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Blamiert bis auf die Knochen ..........Seite 7


Ben ist der Allerbeste ..........Seite 17


Die Brille ..........Seite 23




Blamiert bis auf die Knochen




Als Frau Breuer an der Wohnungstüre von Meyers vorbei gehen will, wird sie ungewollt Zeugin eines für sie interessanten Telefongespräches.
Klar und deutlich vernimmt sie Frau Meyers Stimme.

"Ja, mit zwei Veilchen kam er gestern nach Hause. Zweifarbig, Blau und Lila.

Nein, das hat Heiner lange Zeit nicht mehr gemacht. Ich war auch ganz überrascht.

Du kannst mir glauben, mir fehlten glatt die Worte.

Er sorgt eben immer für neue Überraschungen.

Nein, ich weiß nicht.

Es hat sich vermutlich einfach so ergeben.

Du weißt ja, Heiner entflammt schnell.

Er ist dann nicht mehr zu halten.

Nein, mag ich überhaupt nicht.

Er weiß es eigentlich auch genau.

Wahrscheinlich konnte er sich einfach nicht zurück halten.

Er ist diese Nacht sogar ein paar Mal aufgestanden, um sich die Veilchen anzusehen.

Doch, doch, das stimmt.

Nein - ich fasse es auch nicht.

Eben! Nach so vielen Jahren!

Aber so sind sie - die Männer.

Wem sagst du das?

Ich weiß es nicht.

Die Veilchen? Die halten sich bestimmt eine Weile!

Am liebsten hätte ich ihn mitsamt seiner Veilchen raus geworfen.

Sei froh! Hat eben auch seine Vorteile, nicht wahr? Denk mal drüber nach!

Sicher! Stimmt!

Hm! Mache ich auch!

Natürlich, das kann ich dir versichern.

Um Himmels Willen, nein! Die beiden Veilchen reichen mir voll und ganz.

Nein, kein Bedarf!

Gut. Ich freue mich. Bis morgen, Hertha!"

Frau Breuer grinst.
Ist ja interessant. Muss ich gleich Frau Hanke erzählen. Nein! - Die Meyer bekommt zwei Veilchen von íhrem Mann geschenkt. - Sie mag doch gar keine Blumen. - Seltsam! - Na, na - wer weiß, was der ausgefressen hat. Da hängt wohl der Haussegen schief. Ja, ja, wenn man einmal hinter die Kulissen guckt, ...

Eilig huscht sie die Treppe herunter und schellt bei Hankes. Ungeduldig umklammert sie mit beiden Händen den Henkel ihres Einkaufskorbes. Sie kann es kaum abwarten, Karin die Neuigkeit mitzuteilen.

"Mensch, mach endlich auf, ich muss dir ..." murmelt sie.

"Guten Morgen, Mia!" hört sie Frau Hankes Stimme.
"Morgen Karin! Kann ich kurz rein kommen? Du glaubst nicht, was ich gerade erfahren habe! Pass auf!"
"Du bist ja so aufgeregt! Was ist denn los?"

Frau Breuer zieht die Augenbrauen hoch und sieht Frau Hanke triumphierend an.
"Karin, setz dich. Das haut dich glatt um, was ich dir jetzt erzähle. - Es geht um die Meyers. Ich habe vor zwei Minuten ein aufschußreiches Telefongespräch von Frau Meyer mit angehört. Unfreiwillig natürlich. Ich kam die Treppe herunter. Es war bis draußen zu hören. -
Die Meyers - sie tun doch immer so, als würden sie eine vorbildliche Ehe führen, nicht wahr?"
"Ja, und? Tun sie auch! Oder?"
"Eben nicht! ER hat IHR gestern Abend zwei Veilchen mitgebracht. Und das, obwohl er genau weiß, dass sie Pflanzen nicht mag. Hast du schon einmal einen Blumentopf auf ihren Fensterbänken gesehen? Oder einen Blumenstrauß auf dem Tisch? Ich nicht!"
"Stimmt! Das Grünzeug macht nur unnötige Arbeit! Das ist ihre Devise!"
"Eben! Und ihr Mann weiß es genau. Trotzdem kommt er mit dem 'Gestrüpp' zu ihr. Das spricht doch Bände! Der hat vermutlich etwas angestellt! Da bin ich mir hundertprozentig sicher! Ihn plagt das schlechte Gewissen so sehr!"
"Aber Veilchen, Mia - ich weiß nicht! Wenn es rote Rosen gewesen wären ..."
"Um die späte Zeit konnte er vermutlich nichts anderes mehr auftreiben. Die Veilchen hat er vielleicht einfach so mitgehen lassen. Etwas Besseres war wahrscheinlich nicht griffbereit. Was weiß ich, woher er sie hat?"
"Woraus entnimmst du denn, dass die beiden ein Problem miteinander haben, Mia?"
"Na aus dem Gespräch! Frau Meyer bekommt sonst nie Blumen von ihrem Mann. Sie hat selbst bestätigt, dass er , also ihr Mann, so etwas lange Zeit nicht mehr gemacht hätte und, dass sie ganz überrascht sei. Und dann erwähnte sie noch - >So sind sie eben, die Männer

