Mike. Zu mindestens dachte ich das. Doch als ich ihn frage, ob er was gesagt hat verneint er dies und Lotte guckt mich ein wenig verwirrt an. Ich werde also wirklich verrückt.
„Naja ich setz' mich dann mal neben James“, entschließt Lotte, packt ihre Sachen wieder zusammen und geht zu dem jetzt freien Platz neben ihrem Schwarm James. Na das passt sich ja.
„Mag sie ihn?“, fragt Mike mich.
Bevor ich antworte denke ich: „Als wenn man das übersehen könnte.“ Ich bin mir auch ziemlich sicher es nicht laut ausgesprochen zuhaben.
Doch Mike stimmt mir zu: „Da hast du recht.“
Um nicht umzukippen setze ich mich auf meinen Stuhl und hole meine Sachen raus. Was ist mit mir los?
„Mit dir ist alles in Ordnung. Mehr als in Ordnung“, spricht Mike mich fröhlich an. Entgeistert schaue ich ihn an.
„Ok, ich glaube ich bin dir eine Erklärung schuldig. Doch es ist besser, wenn ich erst nach der Stunde damit anfange“, beantwortet er meinen Blick und ich bin mir das erste Mal sicher, dass er den Mund wirklich zum Sprechen geöffnet hat. Die Stunde ist zum verrückt werden. Immer wenn ich klare Sätze denke, antwortet Mike mir. Zu mindestens denke ich das. Doch es ist so unmöglich, dass es gar nicht sein kann. Ich sehne das Ende dieser Schulstunde entgegen. Schließlich hat Mike gesagt, dass er mir dann endlich alles erklärt. Eine Erklärung, die dann vielleicht bedeutet, dass ich nicht geisteskrank bin.
„Ja das wird sie sein“, schleicht sich Mike schon wieder in meine Gedanken.
„Ich hätte dir die Erklärung auch schon in der Schulstunde geben können. Dir so mitteilen, wie die anderen Sätze. Doch ich glaube es ist besser wenn ich dir das auf der normalen Weise beibringe. Vielleicht denkst du dann nicht mehr, dass du verrückt bist.“ Ich stehe mit Mike auf dem Schulhof und bin mir ziemlich sicher, dass die Hälfte des Gert-Müller-Gymnasiums uns anstarrt. Diesem ist Mike sich auch bewusst: „Wo könnten wir ein wenig ungestörter reden?“ Ich überlege. „Ich denke, dass uns überall ein paar Leute folgen werden.“ „Das gestaltet die Sache ein wenig komplizierter. Würdest du mir die Sachen, die ich dir jetzt sagen werde, auch glauben, wenn ich sie dir nur durch Gedanken mitteile?“ Ich gucke ihn ein wenig skeptisch an.
„Ich werde es einfach mal versuchen. Hmm, wo fange ich am besten an“, redet Mike einfach weiter.
Naja, was heißt redet? Er bewegt seinen Mund nicht und doch verstehe ich ihn klar und deutlich.
„Ich habe schon lange darauf gewartet dich endlich zutreffen. Doch ich habe trotzdem keine Ahnung wie ich dir das alles möglichst schonend beibringen kann. Ich habe mir mehrere hundert Jahre vorgestellt wie es sein wird. Doch irgendwie ist alles anders.“ „Was ist los?“, frage ich. „Es wäre von Vorteil, wenn du deine Sätze einfach denkst wie ich. Sonst werden dich vielleicht ein paar Leute hier für verrückt erklären. Also erst einmal die Erklärung, weshalb ich mehrere hundert Jahre Zeit hatte mich hier drauf einzustellen: Ich bin unsterblich. Ich komme auch nicht von dieser Welt. Ich habe mein eigenes Königreich. Beziehungsweise werde es haben, wenn ich meine Königin gefunden habe. Im Moment, naja die letzten vierhundert Jahre, ist im Reich alles still geblieben, da es keinen Herrscher hat. Das passiert sehr selten, da die Königsfamilie eigentlich unsterblich ist. Es gibt nur wenig Möglichkeiten trotzdem jemanden mit Königsblut umzubringen, aber es ist nicht unmöglich. Aber dazu wann anders mehr. Denn jetzt kommst du ins Spiel. Es ist jetzt wahrscheinlich ein bisschen viel für dich, aber ich kann es dir leider nicht schonender beibringen. Ich wüsste nämlich nicht wie. Auf jeden Fall bist du die Königin die ich suche.“
Ich starre ihn entgeistert an. Mir doch egal, wenn mich jetzt jemand für durchgeknallt hält. Ich bin es schließlich wirklich. Ich höre Stimmen. Klarer Fall für eine Einweisung.
