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Vorwort


In grauer Vorzeit, in einer anderen Dimension, existierte ein Planet, auf dem Titanen und das, was wir heute als Götter kennen, als ein Volk lebten, wobei die Titanen den Kern der Oberschicht bildeten. Wie in jeder Gesellschaft kam es irgendwann zu Konflikten zwischen herrschender und nicht herrschender Schicht. Die Oberschicht nahm sich immer mehr Privilegien heraus, die zu Lasten der Unterschichten gingen und so kam es, wie es kommen musste, die Unterschicht begehrte auf. Örtlich voneinander getrennt bildeten sich mehrere Widerstandszellen, die uns heute als die verschiedenen Göttergeschlechter bekannt sind. Nach und nach wurden die Titanen und ihre Anhänger zurückgedrängt und in eine unwirtliche Gegend des Planeten verbannt.
Lange Zeit herrschte offenbar Frieden, doch im Hintergrund schmiedeten die Titanen Rachepläne.
Mittlerweile war aber auch die neue Oberschicht korrumpiert. Als die Titanen ihre Pläne ausführten und massiv angriffen, konnten die Regierungstruppen nur schwer Widerstand leisten. Das führte zu heftigen Debatten in der Regierung, die Hardliner wollten mit allen Mitteln weiter kämpfen, während die pragmatischere Strömung für Friedensverhandlungen eintrat. Leider bildeten diejenigen, die bis zum Ende kämpfen wollten, eine erdrückende Mehrheit.
In Vorahnung des unvermeidbaren Endes begann die Minderheit, alles für eine Evakuierung des Planeten vorzubereiten. Eine Flucht ins Weltall kam nicht in Frage, da die Titanen diesen Bereich bereits kontrollierten. Also entschlossen sie sich, die Dimension zu wechseln. Ihre Wahl fiel auf unsere, weil sie innerhalb der Dimensionen, die sie erreichen konnten, ihrer eigenen am ähnlichsten war. Allerdings wurden ihre Kräfte auf Grund der anderen physikalischen Gesetze etwas eingeschränkt.
Leider wurden die Evakuierungspläne verraten und die Abtrünnigen als Verräter verfolgt. Man beschleunigte die Evakuierung. Der Kanal in die andere Dimension war ununterbrochen offen, trotzdem konnten nicht mehr alle ihre Dimension verlassen. Die Verfolger kamen immer näher.
Bevor die letzten Polis durch das Portal eilten, die Verfolger schon ganz dicht hinter ihnen, aktivierten sie den Selbstzerstörungsmodus. Der Weg war nun auf immer verschlossen.
Aufgrund der Erlebnisse im Konflikt mit den Titanen und den Hardlinern schworen sie sich, nie wieder einen Konflikt derart eskalieren zu lassen.
Obwohl alle an einem Punkt auf der Erde ankamen, beschlossen die unterschiedlichen „Familien“, sich in verschiedenen Ecken des Planeten niederzulassen. Die Menschheit befand sich noch in der Steinzeit. Die ersten Kontakte zwischen den Menschen und den Neuankömmlingen waren nur sehr sporadisch und kurz. Trotzdem verblüfften sie die Menschen aufgrund ihrer Fähigkeiten oder Technik, die sie mit gerettet hatten. Schon zu dieser Zeit wurde innerhalb der menschlichen Gemeinschaft über diese Begegnungen berichtet und wie könnte es anders sein, wurden die Geschichten jedes Mal etwas mehr ausgeschmückt und erweitert. Bald wurden die Neuankömmlinge bewundert und verehrt, was ihnen sehr gefiel. Da sie den Menschen sehr ähnlich waren, gewöhnten sie sich sehr schnell an diese Verehrung und lernten irgendwann, daraus zusätzliche Kraft zu gewinnen. Damit war der Grundstein für den Götterglauben gelegt.

