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Herbert war sofort fasziniert von Miranda.
Miranda, ein Mädchen in dem zarten Alter in dem sich Weiblichkeit entwickelt, besser gesagt, entwickelte Weiblichkeit zeigt, hatte es Herbert vom ersten Augenblick an angetan.
Schon als beide sich zum ersten Male Auge in Auge gegenüber gestanden hatten, konnte er seine Blicke nicht mehr von ihr lassen.
Das dunkle Braun ihrer leicht schräg liegenden, etwas geschlitzten, hellwachen und eine tiefe Melancholie aussenden zu scheinenden Augen, fixierte auch ihn sofort, so schien es.
Sein Blick, der eine kleine Ewigkeit in ihrer Seele zu verweilen schien, glitt fast unmerklich über ihr vollendet zu nennendes Gesicht, um dann über ihre Ohren, ihren Hals zu gleiten und schließlich auf ihren schmalen Schultern, die doch eine unbändige Kraft verratend, wohlgeformt in ihre vorderen Extremitäten übergingen, zu verharren.

"Bitte bewege Dich nicht Liebling, ich bitte Dich." Herbert wagte es nur zu flüstern. Er wollte Miranda nicht erschrecken, sondern er war zu ihr zurückgekehrt um sie zu malen.
Sie näherte sich Herbert bis auf wenige Schritte.
Während sein Pinsel über die Leinwand glitt um die perfekte Silhouette des unvergleichlichen Wesens, so empfand es Herbert, zu skizzieren, hatte sie entgegen seiner Bitte doch ihre Position verändert.
Miranda hatte wohl erkannt, dass ihr abermaliges Zusammentreffen einer bestimmten Logik zu folgen schien, die mit dem Geben von Geschenken und dem Erteilen von Gunst zusammenzuhängen schien.
Das Erteilen von Gunst hatte Miranda sicherlich noch nicht so sehr wissentlich zu ihrer Lebensgrundlage gemacht, dazu war sie noch nicht alt und erfahren genug, wie Herbert still hoffte.

Miranda hatte sehr wohl bemerkt, dass der aufmerksame Besucher, der sie schon die ganze Zeit still zu bewundern schien, etwas in seiner Tasche verborgen hielt an dem ihr sehr gelegen sein würde. Ihr verträumter Blick schien Herbert fordernd zu bitten.
"Gleich, mein Schatz nur noch einen Augenblick, mein Liebling!"
Herbert wusste nicht, ob Miranda ihn verstehen und den Sinn seiner Worte erfassen würde, fühlte jedoch, dass sie seiner Aufforderung nachzukommen schien.
Seine Augen streiften Mirandas Hüften um ihrer wohlgeformten Linie zu folgen.
Sie hatte pechschwarzes kurzes Haar, das ihrem Körper schmeichelte. Das, so wusste Herbert, war typisch für diese Art. Und dass Miranda das Ideal ihrer Rasse verkörperte, konnte niemandem verborgen bleiben.

Er hatte sich beim letzten Besuch schon vorgenommen, damit er mit Miranda ungestört wäre, sofort um Punkt acht Uhr bei ihr zu sein, dann, wenn die anderen wohl noch mit dem Frühstück beschäftigt währen.
Wortlos Mirandas Rundungen folgend, glitt Herberts Pinsel über die geweißte Leinwand, die er dann später nach ihrem Rendevouz, zu Hause ausmalen würde.
Miranda war, fast unbemerkt von Herbert, ganz nahe an diesen herangekommen und er konnte ihren fordernden, warmen Atem in seinem Gesicht spüren. Es machte ihm nichts aus,allerdings wäre es ihm lieber gewesen,sie hätte in ihrer ursprünglichen, eine dynamische Stärke verratenden Körperhaltung verharren können.
Mirandas Wesen schien es geschuldet, dass sie ihre Bedürfnisse nicht verbergend, sofort zur Sache kommen wollte.
Rasse und Klasse bedingt nun mal eine ausgeprägte und selbstbewusste Selbstbestimmung. So musste Herbert es sich eingestehen. Er wusste von früheren Besuchen, dass Miranda ihre Heimat in Südamerika hatte und noch gar nicht so lange hier in Stuttgart weilte.

Herbert hatte soeben seine Skizze mit dem makellosen Äußeren Mirandas verglichen und noch einige Korrekturen vorgenommen, als Miranda in seine Richtung ein Wort zu flüstern schien, das Herbert wie ein ganz tiefer Seufzer vorkam.
Herbert erfüllte tiefes Mitleid zu Miranda und er beeilte sich ihr zu versichern:
" Ist schon gut meine Schöne, Du bekommst sofort was ich Dir mitgebracht habe, nur ein ganz kleines Weilchen."
Er fischte das Stück Rindfleisch für Miranda aus seiner Umhängetasche und wollte es ihr gerade durch die Gitterstäbe, die ihn von seiner Angebeteten trennten, zuwerfen, als er eine Hand auf der Schulter verspürte und ganz klare Worte vernahm : " Füttern verboten mein Freund, Sie können wohl nicht lesen. Schauen Sie mal was da steht : Miranda, Südamerikanischer Schwarzer Panther, weiblich, Amazonasgebiet, zwei Jahre alt, Bitte nicht füttern. "

Der Mann in der Zoouniform ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er auf Einhaltung dieser Vorschrift bestehen würde.
Nach einem kurzen Blick auf Herberts Staffelei knarzte er:
"Immer wieder diese Rentner, die glauben große Künstler zu sein und die unsere verfressenen Katzen füttern, kein Wunder, dass diese alle `nen dicken Hintern haben und unsere Portionen fast schon verschmähen"

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Herbert gewidmet, der mir immer ein guter Freund war

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