„Du irrst dich“, höre ich schon wieder Mike.
Kann das nicht aufhören? Ich eine Königin? Selbst wenn es jemand wirklich gesagt hätte, würde ich es nicht glauben.
„Du kannst meine Gedanken hören, genauso wie ich deine. Das ist der Beweis dafür, dass wir das nächste Königspaar sind. Wir sind dazu fähig uns in Gedanken zu unterhalten. Das soll uns helfen das Reich besser zu regieren. So können wir geheime Beratungen machen und uns jeder Zeit unterhalten. Egal wie weit von einander wir getrennt sind.“
„Wo liegt dieses ''Reich''?“, frage ich in Gedanken. Ich werde wirklich verrückt.
„Es ist nicht auf diesem Planeten. Man erreicht es mit einem Art Raumschiff. Es ist schwer zu beschreiben. Doch im besten Fall wirst du es ja selber erleben.“
„Wenn ich aber nicht will?“
„Wenn du nicht willst, wird ein ganzes Königreich zerstört. Denn du bist die einzige Königin und du bist noch sterblich. Wenn du also stirbst, gibt es keine Königin mehr.“
„Soll das heißen ich werde auch noch irgendwie unsterblich?“, frage ich geschockt. Das darf doch alles nicht war sein.
„Ja das würdest du werden. Wenn du, naja das ist in diesem Moment nun wirklich viel zu viel für dich, aber das war es jetzt sowieso schon also ist es egal. Also wenn du mich heiratest, dann würdest du mit zur Königsfamilie gehören und dadurch auch unsterblich werden.“
Das hat das Fass nun wirklich zum überlaufen gebracht. Ich drehe mich von ihm weg und gehe zum Schulausgang. Auf Unterricht könnte ich mich sowieso nicht mehr konzentrieren. Am besten lasse ich mich gleich einweisen. Ich gehe orientierungslos durch die Straßen. Nicht auf diesem Planeten. Königin. Gespräch durch Gedanken. Heirat. Gestern Morgen war noch alles in Ordnung. Alles normal. Kein Mike. Kein komisches Königreich. Angefangen hat das alles … Ja wann hat das alles angefangen? Als Mike in die Klasse gekommen ist? Nein, da war alles noch ziemlich normal. Er hat mich zwar länger angeguckt. Doch da habe ich mich noch relativ normal gefühlt. Naja was heißt normal? Ich habe mich verliebt. Glaube ich. Doch verlieben ist normal. Das richtige Chaos hat wegen Sam angefangen. Als er sagte, dass er mich liebt. Die Frage ob ich ihn liebe. All das war schon zu viel für mich. Doch das heute ist noch mehr. Viel mehr. Ich weiß jetzt die Antwort. Ich weiß jetzt, dass ich Sam nicht liebe. Vielleicht habe ich es gemacht. Vorgestern. Als ich Mike nicht kannte. Wäre Mike nicht in meine Klasse gekommen. Wäre ich jetzt mit Sam zusammen? Nein! Sam hätte es mir nicht gesagt. Er hat es mir gesagt als er von Mike gehört hat. Mike ist also der Auslöser. Der Auslöser für alles. Warum liebe ich ihn also?
