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Dunkle Angst

Von Annette Väth


Es war noch nicht so spät und dennoch schaute ich seit einer halben Stunde auf die Uhr.
Meine Mutter kochte in der Küche das Abendbrot und wieder gab es nur das was er mochte, alles fettig, Fleisch und ganz viel dunkle Soße. Eigentlich würde ich gerne was anderes essen, aber er war der Mittelpunkt in unserem Leben, der Chef, der Herr. Er sagte immer , ihr gehört alle mir und ich kann tun und lassen mit euch , was ich will. Eine halbe Stunde noch, dann kam er, noch wussten wir nicht , ob er betrunken war und wie betrunken. Er war immer betrunken und er stank nach Schweiß , Zigaretten und Alkohol, nach Kneipe eben. Einmal in der Woche badete er und nachdem er im Badewasser gesessen hatte durfte ich hinein . Es war abgestanden und wahrscheinlich hatte er einen seiner giftigen Bier Fürze darin gelassen oder sogar hineingepinkelt. Eine Woche Dreck schwammen durch das Wasser, denn er wusch sich unter der Woche nie. Die Unterhose wurde von Morgends bis zum nächsten Morgen getragen und manchmal auch länger. Seine Füße rochen nach Käse und waren manchmal schon ganz grün.
Eine halbe Stunde noch und ich wusste ob ich wieder zusammen geschlagen wurde oder nicht. Ich hatte kein eigenes Zimmer , keinen Ort an den ich mich flüchten konnte.
Jeder noch so minimale Fehler von mir wurde hart und schmerzhaft bestraft. Er schlug mir meistens ins Gesicht, damit es jeder sehen konnte und gab am nächsten Tag damit an.. Und alle fanden er hatte recht und er war der Held. Weil wir alle vor im kuschten. “Der hat seine Familie im Griff”
Ab und zu hatte ich Glück und er schlief nach dem Essen einfach ein. Er aß , nein er fraß das Essen hinunter und schlief dann nach ein paar Bier in vollgemachter Unterwäsche schnarchend auf dem Sofa ein, Er legte sich dann immer mit dem Hintern auf die Fernbedienung, damit niemand umschalten konnte. Als er einmal einschlief und mir noch alles weh tat , ging ich hinaus pinkelte in ein Glas und schüttete es ihm ins Bier. Genüßlich schaute ich zu , wie er es hinunter schüttete. Es blieb bis heute mein Geheimnis.
Aber meistens hatte ich nicht so viel Glück, meistens kam er nach Hause und ich war das Arschloch, der Prellbock der Nation …..Entschuldigung das ich lebte.
Er schaute mich an und schlug zu, wenn er schlecht gelaunt war sperrte er mich auch auf den Dachboden , ins dunkle, in den Dreck so wie ich der Dreck für ihn war.
Ich hatte Angst, so viel Angst , manchmal rutschte mir der Satz raus , laß mich doch bitte in Ruhe, ich hab doch nix gemacht . Dann schrie und tobte er, ich werd dir zeigen wie ich dich in Ruhe lasse und wenn ich weinte schlug er mich, also weinte ich erst als er zu geschlossen hatte. In Unterhosen saß ich dort oben in einer Ecke und weinte. Ganz .ganz leise das er es nicht hörte. 5 Jahre war ich alt und ich hatte solche Angst das ich hinter die alten Kisten pinkelte.. Solche Angst.
Die grünen Flecken und das blaue Auge wurden weggelogen.
Als ich älter wurde , zog ich Spielsachen aus den Schränken die meiner Schwester gehört hatten und für die kein Platz war..kein Platz so wie für mich. Erfand imaginäre Freunde , mit denen ich spielte, weil niemand zu uns kommen durfte, weil ich mich für ihn schämte.
Er und das dunkel dieses Raumes beherrschen mich noch heute.
Die Angst gedemütigt zu werden , geschlagen zu werden, die Angst zu sprechen, die Angst zu versagen, die Angst ich zu sein, die Angst vor seiner Pistole und die Angst zu leben und besonders die Angst vor ihm , bestimmen immer noch mein Leben.. Bis zu heutigen Tag. Ich bin 40zig und er ist schon lange Tod,, und ich habe immer noch diese panische Angst vor ihm.
Ich verzeihe dir, denn du hast es nich anderst erfahren und es war normal für dich was du mit mir gemacht hast.
Nur vergessen kann ich es nicht, den die Spuren auf meiner Seele bleiben.

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Tag der Veröffentlichung: 27.11.2009

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