Ben ist der Allerbeste




Verträumt schaut Maren aus dem Busfenster und verfolgt die Regentropfen, die in kleinen Rinnsalen an der Fensterscheibe herunter laufen.

"Träumst du, Maren? Ich habe dich schon drei Mal gefragt, was du heute Abend machst." Bea beugt sich leicht vor und greift Marens rechten Arm. "Hallo, wo bist du? Wieder bei Ben?"

Maren wendet sich ihrer Freundin zu.
"Ja, oh ja. Er ist einfach wunderbar und so lieb. Du müsstest ihn erleben, wenn ..."
"Ach!" seufzt Bea. "Da kann man ja direkt neidisch werden. Es muss schön sein, sich so gut zu verstehen, wie ihr beiden es tut. Das gibt es so oft nicht."
"Ich weiß." Maren lächelt versonnen. Ich habe einen guten Griff getan und enormes Glück dabei gehabt."
"Wo hast du ihn eigentlich kennen gelernt?"
"Du glaubst es nicht, es war auf der Straße. Er lief mir über den Weg, sah mich mit seinen großen Augen an - und - es war um mich geschehen. Wir verstanden uns auf Anhieb. Es war eben Liebe auf den ersten Blick."
"Wie schön, richtig romantisch. Hört sich an, wie in einem dieser kitschigen Filme. Wenn du nicht meine beste Freundin wärst, würde ich es nicht glauben."

Maren lehnt sich entspannt zurück und beobachtet wieder den Regen, der unablässig fällt.

"Heute werden wir uns wohl kaum im Park vergnügen können, schade. Es ist immer so schön, wenn wir auf der großen Spielwiese miteinander tollen. Davon kann er gar nicht genug bekommen. Und ich auch nicht."
"Habt ihr denn da keine Zuschauer?" Bea runzelt die Stirn. "Also ich weiß nicht, ob mir das gefallen würde - vor Publikum. Und es stört keinen von euch?"
"Nein, wieso denn auch? Es ist doch eine Wiese für jeden. Den größten Spaß hat Ben, wenn er sich auf dem Rücken im Gras wälzt."
"Waaaas?" Bea starrt Maren ungläubig an. "Er wälzt sich auf dem Rücken liegend auf dem Rasen? Sag mal, spinnt der?"
"Wie kommst du denn darauf? Es gefällt ihm eben gut. Die Leute, die vorüber gehen, bleiben stehen und schauen ihm zu."
"Sie bleiben was? Stehen? Sie sehen diesem Treiben noch zu? Nicht zu fassen."
"Welchem Treiben? Es sieht wirklich lustig aus. Und Ben ist so nett anzusehen, wenn er seine Spielchen treibt."
"Spielchen treibt? Also Maren, langsam habe ich das Gefühl, bei dir stimmt irgendetwas nicht so ganz. Bist du in Ordnung?"

Maren lacht.
"Bea, was soll denn daran nicht gut sein? Ben ist von allen, die ich kenne, der Beste. So viel Freude, wie mit ihm, hatte ich noch mit keinem anderen vorher."
"Aha, hattest du also nicht! Na, wenn du es sagst. Dann stelle mir doch den Wunderknaben einmal vor, ja?"
"Gern, Bea. Komm doch einfach kurz mit zu mir nach Hause. Er wartet dort schon ganz ungeduldig auf mich. Er kann es kaum abwarten, bis ich ihn umarme und streichele."

