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Kleines Vorwort

Dieses Büchlein soll ein kleines Tagebuch werden. Von Zeit zu Zeit werde ich einen Artikel hinzufügen.

Auf unserem Stock sind acht Seniorenwohnungen die von zehn Personen bewohnt werden. Im Grunde genommen sind wir alle ganz normale Leute, die sich auch selbst versorgen. Hin und wieder, -vielleicht auch manchmal öfters-, treffen wir uns in der kleinen Klönecke oder im Sitzungsraum auf unserer Etage zum gemeinsamen Kaffeetrinken oder wir feiern einen Geburtstag, oder ganz einfach ohne Grund. Wir singen oftmals sehr schön, aber jedenfalls immer schön laut. Witze, anständige und unanständige dürfen auch nicht fehlen. An Wein fehlt es uns nie und gute Laune haben wir immer.

Ich würde behaupten, wir sind ein verrückter Haufen.

 

 

Betonen muss ich, dass wir nie unseren Dreck zurück lassen, wir verlassen unseren Tatort immer sauber und aufgeräumt! 

  

Silvesterparty

Gerti und Bruno planten unsere diesjährige Silvesterparty. 

„Da machen wir uns in diesem Jahr nicht so viel Arbeit, ich gehe zum Metzger und bestelle  zwei Schüsseln Wurstsalat, eine mit Käse und eine ohne, dazu gibt es Brot.“, war Brunos Vorschlag. Gerti und ich schauten uns an. Ich rümpfte die Nase. Ja gut, einige von uns sind echte "Eingeborene Schwaben", dazu gehört auch mein Mann und Schwaben essen nun mal gern Wurstsalat. Niemand wagte zu widersprechen. „Soll ich nicht wenigstens eine Bowle machen?“, fragte ich vorsichtig. „Nein!“ fuhr mich Bruno an, „Du machst gar nichts, Du hast die letzten Male schon für uns gekocht!“

Gerti nahm meine Hand: „Ich lasse von meinem Sohn Fischbrötchen machen, dann iss davon, ich will auch nicht unbedingt Wurstsalat.“ „Gibt es auch Lachsbrötchen?“, fragte ich unverschämt. „Ja auch Lachsbrötchen“, versprach Gerti. 

Noch einmal machte ich einen Versuch Wein oder Sekt zu besorgen, aber langsam wurde Bruno immer verärgerter. „Ich  besorge alles, dann werden die Kosten in zehn Teile geteilt und jeder zahlt seinen Anteil.“  Der Ablauf der Party war also ein beschlossenes Gesetz und daran gab es nichts zu rütteln. 

"Mein Mann und ich werden sicher nicht bis zwölf Uhr durchhalten, wir werden immer so früh müde.", klagte ich bei Irene. Ihre Antwort und gleichzeitug wertvoller Tipp war: "Vorschlafen, Anneliese, wir schlafen alle nachmittags ein paar Stunden."

Ich  klagte meiner Tochter mein Leid: “Silvester ohne Bowle  und ohne Kartoffelsalat, ich glaube ich will gar nicht hin.“  Siggi wusste Rat: „Mach alles so, wie jedes Jahr, mach Deine Bowle und den Kartoffelsalat, den könnt Ihr ja schon mittags und abends essen, bevor ihr zur Party geht und die Bowle die schmeckt nachmittags schon und am nächsten Tag auch.“

Am Silvesterabend waren mein Mann und ich schon in bester Stimmung, dafür hatte meine Bowle gesorgt. Wie immer waren wir die Letzten die ankamen, weil mein Gatte ja immer noch einmal ins Bad muss.

Zwei Plätze blieben frei. Hildegard hatte abgesagt, weil sie sich nicht wohl fühlte und Elisabeth wollte nur kommen wenn sie nichts bezahlen müsste.  Sie hasste es, wenn man von ihr Geld wollte. Bisher  hatte sie sich immer rausgeredet und ist dann am Schluss doch aufgetaucht um von den Resten einzupacken.  Da sie aber durchaus in der Lage wäre ihren Anteil zu zahlen, waren wir der Meinung, dass sie uns nicht die Laune verderben sollte.

 Bruno und Gerti hatten die Tafel gedeckt. Aus der Musikanlage ertönten noch einmal Weihnachtslieder.  Wir sangen kräftig mit und nebenbei kosteten wir von Allem. Wenn es sein muss können wir nicht nur aus voller Kehle singen, sondern auch mit vollem Mund, stellte ich fest.

Von den Lachsbrötchen räumte ich gleich zwei ab.  Dann ließ ich mich noch überreden die Matjesherings-Brötchen zu kosten.  Es schmeckte alles sehr gut und der Wein sorgte für allerbeste Stimmung. Wichtig war: Keiner durfte schlapp machen bevor wir dem Neue Jahr nicht ins Auge geblickt hatten.

Neben mir saß Willy. Er war früher zur See gefahren und liebte es, wenn Bruno Seemannslieder abspielte.  Wir sangen alle kräftig mit. Ich wunderte mich, dass sich in den anderen Stockwerken niemand beschwerte.  Das Haus scheint gut gedämmt zu sein.

Natürlich durften zwischendurch die Witze nicht zu kurz kommen. Bruno flüsterte mir einen unanständigen Witz zu, da rief Anne:  „Lauter, wir wollen den auch hören!“  „Nein, den nicht“, sagte ich zu Anne, „der ist pfui!“  Darauf lachte sie, (Anne ist 91 Jahre): „Her mit dem Pfuiwitz!“

Um Viertel vor 12 Uhr schenkte Bruno den Sekt ein. Karle und ich gingen noch einmal in unsere Wohnungen, um schnell noch „die letzte Zigarette in diesem Jahr“ zu rauchen. Pünktlich, um eine Minute vor zwölf standen wir stramm um 2018 zu begrüßen.  Nachdem wir alle mit jedem angestoßen hatten waren die Gläser leer. Von den Fenstern aus können wir über die ganze Stadt blicken, wir sahen dem Feuerwerk zu.

