Es muss nach Weihnachten gewesen sein, im Jahr 1951, als sich Lore, die immer in der Reihe vor mir saß, zu mir umdrehte.
Lore, galt immer als die Beste in der Klasse und jeder wollte sie gern als Freundin. Ich begnügte mich mit der Tatsache, dass sie sich hin und wieder umdrehte, um mit mir ein paar Wörter zu sprechen. Mit ihrer warmen Stimme fragte sie mich: „Anne, warum hast du dich immer noch nicht zum Konfirmanden-Unterricht angemeldet? Sag deiner Mutter sie soll dich sofort anmelden, dann kannst du noch in unsere Gruppe.“
Mutti würde niemals zum Pastor Prüssner gehen um mich anzumelden, sie mochte ihn nicht. Als die Zeiten noch schlecht waren, während des Krieges, hatte der Pastor meine Mutter besucht und sie gebeten ein wenig für die armen Leute zu geben. Sie suchte umständlich in ihrem Geldbeutel und gab ihm dann 20 Pfennig. Da meinte der Pastor: „Frau Teichmann, sie haben doch sicher geschlachtet, geben sie doch eine Wurst mit, die Armen würden sich freuen und der Herr wird es ihnen danken.“ Rot angelaufen vor Wut, bat sie den Pastor jetzt zu gehen, denn sie habe nichts zum verschenken. An der Haustür verabschiedete sich der Pastor mit einem Spruch: „Der Geiz ist die Wurzel allen Übels.“
„Was ist jetzt“, drängte Lore, „sagst du es deiner Mutter?“ „Sie wird mich nicht anmelden!“, kam es nachdenklich aber bestimmt von mir. „Ich gehe vielleicht im nächsten Jahr“, fügte ich hinzu.
„Ja rechne doch mal, dann fällt es genau in den Monat deiner Schulentlassung. Außerdem sind wir alle zusammen und ich will, dass du auch dabei bist.“ Lore gab keine Ruhe.
Meinte sie es wirklich ehrlich? Wollte sie wirklich, dass ich dabei war? Schließlich sagte ich kleinlaut: „Es hat keinen Zweck, meine Mutter wird niemals zum Pastor Prüssner gehen.“ „Das ist ganz einfach, dann gehst du eben selbst, gleich nach der Schule!“ Lore hatte genug von meinen Ausreden und fügte hinzu: „Willst du jetzt konfirmiert werden oder nicht?“
Ich ging nicht zum Anmelden, ich musste zuerst fragen, denn Konfirmation kostete ja auch Geld und das konnte ich nicht allein bestimmen.
Normaler Weise hatten wir immer 3 Jahre lang Unterricht vor der Konfirmation. Das erste Jahr war bei einer Gemeindeschwester und dann noch 2 Jahre beim Pastor. Das erste Jahr war sowieso schon fast vorbei und es war nicht sicher, ob ich da noch einsteigen konnte.
Zuhause, wartete ich mit meiner Frage, bis Vati von der Arbeit kam. Dann nahm ich allen Mut zusammen und fragte, ob es denn recht sei, wenn ich mich zum Konfirmanden-Unterricht anmelden würde. Mutti überlegte und sie meinte es hätte ja noch ein Jahr Zeit. Vati bestimmte, Mutti sollte mich gleich morgen anmelden.
„Das werde ich nicht machen!“, wehrte sie sich, „das muss Anneliese schon selber tun, ich gehe nicht zum Pastor!“ Vati schaute mich an: „Soll ich mitgehen?“ Nein, er hatte den ganzen Tag gearbeitet und seine Schuhe standen schon zum Trocknen, denn draußen war es kalt und es hatte geschneit. Das würde ich allein machen. Ich zog mich an und machte mich auf den Weg ins Pfarrhaus. Des Pastors jüngste Tochter ging mit mir in die gleiche Klasse und ich hoffte, dass sie mir die Tür öffnen würde.
