Manche Leute sind ja der festen Überzeugung, wenn sie sich ein Hufeisen übers Bett nageln, überall im Haus Traumfänger aufhängen oder auf der Wiese wie die Wilden nach vierblättrigen Kleeblättern suchen, bliebe ihnen das Pech vom Hals. Vielleicht. Aber das muss nicht heißen, dass das Glück deswegen um die nächste Ecke kommt.
Andere streben nach Macht und Geld und vergessen dabei, dass man sein Glück für keinen Preis der Welt kaufen kann.
Glück besteht aus Momenten, ganz vielen kleinen aneinander gereihten Augenblicken. Glück ist vergänglich, aber die Erinnerung an die Momente, in denen man glücklich war, bleibt.
Eine innige Beziehung kann Glück bedeuten; solange man vom Partner nicht erwartet, dass er einen glücklich macht. Denn dazu ist kein Mensch in der Lage.
Jeder Mensch will Glück haben. Da stellt sich die Frage, ob es überhaupt so viel davon gibt, dass es für jeden reicht und was wäre, wenn jeder Glück hätte auf der Welt. Geht das überhaupt? Man sagt ja, des einen Glück, ist des anderen Leid. Wenn es also drei Bewerber auf ein Jobangebot gibt, kann die Stelle nur einer bekommen; die anderen zwei haben eben Pech.
Aber Pech oder Unglück ist nicht das Gegenteil von Glück. Denn wenn wir nicht mehr unglücklich sind, muss das nicht hießen, dass wir glücklich sind. Außerdem können wir uns gleichzeitig glücklich und unglücklich fühlen, da positive und negative Gefühle im Gehirn an unterschiedlichen Stellen erzeugt werden. Es gibt also kein „entweder oder“. Wir sind glücklich, wenn die positiven Momente stärker oder mehr sind, als die negativen. Wie ein talentierter Schriftsteller bereits feststellte, ist das kleine Gegenteil von Glück die Langeweile, das große Gegenteil jedoch ist die Depression. Ob man glücklich oder unglücklich ist, wirkt sich auch auf die Lebenssituation aus. Bei mehr Glück, steigert sich auch das Selbstwertgefühl; ebenso ist das aber leider auch umgekehrt in die andere Richtung möglich.
Die schmerzlichsten, unschönen Dinge im Leben erreichen einen ohne Anstrengung, wogegen man für sein Lebensglück kämpfen muss. Aber sind wir Menschen zum Kämpfen geschaffen? Sind wir nicht eher zum Lieben gemacht?! Entschuldigen Sie sich doch zum Beispiel bei jemandem, den sie sehr verletzt haben und der es nicht erwarten würde, dass Sie einen Schritt auf ihn/ sie zumachen. Sie werden sehen; danach geht es Ihnen besser und auch die andere Person wird sich glücklicher fühlen.
Oder erinnern Sie sich noch, wann Sie das letzte Mal so einen richtig schönen Liebesbrief geschrieben haben? Nicht? Dann wird es vielleicht mal wieder Zeit. Und wenn Sie dafür nicht begabt sind, dann gönnen Sie sich einfach zur Abwechslung ein bisschen Zeit für sich. Blättern Sie in einem alten Fotoalbum, genießen Sie ein ausgiebiges Bad, gehen Sie auf den Markt und nehmen Sie die unterschiedlichen Düfte dort wahr. Das wird Sie Ihre Sorgen schnell vergessen lassen und Sie können zumindest für einen kurzen Moment glücklich sein.
Ein chinesisches Sprichwort besagt: Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt. Lassen sie sich vom Glück anderer anstecken. Wobei anstecken vielleicht der falsche Ausdruck ist. Glück ist schließlich keine Krankheit, sondern ein Gefühl, das jeder einmal gespürt haben sollte.