Meine Katze hatte es sich auf einem freien Stuhl gemütlich gemacht, was sich draußen abspielte, störte sie nicht.

Anne verabschiedete sich als Erste: „Seid nicht bös, ich kann nicht mehr.“  Nein wirklich wer kann es ihr übel nehmen?

Wir übrigen hielten es noch eine Weile aus. Gemeinsam räumten wir ein wenig auf, wobei eines der Sektgläser zu Bruch ging. Gerti meinte: „Scherben bringen Glück!“  

Da wir alle unseren Haushalt  aus Platzgründen verkleinert haben, tat es mir leid um Brunos Glas.

Immer noch gut gelaunt bogen wir in unseren Flur ab. Kalle unser Sänger, mein Mann und ich. Wir sangen "Aufwiedersehn"  aus vollem Halse, bis wir endlich in unseren Wohnungen verschwanden.  

Ich weiß nicht mehr genau, aber ich glaube es war inzwischen zwei Uhr. Als ich im Bett lag fiel mein Blick auf die Leuchtziffern der Uhr, da war es 2.30 und draußen waren nur noch vereinzelte  Böller zu hören.

Christbaumloben

 

 

Am 1. Advent begann ich damit, mein kleines Weihnachtsbäumchen zu schmücken. Da ich nicht viel Platz habe, hatte ich mich für ein 70 cm "kleines" Bäumchen entschieden, mit batteriebetriebener Beleuchtung. An jeden einzelnen Zweig knüpfte ich, mit viel Geduld und einem goldenen Faden, eine Kugel. An den obersten Zweigen fanden ein paar Vögelchen ihren Platz. 

Mein kleines Kunstwerk gefiel mir und ich wollte es auch gleich jemandem zeigen. Also der Erste, der mir auf dem Flur begegnen würde, sollte der erste Bewunderer meines Bäumchens werden. 

Lange musste ich gar nicht warten, da kam Bruno aus dem Aufzug mit einem wirklich wunderschönen Weihnachtsbaum. Der war viel größer als der meine und schon voll geschmückt. 

"Mensch Bruno, wo bringt du den denn her?",  fragte ich erstaunt. "Aus meinem Keller", lachte er verschmitzt, "den habe ich letztes Jahr hinunter gebracht, schön abgedeckt und jetzt ist er wieder voll einsatzbereit." "Dagegen ist ja Meiner ein Waisenknabe, und ich dachte schon, der sei schön.", entfuhr es mir traurig.

"Wo ist dein Baum?", fragte Bruno und stellte seinen Christbaum mitten auf den Flur. "Wo wohl? Natürlich in meiner Wohnung!" Ich hatte noch nicht ausgesprochen, da war Bruno schon auf dem Weg zu meiner Wohnung. Von allen Seiten betrachtete er den Winzling. Als er das dritte Mal: "Der ist aber schön" heuchelte, fiel bei mir der Groschen. "Christbaumloben", schoss es mir durch den Kopf. Ich holte die Ouzoflasche und zwei Gläser und stieß mit ihm auf mein kleines Bäumchen an. "Ach ja, der hat auch Beleuchtung", prahlte ich und drückte auf das Knöpfchen. "Ja", meinte mein Nachbar, "und jetzt ist er erst so richtig schön!" Ich schenkte noch einmal nach und Bruno versicherte, dass ich nach dem Mittagessen seinen Baum auch bestaunen könne, denn er habe einen besonders schönen Platz dafür.

Nach einem guten Mittagessen, fühlte ich mich bereit, das Christbaumloben fortzusetzen. Auf mein Klingeln öffnete Bruno und sein Baum erstrahlte in vollem Glanz. Er war wirklich sehr schön und ich musste nicht nach lobenden Worten suchen. "Mein Gott, der ist ehrlich wunderschön.", sagte ich und da man bei ihm nicht um den Baum laufen konnte, ging ich ein paar Schritte nach rechts, um meine Bewunderung noch einmal zu bekräftigen. Er wartete mit Jägermeister auf und ich fand, dass der farblich schon viel besser zum Weihnachtsbaum passte als mein Ouzo. 

Ich hatte das Gefühl, mein Bedarf an Alkohol war gedeckt. Gerti hatte zwar auch auf ihrem  Balkon einen prächtigen Christbaum, aber den wollte ich mir für einen anderen Tag aufheben.

Ich vergaß das Christbaumloben und somit auch Gertis Baum, obwohl ich mich an ihm, jeden Abend erfreute.

Nach Neujahr machte ich mir Gedanken wie ich mein kleines Bäumchen am besten aufbewahre, um ihn im nächsten Jahr genau so wieder aufzustellen. Gerti meinte: "Aber bis zum Drei-Königs-Tag musst du ihn schon noch stehen lassen." 

"Warum eigentlich nicht, er nadelt ja nicht", stellte ich fest und ließ ihn noch eine Woche an seinem Platz. Da läutete es abends an meiner Wohnungstür. Ich ging zu schauen, wer da so spät noch zu mir will. Vor meiner Tür saßen sie auf ihren Rollatoren und sangen "Oh Tannenbaum". Anne, Gerti, Bruno und Karle, mein direkter Nachbar, stürmten herein zum Christbaumloben. Ich musste zu meinem Schreck feststellen, dass ich kein Schnapsglas zu viel im Schrank hatte. Nachdem wir unsere Kehlen geölt hatten, sangen wir abschließend noch einmal Weihnachtsieder. Nebenbei leerte sich meine Ouzoflasche und ich holte einen Korn zur Hilfe. Es trank zwar jeder einen Korn, aber so richtig war es dann doch nicht das passende Getränk. Karle ging in seine Wohnung um einen Kirschlikör zu bringen. Jetzt langten alle noch einmal zu. Anne wollte lieber einen Korn. Ungläubig schaute ich Bruno zu, der das Glas füllte und erwischte ihn, wie der Anne statt Korn, Sprudel in ihr Glas füllte. Daher konnte Anne also so gut mithalten! Sie war die Erste, die sich verabschiedete, während wir noch ein Stündchen mit Witzen und Gesang durchhielten. 

