Vor ein paar Tagen ist Elfi in das Puppenhaus eingezogen. Ein paar Möbelstücke habe ich umgestellt, weil sie es gerne wollte. Dann hat sie das Puppengeschirr entdeckt und ist nun ständig damit beschäftigt ihren kleinen Tisch einzudecken.
Ich habe mich schon so an ihre Anwesenheit gewöhnt, dass ich gar nicht daran denken darf, dass sie vielleicht eines Tages Heimweh bekommen würde. Wenn ich morgens aufstehe, ist mein erster Gedanke: "Ist sie noch da?" Ein Blick ins Kinderzimmer entlockt mir jedes Mal ein Lächeln. Da liegt die kleine Elfe in ihrem Lustschloss, auf einem rosaroten Kissen und davor auf einem handgeknüpften Läufer liegt Sat, mein Hund. Der wedelt ein paar mal mit seinem Schwanz und signalisiert: "Alles in Ordnung, die Prinzessin schläft in ihrem Bett."
Bestens gelaunt gehe ich nun in die Küche und mache Frühstück, denn Martin muss ja zur Arbeit. Es dauert auch gar nicht lange da kommt er frisch rasiert aus dem Bad. Zum Frühstück haben wir immer genügend Zeit, denn Martins Arbeitsstelle ist wenige Minuten von uns entfernt, nur über die Straße. Also hole ich noch schnell die Zeitung damit er einen Blick hinein werfen kann. Es sind wieder ein paar lästige Prospekte darin und mein Mann lässt eines auf den Boden fallen, um zu testen ob Elfi schon da ist. Nein, die Broschüre bleibt liegen, mein Mann ist enttäuscht. Leider muss er jetzt gehen. Ein Blick aus dem Fenster: "Wie ist denn das Wetter heute?" Es regnet leicht und Martin beschließt einen Schirm mitzunehmen. Im Flur entdeckt er Elfi, die sich gerade an den Honigblumen satt isst. "Guten Morgen Elfi", sagt er fröhlich und meint daraufhin: "Ach was, ich brauche keinen Schirm!"
Nun schaue ich kurz in die Zeitung bevor ich mit meinem Hund Gassi gehe. Bei dem Wetter werde ich heute nur eine kleine Runde gehen. Sat ist wasserscheu, ich mag auch keinen Regen und Elfi wird bei dem Wetter lieber zu Hause bleiben.
Sat hat es heute wieder sehr eilig, denn Gassi ohne Elfi, macht ihm keinen Spaß mehr. Er liebt es mit ihr auf den Wiesen herum zu tollen und ich habe immer den Eindruck, dass sie Fangen spielen.
Daheim stelle ich fest, dass wir doch ganz schön nass geworden sind. Sat vergisst alle guten Manieren und ist ganz Tier. Anstatt sich vor der Haustüre zu schütteln, schüttelt er sein Fell erst im Flur. "Mensch Sat!", rufe ich empört. Während ich aufputze höre ich Elfi leise kichern.
Ich gehe in die Küche und gebe meinem Hund sein Futter. Es sieht so aus, als ob Elfi nichts angestellt hat in der Zeit, aber ich frage vorsichtshalber: "Und du Kleines, was hast du angestellt?" "Nichts", säuselt sie leise, "ihr ward ja viel zu schnell wieder hier."
Elfi hat die Werbung studiert und meint: "Schade, dass ich nicht lesen kann. "Ach Elfi", lache ich, "Wenn du etwas wissen willst, dann lese ich es dir vor." Nun zeigt sie auf das Puppengeschirr. "Kann man das kaufen?", fragt sie mich. "Ja sicher, aber du hast doch Geschirr in deinem Schrank", sage ich vorwurfsvoll. "Ja schon", meint Elfi, "aber keine Tassen und Gläser." Dabei schaut sie mich an, wie ein Kind, welches gerade einen Wunschzettel ans Christkind schreibt.
"Gut sage ich, wenn es nicht mehr regnet gehen wir das Geschirr kaufen." Nun suche ich in meiner Flickenkiste nach Stoffresten und nähe für ihren Tisch zwei Tischdecken. "Die mit den Blümchen, das ist eine Kaffeedecke und die weiße ist für den Mittagstisch, also eine Tafeldecke", erkläre ich ihr.
