Ganz aufgeregt sauste Anne mit ihrem Rollator durch die kleine Küche. Ihr Mann hatte sich schon eingeschüchtert in seinen Fernsehsessel zurück gezogen. Selbst die Fernbedienung rührte er nicht an. Annes Kinder wollten morgen zum Kaffee kommen. Nein, nicht dass die Kinder kamen, regte sie so auf. Sondern etwas ganz anderes. Annes Enkel hatte sich den legendären Butterkuchen gewünscht, von dem Oma schon so oft erzählt hatte. Und nun hatte sie festgestellt, dass sich nur noch ein einziges Stückchen in ihrer Truhe befand. Und der Lieferant kam erst übermorgen.
Was tun! Anne war fest überzeugt, dass sie keinen Butterkuchen backen konnte. Er wurde einfach nicht so, wie sie in von daheim gewohnt war. Woran es lag wusste sie immer noch nicht. Eigentlich war Anne eine sehr ehrgeizige Frau, bis hin zur Pingeligkeit. Sie konnte auch sehr viel, aber eben keinen Butterkuchen backen.
Aber diesmal musste es wohl sein. Hektisch suchte sie die nötigen Zutaten zusammen. Gottseidank, alles war vorhanden. Extra deswegen einen Einkauf zu machen, dass hätte ihr gerade noch gefehlt. Inzwischen war es Abend geworden. Annes Mann wurde langsam unruhig. Er kam mit seinen Pantoffeln in die Küche geschlurft und blickte erwartungsvoll auf den Herd. Nichts! „Gibt es heute nichts zu essen?“ wagte er vorsichtig zu fragen. Seine Angetraute fuhr herum und donnerte los: „Was glaubst du was ich hier die ganze Zeit mache? Du wirst doch wohl warten können bis ich fertig bin. Wenn du Hunger hast iss ein Duplo. Oder von mir aus zwei“. ´Hast ja genug` brummte sie noch.
Doch damit lies ihr Mann sich heute nicht abspeisen. „Vielleicht hättest du…..“ Aber weiter kam er nicht. „Was hätte ich? Du hast ja nicht mal Ahnung von Bienchen und Blümchen“ fauchte sie ihn an. „Jetzt reicht es“ schrie ihr Mann, und schlug mit einem seiner Pantoffel auf den Küchentisch. Der unverhoffte Widerstand verfehlte allerdings die erhoffte Wirkung.
Anne verließ erst mal die Küche. Sie musste einfach tief durchatmen. Das Blech mit dem Kuchen stand noch auf der Anrichte. Ein paar Minuten später kam ihr Mann reumütig hinterher. Vorsichtig streichelte seine Hand über ihren Arm, die sie unwillig zurückschob. „Butterkuchen“ knurrte sie. Stampfte in die Küche zurück und schob das Blech in den Ofen. Dann holte sie aus dem Kühlschrank den vorbereiten Wurstsalat. Später, als Anne den Kuchen aus dem Ofen holte, war sie doch etwas stolz auf das Ergebnis, goldbraun und butterglänzend. Nun musste sie nur noch einen passenden Aufbewahrungsort suchen. Denn den Geist, der nachts bei ihr immer durch die Wohnung spukte, den kannte sie ganz genau. Ein richtiges Schleckermäulchen.
Am nächsten Morgen stellte sie erleichtert fest, der Butterkuchen war noch vollständig erhalten. Aber der Morgenkaffee schon wieder kalt (seufz). Dafür kam ihr Mann mit verwirrtem Gesicht aus seinem Schlafzimmer. Außer seinem Nachtgewand trug er nur einen Pantoffel. „Hast du meinen zweiten Pantoffel gesehen?“ klagte er. Anne sah ihn an, als würde sie an seinem Zustand zweifeln. Doch dann begann sie doch mit ihm zu suchen. Zuerst unter dem Bett. Mühsam wuchtete sie sich wieder hoch, und brachte nur ein paar Socken mit, die sie gleich im Wäschekorb entsorgte. Also hier war er schon mal nicht. Das gleiche im Wohnzimmer. Auch dort hatte er ihn nicht gelassen. Vorsichtshalber schaute sie noch in die große Kommode, um sich wieder mal zu ärgern wie viel Plunder er da hineingestopft hatte. Jedenfalls kein Pantoffel.
