Wie bitte? Ihr kennt Frau Manstorfer nicht?
Ja ganz ehrlich gesagt, ich hätte sie auch nie kennengelernt, wenn sie nicht wegen Gelenkschmerzen in eine Klinik, in unseren Ort gekommen wäre.
Sofort nach ihrer Anreise suchte sie die Kurverwaltung auf. Der Kurdirektor, war ein Vetter meines Mannes, mit dem ich mich sehr gut verstand. Ich will ja nicht behaupten, dass er bewusst Kurgäste in meinen Laden schickte, aber er verstand es mein Geschäft wohlwollend zu empfehlen.
Die Dame legte gleich ihre Pläne offen, denn wer lange herum sucht, der verliert nur Zeit.
„Ich suche ein Bastelgeschäft, in dem ich Material und Anleitung bekomme. Ferner brauche ich dringend ein Fahrrad für die Zeit meines Kuraufenthaltes.“
Horst, der Kurdirktor fand, unter vielen anderen, eine Visitenkarte von meinem Geschäft. "Gehen Sie dort hin, die Ladenbesitzerin ist meine Kusine, ich glaube, dort sind Sie genau richtig."
So schnell wie sie in meinem Laden auftauchte, konnte Horst mich gar nicht anrufen. Sie betrat meinen Laden mit einem herzlichem Lächeln im Gesicht. Es war als ob sie den Sonnenschein in meine Räume brachte. In dem Augenblick läutete das Telefon.
„Gehen Sie ruhig ans Telefon“, sagte sie lächelnd, „ich schaue mich in der Zeit um.“
Während Horst mich gerade auf diese Dame vorbereiten wollte, machte sie sich über meine handgemalten Seidentücher her. Die schienen ihr ja ganz besonders zu gefallen, ein weiterer Grund sie zu mögen!
Horst flehte mich an, diese Dame bestens zu bedienen, und ihr bitteschön mein Fahrrad auszuleihen. Das war ein Punkt, der mich nicht begeisterte. Mein Fahrrad einer fremden Frau, die es mit in die Klinik nehmen würde? Wer weiß ob ich es jemals zurück bekäme?
"Mensch Anne, mach keinen Ärger!", donnerte er mir ins Ohr, "die Frau ist die Redakteurin einer großen Süddeutschen Tageszeitung! Unserem Kurwesen geht es nicht so gut, schlechte Presse können wir nicht gebrauchen!“ „Ach ja,“ gab ich nach, „aber darüber sprechen wir noch mal.“
Ich wollte ihr mein Fahrrad ausleihen, aber wenn ich es nicht zurück bekäme, dann sollte er den Schaden bezahlen.
Inzwischen kam mein Mann die Treppe herunter, er hatte gerade Nachtschicht und wie es schien schon ausgeschlafen. Er ging an uns vorbei in die Küche, um dort ausgiebig zu frühstücken und die Zeitung zu lesen. Während ich ihm schnell eine Tasse Kaffee eingoss, raunte ich ihm zu, bitte nach meinem Fahrrad zu schauen, die Dame im Laden möchte es ausleihen. Im Gegensatz zu mir, befand mein Mann das, als die normalste Sache der Welt. Selbstverständlich wollte er es putzen und gründlich nachsehen.
Meine Kundin hatte inzwischen den Arm voller Seidentücher und -schals. Sie hatte den Bastelraum entdeckt, in dem ein großer Tisch stand. Darauf steuerte sie zu. „Ich kann mich gar nicht entscheiden, die Tücher sind ja alle so schön.“
Wir breiteten die Tücher auf dem Tisch aus. Ihre Favoriten waren Tücher mit ganzen Landschaften. Ein Leopard im Dschungel, Kamele in der Wüste, und noch einiges hatte sie sich ausgesucht.
„Wissen Sie was?“, sagte sie bestimmt, „ich nehme alle!" Was ich bei den Worten in meiner Magengegend fühlte, war wie ein Zuckerschock. So etwas hatte ich noch nie erlebt! Wir legten die Tücher zusammen, und steckten sie in eine Tüte. Ich nannte ihr den Preis, bei dem ich, in ihrer Stelle in Ohnmacht gefallen wäre. „Schön“, sagte sie und legte das Geld auf den Tisch.
Sie wartete bis ich ihr eine detaillierte und quittierte Rechnung ausgestellt hatte und erzählte nebenher, dass sie die Tücher als Bilder rahmen wollte, und diese dann für eine Preisverleihung brauchte. Nun hatte sie es aber sehr eilig, denn sie musste zum Essen in die Klinik.
