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Kleines Vorwort

 

 

Es war im Juli, als ich von meinem Enkel die Einladung zu seiner Hochzeit bekam.

Ich fragte Siggi: „Fahren wir zusammen dahin?“ Ja Siggi war gleich Feuer und Flamme und sie wollte das Hochzeitsgeschenk besorgen. Als Hochzeitsgeschenk sollte das Brautpaar einen Gutschein bekommen für ein Luxus Wochenende im Hotel Arthus. „Meinst Du nicht, dass ist für uns zu teuer?“, fragte ich zögernd. „Nein, kostet nur 208 Euro“, meinte Siggi, „das sind für jeden von uns 104 Euro.“

Ich fand das in Ordnung und fing mit den Vorbereitungen an, was bei mir ja immer ein Problem ist, weil ich ungelogen, nie etwas zum Anziehen habe.

 

Als ich dieses Problem gelöst hatte, und zwei Teile zur Auswahl in meinen Koffer gepackt hatte, kam Siggi mit dem Gutschein, der genau doppelt so teuer war wie gedacht und der Nachricht: „Ich kann nun doch nicht mit, Raffi wird mit Dir fahren.“, (Raffi ist der Stiefsohn meiner Tochter) ich war enttäuscht. Somit musste ich jetzt den Gutschein allein bezahlen, denn Raffi sollte nur mein Chauffeur sein und mein Begleiter, damit ich nicht allein war zwischen den vielen fremden Gästen. Nun war ich enttäuscht.

 

 Ich richtete eine Kühltasche mit einer Wegzehrung für die Fahrt, denn Raffi ist ein junger Mann, der immer Hunger hat und zu dem Diabetiker ist. Er sollte mir ja nicht unterwegs ins Koma fallen. Am Morgen darauf ging ich noch einmal Gassi mit meinem Hund, den ich dann bei meinem Mann ließ, denn der wollte lieber zu Hause bleiben. Danach fuhren wir los.

  

 

  Das Foto zeigt das Braupaar, das uns erwartete.

 

Die Fahrt nach Mühlheim

Wir sollten bis zum Mittag in Mühlheim ankommen, deshalb fuhren wir auch zeitig los. Einmal würden wir auf jeden Fall eine Pause machen, aber erst, wenn wir die A7 verlassen, und auf der Strecke Richtung Frankfurt wären. Ich hatte Brötchen, kleine Schnitzel dabei und Kaffee. Schon auf der B 30 kamen wir an die erste Baustelle, trotzdem kamen wir zügig voran und lagen gut in der Zeit. Als wir endlich Richtung Frankfurt abgebogen waren, fuhr Raffi auf den ersten Parkplatz. Das Wetter war schön und ich packte die Tasche aus mit dem Imbiss, während Raffi im Auto nach etwas suchte.

Kleinlaut kam er hervor und gestand mir, dass er sein Diabetiker Täschchen vergessen hatte. Mir war klar, ohne das ging nichts. Also räumte ich schnell alles zusammen und wir fuhren wieder zurück. Mein Mann war erstaunt, als wir kurz vor Mittag wieder auf den Hof fuhren. Während Raffi sein Spritzbesteck zusammen suchte, rief ich bei meinem Sohn an, dass wir erst nachmittags ankommen könnten. Der war erbost, denn die ersten Gäste feierten schon im Hof.

Jetzt machten wir einen zweiten Anlauf. Aber dieses Mal fuhren wir über Riedlingen und gingen somit der Baustelle aus dem Weg. Als wir wieder an dem Parkplatz ankamen, war es bereits zwei Uhr. Wie verabredet machten wir zwar eine Pause, aber nicht so ausgiebig wie geplant.

 Wir fuhren mit Siggis Auto und der Navi war Gold wert. Ohne Schwierigkeiten kamen wir am späten Nachmittag in Mühlheim an. Dort dauerte es zwar eine Weile bis wir uns durch die Einbahnstraßen gekämpft hatten, aber schließlich erreichten wir unser Ziel.

Meine Tochter Gudrun war mit Katalin schon einige Stunden vor uns angekommen. Das ganze Haus war voller Gäste und in jedem Zimmer waren mehrere einquartiert. Mein Sohn kümmerte sich um die Gäste und bot kleine Snacks an. Seine Freude war groß, als er uns unter den Gästen bemerkte. Glücklich stellte er mich vor und machte mich mit vielen Leuten bekannt. Obwohl ich mir ja doch niemanden merken konnte.

 

 

Wir hatten Hunger und beschäftigte uns erst einmal damit von allem etwas zu probieren. Da mein Sohn ein Delikatessen-Geschäft hat, gab es nur leckere Speisen. Vom Brautpaar war nichts zu sehen, die feierten anderweitig den Junggesellen Abschied. Inzwischen hatte mein Sohn schon einen großen Grill angezündet, und die Kapelle begann zum Tanz aufzuspielen. Es wurde Sirtaki getanzt bis in die Nacht. Wenn es den Leuten im Hof zu eng wurde, tanzten sie zum Tor hinaus, und auf der Straße weiter. Ich konnte die Ausdauer der Gäste nur bewundern. Es hatte keinen Zweck ins Bett zu gehen, die Musik spielte bis Mitternacht.