Inzwischen war ihr Mann, der sehr eifrig aber wenig produktiv mit ihr suchte, in der Küche angelangt. Und da erwischte sie ihn gerade vor dem Butterkuchen. In eine der Butterkuhlen hatte er schon seinen Finger gebohrt. „Finger weg“ rief Anne genervt. Aber ihr Mann meinte, es könne doch sein das der Pantoffel im Kuchen sei. Dabei grinste er sie schelmisch an. Anne schnitt ihm seufzend ein kleines Stück ab, und verfrachtete ihn wieder in seinen Fernsehsessel.
Sie musste jetzt erst mal ihre Hausarbeit erledigen. Der Pantoffel würde sich schon finden. Und das tat er tatsächlich. Etwas später hörte Annes Mann einen deftigen Fluch aus seinem Schlafzimmer. In Sorge seine Frau könne seine Ordnung etwas verändern schaute er nach. Da stand sie vor dem noch ungemachten Bett und hielt den zweiten Pantoffel in der Hand. „Manche schlafen mit einem Teddy, mein Mann mit seinem Pantoffel“ meinte sie ironisch und reichte ihn gleich weiter. Am Nachmittag servierte sie voller Stolz ihren Butterkuchen, und bekam viel Lob. „Oma, du bist die Beste“ meinte ihr Enkel. Während die Tochter meinte, die Qualität des Butterkuchens vom Eismann komme wirklich an selbst gebackenen heran.
Anne knirschte mit den immer noch vollständig erhaltenen Zähnen, und schwieg. Ihr Mann zog es vor still zu genießen. Auf ihre Frage an ihn, wie ihm der Kuchen nun schmecke, erhielt sie zwischen zwei Bissen die Antwort: „Geht so“. Während die Frauen noch etwas tratschten, setzten sich Enkel und Opa an Omas PC. Sie wollte unbedingt ein neues Programm zum Spielen haben und war überzeugt der Enkel würde schon das richtige finden. Opa schaute verwirrt zu. Was der Kleine alles konnte. Ob er auch alles wusste? Also fing er an: „Also mein Junge, wie war das mit den Blümchen und Bienchen?“ Worauf er wie nebenbei die Antwort erhielt: “Keine Ahnung Opa. Du wohl auch nicht gelle?“.Das neue Programm auf dem PC hieß dann übrigens „Suche den zweiten Pantoffel – mit 3 Schwierigkeitsgraden. Also ihr braucht nicht zu suchen. Denn das ist Annes persönliches Programm. |
„Mensch Frido, haste die Nuss wieder geknackt“, meinte Kommissar Hinkelstein zu seinem Kollegen, während er sich eine Tasse Kaffee einschenkte.
„Es war kein Honigschlecken, das kann ich dir sagen“, entgegnete ihm Hauptkommissar Friedolin von Hausverbot, der seinen Computer gerade angeschaltet hatte und darauf wartete, dass dieser hoch fuhr.
„Dann erzähl doch mal, wieso ist der Mann vom Balkon geflogen?“, bat ihn Hinkelstein neugierig.
„Eigentlich muss ich jetzt den Bericht schreiben“, versuchte von Hausverbot ihm auszuweichen.
„Mann erzähl! Es liegt dir doch auf der Leber“, forderte er ihn jetzt auf.
„Na gut, aber unterbrich mich nicht dauernd, damit ich nicht den Faden verliere“, dabei setzte er sich kerzengerade auf seinen Stuhl und drehte seine Thermosflasche mit Pfefferminztee auf. Nachdem er sich etwas von dem Tee eingeschüttet hatte, begann er zu erzählen.
„Das Opfer, männlich 77 Jahre, hatte vor einigen Jahren einen Schlaganfall, stürzte vom Balkon des ersten Stocks, bei der Obduktion wurde festgestellt, dass er sich das Genick brach, zudem wurde er mit Arsen vergiftet, was mir den netten Fall bescherte. Also ich hin und wer öffnet mir die Tür?“
„Die zwanzigjährige Geliebte“, witzelte Hinkelstein.