Mein Mann hatte das Rad gerichtet und bot es ihr an. „Das ist ja ganz super!“, jubelte sie, „dann komme ich später noch einmal, haben Sie um zwei Uhr wieder auf?“ Sie schwang sich auf mein Fahrrad, (dunkelgrün und ohne Gangschaltung) und fuhr damit die Straße hinauf, wie ein junges Mädchen.
Nach der Mittagspause erschien sie wieder. Dieses Mal schaute sie mein Angebot an Bastelmaterial durch. Am meisten interessierten sie die Puppen, die man aus Trikot herstellte. Für die Köpfe wurden Kunststoffmasken beklebt und die Körperteile aus Trikot genäht. Dann wurde alles mit Füllwatte ausgestopft, das Gesicht bemalt und eine Perücke aufgeklebt.
Das Material hatte ich, aber kein Mensch machte sich solche Arbeit. Bei mir war das ein richtiger Ladenhüter. „Genau das habe ich gesucht!“ sagte sie hocherfreut, „können Sie mir zeigen wie das geht?“ Wie es ging wusste ich natürlich, ich hatte auch schon ein paar solcher Puppen gemacht, mit viel Arbeitsaufwand, und prächtigen Kleidern. Bisher hatte sich dafür noch niemand interessiert. Nun holte ich die Puppen, aus der hintersten Ecke meiner Ausstellung. Es waren drei, ein Junge, ein Mädchen und eine Eisprinzessin. Alles handgemacht sogar die Kleidung und die Haare. „Mein Gott, sind die schön!“ bewunderte sie meine Arbeit, und ich hatte Zweifel daran, dass sie es ernst meinte. Bisher hatte außer meinem Mann, niemandem die Puppen gefallen.
Frau Manstorfer, so hieß meine Kundin verstand es geschickt, ihre Anwendungstermine in die frühen Morgenstunden zu legen. Somit konnte sie fast den ganzen Tag in meinem Bastelraum verbringen. Sie arbeitete wie besessen, und machte eine Puppe nach der anderen.
Ich war mit ihr vollzeitbeschäftigt. Für ihre Puppen nähte ich die Körperteile aus Trikot, die Perücken und ich bezog die Plastikmasken für die Köpfe. Danach nähte ich die Kleider ich war total im Stress. Deshalb war ich froh, als sie dann anfing die Masken selbst zu beziehen, die sie dann auch liebevoll selbst bemalte.
Nach dem ersten Dutzend Puppen, entdeckte sie die fertigen Perücken die ihr sehr gut gefielen. Da hatte ich vor einiger Zeit eine falsche Größe bestellt, und schon Angst diese nie verkaufen zu können. Die waren ja preiswert und kleideten die Puppen gut, nun brauchte ich keine mehr zu nähen. So saßen wir stundenlang beisammen und Frau Manstorfer wusste viel zu erzählen.
Als mein Mann wieder einmal durch den Laden kam, um in die Küche zu gelangen, rief Frau Manstorfer: „Wenn sie einen Moment Zeit haben, dann kommen Sie doch mal, bitte.“ Er kam und setzte sich zu uns und wartete gespannt, was die Kundin zu berichten wusste.
„Machen Sie doch einen Fahrradverleih auf, das fehlt hier dringend.“ Mein Mann hatte Bedenken: „Es gibt doch schon einen hier am Ort!“ „Ja, schon“, kam es von ihr, „Aber die sind immer unterwegs, und der Betreiber ist immer schlecht gelaunt.“ Na schlechte Laune hat mein Mann auch ständig, aber warum eigentlich nicht? Im Keller hatten wir noch ein paar Fahrräder, die wir gar nicht benutzten, unter anderem auch ein wunderschönes Mädchenrad von Hannah. Ja, die Räder wollte mein Mann dann auch gleich putzen und herrichten. Frau Manstorfer wies auf Zeitungsanzeigen hin, wo man billig an gute Fahrräder kommen könnte.
Das war eine gute Geschäftsidee, und unser Fahrradverleih wurde zum größten am Ort. Schon im Herbst hatten wir ungefähr 50 Mietfahrräder darunter waren auch viele neue, die wir anschaffen konnten.
Aber nun wieder zurück zu Frau Manstorfer. Sie blieb noch einige Wochen, und als sie ihre Puppenkollektion fertig hatte, fand sie Zeit, mich an der Vielfalt ihres Wissens teilzuhaben. So telefonierte sie abends mit ihrem Gatten, und bestellte ein paar Utensilien aus ihrem Bastelkeller.