 

 

 

Das Geschäft meines Sohnes 

Drei Tage wurde gefeiert

 Endlich wurde es ruhig und wir gingen in unsere Zimmer. Gudrun mit ihrer Tochter hatte das Zimmer neben uns, und ich hatte nur einen Wunsch, ganz schnell schlafen. Raffi schlief auf einem Luftbett und ich in einem Jugendbett. Kaum hatten wir uns im Bett eingerichtet, da ging laufend die Tür auf und das Licht wurde angezündet. Einige Gäste fanden ihr Zimmer nicht und andere hatten eine Tasche oder ein Kleidungsstück in dem Zimmer abgelegt. Ich war froh als endlich Ruhe im Haus war. Wir schliefen dann auch gut.

Ganz früh stand ich auf, um in Ruhe ins Bad zu gehen. Raffi schlief noch und als ich an seinem Bett vorbei ging, muss ich wohl an das Ventil von seinem Bett gestoßen haben, denn als ich zurück kam, lag er auf dem Fußboden und schlief immer noch.

Am Freitag war Polterabend. Um die Mittagszeit füllte sich der Hof schon wieder und die Musikkapelle war auch eingetroffen. Ich schaute in die Küche ob es was Essbares gab, konnte aber nichts finden. Also gingen wir in die nächste Kneipe um zuerst gut zu essen. Gudrun und Katalin schlossen sich uns an. Gudrun, sehr bescheiden bestellte sich eine Suppe, wir anderen aßen Steaks mit Beilagen. Als Gudrun sah, dass ich die Rechnung bezahlte, bereute sie wahrscheinlich ihre Bescheidenheit.

Wieder zurück, war das Brautpaar eingetroffen. Zetta, die Braut sammelte die Blumenmädchen ein und fuhr mit ihnen, sie einzukleiden. Angelos, der Bräutigam nahm sich nun Zeit für seine Gäste. Sein Vater begann erneut zu grillen. Da wir ja nirgends mehr hin mussten tranken wir griechischen Wein und aßen hin und wieder etwas vom Grill. Am späten Nachmittag begannen alle wieder zu tanzen. Damit wir nicht im Weg herum gingen, flüchteten wir auf die hintersten Plätze. Von da aus hatten wir einen wunderbaren Überblick.

Plötzlich verriet mir mein Sohn, dass in der nächsten Stunde Besuch käme, worüber ich mich ganz sicher freuen würde. Also ließ ich das Hoftor keinen Augenblick aus den Augen. Ich hoffte insgeheim, dass Lena käme, meine Tochter die in Griechenland lebt und die ich schon 30 Jahre nicht gesehen hatte.

 

Dann ging das Hoftor auf und Lena kam mit ihrem Mann in den Hof. Ich erkannte sie sofort. Sie war zwar älter geworden, sah aber immer noch aus, wie vor 30 Jahren als sie einen Urlaub bei mir verbrachte. Sie steuerte gleich auf uns zu und weil sie kein Deutsch konnte und ich mit „griechisch“ total aus der Übung war, verbrachten wir die erste halbe Stunde mit Heulen vor lauter Wiedersehensfreude.

 Die ersten Worte fand ihr Mann. Er erklärte mir, dass er der kleine Junge war, dem ich in Griechenland einen schönen Pullover gestrickt hatte. Ich wusste es nicht mehr, aber er hatte das nie vergessen. Kurz vor Mitternacht wurde dann reichlich Geschirr zerschlagen und um Mitternacht suchte jeder wieder nach seinem Bett, Raffi hatte seines wieder aufgepumpt.

Am Samstag halfen wir in der Früh den Hof aufzuräumen und die Scherben zu beseitigen. Wir waren noch nicht fertig da kamen schon die ersten Gäste nach draußen. Meine Schwiegertochter machte Kaffee am laufenden Band und mein Sohn kam zu uns an den Tisch mit frischen Brötchen. Endlich konnten wir uns auch mal unterhalten. Ich fragte nach Lena, aber die war abends noch mit ihrem Mann ins Hotel gefahren, die würden kurz vor der Hochzeit kommen, damit wir alle gemeinsam zur Kirche fahren konnten.

Mein Sohn schenkte mir eine Perlenkette, weil er meinte, ich müsse unbedingt ein Schmuckstück tragen. Ich bin ja gar kein Freund von Schmuck aber ich nahm sie und er freute sich darüber. Als kurz darauf Lena kam, hatte auch die eine Halskette für mich. Ich sagte nichts , aber ich fand es unnötig, legte aber trotzdem die Perlenkette an.

 

 

 

 

 

 

 

 Währenddessen wurde der Bräutigam von seinen beiden Freunden rasiert und eingekleidet. Dann ging die Kapelle und begleitete den Bräutigam aus dem Haus. Aber sie hatten es nicht eilig, denn tanzend ging es langsam die Treppe hinunter und alle Gäste hinterher, auf der Straße tanzte dann die ganze Hochzeitsgesellschaft Gudrun tanzte auch mit, ich dagegen hielt mich dezent im Hintergrund. Nach etwa einer halben Stunde stiegen wir in die Autos und fuhren zur Kirche nach Frankfurt. Wir waren im Auto eines Spaniers, der ist der beste Freund meines Sohnes. 

