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Ein Kamel im Schlafzimmer

Der Tag hatte so gut angefangen, wir hatten unseren Wandertag. Solange ich hinter der Klasse hertrödelte und mich nirgends einmischte, ließen sie mich in Ruhe. Aber wehe ich machte meinen Mund auf, umgehend wurde dann das von mir Gesagte umgedreht, oder bei passender Gelegenheit gegen mich verwendet. Hinzu kam meine Gesichtsblindheit weshalb ich laufend die Mädchen verwechselte. In ihren Augen war es pure Dummheit.

Wir kamen an dem Festplatz vorbei wo ein Zirkus seine Zelte aufgebaut hatte. Auf der Wiese graste ein Kamel, und ich konnte es mir nicht verkneifen „ach ist das niedlich“ zu rufen. Auf dem letzten Stück bis zur Schule liefen dann ein paar Mädchen hinter mir und spielten die Kameltreiber.

Jetzt sind erst mal Sommerferien und vielleicht vergessen sie bis dahin, so hoffte ich. Ich lag in meinem Bett, und überlegte, soll ich jetzt weinen oder lieber gleich einschlafen. In Gedanken sah ich immer noch das Kamel, an dem mir wirklich alles gefiel außer den Zähnen, sie waren ungepflegt.  Langsam fielen mir die Augen zu.

 

Der lackierte Holzfußboden in meinem Zimmer knarrte, ich hörte schwere Schritte und einen Atem wie von einem Pferd. Mit einem Satz saß ich an der Bettkante und im blassen Mondlicht sah ich das Unfassbare: Das Kamel!

„Was machst du hier?“ fragte ich total verwirrt, „und überhaupt wie hast du mich gefunden?“

„Ein Kamel findet immer den Weg!“ war die Antwort. „Mensch!“ schnaubte ich, „wenn dich meine Mutter hier sieht!“

„Wenn schon, sie wird nicht glauben was sie sieht und in Ohnmacht fallen. Bis sie dann wieder zu sich kommt, sind wir längst  weg.“

„Und wie kommst du auf die Idee, dass ich mitgehe?“, wollte ich wissen. Das Kamel rollte mit seinen riesigen Augen und meinte: „Ich habe gleich gesehen, dass du mich magst, ich mag dich auch und schließlich sind wir verwandt. Also pack ein paar Sachen ein und lass uns losziehen.“ Darauf hin machte es kurz die Augen zu und ich sah die wunderschönen Augenwimpern. „Mein Gott, hat das schöne Augen“, dachte ich und packte etwas Wäsche ein und 2 Kleider. „Was ist mit Essen?“, fragte ich noch schnell. „Suchen wir uns, kommt Zeit kommt Rat. Vielleicht kannst du ein Regencape mitnehmen, das wäre ideal.“ Na das Kamel hatte Humor, aber nun nix wie hier raus!

 

Jetzt leuchtete mir auch ein, weshalb wir im Haus überall Flügeltüren hatten, ganz klar, damit ein Kamel hindurch passte. Als wir soeben um die Ecke zum Hinterausgang abbogen, kam August, der oben wohnte. Er war beim Einkehren und hatte reichlich zugelangt. August presste seinen dürren Körper an die Wand und ließ das Kamel vorbei. Dann sah er mich und fragte: “Siehst du auch, was ich gerade sehe?“ „Nee, ich sehe nichts!“, behauptete ich. „Da ist ein Kamel“, lallte er. „Ich sehe nur einen riesigen Affen, und der sitzt in deinem Gesicht“, lachte ich und machte die Hoftür zu.

Wir gingen ums Haus und kamen an den Obstbäumen vorbei. Das Kamel hielt es für selbstverständlich hier noch einmal kräftig zuzuschlagen. Ganze Zweige verschwanden in seinem Rachen mit Kirschen und Zwetschgen. „Friss nicht so viel!“, ermahnte ich, „du machst uns ja arm!“ Schließlich hatte es genug gefressen. Auf dem Weg zum Gartentor trank es noch die Regentonne leer, dann endlich standen wir auf der Straße  und das Abenteuer konnte beginnen.

