Cover

Prolog



Ich schaute in ihre braunen Augen und wusste, dass ich keine Angst zu haben brauchte. Sie würde auf mich warten, egal wie lange es dauern würde.
„Ich werde dich finden Vani, ich werde dich hören!“, flüsterte meine beste Freundin. Sie saß neben meinem Krankenbett, ihre müden Augen schauten mich traurig an.
„Ich lebe nun schon so lange, und du hast mich bis jetzt immer gefunden!“ flüsterte ich zurück. Kim stand auf und stütze sich auf ihre Krücken. Sie drückte meine faltige Hand. „81 Jahre Vani, das ist eine sehr lange Zeit, willst du das alles noch einmal machen, noch mal ganz von vorne? Ich kann es jetzt immer noch Rückgängig machen.“ Ich schüttelte leicht den Kopf, mehr erlaubten mir meine Kräfte nicht.
„Ich bleibe bei dir, das müsstest du so langsam mal wissen!“ Sie lächelte.
Ich schloss meine Hand um ihre und lauschte dem monotonem schlagen meines Herzens. Unseres Herzens.
Ich dachte an mein Leben zurück. An meinen Mann, der früh gestorben war. An meine Kinder und Enkelkinder. Ich würde sie vermissen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich vor dir sterbe, weißt du?“ Kim drückte meine Hand ein wenig fester, Tränen glitzerten in ihren Augen. „Und ich hätte nie gedacht, dass es ein Mensch so lange mit mir aushalten kann!“ Ich lächelte. „Mach es gut Kim, wir sehen uns bald wieder!“
Langsam schlief ich ein und ich war mir bewusst, dass ich danach irgendwo anders aufwachen würde. Ich war bereit. Das letzte was ich sah waren Kims Lippen, die ein „Leb wohl“ formten. Dann starb ich mir Mut und Hoffnung im Herzen.

In dem Moment als die Seele den Körper verließ, hörte das Herz auf zu schlagen. Die Seele machte sich auf die Reise. Sie sah ein Licht, doch sie wusste, dass sie dort nicht hin wollte. Also schwebte sie weiter. Sie konnte sich an nichts erinnern, aber sie wollte einen neuen Körper. Sie kam einem Haus immer näher, wie magisch wurde sie davon angezogen. Ein schönes Haus inmitten eines Waldes. Und so ließ es die Seele geschehen. Sie spürte eine Vertrautheit, sie fühlte sich zuhause. Sie wurde in einen winzigen Körper gezogen, viel zu klein für sie. Neun Monate entwickelte sie sich mit ihrem neuen Körper. Und als der erste Herzschlag, im Bauch der Mutter erklang, wurden an einem weit entfernten Ort, ein paar Augen geöffnet, die so lange auf diese Melodie gewartet hatten.

Und als die Seele geboren wurde, schrie sie nicht, wie es andere Kinder taten, denn sie wusste, dass es nichts bringen würde. Das Mädchen schaute ihre neue Familie interessiert an. Und in ihren Augen, lag die Erfahrung eines ganzen Lebens.

Jagd




Ich kam meinem Ziel immer näher, auf leisen Pfoten, schlich ich mich an meine Beute heran. Meine Augen waren fest auf mein Ziel gerichtet. Ich wich einem Stock aus und trockenen Blättern. Die Sonne stand schon tief am Himmel und die ersten Sterne konnte man schon am Himmel sehen.
Ich duckte mich und machte mich bereit für den tödlichen Sprung. Mein Herzschlag wurde schneller und das Adrenalin rauschte mir in den Ohren.
Das Reh schreckte auf und spitzte die Ohren. Hatte ich ein Geräusch gemacht?
Dies war zwar meine erste Jagd, aber ich hatte gelernt mich lautlos zu verhalten, ich hatte auf alle Regeln geachtet.
Das Reh schaute vor mir in den Wald, und da sah ich sie. Diese Eisblauen Augen, die mich anstarrten. Und in dem Moment rannte das Reh los.

Wie erstarrt hockte ich in meinem Versteck und wagte nicht mich zu bewegen. Die Augen starrten mich unverwandt an. Ich spitzte die Ohren, um auch nur das kleinste Geräusch einer Gefahr zu hören, doch da war nichts. Ich konnte keine Gefahr oder der gleichen spüren. Alles war ruhig.
Die blauen Augen bewegten sich und traten aus dem Schatten der Bäume.
Sie war ein Wolf, ein Werwolf um genau zu sein. Sie hatte ein warmes braunes Fell und ihre eisblauen Augen starrten mich voller Liebe und Zuneigung an.
Doch ich hatte diese Wölfin noch nie in meinem Leben gesehen, von ihr ging eine Macht aus, die mir Angst machte. Sie musste schon sehr alt sein!
Langsam ging ich auf sie zu. Meine Nerven waren zum zerreißen gespannt, bedacht setzte ich eine Pfote vor die andere. Mein dunkelgrauer Körper kam zwischen den Blättern hervor. Sie starrte mich immer noch an, hatte sich immer noch nicht bewegt.
Und dann, als ich ein paar Meter vor ihr stand, drehte sie sich um, und rannte in den Wald.

Verdattert blieb ich auf der kleinen Lichtung stehen, die mit grünem Moos und Wildblumen bewachsen war. Ich überlegte nicht lange und rannte hinterher. Ich rannte so schnell wie ich nur konnte. Meine Pfoten donnerten auf den Boden und machten trotzdem kein Geräusch. Mein Herzschlag passte sich meinem Rhythmus an, und ich flog durch die Dämmerung.

