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Es war ein ganz normaler morgen. Ich Frühstückte und packte meine Sachen für die Schule. Mein kleiner Bruder war noch nicht wach, er musste heute erst später in die Schule. Ich beneidete ihn darum, bei den Grundschülern kam es öfters vor das die ersten Stunden ausfielen. Ich schnappte mir mein Essen und trat in den Flur hinaus. In dem Moment öffnete sich Phils Zimmertür. Mein kleiner Bruder kam mit müden Augen auf mich zugelaufen. „Hey Phil, wieso bist du schon wach?“ fragte ich. Ich stellte meine Tasche auf den Boden und bückte mich um Phil auf den Arm zu nehmen. „Ich hab schlecht geträumt“, flüsterte er. „Da war ein Junge, mit Flügeln. Er war in einem Raum gefangen, der brannte!“ Seine kleinen Augen schauten mich traurig an. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn und setzte ihn wieder auf dem Boden ab. „Leg dich doch noch ein bisschen zu Papa ins Bett. Du musst erst um neun in die Schule.“ Phil nickte, umarmte mich und lief dann ins Schlafzimmer unserer Eltern. Ich liebte Phil über alles und er mich auch. Wir hatten nie diese Geschwisterstreite. Tatsächlich konnte ich mich an keinen einzigen erinnern. Wir waren ein Herz und eine Seele. Ich verscheuchte Phils Alptraum aus meinem Kopf und machte mich auf den Weg zur Schule.
Am Eingang wartete schon mein bester Freund Fabi auf mich. Wir kannten uns seit der Grundschule und waren seitdem unzertrennlich. „Hey Clair!“ Er kam auf mich zu und umarmte mich. „Rate mal wer eine Standpauke von Frau Hurley bekommen hat!“ Ich schaute ihn Fragend an. „Keine Ahnung die Thompson-Zwillinge ?“ Frau Hurley war die Direktorin der St. Maria High School und die Thompson-Zwillinge waren die allgemeinen Unruhestifter auf dem Schulgelände. „Nein, es war Miranda Egmont!“ Ich schaute ihn verwundert an. Miranda Egmont war die heißeste, unwiderstehlichste, unschuldigste und freundlichste Person der ganzen St. Maria High Scholl. „Sie wurde beim Rauchen auf der Toilette erwischt, blöd gelaufen!“
Wir gingen zusammen in unser Klassenzimmer. Wir setzten uns zu unseren Klassenkameraden und bequatschten die Erlebnisse des Wochenendes. Ich merkte wie Fabi immer mehr zu mir auf rutschte. Mit schwebte schon lange vor Augen das er mich mochte. Nicht so wie man Freunde mochte, sondern mehr eben. Leider empfand ich nichts für Fabi, auch wenn ich es mir so sehr wünschte. Clara, das Mädchen das hinter mir saß, tippte mir auf die Schulter, leider war meisten sie es die mir meine Vermutungen mit Fabi immer wieder bestätigte. Ich mochte Clara, sie hatte seidenweiches blondes Haar das ihr bis zu den Hüften reichte, die Freundlichen blauen Augen blickten mich aufmerksam an. Es war dieser Schau-doch-wie-er-auf-dich-steht Blick. Ich zuckte mit den Schultern und drehe mich um. wir hatten jetzt Religion bei Herrn Meyer. Er wollte gerade mit dem neuen Thema, "Gibt es Gott?" anfangen, als es an der Tür klopfte und Frau Hurley eintrat. "Ich wollte euch darauf aufmerksam machen dass ihr ab heute ein neues Gesicht unter euch habt. Das ist Adrian Blazon." Hinter ihr kam wohl der schönste Junge herein den ich in meinen ganzen Leben gesehen hatte. Er schien zu leuchten, das konnte aber auch am Flurlicht liegen. Seine Rabenschwarzen Haare vielen ihm ins Gesicht. Dieses Gesicht war so vollkommen, hohe Wangenknochen, volle Lippen und diese Augen. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Augen gesehen. Sie waren Jadegrün. Seine Augen waren der einzige Kontrast zu seinem sonst schwarzen Outfit.
Er nickte uns kurz zu und dann blieb sein Blick an mir hängen. Ich kam mir richtig schäbig vor in meinem Nachtblauen Pulli, zum Glück hatte ich den mit dem V-Ausschnitt angezogen. Der hob meine Kurven etwas hervor. Meine braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und mit seinen Augen konnte ich nicht mithalten. Meine waren braun, ganz normal eben. Aber als er mich anschaute, regte sich etwas in seinem Gesicht. Es schien weicher zu werden, im Gegensatz zu der Angespannten Maske von gerade eben. Und in dem Moment wehte mir eine Leichte Briese um die Nase. Es stand kein Fenster offen und die Tür zum Flur hatte Frau Hurley hinter sich geschlossen als sie gegangen war. Es war ein warmer Luftzug und er roch nach der Sonne. Moment, konnte man die Sonne riechen, woher wusste ich das überhaupt? Ich bekam nur am Rand mit das Herr Meyer Adrian einen Platz rechts hinter mir zuteilte. Neben Steve. Er ließ mich keinen Moment aus den Augen als er zu seinem Platz ging. Meyer laberte etwas von wir sollten ihm in den ersten Wochen helfen und so weiter...
Ich drehte mich noch einmal zu ihm um. Er schaute mich immer noch an. Ich spürte wie sich mein Herz erwärmte und schneller schlug. Schnell drehte ich mich wieder um. Die restlichen zwei Stunden schaute ich nicht mehr zurück, war mir aber den Jade-Augen in meinem Rücken wohl bewusst. Als es zur Pause läutete schnappte ich mir Clara und ging mit ihr im Schlepptau auf den Schulhof. Noch bevor wir überhaupt draußen waren fing Clara schon an. "Hast du sein Gesicht gesehen, wie ein junger Gott, und erst seine Augen, ich könnte zerschmelzen!"Wir standen auf unserem Stammplatz unter der alten Eiche. Fabi kam auch angeschlendert, die Hände in der Jackentasche. Hinter ihm Kam Steve...mit Adrian. Schon wieder wurde mir so warm ums Herz. Ich sah seine Augen, die auf mich gerichtet waren. Ich hörte Clara wie sie neben mir aufgeregt Kicherte. Und ich sah Fabi der mich musterte. Wir alle standen in einem Kreis da. Schüchtern schaute ich immer wieder zu Adrian. Er lächelte mich an, ein schiefes lächeln und sofort flatterte mein Herz in der Brust. Zum ersten Mal war ich dankbar dass die Pause vorbei war. Den Rest des Tages versuchte ich Adrian so gut es ging zu ignorieren. Als der Unterricht zu Ende war begleitete mich Fabi noch bis vor die Schule, dann gab er mir einen Kuss auf die Wange und eilte in meine entgegengesetzte Richtung fort. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich musste es Fabi irgendwann sagen, nur nicht jetzt. Ich stand immer noch auf der Stelle wo er mich stehen gelassen hatte, dann drehte ich mich um und ging. Ich sah nicht wie mich Adrian beobachtet hatte, ich sah nicht wie der Schmerz in seinen Augen stand und ich sah nicht die Feder die vom Himmel herunter segelte.
Als ich Zuhause ankam, war ich mit den Nerven total am Ende. Dieser Adrian hatte nicht mal sechs Stunden gebraut um mir den Kopf zu verdrehen. Was war so besonders an ihm? Gut er sah verdammt sexy aus, aber sonst war er doch völlig normal! Aber diese Augen...Ich schüttelte den Kopf und ging in die Küche. Meine Eltern arbeiteten Ganztags, daher musste ich immer für Phil und mich kochen. Ich inspizierte den Kühlschrank und fand schließlich das Putenfleisch und den Salat. Kaum hatte ich die Sachen auf der Arbeitsplatte stehen kam Phil schon angerannt. "Hi Clair, was gibst zu essen?" Ich sah seine leuchtenden Augen, ein eindeutiges Zeichen das er am verhungern war. "Ich mach Putenstreifen mit Salat", erklärte ich ihm. Er ließ ein entzückendes Quieken von sich und half mir den Salat zu putzen. Phil war Komplet anders als die anderen Jungen in seinem Alter. Nicht nur das er für sein Leben gerne Gemüse aß, er liebte es auch zu kochen. Später, so hat er mir es erzählt, will er mal ein Sternekoch werden und eine TV-Sendung machen, so wie Tim Mälzer. Ich musste bei der Vorstellung lachen wie Phil den Kochlöffel schwang und der Kamera erklärte wie man Gurken am besten schnitt."Warum lachst du?"Ich schüttelte nur den Kopf."Wegen nichts, es ist alles ok."Ich verkniff mir mein lachen und schnitt weiter die Putenstreifen.
Nachdem wir gegessen hatten half Phil mir beim abwasch, dann scheuchte ich ihn in sein Zimmer damit er seine Hausaufgaben machte. Ich ging ebenfalls in mein Zimmer und holte meine Biologie Sachen raus. Wir schrieben morgen einen Test, aber zum Glück war ich in Bio unschlagbar. Ich hatte ein schönes Zimmer. Ich hatte es in Blau gehalten, meiner Lieblingsfarbe. Und das meiste waren IKEA Möbel in weiß. Eine Wand war Türkis und Orchideen standen auf dem Fenstersims. Auf mein Himmelbett war ich besonders stolz, ich hatte kleine Lichterketten um das Kopf-und Fußende gewickelt. Unser Haus stand in einer schönen Straße mit Gärten und vielen Bäumen. Mein Zimmer war zusammen mit Phils im zweiten Stock. Ich konnte genau auf die Straße sehen.
Ich seufzte einmal tief und verscheuchte die aufkommenden Gedanken an Adrian. Ich widmete mich einfach Bio.
Nach dem gemeinsamen Abendessen, machte ich mich Bettfertig. Ich zog meinen dunkelblauen Schlafanzug an und knipste die kleinen Lichterketten an meinem Bett an und entzündete auf meinem Sideboard eine Kerze. Dann ging ich zum Fenster und wollte den Rollladen runter lassen als ich ihn sah.
Adrian.