„Nein, seine Frau und die knallte mir die Tür sofort wieder vor der Nase zu. Ich kaufe nichts, ich will nichts, rief sie als wäre sie in Ekstase. Ich klingelte wiederum, sie schrie wieder von drinnen. Erst als ich ihr meinen Ausweis unter der Türe durchgeschoben hatte. folgten weitere Minuten der Warterei. Schließlich ließ sie mich eintreten, dabei stolperte ich dann über ihre Katze, die mich dann die ganze Zeit mit ihren grünen Tigeraugen taxierte. Da sie sehr langsam zu Fuß war und ständig irgendwo mit ihrem Rollator anstieß, benötigten wir geschlagene fünf Minuten, um an den Esstisch im Wohnzimmer zu gelangen, an der ich ihr dann meine Fragen stellte.“
„Ist halt so, musste Geduld haben, die alte Dame ist doch kein Hochgeschwindigkeitszug“, warf Hinkelstein ein.
„War ja auch nicht so gemeint, also setzte sie sich und ich ihr gegenüber. Meine erste Frage , wann sie denn ihren Gatten vermisste. „Als er nach 2 Stunden den Fernseher nicht einschaltete und ich mir diese unheimlich wollüstigen Sendungen nicht anhören musste“, gab sie zur Antwort.
„Solche Sendungen laufen doch gar nicht tagsüber“, erwiderte ich.
„Doch, dieser Schund „Hänschen vom Land sucht Frau“, außerdem war ich froh, dass er mal keinen Mucks von sich gab.“ „Weshalb waren sie denn froh, dass er keinen Mucks von sich gab“, fragte ich weiter. „Sie sind mir aber gut, leben sie mal mit einem zusammen, der sich von vorn bis hinten bedienen lässt. Er steht mitten in der Nacht auf, schüttet Kaffee auf und ich muss dann am Morgen das Spülwasser saufen.“ „Ist doch nett von ihm, haben sie ihm denn nicht gesagt, wie viele Kaffeelöffel Pulver in die Maschine geben soll.“
„Doch, aber er hört ja nicht und macht was er will. Noch am Vormittag hat er wieder angefangen, mir meinen Wohnzimmerschrank mit meinem wunderbaren Geschirr auszuräumen und es in die Gefriertruhe zu stapeln. Ach, möchten Sie eine Tasse Kaffee, ich bin ja so etwas von schusselig“, fragte sie mich. Ich antwortet ihr mit ja und sie schlurfte mit ihrem Rollator in Richtung Küche. Ich stand auf und sah mich ein wenig um. Dabei entdeckte ich einige Bilder. „Mit Milch und Zucker?“, rief sie aus der Küche zu und ich antwortete, „Beides“.
Da kam sie auch schon angewatschelt. In dem Moment hielt und betrachtete ich ein Bild auf dem ihr Mann zu sehen war. Da rief sie schon von weitem, „Da parodiert er gerade Heinz Rühmann aus der Feuerzangenbowle, ist er nicht toll und auf dem anderen sind wir gemeinsam bei unserem Hochzeitstanz, bei dem er wie ein Mehlsack an mir hing und meine Füße haben das nicht überstanden, die sind seitdem kaputt“ Ihre Augen wurden in diesem Moment sehr feucht, dass ich gar nicht anders konnte, als sie in den Arm zu nehmen. Einige Minuten später saßen wir wieder am Esstisch und dort schenkte ich uns Kaffee ein. Irgendwie schmeckte der Kaffee seltsam. „Wieso seltsam, den Kaffee habe ich frisch aufgebrüht und die Dose Milch eben geöffnet, kann also nicht verdorben sein?“, meinte sie entsetzt und griff nach der Zuckerdose.
Ein verwirrter Blick. „Nein, nicht schon wieder! Hat er doch tatsächlich Mehl in die Zuckerdose gefüllt. Alles füllt er um, warum hat mich der liebe Gott nur mit so einem Mann bestraft?“
Ich fragte sie dann, seit wann er denn immer alles umfüllte oder umräumte.
In dem Moment erhob sie sich und beim Umdrehen stupste sie mit ihrem Ellenbogen die Zuckerdose um. Der Inhalt landete zum Teil auf dem Boden. Ich nutzte die Gelegenheit, um ein wenig von dem Zucker in ein kleines Matrix- Tütchen zu füllen, bevor sie mit ihrem feuchten Tuch den Tisch abwischen konnte.“
„Schleppst du immer noch die Tütchen mit dir rum, wofür haben wir denn die Spurensicherung“, fragte Hinkelstein dazwischen.
