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Eingewanderte Bäume

Die Grafen im Schloss Aulendorf hatten schon seit Generationen eine Leidenschaft für exotische Bäume. 

Von ihren zahlreichen Reisen brachten sie stets einen Baum mit, den sie im Anschluss an den Schlosspark anpflanzten. 

Im Laufe der Zeit wurde ein kleiner Wald daraus, der heute noch ein beliebtes Ziel ist für den Sonntagsspaziergang. 

Die Grafen sind inzwischen in ein anderes Schloss umgezogen. Heute findet man dort die  Stadtverwaltung  und mehrere Ausstellungen. 

Eine der letzten Gräfinnen im Schloss war Gräfin Paula. Ihr Gemal Alfred-Josef, war Obersthofmeister bei dem Kaiser in Wien. Die Kaiserin Sissi, war die Kusine von Gäfin Paula und aus diesem Grund hielt sie sich auch die meiste Zeit in Wien auf. 

Sie begleitete ihre Kusine auf ihren zahlreichen Reisen und brachte, wie alle Grafen von Aulendorf aus jedem Land einen Baum mit. 

An keinem der Bäume ist ein Schild angebracht, wie der Baum heißt und wo er herkommt, also gaben ihnen die Menschen hier Fantasie-Namen. 

Der wohl bekannteste Baum ist der Schaukelbaum und von dem möchte ich zuerst erzählen.

Der Schaukelbaum

Es gab hier im Ort keine Mutter, die nicht mit ihren Kindern zum Schaukelbaum ging. Jedes Kind kannte und liebte diesen Baum. Wenn man ihn betrachtete, sah er aus wie eine riesige Weide. Alle Äste und Zweige hingen nach unten bis auf den Boden. Im sanften Wind wehten sie sacht hin und her und luden die Kinder direkt zu schaukeln ein. Weil da auch ein Schild angebracht war: "Schaukeln verboten", war es also erlaubt.

Die Buben spielten Tarzan und schwangen sich durch die Lüfte und die Mädchen suchten sich einen passenden Ast. Am schönsten fanden sie es hoch und runter zu schaukeln. Ganz ehrlich gebe ich zu, dass ich es auch einmal ausprobiert habe. Ich muss gestehen, es war ein himmlisches Vergnügen.

Bei einem Unwetter vor zwei Jahren ist der beliebte Baum auseinander gebrochen.

Nun werde ich nicht erzählen müssen wie traurig die Kinder  waren. Solange er nicht entsorgt war gingen sie hinauf in das kleine Wäldchen und holten sich einen Zweig als Andenken. 

Der Baum

 Mitten unter allen Bäumen im Wäldchen steht ein Baum von besonderer Schönheit. Wenn er blüht, wandern die Familien am Sonntag hinauf um ihn zu bewundern, das nennt man dann "Baumwanderung." Aber  leider blüht er nicht jedes Jahr. In diesem Jahr hat er wieder geblüht, nachdem wir vier Jahre lang darauf gewartet haben. 

Es ist wunderschön anzusehen, wenn dieser prächtig gewachsene Baum über und über mit herrlichen weißen Blüten geschmückt ist. 

Der Zeitungsjunge hatte es zuerst gesehen, als er durch den Park und das Wäldchen ging um seine Zeitungen auszutragen. Die letzte Zeitung brachte er zum Bäcker. Heute warf er sie nicht in den Briefkasten wie üblich, nein er brachte wie in den Verkaufsraum. Dort legte er die Zeitung auf den Tresen, verlangte eine Bretzel und sagte ganz beiläufig: "Der Baum blüht!"

Die Bäckersfrau rief in die Backstube: "Der Baum blüht" dann gab sie dem Jungen die Bretzel und sagte: "Die kriegst du heute geschenkt."

Als die Glocken am Mittag läuteten wussten alle Leute im Ort, dass der Baum blüht. Niemand fragte: "Welcher Baum?" alle wussten welcher Baum gemeint war. 

Schon am Nachmittag gingen die ersten Mütter mit ihren Kindern zum "Baumwandern". Zwei Wochen lang hielt die Blütenpracht, Zeit genug für ein Foto unter dem Baum für jeden Anlass. 

 

 

Impressum

Cover: Cover: Manuela Schauten
Tag der Veröffentlichung: 08.08.2021

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