Zögernd drückte ich den Klingelknopf und wartete. Die Frau vom Pastor kam an die Tür. Ich erschrak, denn bei ihr war der Hals genau so dick wie der Kopf, sie hatte einen furchtbaren Kropf. Verdattert fragte ich: „Ist Anette da?“ „Die ist noch nicht fertig mit den Hausaufgaben, was willst du denn von ihr?“, fragte mich Frau Prüssner. Ich stotterte weiter, dass ich ja eigentlich zum Herrn Pastor wollte, um mich zum Konfirmanden-Unterricht anzumelden. Sie bat mich in den Hausflur und dann schob sie mich in das Arbeitszimmer ihres Gatten. Der Pastor schaute mich an und als er meinen Namen hörte, wusste er auch weshalb meine Mutter nicht zu ihm kam. Es schien ihn sehr zu interessieren wie ich denn mit meiner Stiefmutter klar kam. Nachdem er mir ein paar Fragen gestellt hatte, die ich auch beantworten konnte meinte er, dass ich zum neuen Schuljahr direkt zu ihm in den Vorkonfirmanden-Unterricht kommen könnte. Somit sei ich dann in der gleichen Gruppe wie meine Mitschülerinnen.
Unser Pastor, war für sein unwahrscheinlich gutes Gedächtnis bekannt. Er hatte noch niemals eine Predigt von einem Zettel abgelesen und wusste immer alle Namen seiner Konfirmanden und war es noch so viele Jahre zurück. Da er die Konfirmations-Sprüche immer genau zur Person passend aussuchte, wusste er auch die meistens. Begegnete nun ein ehemaliger Konfirmand dem Pastor, da sprach er ihn mit Namen an und fragte nach seinem Konfirmations-Spruch. Nur eine Schwäche hatten wir bei ihm festgestellt: Er verwechselte die Namen Lieselotte und Anneliese und das aber sehr zuverlässig. Alle die Lieselotte hießen, wurden mit Anneliese angesprochen und umgekehrt. Ich fand das nicht so schlimm aber meine Kusine regte sich darüber ganz fürchterlich auf. Sie sagte einmal zu ihm: „Herr Pastor, ich heiße Lieselotte und nicht Anneliese und wenn sie meinen Konfirmations-Spruch vergessen haben, dann schauen sie nach, ich weiß wie er lautet!“
Mit Beginn de neuen Schuljahres ging ich also zum Unterricht. Wir saßen auf Stühlen im Halbkreis, ungefähr 5-6 Reihen hintereinander. Die Mädchen vorn und die Jungen hinten. So wie wir uns das 1. Mal setzten, so sollten wir den Platz beibehalten. Dann begann er sich die Namen einzuprägen. Nun hatten wir einen Jungen der hieß Adam. Er war strohdumm und hatte ein Gesicht wie ein älterer Mann. An ihm hatte der Pastor einen Narren gefressen. Jedes Mal rief er einmal im Unterricht: „Adam wo bist du?“ Dieser sprang dann auf und rief: „Hier Herr Pastor.“ Unser Unterricht fand immer montags statt. Als dann eines Tages Adam nicht zum Unterricht erschien erklärte uns der Pastor was es mit diesem Jungen auf sich hatte:
Adam war eines von vielen Kindern armer Leute und musste immer am Wochenende Boxen. Das Geld was er da bekam gab er seinem Vater und davon lebte die ganze Familie. Der Pastor ging zu jedem Boxkampf und Adam freute sich darüber. Von dem Tag an schauten wir Adam mit ganz anderen Augen an.
Wir mussten viel auswendig lernen, Adam versuchte es immer und brachte nicht mehr als zwei Sätze zusammen. Zwei Wochen vor der Konfirmation hatten wir Prüfung vor der Gemeinde. Adam durfte sich wünschen was er aufsagen wollte. „Herr Pastor, wenn ich Jesus meine Zuversicht aufsagen dürfte da kann ich eine Strophe“, bat Adam. Der Pastor meinte: „Wenn du das kannst und glaubst, reicht es für dein ganzes Leben.“
So meisterte Adam die Prüfung und der Pastor half nach, indem er nach dem ersten Satz gleich den Nächsten aufrief. Ja das war unser Pastor Prüssner, ich mochte ihn.
In den letzten Monaten vor der Konfirmation besuchte der Pastor sämtliche Familien seiner Konfirmanden. Bei uns war er nicht. Jedenfalls behauptete Mutti das. Vielleicht war sie ja nicht zu Hause als er an der Tür war.
Sonntags mussten wir immer zum Gottesdienst und der Pastor wusste genau wenn jemand fehlte. Auch da hatten wir unsere Sitzordnung
Schon vor Weihnachten begannen die Mädchen über ihre Kleider zu sprechen. Alle sprachen von Taftkleidern, das war jetzt Mode und Lackschuhe mussten es dazu sein mit etwas Absatz und was ganz neu war, Nylonstrümpfe mit hoher Ferse und Naht. Ja, das weckte auch in mir Begehrlichkeiten.