„Du kennst mich doch. Ich hoffte, den richtigen Riecher zu haben “, entgegnete ihm Kommissar Hausverbot.
„Wieso füllte und räumte er denn alles um, hatte er nichts Besseres zu tun?“, wollte jetzt Hinkelstein wissen.
„Das fragte ich mich auch, deshalb fragte ich ja Frau Quatsch. Sie erzählte mir, dass er seit seinem Schlaganfall vor einigen Jahren unter einer schrecklichen Unruhe litt. Seitdem schlief er auch höchsten zwei Stunden an einem Stück, dann würde er wieder aufstehen, den Fernseher andrehen und sich davor setzen. Sobald es hell wäre, beginne er Schlabberwasser als Kaffee zu kochen, den sie dann immer trinken müsse. Dann würde er beginnen, die Schlösser an den Türen auszubauen, dass sogar Teile abbrechen. Sie musste dann gemeinsam mit ihm den Baumarkt aufsuchen. Pünktlich um halb zwölf musste das Mittagessen auf dem Tisch stehen, da er kein Kostverächter war, gab es bereits um halb zwei Kaffee und Kuchen, spätestens um achtzehn Uhr Abendessen. Zudem hätte sein Konsum an süßen Sachen unheimlich zugenommen“, erzählte Hausverbot, während er sich eine weitere Tasse Tee einschenkte, meinte Hinkelstein die Bilder vom Tatort betrachtend:
„Sicher meinte sie, ein Leben mit ihrem Mann sei die Hölle gewesen. Mir ist nur noch nicht klar, wie sie es schaffte, ihn vom Balkon zu schubsen, zumal die Brüstung doch fast einen Meter hoch ist“.
„Das habe ich mich auch gefragt und ich bat Frau Quatsch, dass sie mit mir auf den Balkon komme. Sie ging widerwillig mit mir hinaus und erklärte um hundert Ecken, dass sie unter Höhenangst leide und in dieser Wohnung nur ihrem Mann zuliebe lebe.“
„Ich dachte, sie habe ihren Mann gefunden?“
„Hat sie auch, aber das erspar ich dir, sie stand auf dem Balkon, als sie aber ans Geländer trat, begann sie wie Espenlaub zu zittern und zu zucken. Ich zog sie schnell wieder zurück, dabei stolperte ich und riss Frau Quatsch mit. Sie fiel auf mich.“
„Dann ist sie ja weich gelandet! … Zudem erscheint mir ihre Höhenangst glaubwürdig“, lachte Hinkelstein und dann fragte er: „Aber wie hat sie ihn nun umgebracht?“
„Ich hatte den richtigen Riecher, nachdem das Labor die Probe untersucht hatte, besuchte ich Frau Quatsch nochmals, allerdings mit der Spurensicherung. Durch seine Umfüllaktionen hatte er nicht nur das Arsen in die Zuckertüte geschüttet, sondern das Mehl ins Glas, in dem das Arsen gehörte, keinerlei Fingerabdrücke ihrerseits. Jetzt willst du sicher wissen, wofür sie das Arsen benötigten.“
„Klar will ich das, bei diesen brisanten Fall!“, meinte Hinkelstein grinsend.
„Als ich Frau Quatsch danach fragte, antwortete sie mit den Worten „Um diese verdammten Ameisen fernzuhalten, die meinten, ihre Straße mitten durchs Wohnzimmer laufen zu lassen“, klärte ihn Kommissar Hausverbot lachend auf.
Bienchen, Blümchen, Butterkuchen
„Oma, guck mal, was machen die da?“Anne folgt dem Zeigefinger ihres Enkels und sieht, wie sich zwei Bienchen an ihrem frisch aufgetauten Butterkuchen laben.