„Weil wir zusammen gehören.“
Ich drehe durch. Ich drehe durch. Ich drehe durch. „Es tut mir leid“, höre ich von hinten. Eine klare Stimme. Nicht nur eine Stimme in meinen Gedanken. 2 Hände legen sich auf meine Schulter. Ich bleibe stehen. „Warum ich?“, schluchze ich los. Na toll, jetzt kommen mir auch noch die Tränen. Mike sagt nichts sondern legt seine Arme um mich. Es fühlt sich tröstlich an. Seine Nähe bei mir zu spüren. Es ist nicht fair, nicht selber über seine Gefühle bestimmen zu können. „Da hast du Recht. Doch bei mir würden sich die Gefühle nicht ändern.“ Mike scheint sich dafür entschieden zu haben normal mit mir zu reden. „Warum bist du hier her gekommen? Woher wusstest du, dass ich hier bin und nicht in Alaska oder sonst wo? Konntest du schon immer meine Gedanken hören? Warum konnte ich gestern deine Gedanken noch nicht hören?“, platzen mir die Frage raus. „Warte, warte! Eins nach dem anderen. Ich bin hierher gekommen, weil Sam mir von dir erzählt hat. Er hat dich beschrieben und es hat alles gepasst. Du bist hübsch, willensstark und hattest noch keinen Freund. Durch ihn wusste ich also wo ich dich finden würde. Deine Gedanken konnte ich erst hören als ich dich gesehen habe. Ich habe mich gewundert, dass du meine Gedanken nicht hören konntest. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass du doch nicht die Richtige bist. Deshalb habe ich mit meinen Beratern gesprochen und die haben mir gesagt, dass es vielleicht ein bisschen dauert bis sich dein Gehirn soweit ausgebildet hat, dass du auch meine Gedanken hören kannst. Heute wollte ich dir dann davon erzählen. Egal ob du meine Gedanken hören kannst oder nicht.“ „Sam?“, frage ich geschockt. Was hat er denn damit zu tun? „Sam ist mein kleiner Bruder. Er ist also auch unsterblich. Doch da ich der erstgeborene Sohn bin, bin ich der Thronnachfolger. Sam hat sich hier niedergelassen, als er dich sah. Eigentlich wollte er mir nichts von dir erzählen. Er wollte dich für sich haben. Doch, da du auch nach längerer Zeit nicht auf seine Flirts eingegangen bist, und er auch eigentlich gerne zurück nach Hause möchte, hat er mir dann doch von dir erzählt“, erklärt mir Mike und scheint sich dabei halbtot lachen zu müssen. „Hast du seine Flirts nur ignoriert oder hast du sie wirklich nicht bemerkt?“, fragt Mike und nachdem ich ihn nur wütend anstarre, kann er sein Lachen nicht mehr zurück halten. „Das ist nicht witzig!“, versuche ich ihm klar zumachen. „Ich kann da nichts für. Irgendwie scheine ich ja nur auf dich gewartet zu haben, obwohl ich nichts von dir wusste.“ Plötzlich guckt er mich mit einem anderen Blick an. Mit einem Blick, hmm...wie soll ich ihn beschreiben? Neugierig, zurückhaltend und auch liebevoll.
„Schlägst du mir ins Gesicht wenn ich das jetzt mache?“, fragt er mich in Gedanken.
Doch es scheint eher eine rhetorische Frage zu sein, denn ohne eine Antwort abzuwarten beugt er sich zu mir runter und legt seine Lippen behutsam auf meine. In meinem Bauch fliegen tausende von Schmetterlinge und meine Knie werden wackelig. Mike legt seine Arme fester um mich. Wahrscheinlich um mich auf den Beinen zuhalten. Wollte ich ihm nicht böse sein? Er ist doch schuld dafür, dass ich geisteskrank bin. Doch bin ich wirklich geisteskrank? Warum sollte Mike mich anlügen? Doch das würde bedeuten, dass ich wirklich eine Königin bin und das in einem Reich auf einem anderen Planeten. „Ich glaube ich bringe dich jetzt lieber nach Hause. Dann kannst du eine Nacht darüber schlafen. Am besten lasse ich dir das ganze Wochenende dafür Zeit. Du hattest ja sowieso schon ein Programm um mich zu vergessen“, sagt Mike lachend. Er muss auch über alles von mir lachen. „Aber dann sehe ich dich erst Montag wieder“, stelle ich verzweifelt fest. Jetzt nachdem ich weiß, dass ich meine Gefühle sowieso nicht ändern kann, will ich auch wenigstens mit ihm zusammen sein. „Du siehst mich dann am Montag wieder und bald siehst du mich vielleicht eine Ewigkeit. Wer weiß?“ Ich gucke ihn skeptisch an. Ein ganzes Wochenende ohne ihn? „Naja vielleicht bin ich mal zufällig in der Nähe?“, wendet Mike endlich ein. „Aber unterhalten können wir uns ja sowieso immer“, fügt er hinzu und tippt sich an den Kopf.