Während ich Spitze um die kleinen Decken nähe fragt Elfi: "Bin ich dir eigentlich sehr lästig? Hast du mit mir viel Arbeit?" Jetzt muss ich aber wirklich lachen! "Mit dir habe ich doch gar keine Arbeit, und lästig bist du ganz sicher nicht, wie kommst du denn nur auf die komische Idee?" Sie fliegt aufgeregt hin und her, als ob sie Magenkneifen hätte, dann verrät sie mir: "Die Großmutter hat befürchtet, dass ich euch lästig werde, und dass du zu viel Arbeit hast mit mir." "Nein!", rief ich entsetzt, "sag ihr, dass ich mich nicht beklagen kann, im Gegenteil mit dir ist es immer so lustig!"
Nun hat es aufgehört zu regnen und wir gehen zum Auto um in den Supermarkt zu fahren. Sat überlegt nicht lange, er will auch mit. Ich brauche ein paar Kleinigkeiten, die ich in den Einkaufswagen lege, dann steuern wir den Tisch mit dem Puppenspielzeug an. Elfi hat vergessen sich unsichtbar zu machen und schon will ein älterer Herr nach ihr schlagen. "Mensch Elfi, pass doch auf" sage ich. Der alte Herr schaut mich an und tippt mit dem Finger an seinen Kopf. Er hat ja Recht, wer spricht auch schon mit einer Libelle? Dafür ist sie nun für ihn verschwunden. Wir sind zum Glück allein an dem Tisch mit dem Spielzeug und Elfi kann in Ruhe das Geschirr aussuchen. Ja die kleine Elfe hat Geschmack. Die Gläser haben Goldrand, sonst sind sie schlicht und das Kaffeegeschirr hat einen Blumendekor. Auf den Kuchentellern sind Schmetterlinge sie sind wunderschön. Dann findet sie noch ein paar Dekoteile, eine kleine und eine große Vase und eine niedliche Katze, gerade passend auf ihr Sofa. Ich lege alles in den Wagen und Elfi fragt leise: "Ist das nicht zu teuer?" Wieder vergesse ich mich und antworte ohne nachzudenken: "Nein Elfi, das passt schon, das kostet nicht mehr als ein Kuchen, und den backen wir ja selber." Der alte Herr zeigt mir schon wieder wo ich nicht ganz recht im Kopf bin und wundert sich, dass ich mich nicht aufrege.
An der Kasse ist er hinter uns. Dieses Mal denke ich: "Hoffentlich macht Elfi jetzt keinen Blödsinn." Ich lege meine Waren auf das Band und nachdem es die Kassiererin über den Scanner gezogen hat, wirft es Elfi zurück in den Wagen. Ja sie will halt immer behilflich sein.
Die Dame staunt: "Ja sie sind schnell!" Der Herr greift in seine Tasche und schaut ob sein Geldbeutel noch da ist. Er murmelt: "Hätte mich jetzt nicht gewundert wenn der weg wäre." Schnell tippe ich mit meinem Finger an meinen Kopf und schiebe meinen Wagen Richtung Ausgang. Als wir endlich in das Auto steigen, freut sich mein Hund, als wäre ein Wunder geschehen. "Was ist den los", frage ich erstaunt, "waren wir denn so lange in dem Laden?" Bevor ich das Fenster schließe, schreit Elfi so laut sie kann "Juhu" aus dem Fester hinaus, weil der alte Herr auch nebenan gerade in sein Auto steigen will. Ja einmal tippen habe ich noch gut bei ihm. Also fahre ich los und im Vorbeifahren tippe ich schnell mal an die bestimmte Stelle am Kopf.
Daheim räumt Elfi ihr Geschirr in den Schrank und meint: "Wenn Martin kommt, muss ich ihm gleich zeigen was ich bekommen habe." Sie freute sich wie früher meine Kinder - und ich war wieder mal richtig glücklich.
Diese Elfi Geschichte ist für meine Freundin Michi, als Wichtelgeschenk.
Eh wir uns versahen war der schöne Sommer um. Der Herbst kam mit Sturm und Regen und zerrte an den Bäumen, bis sie nichts mehr an hatten.
Nach wie vor saß sie abends in ihrem Puppenhaus, mitten in einem Berg von Kissen und telefonierte über ihren kleinen Zauberstab mit ihrer Großmutter. Ich bildete mir ein: "Elfi hat Heimweh." Also fragte ich sie beim Frühstück: "Hast Du Heimweh? Möchtest du zurück zu deiner Familie?" Mein Herz klopfte, denn allein der Gedanke tat mir weh.