„Ha, das darf doch nicht wahr sein, das ist ja ein freches Pack!“, mit einer energischen Handbewegung scheucht sie das Getier vom Kuchen: „Haut ihr wohl ab, der Butterkuchen ist nur für uns!“
Kurz danach die nächste Frage: „Oma, guck mal, da sind sie wieder. Aber jetzt hocken sie ganz dicht zusammen auf dem Blumenstrauß, fressen die auch Blumen?“ Oma Anne erkennt mit einem Blick die Lage: „Das ist in Ordnung, die machen nur Blümchensex!“ |
An einem herrlich warmen Sommertag flogen Maja und Willi Hand in Hand über eine bunte Blumenwiese. Sie genossen das traumhafte Wetter und summten fröhlich vor sich hin. "Du, Maja, sag mal, weißt du, ob das Wetter noch lange so bleiben soll?", summte Willi und schlug einen kleinen Salto. "Huch, Willi, nicht so wild! Mir wird sonst noch schlecht von den ganzen Überschlägen", beschwerte Maja sich lachend. "Das Wetter? Nein, keine Ahnung. Aber lass uns doch mal bei Frau Kassandra vorbeifliegen und sie fragen. Die weiß doch immer alles." "Okay, aber du fragst sie. Mich hält sie doch eh immer nur für faul." Die beiden kleinen Bienenkinder fliegen wieder nach Hause, ans andere Ende der Blumenwiese. Aufgeregt summend bahnen sie sich ihren Weg entgegen den Strom der anderen Bienen. "Maja, Maja! Warte! Ich kann nicht so schnell!" Willi schnaufte beinahe schon, so schnell flog Maja vor ihm her. "Jetzt komm schon, Willi!" Mit einem kräftigen Ruck zog Maja Willi durch die Wabe hinter sich her ins Innere des Bienenstocks. "Wo seid ihr gewesen?" - "Habt ihr Pollen mitgebracht?" - "Ihr treibt euch auch immer draußen irgendwo rum." Die beiden ignorierten die auf sie einprasselnden Worte der anderen Bienen und flogen direkt auf das Klassenzimmer zu. "Frau Kassandra? Sind Sie hier?", rief Maja in den leeren Raum hinein. "Ja, hier hinten." Frau Kassandra streckte den Kopf hinter einem Wabenregal hervor. "Was wollt ihr denn? Müsst ihr nicht Pollen suchen? Bald ist der Sommer vorbei und wir brauchen noch jede Menge Vorräte." "Wir waren gerade schon draußen. Wie lange bleibt der Sommer denn noch? Wird es bald kalt?" Aufgeregt flog Maja, Willi weiter hinter sich herziehend, auf ihre Lehrerin zu. "Es dauert nicht mehr lange. Die Tage werden bereits kürzer und bald ..." Frau Kassandra wurde immer leiser. "Bald ist Herbst und dann kommt der Winter. Da gibt es dann keine Blumen mehr, die blühen. Es wird kalt und noch kälter. Bis irgendwann der Frühling alles wieder zum Blühen bringt." Willi beugte sich vor und flüsterte Maja ins Ohr: "Das hört sich ja schrecklich an!" "Wie schrecklich", wiederholte Maja. "Dann müssen wir aber dringend noch vorher ein bisschen draußen fliegen. Komm, Willi, wir fliegen wieder raus. Danke, Frau Kassandra." "Rein, raus, rein, raus", brummte Willi unwillig, flog aber dennoch brav neben Maja her. "Wo willlst du denn jetzt hin?" "Lass dich überraschen! Aber ich bin mir sicher, es gefällt dir." Und so flogen die beiden wieder aus dem Bienenstock raus, hinaus über die bunte Blumenwiese. Zielstrebig lockte Maja Willi immer weiter, bis sie schließlich in der Nähe eines kleinen Häuschens ankamen. "Bist du sicher, dass du dich nicht verflogen hast, Maja?" Willi deutete aufgeregt auf das Haus. "Beim letzten Mal hätte uns unser Besuch hier beinahe das Leben gekostet." Maja nickte. "Ja, ich bin mir sicher. Außerdem müssen wir uns ja nicht wieder erwischen lassen. Lass einfach deine Finger von dem Butterkuchen, dann kommt auch kein Pantoffel angeflogen." "Aber der ist doch immer so lecker. Und das Auto vom letzten Mal steht auch wieder hier. Da gibt's bestimmt Butterkuchen." Allein bei dem Gedanken floss Willi bereits das Wasser im Mund zusammen. "Willi, benimm dich! Sonst flieg ich beim nächsten Mal wieder alleine", drohte