Bea atmet tief durch und schüttelt den Kopf.
"Der muss es aber dringend nötig haben. Meine Güte, Maren! Und für so einen Mann kannst du dich begeistern? Verstehen kann ich dich - ehrlich gesagt - nicht so ganz."
"Tja, du wirst bestimmt deine Meinung ändern, wenn er vor dir steht und dir tief in die Augen schaut. Du wirst gar nicht anders können, als ihn gleich lieb zu haben."
"Was? Lieb haben? Auch das noch. Maren, du solltest mich so gut kennen und wissen, dass mir so etwas nicht passiert, auf jeden Fall nicht so schnell."

Maren sieht die Freundin schmunzelnd von der Seite an. Sie wird sich Hals über Kopf in ihn verlieben. Ben gewinnt jedes Herz im Flug. Auch Beas.

An der nächsten Haltestelle steigen die beiden Freundinnen aus. Die letzten Minuten bis zu Marens Wohnung schweigen sie.

Was wird mich wohl erwarten? geht es Bea durch den Kopf. Wie mag er wohl aussehen? Eigentlich hat Maren doch in Bezug auf Männer einen recht guten Geschmack. Vermutlich sieht er blendend aus, hat aber einen Tick. Ja, so wird es sein, da bin ich mir sicher. Er kann ja nicht normal sein.

"So, da wären wir."
Maren öffnet die Haustüre. Ihre Wohnung liegt in der zweiten Etage.

Als sie die Treppe hinauf kommen, hören sie ein leises Jaulen.
"Och", entfährt es Bea, "hat dein Etagennachbar einen Hund?"

Maren schüttelt den Kopf.
"Mein Nachbar nicht, aber ich."
"Du hast einen Hund?" staunt Bea. "Und du hast mir nichts erzählt?"
"Ich erzähle dir die ganze Zeit davon. Es ist ein ganz junger Jagdhund. Er lief hier auf der Straße ganz allein herum. Ich habe überall nachgefragt, aber niemand kannte ihn. Da habe ich ihn bei mir aufgenommen."
"Und was sagt Ben dazu? Mag er Tiere?"
"Ich denke schon", bemerkt Maren grinsend.
"Wie - du weißt es nicht genau? Er ist doch hier mit dem Hund in deiner Wohnung."
"Nein."
"Wie bitte?" Bea starrt die Freundin mit offenem Mund an. "Sag das jetzt noch einmal, ich habe wohl nicht richtig verstanden."
"Klar, du hast es richtig verstanden. Ben ist allein in der Wohnung und erwartet mich sehnsüchtig. Der kleine Kerl mag nicht gern allein sein."
"Der kleine Kerl? Sag bloß - der kleine Kerl ist Ben? Und Ben ist ein Hund? DEIN Hund?"
"Ja. Ja, genauso ist es. Was hast du denn gedacht? Ben sei ein Mann?"

Maren bricht in schallendes Gelächter aus und Bea stimmt mit ein.
"Jetzt verstehe ich auch dein Entsetzen über Bens Späße im Park", prustet Maren los.

Als sie die Wohnungstür öffnet, wird sie sogleich stürmisch von Ben begrüßt.

Bea streichelt ihm über sein weiches Fell und schließt ihn, genau wir Maren, sogleich in ihr Herz.




Die Brille




Mit einem Lächeln legt Klara ihr Buch beiseite und greift nach dem Telefon.

Das ist mit Sicherheit Trudi, denkt sie noch, als sie auch schon die vertraute Stimme ihrer besten Freundin vernimmt.
"Hallo Trudi", bringt Klara gerade noch heraus. Dann wird ihr von dem Redeschwall der anderen Frau jedes weitere Wort zunächst abgeschnitten.
"Nun erzähl schon, Klara! Wie sieht sie aus? Für welches Modell hast du dich entschieden? Etwas Modisches? Sag schon!"

Klara räuspert sich, um ein wenig Zeit zu gewinnen. Sie hatte ihrer Freundin Trudi beiläufig erzählt, dass sie beabsichtige, eine neue Brille zu kaufen, weil ihr die alte nicht mehr gefiel.
Sie schüttelt schmunzelnd den Kopf.
In ihrem Eifer hatte Trudi wohl wieder nur halbherzig hin gehört, sonst hätte sie sich einige ihrer Fragen bereits selbst beantworten können.

