Cover

Bine atmete tief ein, ehe sie auf den großen, runden, roten Klingelknopf drückte...

Nein, vielleicht sollte sie anders anfangen.
Ganz von vorne.

Sie waren neu zugezogen.
Bine heißt eigentlich nicht Bine, auch nicht Sabine. Sie hieß Barbara Verona.
Aber alle nannten sie Bine.
Früher ritt sie auf einen gut gepflegtem Hof. Sie hatte ein Pflegepferd: Phantasie.
4 Jahre hatte sie alles für „ihr“ Pferd getan, sie geritten, geputzt, Spaziergänge gemacht und sich verstanden. Über die Jahre hatte sich eine dicke Freundschaft zwischen den Beiden entwickelt. Irgendwann hatten ihre Eltern Phantasie gekauft. Sie war der glücklichste Mensch der Welt!
Ein paar Wochen später mußten sie Bine die Wahrheit erzählen: Dass sie in finanziellen Schwierigkeiten steckten und die Stute wieder verkaufen müssten und auch noch umziehen! Phantasie kam daraufhin zurück in den Reitstall.
Alle Sachen wurden in einen Möbelwagen geladen. Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen.
Bine würde nie vergessen, wie ihr Pferd auf dem Hof gestanden und ihr nachgewiehert hatte, als sie mit ihren Eltern in ihrem Auto davongefahren waren. Phantasie’s Nüstern bebten, sie verstand nicht, warum ihre Besitzerin sie verließ.
In ihrem neuen Zuhause hatten sie alles eingerichtet, und es war auch wirklich gemütlich, aber Bine konnte es nicht genießen.
Immer wieder schweiften ihre Gedanken zu ihrer wunderschönen Araberstute ab.
In die Schule musste sie noch nicht, erst eine Woche später.
Bine war damals ziemlich entsetzt gewesen, als sie ihre neue Klasse betreten hatte.
Unzählige Augenpaare, größer, als es ihre alte Klasse jemals gewesen war.
Langsam war sie an ihren Platz gegangen und hatte unschlüssig da gesessen.
In der Pause stand sie im Mittelpunkt, und auch da hatte sie keine Zeit, sich erst mal umzusehen und einzugewöhnen. Nadja, ein nettes Mädchen, gab ihr die Hand: „Hi, ich bin Nadja!“
Um 12:30 Uhr nahm sie den 5 Stunden – Bus. Eigentlich war es bis nach Hause nur 3 Straßen, aber Bine hatte keine Lust zu laufen.
So saß sie da auf ihrem Sitz und beäugte mißtrauisch ein blondes, etwa 16-jähriges Mädchen, dass gelangweilt mit dem Band ihres Ranzens spielte.
„Du bist neu hier, oder?“ Bine drehte sich um.
Ein Junge mit braunen Locken grinste ihr ins Gesicht. Ja ja, dass kannte Bine schon alles!
„Ja!“, antwortete sie also.
„Du wohnt in der Blue Road, stimmts?“
Bine nickte.
„Ich wohne 2 Häuser weiter. Dann könnten wir ja jeden Morgen zusammen zur Bushaltestelle gehen, oder nicht?“
„Nein!“, wollte Bine schon schreien, ließ es dann aber, weil es sicher unhöflich gewesen wäre. Stumm nickte sie und schaute aus dem Fenster.
Das Mittagessen verlief sehr gesprächig mit Fragen nach der Schule und so. Bla bla bla das übliche eben.
Beim herumstreunen hatte sie einen alten Reiterhof entdeckt. Er war etwas heruntergekommen. Hier lebte bestimmt niemand mehr. Die Fenster des großen Wohnhauses waren verstaubt, die Boxentüren des Stalles ebenfalls.
Das Dach der beiden Gebäude hatte bereits einige Ziegel verloren.
Gerade als Bine dachte, dass bestimmt keine Pferde mehr hier im Stall waren und auch sonst niemand zu sehen war, hörte sie ein verräterisches Schnauben...
, Das gibt es doch gar nicht ` dachte Bine erschrocken, doch dann schlich sie doch langsam auf das alte Stallgebäude zu und legte ihre Hand an die Klinke der zersplitterten Holztüre. Und zog. Sie rührte sich nicht.
Nicht einen Millimeter.
Sie versuchte es noch einmal. Mit aller Kraft. Endlich gab die Türe etwas nach. Bine brauchte nur noch einmal zu ziehen, dann...
Sie schlüpfte hinein. Im ersten Moment konnte sie nichts erkennen. Blind tappte sie umher. Doch schon bald waren die Konturen von Pferden zu erkennen und ein lautes Wiehern bestätigte, dass hier wirklich Pferde waren.
Da! Was war das? Ein Hubbel! Ein Lichtschalter!
Sie betätigte ihn und schaute in das gleißende Licht einer nackten Glühbirne.
Dann sah sie es: Lauter Pferde. Große und Kleine. Sogar ein Fohlen!
Bine schob den Riegel einer Box zurück und schlüpfte hinein, bückte sich zum dem Fohlen herunter und streichelte sein Fell.
Die Mutterstute hatte ihren edlen Kopf mit der Blässe zu ihr heruntergenommen und beschnoberte ihr Fohlen. Kein Interesse. Die Stute wandte sich wieder ihrem Heu zu.
Gut versorgt waren die Tiere ja und auch ihr Fell glänzte wie Seide.
Zuerst wollte sich Bine noch etwas im Stall umsehen. Da standen noch 2 niedliche Shettys, 1 Clydesdale, 3 Paint Horses und 1 geschecktes Pinto Pony.
In der Sattelkammer war ebenfalls alles in bester Ordnung: Western, Dressur und Ponyreitsättel, Trensen, Halfter und sogar zwei Kutschgeschirre! Saubere, trockene Decken waren auch da. Super!
Aber was, zum Teufel, ging hier vor?
Langsam bewegte sich Bine durch den Stall Richtung Ausgang.
Sie beschloss, morgen noch einmal zu kommen.

