Kennst Du das Land, wo keiner lacht,
wo man aus Weizen Spätzle macht,
wo jeder zweite Fritzle heißt,
wo man noch über Balken scheißt,
wo jede Bank ein Bänkle ist,
und jeder Zug ein Zügle,
wo man den Zwiebelkuchen frisst,
und Moscht sauft aus dem Krügle,
wo "daube Sau", "Leck mich am Arsch",
in keinem Satz darf fehlen,
wo sich die Menschen pausenlos
mit ihrer Arbeit quälen,
wo jeder auf sein Häusle spart,
hat er auch nichts zu kauen,
und wenn er vierzig, fünfzig ist,
dann fängt er an zu bauen.
Doch wenn er endlich fertig ist,
schnappt ihm das Arschloch zu!
O Schwabenland, gelobtes Land,
wie wunderbar bist du
Urheber anonym
Ja, das Wort „Soodele“ ist in Oberschwaben ein beliebtes Wort und heißt in der Regel nichts anderes als „so“. Der sparsame Schwabe kann damit eine Unterhaltung enorm verkürzen. Das heißt aber nicht, dass damit nun alles gesagt ist.
Ein Beispiel: Am Stammtisch sitzt ein Mann, kommt ein zweiter dazu. Der sagt dann „Soodele“. Das kann jetzt: „Schön, dass ich dich hier treffe“, aber auch „Grüß Gott“ heißen. Egal, jeder kann sich das auslegen wie er es braucht. Der erste Mann antwortet nun mit „Etzetle“, was nun wiederum nichts anderes als „jetzt“ bedeutet.
Das macht die Gemütlichkeit in den oberschwäbischen Gasthäusern aus, da wird nicht laut geschwätzt, und die Wirtin hört wenn ein Gast ein Viertele bestellt und „Etzetle Wirtin“ ruft.
Ich habe mich ja immer als „Neigeschmeckte“ bezeichnet, aber das muss wohl falsch sein. Die Leute hier am Ort nehmen es ganz genau mit der schwäbischen Sprache. Da teilte mir ein Herr mit, dass ich eine „Reingeschmeckte“ bin.
Hier seine Nachricht an mich:
Übrigens: den Begriff "Neigschmeckte" gibts bei uns idd. Des hoißt "Reigschmeckter" (s.S.329 Schwäb. Handwörterbuch)
Ich gehe davon aus, dass es sich um das "Oberschwäbische Sprachgesetzbuch" handelt.
Als ich damals nach Oberschwaben zog, sagte eine alte Dame zu mir: „Na dann müssen Sie sich aber warm anziehen. Mit den Leuten werden Sie nie recht warm.“ Sie hatte Recht, ich fühle mich zwar wohl hier, habe aber nie Freunde gefunden. Ich bin also immer Außenseiter geblieben, was mir aber nicht unbedingt etwas ausmacht. Schließlich habe ich eine Familie, die mir wichtig ist.
Da kann ich meine Tochter verstehen, sie zog mit 18 Jahren ins Allgäu und will seither nicht mehr zurück.
Als mein Mann mich das erste Mal zu seinen Eltern mitnahm, da waren auch sämtliche Geschwister von ihm zum Kaffee gekommen. Alle unterhielten sich lebhaft und ich verstand fast gar nichts. Also saß ich ruhig auf meinem Stuhl und beschränkte mich auf das Zusehen. Da verstand ich wie eine der Schwestern fragte: "Schwätzt die nix?" Darauf antwortete meine Schwiegermutter: "Die kann net schwätze, die spricht!" (Schwätzen sagt man zu "schwäbisch reden" und sprechen heißt es wenn man nur hochdeutsch kann.)
Kurz darauf wurde ich chon wieder geschockt. Ich saß also ganz ruhig da und schaute zu wie alle mit Händen und Füßen redeten, da fragte mich plötzlich seine Mutter: "Was studierst?"