"Wie kommst du nur auf so eine seltsame Idee?" Elfi sah mich vorwurfsvoll an und erklärte mir: "Nur, wenn du mich nicht mehr haben willst, dann gehe ich natürlich zurück. Aber überleg mal, wie kalt es da draußen ist und der Sturm und die hungrigen Vögel, die wollen uns im Winter immer fressen, willst du das?" "Oh nein Elfi, das will ich bestimmt nicht, ich dachte nur, bald ist Weihnachten und da möchte jeder gern bei seiner Familie sein." Mir fiel ein Stein vom Herzen, Elfi gefiel es bei uns!
Während ich den Tisch abräumte flog Elfi auf meine Schulter. "Kannst du mir von Weihnachten erzählen? Ich hatte das noch nie."
Ich stellte eine Kerze in ein Glas, damit sich Elfi nicht so leicht verbrennen konnte und erzählte ihr warum wir Weihnachten feiern. Ich erzählte ihr, dass man das Haus ausschmückt und Plätzchen backt. Eli wurde unruhig. "Was ist los?", fragte ich, "ist dir nicht wohl bei dem Gedanken?" "Doch, doch ich freue mich nur schon so , lass uns das Haus schmücken." "Gut, aber dann muss ich erst zum Einkaufen, denn ohne goldenes und silbernes Papier kann man keine Sterne basteln." "Basteln, was ist das denn? Ich habe doch meinen Zauberstab sag mir wo du das Papier hin möchtest, und ich zauber es an die Wand oder an das Fenster." Elfi war richtig in Fahrt. "Ach Elfi, wir kaufen Papier, eine Rolle gold und eine Rolle silbernes und dann schneiden wir Sterne aus und Kerzen und danach kleben wir das an die Fenster."
Ich glaube Elfi war jetzt ein wenig enttäuscht, denn mit dem Zauberstab wäre alles im Nu erledigt gewesen. Nachdem ich meine Jacke angezogen hatte, band ich einen warmen Schal um den Hals. "Wenn du mit möchtest, dann steig in die Tasche der Laden ist nicht weit von hier, wir gehen zu Fuß." Elfi schaute in die Tasche, "nein, wenn ich darf möchte ich lieber hinter deinen Schal." "Na gut", erlaubte ich ihr, "aber kitzel mich nicht!"
Der Laden war nur wenige Minuten entfernt und Elfi fror wie ein Schneider. "Beim nächsten Mal da ziehe ich meinen Mantel an", jammerte sie mir ins Ohr. Ich dachte mit Entsetzen an den langen roten Mantel, bloß das nicht!
Als ich die Ladentüre aufschob, schrillte die alte Ladenglocke. Elfi fuhr zusammen. "Hilfe, was ist das denn?", kreischte sie mir ins Ohr. Der Ladeninhaber begrüßte mich. "Hallo Anne, kann ich dir helfen?" Zielstrebig ging ich auf die Rollen mit dem glänzenden Papier zu und Helmut legte mir gleich einige Rollen zur Auswahl auf den Ladentisch. Ich staunte nicht schlecht, es gab ja die Rollen in fast allen Farben. Also griff ich zu und nahm von jeder Farbe eine Rolle. Mir schwebten die schönsten Fensterbilder vor. Sogar Elfi hatte es die Sprache verschlagen, sie war muchsmäuschenstill. Helmut rechnete zusammen und ich zahlte. Plötzlich guckte er auf meine Schal und kniff die Augen zu. "Du hast da was, am Hals", sagte er. "Ja ich weiß, ein Tatoo!", log ich frech. "Ach toll, kann ich das mal sehen?", bettelte er. "Nein!", fuhr ich ihn an und zog den Schal etwas höher.
Daheim rollte ich das silberne und das goldene Papier aus und legte einen großen Musterstern auf das goldene und einen kleinen auf das silberne. "Von den großen Sternen machen wir an jedes Fenster zwei und von den kleinen drei", sagte ich zu Elfi.
Aber jetzt musste ich zuerst mit meinem Hund hinaus, der wurde schon ganz ungeduldig. Elfi zog es vor im Haus zu bleiben. "Stell nichts an, und warte bis wir wieder zurück sind.", legte ich ihr ans Herz.
