Sommer
Brief an meinen imaginären Psychologen
Ich kann mein Leben in ein paar kurzen Sätzen wiedergeben, was eigentlich nicht gut ist oder? Sollte man im Leben nicht immer viel berichten? Ist es denn sonst nichts wert, wenn nichts passiert? Nichts Aufregendes oder Spannendes?
Das wäre doch total Langweilig!!
Ok doch, eigentlich kann ich mehr als ein paar Sätze schreiben.
Aber ok, gut lasst mich mein Leben was ich gerade führe, kurz beschreiben!
Vor ca. drei Monaten bin ich hier her nach Wittenmoor gezogen. Am Anfang war das eine einzige Katastrophe! Bis ich Theo kennenlernte.
Er ist so anders, so erstaunlich.
Und eigentlich verdanke ich ihm es, das ich mich hier so gut eingelebt habe, sonst würde ich jetzt wahrscheinlich in irgendeiner Ecke sitzen und an meinem Stiefel nagen!
Er hat mir viel von Wittenmoor gezeigt, das Rathaus, den Kindergarten, einen Supermarkt (ALDI), die Bibliothek (die für mich Überlebenswichtig ist!!!) und den Eis laden „la Luna“. Der meiner Meinung nach das beste Eis der Welt macht!
Ich weiß jetzt zum Beispiel auch das Wittenmoor ganz genau 277 Einwohner hat, mit uns sind es jetzt 280. Also im Grunde ist es wirklich ein Kaff! Aber ein schönes! Wenn Theo da ist!
Er macht wirklich schon die ersten Anzeichen das er mich mag!!!
Zum Beispiel hat er mich letzte Woche auf ein Eis eingeladen und in der Pause reden wir manchmal miteinander. Und er hat mir neulich erst seine Handynummer gegeben!!! Gott ich war so aufgeregt!
Ich liebe ihn!
Und wer mir das nicht glaubt dem brech ich was!!!
Ich bin mir nämlich auch ziemlich sicher, dass er mich auch liebt!
Ach ja, ich hab mich auch voll gut mit Kai angefreundet, er ist jetzt sowas wie mein bester Freund, natürlich hab ich ihm auch alles über Theo erzählt, selbst Paula weiß nicht so viel wie Kai! Und das will was heißen.
Kai ist echt super, es gefällt ihm zwar nicht das es Theo ist, weil er behauptet, dass er mich nur reinlegen will. Was ich natürlich total abstreite. Manchmal hat er echt einen Sprung in der Schüssel. Theo ist der liebste Mensch der mir je untergekommen ist, der verarscht bestimmt keine Mädchen!!!
Ok so weit habe ich glaub ich alles gesagt. Ach nein, meine Eltern haben jetzt das Café eröffnet es heißt „Le Solaire“.
Und sonst….ich habe mich in meinem neuen Haus gut eingelebt und vermisse meine alten Freunde eigentlich nicht wirklich, die hier sind viel cooler!
Vor allem Theo….! Ok jetzt fang ich schon wieder an, ich kann nur noch an ihn denken. Oh Gott seine Augen sind so wunderschön!!!
Ok Stopp Mori, das reicht jetzt!
-Ein ganz anderer Tag-
Als ich in der Schule ankam war ich total aufgeregt. Ich würde Theo wiedersehen! Darin bestand eigentlich zurzeit mein ganzer Lebensinhalt. An ihn denken, keinen Moment mit ihm vergeuden und nie wieder einen Atemzug ohne ihn machen. Das hört sich bestimmt total verrückt an, aber ich war mir noch nie so sicher einen Jungen so sehr zu lieben wie Theo!
Paula meinte schon, ich wäre süchtig nach ihm, was natürlich völliger Quatsch ist!
Natürlich schaute ich mich auf dem Pausenhof gleich nach Theo um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Etwas geknickt ging ich in mein Klassenzimmer. Miriam wartete an der Tür auf mich. „Hey Mori, alles klar?“ Wir umarmten uns und gingen zusammen hinein. „Naja es geht so, ich hab Theo heute noch nicht gesehen.“ Sie schaute mich mitfühlend an.
„Weißt du, so wie du von Theo redest könnte man meinen du seist seine Freundin!“
„Wow Miri Respekt, stell dir vor darauf will ich hinaus.“
Wir lachten und ich ging an meinen Tisch und hielt in der Bewegung inne.
Und in diesem Moment sollte sich mein Leben für immer verändern
Auf meinem Tisch lag eine kleine rote Erdbeere. Ich wusste nicht warum sie mein Herz schneller schlagen ließ. Bestimmt hatte sie nur jemand hier hingelegt. Aber etwas ließ mich an der Sache stutzen. Ich blickte mich um. Niemand in der Klasse aß eine Erdbeere oder hatte eine in der Hand.