 

 So beendeten wir offiziell die Weihnachtszeit. 

Der nächste Grund zum Feiern wäre Fasching, aber wir brauchen keinen Anlass. Zum Feiern findet sich immer eine Gelegenheit!

Drei Könige, (oder alle Jahre wieder)

 Nein es war nicht so, dass ich etwas Besonderes kochen wolte. 

Der 6. Januar ist ja für mich auch gar kein Feiertag, ich bin evangelisch, für meinen Mann schon eher, denn er ist katholisch.

In einer Schüssel waren ein paar Pellkartoffeln vom Vortag. Passt, dachte ich, da werde ich richtig leckere Bratkartoffeln machen. Dazu ein paar gedünstete Paprikaschoten und einen kleinen Schmorbraten, den hatte ich schon auf dem Herd.

  Kurz vor dem Essen war der Braten schon fertig und schwamm in der Soße, Die Paprika hatte ich schon ausgeschaltet und meine ganze Wohnung duftete nach den knusprig braun gerösteten Kartoffeln. Ja, einmal wollte ich sie noch wenden, dann wäre alles perfekt. Mein Blick fiel auf die Dunsthaube: Oh je, die ist ja gar nicht an. Schnell drückte ich das Knöpfchen. Dann fiel mir die Balkontür ein, die ich ja beim Kochen stets kippe. Schnell ging ich die Tür zu öffnen. Als ich an dem Feuermelder vorbei kam, brannte dort schon das kleine rote Licht. „Scheiße!“,  zischte ich, “Feueralarm!“ Ich öffnete die Balkontür und sah schon die Feuerwehr auf den Hof fahren. Eine diensthabende Schwester aus dem Haus stand schon auf der Feuerleiter und rief: „Es ist nichts passiert, nur Fehlalarm wegen Bratkartoffeln!“

Trotzdem kam einer der 20 angerückten Feuerwehrmänner in meine Wohnung um sich zu überzeugen, ob nicht doch eine der Kartoffeln Feuer gefangen hatte. Er blies dann den Großeinsatz ab mit den Worten: „Fehlalarm wegen anbrennter Kartoffle!“ Ich motzte ihm noch nach: „Die sind nicht angebrannt, das sind Bratkartoffeln!“

Beim Rathaus, wo immer die Einsatzberichte eingehen, hieß es im Bericht: Alarm wegen gekochter Kartoffeln. Die Sachbearbeiterin ließ mir ausrichten: Es wäre angebracht wenn ich künftig am Drei-Königs-Tag zum Essen ginge, denn schon im vergangenen Jahr sei die Feuerwehr bei mir am 6. Januar angerückt.

 

     

 

Fasnet , (Fasching)

Bei uns in Oberschwaben heißt es Fasnet und die tollen Tage gehen auch an uns nicht vorbei.

Die ersten Veranstaltungen: Narrensprung und Maskenbeschwörung ließen wir aus , jedenfalls ich habe es ausgelassen. Am Donnerstag wollten wir geschlossen zum Umzug gehen und anschließend zusammen sitzen, Kaffee und Fasnetsgebäck essen. Den Tisch hatte Frau Zimmermann schon im Tagungsraum gedeckt. Anne, die älteste von uns hatte hinein geschaut. 

 Pünktlich um halb zwei Uhr ging es los. 

Um die Mittagszeit tauchte die Faschingskapelle auf. Ich denke es waren die Schalmeien. Sie spielten in allen Stockwerken, wobei sie bei uns zuletzt ankamen. Danach stürmten sie die gedeckte Kaffeetafel, die wie ich glaubte, ja für uns schon gedeckt war. Da ich ja schlecht laufen kann, geht mein Mundwerk um so besser: "Das haben wir gern, 2 kleine Liedchen spielen und sich danach den Ranzen vollschlagen!" war mein nicht ganz beiläufiger Kommentar.

 Pünktlich um 13.30 sammelte frau Zimmermann allses ein, was zum Unzug laufen konnte.

Nun hatte es aber über Nacht geschneit, und somit war es für meinen Mann viel zu gefährlich den Berg hinab zur Hauptstraße zu laufen.  Sie mussten ohne uns gehen. Frau Zimermann war ganz mit Sonnenblumen übersät, und unsere Anne hatte ihren Rollator ausgeschmückt. Mit bunten Luftballons und vielen kleinen Dedails war sie ein echter Hingucker. Mir hatte sie auch ein Hütchen und lange Perlenketten verpasst, denn ich hatte in der Richtung nun auch gar nichts mehr im Schrank. 

Währen die Anderen sich beim Umzug warm schunkelten, hatte ich genügend Zeit, mich und meinen Mann ein wenig faschingsmäßig zu richten. 

Mit großem Tara kam unsere Gruppe vom Umzug zurück. Jedes verschwand in seiner Wohnung um sich von Schuhen und warmen Jacken zu befreien. Dann klingelte Frau Zimmerann an allen Türen und lud zum Kaffee ein. Wir waren überrascht, alle Spuren vom "Überfall" der Schalmeien waren beseitigt, und Kaffee und leckeres Gebäck stand auf dem Tisch. Frau Zimmermann weiß wo man zwischen Ravensburg und Aulendorf das beste Gebäck kaufen kann. Es hat uns allen vorzüglich geschmeckt und ich glaube, jeder hatte am Ende ein Faschingsküchle zuviel gegessen. 