Als ich am Samstag aufgewacht bin, habe ich mich gefragt, ob ich die letzten beiden Tage nur geträumt habe. Beinahe hätte ich mein Telefon genommen und hätte Sam angerufen. So wie es ganz normal ist. Doch plötzlich hatte mir eine Stimme in meinem Kopf einen Guten Morgen gewünscht und ich wusste, dass es alles wirklich passiert war. Also habe ich mich für einen Shopping-Tag mit Lotte fertig gemacht. Es war nicht leicht sich auf sie zu konzentrieren, wenn man zur gleichen Zeit sich eigentlich auch mit Mike unterhalten konnte. Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass er noch in der Stadt auftaucht. Doch den Gefallen hat er mir nicht gemacht. Auch wenn ich ihn eigentlich lange genug angefleht habe. Lotte ist meine leichte Abwesenheit aufgefallen. Sie tippte darauf, dass es an Sam lag. Doch damit lag sie knapp daneben. Sie wollte daraufhin, dass wir den Ausflug zu ihrer Schwester verlegen und ich doch zu Sam fahren sollte. Beinahe hätte ich zugesagt. Dann wäre ich Lotte für heute los geworden und hätte etwas mit Mike machen können. Doch bevor ich antworten konnte schimpfte Mike mit mir, ich solle es unbedingt machen. Er gab mir zwar keine Erklärung, trotzdem bat ich Lotte den Ausflug mit mir zumachen. Deshalb sitze ich jetzt auf einem Pferderücken und unterhalte mich mit Mike. Ich und Lotte haben uns für einen schönen Ritt am Strand entschieden und im Galopp kann man sich auf die normale Weise nicht unterhalten. Deshalb habe ich so wenigstens jetzt die Chance mich mit Mike zu unterhalten.
„Sehe ich dich heute noch?“, frage ich ihn hoffnungsvoll.
„Mal gucken.“
„Du hast es mir versprochen.“
„Habe ich nicht. Ich habe gesagt, dass ich vielleicht mal zufällig in der Nähe bin“, erwidert Mike.
„Du bist gemein!“
„Warum?“
„Weil du ganz genau weißt, dass ich dich vermisse“, erkläre ich.
„Ich habe mehrere hundert Jahre dich vermisst und du willst mir sagen, dass du noch nicht einmal ein Wochenende ohne mich aushältst?“
„Kann sein“, gebe ich kleinlaut zu.
„Lena! Da hinten steht wer! Ich glaube das ist Mike. Sollen wir anhalten?“, unterbricht Lotte mich. Hoffnungsvoll gucke ich in die Richtung, wo sie hinzeigt. Und tatsächlich könnte es Mike sein.
„Du bist doch da“, denke ich fröhlich.
Als wir bei ihm angekommen sind, springe ich sofort vom Pferd und renne auf Mike zu. Der lacht mich nur an und schließt mich in seine Arme. Lotte nehme ich erst wieder wahr, als sie sich räuspert. Ich drehe mich zu ihr hin und bemerke an ihrem Blick, wie komisch ihr das jetzt wahrscheinlich vorkommt. „Habe ich etwas verpasst?“, fragt sie auch gleich. „Ähm....ich glaube schon“, gebe ich zu. Doch was sage ich ihr jetzt? „Ich war am Freitag nochmal bei ihr. Naja, du hast bestimmt schon mitbekommen, dass ich es auf Lena abgesehen habe“, erlöst mich Mike. „Ja das stimmt. Hmm...woher wusstest du, dass wir hier sind?“, versucht Lotte ein Gespräch zu beginnen. „Ich wusste es nicht. Ich wollte einfach einen schönen Tag am Strand verbringen.“ „Hier? Ohne Pferd, Auto oder ähnliches? Du hast aber schon bemerkt, dass die Ortschaften ein paar Kilometer entfernt sind?“, hakt Lotte skeptisch nach. „Natürlich habe ich das bemerkt. Ich bin doch schließlich selber hierher gekommen. Und wer sagt denn bitteschön, dass ich kein Pferd bei mir habe?“, antwortet Mike. Darauf ertönt ein extrem hoher Pfiff aus seinem Mund, den das menschliche Gehör kaum wahrnehmen kann. Ohne Hufegeklapper gehört zuhaben, taucht aus den Dünen ein wunderschöner Hengst auf. Er ist rabenschwarz. Selbst seine gewellte Mähne ist schwarz. „Wow! Ein echter Friese!“, ruft Lotte begeistert. Auch mir bleibt der Mund offen. „Das ist Jeonejer.“ „Ein schöner Name“, gebe ich zu. Doch ich merke, wie mir das Pferd eigentlich ziemlich egal wird. Mike steht nur ein paar Zentimeter neben mir.