Und jetzt stand sie hier. Starrte den staubigen Klingelknopf mit dem Schild „Bremer“ an. , Vielleicht sollte ich umkehren‘, dachte Bine.
Doch dann drückte sie den Knopf entschlossen runter.
Innen schellte es.
Sie wartete. Nichts. Noch einmal klingeln. Wartend stand sie da.
Wieder nichts. Ein letztes Mal noch? Ja!
Diesmal hörte man Schritte.
Eine Frau mit kurzen, braunen Haaren öffnete ihr.
„Ja bitte?“, fragte die fremde Frau.
„Guten Tag, ich heiße Barbara Verona Striez. Ich habe Ihren Hof gefunden, als ich mir die Gegend etwas genauer anschauen wollte. Wissen Sie, wir sind neu zugezogen“, begann Bine.
„Ja, und?“
„Ich bin früher geritten und hatte ein eigenes Pferd. Doch das mussten wir zurücklassen!“
„Mhm“, machte die Frau nur und sah schon etwas freundlicher aus.
Bine holte tief Luft, um endlich die entschiedene Frage zu stellen: „Ich wollte fragen, ob ich hier reiten könnte... Wenn Sie nichts dagegen haben!“
Nachdenklich kratzte sich die Fremde am Kopf: „Nun, wir geben schon länger keinen Reitunterricht mehr. Aber...“
Traurig senkte Bine den Kopf.
„Nana! Also, wenn du das möchtest und ab und zu bei der Stallarbeit hilfst... Dann Herzlich Willkommen!“
„Was??? Ich...- Ich...darf???“
„Ja du darfst! Ich bin übrigens Frau Bremer, aber du kannst mich Therese nennen!“
„Danke, vielen Dank! Wann kann ich anfangen?“
„Wie wäre es mit... jetzt gleich?“
„Sehr gerne!“
„Warte einen Augenblick! Ich ziehe mich schnell um und zeige dir alles, ok?“