Sat zog sofort in Richtung kleine Runde, er wollte ja nichts verpassen. Als wir nach einer Weile wieder heimwärts kamen, trauten wir unseren Augen nicht, an jedem Fenster waren fünf Sterne, zwei große und drei kleine. Mein Hund hatte es sofort entdeckt und wedelte fröhlich mit seinem Schwanz. Natürlich hatte sie es wunderbar gemacht, und ich lobte sie ausführlich. Dann konnte ich es mir nicht verkneifen zu sagen: "Sag deinem Zauberstab er hat das sehr gut gemacht."
Langsam gewöhnte ich mich an das hilfreiche Gerät und in Gedanken sah ich die schönsten Bilder an unseren Fenstern. Alle Leute würden das bewundern. Ich holte ein Bastelbuch hervor und zeigte Elfi, was man denn noch an die Fenster zaubern könnte. Da gab es Tannenbäume, Nikolaus und Schlitten, Rehe, Vögel und Schneemänner. "Schau Elfi, ich werde jetzt Essen kochen und du kannst die Fenster schön machen. Nur, hinaus sehen muss man auch noch können." Danke!", freute sich Elfi, "du darfst aber erst gucken, wenn ich fertig bin." das war mir sehr Recht, denn ich hatte noch genügend andere Arbeit. Dem Hund hatte sie erlaubt, dass er zuschaute.
Während ich in der Küche Gemüse putzte und dünstete hörte ich wie der Hund von einem Fenster zum anderen sprang. Es ging die Treppe hinauf und wieder hinab. Elfi hatte nun endlich eine richtige Aufgabe. Fast war ich mit dem Essen fertig, als sie in meine Küche kam. Sie schaute das Fenster an und besprach sich dann mit ihrem Zauberstab. "Hat der auch einen Namen?", wollte ich wissen. "Meinst du den Zauberstab? Der hat natürlich einen Namen, aber den verrate ich nicht, denn wenn der Name bekannt wird kann ja jeder damit zaubern." Das leuchtete mir ein, also fragte ich nicht weiter nach.
Elfi verschwand wieder und als sie nach einer Weile zurück kam, dekorierte sich mein Fenster wie von Geisterhand. Gleich zwei Tannenbäume waren dort zu sehen und darauf bunte Vögel. Daneben standen zwei Rehe und etwas weiter hinten spielten zwei Hasen Schneeballschlacht. "Donnerwetter", staunte ich.-
"Wie hast du das rausgekriegt?" Elfi sah mich erschrocken an. "Was?", lachte ich. Elfi war fast böse und sagte:" Na Donnerwetter, so heißt mein Zauberstab."
"Ach Elfi, ich sagte Donnerwetter, weil ich so begeistert bin von deinem Fensterbild. Man sagt hier Donnerwetter wenn etwas umwerfend gut ist, das hat nichts mit deinem Zauberstab zu tun." Elfi hatte sich wieder beruhigt und ich hatte das Essen fertig. Pünktlich kam Martin nach Hause. Er stürmte in die Küche. "So toll die Fenster, die Leute bleiben stehen um genau hinzusehen. Die waren ja noch nie so schön!" "Stimmt!" gab ich ihm Recht, "aber das hat Elfi gemacht!" Wir hatten es eilig mit dem Essen, denn wir waren neugierig alle Fenster zu besichtigen. An mehreren Fenstern war in der Mitte ein Weihnachtsbaum. Unter dem Baum lag Sat, unser Hund und daneben saß Elfi, in ihrer ganzen Schönheit. Man konnte sie glatt für einen Weihnachtsengel halten. Mein Mann war so begeistert, dass er zu Elfi ging und sagte: "Liebe Elfi, Du hast uns eine ganz große Weihnachtsfreude gemacht, ich glaube dieses Jahr haben wir das schönste Weihnachtsfest."
Elfi war ganz glücklich über so viel Lob. Wie jeden Abend telefonierte sie mit ihrer Großmutter. "Du musst das unbedingt anschauen, ich habe das alles ganz allein gemacht", hörte ich sie sagen, "und dann backen wir Plätzchen und Anne erzählt viele schöne Weihnachtsgeschichten."