Ich rannte bis der Mond hoch am Himmel stand. Die Wölfin hatte ich nicht wieder gesehen. Sie war wie vom Erdboden verschluckt gewesen, nichts hatte darauf hingedeutet das sie jemals da war.
Enttäuscht machte ich mich auf den Heimweg. Meine Eltern würden sich sicherlich schon fragen wo ich war. Ich rannte zurück und als ich am Haus meiner Eltern ankam verwandelte ich mich wieder in einen Menschen. Das Haus stand mitten im Wald. Es war wunderschön, es hatte einen zitronengelben Anstrich und grüne Fensterläden. Es war eines der wenigen Häuser, die verstreut im Wald standen.
Ich holte mir ein T-Shirt und eine Jeans aus dem Schuppen, da ich durch die Wandlung meine Kleider verloren hatte. Ein Wolf mit Jeans sähe ja auch bestimmt stark aus! Ich tapste durch die Feuchten Blätter auf unsere Veranda. Ich wollte gerade die Tür aufmachen, als sich mir die Nackenhaare aufstellten. Ich drehte mich ruckartig um und ich meinte ich hätte im Gebüsch, die eisblauen Augen aufleuchten sehen. Doch als ich blinzelte konnte ich nichts erkennen. Eine kräftige Windböe brachte die Blätter zum rauschen, auch wenn mir nicht kalt war, was an der hohen Körpertemperatur der Wölfe lag, bekam ich eine Gänsehaut. Ich ging ins Haus und verriegelte die Tür hinter mir. Meine Eltern kamen mit sorgenvoller Miene auf mich zugeeilt. Ich versicherte ihnen, dass mit mir alles in Ordnung war. Irgendwann half mein Vater meiner Mutter hinauf ins Schlafzimmer. Meine Mutter war schwer Krank. Sie war von Anfang an dagegen gewesen das ich auf die Jagd ging, obwohl das alle jungen Wölfe machen mussten. Nur war ich eine Ausnahme. Ich war anders als die anderen. Normaler weiße konnten sich die jungen Werwölfe erst ab ihrem 18. Geburtstag verwandeln, ich hingegen war 11. Das machte mich sozusagen zu einer Legende. Die jüngste Wölfin die es durch die Wandlung geschafft hatte.

Ich schaute noch eine Weile hinaus, um zu sehen ob die Wölfin noch einmal auftauen würde. Doch ich hatte mich geirrt. Spät in der Nacht ging ich hoch in mein Zimmer und war mir dabei nicht des Mädchens bewusst, dass im Mondlicht vor unserem Haus stand.


Der Traum




In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich wälzte mich immer wieder im Bett herum und lauschte den Grillen die vor meinem Fenster zirpten, doch diese Nacht konnten sie mich nicht in die erhoffte Traumwelt begleiten.
Immer wieder musste ich an diese Augen denken, sie verfolgten mich, nahmen vollständig meine Gedanken ein.
Diese Wölfin hatte etwas gesucht! Mich? Das konnte ich mir nicht vorstellen.
Doch wieso war sie dann da? Was wollte sie?
Und außerdem hatte sie mich von der Jagd abgehalten. Leichte Wut stieg in mir auf. Ich wollte es meinen Eltern und meiner Familie recht machen, gerade weil wir es nicht einfach hatten.
Es fing schon mit meiner Geburt an. Ich war anders als andere Babys, ich schrie nicht, ich war total ruhig.
Und meiner Mutter hatte das zu schaffen gemacht. Sie hatte sich eine ganz normale Familie gewünscht, und ich hatte es ruiniert.
Und dann wurde sie krank. Selbst die Ärzte wussten nicht was sie hatte, doch ich war mir ziemlich sicher das sie sich dir Krankheit nur einredete.
Ich warf mich auf die andere Seite und starrte mein Lieblingsbild an. Es zeigte zwei Hände die die Finger nacheinander ausstreckten. Ich stellte mir immer vor das das meine Hand war und ich nach der Hand meiner Mutter greifen wollte.
Ich wünschte mir so sehnlichst, das sie mich liebte. Doch sie wollte mich vor allen verstecken, ihr war es peinlich, dass ich anders war. Es zerstörte ihren guten Ruf!
Und mein Vater? Mein Vater war der einzige der mich beachtete, er war stolz auf mich, hoffte ich zumindest.
Ich drückte meinen Teddy fester an mich und schluckte die Tränen hinunter.
Manchmal kam mir mein Leben wie ein einziges Déjà-vu vor. Ich hatte das Gefühl, dass alles schon mal erlebt zu haben.
Die Vorhänge an meinem Fenster blähten sich unter dem Wind auf, der durch das halb offene Fenster kam. Ich schlug die Decke zurück und stand auf. Mein weißes Nachthemd strich um meine Beine.
Der Wind war stärker geworden, in der Ferne sah ich die Blitze über den Himmel zucken. Schnell schloss ich das Fenster.
Gewitter machten mir Angst, das laute grollen des Donners ließ mich jedes Mal zusammenzucken.
Eine Weile blieb ich noch am Fenster stehen und schaute den Rosen zu die sich unter dem kräftigen Wind bogen.
Als das donnern immer näher kam, verkroch ich mich wieder ins Bett und zog die Decke über den Kopf. Ich konzentrierte mich auf das Bild an meiner Wand und merkte kaum wie meine Augen schwerer wurden.
Sanft glitt ich ins Land der Träume.

