Three Words of Love
Wir beide stehen auf dem Bahnsteig. Mir gefiel diese Umgebung nicht. Bahnhöfe hatten etwas Vergängliches. Leute kommen, Leute gehen. Nie bleiben sie, wo sie sind. Hektik und Unruhe fühlen die meisten von ihnen.
Du siehst mich an mit diesem Blick, während du auf ihn wartest. Den Zug, der dich in dein neues Leben bringen sollte. Dein Blick sagt alles und doch nichts.
Deine schönen Augen. Ich wollte dich küssen. Ein letztes Mal. Ein letztes Mal in deinen Armen sein. Halte mich fest, ganz fest!
„Bitte lass mich nie wieder los!“ wollte ich zu dir sagen, doch nicht einen einzigen Ton konnte ich herausbringen. Deine Lippen waren so weich und süß, als du mich küsstest. Ich wusste, es war der letzte Kuss. Ich fühlte Schmerz.
Nun löst du dich von mir. Ich spüre, dass es auch dir schwerfällt. Du hälst meine Hand und lächelst mich ein letztes Mal liebevoll an. Ich sehe, dass es ein gequähltes Lächeln ist, denn das Grübchen an deiner Wange, das ich so liebe, war nicht da.
Du lässt meine Hand los. Warum lässt du sie los?
Leise murmelst du „Es tut mir leid.“ und schaust auf den grauen Boden, statt in meine Augen. Meine Augen besaßen die Farbe des Ozeans, des Meeres an dem wir uns kennen gelernt hatten, sagtest du immer. Sie waren fast indigoblau. Es war deine Lieblingsfarbe. Wunderschön.
Du stehst nun ein paar Schritte von mir entfernt. Ein Meter trennt uns. Der größte Meter aller Zeiten. Mir kommt es so vor, als seist du jetzt schon Meilen von mir entfernt. Es war, als lasse ich dich los, kann dich nicht festhalten und du fliegst mir davon. Wie ein Marienkäfer, einen kurzen Moment sitzt er friedlich auf deinem Finger und scheint zu dir zu gehören und im nächsten schwingt er sich in die Lüfte und fliegt einfach davon und du siehst ihn nie wieder, weil er immer kleiner wird und bald ganz verschwunden ist. Vielleicht sucht er sich eine Blume, in die er sich verlieben kann...
Du gehst immer weiter, weg von mir. Weiter den Bahnsteig entlang, denn dein Zug wartet. Warum gehst du? Warum musst du nur gehen? Warum? Diese Frage stelle ich mir immer wieder, obwohl ich die Antwort darauf ganz genau weiß. Es gibt nur noch diese Frage und das Warum in meinem Kopf. Ich habe Angst. Ich habe Angst, du kommst nicht wieder. Dass du einfach aus meinem Leben verschwindest und wir uns nie wieder sehen. Könnte ich dich jemals vergessen? Nein.
Ich weiß du hast keine Wahl. Du willst es genauso wenig wie ich. Aber wir beide können nichts tun.
Wieso sagst du es nicht? Wieso sagst du nicht die drei Worte? Warum siehst du mich nur so an? Dein Blick ist an meine Augen geheftet. Ich hoffe du siehst nicht meine unsichtbaren Tränen. Ich möchte stark sein vor dir. Es ist nicht leicht. Ganz und gar nicht. Am liebsten würde ich dir in die Arme fallen und dich nicht gehen lassen. Dich einfach festhalten und dir sagen, du sollst hier bei mir bleiben. Doch das kann ich nicht. Ich stehe wie gefesselt an dieser einen Stelle und sehe dich an.
„Ich muss gehen.“ sagst du leise. Du drehst dich um und gehst zum Zug hinter dir. Einmal siehst du dich noch um. Wehmütige kleine Augen sehen mich an. Deine Augen. Ich erkenne sie kaum wieder. Du sagst kein Wort. Kein Lächeln. Nichts, was mich an dich erinnert. Wieso sagst du denn nichts? Nicht einmal die drei Worte, auf die ich so warte. Nur drei Worte der Liebe...
Du gehst nun, drehst dich nicht mehr um, bist weg.
Durch die Scheibe des Zuges siehst du mich an und ich kann die kleinen Tränen in deinem wunderschönen Gesicht sehen. Nicht nur bei dir, auch meine Augen sind nun feucht.
Du hauchst nun einmal die Scheibe an und malst dann mit deinem Zeigefinger ein Herz hinein. Ein Herz für mich. Ich lächelte ein wenig, denn ich wusste nun, auch wenn du es nicht aussprachst, du liebst mich. Doch was bringt mir deine Liebe, wenn du nicht mehr bei mir sein wirst?
Der Zug fährt nun ab. Du bist weg. Ich bin allein. Allein mit dem Wind, der mir kalt ins Gesicht weht.
Ich werde deine Liebe in meinem Herzen tragen, mich daran erinnern wie es war, als du bei mir warst. Ich werde weinen, traurig sein. Viele Tränen werden meine Augen verlassen. Doch ich werde dich lieben und deine Liebe immer in mir tragen, bis du wieder kommst. Du hast mir dein Herz geschenkt und ich werde es gut behüten.
Ich werde nicht aufhören zu hoffen, das du wieder bei mir sein wirst. Nur um irgendwann einmal diese drei kleinen Worte mit der großen Bedeutung aus deinem Mund zu hören.
Ich schick sie Dir schon jetzt und flüstere sie in die Luft. Der Wind wird sie zu dir tragen und dich an mich denken lassen.
Ich liebe Dich...
Texte: Copyright by Anika B.
Tag der Veröffentlichung: 14.07.2010
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