Die Götter waren den Menschen sowohl im Aussehen als auch im Wesen sehr ähnlich. Sie hatten aber bei ihrer Flucht auch eine Vielzahl an Kreaturen aus ihrer Heimatwelt mitgenommen, die sie in ihren Verstecken hielten. Obwohl man sehr darauf achtete, sie vor den Menschen zu verbergen, gelang es einigen von ihnen auszubrechen. Diese Lebewesen waren vor langer Zeit aus Langeweile von den Göttern erschaffen und mehr oder weniger wie Haustiere gehalten worden. Natürlich konnte man sie nicht in der anderen Dimension lassen. Nebenbei klonte man auch einige Exemplare, die man nur als DNA-Profile mitgebracht hatte. Auch von getöteten „Monstern“ wurde eine DNA-Probe aufbewahrt, um sie bei Gelegenheit wiederbeleben zu können. Die Kreaturen, die ausgebrochen waren, mussten wieder eingefangen oder getötet werden. So entstanden die Heldensagen, denn irgendwie sickerte immer etwas durch. Es gab aber noch mehr Phänomene, wie zum Beispiel Erdbeben, die von den Menschen auch mit übernatürlichen Kräften erklärt wurden. Daran waren die Götter aber nicht beteiligt.


Mittlerweile war die Menschheit zahlenmäßig angewachsen und breitete sich über den Erdball aus. Um die Menschen von bestimmten Orten fernzuhalten, streuten die Götter Gerüchte über Monster oder unwirtliche Orte.
Die meisten Götterfamilien bestanden aus zahlreichen Mitgliedern, die sich wie die Menschen vertrugen oder schlugen. Natürlich gab es auch hier einen Sonderling, er nannte sich El, der sich nur wohl fühlte, wenn er allein war. Lange Zeit genügte es ihm, sich in einer abgeschiedenen Ecke der Erde zu verkriechen. Von dort aus beobachtete er die Entwicklung der verschiedenen Götterwelten und irgendwann fühlte er sich einsam. Auch er wollte verehrt werden. Seinen ersten Versuch startete er in Ägypten, wo er als „Aton“ zum alleinigen Gott aufsteigen wollte. Pharao Echnaton war ein bereitwilliger Gefolgsmann und schwor allen anderen Göttern ab.
Das führte zu einem Aufruhr innerhalb der Götterfamilie, die sich in Ägypten niedergelassen hatte. Empört wandten sie sich an den Ältestenrat, den man gleich nach der Ankunft eingerichtet hatte, um zu vermeiden, dass Probleme eskalieren. Bis die Anhörung stattfand, war Echnaton bereits verstorben und wurde von seinen eigenen Landsleuten als Ketzer verdammt. Man kehrte zu den alten Riten zurück und El verzog sich dieses Mal nur in die Wüste von Galiläa. Dort traf er bald auf das Volk der Hebräer, die sehr unter der Dominanz der Ägypter litten. El stellt also im Ältestenrat den Antrag, dieses Volk nach seinen Wünschen beeinflussen zu dürfen. Zuerst ging ein Raunen der Empörung durch die Vertreter der einzelnen Familien, denn niemand wollte auch nur etwas von seinem Einfluss abgeben. Andererseits wurde in den hitzigen Diskussionen auch immer wieder Bewunderung für seine Hartnäckigkeit zum Ausdruck gebracht. Man war sich sicher, dass offene Auseinandersetzungen zwischen den Göttern die Erde zerstört oder zumindest irreparabel beschädigt hätten, wie es bereits vor langer Zeit in der Heimatdimension geschehen war. Außerdem mochten die meisten Götterfamilien die Menschen, da sie ihnen doch sehr ähnlich waren, wenn auch ohne Superkräfte. Letztendlich siegte der sportliche Gedanke und man beschloss, El, der sich inzwischen auch Jehova nannte, die Chance auf einen ausgeglichenen Wettkampf zu geben.
Also schloss man den folgenden Vertrag: Die mittlerweile alteingesessenen Götterfamilien hielten sich 2000 Jahre aus dem Welt-Geschehen heraus. In dieser Zeit kann El so viele Anhänger sammeln, wie es ihm möglich ist. Damit möchte man ihm die Möglichkeit geben, mit den anderen Familien mitzuhalten. Ein bisschen spielte auch der Gedanke: „Mal sehen, was er draus macht, wenn wir uns nicht einmischen“ eine Rolle.
Die alteingesessenen Götterfamilien zogen sich also im so genannten Jahr „0“ als Götter aus dem öffentlichen Leben zurück. Sie werden die nächsten 2000 Jahre unerkannt unter den Menschen leben und vollkommen auf die Nutzung ihrer Kräfte verzichten.
El-Jehova beginnt nun auch unter dem Namen Gott zu wirken. Neben dem Judentum entsteht der christliche Glaube mit zahlenmäßig stark wachsender Gefolgschaft. Nachdem sich auch das Christentum etabliert hat, beschließt El-Jehova-Gott noch eine weitere Gestalt anzunehmen und nennt sich „Allah“. Er ist überzeugt, dass er sein System mit mehreren dieser Identitäten schneller verbreiten kann. Was er nicht bedacht hat, ist der ständige Wechsel zwischen Jehova, Gott und Allah. Das führt dazu, daß er bald unter einer Art von multipler Persönlichkeitsstörung leidet. Dabei verändert sich nicht nur sein Verhalten sondern auch seine Erscheinung. Eine Persönlichkeit weiß nicht mehr, was die anderen machen, was zu den Kriegen zwischen Christen, Moslems und Juden führt. Die Seite, deren Persönlichkeit er gerade angenommen hat, gewinnt die Oberhand.