„Hey Paula, weißt du wem die Erdbeere gehört?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Iss sie doch einfach, bevor ich es mach!“
Sie grinste und nahm das Gespräch mit Daniel wieder auf, in dem ich sie unterbrochen hatte. Ich nahm die Beere in den Mund und biss hinein. Sie schmeckte wunderbar süß und saftig. Eine wirklich gute Erdbeere.
Ich hakte die ganze Situation als einen Zufall ab und setze mich hin.
Oder vielleicht hat Theo sie mir hingelegt um mir eine Freude zu machen und um mir zu zeigen das er mich auch liebt!?
Ok, jetzt dachte ich ja schon wieder an ihn.
Es läutete und alle setzten sich hin. Seit ich in die neue Klasse gekommen bin, hatten wir eine neue Sitzordnung gemacht, mittlerweile saß Kai, mein bester Freund, neben mir. Er war echt toll und immer wenn ich ihn anschaute wurde mir warm ums Herz, was ich aber eigentlich nicht wahrnahm und als unwichtig abhakte.
Frau Heide kam pfeifend ins Klassenzimmer geschlendert.
Kai stupste mich von der Seite an und schob mir einen Zettel unters Heft.
Ich faltete ihn unauffällig auseinander und las.
Hey Mori, hast du gut geschlafen?
Hm, das war typisch Kai, er sorgte sich immer um mein Wohlbefinden, aber deshalb mochte ich ihn so, er schien mich wahrzunehmen. Ich schrieb zurück.
Klar hab ich gut geschlafen, hab an Theo gedacht :) und du?
Ich schob den Zettel zurück und versuchte dem Englischunterricht zu folgen. Wieder stupste es von der Seite.
Hörst du eigentlich auch mal auf an ihn zu denken und lässt mal Platz für andere? ;)
Ich verdrehte in gespeilter Ironie die Augen.
Sollte ich denn an jemand anders denken???
Mein Gott, er konnte es wirklich nicht lassen. Ich glaub er mag Theo wirklich nicht.
Hm, vielleicht gibt es ja noch andere die zumindest eine Chance verdient hätten!?
Schrieb er zurück. Andere? Für mich gab es nur Theo! Keinen Anderen, und den würde es auch niemals geben!
Nein für mich gibt es keinen Anderen Kai! Nur Theo. Ich liebe ihn!
Ich schaute wieder nach vorne. Ich spürte förmlich wie Kai sich verspannte als er meine Nachricht las. Mein Gott, der hat Probleme!!
Für den Rest der Stunde schrieb Kai nichts mehr. Ich hatte keine Ahnung was für eine Laus ihm über die Leber gelaufen war, aber er würde sich sicher wider beruhigen.
In der Pause kam Theo zu mir, sofort fing mein Herz an schneller zu schlagen.
„Hey Morija, sollen wir nach der Schule was zusammen machen? Wir können einen Film bei mir anschauen oder so?“ Oh Gott, er wollte sich mit mir treffen! Klar hatten wir uns schon früher getroffen, aber da war bis jetzt immer noch jemand dabei gewesen. Oh Gott, oh Gott, oh Gott, bitte lass mich jetzt nicht ohnmächtig werden!!!
„Ja klasse, hört sich gut an.“
„Cool dann hol ich dich gegen sechs ab?“
Ich nickte. „Ok dann bis heute Abend.“
„Ok bis heute Abend.“
Er drehte sich um und schlenderte auf das Hauptgebäude zu. Ok jetzt durfte ich Ohnmächtig
werden.
Aber ich konnte mich nicht mal bewegen, geschweige denn Atmen.
Paula schnippte mir ein paar Mal vor dem Gesicht rum, bis ich wieder einen einigermaßen anständigen Gedanken zusammenbrachte.
„OH MEIN GOTT!! Paula ich treff mich nach der Schule mit ihm, bei ihm zuhause. Alleine. Nur wir zwei. Und ein Film. Oh Gott ich bin so aufgeregt. Was soll ich bloß anziehen? Was schickes oder doch was sportliches oder einfach nur bequem oder…“
„MORI! Klappe halten ja?“
Paula schaute mich genervt an.
„Sei einfach so natürlich wie möglich ja?“
Ich nickte heftig mit dem Kopf, weil ich meiner Stimme im Moment nicht vertraute.
Fröhlich hüpfte ich hinter Paula zurück ins Klassenzimmer.
Endlich hatte ich es geschafft.