Bine stand mit Frau Bremer im Stall.
„Und das ist Paga und ihr Fohlen Snake!“
Bine nickte. Was hätte sie auch anderes tun sollen?
„Disco Boy ist unser schönstes Pferd im Stall. Er hat auch eine schöne Färbung, meinst du nicht?“
„Ja, in der Tat!“
Disco Boy drehte sich in seiner Box um und streckte seinen Kopf über die alte, hölzerne Boxentür mit den rostigen Riegeln.
Neugierig steckte er seine Nase in ihre Jackentasche, in der Hoffnung, eine Leckerei zu finden.
„Na du Schöner! Ich habe leider nichts mitgebracht! Nächstes Mal, ok?“
Bine wollte ihm über die Nüstern streicheln, aber Disco Boy wich zurück, stieg und knallte anschließend mit der Hinterhand gegen die Wand. Sein Wiehern klang panisch, ja beinahe hysterisch. Erschrocken wich Biene zurück: „Was ist los mit ihm?“
Therese war in die Box gegangen und versuchte Disco Boy am Halfter zu packen.
Sie brachte den zitternden Hengst zum stehen: „ Wenn du willst, erzähle ich dir alles...“, schlug sie vor und hatte alle Mühe, den aufgeregten Paint Horse Hengst am weiteren Steigen zu hindern. „...Aber erst einmal...“, keuchte sie und packte Disco Boy fester am Halfter, ließ ihn einmal um sich herum tänzeln und fuhr fort: „...muss ich dieses Tier unter Kontrolle bringen!“
Langsam beruhigte er sich, bis er schließlich da stand, ein Bein angewinkelt, die Augen geschlossen, die Ohren zuckten, kurz: er döste.
Frau Bremer und Bine schlenderten zum Wohnhaus.
„Komm doch mit rein und trink einen Tee mit mir!“, schlug Frau Bremer vor.
Dieses Angebot konnte Bine nicht abschlagen und so ging sie hinter der Frau her.
In einer altmodischen Küche blieb sie stehen.
„Setz dich!“
Bine ging zu dem Tisch, den sie schon vorher erspäht hatte und setzte sich.
Während Frau Bremer Teewasser aufsetzte, begann sie zu erzählen: „ Disco Boy haben wir von einem privaten Züchter. Als wir ihn kauften, war er gerade ein Jahr alt. Wir alle hatten es uns in den Kopf gesetzt, ich selber auszubilden. Nun, das ging wohl merklich in die Hose. An das Halfter hatte er sich gewöhnt und ließ sich auch führen. Gute Gänge hatte er, meine Güte!...“
Bine hatte die Geschichte gefesselt und sie wollte mehr hören.
Die Frau fuhr fort: „ Auf Kommandos wie Trab und Galopp und Schritt hörte er auch schon gut. Leider...“ Sie seufzte: „...leider haben wir zu früh mit der Trense angefangen.“
Bine fragte sich, ob das der Auslöser der Reaktion auf ihre Berührung an seinem Maul war, doch sie fragte nicht nach.
„ Damals hatten wir noch nicht so viel Erfahrung und machten ein paar Sachen falsch, wie wir aber erst später erfuhren. Dann war der Augenblick gekommen: Als Disco Boy 2 Jahre alt war, legten wir ihm das erste Mal einen Sattel auf. Er war dafür noch viel zu jung. Auch das erfuhren wir erst später. Seine Knochen waren noch nicht stark genug, um ein Reitergewicht tragen zu können... Wir haben ihn hart dran genommen, und auch das war ein Fehler! Sein Rücken erlitt eine Verletzung, die nicht mehr auszukurieren war, so sagte es der Tierarzt. Doch wir hörten nicht und ritten ihn immer weiter.
Als wir später eine nässende Wunde am Maul vorfanden, das Ergebnis einer zu engen Trense, musste der Tierarzt wieder anrücken. Wieder riet er uns, ihn die nächsten Monate nicht zu reiten. Nach 4 Tagen fanden wir, der Gute hätte jetzt genug Pause gehabt und setzten uns zu dritt, ich, mein Bruder Georg und meine Cousine Lulu, auf Disco Boy’s Rücken, ritten aus und galoppierten, weil es uns Spaß gemacht hat, aber ob es auch Disco Boy Spaß gemacht hat – Nein, da drüber haben wir nicht nachgedacht. Und das war ein Fehler! Bei jeder Kleinigkeit bekam er einen leichten Klaps auf die Nüstern, was ziemlich oft vorkam. Wir dachten, wir kennen uns mit Pferden aus, aber da haben wir uns getäuscht! Wir waren noch sehr jung, vielleicht 14. Und die Kläpse waren der Auslöser für das, was du heute erlebt hast, Bine ! Man wird ihn auch nie wieder reiten können, er sträubt sich gegen Sattel und Trense! Das Halfter geht noch...“
„ Oh!“
„ Wenn er auch nur einen Sattel zu sehen bekommt – ja, dann tickt er förmlich aus! Und dann ist er schlimmer als du es vorhin erlebt hast!“
Bine wusste nicht recht, was sie sagen sollte, doch Frau Bremer nahm wieder das Wort auf: „ Du bist nicht schuld daran, dass Disco Boy ausgetickt ist, keines Falls! Er hat halt schlechte Erfahrungen gemacht.“
Bine wusste jetzt endlich, was sie sagen sollte: „ Bin ich ehrlich nicht schuldig für das, was er gemacht hat? Er hätte die ganze Boxenwand einschlagen können!“
„Freilich hätte er das tun können – wenn er gewollt hätte! Nein, schuldig bist du nicht. Du wusstest ja nicht, was in seiner Vergangenheit passiert ist! Ich hätte dich warnen müssen!“
„Bitte“, meinte Bine erschrocken, „ machen Sie sich keine Vorwürfe! Es ist ja nichts passiert!“
„ Das hätte es aber! Und wenn, dann hätte ich nicht gewusst, wie ich es wieder gut gemacht hätte!“
„ Nun ist aber nichts passiert!“ Bine grinste.
Da konnte Therese Bremer auch nicht anders und fing ebenfalls zu kichern an.

