1.
Ein kleiner Bär saß in seinem Hochstuhl und wartete darauf, dass ihm sein Grießbrei serviert wird. Sein rechter Daumen steckte im Maul und mit seinen kleinen braunen Augen verfolgte er aufmerksam seine Betreuerin, an der er hing. Das Paar, das zukünftig seine Eltern sein sollten, mochte er nicht, denn deren Stimmen waren schrill und ein ungeduldiger Unterton in der Stimme, wenn sie mit ihm redeten. Ihn versorgen und mit ihm spielen, war nicht angesagt. Wenn er etwas sagen wollte, wurde es von ihnen verboten. Zum Glück, so der kleine Bär, waren sie selten daheim, da sie arbeiteten. Dann gab es noch die Luise, mit der er gut schmusen konnte und Amadeus, der ihn mal in die Luft warf und wieder auffing. Die beiden wollte er als Mama und Papa haben.
„Benjamin“, sagte Ute mit sanfter aber bestimmender Stimme, „nimm den Daumen aus dem Maul, der Brei ist fertig.“
Sofort lag die kleine Tatze auf dem kleinen Tisch und er strahlte Ute an.
Ute, als Betreuerin von Jungbären unterwegs, stellte den Breiteller auf den kleinen Tisch, der am Hochstuhl befestigt war, und setzte sich. Auf dem Grießbrei lagen gedämpfte Apfelschnitze mit Rosinen und darüber Zimtzucker.
"Hunger“, brummte Benjamin und riss sein kleines Maul auf.
Ute lachte ihn freundlich an, wischte mit einem feuchten Waschlappen seine Tatzen ab und fütterte ihn.
Seit ihrer Ankunft kümmerte sie sich um den kleinen Bären. Eigentlich sollte dies Melissa tun, aber die überließ es Ute. Ute dachte sich ihren Teil und traf eine Entscheidung, die sie am diesem Tage durchführte. Schneller als gedacht war der Teller leer und auch der bekömmliche Jungbärenkräutertee in der Bechertasse war ausgetrunken.
Benjamin war satt und zufrieden. Schaute zu, wie Ute das benutzte Geschirr in die Spüle tat und abwusch. Er wurde müde und die Augen fielen ihm. Ute sah es und wurde ins provisorische Kinderzimmer gebracht. Sie legte ihn in sein Reisebettchen. Das Bärophon klingelte, sie eilte nicht in die Diele, sondern versorgte erst einmal Benjamin. Sie schloss die Zimmertür und betrat die Diele. Erneut klingelte das Bärophon und der Anrufbeantworter sprang an. Ute lauschte der Mitteilung von Mark Bärenmeier, der ihr mitteilte, dass sie vermutlich erst am späten Abend nach Hause kämen.
Ute lächelte und überlegte, so ging es seit 6 Wochen. Ihr war klar, dabei holte sie ihre Portion Fischstäbchen aus der Backröhre, pellte die zwei Kartoffeln, dazu gab es Remouladensoße, dieses Paar war für Benjamin nicht geeignet. Das war ihr jetzt klar geworden, dafür das Nachbarpaar, das in einem Wohnmobil, auch Bäromobil genannt, lebte. Sie nutzte die Zeit, in der Benjamin schlief, die wenigen Sachen von sich und Benjamin einzupacken. Zwischendurch sah sie ihn mit einem liebevollen Blick an und packte die restlichen Sachen ein. Sanft strich sie ihm über den Kopf und verließ das Zimmer, in dem sie auch schlief, als sie Luise rufen hörte. Die Zimmertür blieb stets einen Spalt offen, damit sie Benjamin hören konnte, wenn er nach ihr rief. Am Reisebett gab es eine Klappe, stets offen, durch die Benjamin hinaus klettern konnte, wenn er es wollte.
Draußen war es warm und daher stand die Terrassentür offen. Die Sonne schien, die hin und wieder von Wolken bedeckt wurde. Ein sanfter Wind ließ die zarten Gardinen wehen und kühlte das Wohnzimmer.
Über den Rasen kam Luise und wollte nach ihrem kleinen Liebling sehen. Sie und Amadeus waren hergekommen, um endlich einen Jungbären zu bekommen, der für immer bei ihnen bleiben konnte. Leider erhielten sie bislang Ablehnungen. Sie hatten einen Hinweis von der Hauptadoptionsbehörde erhalten, doch ins Bundesland Bärenlandia, in den Hauptort Landia, zu fahren. Dort gäbe es genügend adoptionswillige Bären. Bei einem Spaziergang lernten sie Mark und Melissa kennen, die sie einluden, auf ihrem Grundstück ihr Wohnmobil aufzustellen. Amadeus sollte sich dafür um den Garten kümmern, was Amadeus auch gern tat. Im Gegenzug würde Melissa und ihr Mann Mark ihnen helfen, einen Bären zu adoptieren. Wenn es klappt, so Mark, müsse Amadeus ihnen eine Gebühr zahlen. Amadeus sprach mit Luise und ging auf dieses unmoralische und ungesetzliche Angebot nicht ein.
Freudig sah sie, die Terrassentür stand offen. Sie rief: „Ute. Wo bist du?“
„Moment, ich komme, Luise“, erwiderte Ute, die noch in der Küche war.
„In Ordnung.“ Luise nahm auf dem bequemen Ledersofa platz.
Sie brauchte nicht lange zu warten, bis Ute auftauchte und sie begrüßte.
„Die Zeit für Benjamin und mich ist abgelaufen“, kam es von Ute.
„Wie meinst du das?“
„Ich kam vor sechs Wochen mit Benjamin. Eigentlich sollte ich vier Wochen bleiben. Es wurde bei
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Anna-Luise
Bildmaterialien: Anna-Luise
Tag der Veröffentlichung: 15.03.2012
ISBN: 978-3-7438-0821-8
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