"Heute ist Nikolaustag", dachte ich und wollte, dass Elfi ihre Schuhe an die Tür stellt. Das war natürlich gar nicht möglich, denn Elfi hatte keine Schuhe. "Was machen wir nur, alle Kinder stellen ihre Schuhe vor die Tür und der Nikolaus tut etwas hinein." Elfi sah das ganz locker: "Dann nimm doch von dir einen Schuh und schreib Elfi daran." Nein, das gefiel mir gar nicht. Wir haben früher immer Teller ans Fenster gestellt was früher geklappt hat müsste doch heute auch noch funktionieren. Elfi und ich suchten einen schönen Teller aus, der war noch von meinen Kindern. Ja der war perfekt!
"Ob mir der Nikolaus auch was bringt?", fragte Elfi mit großen Augen. Ich nahm sie in die Hand und küsste sie auf ihr schönes Haar. "Ganz bestimmt bringt er dir etwas", beteuerte ich.
Martin kam mit einem kleinen Körbchen. Da hinein hatte er ein Samtkissen gelegt. Er befestigte es auf der Heizung und forderte Elfi auf, sich da hinein zu setzen. "Du frierst doch immer und das soll dein Kuschelplatz sein im Winter." Ich legte eine Wollmütze hinein, die konnte sie als Fußsack benutzen, jetzt hatte sie es warm.
Als sie später in ihrem Bettchen mit der Großmutter telefonierte schlich ich mich noch einmal hinab. Mit Zahnstochern hatte ich winzige Söckchen gestrickt und einen flauschigen Poncho hatte ich für sie gehäkelt. Das sollte ja eigentlich ihr Weihnachtsgeschenk sein, denn den Nikolaustag hatte ich total vergessen. Dazu kamen ein paar bunte Schokokügelchen, die ich immer zum garnieren von Gebäck im Schrank habe. Danach schlich ich in mein Schlafzimmer und sah im Vorbeigehen, dass Elfi immer noch telefonierte.
Am frühen Morgen wirbelte das kleine Wesen durchs ganze Haus. "Komm!", schrie sie mir ins Ohr, "der Nikolaus war wirklich da!" Sat stand daneben und freute sich. Er hatte natürlich wieder nichts bekommen.
"Muss das sein, so früh und so plötzlich?" Ich setzte mich zunächst auf die Bettkante. Zehn Minuten zu früh, am liebsten wäre ich zurück auf mein Kissen. Dann sah ich, dass Elfi schon die Socken und den Umhang angezogen hatte, somit raffte ich mich auf und verschwand zunächst im Bad.
Beim Frühstück war Martin auch da und Elfi bekam ein ganz keines Stück Weißbrot mit Honig. Martin bewunderte Elfis neuen Sachen und dann war er auch schon weg. Nachdem ich den Tisch gründlich geputzt hatte, stellte ich mein Rührgerät auf. Gespannt schaute sie mir zu wie ich Mehl Zucker und Butter auf die Anrichte stellte. "Backen wir heute Kuchen?", fragte sie erwartungsvoll. "Nein Plätzchen, aber erst kommt Sat dran, der will hinaus." Kurz überlegte die Kleine ob sie auch mit ging, dann zog sie es vor in ihr Körbchen zu gehen.
Da die Sonne so schön aufging, machten wir eine Runde im nahen Wald. Alle Bäume und Büsche glitzerten wir hatten schon lange keinen so schönen Sonnenaufgang.
Daheim ging ich bestens gelaunt ans Plätzchenbacken.
Es war Donnerstag und wie immer musste ich in den Supermarkt um meinen Wocheneinkauf zu tätigen. Als ich den Geldbeutel und den Einkaufszettel in den Korb legte, sprang mein Hund erfreut auf, und lief zu Tür. "Nein Sat", sagte ich liebevoll zu ihm, "heute muss ich dich zurücklassen, es ist viel zu heiß. Ich komme bald wieder und bringe auch etwas Feines für dich." Noch einmal bückte ich mich zu ihm hinunter und blieb mit ein paar Härchen an dem klebrigen Nektar der Honigpflanze hängen, die gerade in voller Blüte stand.
Zügig erledigte ich meinen Einkauf, ich wollte meinen Hund nicht so lange warten lassen. Mein Korb war bis zum Rand gefüllt. Gemüse und Obst steckte ich an der Kasse in mein Netz. Mit dem Kassenbon reichte mir die Kassiererin einen roten, mit Gas gefüllten Luftballon. "10 Jahre, Ihr Einkaufsmarkt", stand darauf. "Der wird mir bei der Hitze im Auto platzen", dachte ich und konnte mich darüber gar nicht freuen. Eilig fuhr ich heim und parkte das glühend heiße Auto gleich in der kühlen Garage.