„ Tja, ich muss leider gehen. Kann ich morgen wiederkommen?“ meinte Bine 20 Minuten später, als sie sich verabschiedeten.
„Gerne, Bine! Du bist hier immer herzlich willkommen! Vielleicht machen wir morgen mal einen kleinen Ausritt, damit ich sehe, wie gut du reiten kannst! Ich auf Paga und du auf Querguero ! Dann nehmen wir den Kleinen mit, was hältst du davon?“
„Super“, rief Bine und verschwand zwischen den Bäumen.


Kapitel 2


Schon beim aufwachen bemerkte Bine, dass ihr die Strahlen der Sonne heute nicht durch den hellen Vorhang ins Gesicht schienen.
Gleich darauf hörte sie ein lautes Donnergrollen und dann zuckte ein Blitz, begleitet von Regentropfen, die an die Fensterscheibe klatschten.
Bine drehte sich auf die andere Seite und war kurz davor, wieder einzuschlafen, da fuhr sie erschrocken hoch.
Der Grund dafür war, dass ihr wieder einfiel, was sie heute eigentlich hätte unternehmen wollen.
Mit dem Ausritt würde es wohl nichts werden. Oder doch?
Nein, das Wetter ließ ihre gute Laune nicht umschlagen!
Nach dem anziehen stieg sie die kleine Treppe herunter in die Küche, schnappte sich einen Apfel und ihren Regenmantel, zog ihre Reitstiefel an und riss die Haustür auf. Man o man, das regnete ja ordentlich!
Erschrocken zuckte sie zusammen, als ein greller Blitz über den Himmel zuckte.
Kurz zögerte sie. Sollte sie wirklich gehen?
Ja! Für Disco Boy! Für die Pferde...
Ein paar Minuten später blieb sie vor dem Wald stehen.
Groß, mächtig und dunkel lag er gespenstisch vor ihr.
Ein Blitz, ein mächtig großer, greller Blitz, begleitet vom Donner, zuckte kurz auf.
Bine atmete auf und ging langsam und vorsichtig auf den Wald zu. Vor ihr tauchten die ersten Bäume auf. Wenn sie heil hier durchkommen wollte, musste sie rennen.
Doch das erwies sich als schwierig, da das Laub ziemlich nass und rutschig vom Regen war. Also doch nicht rennen.
Bine stieg über einen dicken, heruntergefallenen Ast und schlitterte ein Stück.
Sie war durchnässt bis auf die Haut.
Der Regen donnerte unablässig vom Himmel und der Donner hallte in ihren Ohren.
Endlich erkannte sie undeutlich die Konturen des Hauses und des Stalls.
Bine brach durch das Unterholz und fand sich auf dem Hof wieder.
Es war schwierig, die Tür durch den Regen zu finden, aber sie schaffte es.