Leider war unsere Runde an diesem Tag sehr spärlich besetzt. Irene und Willy hatten Besuch, Hildegard wollte die Füße hochlegen und vergass dabei wieder  aufzustehen. Elisabeth fehlte sowieso angeblich war sie anderweitig verpflichtet, aber ich glaube eher, dass sie einfach nicht lustig sein wollte. Sie sitzt ja stets bei stillem Wasser und wehrt sich vom Wein zu kosten.  

Als dann das Büro-Trio Feierabend hatte, legten wir richtig los. Bruno hatte wieder seine Musikanlage aufgebaut und nachdem wir unsere Kehlen mit Wein angefeuchtet hatten legten wir los mit unserem Gesang. Gerti, Bruno und ich hatten keine Schwierigkeiten eine Flasche Rotwein zu leeren, Kalle trinkt immer nur alkoholfreies Bier, das macht aber bei ihm nichts aus, der kommt auch damit in Stimmung. Zum Schluss halfen wir noch bei Annes Weißweinflasche, denn Ordnung muss einfach sein. Eine volle Rotweinflasche war noch übrig, anstatt diese aufzuheben für schlechte Zeiten, gaben wir die mit dem benutzten Geschirr zurück in die Küche.

Aber das eine weiß ich gewiss, den Fehler machen wir kein zweites Mal. 

Für den Rosenmontag plante unser Kalle einen kleinen Umzug durch unsere Anlage, mit dekorierten Rollatoren und jede Frau sollte eine Rose bekommen. Kalle ist nicht nur unser Sänger, er ist auch unser Rosenkavalier. Am Samstag und am Sonntag hörte ich ihn noch kräftig singen, aber oh Schreck, am Montag war er krank. Eines der Lieder muss ihm dann wohl nicht bekommen sein, er kämpfte mit Magen- Darm Beschwerden. Als Anne am Abend zum Kehraus trommelte, war auch unser Kalle wieder da, aber jetzt war Bruno krank. Er hatte sich eine Grippe geholt. Wie wir ja alle wissen ist eine Männergrippe eine ernst zunehmende Krankheit. Da muss man mit dem Schlimmsten rechnen und das wird im Alter auch nicht besser, im Gegenteil. Da liegen die dann mit 37° Fieber im Bett und blättern in Prospekten der Bestattungsinstitute. 

Kalle hatte seine Musikanlage mitgebracht und  versorgte uns mit lustiger Musik. Gerti saß auf dem Sofa in unserer Klönecke und hatte eine Flasche Rotwein vor sich. Mein Mann steuerte gleich den noch freien Platz neben Gerti an. Kalle durfte, weil er ja grad noch krank war, im Sessel sitzen. Anne brachte einen Stuhl aus ihrer Küche und wir anderen setzten uns auf die Rolllatoren. Anne hatte eine Flasche Weißherbst dabei und bekam die Flasche nicht auf. Ja bei Weinflaschen öffnen da bin ich gut. Schnell war die Flasche offen. Jetzt merkte sie, dass sie ja gar keine Gläser dabei hatte. Ich ging in meine Wohnung und holte ein paar Weingläser. Nun hatte ich zwar alkoholfreie Getränke dabei, aber da kam ich dann nicht mehr dazu, ich half Anne die Flasche zu leeren und das gelang uns dann auch. Dass wir später Einschlafschwierigkeiten hatten, war auf der Flaschen nicht vermerkt. Es war wohl elf Uhr, als wir uns verabschiedeten. Schon im Nachthemd fiel mir ein, dass wir auf jeden Fall den Tich noch abputzen sollten. Also nahm ich einen Lappen und schlich noch einmal zurück in die Klönecke. Wer da so sauber aufgeräumt hatte, weiß ich nicht, es gab nichts mehr zu putzen, alle Kissen waren wieder am Platz und der Tisch sauber. 

 

 

Polizeibesuch

Seit Wochen hatte sich die Polizei angemeldet. Man wollte uns einen Aufklärungsvortrag über Betrügereien im Alltag, vorwiegend bei älteren Leuten halten. Wir sollten zahlreich erscheinen, wurde uns nahegelegt. Um uns die Sache nun auch ein wenig schmackhaft zu machen, versprach Frau Zimmermann: "Ich habe extra einen jungen, gut aussehenden Beamten verlangt, mit was Anderen brauchen die erst gar nicht kommen." Der Satz ging mir nicht aus dem Kopf und ich war gespannt auf den Vortrag.

Tatsächlich füllte sich das Foyer kurz vor Beginn des Votrages. Als alle einen passenden Sitzplatz gefunden hatten, fiel jedoch dem Polizeibeamten ein, dass es ihm nicht gefiel, wie die Stühle angeordnet waren. Alle Stühle mussten gedreht werden. Während er noch seine Utensilien ordnete, hatte ich Zeit ihn zu betrachten.  Na ja jung war er mal, - irgenddwann aber hässlich war er auch nicht. Die Figur war makelos und die Stimme angenehm. 

Er begann seinen Vortrag und klärte uns über die Maschen der Betrüger auf. Für mich und den Großteil der Zuhörer, war es alles nicht neu. Er zog seinen Dienstausweis und erklärte, dass es nur eine Art Dienstausweis gibt. Wir saßen in 5 oder 6 Reihen und er gab in der ersten Reihe seinen Ausweis ab, jeder sollte ihn ansehen und an den nächsten weitergeben. 

Ich bin ja immer mistrauisch und skeptisch und sagte spaßhalber: "Hoffentlich bekommt er ihn auch wieder zurück." Es folgten noch verschiedene Anschauungs-Gegenstände die er ebenfalls durch die Reihen schickte. Ein Taschenalarm hat mir besiónders gut gefallen. Wenn der ausgelöst wird gibt es einen ohrenbetäubenden Alarm. 