Theo Mason, der heißeste Junge der Schule, interessierte sich für mich!
-Verflucht sei mein Kleiderschrank!-
So aufgeregt war ich noch nie in meinem Leben. In Unterwäsche stand ich vor meinem großen Kleiderschrank der bis oben hin vollgestopft war mit Klamotten. Und ich konnte mich nicht entscheiden. Irgendjemand musste mir helfen! Verflucht sei mein Kleiderschrank!
Ich fischte mein Handy aus meiner Tasche und wählte Paulas Nummer, da ging aber leider nur die Mailbox ran und ich hinterließ eine Nachricht für sie, sie solle mich doch so schnell wie möglich zurückrufen. Dann probierte ich es bei Miriam, die war aber nicht zuhause. Als letztes probierte ich es bei Kai. Er war schließlich ein Junge, und Jungs mussten doch wissen was andere Jungs toll fanden!
„Ja Kai hier?“
„Hi Kai ich bins, Mori.“
„Ah hi Mori, was gibt’s?“
„Ich hab ein Problem, ich weiß nicht was ich zu meinem Dait mit Theo anziehen soll. Und du bist doch ein Junge und ich dachte…“
„Du dachtest ich wüsste was Theo gefällt?“
„Jap.“
„Mori ich weiß nicht, eigentlich hatte ich heute etwas anderes…“
„Bitteeeeeeeeeeee!!! Rette mir das Leben Kai!“
„Mori, komm mir bitte nicht auf die Tour!“
„Bitte Kai!!“
Von der anderen Leitung kam ein tiefes Seufzen.
„Ja ok ich bin in vier Minuten bei dir.“
„Danke Kai, du bist ein Schatz!“
„Na hoffentlich, bis gleich.“
„Bis gleich“
Ich trennte die Verbindung und zog mir hastig etwas über. Kai sollte mich ja nicht unbedingt in Unterwäsche sehen. Ich schaute auf die Uhr. Wir hatten genau drei Stunden Zeit mich herzurichten. Das sollte reichen!
Genau vier Minuten später klingelte es an der Tür. Ich rannte die Treppe hinunter um Kai auf zu machen.
„Also, und ich soll dir helfen? Das wird aber ganz schön schwierig, das ich
nämlich mal ein Modemagazin lese passiert nur alle Schaltjahre.“
Wir lachten und gingen die Treppe wieder hoch.
„Also da ist mein Kleiderschrank da ist die Uhr, wir haben drei Stunden, lass es uns angehen.“
Mit neugewonnenem Enthusiasmus zog ich ein paar Kleidungsstücke aus dem Schrank und warf sie Kai zu, der sie dann in die drei Kategorien: „Sportlicher-Landstreicher“, „Büro-Hofgaukler“ und „Primaballerina“ einteilte.
Wir hatten viel Spaß und irgendwann entstand aus dem ganzen eine Kleiderschlacht. Der ganze Inhalt meines Kleiderschrankes lag im Zimmer verstreut, meine Mum würde die Grieße kriegen!
Dann endlich hatten wir es geschafft. Ich trug ein luftiges weißes Sommerkleid mit Spagettiträgern und Spitze am Saum und Ausschnitt. Dazu hatte ich weiße Ballerinas angezogen. Meine Roten langen Haare fielen mir in wilden Locken über den Rücken. Leichter roter Lippenstift und Wimperntusche rundeten das alles etwas auf. Dazu trug ich zwei kleine Ohrringe. Ich sah gut aus. Wirklich gut! Meine grünen Augen stachen richtig hervor und meine Sommersprossen gaben mir einen fröhlichen und verspielten Ausdruck.
Ich drehte mich einmal vor dem Spiegel und war zufrieden mit meinem Outfit.
„Was meinst du, kann ich so gehen?“
Kai schaute mich lange an, für einen kurzen Augenblick glaubte ich so etwas Ähnliches wie Schmerz in seinem Blick zu entdecken, aber so schnell wie er gekommen war, war es auch wieder weg.
„Du siehst toll aus Mori, sehr natürlich und nicht Übertrieben. Du bist wunderschön.“
Der letzte Satz kam etwas zögerlich, doch das bemerkte ich bei meiner Aufregung gar nicht.
Ich schaute auf die Uhr.
„Oh Gott Theo kann jeden Moment kommen, jetzt aber raus hier Kai.“
Ich bugsierte ihn die Treppe nach unten durch die Haustür. An der Tür hielt ich kurz inne und gab ihm dann einen Kuss auf die Wange.
„Danke Kai du hast mir wirklich sehr geholfen!“
Er lief rot an und drehte schnell den Kopf zur Seite.