Ich saß auf einer Parkbank, inmitten eines Waldes. Ich trug mein weißes Nachthemd und hielt eine Tasse heiße Schokolade in der Hand. Neben mir saß ein Mädchen. Sie war ganz in schwarz gekleidet. Ihre langen dunklen Haare verdeckten ihr Gesicht. Sie spielte mit einer Kette die in ihrer Hand lag. Ich beugte mich näher heran um sie besser erkennen zu können. Ob ich damit die Kette oder das Mädchen meinte, wusste ich nicht. In dem Moment drehte sie sich zu mir um.
Ich erkannte diese Augen auf Anhieb, sie waren eisblau.
„Du erkennst mich nicht, oder?“ Ihre Stimme war weich und warm, sie war bestimmt eine gute Sängerin. Ich konnte sie nur anstarren. Ich hatte das Gefühl sie zu kennen und doch wusste ich, dass ich sie noch nie in meinem Leben gesehen hatte.
Ich schüttelte leicht den Kopf und nahm einen Schluck von meiner heißen Schokolade. Sie schmeckte wunderbar, so wie ich sie gern hatte.
„Ich dachte es wäre anders! Ich dachte du würdest mich erkennen!“ Ich hatte keinen Schimmer was sie meinte. Ich schaute sie aus großen Kinderaugen an und wartete, dass sie weiter sprach. Ich liebte ihre Stimme, sie gab mir das Gefühl geborgen und beschützt zu sein.
„Wer bist du?“, fragte ich etwas zittrig.
Da veränderte sich auf einmal die Landschaft um uns herum. Jetzt saß ich auf einem Bett in einem Zimmer, jedoch nicht in meinem und doch löste dieses Zimmer in mir den Wunsch aus, für immer hier zu bleiben. Es war fliederfarben gestrichen und schön eingerichtet. Ein Schreibtisch stand in einer Ecke und Kerzen türmten sich auf einer Kommode. Auf dem Schreibtisch neben mir stand ein Foto. Ich beugte mich vor um die Gesichter genauer erkennen zu können, es waren zwei Mädchen. Doch ich erkannte nur eines, dass mit den eisblauen Augen. Wenn ich das andere Mädchen genauer betrachten wollte, entglitt mir der Blick immer wieder, Ich bekam sie nicht zu fassen.
Das Sie saßen nebeneinander auf einer Bank in einem Park. Sie wirkten glücklich und zufrieden. In den eisblauen Augen des Mädchens, spiegelte sich eine tiefe Liebe wieder, die jenseits meiner Vorstellungskraft lag. Dieses Mädchen wäre jeder Zeit dazu bereit, für das andere sein Leben zu geben.
Ich blickte auf. Das Mädchen hatte sich auf den Schreibtischstuhl gesetzt und strich mit den Fingern über die Tastatur.
„Früher hast du von hier aus das ganze Revier unter Kontrolle gehalten, Entschlüsse bekannt gemacht und Entscheidungen getroffen. Ich war und bin sehr stolz auf dich!“ Ich wusste nicht was sie damit meinte. Was sollte das heißen „früher“?
„Wer bist du?“, fragte ich noch einmal. Sie zögerte.
„Ich bin deine Hoffnung und dein schlimmster Albtraum!“ Super das half mir jetzt auch weiter. Ich drückte meinen Teddy fester an mich, der auf einmal wieder in meinen Armen lag. Ein kalter schauer lief mir über den Rücken.
„Ich kenne diesen Teddy, du hattest den gleichen, vor langer Zeit.“ Ich wusste nicht von was sie sprach, langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Dieser Traum war so real, so unheimlich.
Wieder veränderte sich die Landschaft um mich herum. Jetzt war ich wieder in meinem Zimmer. Das Mädchen stand vor dem Fenster, die Kette baumelte an ihrer Hand. „Memento te mortalem esse sed vim in perpetuum durare.“
Dann wachte ich auf.



Keuchend schreckte ich auf und sah gerade noch ein paar eisblaue Augen, die mich anstarrten, bevor sie verschwanden.


Mein Name ist Keira Riley
Und hier beginnt meine Geschichte.