Zum Schluss gab er noch Hinweie wie man seine Wohnungstür bzw. Balkontür effektiv sichern kann. Das ist allerdings bei uns ja gar nicht möglich, denn wenn ich eine Sicherungskette vorlege und es trifft ein Notfall ein, so ist es fast unmöglich, dass ein Notarzt zur Hilfe kommen kann. 

Im Großen und Ganzen war der Vortrag kurzweilig. Immer wieder brachte der Beamte interessante Beispiele. 

Zum Schluss ordnete er seine mitgebrachten Teile, die er durch die Reihen gehen ließ und siehe da, es war alles da, außer dem Diestausweis. Seine Frage: "Wo ist mein Ausweis?", blieb unbeantwortet. Alle die ihn weitergereicht hatte sagten: "Ich habe ihn weitergegeben." Sein geschultes Auge schaute jeden von uns an und blieb bei zwei Herren haften, die genau in sein Schema passten. Dort wurden alle Tachen kontrolliert, aber alles was vorkam war kein Dienstausweis. 

Fassungslos stand der Polizist da und fragte noch einmal nach, wer ihn den zuletzt hatte. Wieder ging er zu einem der zwei Herren, denn eines hatte er übersehen. Der eine von ihnen hatte am Ärmel seiner Jacke eine Handy-Tasche.  Wie ein kleines Wunder kam dort der Ausweis zum Vorschein. 

Während der Beamte zusammen packte, hörte ich ihn sagen: "Seit Jahren halte ich Vortrage in Schulen usw. aber das ist mir noch nie passiert!"

 

 

Irene und Willy´s Geburtstagsfeier

Gerade hatten wir Fasching überstanden, da luden Irene und Willy zu ihrer Geburtstagsfeier ein. Beide hatte ein paar Tage zuvor Geburtstag gehabt und es sollte Kaffee mit Kuchen, sowie Abendessen geben. 

Da wir normalerweise immer zusammenlegen und eine Kleinigkeit kaufen, machte Irene den Vorschlag das Geld zu sammeln für eine Spende für notdürftige Aulendorfer. Wir fanden die Idee gut.

Pünktlich trafen wir uns im Besprechungsraum, wo die Tafel schon festlich gedeckt war. Wenn es etwas zu Feiern gibt, sind wir immer pünktlich. 

Leider mussten wir auf Bruno verzichten, der ja mit Grippe im Bett lag und auf Elisabeth, die angeblich dringend zum Geburtstag ihres Sohnes musste. Das war aber höchst unwahrscheinlich, denn dieser arbeitet in Sonthofen wohin er montags fährt und freitags zurückkommt. Jetzt war aber Dienstag. Außerdem weiß ich zwar wo er wohnt, Elisabeth weiß es aber nicht so genau. Für mich war es eine faule Ausrede weil sie niemanden von uns leiden kann und schon längst nichts bezahlen will. 

Als Kalle dann auch da war, er ist nämlich immer der Letzte der erscheint, begannen Irene und Frau Zimmermann uns mit Kuchen und Kaffee zu versorgen. Es gab Käse-Sahne-Torte und Apfelkuchen, der auch den Titel "Torte" verdient hätte, so schön sah er aus. Ich nahm von der Käse-Sahne-Torte und hatte nachher keinen Platz mehr für ein zweites Stück. Dazu gab es Bodensee-Kaffee. Bisher hatten wir immer den Kaffee gelobt, weil er so gut war, dieses mal war er eindeutig mit zu viel Wasser gekocht worden. Selbst Kalle, der nie was auszusetzen hat, schaute in die Tasse und sagte ganz beiläufig: "Ich brauche nicht mehr an den Bodensee zu fahren, ich kann hier den Boden sehen." Mag sein, es war die Angst vor einer weiteren Tasse Kaffee, die mich daran hinderte von dem Apfelkuchen zu essen. 

Wir konnten ohne Bruno nicht so richtig in Stimmung  kommen und vergaßen sogar, wie üblich ein Geburtstagsständchen zu singen. Dann kam eine Tochter von Gerti und brachte Leben an den Tisch. Sie ist eine sehr lustige Person und kann wunscherschön erzählen. Wir stimmten ein paar Lieder an und Irene begann das Kaffeegeschirr abzuräumen. ein paar Mal hatte ich schon meine Wohnung aufgesucht um nach der Katze zu schauen und hatte mir jedes Mal eine gute Tasse Kaffee aus meinem Automaten gelassen.

Die erste Weinflasche wurde aufgemacht und endlich gab es wieder was zum Trinken. Gleichzeitig brachte die Tochter von Irene und Willy das Abendessen. Es gab Gulasch mit Spätzle. Das Essen war sehr gut. die  Tochter und ihr Mann, bedienten uns und sorgten dafür, dass sich unsere gute Laune langsam voll entfaltete.  Da unser Bruno ja leider nicht dabei sein konnte machte ich den Versuch, die Gesellschaft zu unterhalten, was mir wohl auch gelungen ist. Die jüngere Generation hielt es jedenfals bis zu Schluss aus, und sie machten keinen Hehl daraus, dass es ihnen in unserer lustigen Runde gut gefiel. Sie beteuerten jetzt ganz sicher zu sein, dass ihre Eltern hier gut untergebracht sind.

Wir lachten, sangen und machten Witze und nebenher leerten wir sorgfältig die Weinflaschen bis auf den letzten Tropfen. Irene reichte ein Sparschwein herum und wir spendeten, für die, denen es nicht so gut geht wie uns. Der Schwiegersohn von Willy und Irene ließ uns von seinem Likör kosten und weil er gut war, war am Schluß auch nicht mehr viel übrig. 