Ein paar Tage vor Weihnachten gingen meine Eltern mit mir zu Onkel Heini, der ein Textilgeschäft hatte. Ich solle mir meinen Stoff fürs Konfirmation-Kleid aussuchen. In mir stieg Hoffnung auf, würde ich auch ein Taftkleid bekommen wie die anderen? Onkel Heini legte gleich massenhaft den begehrten Stoff auf die Ladentheke. „Was soll das?“, fragte Mutti, „es soll ein Konfirmations-Kleid werden und kein Ballkleid!“ Onkel Heini sah mich traurig an und räumte den Stoff wieder weg. Mutti hatte an dunkelblau gedacht und reine Seide sollte es sein. „Nun ja“, dachte ich, „ein rauschendes Seidenkleid kann ja auch seinen Reiz haben.“ Meine Enttäuschung war groß, als sie schließlich Seidenkrepp in dunkelblau aussuchte. Es war ein weich fallender Stoff, zwar schön, aber er hatte so gar keine Ähnlichkeit mit Taft. Onkel Heini schlug vor, darunter einen Tüllrock zu tragen, dann wäre es doch schon nah an der Mode. Nein mit Mutti war nichts zu machen. Kein Tüll, dafür dicke seidene Strümpfe, ein paar im Oma-braun für die Prüfung und in schwarz für den Festtag. Einen Strumpfhaltergürtel und einen Unterrock kaufte sie noch für mich. Dann packte sie alles zusammen denn das war jetzt mein Weihnachtsgeschenk.
Meistens, ging ich Lore ein Stück entgegen, wenn wir zur Kirche gingen, obwohl sie am anderen Ende der Stadt wohnte. Ich hoffte heimlich, dass Lore vielleicht doch noch meine Freundin würde. Aber wie erstaunt war ich, dass Lore mich am Weihnachtstag zum Kirchgang abholte. Sie wollte wissen was für einen Stoff ich denn nun bekommen hatte. Als sie dann meine Enttäuschung merkte, lenkte sie ab und fragte: „Und was für einen Mantel ziehst du an? Doch nicht den da, der ist dir ja schon lange zu klein!“ Der Mantel war mal schön, und teuer, aber inzwischen hatte Mutti die Knöpfe an die äußerste Kante genäht und unten hatte sie einen breiten Rand Krimma angenäht, das war ein Webpelz, aber ganz dünn und der verzog sich immer beim Laufen. „Ach“, meinte Lore, „da kannst du nur auf schönes Wetter hoffen!“ „Und was ziehst Du an?“, fragte ich sie. „Na den hier, der ist ja ganz neu!“ Jetzt sah ich, dass Lore einen neuen Mantel hatte.
Ich dachte an den schönen schwarzen Mantel, mit dem Pelzkragen, den ich von Mama hatte und der immer noch auf dem Speicher in dem Schrank hing. Der sollte mir doch längst passen. Ob ich Mutti fragen konnte? Mit dem Mantel war ich doch sicher genau so gut angezogen wie Lore und die anderen Mädchen.
Muttis klare Ansage war: „Wenn du den Mantel anziehen willst, kannst du das machen, aber dann gibt es keine Feier, ist das geklärt?“ Dann ging sie an ihren Kleiderschrank und holte einen alten Mantel heraus, hellbraun und mit Fischgrätenmuster. Erstens mochte ich kein braun und zweitens sah er aus, als hätte er den ersten Weltkrieg überlebt. Die Manteltaschen waren ausgerissen und auf jeder Seite war ein Loch. Auch fehlte ein Knopf und ich war mir sicher, dass ich da keinen passenden Ersatzknopf finden würde. Ich schaute ungläubig: „Den soll ich anziehen zur Konfirmation?“ „Ja glaubst du ich kann noch einen neuen Mantel für dich kaufen?“, war die Antwort. Ich könne ja so gut stopfen, da würde ich den Mantel doch herrichten können, meinte sie und drückte mir das Teil in die Hand. Jetzt hatte ich also meinen Mantel und meine ganze Hoffnung konzentrierte sich nun auf die Schneiderin, die ja immer ins Haus kam um Mutti einzukleiden.