Am nächsten Tag kam das Päckchen. Sie war überrascht, dass ihr Mann alles gefunden hatte. Nun zeigte sie mir, wie man mit ganz einfachem Gießmaterial auch porzellan- ähnliche Puppenköpfe machen konnte, ohne Brennofen oder anderen Hilfsmitteln. Dazu passende Händchen und Füßchen. Dann packte sie Krippenfiguren aus, und die dazu gehörigen Gießformen aus Lattex.
Figuren hatte ich noch nie gemacht, das war mir neu. Aber nicht genug, danach zeigte sie mir, wie man die Gießformen aus Lattex machte. „Verhüterli“ nannte sie schelmisch, die Gummi- ähnlichen Formen.
Wir hatten viel Spaß bei der Arbeit, und nebenher erzählte sie viele lustige Geschichten. Einmal jammerte sie über Gelenkschmerzen. Niemals hatte ich einen Menschen so lustg jammern gehört.
Dann berichtete sie von einem kleinen Büchlein, welches sie Jahr für Jahr herausbrachte. Gleich wenn sie heim käme, müsste sie es fertig bringen. Ihre größte Sorge war, es fehlten einfach noch Beiträge, irgend etwas, eine Geschichte vielleicht. „Wissen Sie nichts?“, fragte sie mich plötzlich.
Ich erzählte ihr von der einen Kurgastfrau, und dem vertauschten Auto. Das fand sie nicht schlecht, dann erzählte ich das uralte Märchen von Mettwürstchen und Mäuschen. Sie war begeistert!
„Ja“, genau das ist es, „schreiben Sie es auf und schicken Sie es an diese Adresse.“ Sie legte mir ein Kärtchen auf den Tisch und sagte dazu: „Drucken Sie es am Computer aus, nicht zu klein gedruckt, die Fehler werde ich verbessern, also keine Umstände, nur den Text. Wenn möglich schicken sie das ganze gestern noch ab. Ich schenke Ihnen dann auch ein paar Gratisbändchen.“
Dann legte sie den Fahrradschlüssel auf das Visitenkärtchen, und wollte die Miete dafür bezahlen. "Nein", sagte ich bestimmt, "Für das Fahrrad möchte ich nichts." Sie ließ trotzdem 20 Mark liegen und eilte den Berg hinauf zur Rheumaklinik.
Ich ging vor die Haustür und schaute ihr nach, warum? Ich weiß es nicht.
Viele Kunden kamen in meinen Laden, aber Wenige sind mir in Erinnerung geblieben. Auf der Erinnerungsliste steht die ständig fröhliche Frau Manstorfer ganz oben.
Ja so saß ich, als sie abgefahren war, an meinem alten Computer und schrieb das Märchen auf. Danach schickte ich es an ihre Adresse bei der Zeitung. Sie rief mich an, bedankte sich, denn ich hatte ihr damit eine große Freude gemacht.
Es dauerte keine vier Wochen, da kam ein Päckchen von Der Zeitung mit einigen Gratisheftchen: „Worte können Brücken bauen“ Heft XIV Ausgabe 1994. Ein Brief der Frau Manstorfer, mit der Bitte, ihr noch 10 genähte Puppenkörper zu schicken. Sie bedankte sich noch einmal für die schöne Zeit bei mir, und wollte unbedingt mit mir in Verbindung bleiben.
An meinem Text hatte sie alle Fehler korrigiert, und der Geschichte eine passendes Bildchen zeichnen lassen. Allerdings passte es mir nicht, dass sie den Wohnort der beiden Hauptdarsteller in meinem Märchen, in den Bayrischen Wald verlegt hatte. Das Märchen war typisch westfälisch, und es gehörte in den Teutoburger Wald!
Mit der Zeit legte sich mein Unmut darüber. Es verging fast ein Jahr, in dem wir regen Kontakt hatten. Ich weiß es nicht, aber ich glaube sie hat in der Zeit noch an die hundert Puppen gemacht, für die ich die Körper nähte.
Plötzlich rief sie an: „Ich brauche wieder eine so schöne Geschichte, für die neue Ausgabe, bitte!“
War es nun Zufall? Frau Manstorfer hatte mich durch ihre Begeisterung so motiviert, dass ich Freude daran gefunden hatte. Wir fanden beim Spaziergang mit unserem Hund, einen blauen Luftballon mit einer Absenderkarte. Daraus hatte ich ein Märchen gemacht. Dazu hatten Ronja und Helena wunderschöne Bilder gemalt.