Maja. "Okay", brummte Willi unwillig. "Dann lass uns mal gucken." Leise summend flogen sie weiter und ließen sich auf einer Blume auf der Fensterbank nieder. Das Fenster stand offen und sie hörten das Stimmengewirr der Menschen im Inneren des Hauses. Auf dem Küchentisch stand er: der leckere Butterkuchen. "Oh, Maja, ich kann einfach nicht wiederstehen", summte Willi und flog langsam in die Küche. "Willi! Nein!" Panisch folgte Maja ihm und versuchte vergeblich, ihn zum Fenster zurück zu ziehen. "Das darfst du nicht." Doch Willi saß bereits auf dem Rand des Backblechs und sog gierig den Duft des Kuchens ein. "Anne!!! Komm sofort in die Küche!", donnerte plötzlich die Stimme eines Mannes durch den Raum. Kurz darauf bog eine Frau, leicht auf ihren Rollator gestützt in die Küche. "Was brüllst du denn so? Ich kann zwar nicht mehr so gut laufen, aber hören tu ich beileibe noch gut genug!" "Ach, egal. Guck dir diese kleinen Mistviecher an. Schon wieder zwei Bienen an unserem Butterkuchen." Er bückte sich und griff nach seinem Pantoffel. "Opaaaaaa!! Nicht!! Sowas darfst du nicht machen." Ein kleiner Junge rannte aufgeregt in die Küche und stellte sich schützend zwischen den Küchentisch und seinen Opa. "Geh aus dem Weg, Junge. Die Biester verstehen das anders nicht. Da hilft nur ein kräftiger Schlag." "Aber, Opa, dann sind Maja und Willi doch tot. Das kannst du nicht machen." "Maja und Willi?" Verdutzt blickte Anne ihren Enkel an. "Hast du die beiden etwa mitgebracht?" "Ach, quatsch, Oma. Aber das weiß doch jedes Kind. Wenn zwei Bienen zusammen irgendwo Blödsinn machen, dann sind das Maja und Willi. Und du müsstest das eigentlich auch wissen, hast uns doch oft genug von den beiden erzählt." "Maja und Willi? Maja und Willi? Ach, natürlich." Anne lachte auf. "Okay, du hast Recht. Den beiden dürfen wir nichts tun. Aber was machen wir jetzt? Wir können sie doch nicht auf dem Backblech sitzen lassen." "Tu ihnen ein Stückchen von dem Butterkuchen auf einen kleinen Teller. Den stellen wir auf die Fensterbank und dann haben Maja und Willi etwas und wir können in Ruhe den Rest essen." "Okay", seufzte Anne und tat, wie ihr Enkel vorgeschlagen hatte. Es war seltsam, als Anne ein kleines Stück Butterkuchen für die beiden auf die Fensterbank stellten, schien es, als hätten sie jedes Wort verstanden. Dankbar drehten Maja und Willi eine kleine Runde um den Kopf des Jungen, der sie lachend dabei beobachtete, und ließen sich dann auf dem kleinen Teller nieder. "Na sowas aber auch", wunderte sich Anne. "Nun, egal. Kommt, wir essen jetzt auch etwas." Und während die Menschen am Küchentisch den Butterkuchen aßen, naschten Maja und Willi auf der Fensterbank. "Du, Maja, sag mal, woher wusste der Junge unsere Namen?" "Ist doch egal. Auf jeden Fall hat er uns das Leben gerettet ..."
|
Martin wollte seine Frau mit einem Butterkuchen überraschen. Im Kochbuch stand das Rezept und Ruck-Zuck hatte er den Teig angerührt. Der Rest geht auch ohne Rezept, dachte er und legte das Kochbuch weg. Fünf Päckchen Butter reichen, meinte Martin, und drückte das letzte Paket in den Teig. Er schloß die Mikrowelle, stellte die Zeit auf eine Stunde, schaltete ein und fragte sich, ob er das Papier von der Butter vielleicht doch hätte abmachen müssen. Da explodierte das Gerät. "Anne". rief er, „hilfst du mir bitte?“ „Beim Backen?“ rief sie zurück. „Nein“, rief Martin, „beim Renovieren der Küche!“ |
Texte: traumwanderer, schnief, gittarina, jenna, pinball
Bildmaterialien: Die Bilder sind von den Autoren, die Gestaltung vom Cover: Gitta Rübsaat
Tag der Veröffentlichung: 17.02.2015
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Danke an:
Ute Wunderling, Manuela Schauten, Gitta Rübsaat, Jenna Killby, Michel Pinball