„Du bist echt nicht mehr zu retten“, denkt dieser schmunzelnd.
Da er meine Gedanken kennt, legt er seine Arme um mich und ich spüre seine Lippen auf meinen. Genauso wie beim ersten Mal werden meine Knie weich und nur sein fester Griff bewahrt mich davor hinzufallen. „Ähm...ich glaube ich werde hier nicht mehr gebraucht“, holt mich Lotte wieder in die Wirklichkeit zurück. „Möchtest du weiterhin auf Devlin reiten oder möchtest du lieber mit Mike auf einem Pferd reiten?“, fragt sie weiter. Ich mag Devlin, mein Ausrittpferd, zwar sehr gerne und ich verbringe leider in letzter Zeit viel zu wenig Zeit mit ihm, aber ein Ausritt mit Mike auf dem selben Pferd hört sich einfach zu verlockend an. „Du würdest Devlin wirklich für mich wieder mitnehmen?“, frage ich Lotte also begeistert. „Naja, solange Sam davon nichts mitbekommt“, antwortet Lotte. Auch wenn ich ihre Bedingung nicht genau verstehe bin ich extrem glücklich. Dankend falle ich ihr in die Arme. „Ist ja gut Lena. Hoffentlich habt ihr beide viel Spaß. Glaub aber ja nicht, dass ich alleine ausmiste. Dabei kannst du mir nachher noch schön helfen“, verabschiedet Lotte sich. Sobald wir alleine sind liegen meine Lippen wieder auf Mikes.
„Warum bist du doch hier?“, frage ich ihn in Gedanken, damit ich meine Lippen nicht schon wieder von seinen lösen muss.
„Ich wollte dich sehen“, antwortet er.
Dieses Gedankenlesen ist wirklich praktisch. Unterhalten und Küssen gleichzeitig. Wer kann das schon?
„Lass uns mal weiter reiten. Ich möchte dir noch etwas zeigen.“
Meine Neugierde siegt über die Enttäuschung mich doch schon wieder von ihm lösen zu müssen. Mike muss über mein Zögern lachen. „Das ist nicht witzig“, sage ich laut. Doch wirklich ernst meinen kann ich es nicht. Es ist ja schließlich auch nicht normal, dass man von einem auf den anderen Tag von einem Jungen nicht loskommt.
Wir sind lange geritten. Sehr lange. Obwohl Jeonejer schnell, ja sogar unnatürlich schnell ist. Jetzt sind wir an einem Ort, den ich noch nie gesehen habe. Der nicht in diese Welt passt. Und dann ist da ein Teil, ein...wie soll ich es nennen? Es hat Ähnlichkeiten mit einem Auto, einem Flugzeug, einem Motorrad und etwas, was ich nicht kenne. Es scheint aus einem natürlichem Metall zu sein. Doch bei näherem Betrachten scheint es doch eher aus einem Stoff zu sein, der nicht von dieser Welt stammt. Langsam bekomme ich eine Ahnung, was dieses Gerät darstellen soll. „Ist das dieses Raumschiff, von dem du mir erzählt hast?“, frage ich Mike. „Ja, das ist es.“ „Gibt es nur ein so ein Teil?“ „So eins ja, aber es gibt mehrere Fahrzeuge mit denen man in unsere Welt fliegen kann. Doch dieses Raumschiff ist der Königsfamilie vorbehalten“, erklärt Mike. Das erklärt warum es so prachtvoll ist, denn nun sind mir auch die kleinen feinen Verzierungen auf dem Gefährt aufgefallen. „Es ist wunderschön“, sage ich unnötiger Weise, da Mike sowieso meine Gedanken kennt. „Ich weiß und von innen ist es noch schöner. Komm mit!“ Mit diesen Worten nimmt er mich an die Hand und führt mich zu dem Raumschiff. Die Tür öffnet sich von alleine. Ich vermute, dass Mike es mit Hilfe von Gedanken geöffnet hat.