Er lehnte gegenüber an einer Mauer die mit Efeu bewachsen war. Stände dort nicht eine Laterne hätte ich ihn nicht erkannt. Seine Augen leuchteten in dem künstlichen Licht. Er schaute mich direkt an. Dann hob er die Hand und winkte mir. Ich war außer Stande mich zu bewegen. Später wusste ich nicht wie ich es geschafft hatte, die Hand ebenfalls zu bewegen. Ich winkte sachte zurück. Er war so schön dass es mir den Atem verschlug. Doch Plötzlich winkelten sich seine Finger an und er winkte mich zu sich. Ich wusste erst nicht was ich machen sollte. Es war halb elf in der Nacht und meine Eltern und Phil waren schon im Bett. Ich nickte einmal kurz dann schlüpfte ich in meine Frosch-Hausschuhe von Deichmann und schlich mich aus meinem Zimmer. So leise wie es ging schlich ich mich am Zimmer meiner Eltern vorbei und die Treppe hinunter. An der Haustür angekommen, schloss ich auf und betrat die kalte Novembernacht. Es war verdammt kalt. Ich tapste durch unseren Vorgarten und blieb dann stehen. Adrian kam auf mich zu und blieb eine Armlänge vor mir stehen. Er musterte mich, ich musterte ihn. Meine Zähne klapperten und ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper. Irgendwie schaffte ich es in seiner Gegenwart einen Einigermaßen vernünftigen Satz zustande zu bringen. "Woher weißt du wo ich wohne?" Er sah mich erheitert an, wirkte aber vollkommen ruhig. "Ich habe in deiner Schülerakte Nachgeschaut“, gab er zu. Ich war geschockt. Er hatte eine wunderschöne Stimme. Tief aber doch melodisch und weich, aber Moment mal, er hatte in meiner Schülerakte nachgeschaut, wie war er denn drauf? “Wieso, was willst du von mir?" Er hob die Hand und streichelte mir über die Wange. Ich ließ es geschehen, ich fühlte mich bei ihm so sicher! „Ich wollte wissen wer du bist!" Mein Gott ich liebte diese Stimme, aber da wurde mir klar das ich im Schlafanzug auf der Straße stand mitten in einer Novembernacht."Wieso?" fragte ich."Du bist mein Schicksal!" antwortete er. Und da sah ich es. Ich sah das Licht und weiße Federn schneiten vom Himmel.
-2-
Ich schaute ihn an und ich wusste dass er recht hatte. Es war einer dieser Augenblicke im Leben wo man wusste dass alles zusammenpasste. Ich schmiegte mein Gesicht in seine weichen Hände mit den schlanken Fingern. Ich schaute ihn an und etwas lag in seinem Blick, was mir das Gefühl gab, etwas Besonderes zu sein. Ich legte meine Hand auf seine Wange. Er war so weich. Wie die Federn die um uns herum lagen. Plötzlich hatte ich keine Angst mehr, nichts wahr mir mehr peinlich. Ich nahm ihn bei der Hand und zog ihn hinter mir her. Er kam bereitwillig mit. An der Türschwelle hielt ich kurz inne, was tat ich da eigentlich? Ich wusste doch überhaupt nichts von Adrian, nur seinen Namen und seine Vorliebe für schwarz. Aber es war mir egal. Ich vertraute ihm, ich würde mein Leben jederzeit in seine Hände legen. Ich zog ihn in unser Haus und schloss die Tür. Ich bedeutete ihm leise zu sein und zog ihn hinter mir die Treppe hoch. Alles war still, ich wusste nicht wie lange wir dort draußen gestanden hatten, aber auch das war mir egal. Wir gingen in mein Zimmer und ich schloss dir Tür von innen ab. Er setzte sich auf mein Bett. Ich stand noch etwas verloren in der Gegend herum, aber irgendwann setzte ich mich neben ihn. „Du sagtest ich wäre dein Schicksal, was bedeutet das?“ Er sah mich an und dieses schiefe lächeln das ich so liebte umspielte seine Lippen. "Ich habe dich gesehen und gewusst dass du zu mir gehörst, das Schicksal hat uns zusammengeführt!" Ich schaute ihn an, ich wusste nicht ob er aus meiner Miene schlau wurde, aber das alles schien so Unreal. Konnte das alles wirklich passieren? Doch spürte ich, dass etwas anders war. Er war nicht wie ich. Er war kein Mensch."Wer bist du Adrian?" Traurigkeit legte sich auf seine Züge und er wandte den Kopf ab. Ich wusste nicht ob meine Frage ihn verletzt hatte, aber sie machte ihm offenbar zu schaffen. "Es tut mir leid ich wollte nichts Falsches sagen.“ Er schüttelte leicht den Kopf. "Nein du hast nichts Falsches gesagt und wenn könnte ich es dir nie übel nehmen!" Erleichterung machte sich in mir breit. "Dann sag mir was dich bedrückt, Adrian." „Es ist nur, ich bin anders als du, ich weiß nicht ob du mich nach der Wahrheit, noch sehen willst!" „So ein Unsinn." erwiderte ich, "Erzähl es mir." Er setzte sich gerade hin und sein Gesicht fing an zu leuchten, von unausgesprochener Leidenschaft. "Mein Vater schickte mich vor langer Zeit fort um meine Aufgabe zu erfüllen, ich sollte mein Schicksal finden und es mir zunutze machen. Mein Vater kann manchmal Grausam sein, aber er ist der Vater! Kleine Clair ich bin anders als du, viel anders." Er stockte, dann sah er mir in die Augen und was ich dann hörte ließ mich erstarren."Clair, ich bin ein gefallener Engel!"
"Ok das reicht, willst du mich für dumm verkaufen?" Ich schaute ihn böse an, konnte nicht glauben dass ich einen verrückten im Zimmer hatte. "Ich hatte dir vertraut und du erzählst mir jetzt irgendwelche Märchen?" Ich war aufgesprungen und versuchte meine Wut nicht im, Zaum zu halten. "Geh Adrian, verschwinde aus meinem Haus!" Ich erschrak selbst vor mir, wie kalt die Worte aus meinem Mund kamen. Ich schaute in seinen Schmerz verzerrtes Gesicht. Tief in mir drin rief eine Stimme mich zur Vernunft, aber ich verdrängte sie. „Clair glaub mir doch, Ich bin ein Engel, der Schöpfer hat mich geschickt um dich zu finden, Kleine Clair du bist mein Schicksal nur du kannst mir helfen, so glaub mir doch!" Ich sah die Verzweiflung, die Angst und die Trauer in seinem Gesicht. Ich wollte ihm ja glauben, aber es ging nicht. Und was wenn nicht? Schluss damit. Ich ging zur Tür und schloss auf. "Raus!" zischte ich. "Verschwinde." Er erhob sich langsam und ging an mir vorbei zur Tür hinaus. Ich lief hinter ihm her. Er war mindestens drei Köpfe größer als ich und er bewegte sich elegant wie wenn er schweben würde. Ich schritt an ihm vorbei und versuchte eine kalte Miene aufzusetzen, was nicht sehr einfach war, weil in mir eine Schlacht tobte. Ich schloss mit zitternden Fingern auf und wartete bis er draußen war. "Komm hier nicht noch mal her, lass mich und meine Familie in Ruhe!" Das letzte was ich sah war eine Träne die ihm über die Wange lief, bevor ich die Tür schloss.
Als ich in meinem Zimmer war brach ich zusammen, ich weinte, weil ich das Gefühl hatte etwas Kostbares verloren zu haben. Ich wusste nicht wie lange ich weinte. Irgendwann ging meine Zimmertür auf und Phil steckte den Kopf herein. Er sah mich wie ich zusammengesunken auf dem Boden lag und mir die Augen ausheulte. Er lief schnell zu mir, er hatte seinen Kuschellöwen Theo dabei. "Air warum weinst du?" Air, ja so hatte mich Phil genannt als er noch ein Baby war, er liebte diesen Namen und jetzt spendete er mir Trost. Ich setzte mich auf und nahm ihn in den Arm. "Ich weiß es nicht Phil, ich weiß es nicht."Er legte seine kleinen Arme um meinen Hals und drückte seine warme Backe gegen meine. "Hattest du auch einen Alptraum Air?" fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe nur etwas verloren." „Kann ich bei dir schlafen, Air?" Ich nickte und hob ihn hoch. Wir gingen zu meinem Bett und ich legte ihn vorsichtig hin, dann ging ich zum Sideboard und pustete die Kerze aus, sie war fast heruntergebracht. Phil knipste meine Lichterketten aus und ich legte mich zu ihm. Eng aneinander gekuschelt schliefen wir ein.
Ich sah grauenhaft aus. Meine Augen waren geschwollen und meine Nase war rot. Die Harre standen mir wild vom Kopf ab und von meiner Stimme wollte ich gar nicht erst anfangen. Ich duschte lang und heiß und dann trug ich Make-up auf und machte mich so zurecht dass mein Gesicht nicht so sehr auffiel. Ich zog meinen Pulli von gestern an und eine schwarze Jeans. Meine Mum und ich hatten am Wochenende Stiefel für mich gekauft. Es waren wunderschöne schwarze mit Absätzen. Ich klaubte mein Zeug auf und lief hinunter. Ich hielt meinen Kopf möglichst gesenkt und nahm das Brot von meiner Mum entgegen. Dann ging ich zusammen mit Phil zur Schule.
Phils Grundschule lag direkt auf meinem Weg, deswegen begleitete ich ihn jeden Morgen. Er nahm meine Hand in seine, und schaute mich an. „Air, ich habe heute Nacht schon wieder von diesem Jungen geträumt. Er hat deinen Namen gesagt immer wieder. Er wollte etwas, aber ich habe es nicht verstanden!“ Ich blieb stehen. „Hast du sein Gesicht erkennen können?“Phil schüttelte den Kopf. Ich seufzte. Die letzte Nacht ging mir nicht mehr aus dem Kopf, was war bloß in mich gefahren, Adrian ins Haus zu lassen? Wie doof war ich eigentlich? Ich hatte meine Familie in Gefahr gebracht. Wir erreichten Phils Schule, ich gab ihm einen Abschiedskuß dann stürmte er los zu seinen Klassenkameraden. Meine Schule war nur fünf Minuten entfernt. Trotzdem kam es mir vor wie eine Ewigkeit. Was war mit Adrian los? Ich fühlte mich so stark zu ihm hingezogen, aber was meinte er mit „Gefallener Engel“? Engel gab es nicht, oder doch?
Nein das konnte nicht sein, jetzt drehte ich ja total ab. Aber was war mit den Federn die zu Boden flogen, als wir uns berührten? Vielleicht war ja über uns ein Vogel geplatzt? Aber dann hätten wir noch so manch anderes abbekommen... Ich machte mich darauf gefasst Adrian heute im Unterricht zu ignorieren. Fabi wartete wie immer am Tor auf mich. Er strahlte über das ganze Gesicht als er mich sah. Ich fragte mich was so Falsch daran sei, mit Fabi zusammen zu sein. Eigentlich nichts. Außer das er mein bester Freund seit Kindertagen war! Wieder Küsste er mich auf die Wange. Diesmal aber etwas länger. Ich grinste ihn an und nahm seine Hand. Ich hätte nicht gedacht dass sein Lächeln noch breiter werden konnte. Aber es fühlte sich falsch an Fabis Hand zu halten. Ich hätte diese wunderbare weiche Hand mit den schlanken Fingern halten sollen. Aber ich wollte Fabi nicht verletzten.
Als wir ins Klassenzimmer kamen, sah ich Adrian auf seinem Platz sitzen. Er schaute mich an und dann viel sein Blick auf meine Hand die in Fabis lag. Ich ließ seine Hand los, weil mir der Gesichtsausdruck bei Adrian nicht gefiel. Wieder spürte ich diese Wärme in mir und ich schämte mich dass ich ihm so weh getan hatte.