Was soll ich dazu sagen? Ich und studieren? Was hatte mein Mann da nur für Lügen verbreitet? Ja am Abend da nahm ich ihn mir zur Brust: "Was redest du denn für einen Unsinn und erzählst Deiner Mutter dass ich studiere? Glaubst Du ich mache da mit und lüge denen vor, dass ich dabei bin Ärztin zu werden, oder Lehrerin?"
"Ach wo", meinte mein Mann, "das hast du falsch verstanden, wenn jemand nachdenkt, dann fragt man: Was studierst auch. Nachdenken oder überlegen nennt man hier studieren."
Im Großen und Ganzen sind die Leute hier schon sehr freundlich. Sie sagen „Grüß Gottle“ und dann kommt noch irgend ein Standartsatz wie zum Beispiel: „Na, auch schon auf die Füß?“ Oder wenn man gerade beim Einkaufen ist, dann fragen sie: „Na, auch schon beim Einkaufe?“ Das gehört zur schwäbischen Höflichkeit, und ich weiß dann auch, was ich gerade mache.
Bei den Jungen hat das schon sehr nachgelassen. Da grüßt man nicht mehr so gern, vor allem man grüßt nur noch wann man will und wen man will.
Da begegnete mir eine junge Mutter zwei mal kurz hintereinander im Flur, bei den Briefkästen. Weil sie es nicht für nötig hielt „Hallo“, oder „Grüß Gott“ zu sagen, rutschte es mir heraus und ich sagte ganz leise vor mich hin: „Die bringst Maul auch nicht auf.“ Hören können die ja gut, musste ich feststellen und schwätzen, und wie schnell, da kannst gar nicht so schnell gucken, wie die reden. Das prasselte also nur so auf mich, als sie keifte: „ I grüß wen i will und wann i will. Wenn i net will dann grüß i net! Sie will i net grüßen drum grüße ich Sie net. Gehen Sie einfach an mir vorbei und lasset Sie mir mei Ruh!“
Jetzt wußte ich Bescheid und hatte wieder viel dazu gelernt. Ich ging in meine Wohnung, denn mehr wollte ich gar nicht hören.
Da frage ich mich, wie kommt es, dass sie beim Rosenkranz in der Kirche gefühlte 100 mal „gegrüßet seist du Maria“ beten, obwohl die ja nicht zu sehen ist. Dagegen grüßt man die Leute die man sehen kann gar nicht.
Wir wohnen in einem Reihenhaus und neben mir wohnt eine alte Dame. Vor unserer Haustür hatten wir immer einen Blumenkübel stehen. Im Frühjahr bepflanzten wir die mit schönen Frühlingsblumen. Später kamen immer Sommerblumen hinein. Es sah bis in den Herbst hinein schön aus, vor unseren Eingängen.
An den ersten schönen Frühlingstagen kamen die Kinder und spielten Fußball vor unseren Haustüren. Dabei schossen sie uns unsere Blumen ab. Ich regte mich nicht auf und dachte: „Es sind ja Kinder.“ Aber meine Nachbarin machte den Fehler, die Kinder zu rügen: „Schaut euch mal an, was ihr da angestellt habt. Die schönen Blumen sind jetzt kaputt.“ Oh je, das hätte sie nicht machen dürfen! Wie aus dem Nichts stand plötzlich eine der Mütter da und beschimpfte meine Nachbarin: „Wenns Ihnen hier nicht passt, dann gehen Sie doch ins Altersheim, oder auf den Friedhof, da ist für Sie noch ein Platz frei!“ Die alte Dame kam zu mir, um sich auszuheulen, da schrie die junge Mutter noch hinterher: „Jetzt können Sie ja ihrer Nachbarin alles erzählen.“ Während ich die alte Dame in meine Wohnung holte, hörten wir wie die junge Frau einer anderen zurief: „Aber der alten Hexe da unten, der hab ich die Meinung gesagt!“
Wir haben dann auch gleich unsere Blumenkübel entfernt, damit die Kinder mehr Platz zum Spielen haben.Die ältere Generation ist eben noch anpassungsfähig.
Natürlich gibt es so etwas in ganz Deutschland. Ich hatte jedoch die Schwaben kennen gelernt, als freundlich und gemütliche Menschen.