„Das stimmt!“
Sobald ich das Gefährt betreten habe, stockt mir der Atem. Mike hat nicht zu viel versprochen. Die Einrichtung sieht aus wie in einem Luxushotel, nur fremd. Ich sehe Farben, zu denen mir keine Namen einfallen, weil es sie nicht auf dieser Welt gibt. Alle Möbel sind mit Mustern verziert und alles harmoniert mit einander.
Mike steht stumm neben mir und legt seinen Arm und mich. In diesem Moment könnte es mir nicht besser gehen.
Gleich sind wir da, hat mir Mike eben gesagt. Gleich haben wir unsere Welt erreicht. Nachdem ich mit dem Betrachten des Raumschiffes fertig geworden war, hat Mike mir die wichtigsten Sachen über die andere Welt berichtet und dann haben wir uns auf den Weg dorthin gemacht. Ich bin so aufgeregt. Auch wenn Mike mir gesagt hat, dass ich nicht zu viel erwarten soll, da es dort wohl noch ziemlich verwüstet ist, da die Welt seit nun mehr als vierhundert Jahre ohne Herrscher war. Die Bewohner sind in dieser Zeit alle in einen tiefen Schlaf gefallen, was mich an Dornröschen erinnert. Der Unterschied liegt, aber darin, dass die Menschen nicht einfach an der Stelle geblieben sind, wo sie waren als das letzte Königspaar ermordet worden ist, sondern alle ins Bett gegangen sind.
Die Landschaft sieht jetzt aus, als wenn tiefer Winter wäre. Alles ist abgestorben und wird erst neu erblühen, wenn die Hochzeit bekannt gegeben wird. Dann werden auch die Bewohner erwachen, um das Fest vorzubereiten. Was mir ein bisschen Angst macht, denn ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mir mit 17 Jahren Gedanken über meine Hochzeit machen muss. Aber genau das ist jetzt der Fall.
„Darf ich vorstellen? Meine Heimat!“ Mike breitet die Arme aus, um seine bzw. jetzt unsere Welt zu zeigen. Durch seine Vorwarnung bin ich jetzt nicht extrem enttäuscht. Doch ein bisschen mehr Außergewöhnlichkeit hätte ich doch erwartet. Denn alles, wirklich alles sieht aus wie auf der „normalen“ Welt. Nur halt sehr verlassen und kahl. „Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht zu viel erwarten sollst“, liest Mike mal wieder meine Gedanken. „Habe ich doch auch nicht. Nur..“ „Du wirst noch sehen, dass diese Welt sehr viel anders ist als die Erde. Doch dazu musst du mich heiraten.“ Mit diesen Worten kniet er sich vor mich, hält mir eine Schachtel entgegen, wo ein wunderschöner Ring drin liegt und fügt hinzu: „Möchtest du meine Frau und damit Königin über Dentasien werden?“ Ich wusste, dass diese Frage kommen wird. Ich meine, es war schließlich klar. Doch ich kenne Mike erst seit gerade mal 4 Tagen. Okay ich bin schon ziemlich verrückt nach ihm und so und die Vorstellung von einem Wochenende ohne ihn kam mir ja auch unerträglich vor. Doch heiraten? Mit 17 Jahren? Was soll ich meinen Eltern sagen, meinen Freunden? Was werden die Leute, die mich kennen, denken? Dass ich schwanger bin? Was für einen normalen Grund gibt es noch, weshalb man mit 17 heiratet? „Liebe! Liebe ist der einzig wahre Grund“, unterbricht Mike meine Gedanken. „So werden aber nicht die anderen denken“, erwidere ich. „Ist es denn wichtig, was die anderen denken?“ „Nein, eigentlich nicht“, denke ich. Doch alles sträubt sich in mir jetzt Ja zu sagen. Ich weiß nicht warum, aber es ist so seltsam, der Gedanke zu heiraten. Der Gedanke zu meinen Eltern zu gehen und zu sagen: „Hey, Mum und Dad. Ich wollte euch mal mitteilen, dass ich demnächst heiraten werde.“ Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Deswegen möchte ich eigentlich Nein antworten, doch meine Lippen bewegen sich von alleine und damit lautet meine Antwort: „Ja.“ Mike strahlt über das ganze Gesicht, macht den Ring an meinen Finger, nimmt mich in seine Arme und küsst mich. Und ich, ich fühle mich, als wäre ich eine Außenstehende, als würde das hier gerade gar nicht mir passieren, als wäre nicht ich diejenige gewesen, die gerade mit 17 einen Heiratsantrag angenommen hat, als würde ich alles nur aus weiter Ferne betrachten. Ich nehme kaum war, wie langsam die Sonne hervor kommt. Wie auf einmal diese Welt ein wenig freundlicher aussieht.