Während ich wartete, dass sich die Schneiderin ankündigte, kam Mutti mit einer Modezeitschrift. Hier hatte sie ein Kleid entdeckt, das sie für mich als Konfirmations-Kleid auserkoren hatte. Ich schluckte und fragte: „Wer näht es denn?“ „Frag doch mal Frau Keller, die unten an unseren Garten grenzt, die kann nähen!“, gab sie mir zur Antwort und ergötzte sich im Stillen an meinem erschreckten Gesicht. Das Kleid wurde fertig, nicht schön, aber das war jetzt auch egal, Die Frau bekam 10 Mark fürs Nähen und ich ein Kleid, das alles Andere als ein Festtagskleid war.
Der Tag rückte immer näher und sobald in der Klasse jemand das Thema anschnitt, heulte ich los. Schuhe hatte ich auch noch keine und ich traute mich nicht etwas zu sagen. Lore sagte den schlauen Satz: „Es kommt nicht darauf an was man trägt, sondern wie man es trägt.“Ein Mädchen erzählte, sie habe 2 Kleider bekommen, eines für die Vorstellung in Himbeerrot und eines in schwarz für die Konfirmation beides aus Taft natürlich. Das fand sogar Lore übertrieben.
Nun rückte der Prüfungstag heran und der Pastor nahm uns mit in die Kirche um uns die Plätze zu zuweisen. Ich wollte an dem Ende sitzen, wo mich die Leute in der Kirche nicht sehen konnten. Das kam vielen gelegen, die gern gesehen werden wollten. Wie erstaunt war ich, als Lore sich genau vor mich setzte. Sie musste sich doch nicht verstecken! „Bin ich schon mal woanders gesessen als vor dir?“, lachte sie mich an. Nach dem jeder seinen Platz gefunden hatte, zeigte uns der Pastor wo wir uns am Sonntag sammeln sollten . Jetzt wurde es ernst, noch ein paar Tage, dann war Prüfung und Vorstellung vor der Gemeinde und ich hatte immer noch keine Schuhe.
Am Samstag, als die Schule aus war, stand Mutti auf dem Schulhof. „Wir müssen zum Schuhe kaufen“, sagte sie und zog mich mit, Richtung Bahnhofstraße. Sie ging mit mir in das größte Schuhhaus am Ort. Ich war noch niemals zuvor Schuhe einkaufen, denn ich trug immer nur gebrauchte Schuhe, die mir irgendjemand geschenkt hatte. In dem Geschäft stand ein Röntgengerät, da wurde geschaut ob die Schuhe auch wirklich passten. Mutti war der Meinung dass meine Füße noch nicht ausgewachsen wären, drum mussten die Schuhe eine Nummer größer sein, denn ich sollte sie ja länger tragen. Was mir gefiel, durfte ich gar nicht erst anprobieren, denn es entsprach nicht den Vorstellungen von Mutti. Zum Schluss hatte ich „solide“ Wildlederschuhe mit einer kleinen Lacklasche, mit niedrigem Absatz und eine Nummer zu groß, so dass sie am Fuß wackelten. Total unbequem und das derbe Wildleder passte so gar nicht zu dem leichten Seidenstoff meines Kleides. Mein einziger Gedanke war: „Wenn nur schon alles vorbei wäre.“
Nun war ich voll eingekleidet und ging am Sonntag zur Kirche. Wir mussten eine Stunde früher in der Kirche sein, als die anderen Leute und nachdem wir unsere Mäntel abgelegt hatten machten wir ein Gruppenfoto mit Pastor. Ich stellte mich genau hinter Pastor Prüssner, denn da waren mein Kleid und die unmöglichen Strümpfe gut verdeckt. Lore hatte sogar Dauerwelle und sah toll aus damit. Die Vorstellung war mir sehr peinlich, denn unser Pastor stellte jeden einzeln vor, dazu mussten wir uns vom Platz erheben. Plötzlich drehte sich Lore zu mir um und sagte: „Dein Kleid ist ja aus reiner Seide!“ Vielleicht wollte sie mich damit aufheitern, denn sie hatte längst gemerkt, dass ich mich in den Sachen unwohl fühlte.
Am Kirchenausgang warteten dann meine Eltern auf mich. Wir gingen gemeinsam heim und ich hatte das Gefühl, dass alle Leute auf meinen Mantel guckten.
