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Die großen Brüste von Isabell

 Liebe Freunde, auf dem Titelbild stelle ich Euch meine Klasse vor. Ja, es ist kein Schreibfehler, das ist wirklich eine Klasse. Drei Reihen mit je acht Bänken, für zwei Mädchen. Das war eine Klasse und davon hatten wir für unser Schuljahr vier, - zwei nur für Mädchen und zwei für die Buben. Übrigens, in der mittleren Reihe, rechts die fünfte, die etwas kleiner ist, das bin ich, behauptet jedenfalls Renate, meine einzige Schulfreundin die mir geblieben ist.

Das war also mein 5. Schuljahr, die 1. Klasse der Mittelschule. Einige unserer Klassenkameradinnen waren aufs Lyzeum gegangen und mehrere auf der Volksschule geblieben. Die dadurch entstandenen Lücken füllten nun Mädchen aus den umliegenden Orten wo es keine Mittelschule gab.

Genau so eine „Neue“ saß in der Bank hinter mir, nicht rechts wie ich, sondern links und wenn ich mich umschaute, konnte ich sie sehen. Sie hieß Isabell war ein Jahr älter als wir und „frühreif“, wie man es früher nannte, wenn ein Mädchen für ihr Alter besonders stark entwickelt war. Niemand in unserer Klasse benötigte einen BH, sie jedoch trug mindestens Körbchengröße C. Ich konnte meine Augen nicht zügeln, schaute mich laufend um und stierte auf ihre unverschämten Brüste. Isabell war die Tochter eines Lehrers, und sehr nett. Wenn sie mich beim Umschauen erwischte, lächelte sie mich jedes Mal freundlich an. Mit  der Zeit übte ich mich im schielen, ich schaute mich nur noch halb um und die Augen erledigten den Rest. Viel kann ich in dem Schuljahr nicht gelernt haben außer, dass ich am Schluss nicht mehr geradeaus gucken konnte.

Mein ganzes Bestreben bestand nun darin auch einen so schönen Busen zu haben wie Isabell, wenn auch nicht ganz so bombastisch, aber vielleicht die Hälfte. Also ich wünschte mir zwei schöne Brüste halb so groß wie die von Isabell.

Täglich stand ich vor dem Spiegel um nachzusehen ob sich da schon irgendetwas abzeichnete, aber nein, es waren immer die gleichen zwei kleinen braunen Warzen die mich verheißungsvoll anstarrten.

Nun ergab es sich, dass Mutti einen neuen Hut hatte. Also hatte sie unbedingt das Bedürfnis in die Kirche zu gehen, um den Hut der Gemeinde zu präsentieren, und am Schluss den kirchlichen Segen dafür zu empfangen. (Der Herr segne dich und behüte dich) Es ist doch klar, da konnte es sich nur um den Hut von Mutti handeln. Das ist auch wohl der Grund warum ihr bei Sturm nie ein Hut davon flog.

Wir richteten uns für den Kirchgang und ich ging an meinen Schrank, holte einen Stoß Taschentücher heraus die ich sorgfältig in zwei Portionen hinter meiner Bluse verstaute. Mutti hatte nichts anderes wie ihren Hut im Kopf und Vati grüßte alle Leute die vorbeikamen. So fiel also niemandem auf, dass ich ganz geschwollene Lungenflügel hatte.

Als wir uns wieder auf dem Heimweg befanden, stellte Vati fest, dass ich nicht nur genau so groß war wie Mutti, die ja von Natur aus klein geraten war, sondern auch plötzlich Busen hatte. Erstaunt machte er Mutti auf das Wunder aufmerksam.

Die jedoch fiel auf den Schwindel nicht herein und sagte nur: „Darüber sprechen wir noch, warte bis wir zu Hause sind.“

Daheim verschwand ich schnell im WC und holte die Taschentücher wieder hervor und räumte sie zurück in meinen Schrank. Als ich in die Küche kam, war nichts mehr zu sehen und die Standpauke fiel aus.