„Kein Problem, das mach ich doch gerne.“ Er drehte sich um und das letzte was ich sah, war wie er mit hängendem Kopf hinter der nächsten Biegung verschwand.
-Verletzt mein nicht-
Ungeduldig schaute ich immer wieder auf die Uhr. Es war schon zehn nach sechs.
Bestimmt wurde er nur aufgehalten oder er ist genauso aufgeregt wie ich und traut sich nicht zu kommen!?
Doch als eine halbe Stunde vergangen war, verwarf ich diesen Gedanken wieder. Vielleicht ist etwas passiert?
Doch als dann sieben Uhr war, war ich mir sicher, dass er mich versetzt hatte. Leise kullerten mir zwei Tränen über die Wange, ärgerlich wischte ich sie weg. Er hatte mir nicht mal Angerufen oder eine Sms geschickt. Ich war so sauer, wie konnte mich der Junge meiner Träume einfach so versetzten?
Wütend rannte ich die Treppe zu meinem Zimmer wieder hoch. Ich hatte die ganze Zeit auf dem Treppenabsatz gesessen. Ich schlug die Tür hinter mir zu, zum Glück waren meine Eltern nicht da, das Café schloss erst um neun. Ich warf mich auf mein Bett und schluchzte drauf los. Vielleicht gab es ja wirklich einen Grund warum er nicht gekommen ist?!
Doch später sollte sich herausstellen, dass er wirklich einen Grund hatte, doch davon sollte ich nichts wissen!
Plötzlich kamen alte Erinnerungen von meinen alten Freunden hoch. Billie und Theresa wie sie mir zu meinem Geburtstag einen großen weißen Teddybären schenkten und Jana, der ich immer Geld geliehen hatte, weil sie ihres immer vergessen hatte, um sich etwas zu Essen zu holen. Ich erinnerte mich an Gabriel, meinen ersten festen Freund und an Fleur, meine damals beste Freundin. An die Hühner, die Zicken unserer Klasse. Und erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr ich sie alle versetzt
hatte. Ich hatte mich kein einziges Mal bei ihnen gemeldet oder einen Karte geschrieben, wie ich es versprochen hatte!
Das hebte meine Stimmung nicht wirklich, ich war nicht besser als Theo, ich hatte auch die Menschen verletzt die mich liebten und mochten.
Mittlerweile war ich nur noch ein Häufchen Elend. Ich tastete auf dem Nachttisch nach meinem Handy und suchte Fleurs Nummer. Ich musste ihre Stimme hören, wollte wissen wie es ihr geht. Es tutete.
„Fleur Kaufmann?“
Ich holte tief Luft. Hoffentlich hörte sich meine Stimme nicht ganz so schrecklich an. Oh Gott, was sollte ich ihr bloß erzählen, wie sollte ich ihr das alles überhaupt erklären. Sie war bestimmt schrecklich wütend auf mich.
„Hallo? Wer ist da?“
Ok jetzt oder nie. Gott, jetzt hatte ich schon Angst mit meiner besten Freundin zu reden.
„Hi Fleur, ich bins Mori.“
Ok meine Stimme hörte sich an wie Erstickt und sie Zitterte.
„Oh mein Gott Mori? Was ist passiert? Geht es dir gut?“
Und da fing ich noch mal an zu heulen. Sie hörte sich nicht böse an oder verletzt, sie sorgte sich um mich, wie sie es immer getan hatte.
„Oh Fleur es tut mir so leid, dass ich mich nicht gemeldet habe!“
„He Mori, jetzt beruhig dich erst mal, es ist doch irgendwas passiert oder?“
Und da erzählte ich ihr alles, warum ich mich nicht gemeldet hatte, von Theo und das er mich versetzt hatte. Sie unterbrach mich kein einziges Mal, sie hörte einfach nur zu. Ich berichtete ihr von der kleinen Erdbeere auf meinem Tisch und von Kai.
„Mori, das tut mir alles so schrecklich leid, ich kann verstehen warum du dich nicht gemeldet hast, ich kann es verstehen! Jetzt versuch dich erst mal zu beruhigen und dann sprich morgen mal mit diesem Theo.“
„Ja ok mach ich, ich geh jetzt schlafen, danke Fleur, das du mir nicht böse bist!“
„Nein Mori, du bist doch meine beste Freundin!“
„Danke Fleur, ich melde mich, diesmal wirklich.“
Wir lachten, es tat gut wieder mit ihr zu lachen. Es war wieder so unbeschwert wie früher, obwohl wir so weit voneinander getrennt waren.