Der Tag ging schnell vorbei und als ich, nach Unterrichtsschluss, über den Pausenhof lief, packte mich jemand am Arm. Ich zuckte erschrocken zusammen und sah Adrian direkt in die Augen. „Lass mich los du tust mir weh!“ keifte ich ihn an. Sein Griff lockerte sich ein wenig, aber er zog mich immer noch hinter sich her, aus dem Tor, über die Straße, in den Wald. Ich bekam es mit der Angst zu tun. War Adrian ein Mörder oder Kinderschänder? Er zog mich immer tiefer in den Wald hinein. Ich konnte nicht schreien, mich nicht wehren. Ich war wie erstarrt. Ich dachte an Phil, ich musste ihn doch von der Schule abholen! Er würde sich Sorgen machen! Plötzlich blieb Adrian stehen. Wir standen auf einer kleinen Lichtung, mitten im Wald. Das Sonnenlicht fiel auf ihn und er begann zu leuchten und sah mich an, ich konnte seine Miene nicht deuten. „Du hast mir nicht geglaubt als ich sagte ich sei ein gefallener Engel!“ Ich nickte. „Ich kann es nicht glauben, es gibt keine Engel!“ Er schaute mich an, es lag so viel Liebe und Zuneigung in diesem Blick. „Und was ist wenn ich dich vom Gegenteil Überzeuge?“ Er breitete die Arme aus, die Sonne leuchtete, er leuchtete, Federn schwebten vom Himmel. Und mitten drin stand ein Engel mit Flügeln.
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Ich konnte nur da stehen und ihn anstarren. Er war so wunderschön. Seine weißen Flügel waren doppelt so lang wie er. Es lag etwas Weiches in seinem Gesicht, ich sah die Erfahrung von vielen Jahrhunderten in seinen Augen. Aber das wichtigste war, er hatte nicht gelogen! Es gab wirklich Engel. Er fing an zu lachen, was wohl an meinem offenen Mund lag. Schnell schloss ich ihn wieder. Ich starrte ihn immer noch an. „Was…Wie…?“ Ich stotterte irgendein Zeug, was gar keinen Sinn ergab, bis ich dann einen richtigen Satz zusammenbekam. „Du bist wirklich ein Engel?“ Er kam langsam auf mich zu. Er hob seine Hand und streichelte mir über die Wange. „Ja kleine Clair, dass bin ich!“ Meine Haut brannte unter seiner Berührung. Eine Feder schwebte zu Boden, ich bückte mich um sie aufzuheben. Ich drehte sie zwischen den Fingern und betrachtete sie nachdenklich. „ Es gibt Engel…“ Ich sagte es mehr zu mir als zu Adrian. Ich schaute ihn an. Ein Tränenschleierlegte sich über meine Augen. „ Es tut mir so leid, bitte, es tut mir so leid!“ Ich konnte nur mit Mühe ein Schluchzen unterdrücken. Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und wischte mir mit dem Daumen die Tränen weg. „Kleine Clair, es muss dir nicht leid tun, ich hätte an deiner Stelle bestimmt genauso reagiert!“ „Aber ich habe dir so weh getan, ich habe dich Weg geschickt und dich ignoriert und…“ „Clair, das alles hat mir nicht im Geringsten so weh getan wie das mit diesem Jungen!“ Ich schaute ich verwirrt an, „Welcher Junge?“ Er holte tief Luft und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, die andere hielt immer noch meinen Kopf. „Als ich gesehen hab wie dieser Junge dich Gestern Küsste und wie du heute Morgen mit ihm ins Klassenzimmer kamst, da ist für mich eine Welt zusammengebrochen, da hast du mir weh getan Clair, aber ich kann dir nicht mehr böse sein wenn ich dich hier vor mir habe!“ Ich schaute ihn mit einem schlechten Gewissen an. Die Tränen liefen weiter über mein Gesicht. „Clair du bist mein Schicksal ich bin nur wegen dir hier!“ Da konnte ich nicht mehr. Er war so liebevoll zu mir obwohl ich so schlecht zu ihm war. Ich verdiente diese Zuneigung gar nicht. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge. Er streichelte mir übers Haar während ich Schluchzte. „Kleine Clair, der Schöpfer schickte mich vor 5000 Jahren auf die Erde um dich zu finden, er sagte ich müsste mein Schicksal finden und es befreien. Als ich dich das erste mal sah wusste ich das du mein Schicksal bist, ich habe es sofort gespürt, meine andere Hälfte, wo ich schon glaubte sie nie mehr zu finden. Aber Clair, ich weiß nicht vor was ich dich befreien soll, ich habe keine Ahnung!“ Ich hob meinen Kopf und wischte mir die Tränen weg, dann sah ich ihn an. „Das mit Fabian tut mir so unendlich leid, als ich seine Hand hielt, fühlte es sich falsch an! Du hast ein Feuer in mir entfacht, dessen du dir nicht bewusst bist. Es fühlt sich so wunderschön an wenn du mich berührst, es fühlt sich so wunderschön an wenn du in meiner Nähe bist, dann bin ich vollständig.“ Er beugte sich zu mir runter und strich mit seinen zarten Lippen über meine Stirn weiter runter zu meiner Schläfe und verharrte an meinem Ohr. „Ich liebe dich, kleine Clair, ich liebe dich mehr als alles andere!“ Und dann küsste er mich. Und in diesem Moment geschah etwas mit mir, etwas zerriss und brach an die Oberfläche. Plötzlich konnte ich die Sonne auf seinen Lippen schmecken und die Wolken hören die über uns vorüber zogen. Ich hörte das leise säuseln von den Blumen die sich im Wind regten. Seine Lippen waren so weich und doch wunderbar fest. Ich fuhr die harten Muskeln seiner Brust nach und erforschte seinen starken Rücken. Nach einer gefühlten Ewigkeit Liesen wir voneinander ab um Luft zu holen. Dabei öffnete ich meine Augen und erstarrte. Feine glitzernde Nebelschwaden schwirrten herum. Ich konnte den Wind sehen. Fein schlängelte er sich um Adrians Gesicht. Ich musste lachen und schlang meine Arme wieder um seinen Hals. Gemeinsam ließen wir uns ins warme Graß fallen. Das kalte Wetter konnte nicht bis zu uns durchdringen. „Du bist ein wunderschöner Engel, Adrian!“ Er lächelte sein schiefes Lächeln das mir so gut gefiel und küsste mich wieder. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und schloss die Augen. Ich hörte Adrians Atem und das zwitschern der Vögel, ich hörte den Regen der ein paar Kilometer weiter die Erde tränkte. Eine Ewigkeit lagen wir so da ohne ein Wort zu sagen, er strich mir die ganze Zeit übers Haar. Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn ich Träumte:
Ein Junge stand in einem Zimmer, es hatte einen Holzboden und in der Ecke stand eine rote Couch. Ein Strandbild hing an der Wand über dem Sofa. Der Junge hatte seine weißen Flügel ausgebreitet und drehte sich zu mir um. Es war Adrian. Er schaute mich traurig an und eilte auf mich zu. Er hatte mich fast erreicht da fing der Raum an zu brennen und schnitt uns von einander ab. Er schrie mich an ich sollte wegrennen. Aber ich konnte ihn nicht allein lassen. Ich Liebte ihn doch, er durfte nicht sterben. Ich versuchte das Feuer zu löschen. Er schrie weiter und weiter und dann….war er nicht mehr da.
Ich spürte wie mich jemand küsste. Es war ein wundervoller Kuss, warm und weich. Ich öffnete die Augen und sah Adrian ins Gesicht. Er lächelte, „Du bist eingeschlafen, es wird Zeit zu gehen es wird dunkel.“ Ich richtete mich auf und klopfte die Blätter von meiner Hose. „Bist du immer noch ein Engel?“ fragte ich. Er musste lachen und legte einen Arm um meine Taille. „Ja ich bin immer noch einer.“ Ich schmiegte mich an ihn, er schulterte meinen Rucksack und gemeinsam liefen wir aus dem Wald.
Als wir vor meiner Haustür standen war es bereits dunkel. „Willst du noch mit rein kommen?“, fragte ich. „Gerne, wenn es dir keine Umstände macht?“ Ich grinste ihn an und schüttelte den Kopf. Ich holte den Schlüssel aus meiner Jackentasche und schloss auf. Phil kam auf mich zugerannt. „Air wo warst du ich hab mir sorgen ge…“ Er verstummte als er Adrian sah der hinter mir durch die Haustür trat. Langsam wurde aus seiner Besorgten Miene ein lächeln. „Air das ist der Junge von dem ich geträumt habe!“ Ich schaute ihn verwundert an. „Okay…erzähl es mir nachher Phil, du hast bestimmt Hunger oder?“ er nickte eifrig. Der arme ich hatte ihn total vergessen. Alle drei gingen wir in die Küche, ich holte Milch und Eier aus dem Kühlschrank und stellte sie auf die Arbeitsplatte. Ich öffnete den Schrank neben dem Herd und holte das Mehl und das Salz. Ich drehte mich um, um Phil zu fragen was er auf seine Pfannkuchen wollte, aber ich war allein in der Küche. Aus dem Wohnzimmer hörte ich das Gelächter von Phil und die tiefe warme Stimme von Adrian. Ich ging nach nebenan und stellte mich in den Türrahmen. Keiner von den beiden hatte mich bemerkt, wie auch? Sie waren so vertieft in ihr Kartenspiel. Es war Phils Lieblingsspiel und wahrscheinlich hatte er Adrian entführt und es ihm aufgedrängt. Ich musste schmunzeln. Ich ging wieder in die Küche und machte den Teig fertig. Gut gelaunt sang ich zu den Liedern die im Radio kamen und schmiss die Pfannkuchen in die Luft. Natürlich hatte ich Jahrelange Erfahrung was das anging. Phil mochte seine Pfannkuchen gerne mit Nutella, aber was wollte Adrian? Ich ging wieder ins Wohnzimmer, sie spielten immer noch und anscheinend machte Adrian Phil gerade platt. „Hey ihr zwei hübschen was wollt ihr auf eure Pfannkuchen?“ Beide drehten sich gleichzeitig zu mir um. Phil schrie gleich Nutella, was ich auch nicht anders erwartet hatte. „Ich nimm das was du nimmst.“ Sagte Adrian. Er lächelte entschuldigend und deutete mit den Augen auf Phil. Ich grinste nur und schüttelte verständnisvoll den Kopf.