Da meinte unlängst ein Mann: „Die Schwaben lernst Du nie kennen und verstehen, da brauchst Du viel Zeit und Geduld.“ Ja Geduld habe ich, aber in meinem Alter hat man nicht mehr so viel Zeit, darum wird es wohl auch nichts mehr mit dem Verstehen. Obwohl ich die Sprache ja nun schon sehr gut verstehe.
Der alte Bauer und das "Viertele halb voll"
In einem kleinen Weiler, unweit unserer Stadt war ein Land-Gasthof. Da trafen sich die wenigen Bauern aus der Umgebung regelmäßig zum Stammtisch.
Nur ein alter Bauer, der seinen Hof schon an seinen Sohn übertragen hatte, der kam immer nach dem Mittagessen. Zu dieser Zeit war nie jemand in der Wirtsstube, und er setzte sich allein an den Stammtisch. Nun war aber eine neue Wirtin da und die kannte die „Mödele“ des alten Herrn noch nicht.
„Was darfs denn sein?“, fragte sie freundlich. Der Bauer antwortet: „A Viertele, aber halber vool!“ „Also ein Achtele?“, fragte die Wirtin. Sie ging an den Schanktisch und schenkte ein Achtele in ein Achtele-Glas ein. „Was soll des?“, fragte der Bauer, „I möcht a Viertele halber vool!“ Die Wirtin ging zurück an den Tresen und goss das Achtele in ein Vierteles Glas. Dann brachte sie es an den Stammtisch. Der alte Herr rückte an seiner Brille, schaute das Glas von allen Seiten an und maulte: „Des isch aber pääp eingschenkt.“ Die Wirtin beteuerte, dass es nicht knapp eingeschenkt sei, sondern genau ein Achtele in einem Viertele-Glas, also ein Viertele halb voll. Sie holte ein kleines Glas leerte den Wein hinein und zeigte auf den Eichstrich. „Noi“, meinte der Bauer, „jetzt holst mir nen frischen Wein im Vietelesglas halber vool!“ Dann klappte es, die Wirtin schenkte frisch ein, nahms nicht so genau, und der Gast war zufrieden. Nach einer halber Stunde wolle er das gleiche noch einmal. Die Wirtin dachte: „Warum nimmt er nicht gleich ein Viertele?“ Nach dem vierten Viertele „halber vool“ zahlte er und ging - um das nun täglich zu wiederholen.
Alfred und die Mauseschwänze
Alfred wohnte in einem kleinen Weiler zwischen zwei Ortschaften. Da er bei einem Unfall ein Bein verloren hatte, konnte er keine Arbeit finden. Er pachtete einen Fischteich, kaufte kleine Forellen und setzte sie dort hinein. Die Idee war nicht gut, denn Forellen gab es hier schon mehr als genug. Da war schon ein Weiher, an dem jedes Jahr das Wasser abgelassen wurde und jede Menge Fisch verkauft wurde, und natürlich der Fischerverein. Also es gab mehr Fische in der Gegend, wie die Leute essen konnten. So wartete Alfred vergebens auf Kunden. Schließlich bot er seine Forellen zu dem Preis an, für den er sie eingekauft hatte.
Am Stammtisch machte er ordentlich Werbung für seine billigen Fische. „Mensch, da haste ja gar nichts verdient“, meinte einer der Kumpel. „Doch“, sagte Alfred, „die Menge bringts.“
Danach schaute er sich nach einem neuen Job um. In der Nachbargemeinde suchte man einen „Gemoindmauser“. Das heißt also auf Deutsch: Man suchte einen Gemeinde-Mäusefänger. Dessen Aufgabe war es, auf den Feldern zwischen den beiden Gemeinden Mäuse zu fangen, damit diese nicht mehr fraßen, wie die Bauern im Herbst einfuhren. Abgerechnet wurde nach der Anzahl der abgelieferten Mauseschwänze.
Diese Arbeit war genau die richtige für Alfred, denn an Mäusen fehlte es wahrlich nicht. Den erlegten Tieren schnitt er die Schwänze ab und legte sie in eine kleine Dose. Die wiederum trug er ständig bei sich und wenn jemand „Etzetle?“ fragte, dann holte er die Dose hervor, um seine Beute stolz zu präsentieren.
