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Kater Flip, der Reporter:


Hi Charly! Seit einigen Tagen bist Du ja nun nicht mehr allein in Deinem Revier. Sag mal, wie fühlt man sich denn so, wenn plötzlich die Konkurrenz ins Haus kommt?

Charly:


Nun ja, ich will mal so sagen …, och, wie ich mich fühle? Siehst Du das nicht?

Kater Flip, der Reporter:


Hm, was soll ich sehen?

Charly:


Na eben wie ich mich fühle.

Kater Flip, der Reporter:


Ich vermute – falsch – ich stelle fest, Du siehst zufrieden aus und wirkst auf mich sehr souverän.

Charly:


So ist es. Voll spezial getroffen!

Kater Flip, der Reporter:


Okay! Dann erzähle uns kurz, wie Du die Ankunft des anderen Katers bei Deinen Besitzern erlebt hast. Was hast Du empfunden? Wie hast Du Dich verhalten?

Charly:


Och, da gibt’ s nicht viel zu berichten. Lass mich nachdenken … Habe ich fast schon vergessen … Die ersten Eindrücke – meine Eindrücke.
Ach, jetzt fällt’ s mir wieder ein. Ja, klar! Pass auf, was ich Dir nun mitteile – ob Du es glaubst oder nicht – es war so ….
Also, der Kater wurde in einer dunkelblauen Transportkiste im Wohnzimmer bei uns abgesetzt. Ich saß so ein paar Sprünge entfernt und beobachtete, wie der große Kater so quasi aus der Kiste gekippt wurde. Ich übertreibe nicht, ja, er wurde tatsächlich aus der Box heraus gekippt. Der Kerl hat sich nicht getraut, allein heraus zu klettern. Aber dann – halt Dich fest – sah er mich und fauchte.

Kater Flip, der Reporter:


Was hast Du dann gemacht?

Charly:


Mir seine Transportkiste erst einmal genauestens angesehen. Mich interessierte die Bauart, das Modell, die Innenausstattung, das Material.

Kater Flip, der Reporter:


Waaaaaas?

Charly:


Jaaaahaaaa! Mich macht jede Art von Verpackung neugierig – natürlich auch diese Box. Es gibt da eine Menge zu entdecken. Siehst Du doch nicht jeden Tag. Kater sehe ich jeden Abend bei meinem Rundgang durch’ s Revier. Das ist doch nichts Besonderes …

Kater Flip, der Reporter:


Gut, gut! Und wie kommt ihr nun miteinander zurecht? Gab’ s schon Kämpfe um die Fressnäpfe, Lieblingsschlafplätze?

Charly:


Nö! Er war anfangs noch zurückhaltend und hat mir immer den Vorrang gelassen. So konnte ich von beiden Futternäpfen fressen – das war nicht schlecht.
Ich habe mehrere Plätze, wo ich gern ausruhe, döse, schlafe – da nimmt er mir eigentlich nichts weg. Er hat aber auch schon neue Plätze für sich entdeckt, die mich gar nicht interessieren.

Kater Flip, der Reporter:


Charly, ich habe so den Eindruck, der neue Kater ist Dir ziemlich schnurz piep egal. Stimmt das?

Charly:


Kann man so nicht sagen. Er ist das Gegenteil von mir, wenn Du weißt, was ich meine.

Kater Flip, der Reporter:


Wie – er ist doch auch ein Kater und genauso alt wie Du. Bestimmt hat er ebenso viel Erfahrung gesammelt wie Du.

Charly:


Du verstehst mich falsch. Ich meine, er ist anders als ich – von seinem Verhalten und seinem Charakter her.
Ich bin lebhaft, quirlig, spontan und bring meine Besitzer auf Schwung. Weißt Du was das heißt? Dann brauche ich das ja nicht näher erklären. Der neue Kater ist still, sehr lieb und für meine Leute wesentlich unkomplizierter, als ich es bin. Manche Späße von mir versteht er einfach nicht so – kommt vielleicht noch.

Kater Flip, der Reporter:


Springt er demnach nicht über ‚Tische und Stühle’ wie wir es von Dir kennen?

Charly:


Hahaha! Heute Morgen wollte er mich oben auf dem Wohnzimmerschrank besuchen, wo ich es mir gemütlich gemacht hatte.

Als er ins Wohnzimmer kam und mich da oben entdeckte, schaute er ganz verdutzt nach einer Möglichkeit, zu mir zu kommen. Dummerweise war er zum richtigen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen – sprich – er hatte nicht mitbekommen, welchen Weg er zum Sprung auf den Schrank nehmen musste. Er war schon recht enttäuscht gewesen. Habe ich ihm deutlich angesehen. Wäre er im Wohnzimmer geblieben, hätte er gesehen, welchen Rückweg ich genommen hatte, um wieder herunter zu kommen.
Aber – so wie ich ihn einschätze – sitzen wir beide bald zusammen oben auf dem Schrank und werden verzweifelt im ganzen Haus gesucht, weil uns da oben mal wieder keiner vermutet.

Kater Flip, der Reporter:


Deine Schandtaten beschreibst Du ja ausführlich. Gibt’ s denn auch Positives, was Du dem Neuen vermittelst?

Charly:


Puh – ist doch alles positiv. Was willst Du hören? Klettern, egal wohin, ist für uns lebenswichtig. Wenn ich ihm draußen zeige, wie er über die Terrassenmauer zum Balkon nach oben kommt, ist es doch nur richtig, wenn ich ihn in der Wohnung ebenfalls auf seine Möglichkeiten hinweise. - Stimmt doch!-

Kater Flip, der Reporter:


Oh je, Charly! Du bist ein Gauner, wie er im Bilderbuch steht. So kennen und mögen wir Dich.
Zum Schluss – wie wird Euer Zusammenleben sich gestalten? Wird’ s Machtkämpfe geben?

Charly:


Ach was, wir gewöhnen uns täglich mehr aneinander, akzeptieren uns gegenseitig und rücken sogar zum Schlafen schon näher zueinander. Ich denke, wir werden ein gutes Team.


© Helga Salfer


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Texte: Jegliche Verwendung des Werkes, egal auf welche Weise und zu welchem Zweck, ist ohne ausdrückliche Genehmigung der Urheberin - mit der Bitte um Verständnis - streng verboten.
Tag der Veröffentlichung: 21.06.2010

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