Mit Emma durch Deutschland

 

„Wie heißt du eigentlich?“, wollte ich jetzt wissen. Das Kamel ging auf die Knie und forderte mich auf, mir einen bequemen Sitzplatz zu suchen. „Ich heiße Emma, und dass du Anne bist, das weiß ich ja schon. Sag mir wohin du willst und ich werde den Weg finden.“ Einen Augenblick dachte ich nach, dann sagte ich nachdenklich: „Ich war noch nie in Urlaub, lass und einfach durch Deutschland ziehen. Dahin wo es schön ist.“ Emma fand die Idee gut und meinte: "Dann zeige ich dir die Alpen."

„Bis an die Alpen sind es ungefähr 700 km, da muss ich aber laufen, und du musst dich gut festhalten“, erklärte mir Emma. Da hatte ich ein kleines Problem, wo um Himmelswillen konnte ich mich denn festhalten? Doch nicht an den beiden Brüsten die Emma auf ihrem Buckel hatte? „Wieso hast du deine Brüste auf dem Rücken? Ich kann dir doch nicht in die Brust kneifen das tut doch weh!“ Das Kamel lachte, und es hörte sich an wie ein kleines Gewitter.  

„Das sind keine Brüste, das sind meine Vorratskammern, solange da etwas drin ist, brauche ich nichts zum Essen und zum Trinken.“, erfuhr ich nun. „Die Vorratskammern nennt man Höcker und da darfst du ruhig hinein kneifen.“ Sauber, dachte ich, und was ist mit mir wenn ich Hunger habe?

 

Emma lief querfeldein über ebenes und unebenes Gelände durch Wiesen und Wälder, mal den Berg hinauf und wieder hinab. Dabei schaukelte es sanft und ich meine, es sah sogar ein wenig elegant aus. Krampfhaft hielt ich mich fest und hatte immer Angst hinab zufallen. Soeben lief es durch ein Kornfeld und schreckte eine Katze auf, die vor einem Mauseloch saß. Die fauchte uns an, dann rannte sie davon. Emma musste schon wieder lachen und es schallte weit durch die Nacht. Mir kam es vor, dass auch der Mond sich vor Lachen bog und die Sterne stoben in wilder Fahrt auseinander. Einige der Sterne konnten sich nicht halten und fielen im hohen Bogen herunter auf die Erde. „Sieh, was du mit deinem Lachen angerichtet hast“, schalt ich das Kamel, „da fallen die Sterne sogar vom Himmel!“ „Von Sternschnuppen hast du wohl auch noch nichts gehört?“ fragte Emma und rannte unermüdlich weiter.

Ich machte meine Augen zu und bin dann wohl eingeschlafen, denn als ich die wieder auf machte, ging die Sonne gerade auf. Die rieb sich die Augen und kicherte: „Was seid denn ihr für ein seltsames Gespann?“ danach tauchte sie noch einmal in den Morgennebel unter. Zwei Störche standen an einem kleinen Bächlein, als sie uns wahr nahmen klapperten sie laut mit ihren Schnäbeln.

„Ich suche jetzt einen Rastplatz für uns, denn bei Tag ruhe ich mich immer aus“, sagte Emma und wurde etwas langsamer.

Mein Magen knurrte, ich hatte Hunger und konnte an nichts anderes mehr denken als an Frühstück.

Das treue Kamel fand einen schönen Platz auf eine Obstbaumwiese, neben einem sanft dahin plätschernden, kleinen Fluss. Es ging auch gleich auf den Boden und ich kletterte von meinem Hochsitz herunter. Mein Hintern tat mir weh vom langen Sitzen und ich fing mit dem Jammern an. „Wo sind wir denn eigentlich? Ich habe Hunger!“ „Ich nicht“, sagte Emma, „Ich esse das von gestern noch mal.“ Danach rülpse sie und begann das Obst und die Zweige aus unserem Garten, noch einmal genüsslich durchzukauen. „Du kannst ja in der Zeit eine Runde schwimmen und deinen Hintern abkühlen“, riet sie mir.