"Hallo Klara? Bist du noch da? Ich höre dich nicht!"
"Ich habe ja noch gar nichts gesagt, Trudi! Du redest doch die ganze Zeit! Ja - die Brille - sieht aus, wie jede andere Brille auch. Nichts besonderes."
"Oh, Klara! Es gibt so viele verschiedene Formen, Größen, Farben! Hast du sie schon getestet?"
"Da gibt es nicht groß etwas zu testen, Trudi. Ich benutze sie so, wie jeder andere Mensch auch. Natürlich habe ich sie schon ausprobiert. Sie sitzt gut und fest, alles ist perfekt gemacht."
"Na prima! Welche Farbe hast du dir denn ausgesucht? Warst du mutig und hast dich von dem dunklen Gestell getrennt? Das sah immer so streng aus. Passte gar nicht zu dir."
"Ja, von der schwarzen Brille habe ich mich tatsächlich getrennt. Sie schien auch mir nicht mehr so zeitgemäß. Die gibt es ja schon seit ewigen Zeiten. Ich habe mich für Indigo entschieden. Es sieht wunderschön aus und passt sich der hellen Umgebung gut an."
"Der hellen Umgebung? Was meinst du denn damit, Klara? Dein blasses Gesicht? Ich sage ja immer wieder, nimm ein wenig Make-up, damit deine Haut Farbe bekommt. Es sieht viel schicker aus. Komm einfach bei mir vorbei und führe mir deine neue Errungenschaft gleich vor, ja?"

Klara hält sich die Hand vor den Mund, um nicht laut los zu prusten.
"Trudi! Was soll der Aufwand um eine Brille? Jeder hat sie, jeder braucht sie! Das ist nun wirklich nichts Besonderes. Ich komme gern zu dir, aber die Brille ..."
"Klara, so eine Brille ist sehr wichtig. Stell dir nur vor, du hättest sie nicht! Was würdest du dann anfangen? Das wäre einfach unvorstellbar. Übrigens möchte ich sie auch gern an dir sehen! Ich will wissen, ob sie dir gut steht, ob sie zu deinem Typ passt!"
Weißt du was, Trudi? Ich schlage vor, du kommst her und probierst sie selber aus. So kannst du sie am ehesten beurteilen."
"Ich? Ich soll sie ... Aber ich brauche gar keine Brille, bis jetzt nicht ..."
"Warte es ab, Trudi! Ich glaube, diese Brille schadet auch deinen Augen nichts."
"Na, du machst mich aber wirklich neugierig, Klara! Pass nur gut auf, dass du dich niemals auf das gute Stück setzt."
"Ich habe mich heute schon zwei Mal auf die Brille gesetzt. Sie ist sehr bequem."
"Und du hast sie dabei nicht beschädigt?"
"Wie - beschädigt! Dazu ist sie schließlich da. Wofür wurde sie sonst hergestellt?"
"Aber Klara, du kannst dich nicht einfach auf die Brille setzen. Denk an die teuren Gläser!"
"Ich kann mich sehr gut darauf setzen, und es ist sehr angenehm."
"Angenehm?"
"Ja, genau. Angenehm! Wieso auch nicht?"
"Und du hast nichts zerbrochen?"
"Also so schwer bin ich nun auch wieder nicht, Trudi! Es könnten zwar gut und gerne ein paar Kilo weniger sein, aber ..."
"Was ist das denn für eine eigenartige Brille, die du so strapazieren kannst? Das habe ich noch nie gehört. So eine Brille würde ich mir auch wünschen, wenn es einmal nötig sein sollte."
"Du hast sie längst, eigentlich schon immer, von Geburt an."
"Wie! Was! Verstehe ich nicht!"
"Denk mal an deine menschlichen Bedürfnisse, Trudi."
"Du hast eine ..."
"Ja, genau!"
"Und ich habe die ganze Zeit geglaubt, du hättest eine neue Lesebrille ..."

Für einen kurzen Moment verschlägt es sogar Trudi die Sprache. Dann bricht sie in schallendes Gelächter aus.

"So können zwei Begriffe mit dem gleichen Namen eine große Verwirrung auslösen!" meint sie während einer Lachpause.

Klara nickt stumm, wobei sie sich die Lachtränen wegwischt.



Impressum

Texte: Humorvolle Irrtümer Texte und Foto Cover © 2009 Helga Salfer Jegliche Verwendung der Werke, egal auf welche Weise und zu welchem Zweck, ist ohne ausdrückliche Genehmigung der Urheberin - mit der Bitte um Verständnis - streng verboten.
Tag der Veröffentlichung: 20.03.2009

Alle Rechte vorbehalten

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