Als Kind habe ich immer Walt Disney`s lustige Taschenbücher gelesen und mich gefragt, warum Donald Duck vom Pech verfolgt wird, während Gustav Gans, das Ekelpaket von Cousin, sich dem Glück nicht entsagen kann und auch nicht will. Wenn man die ganze Zeit nur Glück hat, ist es irgendwann Alltag und man weiß nicht mehr, was es für andere bedeuten würde, wenn sie auch mal Glück hätten. Für viele würde es die Welt bedeuten. Für Gustav Gans, das Schoßkind des Glücks, bedeutet es Routine.
Ich erinnere mich an einen Comic, der die Überschrift trug: „Das geraubte Glück“. Es passierte, dass Gustav Gans und Donald Duck zur gleichen Zeit der Blitz traf und Gustavs Glück übertrug sich so zur Hälfte auf Donald. Nun, Gustav war es nicht gewohnt für seinen Lebensstandard arbeiten zu müssen; schließlich hatte ihm das Glück bisher ein reiches Leben beschert. Während Donald also sein Glück nicht fassen konnte, war Gustav damit beschäftigt sich schlecht zu fühlen, weil er nur noch 50 Prozent seines Glücks besaß; immer noch mehr als die meisten anderen Bürger in Entenhausen, aber davon wollte er nichts wissen. Donald, der es nicht gewohnt war, dass ihm alles gelang, wurde sein Glück bald zu viel; er wollte sein normales Leben zurück. Ein Leben, das sein ganz persönliches Glück war und auf niemanden sonst in der Welt passte. Am Ende bekamen Donald und Gustav beide einen elektrischen Schlag und Gustav hatte wieder sein ganzes Glück zurück. Durch den Tausch lernten beide erst ihr Leben zu schätzen; was es hieß mehr Glück zu haben als alle anderen und auch mit einem einfachen Leben zufrieden zu sein.
Wenn man nichts von seinem Schicksal erwartet, wird man auch nicht enttäuscht und freut sich umso mehr, wenn man dann mal Glück hat. Wenn man aber zu hohe Ansprüche stellt und den Hals nicht voll genug bekommen kann, wird man am Ende immer enttäuscht sein.
Man sollte also einfach aufhören stur danach zu suchen, dann kommt das Glück von ganz allein. Wie der Theologe Anthony de Mello so treffend formulierte: „Das Glück ist ein Schmetterling. Jag ihm nach, und er entwischt dir. Setz dich hin, und er lässt sich auf deiner Schulter nieder. Was immer geschieht, an uns liegt es, Glück oder Unglück darin zu sehen.“
Trauriger Fakt ist jedoch, dass immer alle den jeweils anderen für glücklicher halten. Nehmen wir an, zwei Menschen stehen sich gegenüber; der eine hat Bauchschmerzen, der andere hat Kopfweh. Klar, dass der mit Bauchschmerzen, den ohne für glücklicher hält und gerne mit ihm tauschen würde. Andersrum der mit Kopfweh genauso. Was beide nicht berücksichtigen ist, dass sie dadurch ein anderes Leiden bekommen und wieder unglücklich sind. Sie sollten lieber froh sein, dass sie keine schlimmere Krankheit haben, anstatt den anderen zu beneiden.
Leider gibt es aber viele Menschen, die auf hohem Niveau nörgeln. Wenn man schon einen guten Job und ein schönes Haus mit Garten hat, bezeichne ich es als Luxus-Glück, wenn man dann auch noch in absehbarer Zeit den richtigen Lebenspartner dazu findet. Trotzdem kann es passieren, dass einem dann noch etwas wiederfährt, das man nicht eingeplant hat. Man hat alles erreicht im Leben und ist gerade glücklich und dann passiert ein schwerer Unfall. Wenn man Glück im Unglück hat, trägt man keine bleibenden Schäden davon. Bestenfalls hat einem dieser Vorfall vor Augen geführt, dass sich niemand in seinem Glück sicher fühlen kann und auch niemand das Glück für sich allein gepachtet hat. Denn das Glück des Lebens besteht nicht darin, keine Probleme zu haben, sondern sie gelungen zu meistern.