 

Natürlich hatte ich nicht daran gedacht einen Badeanzug einzupacken. Drum schaute ich mich verstohlen um ob auch niemand in der Nähe war. Die Luft war rein und es war weder ein Haus, noch eine Straße in der Nähe. Also zog ich mich aus. Es wird auch jetzt nicht gerade der Bauer kommen und nach seinem Obst schauen, dachte ich und tauchte in das kühle Wasser ein. Emma ließ mich keinen Augenblick aus den Augen. „Guck auch weg, wenn ich nackt bin!“, rief ich ein wenig erbost. „Stell dich nicht so an Anne, ich bin doch auch nackt!“ antwortete Emma mir mit vollem Mund. Da konnte ich nicht einmal widersprechen. Ich badete ausgiebig und hatte natürlich kein Handtuch zum Abtrocknen.

So saß ich noch eine Weile nackt und nass neben Emma und hoffte inständig, dass hier niemand vorbeikam.

Ich hatte Hunger

So saß ich noch mindestens eine Stunde nackt und ließ mich von der Sonne trocknen, während Emma rülpste und kaute. Endlich konnte ich mich wieder anziehen. Jetzt fühlte ich mich sicher und kam noch einmal auf meinen Hunger zu sprechen. „Du hast es gut, du lässt dir laufend das Essen wieder durch den Kopf gehen, und ich komme um vor Kohldampf!“, schrie ich das arme Kamel an. „Ist ja schon gut!“, besänftigte Emma mich, stand auf und holte einen Apfel vom Baum. Widerlich, an den Mundwinkeln lief ihr noch grüner Sabber vom Wiederkauen herunter und ich sollte jetzt den Apfel essen den sie zwischen ihren ungepflegten Zähnen hielt. Aber ich hatte ja Anstand gelernt, sagte „danke“, nahm den Apfel und wusch ihn im Wasser ab. Der Apfel war noch grün und schmeckte sauer. Ich merkte wie mein Magen sich sträubte das unreife Obst anzunehmen.

„Es hat keinen Zweck, lass uns umkehren, ich brauche etwas Richtiges zum Essen, ein Brötchen oder eine Scheibe Brot. Und um die Mittagszeit, dann habe ich wieder Hunger.“, jammerte ich. Emma forderte mich auf aufzusitzen. „Dann gehen wir jetzt in den nächsten Ort und beschaffen dir ein Brötchen.“ „Ja gut, und von was soll ich das bezahlen?“, wollte ich wissen. „Ja, da wird mir dann was einfallen“, versprach Emma. In der Ferne hatte Emma einen Kirchturm entdeckt. „Wo eine Kirche ist, ist auch ein Dorf und in einem Dorf gibt es auch einen Laden und da gibt es auch Essen.“ Emma glaubte alle Probleme wären nun gelöst.

Wir kamen dem Kirchturm immer näher und tatsächlich waren dort einige Häuser. Schon von Weitem erkannten wir neben dem Kirchturm ein Karussell. „Da ist Jahrmarkt“, stellte Emma fest, „da fallen wir nicht auf.“ Kurz vor dem Dorf ließ mich das Kamel absteigen. Ich sollte es jetzt an dem kurzen Halsband führen, welches Emma an ihrem langen Hals trug. So kamen wir in den Ort und unser Ziel war die Bäckerei die genau neben der Kirche war. Emma meinte: „Du gehst in den Laden und fragst ob du ein Brötchen haben kannst für dein Kamel. Sag aber gleich, dass du kein Geld hast.“ Ich ging in den Bäckerladen und ließ Emma direkt vor dem Eingang stehen. Die Bäckersfrau schaute mich freundlich an und als ich sagte, dass ich gern ein Brötchen hätte, es aber nicht bezahlen könne, da lächelte sie wohlwollend und steckte 3 knusprige Brötchen in eine Papiertüte. Jetzt war der Morgen gerettet.