Nach einer Woche ging er zum Abrechnen zur Gemeindeverwaltung. Der Ortsvorsteher zählte die Mauseschwänze und zahlte den Lohn bar aus. „Ja und was machst Du jetzt mit den Schwänzen?“, fragte Alfred hinterlistig den Ortsvorsteher. „Die werfe ich gleich in den Bach hinter dem Rathaus“, bekam er zur Antwort.
Alfred hatte es aber jetzt eilig. Am Ortsende stellte er sich an den Bach und wartete bis die Schwänze ankamen, fischte sie aus dem Wasser und ging heim, um sie zu trocknen. So kassierte Alfred mehrmals für die gefangenen Mäuse ab und lobte den gut bezahlten Job.
Eiskaltes Geld
Ein wenig abgelegen lag ein großer Bauernhof. Dort waren fast ständig Feriengäste, denn von hier aus konnte man wunderschöne Wanderungen unternehmen. Die Ferienwohnungen waren besonders bei Eltern aus der Stadt mit kleinen Kindern beliebt. Mir persönlich gefiel der Pfau am besten, der meistens auf dem Kirschenbaum saß. Sein langer blaugrüner Schwanz, hing wie ein Ballkleid bis auf den Boden. Wenn er ein Rad machte, konnte man meinen er sei der König auf diesem Hof.
Schöne bunte Bilder verzierten die Stallgebäude. Ein Kunstmaler machte jedes Jahr Urlaub hier auf dem Hof und immer malte er ein neues Bild an eine weiße Wand.
Wenn die Bäuerin das Haus voll Gäste hatte, musste ich ihr Eier vom Geflügelhof bringen. Das machte ich gern, denn ich mochte den Hof und die Bäuerin. Bevor ich ging holte sie ihren Geldbeutel und zahlte die Eier. Das Geld, was ich von ihr bekam war eiskalt.
Nun ist das im Sommer ganz angenehm, wenn man eiskaltes Geld in die verschwitzten Hände bekommt. Aber es wurde Winter, und ich hatte von Natur aus schon kalte Finger. Als ich nun die Eier abgeliefert hatte, zog ich mir meine Handschuhe an. „Halt“, rief die Bäuerin, „ich habe doch noch nicht gezahlt!“ „Ja“, sagte ich, "deshalb ziehe ich ja die Handschuhe an, was machen Sie nur mit dem Geld, dass es immer so kalt ist, glauben Sie dann ist es länger haltbar?“ Jetzt musste die Frau lachen. „Bei mir ist doch immer alles offen, und jeder fremde Mensch kann in die Räume gehen, da lege ich mein Geld immer tief unten in die Gefriertruhe, da hat noch niemand nach Geld gesucht.“
Das leuchtete mir ein, die Bäuerin war eine kluge Frau.
Gestörte Sonntagsruhe
Früher was es so: Man ging die ganze Woche über zur Arbeit und am Wochenende, ruhte man sich aus, um frisch und erholt am Montag am Arbeitsplatz zu erscheinen. Heute läuft das anders: Man ruht sich die Woche über bei der Arbeit aus, um am Wochenende etwas zu unternehmen. Am Samstag wird das Autole auf Hochglanz poliert, und am Sonntag da fährt man fort. Wenns auch nur ne Spritztour auf der Autobahn ist, bei der man dann an einer Raststätte Kaffee trinkt, um danach wieder umzukehren. Das ist gut für die Autos, die bewegt werden müssen und man sieht etwas von der Gegend.
Aber ich will erzählen, wie es dem "Manne" gegangen ist. Das ist ja schon mindestens 40 Jahre her, und der Manne lebt schon lange nicht mehr, aber ich denke immer wieder daran zurück.
Der Manne hatte mit seiner Frau ein
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Bildmaterialien: Cover: Sweder van Rencin
Lektorat: Sieglinde Hollewecky
Tag der Veröffentlichung: 29.09.2014
ISBN: 978-3-7368-6291-3
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