Verschwunden




Das erste was ich bemerkte, war die Sonne die mir unablässig ins Gesicht schien. Danach kam gleich, der stechende Schmerz meiner Muskeln. Stöhnend warf ich mich auf die andere Seite. Doch leider wurden die Schmerzen dadurch auch nicht besser. Wiederwillig öffnete ich die Augen. Mein Zimmer war ein gleißendes Licht getaucht, ein Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass es schon kurz nach dreizehn Uhr war. Verwundert setzte ich mich auf, normalerweise weckte mein Vater mich immer früh morgens, um zu Trainieren. Wieso hatte er das heute nicht getan?
Wiederwillig schälte ich mich aus meinem warmen Bett und ging nach unten. Niemand war in dem großen Haus zu finden. Es stand keine leere Kaffeetasse auf dem Küchentisch, wie ich es gewohnt war. Selbst die Musik von Mozart fehlte, die meine Mutter so gerne hörte. Es war niemand da!
Es hatte auch niemand eine Nachricht hinterlassen. Ich ging wieder hoch, in das Schlafzimmer meiner Eltern. Die Tür stand einen Spalt weit offen und ich stieß sie auf, doch im Zimmer bot sich mir ein erschreckender Anblick. Das Bett war total zerwühlt und die Schubladen der Nachttische waren aufgerissen und ihr Inhalt im Zimmer verstreut. Die Wand war zerkratzt und auf dem Boden war But.
Mein Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen, bevor es wie wild in meiner Brust klopfte und drohte heraus zu springen. Ich schwankte und krallte mich am Türrahmen fest. Was war hier passiert? „Papa?“ flüsterte ich. „Mama?“
Doch niemand antwortete mir, langsam ging ich in das verwüstete Zimmer. Überall war Blut. Dreckige Fußabdrücke waren überall auf dem Boden. Ich fing an zu Zittern, doch nicht weil mir kalt war, sondern weil ich wütend war. Ich musste mich schwer beherrschen nicht in meine Wolfsgestallt zu wechseln. Tränen stiegen mir in die Augen. Im Zimmer roch es komisch, dieser Duft gehörte hier nicht her. Es roch nach verfaultem Obst. Ich durchsuchte das ganze Zimmer nach irgendwelchen Anzeichen, wer hier gewesen sein könnte, oder was hier geschehen war, konnte aber nichts finden. Keine Spur führte mich auf den rechten Weg.
Ich rannte die Treppe wieder hinunter und schaute unten überall nach. Ich schaute in jedem Zimmer in jedem Winkel, an jedem Ort. Doch ich konnte nichts finden, schließlich als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, sah ich etwas! Etwas glitzerte auf dem Fußboden vor der Eingangstür. Langsam ging ich darauf zu und bückte mich. Es war eine Kette, doch sie kam mir schrecklich bekannt vor! Sie war Silber und an ihr hing ein Mondstein in Tränen-Form.
Und da viel mir alles wieder ein:
Mein Traum. Das Mädchen mit den eisblauen Augen. Sie hielt eine Kette in der Hand, bevor sie durch das Fenster verschwand. Konnte das diese Kette gewesen sein? In meinem Traum konnte ich sie zwar nicht richtig erkennen und doch war ich mir sicher, dass es dieselbe sein musste. Ich wusste es einfach.
Hat dieses Mädchen etwas mit dem verschwinden, meiner Eltern zu tun? Doch das konnte ich mir nicht Vorstellen. Dieses Mädchen hatte auf mich den Eindruck gemacht als wolle es mich beschützen, aber vor was? Und wo waren meine Eltern. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen, ich konnte mich an niemanden wenden. Ich hatte keine Freunde, sie alle mieden mich, weil ich anders war. Der Rest unserer Familie wollte nichts mehr mit uns zu tun haben, weil ich anders war!
Ich hockte mich auf den Boden und fing an zu weinen.
Ich weinte, weil meine Eltern fort waren und ich nicht wusste was mit ihnen geschehen ist.
Ich weinte, weil ich anders war, weil mich keiner wollte.
Ich weinte, um das Mädchen mit den eisblauen Augen, weil ich nicht wusste wer sie war und was sie von mir wollte.
Ich weinte, weil ich ganz allein war.

Als die Sonne schon tief stand, hatte ich mich so weit wieder gefasst, dass ich wieder klar denken konnte. Jetzt musste ich erst mal überlegen, wie es weiter gehen sollte.
Meine Eltern wurden wahrscheinlich Entführt und ich wusste noch nicht mal ob sie am Leben waren. Ich könnte die Polizei alarmieren. Doch diesen Gedanken verwarf ich schnell wieder. Ich war mir ziemlich sicher, dass es sich bei der Entführung um einen Destroyer

handelte. Denn nur sie verbreiteten diesen Geruch nach verfaultem Obst. Sie waren höchst gefährlich und die Erzfeinde der Werwölfe und Vampire, sie gehörten einer ab normalen Sekte an, die ihre Opfer erst Fangen und dann, versuchen alles aus ihnen herauszubekommen. Mit Foltermethoden. Mein Dad hatte sie mir nie näher beschrieben, weil er mir keine Angst einjagen wollte.
Alles Destroyer

dienten Mentor, das Böse oder der Teufel selbst. Destroyer

sind seine Gefolgsleute und Diener.
Und wenn ich so darüber nachdachte, war ich mir ziemlich sicher, dass ich meine Eltern nie wieder sehen würde. Tränen stiegen mir wieder in die Augen, doch ich wischte sie ärgerlich weg.
Plötzlich hörte ich etwas poltern, als ob etwas von hoch oben runterfallen würde. Und es kam aus dem Keller.
Mein Herz fing schneller an zu schlagen, ich wechselte in meine Wolfsgestallt, obwohl sie mir im Falle eines Destroyer

nicht viel helfen würde, weil ich nur ein Welpe war. Mit gespitzten Ohren ging ich hinter die Treppe, wo der Eingang zum Keller lag.
Die Tür stand einen Spalt breit offen.
Mein Atem kam jetzt nur noch stoßweiße, solche Angst hatte ich.
Ich verharrte eine Ewigkeit vor der Tür und lauschte, doch nichts regte sich. Langsam schob ich meine spitze Nase in den Türspalt und stupste sie auf.
Dunkelheit und Staub schlugen mir entgegen und ein tiefes schwarzes Loch tat sich vor mir auf. Ich schluckte und winselte.
Dann streckte ich meine Nase in die Dunkelheit und schnupperte.
Ich konnte keinen Destroyer

riechen, wahrscheinlich war es nur eine Ratte oder sonst ein Getier das sich so in Kellern verirrte.
Doch die Neugier juckte in meinen Pfoten und ich tapste die lange schwarze Holztreppe hinab.
Alles war still. Nichts regte sich. Da meine Augen im Dunkeln nicht die schlechtesten waren, fand ich den Lichtschalter auf Anhieb.
Licht durchflutete den kleinen Raum. Er bestand vollständig aus grauem Stein.
Lange Regale standen rechts und links von mir, auf denen sich alte Kartons und Werkzeug stapelten.
Und als ich mich genauer umschaute, erkannte ich den Übeltäter des Lärms.
Ein Faustgroßer Stein war aus der Mauer gefallen, kurz vor der Decke. Dahinter war es schwarz. Wie kam es das er auf einmal aus der Wand fiel?
Ich ging näher heran um der Sache auf den Grund zu gehen. Die restlichen Steine hatten Risse. Mehr konnte ich aber nicht erkennen, weil es zu weit oben war. Ich wechselte wieder in meine Menschliche gestallt und scherte mich nicht darum, dass ich nichts anhatte. Das Loch war jetzt viel wichtiger. Ich schaute mich nach einem Stuhl oder einer Leiter um, die ich benutzen konnte, um an die Öffnung zu gelangen.
Ich zog eine Kiste unter das Loch, die in einer Ecke lag und stellte mich darauf. Ich war jetzt genau auf Augenhöhe mit der Öffnung. Ich schaute hinein und konnte jedoch nichts erkennen, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass sich etwas dahinter verbarg. Ich hüpfte von der Kiste und rannte die Treppe wieder nach oben in mein Zimmer, dort holte ich eine Taschenlampe von meinem Nachttisch und zog mir noch hastig meinen pinken Morgenmantel an.