Ich mochte meine Pfannkuchen am liebsten mit Heidelbeer Marmelade und Adrian schien es anscheinend auch zu schmecken. Er vertilgte vier Portionen ich zwei und Phil drei. Ich war eindeutig im Nachteil. Nach dem Abwasch schickte ich Phil in sein Zimmer damit ich mit Adrian ungestört allein sein konnte. Er nahm mich in den Arm und gemeinsam setzten wir uns aufs Sofa. „Das war das beste Essen das ich seit langem Gegessen hab!“ Lobte er mich. Ich lachte, „Ich kann noch viel mehr, dass war nur ein kleiner Teil!“ Er nahm meine Hand und rieb sie an seiner Wange. „Wo sind deine Eltern?“, fragte er mich. „Sie sind beide Ärzte in der St. Georg Klinik und meist bekommen wir sie nicht zu Gesicht. Ich kümmer mich die meiste Zeit um Phil.“ „Macht dich das nicht traurig? Ich mein das du deine Eltern nicht so oft siehst?“ „Nein, manchmal ist es etwas komisch, aber Phil und ich kommen gut miteinander klar und deswegen vermisse ich sie nicht so sehr.“ Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und strich über seine Finger. „Wo wohnst du eigentlich“, fragte ich Adrian. Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe eine Wohnung hier in der Nähe, nichts besonderes.“ „Willst du heute Nacht bei mir schlafen?“ fragte ich ihn hoffnungsvoll. Seine Miene wurde noch weicher. „Heute geht es nicht, aber sonst immer sehr gerne. Ich muss heute Nacht zum Schöpfer und ihm mitteilen das ich dich Gefunden habe.“ „Oh ok, meinst du mit Schöpfer, Gott?“ Er nickte. „Jeder nennt ihn anders aber ja ich gehe zu Gott!“ Aufregung machte sich in mir breit, Gott gab es also auch. „Was gibt es noch außer Engel?“ Er überlegte einen kurzen Moment. „Es gibt Vampire, Werwölfe, Elfen, Engel, Feen und Dämonen. Du bist auch mit ein paar Vampiren befreundet wusstest du das. Zum Beispiel dieser Steve ist einer, der neben dem ich sitze. Ich konnte es spüren. Aber andere Wesen können Egel nicht spüren. Und diese Clara ist eine Elfe.“ Ich starrte ihn mit offenem Mund an und wusste darauf nichts zu erwidern. Wir saßen noch eine Weile schweigend nebeneinander, bis Adrian sich regte. „Ich muss los kleine Clair, der Schöpfer wartet!“ Wir standen auf und ich begleitete ihn zur Tür. „Ich hab ne Frage, wieso hat dein Bruder dich vorher ´Air ´genannt?“ „Das war das erste Wort was er zu mir gesagt hat. Clair war zu schwer also hat er Air draus gemacht.“ Ich grinste. Er beugte sich vor und küsste mich tief und innig. Als er von mir los ließ brannte schon wieder dieses Feuer in mir. „Ich liebe dich Adrian!“ Er lächelte so glücklich, küsste mich noch einmal und verschwand dann. Er war auf einmal weg. Ich schloss die Tür hinter mir und machte mich auf den Weg nach oben. Als ich an der Küche vorbei kam sah ich die Feder die ich auf den Tisch gelegt hatte. Es war Adrians Feder. Ich nahm sie mit nach oben und band sie an eine Schnur, die ich mir um den Hals legte. Ich schaute noch mal zu Phil ins Zimmer, der schlief aber schon tief und fest. Ich ging zu ihm und schob die Decke höher und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann putzte ich mir die Zähne und ging selbst ins Bett. Ich lag da und konnte nicht einschlafen. Mein Rücken schmerze so fürchterlich. Ich wälzte mich hin und her. Das rauschen der Wolken wurde lauter und lauter ich roch die Kälte des Mondes. Die schmerzen wurden schlimmer und schlimmer. Mit aller Macht versuchte ich nicht zu schreien. Hinter meinen Augen begann es zu Pochen und die Schmerzen wurden noch schlimmer. Ich riss den Mund auf. Aber niemand hörte mein Lautloses schreien.
Und in dieser Nacht war ich mir sicher, dass ich sterben würde. Ein letzes Mal dachte ich an Adrian, ich sah den glitzernden Nebel der in meinem Zimmer umherschwirrte, dann wurde es dunkel.
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Das erste was ich fühlte wahren die entsetzlichen Schmerzen in meinem Rücken. Aber eigentlich tat mir alles weh. Mein Mund war trocken und mein Atem ging unregelmäßig. Ich fühlte den kalten Schweiß auf meiner Haut. Meine Kopfschmerzen waren entsetzlich. Aber so konnte der Tod doch nicht sein? So Schmerzhaft? Dann musste ich wohl noch Leben! Ich öffnete langsam meine Augen und musste wegen des hellen Lichts blinzeln. Sofort wurden die Kopfschmerzen schlimmer. Das erste was ich sah war Phils kleines Gesicht, ganz nah an meinem. Er strahlte über beide Ohren, was ich wegen meinen Schmerzen nicht nachvollziehen konnte. Ich versuchte mich aufzusetzen, was mir erst nach dem dritten Anlauf gelang. „Wie geht es dir?“, fragte Phil. „Ehrlich gesagt fühle ich mich als ob eine Horde Elefanten über mich drüber gerannt wär!“ Er musste kichern. „Du hast dich noch nicht im Spiegel angeschaut oder?“ „Nein wie sollte ich auch?“, erwiderte ich etwas gereizt. Ich versuchte aufzustehen, was mir auch nicht auf Anhieb gelang. Ich ging auf den Spiegel zu wobei irgendetwas…raschelte? Ja etwas raschelte. Ich hörte wie draußen ein Vogel vorbei flog, ich sah wie sich die Luft im Zimmer bewegte. Ich sah alles. Es was alles so scharf, die Farben waren unglaublich, ich hörte wie sich eine Wolke verformte und wie die Sonne ein Stück weiter nach Westen zog. Ich drehte mich zu Phil um. Er grinste mich an. Er sah so wundervoll aus. Es war als ob ich ihn zum ersten Mal sehen würde, ein leichter schimmer ging von ihm aus, ein leichter blauer schimmer. Er deutete mit dem Finger hinter mich. Und ich drehte mich um.
Ich stieß ein lautes keuchen aus. Das war nicht ich im Spiegel. Was ich sah war ein Engel. Ein wunderschöner Engel mit weißen Flügeln. Ich hob die Hand und das Spiegelbild tat es mir gleich. Phil trat neben mich. „Meine Schwester ist ein Engel!“, flüsterte er. Und nahm meine Hand. Ich starrte mein Spiegelbild an. Konnte das wirklich ich sein? Wieso war ich ein Engel? Ich trat näher heran und betrachtete mich genauer. Ich war im Gegensatz zu vorher, wunderschön. Ich hatte immer noch meine braunen Haare, aber meine Augen waren so tief blau das es fast schwarz sein könnte. Ich bewegte meine Flügel, die doppelt so lang wie ich waren. Es gab ein wunderschönes rascheln. Phil schaute mich mit großen Augen an, dann umarmte er mich. „Ich hab von dir geträumt Air, dass du ein Engel werden würdest. Ich hatte recht Air, du bist mein Engel.“ Ich drückte ihn fest an mich und zog meine Flügel an. Sie legten sich geschmeidig an meinen Rücken und waren im nächsten Augenblick verschwunden. Ich richtete mich auf und ging ein paar Schritte. Es fühlte sich alles so Federleicht an. Plötzlich hielt ich inne, „ Wie spät ist es, Mum und Dad dürfen das nicht wissen?!“ – „Keine Sorge sie sind bei der Arbeit, ich hab ihnen nicht gesagt das es dir schlecht geht. Aber wenn du jetzt noch zur Schule willst musst du dich beeilen, ich geh nämlich jetzt, hab doch zur dritten Stunde!“ Erst da viel mir auf, das er schon komplett angezogen war und sein Schulranzen stand neben meiner Tür. „Hast du mich schon mal angesehen Phil? So kann ich doch nicht in die Schule die würden mich nicht wieder erkennen!“ – „Da hab ich keine Ahnung, vielleicht kannst du dein Aussehen ja verändern, denk doch das du dein normales Gesicht wieder haben willst vielleicht klappt’s ja…“ Ich konnte ihn nur doof anschauen. Aber gut ich hatte in den letzten Minuten genug Wunder erlebt, wieso sollte das dann nicht klappen? Ich schloss meine Augen und dachte an mein altes Gesicht. Ich hörte ein leises keuchen, dann öffnete ich wieder meine Augen und sah in den Spiegel. Da war ich wieder, die alte Clair. Ich strahlte über das ganze Gesicht. Schnell riss ich mich vom Spiegel los und rannte in meinem Zimmer umher. Ich schnappte mir meine Sachen und zog mich um. Phil war in dieser Zeit runter gegangen um auf mich zu warten. Schnell packte ich meine Tasche und rannte hinter ihm her. Was ich nicht gemerkt hatte war, dass mein Körper total anders war. Meine Figur war schlanker und meine Brüste etwas größer. Ich war muskulöser und bewegte mich geschmeidig wie eine Katze, später sollte es mir auffallen.
Als ich in der Schule ankam war ich total außer Atem. Die dritte Stunde hatte gerade begonnen und meinem Wissen nach hatten wir jetzt Deutsch. Es war etwas ungewohnt das rauschen der Wolken zu hören, es hatte mich auf dem Weg zur Schule sichtlich irritiert. Dauernd dachte ich dass ein Auto kommen würde. Ich lief den Gang zu unserem Klassenzimmer entlang, blieb aber vor dem Klassenraum stehen. War Adrian da? Wusste er dass ich so bin wie er? Was würde er sagen? Ich legte meine Hand auf die Türklinke, da spürte ich auf einmal seine Anwesenheit. Es war ein schwaches Gefühl in meiner Brust. Ich klopfte an und betrat den Klassenraum.
Das erste was ich sah war Claras erstauntes Gesicht, dann sah ich Fabis schockiertes Gesicht und schließlich Adrian der mich mit einer Mischung aus Zuneigung und Verwirrtheit betrachtete. „Ah Frau Douglass, schön das sie uns mit ihrer Anwesenheit beglücken. Was ist denn der Grund für ihre Verspätung?“ Seine Frage warf mich etwas aus der Bahn, weil ich immer noch überlegte warum die mich alle so anstarrten. „ Ich…äh… Tschuldigung ich hab verschlafen.“ – Entschuldigte ich mich. Ich schaute Adrian noch mal fragend an und huschte dann auf meinen Platz. Fabi sagte kein Wort er musterte mich nur. Die Feder von Adrian baumelte immer noch an meinem Hals. Ich holte mein Schulzeug raus, dass würde ein langer Tag werden, dachte ich.
Nach vier Stunden Unterricht wusste ich immer noch nicht warum mich alle anstarrten…Ich hatte mein normales Gesicht doch wieder, aber irgendetwas musste anders sein. Mit Fabi und Clara im Schlepptau verließ ich die Schule, Adrian war gleich nach dem klingeln aus dem Zimmer gestürmt. Was hatte er nur, was war so anders an … „Also ich will ja echt nix sagen Clair, aber irgendwie hast du dich gewaltig verändert!“ Ich wurde durch Claras aufgeregte Stimme aus meinen Gedanken gerissen. „Ich weiß nicht was du meinst.“ „Hast du dich heute schon mal im Spiegel angeschaut? Du strahlst etwas aus was ich mir nicht erklären kann…du strahlst förmlich, und dein Körper erst. Deine Augen, sie funkeln wie kleine Diamanten und…“ „Clara, Stopp! Wie kommst du drauf ich bin so normal wie an jedem anderen Tag auch! Und Fabi starr mich bitte nicht so an!“ Die Worte klangen härter als ich es wollte, aber es war mir einfach alles zu viel. Diese Veränderung an mir, Adrian… Ich rannte los. Ich schaute nicht nach rechts oder links als ich über die Straße rannte. Nur das weit entfernte quietscht von Reifen drang an mein Ohr.
