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Ein trostloser Tag, so scheint es.
Es ist Herbst.
Die Blätter fallen.
Der Tod schreit.
Nagt an den Blättern, nagt an mir.
Die Bäume werden kahler.
Verlieren ihre Farbe.
Alles ist Schwarz.
Alles ist Braun.
Wo ist die Hoffnung?
Wo ist das Leben?
Trostlos!
Das Wort scheint sich in meinen Kopf einzubrennen.
Trostlos!
Nein ich will das nicht.
Ich will getröstet werden.
Ich will an die Hoffnung glauben.
Aber alles ist Schwarz.
Alles ist Braun.
Ich stehe an einen Ort der scheinbaren Trostlosigkeit!

Ich hebe meinen Blick auf zum Himmel.
Tiefes Blau! Ich bemerke das Farbenspiel: Rot, Gelb, Grün.
Die Blätter die fallen sind Rot, Gelb, Grün.
Bunt! Ich muss lächeln. Sie sind bunt.
Der Gedanke an den Tod rückt in den Hintergrund. Das Leben läuft vor meinen Augen ab.
Es ist Bunt. Ihr Leben war Bunt. Sie war Bunt.
Und daran muss ich gerade denken?
An einem Ort der Trostlosigkeit.

Die Erinnerungen an sie sind Bunt, so wie die Blätter die fallen.
Ein rotes Blatt segelt an mir vorbei.
Rot! Ein Blatt getränkt von der Liebe.
Rot! Eine junge Frau getränkt von der Liebe!
So liebevoll, freundlich, friedlich und sanftmütig.
Ein Mensch voller Liebe, voller Leidenschaft.
Das Rote Blatt fällt auf den Boden, neben die vielen Braunen Blätter. Wird es bald auch eins von ihnen werden?
Hier an dem Ort der Trostlosigkeit?!

Gelb! Dort ganz dicht neben, der alten Kapelle steht ein prächtiger Baum, voller Gelben Blätter.
Gelb, wie von der Sonne geküsst.
Von einer Sonne aus den Kindertage, eine Sonne mit einem riesigen Lächeln.
Ein Lachen! Ihr Lachen, es ist Gelb!
Voller Lebensfreude!
Wird auch dieser Baum einmal kahl werden?
Wird auch ihr Lachen in meinem Kopf einmal erlöschen?
Wird noch etwas von ihrer Lebensfreude übrig bleiben?
Wird das Gelbe Blatt Braun?
Hier an dem Ort der Trostlosigkeit?

Und dort: Oh wie wunderbar!
Neben den Gelben Blättern, sind noch einige Grüne Blätter zu sehn.
Sie sind noch nicht bereit aufzugeben.
Noch nicht bereit dem Winter eine Chance zu geben.
Grün! Wie Hoffnung.
Wie meine Hoffnung.
Wie ihre Hoffnung.
Grün! Wie unser Glaube.
An den Ort der Trostlosigkeit?
An den Ort der scheinbaren Trostlosigkeit!

Und die Bunten Blätter fallen.

Und ich stehe vor dem großen Loch und sehe die Bunten Blätter fallen.
Sehe die Bunten Blätter fallen. Auf das kalte Holz fallen, neben die Bunten Rosenblätter und neben die vielen Blumen, neben die Erde und die Asche.
In das Grab, das nun ihres sein soll.

Meine Seele schreit nicht mehr laut zu Gott. Klagt ihn nicht mehr an.
Denn ich habe Frieden gefunden. Denn die Blätter sind Bunt.
Es ist Herbst.
Einige sind noch Grün. Einige Blätter.
Einige glauben und hoffen noch.
Ich will Grün sein!
Denn ich glaube und hoffe noch.
Ja ich weiß, auch wenn bald alles Braun und kahl sein wird, die Bäume leer und das Grab zugeschüttet, so wird es doch bald wieder Bunt sein.
Es gibt einen Frühling!

Bald! Aber bis dahin will auch ich, so wie der Herbst, Rot, Gelb, Grün werden.
Bald! Aber bis dahin will auch ich, so wie sie, Rot, Gelb, Grün werden.
Bald! Aber bis dahin muss ich durch den Winter gehen.
Bald! Ich schaue zum Himmel auf, er ist tief Blau.
Bald!, denke ich und weiß, dass auch im Winter der Himmel Blau sein wird.
Bald! Denn bald kommt der Frühling.
Bald! wird es bunter. Noch bunter als der Herbst es zuvor war.
Bald! Denn der Frühling bringt noch mehr Farbe. Noch mehr Freude. Noch mehr Liebe.

Bald!, sage ich und lasse die Rosen fallen. Sie sind Rot und Gelb. Rot und Gelb die Blüten, doch Grün die Stachel!
Bald!, sage ich und sehe zum Himmel hinauf. Er ist tief Blau!

Trotz meiner dicken Tränen muss ich lächeln, denn Bald!

Bald!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.11.2012

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