Als ich wieder auf der Kiste stand, wagte ich es erst nicht, die Taschenlampe auf das Loch zu richten doch letztendlich siegte meine Negier und ich erschrak.
Hinter dem Loch war ein Hohlraum, groß genug um eine Truhe darin aufzubewahren. Ich konnte nicht erkennen wie groß sie war, da ja nur ein kleiner Stein aus der Wand gefallen war. Langsam fing ich an, ein paar weitere Steine aus der Wand zu lösen, es ging erstaunlich einfach.
Irgendwann war das Loch ein guter Meter groß und vor mir stand eine alte, vertaubte Truhe. Sie war an den Rändern Mit wunderschönem silbernem Metall beschlagen, der Blumenranken und Schnörkel formte. Doch so ein Schloss wie bei dieser Truhe, hatte ich noch nie gesehen. Es war einfach eine Tränenförmige Mulde.
Erst jetzt erkannte ich dir Größe, meines Schatzes. Die Truhe war mindesten einen Meter lang und einen halben Meter breit und hoch.
Ich warf die Taschenlampe auf den Steinboden, wo sie mit lautem scheppern aufkam, doch das interessierte mich nicht. Links und Rechts von der Truhe waren zwei Hebeschlaufen, die ich jetzt packte. Mit einem kräftigen Ruck hob ich die Kiste aus ihrem Versteck und wäre dabei fast nach hinten über gefallen, so schwer war sie. Stöhnend stellte ich sie auf dem Boden ab und betrachtete sie. Sie war voller Staub und ich wischte mit dem Zipfel meines Morgenmantels über den Deckel.
In schnörkeliger Schrift waren zwei Initialen darauf eingraviert.
V. H.


Ich konnte mir nicht Vorstellen wer das war, doch ich wollte unbedingt wissen, was in der Truhe war. Stirnrunzelnd betrachtete ich das Schloss und überlegte heftig was für ein Schlüssel da hineinpassen konnte.
Und plötzlich viel es mir ein, ich fasste mir an den Hals, dort wo die tränenförmige Kette zuvor angelegt hatte.
Ich nahm sie ab und hielt sie vor das Schloss. Sie hatte den gleichen Durchmesser wie das Schloss. Ich steckte sie hinein…und sie passte! Ich drückte zu und mit einem „schnapp“ sprang das Schloss auf.
In der Truhe erbot sich mir ein fantastischer Anblick:
Bücher und Fotoalben waren sorgfältig hineingelegt worden, sowie eine Schmuckkiste und ein Teddybär. Er ähnelte meinem bis aufs Fell. Ich fand noch jede Menge Unterlagen, doch das was meine meiste Aufmerksamkeit auf sich zog, war ein kleines, in blaue Seide eingebundenes Buch. Ich nahm es heraus und strich mit den Fingerspitzen über den Einband. Ich wagte es erst nicht zu öffnen, mir gehörten diese Sachen ja überhaupt nicht und wie waren sie überhaupt in unsere…Kellerwand gekommen?
Doch schließlich öffnete ich das kleine Buch und ich bestaunte die wunderschöne Schrift, mit der es beschrieben war. Dann fing ich an zu lesen:

Tagebuch von Vanessa Margaritha Serafina Harbor

3. Februar 2009

Liebstes Tagebuch,
heute war einer dieser Tage, wo man am liebsten im Bett liegen bleiben will und gar nicht erst auf den Gedanken kommt, aufzustehen!
Heute Morgen war mir noch nicht bewusst, dass der heutige Tag mein Leben von Grund auf verändern würde! Wirklich es ist war! Heute ist ein Wunder passiert…
Meine beste Freundin Kim kam heute auf mich zu und meinte, sie müsse sich dringendst mit mir unterhalten. Manchmal hat sie solche Phasen wo sie über alles reden muss…was mich aber nicht stört. Sie ist ja meine beste Freundin. Doch heute hätte ich sie für ihre Worte am liebten auf den Mond geschossen, oder am besten noch in die Klapse! Das war so ab normal was sie mir da erzählt hat, dass ich es erst nicht glauben wollte!!! Aber gut ich spanne dich nicht länger auf die Folter und erzähle es dir.
Meine beste Freundin Kim Hatherway ist eine Shanu!
Das sagt dir jetzt bestimmt wenig, aber ich will es dir erklären! Sie ist halb Vampir, halb Werwolf und halb Mensch!
Siehst du ich hab doch gesagt das das total verrückt klingt, aber ich vertraue ihr! Sie wurde auf mich geprägt, sie ist meine Wächterin, sie beschützt mich vor allem Übernatürlichen besonders vor diesen Destroyern

!
Ich habe ihr das am Anfang echt nicht geglaubt und hab gedacht sie will mich auf den Arm nehmen… Sie konnte es mir nicht Beweisen, den Grund hat sie mir nicht genannt! Aber ich werde ihr wohl vertrauen müssen.
Aber überleg doch mal Es gibt Vampire, Werwölfe und weiß Gott noch alles! Da ist so Fantastisch, ich frag mich echt was da noch alles auf mich zukommt. Ich mein, ich bin ja nur ein Mensch! Wieso hat sie es mir überhaupt erzählt, Oh mein Gott, ich versteh so vieles noch nicht! Hoffentlich erklärt sie mir bald alles.
Ich muss jetzt versuchen zu Schlafen, ich schreibe morgen Mathe und ich bin darin ja so gut ;)

Vanessa



Mit zitternden Händen klappte ich das Buch wieder zu. Meine Gedanken rasten und mein Herz klopfte so schnell das es weh tat.
„Jemand hat uns verraten!“ flüsterte ich.
Und in dem Moment drehte ich mich um und stand dem Mädchen mit den eisblauen Augen gegenüber.


