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Die drei Wünsche.

 

 An einem wunderschönen Morgen im Mai, machte ich mich mit meinem Hund „Anja" zum Spaziergang auf. Die Sonne schien und auf den frisch gemähten Wiesen lag eine dünne Schicht weißer Nebel, der wie ein Schleier zu schweben schien.

„Wohin gehen wir denn heute?", fragte ich meinen Hund, der mir mit freudigen Wedeln antwortete:
„Egal wohin, Hauptsache ich darf springen!"
Das kleine Wäldchen hatten wir schnell hinter uns und vor uns lag die Heide. Die Heideglöckchen blühten in voller Pracht und die fleißigen Bienen summten. Hier konnte sich Anja austoben. Für mich stand eine Bank bereit, auf der ich mich niederließ um die Morgenstille zu genießen. Sofort rannte Anja los, um in dem kleinen Bächlein ein morgendliches Bad zu nehmen. Sie kam aber nicht dahin, denn irgendetwas schien sie abzuhalten. Auch an einer anderen Stelle drehte sie wieder um.
Ich war enttäuscht und dachte schon an den Heimweg. Da kam mein braver Hund, setzte sich ganz still neben die Bank und sah freudig erregt in die weißen Nebelfelder, die sich schon langsam auflösten.
Ein kleines Wesen kam plötzlich aus dem Wäldchen mit einem winzigen Korb, in dem es einen Pilz trug. Anja konnte gar nicht so schnell wedeln wie sie sich gerade freute!
Eine schöne Elfe mit einem pastellfarbenen Kleid und bunten Flügeln schwebte über die Grashalme direkt auf uns zu. Mit einem feinen Stimmchen fragte sie:
„Was macht ihr hier so früh am Morgen, wir haben es nicht gern, wenn Menschen uns beobachten."
„Ich habe doch gar nichts gesehen", sagte ich zaghaft, „nur der Hund wollte an den Bach und konnte nicht heran."
„Ja sicher", wisperte die Elfe, „Da ist die Bannmeile, wir lassen niemanden in unsere Nähe."
Mit freundlichen Worten forderte sie uns auf, diesen Ort zu verlassen. Ich pochte auf mein Recht und erklärte, dass hier niemals eine Bank stehen würde, wenn man darauf nicht sitzen dürfe.
„Dann bleib sitzen, aber ich werde Euch genau beobachten!", zwitscherte das goldige Wesen und schwebte davon.
Ich war nun doch ein wenig enttäuscht, unseren Sonntag-Morgen Spaziergang hatte ich mir ein wenig anders vorgestellt.
Anja schaute unentwegt in die Richtung, in die die Elfe verschwunden war. Jetzt wollte ich wissen, was es dort zu sehen gab und schaute genau hin. Da war ein ganzer Schwarm kleiner Elfen, die auf dem Nebel tanzten. Ich bildete mir sogar ein, Musik zu hören. Sie schwebten auf den Nebelresten es war lieblich anzusehen.
Ja, da werde ich noch eine Weile zusehen, entschied ich mich und mein Hund schien soeben das Gleiche zu denken. So saßen wir etwa eine Stunde und bemerkten gar nicht, dass hinter dem Wald dunkle Wolken aufzogen. Erst als der erste Donner grollte, beschlossen wir ganz schnell nach Hause zu gehen.
Da schwebte die kleine Elfe noch einmal heran.
„Beeilt Euch, es wird ein Gewitter geben! Wir haben ein Geschenk für Euch: Ihr habt drei Wünsche frei."
Danach winkte sie und wir eilten durch das keine Wäldchen der Straße zu.
Immer wieder musste ich an die Elfe denken und überlegte, was ich mir wünschen könnte. Anja hechelte hörbar und riss mich aus meinen Gedanken.
Zwar schien die Sonne nicht mehr, aber es war schwül. Mein Hund hatte Durst und seine Zunge hing ihm zum Hals heraus. Mitleidig strich ich mit meiner Hand über seinen Kopf und sagte: „Wenn wir doch nur Wasser mitgenommen hätten."
Ein feines Glöckchen klingelte und die Elfe stand neben uns mit einer Schale voll Wasser. Dankbar trank meine treue Gefährtin die Schüssel leer und mir war klar, der erste Wunsch war eine Schüssel Wasser. Mein Hund war das wert, wir hatten ja noch zwei Wünsche.
Vor uns lag noch ein gutes Stück Weg, da fing es an zu regnen. Ich hatte nur ein leichtes Blüschen an und war gleich nass bis auf die Haut.
„Wenn ich nur einen Schirm mitgenommen hätte!", klagte ich vor mich hin. Kaum hatte ich das gesagt, stand die Elfe mit einem Regenschirm neben mir. Das Glöckchen klingelte ein zweites Mal und ich hielt einen Schirm in meiner Hand.
Die Elfe hatte einen langen roten Mantel an und einen kleinen Schirm in der Hand, damit sah sie so putzig aus, dass mir gar nicht so schnell bewusst wurde, dass nun auch der zweite Wunsch futsch war.
Endlich erreichten wir unser Haus. Da stand ich vor der Tür und hatte keinen Schlüssel mitgenommen. Mein Mann hatte Sonntagsdienst und nun musste ich dorthin, um seinen Schlüssel zu holen.
„Mist!", zischte ich, „hätte ich nur einen Schlüssel dabei!"
Kaum hatte ich das ausgesprochen, stand sie neben mir die Elfe mit dem Regenschirm. Wieder ertönte der helle Klingelton des Glöckchens und ich hielt den Haustürschlüssel in der Hand. Mein Hund stürmte sofort nach dem Öffnen der Haustür ins Bad, wo sein Handtuch hing und ließ sich geduldig abtrocknen.
Mir liefen die Tränen über das Gesicht, wann hat man schon mal drei Wünsche frei?

 

 

 

 

 

 

 

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Cover: Bild Cover: Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 05.06.2018

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