Ich rannte und rannte bis ich an meiner Haustür stand. Mit zitternden Fingern schloss ich auf und stürmte in mein Zimmer. Ich schleuderte meine Sachen in die Ecke und schmiss mich aufs Bett. Ich fing an zu weinen. Was sollte ich denn bloß tun? Meine Eltern würden genauso wie meine Freunde reagieren, was sollte ich ihnen Sagen? : ´Hi Mama und Papa wusstet ihr schon das neuste, ich bin ein Engel! ´ Und was sollte ich meinen Freunden erzählen, Clara würde es noch verstehen, aber die anderen? Und wie sollte ich Fabi das mit Adrian sagen? Ein heftiger Weinkrampf durchflutete mich und meine Brust zog sich zusammen. Zum Glück war Phil nicht zuhause, er war bei seinem besten Freund Marvin. Als ich mich ausgeheult hatte, sah die Welt nicht mehr ganz so schlimm aus. Das erste was ich jetzt machen wollte war Adrian zu finden. Ich wollte schon zum Handy greifen, als mir einfiel das wir keine Nummern getauscht hatten, was total schwachsinnig war. Ich spritze mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht und verließ das Haus. Ich überlegte wie ich Adrian finden könnte. Er hatte nur erzählt das er eine Wohnung hier in der Nähe hatte, aber das half mir auch nicht weiter. Also beschloss ich zu der kleinen Lichtung zu gehen wo er sich mir offenbart hatte. Ich war so tief in Gedanken versunken das ich nicht merkte wie ich anfing zu leuchten, wo ich an Adrian dachte, ich merkte nicht wie ein Auto hinter mir bremste, und ich merkte die Hand erst als sie sich schon um meinen Mund schloss. Verzweifelt wand ich mich in dem eisernen Griff, aber es half nichts! Ich wurde in das Auto gezerrt. Ich bekam meine Entführer nicht zu Gesicht. Einer drückte mir ein Tuch vor die Nase das komisch roch. Ich hatte furchtbare Angst, doch mit der Dunkelheit kam die Erkenntnis.
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Stein…es roch nach Stein…Seile…vier Menschen…im Kreis…um mich herum…sie redeten…einer lachte…ein tiefes raues lachen…Rauch…ein anderer Rauchte…Schmerzen…überall Schmerzen…auf mir…in mir…Adrian…ich musste zu ihm…Licht…ich spüre Licht…eine Glühbirne…ein Messer…einer Zog ein Messer…Hilfe…Adrian…wo bist du…an der Schulter…Rauch …überall Rauch…wo bin ich…was…Hilfe…
Als ich zu mir kam, hatte ich entsetzliche Schmerzen. Ich konnte mich nur an Bruchstücke erinnern. Ich war auf dem Weg zu Adrian gewesen und dann…und dann…war da eine Hand sie hatte mich ins Auto gezerrt. Oh mein Gott, ich war entführt worden. Ich riss die Augen auf und starrte in die Gesichter meiner Entführer. Es waren keine Menschen, es waren hässliche entstellte Kreaturen. Sie rochen entsetzlich nach Schwefel und verfaulten Eiern. Bei diesem Geruch drehte sich mir der Magen um. Ich würgte und wollte mich zur Seite drehen, bis ich merkte dass ich auf einem Tisch gefesselt war. Die Geschöpfe lachten gehässig. „Du kommst hier nicht fort, kleiner Bastard!“, zischte der eine, er war wohl der hässlichste in der ganzen Runde war. Er hatte eine grünliche haut und riesige schwarze Augen, ein gelber Büschel Haare wucherte auf seinem Kopf. Seine gekrümmte Haltung lies von seinem hohen Alter zeugen. Er hatte Warzen am ganzen Körper was ihn wie einen verschimmelten Fliegenpilz aussehen ließ. Ich zitterte vor Furcht, ich war mir sicher, dass ich aus der Sache nicht mehr lebend heraus kommen würde. Ein kleiner Pummeliger sprang nach vorne und schloss seine abscheulichen Hände um meinen Hals. Seine Pranken hinterließen ätzende Brandblasen auf meiner Haut. Ich schrie vor Qual. Ich war mir nicht sicher wie viel ich noch aushalten würde. „Na, kleiner Bastard, willst du uns verraten wo die anderen Halbblüter sind?“ Ich versuchte zu schluckten, aber seine Hände lagen so fest um meinen Hals das ich keine Luft mehr bekam. Das Blut rauschte in meinen Ohren. „Na willst du nicht reden?“ Ich stemmte mich gegen den festen Griff, aber es nütze nichts. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er mich los. Ich holte tief Luft. Mein ganzer Hals brannte von dem giftigen Griff der Kreatur. „Was wollt ihr von mir?“, presste ich keuchend hervor. „Ah, der Bastard spricht.“ Der kleine hässliche kam wieder auf mich zu und betrachtete mich von oben bis unten. „Wir wollen wissen wo die anderen Ausgestoßenen sind!“ „Ich weiß nicht was ihr meint.“ „Lügnerin!“ Er schlug mir so heftig ins Gesicht das ich für einen kurzen Augenblick Sternchen sah. Langsam machte sich Verzweiflung in mir breit. Adrian würde mich nicht finden und retten, ich wusste ja nicht mal was ich gegen diese Geschöpfe ausrichten konnte, geschweige denn wie ich hier raus kommen sollte…
Irgendwann wurde es ihnen zu langweilig, mich zu foltern. Sie verschwanden durch eine Tür, noch lange hörte ich ihre schnellen Schritte. Endlich hatte ich Zeit mich in dem Zimmer umzusehen. Es sah mehr aus wie ein Wohnzimmer als eine Folterkammer. Der Raum hatte einen schönen Holzboden und in einer Ecke stand eine rote Couch und über der Couch hing ein…Strandbild. Mir blieb fast das Herz stehen. Das war der Raum, aus meinem Traum. Der Raum der brannte und in dem Adrian stand. Es war das Zimmer in dem alles Enden sollte. Hastig schaute ich mich nach einem Ausweg um. Aber es gab nur die Tür durch die die Kreaturen verschwunden waren. Ich überlegte. In den letzten Tagen war so viel passiert, dass ich es eigentlich nicht in Worte fassen konnte. Ich wusste ja nicht einmal wie lang ich schon hier lag. Bestimmt suchte Adrian schon nach mir, und was war mit meinen Eltern und Phil? Sie machten sich alle bestimmt große Sorgen. Tränen traten mir in die Augen, ich stemmte mich noch ein letztes Mal gegen die Fesseln, aber es half nichts. Da lag ich nun. Entführt von widerlichen Kreaturen, gefoltert auf einem Tisch erdrückt von Furcht und Verzweiflung. Ein Verlorener Engel.
„Kleine Clair, wo bist du?“ Diese Stimme ich kannte sie, ich würde sie aus tausenden wiedererkennen. Ich drehte mich im Kreis, wollte wissen wo die Stimme herkam. Doch alles was ich fand, war tiefe schwärze. „Clair?“ Ich drehte und drehte mich. „Liebste, wo bist du?“ „Ich weiß es nicht!“ Adrian. Ich musste zu ihm. Er würde mir helfen. Doch alles schien so endlos, ich zog immer weitere Kreise in der schwarzen Ewigkeit. „Ich weiß nicht wo ich bin!“ „Kleine Clair, ich komme, ich werde dich finden, Ich liebe dich!“ Ich fing an zu weinen. Ich konnte ihn nicht finden. Diese schwärze erdrückte mich. „Geh nicht fort!“ Geh nicht…
Ich schrak aus meinem Traum auf. Ich spürte die feuchte Spur von Tränen auf meinem Gesicht. Adrian, er durfte nicht kommen! Aber hatte ich wirklich im Traum mit ihm gesprochen? Plötzlich hörte ich Schritte. Sie kamen von draußen. Ich fing an zu zittern. „Interior wird uns umbringen wenn wir die Informationen nicht aus ihr raus kriegen!“, „Meinst du dessen bin ich mir nicht bewusst Kaar? Aber wir bekommen die Infos, egal wie!“ „Sie muss aber am Ende noch Leben, Interior braucht sie.“ Die Schritte verhallten vor meiner Tür. „Lass uns die Elektroschock Maschine holen Judd.“ Wahrscheinlich musste Judd genickt haben, denn die beiden liefen den Weg wieder zurück den sie gekommen waren. Ok jetzt galt es keine Zeit mehr zu verlieren. Ich hatte Adrian nie über Engel ausgequetscht, daher wusste ich auch nicht zu was sie in der Lage waren. Aber waren Engel nicht ´Göttliche´ Wesen? Ich setzte mein ganzes Vorstellungsvermögen und meine ganze Kraft in den Gedanken, dass Engel so gut wie alles konnten, wenn sie nur wollten. Dann spannte ich meine Muskeln an. Ich hörte wie die Lederseile knarrten, wie sie sich dehnten. Ich hörte wie die Luft aus meiner Lunge wich und wie ich sie wieder einsaugte. Dann gab es ein ratschen. Die Lederbänder rissen und ich war frei. Ein bisschen außer Atem versuchte ich mich Aufzusetzen. Die Schmerzen schossen durch meinen Körper und der Schweiß brach mir aus. Ich schaute mich nach etwas um mit was ich mich verteidigen konnte, aber da war nichts. Leise schlich ich zur Tür. Ich konnte nichts fühlen und nichts hören. Ich rüttelte an der Tür, natürlich war sie verschlossen. Plötzlich vernahm ich hinter mir eine Bewegung. Schwarzer Rauch schwirrte im Zimmer umher und im nächsten Augenblick stand eine dieser Kreaturen vor mir. „Du denkst wohl du könntest hier einfach so abhauen? Tja kleiner Bastard, da hast du dich getäuscht!“ Ich presste mich so nah wie es ging an die Wand, ich hatte keine Ahnung was zu tun war. Plötzlich griff er an. Seine Hand schnellte vor und wollte mich herum reißen, aber zu meinem großen Erstaunen war ich schneller. Ich duckte mich unter seinem Arm hindurch und war im nächsten Moment hinter ihm. Meine Hand griff nach seinem Haarbüschel und riss den Kopf nach hinten. „Ich weiß nicht was ihr von mir wollt, aber ihr werdet keine Informationen von mir bekommen, denn ich weiß nichts und ihr werdet mich gehen lassen!“ In diesem Augenblick fühlte ich mich unmenschlich Stark, niemand konnte mir etwas anhaben. Die Wesen lachte: „Glaubst du wirklich wir würden dich gehen lassen? Da wäre unser Herr aber ganz schön wütend und außerdem wird dein kleiner Bastardfreund bald hier sein um dich zu befreien. Er ist es den wir wollen, du bist nur der Köter!“, er lachte wieder. Ich rammte ihm mein Knie in den Rücken, er sank immer noch lachend auf den Boden. Mein Engelsinstinkt ließ mich meine Hand heben. Die Kreatur schaute mich an, hohn lag in diesem schwarzen Blick, dann spaltete ich ihm mit einem einzigen Schlag den Schädel. Im nächsten Moment löste er sich in Rauch auf und verschwand. Auf meinem Oberarm erschien ein kleines Symbol, es war ein geschwungenes K. Erst jetzt wurde mir bewusst dass ich jemanden getötet hatte. Es war mein Instinkt gewesen. Zitternd trat ich von der Stelle weg, wo soeben noch dieses Geschöpf gekniet hatte. Meine Hand war mit schwarzem Blut bedeckt. Ich wischte das Zeug an meiner Hose ab. Da griff plötzlich jemand von hinten an und drückte mir Nase und Mund zu. Ich bekam keine Luft mehr. Verzweifelt stemmte ich mich mit all meiner Engelskraft dagegen, aber der Griff wurde nicht lockerer. Die Welt fing an sich zu drehen. Ich sah mein Leben vor meinem inneren Auge vorbei ziehen, während mein Körper langsam erschlaffte: Da war Phil, an seinem vierten Geburtstag, er packte gerade mein Geschenk aus, es war sein Löwe Theo. Da waren Mum und Dad an ihrer Hochzeit vor drei Jahren, an diesem Tag hat es geregnet und Tante Inge war ein Törtchen in den Ausschnitt gefallen. Da war mein erster Schultag, Fabi und ich mit unseren selbstgebastelten Schultüten. Ich sah mich in meinem ersten Theater Auftritt in der fünften Klasse, wir haben Romeo und Julia gespielt. Ich sah meine Freunde, Clara, Fabi, Steve, an meinem siebzehnten Geburtstag vor drei Wochen. Ich sah Adrians wunderschöne Gestalt, als er in unsere Klasse kam. Ich spürte seinen warmen Kuss auf meinen Lippen als wir auf der Lichtung standen. Ich hörte Phils seliges Lachen als er auf dem Rummel zwanzig rote Luftballons bekommen hatte. Und ich spürte Adrians Feder die an meinem Hals baumelte…
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Im letzten Moment wurde mir die Hand vom Gesicht weggerissen. Keuchend und hustend wurde ich in eine Ecke geschleudert. Ich sah schwarze Punkte vor meinem Gesicht herum tanzen. Eine Weile lag ich wie erschlagen auf dem Holzfußboden bis ich endlich wieder richtig Luft bekam. Ich wurde auf das Kampfgeschrei aufmerksam. Ich setzte mich auf, wo mir sofort wieder schwarz vor Augen wurde, und drehte mich um.