Meinem Mann fielen langsam die Augen zu und so war es Zeit zum Aufbruch. Die Tochter von Gerti begeitete uns, und singend erreichten wir unsere Wohnung. Da fiel mir noch ein Witz ein und die junge Frau kam mit herein. So vergaßen wir wieder die Zeit, bis nach einer Stunde die  Nachbarn kamen um zu sehen was passiert war. Jetzt trennten wir uns endgültig und ich muss sagen: Es war ein schöner Tag. 

Geburtstagsgedichte

Lieber Bruno!

 

Wier wünschen Dir zu Deinem Feste,

von Herzen nur das Allerbeste!

Auch wünschen wir für alle Zeit:

Gesundheit und Zufriedenheit.

 

Des morgens sollst Du frisch aufwachen,

schon vor dem ersten Frühstück lachen.

Hab jeden Tag genug zum Essen

sollst auch das Trinken nicht vergessen.

Dazu noch Schuhe die nicht drücken

und Unterhosen die nicht zwicken,

Auch warme Socken, möglichst heile

nur keine Hektik, keine Eile.

In jeder Nacht gesunden Schlaf,

das wünscht Dir Deine Nachbarschaft

 

 

Liebe Anne

 

Schon wieder gehts ´ne Sprosse weiter

auf Deiner langen Lebensleiter.

Wir wünschen Dir an diesem Tage,

Dass Dich im nächsten Jahr nichts plage,

Gesundheit, Glück, Zufriedenheit

Und stets Humor zu jederzeit.

Wir stoßen an mit edlem Saft:

Die Freunde aus der Nacharschaft!

 

 

Mein Geburtstag

 

Mein Geburtstg fiel auf die Pfingstfeiertage. Siggi plante ein tolle Feier, die ging natürlch total daneben. 

Für den Nachmittag hatten wir die Grillhütte im Wald gemietet und da wollten wir zuerst Kaffee trinken und gegen Abend grillen. Niemand von meinen Mitbewohnern kannte die Grillhütte, aber jeder hatte was auszusetzen. 

Also bestellte Siggi die Hütte kurz vor Pfingsten wieder ab. Wir würden also wie immer in unserem Besprechungsraum feiern. 

Mir war die gute Laune schon vergangen, trotzdem lud ich zum Kaffee ein. Siggi hatte für reichlich Kuchen gesorgt, aber von meinen Nachbarn kamen nur Gerti, Hildegard und Irene. Später erschien Anne, Bruno und Kalle, der ja ein wenig kränkelte. 

Meine Kinder waren fast vollzählig erschienen, somit war auch kaum Platz für weitere Gäste. Ich war sauer, in der Grillhütte wäre genügend Platz für alle gewesen. Abendessen war  nicht geplant, da meine Familie teilweise noch einen weiten Heimweg hatten.

 

 

Als es ans Aufräumen ging, war Bruno natürlich zur Stelle. Gudrun und er sorten dafür, dass sich der Raum wieder in ordentlichem Zustand befand.

 

 

 Meinen Gästen hat der Tag gut gefallen, und das war mir wichtig.

Hildegard hat Geburtstag

Am 16. Juli, lud Hildegard zu ihrer Geburtstagsfeier ein. Ihre Tochter und Enkelin sorgten emsig dafür, dass es uns an nichts fehlte. An diesem Tag war unsere Runde sehr übersichtlich. Es blieben einige Stühle leer und am Ende der Feier war noch reichlich Kuchen übrig. 

Wir feierten gemütlich und saßen etwa drei Stunden zusammen. Die Stimmung war gedämpft.

Hildegard war froh, als die Feier beendet war, damit sie ihre angeschwollenen Füße hochlegen konnte.

Für sie waren es drei anstrengende Stunden.

 

 

 

 

 

 

Unser Ausflug

Am 28. Juli, einem Samstag plante Frau Zimmermann einen gemeinsamen Ausflug, an den Schwäigfurter Weiher. 

Ein wenig waren wir besorgt wegen der Hitze die gerade zu der Zeit herrschte, und einige von uns sagten schon im Vorfeld ab. Irgend jemand muss für uns "Seniorenwetter" bestellt haben. Die Temperaturen waren angenehm und der Himmel war leicht bedeckt. So starteten wir gut gelaunt um 14 Uhr. 

Wir erfuhren, dass es nun erst nach Kürnbach gehen sollte, und danach erst nach Schwäigfurt. Dafür konnte ich mich zwar nicht begeistern, weil ich wusste, dass die Wege in Kürnbach nicht für Rollatoren geeignet sind. Meinen Mann hatten wir in einen Rollstuhl gesetzt und Siggi kam mit Nico mit zu seiner Begleitung. 

Meinen Mann schoben wir in den Bus und ich fuhr mit Siggi voraus, da Frau Zimmermann hier nicht ortskundig ist. Im Museumsdorf angekommen, strebte Willy sofort das Café an und war dort nicht mehr weg zu bewegen. Wie anderen starteten den Rundgang. Anne hatte mit ihren Super-Rolli keine Schwierigleiten auf den gekiesten Wegen, während ich schon an der ersten Biegung aufgab. 

"Das macht nichts", sagte ich, "geht nur weiter ohne mich ich kenne ja alles hier und bleibe bei den Ziegen." 

Mit den Ziegen verstand ich mich gut und ich hielt es aus, bis Irene vorzeitig zurückkam. Danach waren wir schon zu dritt im Gartencafé.

 

 

 

Anne, die erst vor Kurzem von ihrem Oberschenkelhalsbruch genesen war, hielt bis zum Schluss aus. 

Alle erfrischten sich in dem kleinen Gartencafé, dann brachen wir auf nach Schwäigfurt.