„Ja“, sagte ich, „ich habe etwas, was Ihnen vielleicht gefallen könnte.“ „Ja, dann schicken Sie es bitte sofort, ich bin schon wieder spät dran mit dem Büchlein!“ Die gute Frau schien sichtlich erleichtert, und ich schickte am nächsten Tag das Manuskript und die Zeichnungen ab. Die Zeichnungen hatten die Mädchen mit einem Spezialkopierer, in Photoqualität verwandelt und waren mächtig stolz darauf. Die Enttäuschung kam einen Tag später: „Die Geschichte ist wirklich köstlich, aber farbige Bilder kann ich gar nicht brauchen, ich möchte sie in schwarz weiß, geht das heute noch?“
Von den original Zeichnungen, machte ich mit meinem Kopierer schwarz-weiß Kopien und brachte sie noch am gleichen Tag zur Post. Vier Wochen später hatte ich die Gratis-Büchlein vor mir liegen.
Eine neue Ausgabe, und mitten drin: „Die unglaublichen Abenteuer eines blauen Luftballon“ Ein wenig hatte sie kürzen müssen.
Ich war so glücklich über mein tolles Werk, dass ich sie anrief und fragte, ob sie da nicht ein Kinderbuch von machen könnte. Sie nannte mir einen Betrag, dafür hätte sie es mir gern gemacht, aber bunte Bilder konnte sie für den Preis nicht drucken lassen. Ich wollte es mir überlegen.
Wie so oft im Leben, ich überlegte zu lange. Als ich wieder anrief, um das Büchlein zu bestellen, war Frau Manstorfer in den Ruhestand gegangen. Ihren Nachfolger wollte ich nicht fragen.
Was mir blieb waren die Erinnerungen an sie und die Büchlein, die immer weniger wurden weil jedes meiner Kinder eines mitnahm. Das letzte liegt hier vor mir und ist vom vielen Lesen schon ganz auseinander gefallen.
Ein paar Köstlichkeiten aus dem Büchlein werde ich Euch im nächsten Kapitel servieren.
Die Schaltlösung
Bal i af d´Nacht mit meinem Mo vorm Fernseher hock, na fangt allerweil´s gleiche G´spui o. Der Mei, des is net bloß a begeisterter Dauer-Schauer, der is a a begeisterter "Schalta". Ja, i mecht sagn - der is fast so epps wiara "Schalt-Genie".
Der schalt so schnell vo oam Senda zum andern hi, dass i wirkli manchmal moan, der Derrick spuit in da Lindenstraß, und die Mutter Beimer in da Traumhochzeit.
Wiari letztens amal gemoant hab, dass da Hans Moser beim "Alten" mitspuit, hab i ma denkt, dass etz amal i mit da "Gleichberechtigung" bei uns dahoam vorm Fernseher ofanga kann!
Da hab i aba gspannt, dass mei liaba Mo a no schalt, bal a scho schlaft. Des geht bei eahm ganz automatisch. Ganz gleich ob´s a Krimi oda a Fussballspui is, mei liaba Mo druckt ganz automatisch afs Knöpferl.
Wiari unbedingt "Wetten dass..." hab seng wolln, na is a in seim Sessel drin eigeschlafn und hat sei Schaltautomatik fest in da Händ drin ghabt. Ungefähr nach jedem 50. Schnauferer, aba hatta´s Knöpferl druckt und scho is a anders Programm da gwen. I habs vasuacht und hab eahm sei Spuizeich aus da Hand nehma wolln, aba na is a glei wach worn und hat se dagegen gwehrt.
Na hab i ma gsagt "Kathi des muast schlauer ofanga- diplomatisch und vo da Psychologie her", und na bin i herganga und hab an Taschenrechner gnumma und hab´n eahm vorsichtig und ganz stad in sei Hand neidruckt und dafir an Programmschalter außazogn. Des hat guad highaut und mei liaba Mo hat a glei´s Schalten ogfangt.
Mal hat er a Knöpferl druckt und amal´s ander und ganz zufrieden gruaßelt hat er dabei. I aba hab endli wieda amol ohne Unterbrechung "Wetten dass ..." oschagn kenna.
Kathi Hintermoser ( Sigrid Manstorfer)
Und hier, die Schaltlösung noch einmal auf Hochdeutsch, meine Übersetzung, nach guten Wissen und Gewissen:
Wenn ich am Abend mit meinem Mann vorm Fernseher sitze, na dann geht immer die gleiche Spielerei los. Der Meine, der ist nicht nur ein begeisterter Dauer-Schauer, der ist auch ein begeisterter „Umschalter“. Ja ich möchte sagen - der ist fast so etwas wie ein „Umschalt-Genie“. Der schaltet so schnell von einem Sender zum anderen hin, dass ich wirklich manchmal glaube der Derrick spielt in der Lindenstraße und die Mutter Beimer in der Traumhochzeit.