Der Luftballon hatte die Fahrt überlebt, also nahm ich ihn mit den Netz in die eine Hand, und in der anderen schleppte ich den Korb an die Haustür. Als ich den Schlüssel im Schloss drehte, war meine Laune wieder allerbestens. Hinter dieser Tür, wird mich mein Hund mit freudigem Schwanzwedeln begrüßen und ich habe ihm zur Belohnung ein Würstchen mitgebracht.
Ach wie war ich enttäuscht, Sat hielt es nicht für nötig mich zu empfangen. So konnte ich in Ruhe meinen Einkauf in die Küche bringen. Ich räumte den Korb aus, verstaute das Gemüse, nahm das Würstchen und den Luftballon um es ihm zu bringen. Er lag ausgestreckt auf dem handgeknüpten Läufer, den er ja als sein Eigentum betrachtete, wedelte fröhlich mit dem Schwanz und warf mir nur einen kurzen Blick zu. "Bist du beleidigt, weil du nicht mit durftest?", fragte ich und legte ihm das Würstchen vor die Füße. Was hatte er nur? Ich hatte den Eindruck er versteckte etwas vor mir. Also nahm ich den Ballon und steckte ihn in einen Blumentopf. Ohne auch nur den blassesten Schimmer zu haben, was hier los war, ging ich an die Kommode wo jemand sämtliche Bilderrahmen umgeworfen hatte. Langsam wurde ich nervös, flatterhaft stellte ich die Bildchen wieder auf. Mir fiel es nicht auf, dass ein Bild jetzt umgekehrt da stand. Eben wollte ich in die Küche gehen, als ich Elfi´s glockenhelles Lachen vernahm. "Ja, das hätte ich mir auch denken können!", rief ich belustigt, "kein Wunder beachtet mich Sat nicht, wenn du da bist."
Elfi machte einen Freudentanz und schwirrte summend um meinen Kopf. Wenn sie nicht so winzig wäre, hätte ich ihr gern einen Kuss gegeben. "Ich hoffe du bleibst ein paar Tage", sagte ich und ging die Treppe hinauf um die Tür zum Kinderzimmer zu öffnen. Martin hatte das Puppenhaus meiner Mädchen in das verwaiste Zimmer gestellt. Meine Kinder hatte es geliebt und die kleinen Räume waren immer noch vollständig eingerichtet. Mal sehen was Elfi dazu sagt....
Inzwischen ist Martin heim gekommen. "Deine Libelle ist wieder da!", empfing er mich, als ich die Treppe herunter kam. Fasziniert schaute er der kleinen Elfe zu, wie sie sich am Nektar labte. "Die hat ja ein richtiges Gesicht und ein Kränzchen aus Blumen im Haar!", stellte er fest. Kurz darauf, meinte er fast ängstlich: "Aber ins Schlafzimmer kommt sie doch nicht?"
Beim Abendessen saß Sat neben meinem Mann und wartete, dass ihm etwas auf den Boden fiel. Elfi dagegen kostete unsere Getränke. Weil es so warm war hatte ich meinem Mann ein Glas Bier eingeschenkt. Das Bier war so gar nicht ihre Geschmacksrichting, daher gab sie ein lautes "BLLä" von sich. Da musste sogar mein Mann lachen. Mein Obstsaft schien ihr besser zu schmecken, sie nippte zwei mal daran. Martin, der ja immer Angst hat, dass er gebissen wird, schob vorsichtig ein Stückchen Käse in Elfis Richtung. Daran schnupperte sie und meinte: "Was stinkt kann man nicht essen." Sat freute sich, als er den Käse bekam. Bevor ich den Tisch abräumte sammelte Elfi ein paar Brotkrümel auf, die sie dann auch tatsächlich in den Mund steckte.
Anschließend nahm mein Mann die Post um sie durchzulesen. Unter der vielen Werbung war ein Brief an ihn. Er wollte ihn lesen, jedoch Elfi hatte wieder einen Trick bereit. Egal wie herum Martin den Brief hielt, die Schrift war immer auf dem Kopf.