Die alten Gottheiten bewegen sich in menschlicher Gestalt auf der Erde und mischen sich so wenig wie möglich in das Weltgeschehen ein. Sie gründen diverse kleine oder mittelgroße Unternehmen unter falschen Namen oder durch Mittelsmänner und unterstützen damit den technologischen Fortschritt. Nach einer gewissen Lebensdauer täuschen sie ihren „Tod“ vor und vererben die Firmen an sich selbst.
Ein paar Mal standen einzelne Mitglieder der Familien kurz davor, entdeckt zu werden. Sie schafften es aber jedes Mal, den Verdacht wieder zu zerstreuen, in dem sie die Geschichten derart überzogen wiedergaben, dass kein Mensch sie wirklich ernst nahm.

Am 31.12.1999 endet der Vertrag zwischen den Göttern. Man trifft sich wieder beim Ältestenrat. Dort halten die Familien El vor, inzwischen selbst politheistisch geworden zu sein. Er zieht sich darauf zurück und versucht, sein Problem dadurch zu lösen, dass er alle drei großen Religionen unter einem Dach vereinen will. Das gestaltet sich schwieriger als er dachte, denn die Gräben sind mittlerweile auch durch sein Zutun sehr tief.
Innerhalb der nächsten Jahre bereiteten die alten Götterfamilien ihre Rückkehr vor. Das Wiedererscheinen sollte natürlich gewaltig beeindruckend sein. Deshalb wählten sie den 21. Dezember 2012 zum Tag ihrer „Rückkehr“, da ihnen dieser Termin am medienwirksamsten erschien. Schon kurze Zeit später hatten sie bereits wieder eine beträchtliche Anzahl Anhänger gefunden. Diese setzten sich hauptsächlich aus Zweiflern an Els Religionen, Anhängern der Antike und einigen bis dato Agnostikern zusammen. Das reichte zwar noch nicht für eine Mehrheit aber es waren trotzdem genug, um nicht ignoriert werden zu können.
Außerdem konnten die Götter jetzt offiziell, die von ihnen gegründeten Firmen, zu Konglomeraten vereinigen. So entstanden fast zeitgleich Firmengruppen wie der Olympia Kon. oder Walhalla Inc.
Nun fühlten sich die Gläubigen der monotheistischen Religionen bedroht. Fanatiker beider Seiten verübten Anschläge auf Mitglieder der anderen Glaubensrichtungen. Um die Gewalt nicht eskalieren zu lassen, sieht man sich gezwungen, Verhandlungen über die Zukunft zu führen. Beide Seiten verpflichteten sich, Fanatiker in ihren Reihen in Schach zu halten, da diese, langfristig gesehen, nur dafür sorgen würden, daß sich die Menschen generell vom „Glauben“ abwenden. Das würde zu einem nicht wieder gut zu machenden Machtverlust für beide Seiten führen. Deshalb stimmen die großen Götterfamilien der Bildung einer „Polizei-Einheit“ zu, die Vergehen, in die Götter involviert sind, ganz gleich ob als Opfer oder als Täter, untersucht und die Täter verfolgt, egal wer oder was es ist. Im Gegenzug erfolgt für sie die Wieder-Anerkennung als offizielle Religionen.
Am 14. März 2014 wird somit das Amt für Politheistische Gottheiten, kurz APG, gegründet. Die Führer der Alten Götter tragen zu einem wichtigen Teil der Ausrüstung bei, wie zum Beispiel die Handschellen, Erkennungsmarken und Zellen. Der Hauptsitz ist in Jerusalem, da diese Stadt ein wichtiger Ort für alle drei monotheistischen Religionen ist und sie eine zentrale Lage zwischen Europa, Asien und Afrika hat. Über die ganze Welt verteilt werden Zweigstellen eingerichtet, die wichtigsten davon sind in Rom, Mekka und Panama. Rom und Mekka wurden ausgewählt, um auch die Monotheisten im Auge zu behalten.
Die Handlung der folgenden Geschichte beginnt im Jahr 2020.