Geheimnisse


Ich starrte das Mädchen an und erst jetzt wurde mir bewusst, wie schön sie war. Ihre weiche bleiche Haut spannte sich über hohe Wangenknochen, das schwarze, seidige Haar viel ihr glatt über den Rücken. Doch das Erkennungsmerkmal, waren immer noch ihre eisblauen Augen, in denen Sterne gefangen waren.
Ängstlich schaute ich zu ihr hoch und drückte Das Tagebuch fest an meine Brust.
Sie kam einen Schritt auf mich zu, sogleich wich ich einen zurück.
„Du brauchst keine Angst zu haben Keira, ich will dir nichts tun!“, beruhigend hob sie ihre Hände und blieb stehen. Doch ich wich noch weiter zurück, bis ich die große, schwere Truhe an meinen Füßen spüren konnte.
Ich zitterte vor Angst, ich saß in der Falle, schoss es mir durch den Kopf. Hastig schaute ich mich nach einem Ausweg um. Doch es gab nur einen und den versperrte das Mädchen. Sie schaute auf das Tagebuch in meinen Händen und ein rascher Ausdruck von Schmerz glitt über ihre Züge, doch so schnell er gekommen war, so schnell war er auch wieder verschwunden.
Schwer stieß ich die Luft aus, die in einer Nebelwolke aufstieg. Ich hatte nicht bemerkt wie kalt es im Keller geworden war. Eine kleine Träne lief über meine Wange und tropfte vor meine Füße.
Das Mädchen streckte flehend eine Hand nach mir aus, doch ich wich zurück.
„Wer bist du?“ fragte ich. Sie ließ die Hand wieder sinken und trat auf mich zu. Diesmal flüchtete ich nicht. Sie bückte sich und hob ein Fotoalbum aus der Truhe. Sie reichte es mir, „Schau es dir an.“ Ich löste eine Hand von dem Tagebuch und nahm das Fotoalbum. Ich schlug die erste Seite auf.
Für meine beste Freundin

Ich blätterte weiter. Bilder waren dort aufgeklebt und getrocknete Rosenblätter zierten die Seite.
Auf einem Bild war ein Mädchen zu sehen, ich kannte es nicht. Sie saß auf einem Baum der in einem Garten stand. Sie hielt ein Buch in der Hand und lachte in die Kamera. Sie hatte braune kurze Haare und warme braune Augen.
Vanessa 13.Juli 09


Auf dem nächsten war das Mädchen mit den eisblauen Augen zu sehen, sie hielt ein großes Eis in der Hand. Sie schielte hinter dem riesen Berg von Eiskugeln in die Kamera.
Kim 23. August 09


Weiter hinten waren lauter Kinderfotos zu sehen, so wie die Bilder vom Schulabschlussball. Es ging noch weiter. Die beiden Mädchen wurden Erwachsen. Vanessa hielt eine Urkunde in der Hand.
Ausbildungsende 2015


Auf dem nächsten war Kim zu sehen.
Meine Lieblingspsychologin


Es Folgten weitere Fotos, von der ersten gemeinsamen Wohnung, vom ersten Urlaub. Das nächste war ein Hochzeitsfoto in einer wunderschönen Kirche.
Kim & Raul Juni 2022


Es kamen noch mehr Bilder von der Hochzeit, es zeigte die beiden Mädchen und einmal Vanessa mit Raul.
Irgendwann kam ein Bild von Kim wie sie im Krankenhausbett lag und ein Baby in den Armen hielt. Raul beugte sich über sie und gab dem Kind einen Kuss auf die Stirn.
Kim, Raul & Jordan 3. März 2023


Das nächste Bild war wieder ein Hochzeitsfoto, diesmal von Vanessa.
Vanessa & Lukas August 2024


Ich hatte nicht bemerkt wie mir die Tränen über das Gesicht liefen, ich kannte dieses Mädchen nicht und doch fühlte ich ihr Glück in diesem Moment, als wäre es mein eigenes.
Das nächste war ein Bild war ein Familienfoto, an einem Geburtstag.
Katies 4. Geburtstag


Vanessa drückte das kleine Mädchen fest an sich und Lukas hatte eine Hand auf der Schulter seiner Frau liegen. Sie lachten. Kim und Raul standen hinter Katie und hielten Jordan auf dem Arm. Das kleine Mädchen hatte dichte schwarze locken und kluge graue Augen. Jordan hatte die braunen Haare seines Vaters geerbt und die eisblauen Augen seiner Mutter. Es war ein so schönes Bild.
Die Jahre vergingen und auf den Bildern wurden die Kinder immer älter, genauso wie die Eltern. Einmal wurde Kim gezeigt die ihren Doktor-Titel erhielt.
Und auf einem anderen wie Vanessa stolz die Hand eines großen Mannes schüttelte.
Beförderung zur Stellvertretenden Geschäftsleiterin


Auf allen Bildern wirkten die Mädchen glücklich.
Das letzte Bild des Fotoalbums zeigte zwei alte Damen die an einem Tisch saßen und Tee tranken, sie lachten in die Kamera. Auf dem Tisch standen kleine Päckchen die ausgepackt wurden.
75 Jahre beste Freundschaft