Das darauf folgende Schuljahr verbrachten wir in einem anderen Klassenzimmer, mit einer neuen Sitzordnung,  somit erledigte sich mein Problem ganz von selbst.

Aber das war es ja gar nicht, was ich Euch erzählen wollte. Meine eigentliche Geschichte beginnt nach meiner Schulentlassung.

Die Sache mit der Schallplatte

Nach 4 Jahren Realschule, ständig mit der gleichen Klassenlehrerin die mich nicht mochte, hatte ich keine Lust weiterhin zur Schule zu gehen.

 Da meine Zeugnisse, aus Sicht meiner Stiefmutter, sehr zu wünschen übrig ließen, begann ich Bewerbungen zu schreiben. Laufend bekam ich Absagen, bis ich vom Konsum schließlich eine Zusage bekam. Sie wollten mich als Verkäuferin einstellen. Ich hätte die Stelle ja sofort angenommen, aber meiner Mutter passte das überhaupt nicht, denn früher wurde Fisch noch lose verkauft. Mutti mochte keinen Fisch und wollte ihn auch nicht riechen. „Du wirst jeden Tag nach Fisch stinken wenn du heim kommst, das dulde ich nicht!“, ließ sie mich wissen und deshalb musste ich absagen.

Vati hatte eines Tages Mitleid mit mir. Er machte einen Rundgang durch die Stadt und suchte alte Schulfreunde auf, die ein Geschäft oder eine Fabrik hatten, vorwiegend solche, die in der Schule bei ihm abgeschrieben hatten. Als er am Abend nach Hause kam, hatte ich eine Stelle als Büro-Kauffrau im größten Warenhaus der Stadt. Der Betrieb wäre nach jetzigem Stand mit einem Baumarkt zu vergleichen.

Mutti, die mir zwar immer prophezeit hatte, dass ich einmal als Magd beim Bauern landen würde, verlangte von mir, dass ich mich zum Schreibmaschinenkurs anmeldete.

Nun ging ich also zur Arbeit, einen Abend zum Schreibmaschinenkurs und einen Abend in den Steno-Verein. Damit ich auch noch einen schönen Abend in der Woche hatte, durfte ich samstags in einen christlichen Verein. Für den Zweck hatte sie ein junges Mädchen aus der Nachbarschaft ausgesucht, die auf mich aufpassen sollte. Von ihr wurde ich abgeholt und später wieder nach Hause gebracht.  

Die Chorstunden dort liebte ich, aber die Bibelstunden waren mir zu fromm. Drum nutzte ich diese, um mir die Anwesenden genauer anzusehen. Da waren Fromme, denen die Scheinheiligkeit schon zu den Ohren rausguckte und solche, bei denen waren die Finger schon ganz krumm vom vielen Beten. Aber es waren auch zum Glück ein paar junge Männer da, von denen einer eine ganz besonders nette Ausstrahlung hatte. Ja der tät mir schon gefallen, aber leider war der nur im Doppelpack zu haben, denn sein Freund war immer an seiner Seite. Der wiederum war meiner Meinung nach so hässlich, dass er vor lauter Hässlichkeit fast schon hübsch war. Ganz und gar nicht mein Typ. Auf dem Heimweg schlossen sich die beiden jungen Männer immer uns an, denn wir hatten alle den gleichen Weg.

So verging Woche um Woche und in der Weihnachtszeit hatten die Läden jeden Advents-Sonntag nachmittags geöffnet. Da musste ich auch arbeiten und Kalender in Geschenkpapier einpacken, die dann an der Kasse verteilt wurden. Ich hatte keine Minute Zeit zum Ausruhen, denn die Kalender wurden schneller verteilt, wie ich sie einpacken konnte.

Endlich, es fing schon an dunkel zu werden, hatte ich einen kleinen Vorrat geschaffen.  Nun erlaubte ich mir den Luxus, mich mal kurz auf einen Stuhl zu setzen. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass ich noch eine Stunde aushalten musste. Also nahm ich mir vor, jetzt ganz gemütlich noch ein paar Kalender einzupacken, als Vorrat für den Ansturm am nächsten Sonntag.