Kapitel 1


Der Adonis - Fall



„Das Amt für Politheistische Gottheiten wurde am 14. März 2014 gegründet, um Zwischenfälle in die die Alten Götter verwickelt sind, zu untersuchen und wenn nötig einzuschreiten.“
APG-Handbuch Einleitung



Ich sitze in einer 747 auf dem Weg von Berlin nach Athen und lasse noch mal die Ereignisse der letzten Tage Revue passieren.
Wie kam es, daß ich jetzt auf dem Weg in ein Land war, das ich noch nie zuvor besucht hatte, um für eine Behörde zu arbeiten, die es erst seit wenigen Jahren gibt? Wann fingen die Dinge an, sich so verquer zu entwickeln? Als mich mein Chef in sein Büro zitierte, um mir die Versetzung mitzuteilen? Nein, wahrscheinlich kam der Stein ins Rollen, als ich versuchte, Iwan Röskuskow, den Sohn eines Magnaten, wegen des Verkaufs illegaler Drogen zu verhaften...

Ein Informant hatte uns mitgeteilt, daß er um zehn Uhr abends immer in der selben Bar, der „Halde“, zu finden war, einem mittelmäßigen Laden im Zentrum der Stadt.
„Also worauf warten wir noch? Schnappen wir uns diesen Kerl.“ sagte ich zu meinem Partner Robert, nachdem wir die Information erhalten hatten.
Wir fuhren zusammen zur Halde. Es war doch nur ein verwöhnter Möchtegerngangster, also hielten wir es nicht für nötig, Verstärkung zu rufen. Als ich die Tür öffnete, schlug mir der Geruch von schalem Bier entgegen. Robert wartete an der Tür, um nötigenfalls den direkten Fluchtweg abzuschneiden. Ich sah den Gesuchten an der Theke und ging auf ihn zu, die Marke in der rechten Hand. Iwan musste mich im Spiegel hinter der Bar gesehen und von einem unserer früheren „Treffen“ wieder erkannt haben, denn als ich ihm die Hand auf die Schulter legte, drehte er sich um und versuchte, mir den Ellbogen in den Bauch zu rammen.
Glücklicherweise sah ich den Angriff gerade noch kommen und spannte die Bauchmuskeln an, um die gröbste Wucht abzufangen. Trotzdem blieb mir für eine Sekunde die Luft weg. Ich taumelte einen Schritt zurück. Im nächsten Moment zückte Iwan ein Butterflymesser und griff mich an.
Nach kurzem Ringen stöhnte er plötzlich auf und kippte nach hinten. Ich bin mir bis heute nicht sicher, was passiert ist aber plötzlich steckte ihm sein eigenes Messer im Bauch. Ich wies Robert an, einen Krankenwagen zu rufen, während ich versuchte, die Blutung zu stoppen. Im Erste-Hilfe-Unterricht hatte man uns beigebracht, dem natürlichen Instinkt, das Messer einfach heraus zu ziehen, zu widerstehen, da es wie ein Stöpsel den Blutfluss zumindest verlangsamt. Was sie uns nicht gesagt hatten, war, was man tun musste, wenn dabei eine wichtige Arterie verletzt wurde und der Verletzte zwar nicht nach außen aber nach innen blutete.
Wenn dann auch noch der Krankenwagen eine gefühlte Ewigkeit braucht, um die Bar zu finden,...
Um es kurz zu machen, am Ende des Abends gab es einen Dealer weniger auf der Straße, gut für alle seine potentiellen Kunden/Opfer, schlecht für mich. Sein Vater, der mindestens genauso viel auf dem Kerbholz hatte, leugnete vehement, daß irgendjemand aus seiner Familie im Drogengeschäft tätig sei. Ich wusste zwar, daß es

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 28.06.2012
ISBN: 978-3-86479-904-4

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