Ich betrachtete das Bild noch lange und schlug dann das Album zu. Ich schaute zu dem Mädchen mit den eisblauen Augen hinauf. Die ganze Zeit über hatte sie geschwiegen, ich sah wie ihre Augen sich mit Tränen füllten.
„Das war das Jahr als Vanessa starb.“ Sie lächelte mich an. Erst jetzt viel mir auf das sie viel älter war als ich. Sie war bestimmt schon sechzehn, wenn nicht sogar älter.
„Du bist Kim oder?“ flüstere ich. Einen Moment lang herrschte schweigen.
Dann nickte sie. „Ja ich war und bin Kim. Kim Langdon. Jetzt bin ich es längst nicht mehr. Als Vanessa starb gab ich alles auf. Ich wurde wiedergeboren und hab gewartet. Gewartet bis ich das Herz wieder höre, dass so lange still war.
Ich habe keinen Namen und mein Zuhause ist dort wo meine Füße mich hintragen!“ Sie schaute mich an und kniete sich dann vor mich. „du kannst dich nicht an mich erinnern oder?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein aber ich habe das Gefühl als würde ich dich schon mein Leben lang kennen!“ sagte ich. Sie biss sich auf die Lippen und Tränen rannen über ihre Wange. Keira du bist anders als die anderen Wölfe, dass weißt du. Aber du weißt nicht wie anders du bist.“
Sie betrachtete mich eine Weile und irgendwann zog sie mich an sich und drückte mich fest. Sie vergrub ihr Gesicht in meinen Haaren, ich konnte spüren wie sie zitterte.
„ Meine Vanessa!“ flüsterte sie. Und da begriff ich!

Flucht


Ich lag in ihren Armen und begann zu zittern. Ich entriss mich ihr und ging ein paar Schritte zurück, bis ich die Treppe in meinem Rücken hatte.
„Ich bin nicht Vanessa, du musst mich verwechseln!“
Schmerz spiegelte sich in ihrem Gesicht.
„Ich kann dich nicht verwechseln! Du bist Vanessa, du weißt es nur nicht mehr!“
Plötzlich tauchten neben Kim zwei weitere Gestallten auf. Auf einmal standen sie da. Es waren zwei Männer. Der eine hatte blonde kurze Haare und fast weiße Augen, er war groß und muskulös gebaut und wie Kim, komplett in schwarz gekleidet. Bei seinem Anblick durchlief mich ein schauer der Angst. Der andere Mann war auch ungefähr so groß wie der andere, nur hatte er einen sehnigeren Körperbau und hatte schwarze Haare. Doch seine Augen waren das was mich so faszinierte, ich konnte mich nicht von ihnen losreisen. Sie war so dunkelblau das sie fast schwarz wirkten. Ich hatte nicht gemerkt, wie ich aufgehört hatte zu atmen, noch immer starrte ich ihn an und konnte mich nicht rühren!
Irgendwann bewegte sich Kim auf mich zu und löste mich aus meiner starre. Blitzschnell wechselte ich in meine Wolfsgestallt und rannte dir Treppe hinauf und aus dem Haus heraus. Ich wusste nicht wohin ich rennen sollte, dass alles verwirrte mich so sehr. Ich überließ meinen Pfoten die Kontrolle und flog förmlich über den Boden. Immer tiefer rannte ich in den Wald hinein und immer tiefer versank ich in Gedanken.
Ich durfte Kim nicht vertrauen, sie war eine Shanu. Halb Wolf und Halb Vampir und die Werwölfe hatten sich schon vor langer Zeit mit den Vampiren verfeindet. Und die beiden Männer waren auch Vampire gewesen, ihnen durfte ich auch nicht trauen. Wieder musste ich an den Mann mit den schwarzen Haaren denken und diesen faszinierenden Augen. Kims Augen waren völlig anders, sie strahlten eine Macht und Wissen aus und die des Mannes hatten eine tiefe Intelligenz und Sanftheit.
Ich rannte weiter, die kalte Nachtluft schmerzte in meinen Lungen und langsam war ich erschöpft. Ich empfand eine tiefe Wut auf mich. Für einen Moment hatte ich das Gefühl das ich Kim vertrauen konnte, aber das durfte ich nicht, sonst würde ich damit meine Eltern und meinen Stamm verraten.
Also rannte ich weiter in den dunklen Wald hinein.
Nach einer gefühlten Ewigkeit gaben meine Beine unter mir nach und ich stürzte hat auf den Waldboden. Dort blieb ich liegen. Meine ganzen Muskeln schmerzten, ich war unfähig mich zu bewegen. Nach geraumer Zeit fing es an zu Regnen, einige kalte Tropfen verirrten sich durch das Blätterdach. Ich rollte meinen grauen kleinen Körper zu einer Kugel zusammen und wartete.
Ich wusste nicht auf was ich wartete.
Doch irgendwann wurde es schwarz um mich herum und ich glitt in die warmen Arme der Bewusstlosigkeit.