„Siehst du, so leicht ist das, wenn man ein Kamel dabei hat.“, lachte Emma und zog mich mit den Rummelplatz anzuschauen. Viel war da nicht los, eine Losbude, ein Schießstand, eine Schiffschaukel und ein „Haut den Lukas“. Dazu ein Kinderkarussell und ein Kettenkarussell. „Wenn die Kirche aus ist, dann kommen die Leute hierher mit ihren Kindern und dann verdienen wir uns ein paar Mark, damit du immer was zum Essen kaufen kannst“, versprach Emma, „bis dahin ruhen wir uns noch ein wenig aus.“

Auf einer Wiese in Dorf-Nähe hatten wir einen schönen Platz gefunden. Zwischen Büschen und Bäumen graste Emma und ich machte mich in aller Ruhe an mein verspätetes Frühstück. Nach dem zweiten Brötchen war ich satt und verstaute das letzte in meinem Wäschebeutel. „Warum frisst du denn schon wieder so viel, du hast doch deine Vorräte noch nicht aufgebraucht:“, wollte ich wissen. „Ganz einfach, wenn wir nachher auf den Rummelplatz gehen, dürfen alle Kinder auf mir um den Platz reiten, dafür kassierst du  von jedem eine Mark. Dafür brauche ich neue Energie.“, erklärte Emma mir, „und dann hast du Geld zum Essen kaufen.“ Ich suchte in meinem Wäschebeutel nach dem bunten Kopftuch. Das hatte ich eingepackt, falls es windig würde, denn ich wollte keine Ohrenschmerzen. Als Emma das Tuch sah, strahlte sie: „Genau das  binde mir als Halstuch um, das sieht gut aus!“

So waren wir bestens ausgerüstet und gingen als die Kirche aus war Richtung Festplatz. Schon die Tatsache, dass da ein Kamel über den Platz ging, löste helle Freude aus. So manche Münze wanderte in meinen Beutel, bevor Emma überhaupt etwas geleistet hatte. Dann rief ich: „Alle Kinder dürfen auf Emma dem Kamel einmal um den Festplatz reiten, es kostet eine Mark.“ Die Eltern standen mit ihren Kindern Schlange, Manche Väter wollten mit reiten und zahlten gern den doppelten Preis. Es war ein riesiger Andrang und kein Mensch fuhr Karussell. Die Marktschreier schauten uns böse an und ich fand es am besten, wenn wir jetzt weiterzögen. Ein  kleiner Junge stand noch da mit seiner Mutter und bettelte auch noch reiten zu dürfen. „Na ja, aber das ist dann der Letzte“, versicherte ich, bekam das Geld und ließ es in meinen Beutel plumpsen. Da drehte sich Emma um und lächelte den Bub an. Der sah die fürchterlichen Zähne und schrie wie am Spieß. Die Mutter wollte wissen was los war und der Junge behauptete das Kamel hätte ihn gebissen. Nun wollte sie das Geld zurück. Weil ich aber genau wusste, dass der Junge gelogen hatte, sprang ich auf das Kamel und wir jagten davon.

Bayern, Alpen und Weißwurst

Wir gönnten uns noch eine Pause weil Emma ja nur bei Nacht den Weg findet. So hat sie es mir jedenfalls erzählt, denn da sieht sie die Sterne und danach kann sie lesen wo es lang geht. Also ruhten wir uns aus und ich schlief sanft während das Kamel wiederkaute.

Kaum war die Sonne untergegangen, weckte Emma mich: „Komm, aufsitzen, es geht weiter!“ Wieder ging es querfeldein. Mein Kamel hatte es eilig und rannte wild durch die Nacht. „Warum hast du es denn so eilig?“, fragte ich beängstigt.

Emma machte einen Freudensprung, so dass ich fast herunter gefallen wäre. „Wir kommen nach Bayern, ich liebe Bayern, da gibt es so gutes Bier, ich liebe Bier!“ Das darf doch nicht wahr sein, mein Kamel wird sich nicht betrinken wollen. So wie die Durst hat, säuft die ja ein ganzes Fass auf einem Mal aus. Und ich dachte sie wollte mir die Alpen zeigen.

„Ja und Weißwürstle gibt es da, das ist genau das Richtige für dich!“, fügte Emma hinzu. „Na gut, jetzt denkt sie auch mal an mich“, dachte ich. Langsam gewöhnte ich mich an das Tempo und verließ mich ganz auf Emma.

 Tatsächlich ging es fast nur bergauf und die Berge wurden immer höher. Als der Morgen dämmerte, konnte ich die Alpen direkt vor mir sehen.