 

 

 

 

 

 

Die Verneigung vor dem Vater der Braut. Immer dabei, der schönste Mann Griechenlands 

 

 

 

 Die Braut ließ lange auf sich warten. Wir waren viel zu früh, in der Kirche war noch eine andere Trauung. Als das Auto vorfuhr, holte der Bräutigam sie bei ihrem Vater ab, verneigte ich artig und berreichte den Blumenstrauß. Kurz darauf konnten wir in die Kirche und das Brautpaar hielt Einzug. Die Trauung war zweisprachig dauerte deshalb auch länger wie normal und wir hatten Hunger.

Mein Sohn hatte alles organisiert, so fuhren wir nach der Trauung zurück nach Mühlheim in einen Gemeindesaal. Laut hupend führ die gesamte Hochzeitsgesellschaft durch Frankfurt und Offenbach bis Mühlheim. Der Saal war wunderschön geschmückt und eingedeckt. Lena und ihr Mann, Raffi und Gudrun mit Katalin saßen an einem Tisch.

Ja und ich natürlich in der Mitte. Wir hatten ja viel zu erzählen und ich war der schlechte Dolmetscher. Zwischendurch tanzten die Jungen und lernten Sirtaki während ich ihnen zuschaute. Es gab reichlich zu Essen und zum trinken.

Wie bei jeder Hochzeit eröffnete das Brautpaar den Tanz mit einem Walzer. Der Mittelpunkt der Hochzeitsgesellschaft war natürlich zuerst das Brautpaar, die fantastische Kapelle und der Freund des Bräutigams, der vor ein paar Jahren als der schönste Mann Griechenlands galt. Alle Mädchen himmelten ihn an. Lena flüsterte mir zu, dass er nicht für Frauen schwärmte. Um Mitternacht wurde die große Hochzeitstorte angeschnitten und Kaffee serviert. Danach war ich total erledigt und wollte nur noch ins Bett. Gudrun hatte ihr Auto dabei und hatte sich den Weg gemerkt, mit ihr fuhren wir in unsere Unterkunft. Vorher räumte ich noch den Ouso am Tisch ab, denn der war so gut, den wollte ich mit nach Hause nehmen. Gudrun fand das unanständig aber das war mir an dem Abend gleich.

Gegen Morgen hörten wir die restlichen Hausgäste heimkommen, die alle schnell in den Zimmern verschwanden.

Am Sonntag blieben wir bis um die Mittagszeit die meisten Gäste waren noch nicht aufgestanden oder kämpften um einen Platz im Bad.

Lena kam zu meiner großen Freude mit ihrem Gatten zum Abschiednehmen und wir frühstückten gemeinsam. Als Katalin ihrer Tante das neue Handy eingerichtet hatte, sagte Lena zu ihrem Mann: "Gib meiner Nichte ein kleines Trinkgeld." Ihr Mann langte in seine Hosentasche und gab ihr 50 Euro. Gudrun sagte peinlicher Weise: "Oh, und was bekomme ich?" Daraufhin machte Lena ihre teure Armbanduhr ab und gab sie ihr. Ich schimpfte, aber mein Schwiegersohn meinte: "Lass mal ich kaufe Lena morgen eine Neue."

 

 

Meine Tochter Lena und ihr Ehemann.

 

Sie hätte sich gefreut wenn ich noch einen Tag geblieben wäre, denn ihr Flug ging erst am Montag. Leider konnten wir nicht bleiben, weil ich meinem Mann versprochen hatte am Sonntag zurück zu kommen. So trösteten wir uns auf die nächste Hochzeit, die ja schon in 6 Wochen war. Da war es die Anna, die Schwester von Angelos, also die Tochter meines Sohnes, die wieder alle eingeladen hatte. Dann würden wir uns alle wiedersehen. Dazu wollte auch Tina mit kommen und darauf freute sich Lena ganz besonders. Gudrun und Katalin blieben noch einen Tag. 

Ich nahm ein paar Flaschen von dem guten griechischen Wein mit und dann machten wir uns auf die Heimfahrt. Da es die Griechen mit den Mahlzeiten nicht so genau nehmen, - das heißt, die kochen wenn sie Zeit haben, irgendwann, - hatten wir schon wieder Hunger und hielten an der ersten Raststätte an. Danach fuhren wir zügig heim. Ich weiß nicht wer sich mehr freute, als wir wohlbehalten ankamen, der Hund oder mein Mann.

 

Kleiner Nachspann

Men Sohn, der Vater des Bräutgam

 

 

 

Unser Hund Anja 

 

 

 

 

Mein Mann, der sehnlich auf uns wartete  

 

 

 Mein Sohn und meine Schwiegertochter vor 2Jahren und gleich noch mal vor 35 Jahren.

 

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.02.2015

Alle Rechte vorbehalten

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