„Ich hab dich lieb Fleur, sag den anderen einen Gruß und drück sie von mir.“
„Klar mach ich, ich hab dich auch lieb, Schlaf gut, dass wird scon wieder!“
Sie legte auf. Ich schaute an die Decke. Mein Kopf war wie leergefegt. Irgendwann hörte ich wie die Haustür ins Schloss viel, meine Eltern waren zuhause. Denen musste ich das auch noch alles erklären, normaler weiße hätte ich heute Abend Schicht gehabt. Sie waren bestimmt sauer auf mich. Unser Café lief gut und sie konnten jede Hilfe gebrauchen!
Ich stand auf und öffnete das Fenster. Es war schon dunkel, aber es war eine klare Nacht. Der Himmel war übersät von Sternen und die warme Sommerluft blies mir ins Gesicht.
Ich weiß nicht wie lange ich da stand, denn auf einmal sah ich wie die Sonne aufging.
Ich hatte überhaupt nicht geschlafen. Ich schaute auf die Uhr, fünf Uhr morgens. In drei Stunden würde die Schule anfangen, ich beschloss bis dahin noch etwas zu schlafen.
Aber das einzige was ich schaffte war, dass mir wieder eine Träne über die Wange und auf das Kissen tropfte.
-Alles ist anders-
Ich war viel zu spät! Ich rannte die Treppe hinunter und stürze aus der Tür. Ich war total Übermüdet. Meine Augenringe waren schon lila und ich hatte noch immer das Kleid von Gestern an.
Als ich in der Schule ankam, begann gerade die Dritte Stunde, zu meinem Pech kam noch dazu das der Lehrer schon da war.
Ich stolperte ins Klassenzimmer. Ich sah bestimmt schrecklich aus, aber das war mir im Moment so was von egal!
„Entschuldigen sie bitte Herr Kaustus, ich habe verschlafen!“
„Ja Morija das sehe ich, setzt dich bitte hin.“
Ich ging zu meinem Platz und mir stockte der Atem. Nicht weil Kai mich total erschrocken ansah sondern weil wieder eine kleine Rote Erdbeere auf meinem Tisch lag.
„Oh Gott Morija, was ist passiert?“
Kai war total aus dem Häuschen. Ich schüttelte nur den Kopf und setze mich. Die Erdbeere schob ich an die Tischkante.
Ich weiß bis heute nicht, wie ich die zwei Stunden Mathe überlebte. Aber als es zur Pause klingelte ging ich ohne ein Wort hinaus. Ich musste Theo finden und ihn zur Rede stellen.
Ich sah ihn mit seinen Kumpels neben der großen Eiche stehen. Aus einem reinem Instinkt heraus, schlich ich mich an sie heran und versteckte mich hinter dem Baum.
Von hier aus konnte ich hören was sie sagten.
„Die kleine ist so dumm Jungs. Echt ey!“
„Hast sie einfach sitzen lassen, ich fass es nich!“
Sie lachten.
„Die ist so verschossen in mich, die hat gar nicht gemerkt, dass ich sie ausgenutzt hab!“
Wieder Gelächter. Mein Herz krampfte sich zusammen und Tränen liefen mir aus den Augen. Ich erinnerte mich. Ich hatte Theo Gutscheine für unser Café gegeben.
„Man die kleine bedeutet mir gar nichts!“
Das kam von Theo und da brach für mich die Welt zusammen. Ich fing an zu schluchzen.
Ich merkte nur am Rande meines Schmerzes wie Kai sich zu mir an den Boden kniete und mich in den Arm nahm. Er drückte mich fest an sich. Sein Herz schlug ganz ruhig in seiner Brust. Ich klammerte mich an das gleichmäßige schlagen. Ich bekam auch nur halbwegs mit wie Kai sich mit Theo stritt. Wahrscheinlich hatte er mein schluchzen gehört. Aber das war mir egal. Mein Traumprinz war für mich gestorben.
„Verschwinde Theo, du hast genug angerichtet!“ Hörte ich Kai sagen. Ich klammerte mich noch fester an ihn und er zog mich noch fester an sich.
Und so saßen wir da. Kais T-Shirt war nass von meinen Tränen. Aber das machte ihm nichts aus. Irgendwann stand er mit mir auf und er brachte mich nach Hause.
Und als er mich auf mein Bett legte und mich zudeckte und mich auf die Stirn küsste, wusste ich nicht was ich glauben sollte.
Das letzt was ich spürte, bevor ich einschlief, war wie sich seine Hand um meine schloss und fest drückte.
Tag der Veröffentlichung: 15.11.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle die Erdbeeren lieben!