Prolog
Glühwürmchen sind wunderschöne geschöpfe, dachte ich mir. Ohne es zu wissen und ohne Aufwand zaubern sie den Menschen ein Lächeln aufs Gesicht. Ich drehte mich zu meinem Bruder um. Er lächelte mich an. Die Tiere flogen über die Stadt und man hatte das Gefühl ohne sie wäre es stockfinster. Für einen Moment flog ich mit ihnen und vergaß alles.
Wäre doch nur jeder Tag so schön wie dieser...
1. Kapitel
"Jina, kannst du mir mal die Milch geben?", fragte mein Bruder."Ja, hier." Ich reichte Nick die Flasche.
"Du musst heute noch einkaufen. Uns ist das Brot ausgegangen. Wann kommst du heute?", fragte ich ihn.
"Ähhh, ich glaube circa um 8 Uhr. Aber ich kann nicht genau sagen wie lang die Besprechung heute dauert."
"Du solltest nicht so viel arbeiten. Lili schreit oft nach dir, wenn du nicht da bist."
"Ich weiß, aber wir wolle doch vielleicht bald in den Urlaub und da muss ich eben ein bisschen mehr tun. Wann musst du heute in der Uni sein?"
"Um 9", meinte ich,"ich fahre mit dem Rad. Du könntest doch auch was für die Umwelt tun und Öffentlich fahren. Fürs Rad ist die Strecke ja leider zu kurz."
"Wenn du meinst. Dann muss ich jetzt aber gehen sonst verpasse ich den Bus."
Nick stand auf, drückte mir einen Kuss auf die Backe und verließ die Küche. Kurz darauf hörte ich die Tür zuschlagen.
Gemächlich räumte ich den Tisch ab und spühlte das Geschirr.
Plötzlich hörte ich einen leisen Schrei. Ich verdrehte die Augen. Lili war aufgewacht. Also ging ich ins Schlafzimmer. Lili lutschte an ihrem Finger herum und starrte mich mit ihren großen, tyrkisfarbenen Augen an. "Guten Morgen", sagte ich und lächelte sie an. "Mammaaaaaa!", rief sie erfreut.
Mein lächeln verblasste und ich schüttelte traurig den Kopf. "Nein, süße. Nicht Mama. Ich bin Jina, deine Schwester. Mama und Papa sind nicht da." Lili schaute mich verständnislos an.
Dann klatscht sie plötzlich in die Hände und lachte. Dann streckte sie die Hände nach mir aus. Ich musste auch lachen und nahm sie in den Arm. Sie schrie vor Freude wild auf als ich sie ein bisschen kitzelte und strampelte wild umher. Ich trug sie ins Bad und wechselte ihre Windeln. Kurze zeit später waren sie und ich fertig und wir liefen gemeinsam zu unserer Mieterin.
"Kannst du nicht bleiben? Ich mag es nicht wenn du nicht da bist", meinte Lilli auf dem Weg zu Mrs. Burton.
"Wir führen diese Diskussion immer, wenn wir hier runter gehen. Ich muss in die Uni und lernen. Du willst doch, dass ich mal einen richtigen Job habe." Darauf sagte sie nichts mehr.
Wir liefen durch den alten, heruntergekommenen Innehof zu dem kleinen, abgegrenzten Haus in dem Mrs. Burton lebte. Sie war eine alte, eigensinnige Frau aber sie war so freundlich Lilli über den tag zu behalten.
Ich klingelte zwei mal an der Tür. Nach einiger Zeit machte die Frau auf.
"Ahh Jina, schön dich zu sehen. Komm gleich rein Lilli. Ich hab frühstück gemacht. Also bis um 17:00 Uhr?, fragte sie mich. Ich nickte und drückte Lilli schnell einen Kuss auf die Backe, dann lief ich zu meinem Fahrad.
Ich lag am Boden und schrie. Ich schrie so laut ich konnte. Mein ganzer Körper schmerzte mir. Ich konnte nicht mehr weinen. Ich hatte keine Tränen mehr übrig. Warum ich. Immer. Immer ich. Das konnte nicht wahr sein. Warum!!!?? Ich hatte es sofort gewusst. Schon als ich es das erste mal hörte. Es kam ja überall im Radio. Ich hatte es nicht wahr haben wollen. Als er dann sogar zum Essen nicht kam habe ich lilli angeschrien sie solle in ihr Zimmer gehen. Dei Polizei konnte mir nichts sagen. also habe ich in seiner Arbeit angerufen. Aber dort war er nie angekommen.
So habe ich Lilli bei Mrs. Burton abgegeben und bin selbst hin. Alles lag in Trümmern. Überall waren Sirenen zu hören. Ich habe niemanden gefragt, ob jemand überlebt hatte. Es hatte keinen Sinn. Und jetzt lag ich da und schrie. Am Boden auf der Straße. Eine Frau kam und fragte mich, ob sie helfen könnte. Ich starrte sie an und schüttelte den Kopf. Sie ging wieder. An vereinzelten Stellen löschte die Feuerwehr noch die letzten Reste des Brandes. Das einzige woran ich denken konnte war, dass er weg war und nicht wieder kommen würde. Nie. Das es meine Schuld war wurde mir erst gar nicht richtig bewusst...
Irgendwann hoben starke Hände mich von der Straße und weg von den Trümmern des World Trade Centers. Ich wurde einfach weggetragen. Am Anfang wehrte ich mich dagegen. Ich wollte so nah wie möglich bei im sein. Aber ich hatte nicht die Kraft. Alles war falsch und schlecht. Alles grau und trübe. Nichts mehr schön und richtig.
Würde ich mich jemals wieder aufrichte können, fragte ich mich. Ich wusste es nicht und das war mir in diesem Moment egal.
Vollkommen egal. Nick war tot und weder meine Schreie noch meine Tränen konnten ihn wieder zurück bringen...
Texte: Cover:
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Tag der Veröffentlichung: 03.06.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch allen Opfern des Unglücks im World Trade Center und allen, die das selbe Leid erfahren mussten wie Jina...