Das erste was ich sah war Blut. Überall Blut. Schwarzes und Rotes und dann sah ich Adrian. Er war gekommen, er war wirklich da. Er kämpfte gerade mit einer dieser Kreaturen, ich konnte nicht sehen wer von den beiden im Vorteil war. Keiner beachtete mich. Gerade als ich mich aufrichtete Verpasste dieses Geschöpf Adrian einen Stromschlag. Er wurde zu Boden gerissen. Er zitterte am ganzen Körper. In diesem Moment geschah etwas mit mir. Ich war nicht Länger Clair Douglass, ich war Air ein Geschöpf des Himmels. Mein altes Gesicht veränderte sich in das des Engels und meine Flügel kamen zum Vorschein. Ich sah bedrohlich aus, was diese abscheuliche Kreatur auch bemerkt hatte. Meine Augen brannten förmlich, während sich mein Beschützerinstinkt einschaltete. Mit einer einzigen fließenden Bewegung stürmte ich nach vorne und Griff an. Das einzige Problem war, mein Gegner hatte wahrscheinlich etwas mehr Erfahrung als ich, war bestimmt doppelt so groß als der Vorherige und war dreimal so stark. Die ersten hiebe verfehlten ihr Ziel. Ich wurde stark im Magen getroffen, ich schwankte, konnte aber aufrecht stehen bleiben. Mein Ziel war der Elektroschocker, der musste weg. Ich schwang mein Bein und traf wie gewollt seine Hand. Das Ding viel in hohem Bogen weg und knallte gegen die Wand, was ich aber leider nicht bemerkte war der Rauch. Dann fing es an zu brennen. Der Rauch stieg mir in die Nase und sofort schrillten meine Alarmglocken. Adrian er musste hier raus. Wie vorher schaffte ich es meinen Gegner in die Knie zu zwingen und ihm mit einem einzigen Hieb den Schädel zu spalten, der Körper löste sich in Rauch auf und auf meinem Oberarm erschien ein geschwungenes J. Ich drehte mich zu Adrian um, um ihn hier raus zu schaffen. Nur leider war er verschwunden. Ich konnte in dem Rauch fast nichts erkennen, aber ich hörte Stimmen. Viele Stimmen. Und dann sah ich ihn. Adrian. Ein Engel mit ausgebreiteten weißen Flügeln, er stand mitten in einem brennenden Raum, umringt von mindestens zehn dieser Geschöpfe. Er sah mich an. Ich konnte seine Jade-Augen erkennen, wie sie mich anflehten zu verschwinden. Aber ich konnte nicht. Ich stürmte nach vorne und überraschte einen der Feinde. Ich töte ihn auf die gleiche weiße wie zuvor bei den anderen zwei. Doch es half nichts es schienen immer mehr zu werden. Gehässig lachten sie. Es war mein eigener, persönlicher Albtraum. Ich kämpfte genauso verbissen wie Adrian. Aber es wurden nicht weniger. Er war auf der Seite des Raumes wo es brannte, ich auf der noch geschützten Seite. Meine Schmerzen waren verschwunden, dass einzige was noch zählte war Adrian. Und dann passierte es: „Clair verschwinde von hier!“ Ich blieb wie angewurzelt stehen. Das konnte nicht sein, dieser Traum konnte nicht wahr werden. „Clair ich flehe dich an verschwinde bring dich in Sicherheit!“ Ich starrte ihn nur an. Das Feuer breitete sich immer weiter aus. Ich konnte fast nicht mehr Atmen, so dicht war der Rauch. „Clair ich bitte dich, ich schaffe das, ich komm zurück zu dir, nur bitte geh jetzt!“ Ich fing an zu weinen. „Clair, ich liebe dich!“, er schrie es. Ich formte mit den Lippen dieselben drei Wörter. Das letzte was ich sah waren seine Augen, die mich anschauten, es lag so viel Liebe darin. Und dann rannte ich.
Später wusste ich nicht mehr genau was passiert war. Das einzige woran ich mich erinnern konnte war das ich den Himmel gesehen habe. Auf einmal war da blauer Himmel. Ich hab stimmen gehört und Krankenwagensirenen. Ich wusste dass mir etwas fehlte. Mein Herz schmerzte so unermesslich. Ich spürte diesen Verlust mehr als alles andere. Die ganze Zeit liefen mir heiße Tränen über das Gesicht. Ich wusste dass ich im Koma lag, denn ich konnte mich nicht rühren. Manche Menschen sollen ja alles mitbekommen was passiert, wenn sie bewusstlos sind. Ich gehörte wohl dazu. Ich hörte die aufgeregte Stimme meiner Mutter und die traurige meines Vaters. Ich musste wohl bei ihnen im Krankenhaus liegen. Ich hörte Apparate piepsen. Jemand wischte mir die Tränen weg. Es war Phil. Ich spürte seinen Kummer. Doch die Tränen liefen weiter und weiter in einem endlosen Fluss.
Als ich aufwachte war es dunkel. Ich hörte wie der Regen gegen die Scheiben prasselte. Ich schaute mich um, ich lag auf der Intensiv-Station. Fast mein ganzer Körper lag unter Verbandszeug. Meine Tränen liefen immer noch. Die Tür wurde geöffnet und eine kleine, dicke Krankenschwester kam herein. Sie hatte ihr Klemmbrett gezückt und wollte gerade meine Werte notieren als sie meine offenen Augen sah. Sie erschrak fürchterlich. Kein Wunder, ich hatte keine Ahnung wie lang ich im Koma lag. Aber das schien sie nicht so erschreckt zu haben. Es waren meine Augen. Es lag kein Leben darin. Sie rannte aus dem Zimmer und kurze Zeit darauf kamen meine Eltern herein. Ihren erleichterten Gesichtern nach zu urteilen, hatten sie nicht mehr damit gerechnet mich Lebend zu sehen. Meiner Mum standen Tränen in den Augen und mein Vater schaute einfach nur wie der Glücklichste Mensch auf Erden. Und meine Tränen flossen weiter.
Später erfuhr ich von Phil dass ich länger als einen Monat im Koma gelegen hatte. Ich hätte die ganze Zeit über geweint, er hat mir oft die Tränen weg gewischt. „Ein altes Ehepaar hat das Feuer in dem Haus bemerkt, sie haben die Feuerwehr gerufen und kurz darauf kam der Krankenwagen. Du bist die einzige die Lebend herausgekommen ist!“ Phils traurige Augen musterten mich. „Air du hast diese ganzen Wochen über geweint, aber man sieht es dir nicht an…was ist passiert?“ Ich schüttelte nur den Kopf, ich wusste es nicht. Ich wusste nur dass mir etwas fehlte.
Ich hörte meine Mutter mit meinem Vater sprechen, ein paar Tagen nach dem ich aufgewacht bin. „Sie hat eine kurzfristige Amnesie, Peter!“ „Ich weiß, aber hast du gesehen wie verstört sie ist? Sie hat die ganzen 50 Tage geweint, man hat es ihren Augen nicht angesehen! Etwas muss darin passiert sein, etwas so schockierendes, dass sie es verdrängt!“ Darauf folgte nichts mehr.
Ich lag da und schaute aus dem Fenster. Eine Schwester wechselte einen Verband. Ich hatte eine tiefe Schnittwunde an der Hüfte. Sie musste genäht werden.
Ein Vogel flog draußen vorbei. Die warme Sonne schien in mein Zimmer, ich konnte sie schmecken.
Eine Gewitterwolke zog von Osten heran, es würde lange regnen.
Glitzernde Nebelschwaden flogen durch das geöffnete Fenster, es wurde Kalt.
„Clair ich bitte dich, ich schaffe das, ich komm zurück zu dir, nur bitte geh jetzt!“ Ich fing an zu weinen. „Clair, ich liebe dich!“
Ich erwachte aus meinem Traum und wusste Alles!
Adrian. Wo war Adrian?
Es hatte gebrannt, er hatte mich angefleht zu verschwinden. Ich war gerannt. Durch das brennende Gebäude hinaus an die frische Luft. Da war eine Explosion, sie hatte mich nach vorne Geschleudert. Er war weg. Ich war die einzige Lebende Person die raus gekommen war. Die Tränen flossen, ich war schuld. Ich hatte diesen Brand verursacht! Ich hatte den Eklektroschocker aus der Hand des Feindes geschlagen, hätte ich es nicht getan, hätte der Raum nicht gebrannt und Adrian wäre jetzt nicht Tod. Ich weinte, ich weinte um Adrian, ich weinte um den Engel der mir genommen wurde, ich weinte um mein Leben, dass nun keinen Sinn mehr ergab. Ich griff mir an den Hals. Meine Brandblasen waren verschwunden, es würden aber Narben bleiben, aber das war nicht das wonach ich suchte. Die Feder. Sie war verschwunden. Ich schaute mich hastig im Zimmer um. Da lag sie. Auf meinem Nachttisch. Und trotz des Qualms, des Feuers und der Hitze, war sie unversehrt.