 

Wir bekamen einen großen Tisch dort und Stühle, damit wir etwas bequem sitzen konnten, dann suchte sich jeder sein Abendessen aus. Das Essen war gut und reichlich, wer es nicht verzwang, nahm den Rest mit nach Hause. Die Jüngeren unter uns, zu denen sich auch Bruno zählte, bekamen nach dem Essen Lust auf eine Bootsfahrt auf dem Weiher.

 

 

 

Wir kehrten zufrieden heim, die frische Luft hatte uns gut getan und es war ein wirklich schöner Tag.

Danke, liebe Frau Zimmermann, danke auch an Siggi

 

 

 

Anne feiert Geburtstag

 Am 29.August lud Anne zu ihrer Geburtstagsfeier ein. Wie immer freute sich mein Mann auf dieses Fest. Es gab Kaffee und Kuchen massenhaft und wir waren lustig zusammen. 

Am Abend gab es Spießchen, die Anne selber angefertigt hatte. Die lecker angerichteten Snacks verteilte sie auf drei Tellern auf dem Tisch. 

Mein Mann zog sofort einen der Teller an seinen Platz und begann davon zu essen. Mir war das sehr peinlich und ich entschuldigte mich dafür. Da Matthias aber durch seine Krankheit dafür bekannt war, dass er es mit der Hygiene nicht so genau nahm, wollte niemand mehr davon essen. Mir blieb nichts anderes übrig, als mit ihm gemeinsam den Teller leer zu essen. 

 Nachmittags hatten wir einen Mittagsschlaf gemacht, somit hielten wir auch bis um 23 Uhr durch. Bis dahin leerte ich mindestens zwei Gläser Wein und hatte, als wir endlich heim gingen, Mühe meinen Mann ordnungsgemäß zu waschen und ins Bett zu bringen. 

 

 

 

 

Ein Tagesausflug zum Bodensee

 

Frau Zimmermann plante einen Tagesausflug zur Insel Mainau. Schließlich einigten wir uns auf den 6. Oktober. Früh, um 9 Uhr ging es los. Das Programm war vielversprechend:

 

Ankunft 10.30 auf der Insel. 
Blumen gucken
Mittagessen
Blumen gucken
Kaffeetrinken
Blumen gucken 
Abfahrt nach Aulendorf

 

Leider waren wir nicht sehr zahlreich angetreten, aber Frau Zimmermann versicherte: 
„Ich fahre auch mit einer einzigen Person!" 
Das taten wir ihr nicht an. Anne, Bruno, mein Mann und ich kamen pünktlich zum Treffpunkt. Siggi, unsere Tochter kümmerte sich um ihren Vater, den wir im Rollstuhl mitnahmen und mein Enkel war mit seinem Mops der Joker. Anita machte unsere Reisegesellschaft komplett.

 

 

Bei strahlendem Sonnenschein erreichten wir unser Ziel. Die vielen Blumen und Gärten, die Sonne und die frische Luft vom Bodensee taten uns nicht nur gut, sie machten auch hungrig. Wir fanden eine Gartenwirtschaft mit Selbstbedienung und die, die am besten laufen konnten schafften Essen und Getränke an die Tische. Wir stellten fest, dass wir schon mal besser gegessen hatten für unser Geld. Nach einer ausgiebigen Pause waren wir wieder fit für die andere Seite der Insel.

 

 

Es ging steil bergauf, was wir ja eigentlich vermeiden wollten. Anne und ich seufzten leise vor uns hin. Siggi wurde zwischendurch auch mal abgelöst und so kamen wir alle ohne Zwischenfälle oben auf dem Berg an. Nun ging es nur noch bergab, was allerdings mit Rollator auch nicht ganz einfach ist. 

 

 

 

In einem gemütlichen Café mit Terrasse wurden wir für unsere Anstrengungen belohnt. Es gab Kaffee, Eis und auch Kuchen und wir hatten genügend Zeit neue Kraft zu schöpfen. Einige von uns gingen ins Schmetterlingshaus, was ich mir jedoch verkniff.

(Zum Bild: Eine der hübschen "Schloss-Damen" ließ sich gern mit Bruno fotografieren.)

 

Noch einmal nahmen wir frisch motiviert und aufgetankt die letzte Etappe in Angriff. Am Ausgang warteten wir, bis alle angekommen waren, dann gingen wir gemeinsam über die Brücken, die uns zum Festland führten. Die Möwen, Enten und Schwäne begleiteten uns und bettelten uns die letzten Reste von unserem Proviant ab. 
Auf der Rückfahrt in dem kleinen Bus, war es still. Frau Zimmermann schaukelte uns sicher nach Hause. Dass sich unsere Anne nach dem Aussteigen daheim, auf dem Hof noch kurz auf den Boden legte, war wohl ein Teil ihres täglichen Fitness-Programmes. 
Es war ein wundervoller Tag und auch der letzte richtig schöne, warme Herbsttag.

Kalles Geburtstag

 Am Martinstag hat unser Karl Geburtstag. Er wird zwar von uns allen sehr geschätzt, ist jedoch immer sehr zurückhaltend, wenns nicht gerade um Singen geht.

So kam es, dass Anne es übernahm eine kleine Feier zu arrangieren. 

Wir hatten es uns im kleinen Klöneck gemütlich gemacht und auch mein Mann war mitgekommen. Die Stimmung war wie stets super und Anne dekorierte das Geburtstagskind mit bunten Luftschlangen und einer passenden Krawatte. 

Mein Mann und ich hielten durch bis nach 22 Uhr, dann verließen wir die Feier, die aber noch lange nicht zu Ende war. 

Die Geburtstagsfeier von Gerti

 Obwohl mein Mann Gerti immer sehr gern mochte, wollte er dieses Mal nicht mit zur Feier. Ich ging also zum Kaffee allein. Anschließend ging ich zurück in unsere Wohnung um meinen Mann nicht allein zu lassen. Er schlief den ganzen Tag schon und wollte auch zum Abendessen nicht dabei sein. 