Das erste, was ich spürte als ich erwachte, war die wohlige Wärme die mich umfing. Das zweite, waren die leisen Stimmen, die sich angeregt Unterhielten.
„Rhia du kannst das doch nicht ernst meinen!“
„Wieso denn nicht? Ich weiß das sie es ist!“ Ich hörte die Stimme des Mädchens und hielt die Augen geschlossen.
„Leute ihr solltet eure Gespräche mal für einen Moment beenden, sie ist aufgewacht.“
Ich wagte es nicht die Augen zu öffnen. „Keira, Liebes, mach bitte die Augen auf!“ Ich kniff sie fester zusammen. „Keira bitte, wir tun dir nichts!“
Diesmal gab ich nach. Ich lag vor einem Feuer das fröhlich vor sich hin prasselte. Dann schaute ich in Kims eisblaue Augen die mich besorgt anstarrten, bei ihr saßen die beiden Männer, die mich ebenfalls anstarrten.
Ich schluckte, dass ganze gefiel mir ganz und garn nicht! Da ich noch immer in meiner Wolfsgestallt war, verwandelte ich mich wieder in das verängstigte, kleine, 11-Jährige Mädchen zurück. Ich zog die Decke fester um mich, die über mir gelegen hatte. „Was wollt ihr von mir?“ Meine Stimme klang nicht so fest wie ich es mir eigentlich erhofft hatte.
„Wir wollen dir nichts tun, wirklich, dass musst du mir glauben!“ Ich meinte so etwas wie Verzweiflung in ihrer Stimme zu hören, doch ich musste mich geirrt haben. Ruhig blieben ihre eisblauen Augen auf mir liegen.
„Rhia brings hinter dich, wir haben nicht ewig Zeit. Mentor wird kein Erbarmen mit ihren Eltern haben und wir müssen sie erst noch finden!“ Erschrocken schaute ich den Mann mit den blonden Haaren an.
Woher weiß er das mit meinen Eltern, was geht hier vor sich?„Sei still James, sie braucht Zeit.“ Kim hatte sich zu James umgedreht und funkelte ihn böse an. Danach war er still.
„Was wollt ihr von mir?“, fragte ich sie noch einmal.
„Wir wollen dir helfen Keira.“ Ich verstand es nicht. „Wieso wollt ihr mir helfen? Ihr kennt mich nicht und außerdem kann ich gut auf mich allein aufpassen! Ich brauch eure Hilfe nicht!“ Ich stand auf und ging ein paar Schritte rückwärts, innerhalb von einer Sekunde stand James hinter mir und hielt mich an den Schultern fest. Ich schrie auf und wand mich gegen seinen festen Griff. Ich versuchte ihn zu beißen und mich in meine Wolfsgestallt zu verwandeln. Doch es ging nicht.
Schließlich gab ich es auf und sank auf die Knie, die Decke fest um meinen Körper geschlungen. Ich funkelte Kim böse an und legte so viel Hass und Zorn in diesen Blick wie ich nur konnte. Langsam liefen mir Tränen des Schmerzes die Wange hinunter. James Griff hatte sich nicht gelöst, im Gegenteil, er war fester geworden. Ich sah den Mann mit den blauen Augen an und sah den traurigen Ausdruck auf seinen Zügen und so etwas…wie Zorn und Eifersucht, doch ich bildete mir darauf nichts ein. Kim hatte die ganze Zeit über geschwiegen und uns Stumm beobachtet.
„Ihr Seit Vampire! Ich kann es riechen. Und Vampiren darf man nicht vertrauen, ihr könnt machen was ihr wollt, ich werde nichts verraten!“, zischte ich.
„Wir wollen dir nichts tun Keira, ich will nur das du mir zuhörst! Ich weiß du bist verwirrt und du hast angst und bist wütend, doch du musst mir zuhören! Bitte.“ Ich hörte auf mich gegen James zu wehren und hielt ganz still, alle Nerven bis zum Zerreisen gespannt.
„Mein Name ist nicht mehr Kim, ich heiße Rhia und James ist mein Bruder und das dort hinten,“ sie deutete auf den Mann mit den schwarzen Haaren, „ ist Jan. Wir sind wie schon gesagt hier um dir zu helfen, deine Eltern wieder zu finden.“
Verdutzt schaute ich sie an. „Wieso solltet ihr mir helfen, ich kenne euch nicht!“
„Ich will nicht, dass du unglücklich bist. Und deine Eltern sind nur der Anfang eines großen Massakers. Du bist die nächste auf seiner Liste. Und wenn sie dich bekommen, hat das apokalyptische Ausmaße, für die Übernatürlichen!“ Ihre Worte ließen mir für einen Augenblick den Atem stocken.
Apokalyptische Ausmaße???
„Das heißt ich kann meinen Eltern nicht mehr helfen?“ Tränen traten wieder in meine Augen und ich wünschte ich hätte meinen Teddy bei mir damit ich ihn drücken konnte. Und wie aus dem nichts stand Jan hinter mir und hielt mir meinen Teddy unter die Nase. Ich schaute ihn eine Weile an und nahm ihm dann den Teddy ab.
„Danke“, flüsterte ich. Er lächelte mich an und ging dann wieder zu seinem Platz hinter dem Feuer.
„Deine Eltern sind tot Keira, ich habe versucht sie zu retten, aber ich kam zu spät, es tut mir wirklich leid.“ Und da war es mit meiner Selbstbeherrschung vorbei, ich fing an zu Schluchzen und Tränen strömten aus meinen Augen. Ich krampfte mich zusammen und drückte meinen Teddy fest an mich. Ich merkte durch das heftige zittern kaum, wie Rhia mich in die Arme schloss. Und es war mir egal, dass ich in den Armen einer Vampirin lag, es war mir alles egal. Lange Zeit war es still an der Feuerstelle mitten im finsteren Wald. Und als die Morgenröte hinter dem Horizont aufstieg, wusste ich, Das sich mein Leben grundlegen verändert hatte!


In dieser Zeit wusste ich noch nicht was mich erwarten würde. Ich wusste nicht das ich Jahrelang auf der Flucht sein würde, gejagt vom Bösen selbst, begleitet von einem guten Freund und meiner zwei Seelengefährten.
Und in dieser Zeit wusste ich noch nicht, dass die schwerste aller Aufgaben und Entscheidungen noch vor mir lag.
Doch das einzige was ich wusste war, dass ich nicht mehr alleine war!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.12.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Beste Freundin, die mich so liebt wie ich bin! I love You

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