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Nach drei Wochen Krankenhaus, wurde ich entlassen. Meine Eltern begleiteten mich nach Hause. Mit dem Auto war es nicht weit, bis zu uns. Meine Tränen waren endlich versiegt. Ich fühlte nichts mehr! Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen. Mein Dad hielt vor dem Haus, genau an der Stelle, wo Adrian und ich uns das erste Mal berührt hatten. Ich biss die Zähne zusammen und stieg aus. Das Laufen viel mir noch etwas schwer. Ich musste mich an einer Krücke stützen. Nach Wochen im Krankenhausbett, hatten sich meine Muskeln zurückgebildet. Es hatte sich nichts veränder. Schnee lag in unserem Vorgarten, es war bitterkalt. Aber unser Haus sah genauso aus wie zuvor. Vanillegelb mit grünen Fensterläden. Ich humpelte auf die Haustür zu, meine Eltern und Phil kamen hinter mir her. Phil rannte an mir vorbei und schloss auf. Ich trat ein. Ein großes Willkommen-Schild hing im Flur. Ich erkannte die Handschrift von Phil, er grinste mich an. Ich versuchte fröhlich zu wirken… Meine Eltern hatten einen Kuchen gekauft und Kaffee gemacht. Wir saßen eine Weile am Küchentisch, keiner sagte ein Wort. Ich saß da wo Adrian vor Wochen gesessen hatte mit den Heidelbeer-Pfannkuchen. Seit dem Brand waren jetzt genau 71 Tage vergangen. „Clair?“ Ich schreckte auf. „Willst du uns erzählen was passiert ist?“, ich schüttelte den Kopf und stand auf. Die Polizei hatte mich auch schon befragt, ich hatte ihnen nur dir halbe Wahrheit erzählt, dass ich entführt wurde, wie das mit dem Brand passiert ist und so weiter. Aber die Einzelheiten hatte ich ausgelassen. Es war mir extrem schwergefallen darüber zu sprechen und ich würde es nicht noch einmal tun. Der Weg nach oben in mein Zimmer schien endlos. Ich verschloss die Tür hinter mir und setzte mich aufs Bett. Meine Mutter hatte geputzt und aufgeräumt. Geschenke lagen auf dem Bett. Ich nahm ein rotes in die Hand, es war schwer und fühlte sich nach einem Buch an. Ich riss das Geschenkpapier ab. Es war wirklich ein Buch, eines dass ich mir schon lange gewünscht hatte. „Lucian“ von Isabel Abedi. Eine kleine Karte mit einem Bär war dabei. Ich öffnete sie:
Ich wünsch dir gute Besserung, In Liebe Tante Inge
Ich lächelte und nahm das nächste Geschenk zur Hand, es war blau und von Fabi. Ich öffnete es und Heraus kam ein Herz-Kissen mit der Aufschrift: Alles wird gut! Davon war ich nicht überzeugt. Das letzte war von Clara es war in Lila verpackt. Es war eine kleine Schachtel. Ich öffnete sie ebenfalls und darin lag eine Kette mi zwei Flügeln dran. Sie war wunderschön. Clara wusste es also. Ich legte meine Geschenke auf meinen Nachttisch, dann schaute ich auf mein Handy. Akku leer. Ich gab dem Ding wieder Saft und schaltete es an. Über 25 SMS. Ich wollte sie nicht alle lesen. Es würde sowieso überall das gleiche drin stehen. Heute war der 25. Januar 2010 ein Montag, wir hatten Weihnachten im Krankenhaus verbracht. Ich beschloss morgen in die Schule zu gehen. Meine Freunde würden mich vermissen. Dann legte ich mich mit samt Klamotten ins Bett, die Hand um Adrians Feder geschlossen und schlief ein.
Als mein Dad vor der Schule hielt begann bereits die vierte Stunde. Ich öffnete die Wagentür und wollte gerade aussteigen als mein Vater mich am Arm festhielt. „Clair, du weist du kannst jederzeit mit uns reden, hast du gehört?“ Ich nickte und streifte seinen Arm ab. Ich hatte seit fast 72 Tagen, kein Wort geredet außer mit der Polizei, gegessen hatte ich auch nicht viel. Ich war radikal Abgemagert. Ich schlug die Tür hinter mit zu ohne Tschüss zu sagen und lief auf meine Schule zu. Die Gänge waren so vertraut und gleichzeitig so Fremd. Als ich vor meinem Klassenzimmer stand klopfte mir mein Herz bis zum Hals. Fast rechnete ich damit dass Adrian auf der anderen Seite sitzen würde, rechts hinter mir neben Steve, dem Vampir. Schnell vergewisserte ich mich das ich mein normales Clair-Gesicht hatte und trat ein. Augenblicklich wurde es total still. Alle starrten mich an. Erst jetzt wurde ich mir meiner Leblosen Augen bewusst und den Blutunterlaufenen Ränder darunter, meiner schlanken Gestalt die mehr wie ein Schatten wirkte. Mein Blick glitt zu Adrians Platz hinüber, aber dort saß er nicht. Stattdessen fand ich dort ein neues Gesicht vor, ein schmaler Junge mit lockigem braunem Haar und Brille. Wut stieg in mir auf, war Adrian so leicht zu ersetzten? Langsam humpelte ich mit der Krücke zu meinem Platz. Ich wirkte wirklich wie ein Geist, es war totenstill. Ich setzte mich und holte mein Englisch-Heft heraus. Dann faltete ich die Hände und starrte meine Lehrerin an. Sie verstand anscheinend die lautlose Botschaft. Sie begrüßte mich kurz und fuhr dann mit dem Unterricht fort.
Das war eindeutig Platz drei der schlimmsten Tage meines Lebens. In der Pause ertrug ich die vielen Fragen. Ich beantwortete sie kurz und knapp, über Adrian ließ niemand ein Wort fallen, worüber ich sehr froh war.
Clara und Fabi kümmerten sich in den nächsten Wochen rührend um mich. Sie halfen mir den Schulstoff nachzuholen und weckten langsam wieder meine Lebensgeister. Clara schaffte es sogar mir meine Geheimnisse zu entlocken. Ich erzählte ihr alles über Adrian und mich, das wir Engel waren und wie er gestorben war. Im Gegenzug erzählte mir Clara einiges über sich. „Ich merkte es zum ersten Mal als ich zwölf war. Ich war bei meiner Oma sie las mir aus einem Märchenbuch vor. Es handelte von Elfen. Später wurden meine Ohren spitzer und ich fing an Dinge zu verzaubern. Meine Oma war genauso wie ich. Das Elfen-Gen hatte eine Generation übersprungen, so dass meine Mutter keine Elfe war. Sie lehrte mich wie ich mein Aussehen tarnen konnte, so wie du, nur dass du es dir selbst beigebracht hast, was eine enorme Leistung ist!“ Sie lächelte mich an. Wir saßen hinten auf unserer Veranda in der Sonne. Es war zwar immer noch kalt, aber die ersten Schneeglöckchen und Krokusse kamen langsam zum Vorschein. „Weißt du Clair, meine Oma hat mir gesagt es ist eine riesengroße ehre einen Engel zu treffen. Sie sind die Verbindung zwischen Himmel und Erde und Leben und Tod. Engel sind gesandte Gottes und Beschützer der Welt, sie halten sie im Gleichgewicht. Nur leider gibt es nicht mehr allzu viele, sehr wenige sogar nur. Deswegen geht unsere Welt immer mehr den Bach runter und all das nur wegen diesen Dämonen. Dass sind die wo dich entführt haben, ihr Ziel ist es Die Engel auszulöschen, wir andere Interessieren sie nicht. Ihr seid ihnen Wichtig, denn wenn ihr weg seid, versinkt die Welt im Bösen und genau das wollen sie und jetzt haben sie es wieder geschafft.“, sie trank einen Schluck von ihrem Kräutertee und starrte unseren Apfelbaum an. Später als sie gegangen war, viel der ganze Kummer der vergangenen Wochen wieder auf mich ein. Ich musste raus hier. Ich sagte Phil bescheid das ich spazieren ging und ging dann nach draußen. Ich ließ meine Füße den Weg bestimmen. Ich hatte meine Muskeln durch viel Training mit Fabi wieder regeneriert. Ich konnte wieder beim Sport in der Schule mitmachen und längere Strecken laufen. Ich ließ mir die Februar Sonne ins Gesicht scheinen und lief auf den Wald zu. Ich erkannte die Strecke wieder. Adrian hatte mich hier her geführt und sich mir offenbart. Ich ging durch das feuchte Unterholz. Eine Efeu Wand trennte mich von dem Ort, an dem sich alles geändert hatte. Ich hörte wie die Wolken über mir hinweg zogen. Die glitzernden Luftschwaden flogen an mir vorbei und da spürte ich etwas. Etwas Vertrautes. Etwas das ich zu spüren nicht mehr geglaubt hätte! Ich ließ meine Maske fallen und schob dass Efeu beiseite und dann sah ich ihn.
Er kniete im grünen Graß auf unserer Lichtung wo die Zeit keine Rolle spielte. Er hielt ein Blatt in der Hand und drehte es zwischen den Fingern. Seine schwarzen Haare leuchteten mit seiner Gestalt um die Wette. Die Wunden in mir schlossen sich, meine Gefühle fochten einen inneren Kampf. „Adrian…“, flüsterte ich. Er hob den Kopf und sah mich an. Ein Tränenschleier legte sich über meine tiefblauen Augen. Ich fing an zu leuchten, wie der andere Engel mir gegenüber. Er lächelte mein lächeln, dass was ich so liebte. Er stand auf und kam auf mich zu. Ich konnte mich nicht bewegen. „Bist du es wirklich?“ Meine Stimme war kratzig vom langen Schweigen. „Ja Air, ich bin es wirklich!“ Er nahm meine Hände und legte sie an seine Brust. „Ich bin wieder da, ich bin zurückgekommen!“ Ich fiel auf die Knie, er fiel mit mir. Meine Flügel lagen schlaff auf dem Boden, ich weinte. Er hielt mich im Arm und wiegte mich hin und her. Er streichelte mit seiner weichen Hand über mein Haar. Es war eine so vertraute Bewegung. Ich hob den Kopf und küsste ihn. Und da wusste ich dass er lebte. Er war nicht fort, er war hier, hier bei mir. Er hielt mich so fest im Arm wie er konnte und flüsterte immer wieder, Ich liebe dich. Mein Herz heilte. Wir zwei waren eins. Hier auf dieser Lichtung ohne Zeit. Wir waren Engel. Wir waren Selig.