Sat und ich gingen noch eine Runde Gassi. Elfi blieb bei Martin. Mein armer Mann tat mir leid, allein mit Elfi, ob das gut ausgeht?
Sat hatte es unwahrscheinlich eilig wieder nach Hause zu kommen. So eilig hat er es sonst nur, wenn in der Ferne leises Donnergrollen zu hören ist. In dem Fall war unser Abendspaziergang schnell beendet. Sat hastete vor mir die Stufen hinauf und stand staunend in der Stube. Martin hatte an den Luftballon eine Schaukel für Elfi gebastelt und eben in diesem Moment ließ er den Ballon los. Elfi saß auf der Schaukel und sauste mit dem Ballon durchs Treppenhaus. Scheinbar gefiel es ihr, denn ihr Lachen war deutlich zu hören. Ich hatte Angst um sie und rannte ihr nach. Auch Sat kam hinter mir die Treppe hoch und ganz zum Schluss mein Mann. "Oh je, was habe ich jetzt angestellt, ich wollte der Kleinen doch nur eine Freude machen!", jammerte er schuldbewusst.
Im Kinderzimmer hing der Ballon unter der Decke, von Elfi keine Spur. Mein erster Gedanke war, Elfi sei verunglückt und läge jetzt auf dem Fußboden. "Geht keinen Schritt weiter!", brüllte ich, "Ihr könntet sie zertreten." Wir suchten den Fußboden nach Elfi ab, aber keine Spur von ihr.
Als wir so auf allen Vieren auf dem Fußboden herumkrochen, stand plötzlich Elfi vor uns. "Sucht ihr was? Sagt mir, was ihr sucht und ich finde es mit meinem Zauberstab."
Martin und ich schauten uns an. "Ich brauche jetzt einen Schnaps, willst du auch einen?" fragte er mich. "Ja bitte, bring die Flasche und zwei Gläschen." - Ich war der Ohnmacht nah. Wir schauten gleich 2 mal in unser Glas und mein Kreislauf dankte es mir. "Dich haben wir gesucht, wo warst du denn?", fuhr ich das arme, niedliche Wesen an. Elfi erschrak. "Ich war in dem Häuschen, hat Martin das für mich gemacht?" Jetzt tat sie mir schon wieder leid, ich nahm sie liebevoll in meine Hand und erklärte ihr: "Ja Martin hat es gemacht, aber zuerst für Hannah und später hat es Helena bekommen und jetzt hat er es für dich hierher gestellt, damit du eine eigene Wonung hast. Es gehört jetzt dir."
Elfi jubelte und sang:
"Ich hab ein Haus,
für mich allein,
ein kleines Elfenhaus,
da zieh ich ein."
Jetzt war Elfi beschäftigt, sie schaute in die Schränke bewunderte das Puppengeschirr, setzte sich auf jeden Stuhl und betrachtete das Schlafzimmer, in dem sogar eine Frisierkommode mit Spiegel stand. Elfi war glücklich.
Sat hatte es sich im Kinderzimmer bequem gemacht.
Martin und ich hatten noch Lust auf ein Eis. Schnell räumte er sein Bastellzeug auf und meinte: "Die ist ja wirklich niedlich, deine Elfe, aber warum haben wir uns Sorgen gemacht, die kann doch fliegen!"
"Ich werde noch einmal nach ihr sehen wenn ich hinauf gehe, nicht dass sie traurig ist weil ich sie so angebrüllt habe." Ein wenig plagte mich mein Gewissen und es dauerte nicht lange, da stand ich an der Tür und horchte. Ihr kleiner Zauberstab leuchtete in warmen Farben. Ich hörte sie wie sie mit ihrer Großmutter sprach: "Heimweh??? Nein ich habe kein Heimweh, Martin hat mir ein Haus geschenkt und ich liege in einem richtigen Bett. Ich bleibe noch ein paar Tage, vieleicht auch noch ein paar mehr. Im Flur blühen große Blumen, die haben den besten Honig weit und breit !........"
Ich winkte ihr von der Tür aus und sagte leise: "Gute Nacht!"
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Tag der Veröffentlichung: 10.11.2018
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Diesen Teil meiner Elfi-Reihe, widme ich meiner Freundin Michi Schmiedel, weil sie mich ermuntert hat eine neue Elfi-Geschichte zu schreiben. Danke Michi!! Deine Anne