Wenn ich an meine Oma denke, dann habe ich ein Bild von einer glücklichen alten Frau im Kopf. Und das obwohl ich weiß, was sie schon alles durchmachen musste. Ich bin mir nicht sicher, ob man zu dieser Zeit, als meine Oma noch jung war und gerade Krieg herrschte, überhaupt wagte zu hoffen, irgendwann glücklich zu sein. Aber meine Oma scheint heute angekommen zu sein, selbst wenn sie mir von den „alten Zeiten“ berichtet.
Studien haben sogar erwiesen, dass man im Alter glücklicher wird. Aber wird man wirklich glücklicher, oder fährt man einfach nur seine Ansprüche runter, weil man im Leben schon zu viel erlebt hat, um seine Erwartungen auf ein so hohes Level zu stellen.
Überhaupt ist es Schwachsinn über Glück Studien zu erheben. Glück lässt sich nicht messen oder nachprüfen, da es nicht materiell ist und außerdem bedeutet Glück für jeden etwas anderes. Die armen Straßenkinder in den Slums von Afrika sind froh, wenn sie ein Stück Brot am Tag haben und sich erst wieder am nächsten Tag Sorgen ums Überleben machen müssen. Die verwöhnten Sprösslinge der milliardenschweren High-Society-Elite beschweren sich schon, wenn das Wasser aus der Leitung kommt und nicht aus den frischen Quellen der Fiji-Inseln.
Ein britischer Psychologe hat einmal per Zeitungsinserat Glückspilze und Pechvögel gesucht. Dann hat er allen die gleiche Aufgabe gestellt: Sie sollten die Bilder in einer Zeitschrift zählen. Auf der zweiten Seite hat stand in Großbuchstaben beschrieben: „Es sind genau 43 Fotos, hören Sie auf zu zählen.“ Alle Glückspilze entdeckten diesen Hinweis; von den Pechvögeln hat – bis auf wenige Ausnahmen – niemand diese Glücksbotschaft gefunden. Sie waren zu sehr mit Zählen beschäftigt.
Aber der Psychologe ist auch der Meinung, dass man Glück zu haben lernen kann, wenn man nach den vier von ihm aufgestellten Glückspilz-Grundsätzen lebt. Zuerst sollte man also positive Erlebnisse erwarten und auf sein Glück vertrauen. Wenn man dann ein positives Erlebnis hat, wird dieses dadurch bestärkt. Als nächstes ist es wichtig, dass man den Kopf nicht hängen lässt, wenn etwas passiert, das einem nicht gefällt. Glückspilze sagen sich immer „es hätte schlimmer kommen können“ oder „ es kann nur besser werden“. Außerdem erkennen „vom Glück verfolgte“ günstige Gelegenheiten oder sie schaffen sich selber solche. Zuletzt sollte man entspannt sein, dann nimmt man günstige Gelegenheiten eher wahr. In einem weiteren Experiment hat der Psychologe die Pechvögel einen Monat nach diesen Grundsätzen leben lassen. Das erstaunliche Resultat belegt, dass tatsächlich 80% der Probanden danach angaben glücklicher und zufriedener mit ihrem Leben geworden zu sein.
Wenn also auch Sie der Meinung sind, dass das Glück bei Ihnen etwas zu kurz kommt: Einen Versuch ist es allemal wert!
Und lachen Sie doch mal öfter. Auch wenn Sie keinen Grund dazu haben. Es gibt sogar Menschen, die sich regelmäßig in Gruppen treffen, um miteinander zu lachen. Sie stellen sich im Kreis auf und fangen an zu lachen. Viele denken jetzt wahrscheinlich:“ Sowas Lächerliches!“ und müssen dabei grinsen. Aber sehen sie, das ist ja schon mal ein Anfang.
In Luxemburg sagt man übrigens zu Glück „Chance“. Und ich finde jeder sollte seine Chance nutzen glücklich zu sein.
Texte: Alle Rechte am Text liegen bei der Autorin.
Tag der Veröffentlichung: 29.01.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Diesen Essy wideme ich allen Träumern. Ich bin auch eine von euch.