Auf einer Almwiese machten wir Rast inmitten von grasenden Kühen. Ein kleiner Gebirgsbach plätscherte munter ins Tal. Er war wie geschaffen dafür, meine Füße und meinen Po zu kühlen. Als ich mich in den kleinen Bach setzte, glaubte ich zu hören wie es zischte. Ja, es war genau dasselbe Geräusch, wie wenn meine Mutter den Braten mit kaltem Wasser ablöscht. So saß ich sicher eine halbe Stunde. Das Wasser war klar und sauber und ich überlegte nicht lange woher es kam und ob da vielleicht eine Kuh hinein gemacht hatte, ich hatte so furchtbaren Durst, dass ich den Bach halb leer trinken wollte. Natürlich hatte ich wieder Hunger. Geld war ja genug in meinem Beutel, aber kaufen konnte ich hier nichts. Da fiel mir das Brötchen ein vom Tag vorher es war ja nicht mehr frisch, aber man konnte es noch gut essen.

Um die Mittagszeit führte Emma mich zu einer Sennhütte. Da gab es Vesperteller und ich war stolz mir einen kaufen zu können. Dazu brachte die Sennerin frische Kuhmilch. Das Essen war einfach köstlich. Komischer Weise störte sich hier niemand daran, dass ich ein Kamel dabei hatte, im Gegenteil, die Sennerin fragte ob sie Wasser für das Kamel bringen soll. Ich dankte,  Emma hatte schon am Bach genug getrunken.

Als wir später ins Tal hinabstiegen, kamen wir an einer eingezäunten Weide vorbei, auf der mehrere Lamas und Kamele grasten. Jetzt wussten wir, warum sich niemand an uns störte. Emma fragte ihre Artgenossen wo denn hier ein zünftiges Fest stattfände. „Ja unten am Bergsee, ist heute Seenachtfest, da ist immer was los mit Tanz und Fassbier.“, wusste eines der Lamas zu berichten. Emma machte wieder einen Freudensprung und sagte: „Auf zum Seenachtfest.“

Wieder schwang ich mich auf Emma, nachdem ich mich frisch und hübsch gekleidet hatte. Ja da wollte ich nun die berühmten Weißwürstle kennen lernen.

Hier waren so wenige Häuser, trotzdem waren massenhaft Gäste an den Tischen. Ich suchte mir einen Platz an einem Tisch, wo noch andere Kinder saßen. Die sprachen auch gleich mit mir, aber ich habe nichts verstanden. Emma hatte sich neben die Bank gelegt, direkt unter einen Baum. „Verstehst du das was die sagen?“ fragte ich Emma. „Nee, verstehen tu ich auch nichts in Bayern, aber das Bier ist gut.“, erklärte sie mir und grinste.

Es dauerte gar nicht lange, da bekam ich meine Weißwurst und eine Limonade. Ein Mann am Nebentisch hatte das Kamel entdeckt. Er nahm einen vollen Krug Bier, ging zu Emma und lallte: „Komm du armes Viech, trink das du hast doch auch Durst!“ Emma klemmte das Glas zwischen ihr Gebiss, hob den Kopf an und der Krug war leer. Die Männer grölten und lachten, die Frauen und Kinder klatschten, weil sie glaubten, dass es ein einstudiertes Kunststück wäre. Einer nach dem Anderen kam jetzt mit seinem Krug. Sie wollten es immer wieder sehen. Emma war inzwischen total betrunken. Was sollte ich machen ohne sie? Ich beschloss zu warten bis sie ihren Rausch ausgeschlafen hatte. Mein Kamel lag betrunken unter der Eiche und ich legte meinen Kopf auf den Biertisch und weinte. Nach einer Weile hörte ich nichts mehr um mich herum, ich war eingeschlafen.

  Als alle Gäste gegangen waren kam die Wirtin und rüttelte mich wach: „He du, willst du deine ganzen Ferien verschlafen?“

Erschrocken riss ich meine Augen auf, es war nicht die Wirtin, es war meine Mutter. Ich schlief nicht in Bayern an einem Biertisch, sondern ich lag brav in meinem Bett.

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Tag der Veröffentlichung: 10.08.2015

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