Ich liege in meinem Bett. Morgen ist wieder Schule und ich kann nicht schlafen. Stattdessen betrachte ich den Ring an meiner Hand.
Meinen Verlobungsring.
Wie soll ich das bloß meinen Eltern beibringen und meinen Freunden?
Wer, außer Sam, wird es verstehen?
Mir schwirren zu viele Fragen im Kopf umher. Auf keine von ihnen fällt mir eine passende Antwort ein.
Soll ich zum Beispiel morgen in der Schule den Ring tragen? Wenn ich es nicht tue, wird Mike enttäuscht sein. Wenn ich es aber tue, wird es einigen auffallen, dass es ein Verlobungsring ist und dann werde ich erklären müssen, warum ich jetzt schon heirate. Das ich schon jetzt Mike heirate. Mike, den ich seit ein paar Tagen kenne.
Ohne die andere Welt zu erwähnen, da sie geheim bleiben soll.
Eigentlich ist es egal, was ich den anderen sage, die meisten werden so oder so denken, dass ich schwanger bin, aber andererseits werden sie wohl kaum denken, dass ich von Mike schwanger bin und dann werden sie doch weiter rätseln.
Außerdem werde ich sowieso bald weg sein.
Ich werde eine andere Welt regieren müssen. Da ist heiraten wohl noch das kleinste Problem.
Ich werde meine Familie, meine Freunde, einfach alles zurück lassen müssen.
Und mir bleibt eigentlich gar keine Wahl.
Klar könnte ich zu Mike gehen und sagen, ich werde das alles nicht machen.
Doch will ich für den Untergang einer ganzen Welt verantwortlich sein?
Wohl kaum.
Deswegen bleibt mir nichts anderes übrig.
Ich sollte also die wenige Zeit, die mir noch bleibt, nutzen.
Außerdem muss ich mir noch einen gute Erklärung ausdenken, weshalb ich nicht nur bald heirate, sondern auch bald „wegziehe“.
Vielleicht wäre es einfacher, wenn ich einfach sage, dass ich schwanger bin. Dann würden alle wenigstens die Hochzeit verstehen. Vielleicht. Eine Hochzeit mit einem Jungen, der erst seit ein paar Tagen hier wohnt.
Doch wie erklärt man, dass man mit 17 wegzieht?
Vor allem werden das meine Eltern mir mit Sicherheit nicht erlauben. Also werden Mike und ich damit noch warten müssen bis ich 18 bin. Dann kann ich selber entschieden, was ich mache. Im Notfall werde ich meinen Eltern wohl sagen müssen, dass ich einfach von ihnen weg muss. Auch wenn es ihnen das Herz bricht. Doch was soll ich denn sonst machen?
„Beruhige dich! Wir werden eine Lösung finden. Wir schaffen das. Doch jetzt schlaf, es war ein anstrengender Tag heute und wir werden morgen zusammen überlegen“, höre ich Mike und merke, wie müde ich bin und Mike ist so zuversichtlich, da kann ich vielleicht doch erst einmal schlafen....
Heute morgen bin ich nicht von meinem Wecker wach geworden. Den habe ich mal wieder überhört. Doch meine Eltern haben sich mal wieder so laut gestritten, dass ich trotzdem noch gerade rechtzeitig aufgestanden bin. Doch lieber hätte ich verschlafen, als schon wieder mit zu bekommen, wie sich die beiden streiten. Ich weiß nicht wie lange sie noch unter einem Dach leben können ohne sich an die Gurgel zu springen. Aber ich will nicht, dass sie sich trennen. Warum muss sich im Moment alles ändern?