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Ein Jahr später…
„Achte auf deine Hände!“ Ich zog meine Hände etwas mehr an und schlug weiter auf den Box Sack ein. Meine Arme flogen durch die Luft und hinterließen kleine Dellen im Leder. „Gut Air, ich denke das reicht für heute“, Adrian reichte mir ein Handtuch und ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Seit über einem halben Jahr trainierten wir jeden Tag an meinen Kapmfkünsten. Ich sollte für den Notfall vorbereitet sein, so etwas wie im vergangenen Winter sollte nicht noch mal passieren! Er nahm mich in den Arm und küsste mich auf den Kopf. Wir verließen den Fitnessraum und ich ging in die Frauen Kabine um zu duschen. In den vergangenen Monaten war viel passiert, ich hatte meinen Realschulabschluss gemacht und machte jetzt noch das Abitur. Ich hatte Adrian erzählt wie es kam, dass ich jetzt auch ein Engel war. Er hatte ja ganz am Anfang zu mir gesagt, er müsse mich von etwas befreien. Wir hatten herausgefunden dass es meine Menschliche Hülle war. Er musste mich daraus befreien um meinen Platz an seiner Seite einnehmen zu können. Wir hatten auch herausgefunden das es uns körperlich und seelisch Schmerzte wenn wir zu weit voneinander getrennt wurden. Ich stellte das Wasser an und dachte an den Tag zurück als ich Adrian wieder in die Arme schließen konnte:
„Wie konntest du überleben?“, fragte ich ihn. Wir lagen im warmen Graß, ich hatte meinen Kopf in meine Hand gestützt, damit ich ihn ansehen konnte. „Als du aus dem Raum gerannt bist hat mich ein Dämon von hinten überwältigt. Ich wurde Bewusstlos und als ich aufgewacht bin, war ich im Himmel. Der Schöpfer saß an meinem Bett und sagte mir, meine Zeit sei noch nicht gekommen, ich müsste meine Aufgabe noch zu Ende bringen. Er sagte mir ich dürfte dich nicht allein unserer Bestimmung überlassen, denn sie gebührt uns beiden. Ich musste noch einige Zeit bei ihm bleiben, damit ich wieder zu Kräften kommen konnte, ich wäre schon Früher gegangen, weil ich wusste wie schlecht es dir ging! Aber ich durfte nicht, denn Gottes Wort ist Gesetz!“ Ich fuhr die sanften Linien seines Gesichtes nach, er schloss die Augen und atmete tief ein. „Wie erging es dir?“ Ich musste lachen. „Wie es mir ging? Ich habe Geträumt dass du stirbst, ich habe diesen Raum gesehen, ich habe dich gesehen. Und dieser Traum ist wahr geworden und es machte mich fertig das ich der Auslöser dafür war!“ Er schaute mich mit einem traurigen Blick an. „Aber wieso hast du mir das nie gesagt?“ „Ich wollte es immer, aber es kam immer etwas dazwischen.“ Er zog mich an sich und ich legte meinen Kopf in seine Halsbeuge. „Ich lag 50 Tage im Koma, ich habe immer geweint, ich wusste dass mir etwas fehlte, aber ich erkannte nicht was. Irgendwann fiel mir alles wieder ein. Ich war so schrecklich traurig! Aber du kamst nicht zurück, ich habe nicht verstanden warum Gott einen Engel zu sich holt, ich habe nicht verstanden warum du mich alleingelassen hast!“ Er drückte mich näher an sich und ich war so glücklich! Das war die Nacht in der ich das erste Mal mit Adrian schlief. Es war magisch gewesen, ganz anders als wie man es aus Büchern kannte. Es war die Vereinigung zweier Seelen, die sich gefunden hatten. Die Lichtung war erfüllt gewesen von einem feinen Leuchten. In dieser Nacht erzählte er mir das erste Mal von unserer Bestimmung. Wir waren dazu da die Welt im Gleichgewicht zu halten. Wir sollten den Dämonen Gott Interior vernichten und das Böse aufhalten. In dieser Nacht war ich bereit es mit allem aufzunehmen, solang Adrian bei mir war. In dieser Nacht waren wir wahrlich Selig.
Ich drehte das Wasser ab und trocknete mich ab. An den Armen hielt ich inne. Auf meinem linken Arm waren acht Buchstaben Tätowiert. Es waren die Anfangsbuchstaben, so hatte Adrian mir erklärt, von den Namen der Dämonen. An diesem schrecklichen Tag hatte ich acht Dämonen getötet. Ich zog mich an und packte meine Sachen zusammen. Adrian wartete draußen vor dem Fitnessstudio auf mich. Ich gab ihm einen Kuss auf die Nase und er legte seinen Arm um meine Taille. Es war eisig kalt draußen und ich zog meinen Schal etwas höher. Adrian begleitete mich nachhause. An der Haustür angekommen schlang ich meine Arme um seinen Hals und drückte ihm einen Kuss auf den Mund, er musste kichern, erwiderte aber den Kuss, dann ging ich hinein und schloss die Tür hinter mir.
Ich hatte meinen Eltern nie von Adrian erzählt, denn ich hielt es nie für nötig. Phil war der einzige der wusste, dass er wieder da war. Wie jeden Tag begrüßte er mich stürmisch. Unsere Eltern waren wieder einmal nicht zuhause. Früher ist mir nie aufgefallen das ich von meinen Eltern eigentlich nichts wusste. Ich wusste nur den Geburtstag, auch wie Mum und Dad sich kennengelernt haben, aber die Interessen von ihnen kannte ich nicht. Das machte mich traurig, aber sie waren ja nie Zuhause, doch ich schwor mir sie bald zu fragen. Ich brachte Phil nach dem Abendessen ins Bett. Als ich in mein Zimmer ging lag ein kleiner schwarzer Kieselstein auf meinem Bett. Ich hob ihn auf und runzelte die Stirn. Wieso lag der da? Doch ich verdrängte den Gedanken und legte mich hin. Ich wollte gerade meine Augen schließen da klingelte mein Handy. Ich tastete auf dem Nachttisch herum bis ich es fand und öffnete die Nachricht.
Von: Adrian Handy Am: 16. Dezember 22:45 Uhr
Hey mein Liebling, weiß nicht ob du schon schläfst… Ich wünsche dir eine gute Nacht! Ich liebe dich über alles du bedeutest mir alles mein Herz! <3
Adrian
Ich schmunzelte, wir schrieben uns jeden Abend SMS-en. Ich tippte eine Nachricht zurück:
An: Adrian Handy Am: 16. Dezember 22: 47 Uhr
Hey mein Süßer, nein ich schlaf noch nicht…wie denn auch, ich hab an dich gedacht ;)! Ich liebe dich auch über alles schlaf gut
Clair
Ich schmunzelte und kuschelte mich zurück in meine Kissen. Doch Plötzlich klingelte das Handy wieder. Es rief jemand an, unter Unbekannte Nummer. Ohne bestimmten Grund klopfte mir das Herz bis zum Hals. „ Hallo? “ Atemgeräusche drangen von der anderen Leitung an mein Ohr. “Guten Abend Miss Douglass!” Die Stimme war verzerrt und ich konnte sie nur mit Mühe verstehen. Ich wollte gerade auflegen da sprach die Stimme wieder. „Leg nicht auf, wir haben uns noch gar nicht unterhalten.“ Ich hielt das Telefon wieder an mein Ohr. „Wer sind sie?“ ich horte ein lachen von der anderen Seite, oder zumindest deutete ich es so. „Das tut nichts zur Sache, ich will dir ein Angebot machen, eines das du nicht abschlagen kannst!“ Ich schluckte, mein Herz stolperte in meiner Brust. „Oh arme Clair, hat es dir die Sprache verschlagen? Soll ich dir helfen sie wiederzufinden?“ Kalter Schweiß brach mir aus, ich zitterte. „Was wollen sie?“ Ich hörte ein rauschen in der Leitung. „ Ich will Dich!“ Ok das wurde mir allmählich unheimlich, der Kerl kannte sogar meinen Namen! „Ich habe deinen Freund hier, wie heißt er doch gleich, Adrian?“ „Nein, was wollen sie von ihm?“ Wieder dieses Lachen. „Wenn du freiwillig zu mir kommst, kann er gehen.“ Ich stand auf und Tiergerte im Zimmer rum. „Soll ich dir die Entscheidung etwas leichter machen?“ Ein kurzes knacken in der Leitung war zu hören und dann blieb mir das Herz stehen. „CLAIR, NEIN HÖR NICHT AUF IHN, DU DARFST NICHT…FAL…“ Auf einmal war Adrians Stimme weg. „Nein, sie Dreckskerl, lassen sie ihn frei!“ Ich war so stock Wütend, Tränen brannten mir in den Augen. „Bitte tun sie ihm nichts!“ „So gefällt mir das, ihm wird nichts geschehen, wenn du kommst, ALLEINE, keine Gehilfen, niemand! Verstanden?“ Ich nickte, das konnte er natürlich nicht sehen und bejahte noch mal. „Braves Mädchen, folge der Spur!“ Dann brach die Verbindung ab. Ich hatte keine Zeit zu verlieren. Ich rannte zum Kleiderschrank und holte einen schwarzen Pulli und eine schwarze Hose heraus. Noch im anziehen überlegte ich, was ich mit Phil machen sollte. Wer konnte besser auf einen 9-jährigen Jungen aufpassen? Ein Vampir oder eine Elfe? Ich beschloss ein Vampir. Zum ersten Mal in meinem Leben rief ich Steven an. Er hob ab: „Ja, Steven hier?“ „Hi Steven ich bins, Clair.“ Meine Stimme war kurz vor dem Versagen, weil ich so unter Strom stand. „Oh hi Clair, was ist los, ist was passiert?“ „Du musst heute Nacht auf Phil aufpassen! Bitte tu mir den Gefallen, du schläfst doch nicht!“ „Klar Clair, mach ich gern, aber was ist los?“ „Ich darf es dir nicht sagen, bitte versprich mir das du jetzt gleich zu mir kommst und auf ihn aufpasst, ok?“ „Ok ich bin unterwegs.“ „Danke Steven!“ Ich trennte die Verbindung. Ein letzes Mal schaute ich bei Phil ins Zimmer. Alles war ok. Die Decke hob und senkte sich, unter den Atemzügen von Phil. Ich schloss die Tür hinter mir und ging in mein Zimmer zurück. Ich öffnete das Fenster, entfaltete meine Flügel, die sich der Farbe meines Outfits angepasst hatten, und sprang. Adrian hatte mir in diesem Jahr auch beigebracht zu fliegen. Es war so wunderschön, wenn der Wind dich Liebkoste. Dieses Gefühl von Freiheit unter deinem Körper und die unendliche Weite des Himmels. Es war so aufregend. Wie jedes Mal wenn ich flog, klopfte mein Herz ein paar Takte schneller. Doch dann konzentrierte ich mich auf die Nacht. Ich konnte dank meiner Engels-Fähigkeiten so gut sehen wie bei Tag. Da viel mir ein dunkler Faden in der Luft auf. Er zog sich immer weiter in die Nacht hinaus. Das musste die Spur sein. Ich Atmete noch mal tief durch und verschwand in der Nacht.
Fortsetzung folgt :) ....
Tag der Veröffentlichung: 06.05.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine Liebsten