Der Sohn von Gerti macht immer so gute belegte Brötchen. Ich konnte also nicht wiederstehen zum Abendessen ein paar Lachsbrötchen zu essen. Dazu trank ich ein wenig Rotwein und nachdem mir Gerti noch ein paar Brötchen für meinen daheim gebliebenen  Gatten auf den Teller geladen hatte, verabschiedete ich mich. Die Brötchen musste ich leider später selber essen, denn mein Mann wollte nichts essen, was in letzter Zeit des öfteren vorkam. 

Bis nach Mitternacht hörte ich die Nachbarn noch singen und lachen.

Nun stellte ich fest, dass es für uns keine fröhliche Feier mehr geben wird.

 

Anschließend begann die Adventszeit und der Sängerbund sowie der Marinechor traten im Foyer auf. 

Zu beiden Veranstaltungen nahm ich meinen Mann im Rollstuhl mit und es hat ihm auch sehr gut gefallen. Ich dachte: Jetzt geht es  wieder aufwärts und freute mich auf Weihnachten.

 

Weihnachten und Silvester

 Am 4. Advent mietete ich noch einmal den Gemeinschaftsraum um mit meiner Familie, meinen Töchtern und Enkeln eine Weihnachtsfeier zu machen. Meinen Mann fuhren wir im Rollstuhl an den Tisch und er war gut gelaunt. Siggi hatte für Kuchen und Torte gesorgt und Bettina hatte alles für das Abendessen hergerichtet. Gudrun, die am weitesten weg wohnt weinte, als sie ihnen Vater so hilflos sah. Sie hatte ihm eine Armbanduhr gekauft die er dann auch gleich mit ihrer Hilfe anlegte. "Die Uhr musst Du beim Duschen nicht ablegen, nur Tauchen kann man nicht damit", sagte sie zu ihm. -Das hat er nicht vergessen und immer wieder, wenn er geduscht werden sollte, hat er darauf aufmerksam gemacht.-

Es war ein unvergesslicher Tag für uns.

 Am Donnerstag vor Weihnachten hatten wir die Weihnachtsfeier vom unserem Wohnpark. Mit einem Gottesdienst in der hauseigenen Kapelle begannen die Feierlichkeiten. Am Gottesdienst nahm ich teil, ging aber danach wieder zurück in die Wohnung, wo mein Mann im Bett lag. 

Es gelang mir, ihn zu überreden aufzustehen um am gemeinsamen Mittagessen auf unserer Etage teilzunehmen. Als Frau Zimmermann zum Essen bat, hatte ich meinen Mann soeben voll angekleidet und in den Rollstuhl gesetzt. Wir kamen also pünktlich zum Weihnachtsessen. Es gab gefüllte Lende, mit Gemüse und Semmelknödel. Zu meiner großen Freude aß mein Mann seinen Teller leer. Nur den Nachtisch wollte er nicht mehr. Wir nahmen das Geschenk vom Haus in Empfang und da mein Mann schon wieder müde war, waren wir auch die ersten die heim gingen. 

Die Weihnachtstage verliefen bei uns traurig und einsam. Meine Kinder haben alle ihre eigene Familie und niemand kam uns zu besuchen.

Ich dachte an die früheren Feste und während mein Mann dauernd schlief, saß ich da und weinte.

 

Inzwischen war für uns die schönste Zeit, morgens nach dem Frühstück. Da saß mein Mann immer noch eine oder zwei Stunden am Tisch und erzählte mir von früher, von Menschen, die ich nicht kannte. Aber egal, ich hörte ihm einfach zu.

 

Silvester ging ich dann allein in den Gemeinschaftsraum, mein Mann wollte ins Neue Jahr hineinschlafen. Ich schaute  mehrmals nach ihm und hielt durch, bis wir um Mitternacht alle angestoßen hatten. Dann wolten wir das Feuerwerk ansehen, mussten aber feststellen, dass dicker Nebel keinen Durchblick erlaubte. Ich verabschiedete mich als Erste und glaube, dass alle froh darüber waren, denn gute Laune ging von mir nicht gerade aus. 

 

 

 

 

 

 

Ein kleiner Epilog

 Mein Mann kam Anfang Februar ein paar Tage ins Krankenhaus. Danach gab ich ihn hier im Haus in Kurzzeitpflege. Ich muss gestehen ich glaubte daran, dass er sich wieder erholt und zu mir in die Wohnung zurück kann. 

Sein Zustand verschlechterte sich rapide und ich fühlte, dass er mich allein lassen würde. 

Ich saß an seinem Bett und dankte ihm für fast 50 gemeinsame Jahre. Dann versprach ich ihm an dem Tag der goldenen Hochzeit ganz besonders an ihn zu denken. Den Kindern war er immer ein guter Vater und mir ein treuer Ehemann auch dafür sagte ich danke. Bevor ich ging betete ich noch mit ihm ein "Vater unser". "Ich werde noch einmal nach dir sehen", sagte ich noch. Er hatte schon seit Tagen kein Wort mehr gesprochen ich kann nur hoffen, dass er mich auch gehört hat.

Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten und küsste ihn noch ein letztes Mal.  

Danach legte ich mich ein wenig in mein Bett und bin dann auch eingeschlafen. Die Nachtschwester kam an mein Bett, es war 2.30 Uhr und sagte, er sei ganz sanft gestorben während er schlief.

 

Ich werde das Buch nun zuklappen und ihr werdet verstehen, dass ich nicht weiß, ob ich es noch einmal öffne.

 

 

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Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.01.2018

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ein Jahr mit : Hildegard, Bruno, Irene und Willi, Gerti, Anne, Kalle , Matthias und Anneliese und Elisabeth.

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