„Jetzt noch den kommenden Sonntag überstehen“, dachte ich, „dann ist das Spießrutenlaufen vorbei.“
Am Freitag trafen schon die ersten Gäste ein und als ich von der Schule kam, bügelte Mutti gerade einen Popeline-Mantel. „Ich habe dir einen Sommermantel gekauft“, sagte sie und reichte mir den fertig gebügelten Mantel. Ich probierte den Mantel an und war überglücklich, er passte und sah auch noch gut aus.
Am Samstag begann Mutti mit ihren Schwestern die Kuchen und Torten, sowie den Nachtisch zu machen. Ich war mir sicher, sie würde wieder das Beste auftischen. Am Ende würden alle versichern: Es war ein schönes Fest.
Am Sonntagmorgen gingen wir gemeinsam zur Kirche. Wir, die Konfirmanden sammelten uns im Gemeindehaus. Als die Glocken aufgehört hatten zu läuten, führte und der Pastor in die Kirche. Wir mussten ihm zu dritt folgen. Ich war froh, dass ich in der Mitte gehen durfte, so war ich nicht so sehr im Blickfang. In der Hand trugen alle ein neuen Gesangbuch. Die meisten hatten eines mit Goldschnitt, ich nicht denn das war etwas teurer als ein gewöhnliches. In das Gesangbuch hatten wir ein weißes Spitzentaschentuch gelegt, ich hatte meines selber umhäkelt, denn ich konnte Spitze häkeln. Dann nahmen wir die gleichen Plätze ein wie am Sonntag vorher. Der Pastor rief uns namentlich auf und wir bekamen unseren Konfirmations-Spruch und den Segen. Das gleiche danach noch einmal zum Abendmahl. Es war sehr feierlich und ich vergaß fast, dass ich kein so schönes Kleid hatte, nur die Schuhe schlackerten wenn ich zum Altar schritt. Bevor wir die Kirche verließen bekamen wir vom Pastor unseren Konfirmations-Spruch mit einem Bild von der Kirche und einem Gruppenfoto.
Mein Spruch lautete: "So Euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei." Was mir der Pastor damit sagen wollte weiß ich nicht, aber er wird sich was dabei gedacht haben.
Am Ausgang wartete Onkel Heini auf mich, er hatte selber einen Konfirmanden und übergab mir ein Päckchen. „Unser Geschenk für dich!“, sagte er und war auch schon verschwunden.
Ja, jetzt bin ich auch fast am Ende angelangt. Es war eine schöne Feier, bei der ich einmal sitzen bleiben durfte und bedient wurde. Das Essen war gut, wie jeder erwartet hatte und die Torten hervorragend.
Um die Kaffeezeit kam Pastor Prüssner. Das hatte ich schon erwartet denn er besuchte an diesem Tag jeden seiner Konfirmanden und das zu Fuß, kreuz und quer durch die Stadt obwohl, auch seine Tochter bei den Konfirmanden war. Bei uns blieb er nicht lange und wollte auch nichts essen, obwohl Mutti ihn zum Kaffee einlud. Es war offensichtlich, er mochte sie nicht und sie mochte ihn nicht. Er war auch nur meinetwegen gekommen und ich freute mich darüber.
Mein Onkel aus Schleswig Holstein sorgte dafür, dass die Männer zwischendurch mal an die frische Luft kamen, zwei Häuser weiter hatte eine Kneipe aufgemacht und der Korn dort war gut. Sie gingen also zwischen den Mahlzeiten zum Füßevertreten in die Kneipe, um dort 1, 2, oder 3 „lütte Korn“ zu sich zu nehmen.
Ja Geschenke habe ich auch bekommen, haufenweise Taschentücher, Sammeltassen und kleine Schälchen. Ja das Beste war das Geschenk von Onkel Heini, zwei Stoffe für Sommerkleider, mit frischem jugendlichem Muster, ein Stoff, bei dem er sicher war, dass Mutti ihn nicht für sich brauchen konnte. Ja Onkel Heini, machte immer alles richtig.
Zu den Foto auf dem Cover: es ist ein Ausschnitt und zeigt ungefähr sie Hälfte der Konfirmanden. Ich bin in der 2. Reihe die dritte von rechts, direkt hinter unserem Pastor. Und Lore sitzt in der ersten Reihe die zweite links vom Pastor.
Bildmaterialien: Cover: eigenes Foto
Tag der Veröffentlichung: 04.06.2015
Alle Rechte vorbehalten