Nebenbei schaute ich aus dem Fenster. Vor dem großen Eingangstor sah ich zwei junge Männer, die offensichtlich auf jemanden warteten. Nach mehrmaligem Hinsehen erkannte ich die Jungen aus dem frommen Verein. Ja der eine gefiel mir ja schon, aber dass die beiden hier vor meiner Arbeitsstelle auf mich warteten, fand ich doch etwas übertrieben. Vor allen Dingen war es mir peinlich, so in aller Öffentlichkeit. Ich hoffte nur, dass sie langsam kalte Füße bekämen und verschwänden.

So sah es dann auch aus, denn als ich Feierabend hatte waren sie nicht mehr zu sehen. Vorsichtig schlich ich aus dem Büro-Ausgang und schaute nach rechts und dann nach links. Erst als ich schon draußen war sah ich sie an der nächsten Kreuzung stehen. Ich ging etwas schneller und die Zwei nahmen gleich die Verfolgung auf. Wenn jetzt Manfred, so hieß mein heimlicher Favorit, allein gewesen wäre, hätte ich kein Problem damit gehabt. Aber wieder war dieser widerliche Typ dabei, den ich nicht ausstehen konnte.

An der nächsten Kreuzung hatten sie mich fast eingeholt. Händeringend suchte ich nach einem Strumpfgeschäft um darin zu verschwinden, notgedrungen hätte ich mir ein Paar Strümpfe gekauft. Das einzige was sich in meiner Verzweiflung anbot, war ein Radio-Geschäft. Ich ging in den Laden, um mich umzusehen und am Ende zu sagen: „Schön, ich werde es mir noch einmal überlegen.“

Der Verkäufer hatte keinen einzigen Kunden und spielte mir die neuesten Schallplatten vor. Ich ließ mir Zeit und wollte auch jede Platte bis zum Ende anhören. So verbrachte ich mindestens eine halbe Stunde in dem Laden und am Ende hatte ich eine Schallplatte gekauft, obwohl ich ja überhaupt keine Möglichkeit hatte diese abzuspielen.

Als ich den Laden verließ war ich sauer auf mich. Die Platte musste ich auch noch verstecken, denn was sollte ich zu Hause sagen? Das war aber nicht der einzige Grund warum ich stocksauer war, vor der Ladentür warteten geduldig meine Verfolger.

Es war noch ein kurzes Stück bis zum Lichtspielhaus und da lief der Film Quo vadis. Bis wir an dem Kino waren hatten die Beiden mir klar gemacht, dass ich diesen Film unbedingt ansehen müsste. Na ja dachte ich,- in Aussicht neben meinem Schwarm zu sitzen und mit dem Vorsatz die Schallplatte dort einfach zu vergessen,- dann geh ich eben mit ins Kino.

Ich konnte machen was ich wollte, ich machte einfach alles falsch. Im Kino saß nicht Manfred neben mir, sondern sein Freund Friedhelm, den ich überhaupt nicht verputzen konnte.

Friedhelm versuchte immer wieder seinen Arm um mich zu legen, was mir nun so gar nicht behagte.  Als der Film aus war, war er auch noch so aufmerksam, die von mir „vergessene“ Schallplatte mitzunehmen. Zudem war es auch spät geworden und somit musste ich jetzt eine Erklärung für mein verspätetes Heimkommen erfinden. Natürlich brachte mich Friedhelm fast bis vor die Haustür. Mir war klar, den würde ich nicht so schnell wieder los.

Leise schlich ich mich in die Wohnung, da hatte ich nun doch Glück, meine Eltern waren schon im Bett. Bevor ich in mein Zimmer hinauf ging, brachte ich die Schallplatte in den Keller und schob sie in den Heizungskessel.

Impressum

Bildmaterialien: Cover: eigenes Foto von 1950
Tag der Veröffentlichung: 02.05.2015

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