Als ich letztens einmal geglaubt habe, dass der Hans Moser beim „Alten“ mitspielt, habe ich mir gedacht, dass ich jetzt mal mit der „Gleichberechtigung“ bei uns daheim vor dem Fernseher anfangen kann.
Da habe ich aber begriffen, dass mein lieber Mann auch noch schaltet, wenn er schon schläft. Das geht bei ihm ganz automatisch. Ganz gleich ob es ein Krimi oder ein Fußballspiel ist, mein lieber Mann drückt ganz automatisch aufs Knöpfchen.
Weil ich unbedingt „Wetten dass....“ habe sehen wollen, na, da ist er in seinem Sessel drin eingeschlafen und hat seine Schaltautomatik ganz fest in der Hand drin gehabt. Ungefähr nach jedem 50. Atemzug, aber hat er das Knöpfchen gedrückt und schon ist ein anderes Programm da gewesen. Ich habe versucht und habe ihm sein Spielzeug aus der Hand nehmen wollen, aber da ist er gleich wach geworden und hat sich dagegen gewehrt.
Na habe ich mir gesagt: „Kathi, das musst du schlauer anfangen – diplomatisch und von der Psychologie her“, und dann bin ich hergegangen und habe einen Taschenrechner genommen und habe ihm den ganz vorsichtig und leise in die Hand hinein gedrückt und dafür den Programmschalter heraus gezogen.
Das hat recht gut geklappt und mein lieber Mann hat gleich mit dem Schalten angefangen. Einmal hat er dieses Knöpfchen gedrückt und einmal ein anderes, und hat dabei ganz zufrieden gegrummelt. Ich aber habe endlich einmal ohne Unterbrechung „Wetten dass..“ anschauen können.
Wenn schon, denn schon
Bald gibts Zigaretten
das Stück für fünf Mark
die versetzen den Lippen
ein´ elektrischen Schlag,
sowie Zigarrn, mit Schwarzpulver geladen
und Pfeifenköpf mit der Melodie
"Ich hatt einen Kameraden"
Rauchen gefährdet ihre Gesundheit
steht auf jedem Zigarettenpackerl.
Aber beim fetten Schweinsbraten!
Wo is da das warnende Papperl!
mit der Aufschrift drauf:
"Achtung!" Sie nehmen einen frühen Tod in Kauf.
Fett verdickt das Blut
zügeln Sie ihren Übermut!
Wo steht auf dem zweiten Stück Torte frei und frank
"Der nächste Bissen macht sie Krank!"
Auf Schnapsflaschen? Du kannst sie drehn und wenden
nirgens steht "Sie werden als Säufer enden."
Sag gar nicht jetzt: "Das geht zu weit."
Wo bleibt denn die Gerechtigkeit?
Fast stündlich lauern Gefahren
Gesetze müssen her,
die den dummen Bürger davor bewahren.
Auf dem Brief vom Finanzamt
oder dem Bußgeldbescheid
müsste auch stehen: "Sind sie bereit?"
Wir wünschen letztmalig einen guten Tag,
denn, wenn Sie ihn öffnen, dann trifft Sie der Schlag.
Walburga Mühlbauer
Hier ist mit zwei Worten alles gesagt:
Wie war Eure Beziehung bisher?
wurde das junge Paar gefragt:
"Wenig herzlich"
"Was habt Ihr, um sie zu verbessern getan?"
"Herzlich wenig."
Otto Molz
und gleich noch eines vom gleichen Autor:
Beziehungskisten können so eng sein,
dass unter ihren Stricken
die, die darin sitzen,
erbarmungslos ersticken.
Noch einmal Otto Molz:
Das Hilfsangebot
"Du kannst mich immer anrufen,
wenn Du mich brauchst",
hat ein Freund gesagt.
Als mir´s schlecht ging,
hab ichs gewagt.
Weißt Du was geschah?
Es war nur der Anrufbeantworter da,
und der befand:
sprechen Sie ihr Anliegen auf Band."
Das hab ich gelassen
unterlassen
und nach vielen Stunden
wieder den Kontakt
zu mir selbst gefunden.
Ja das war ein kleiner Einblick in das kleine Büchlein, in dem unter "Autoren" zum allerersten Mal mein Name zu finden war. Ich kann nicht leugnen, ich war damals mächtig stolz.
Texte: Auszüge aus dem Büchlein "Worte können Brücken bauen" Heft XIV von 1994".
Tag der Veröffentlichung: 27.01.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Zum Andenken an Sigrid Manstorfer, die mich zum Schreiben animierte und meine ersten Geschichten in ihrem Jahrbuch veröffentlichte. Ihre einfache liebenswerte Art, wird mir stets in Erinnerung bleiben.