Auf jeden Fall hatte ich so kaum Zeit mich für die Schule fertig zu machen. Ich musste schnell meine Schulsachen zusammenpacken, mich um ziehen und zum Schulbus sprinten, den ich nur gerade so noch rechtzeitig erreicht habe. Deswegen stehe ich jetzt pünktlich auf den Schulhof und warte auf Mike. Wie ich mich darauf freue ihn wieder zu sehen. Zwar habe ich ihn erst gestern gesehen, doch es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.
„Hey”, höre ich ihn plötzlich hinter mir und ich drehe mich um, damit ich sofort seine Lippen auf meinen spüren kann.
Es ist wie ein Feuerwerk, eine Explosion. Seine Lippen sind so weich und doch bestimmend.
„Na da ist heute aber eine stürmisch”, spricht Mike über Gedanken mit mir, damit er den Kuss nicht unterbrechen muss.
Ich antworte darauf nicht, sondern widme mich völlig seinen Lippen. Ich könnte den ganzen Tag so verbringen, doch leider gibt es noch die Schule und darauf weist mich Lotte unglücklicher Weise auch drauf hin. Denn sie ist nun auch angekommen und hat sich zu uns gesellt um uns darauf hin zu weisen, dass die erste Stunde gleich anfängt.
Enttäuscht entferne ich also meine Lippen von Mike, der mich daraufhin grinsend anschaut. Ich boxe ihm spielerisch gegen die Schulter. Das ist schließlich nicht witzig. Doch Mike fängt jetzt richtig an zu lachen. Ich werde ihn wohl noch erziehen müssen.
„Na da viel Spaß”, sagt Mike - natürlich nicht laut - zu mir, da er natürlich mal wieder meine Gedanken gehört hat. Daran muss ich mich echt noch gewöhnen.
Da es jetzt geklingelt hat, müssen wir uns nun wirklich auf den Weg zum Klassenraum machen. Deswegen nimmt Mike meine Hand und wir gehen los. Auf einmal merke ich wie er etwas von meinem Finger zieht. Verwirrt sehe ich ihn an.
„Ich glaube, du bist heute noch nicht so weit.”
Erst jetzt wird mir klar, dass ich heute noch kein einziges Mal an den Verlobungsring gedacht habe. Ohne Mike wäre ich jetzt mit dem Ring in die Klasse gegangen und jeder hätte ihn sehen können. Dankend schmiege ich mich an seine breite Schulter.
„Na euch beide kriegt man wohl gar nicht mehr auseinander. Heißt das wohl, dass ich mich schon wieder neben James setzen muss?”, fragt Lotte gespielt beleidigt, als wir den Klassenraum betreten. Als ob es eine Strafe für sie wäre.
„Ja, du darfst dich wieder neben James setzen. Aber du solltest mir eher danken, als mir Vorwürfe zu machen”, antworte ich deshalb.
„Jaja”, sagt Lotte nur und geht auch schon auf ihren neuen Platz zu.
Mike und ich setzen uns auch hin, denn Herr Pröll, unser Erdkundelehrer, ist nun auch schon da.
Es fällt mir schwer mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Die ganze Zeit muss ich daran denken, was Mike und ich nicht alles machen können. Wenn nicht jetzt, dann nach der Schule. Wir könnten es uns auf dem Sofa gemütlich machen, einen Ausritt und uns es dann am Strand gemütlich machen oder einen Ausflug nach Dentasien machen oder....
„Konzentrier dich auf den Unterricht. Ich will nicht Schuld sein, dass du dich in der Schule verschlechterst. Außerdem möchte ich eine intelligente Frau”, flüstert Mike mir zu.
Das ist so einfach gesagt, aber meine Gedanken schweifen nun einmal immer ab. Blöder Weise kann Mike das hören, sodass er mir in Gedanken droht sich in der Pause um zu setzen, wenn ich mich nicht auf den Unterricht konzentriere. Deswegen bemühe ich mich Herrn Prölls Gerede zu folgen. Doch leider ist Erdkunde nicht so spannend wie ein schöner Tag mit Mike....
Die erste Doppelstunde ist geschafft. Nun stehe ich mit Mike und Lotte auf dem Pausenhof.
Tag der Veröffentlichung: 26.08.2014
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