Ihre Klamotten lagen auf der Heizung und der Tee wärmte angenehm.
Bine saß in der Küche von Therese Bremer und empfand es als sehr gemütlich.
„Tja, den Ausritt können wir wohl vergessen“, meine Therese mit einem Blick aus dem Fenster. Es regnete immer noch.
„Du hättest besser zu Hause bleiben sollen, dann wärst du jetzt trocken und hättest sicherlich ein Buch gelesen und dich mit einem warmen Kakao unter eine Decke gekuschelt.“ „Wobei Sie sicher recht hätten“, seufzte Bine.
Therese Bremer bot ihr nun plötzlich an, ihr ein wenig über die Pferde zu erzählen .
Bine stimmte begeistert ein und die ehemalige Reitlehrerin fing an zu erzählen...:
„ Snake – also das Fohlen von Paga – kam ein paar Wochen zur spät zur Welt.
Bei der Geburt war es so groß, dass es nicht durch den Geburtskanal gepasst hat.
Wir haben den Tierarzt gerufen, der Snake dann zurück in den Mutterleib geschoben hat. Eine Narkose und ein Kaiserschnitt wären zu riskant gewesen, es hätte Mutterstute und Fohlen in große Gefahr gebracht. Der Tierarzt hat also einen Schlauch in Paga’s Schlund eingeführt. Da drin war eine bestimmte Flüssigkeit, die drinnen – also im Mutterleib – alles betäubt hat. Der Tierarzt hat dem Fohlen ein Seil um die Vorderbeine gebunden und es hinausgezogen. Paga hat davon wenig gemerkt. Ihr Fohlen ist heute kräftig und fast gesund. Bei der Geburt war nur ein Äderchen am Rücken mit einer anderen verknotet. Wenn Snake anderthalb Jahre alt ist – er ist jetzt gerade ein halbes Jahr – schicken wir ihn zu einer Pferdetrainerin nach Smarttown, die mit Hilfe einer Therapie die beiden kleinen Adern von einander lösen kann. Willst du mehr hören?“
Bine wollte gerade Ja sagen, als ein ohrenbetäubender Schlag und dann ein Knistern wie bei einem Feuer ertönte. „Ich geh und schau mal nach, was los ist. Warte solange hier, Bine, ich bin gleich zurück!“

Bine bemerkte einen leichten Rauchgeruch, da stürzte Frau Bremer in die Küche. Sie war schwarz von Rauch und brüllte: „Der Stall brennt!“

________________

„ Die Pferde! Wir müssen die Pferde da rausholen!“
„ Nein, das ist zu gefährlich, Bine! Bleib hier draußen!“
„ Frau Bremer! Wir müssen was tun! Wir können die Pferde doch nicht da drin verbrennen lassen!“, rief Bine.
Der Regen prasselte auf sie nieder. Ein Blitz war in den Stall eingeschlagen und der ganze Stall stand in Flammen, nicht mal der Regen konnte dieses gigantisch große Feuer löschen.
Hektisch schaute Bine sich um. Was tun?
Sie wagte es, atmete tief ein und rannte in den Stall, vor sich nur Rauch und Flammen, hinter sich genau das selbe...


Kapitel 3

Bine schnappte sich Disco Boy’ s Halfter und führte ihn aus der Box, dann nahm sie auch Paga’s Halfter und band notgedrungen ein Seilende um Snake’s Hals.
Vor ihr stürzte ein Balken hinab.
Ängstlich drückten sich die Pferde an die Wände ihrer Boxen.
In dieser Situation gefangen, wusste Bine nicht, was sie tun sollte.
Sie bekam kaum noch Luft, es war brühend heiß hier drin.
Doch dann der rettende Einfall!
„Lauf, Disco Boy, lauf!“, schrie Bine, ließ den Hengst los und gab ihm einen Klapps.
Disco Boy wusste ganz offensichtlich, was zu tun war und sprang über den brennenden Balken, der vorhin hinab gestürzt war, rannte durch die offene Stalltür hinaus und wieherte suchend nach seinen Kameraden.
Auch Paga und ihr Fohlen schickte Bine hinaus. Doch Snake kam nicht über den Balken! Paga schaffte es, Snake mitzuschleifen. Wäre Snake nicht an seine Mutter gebunden gewesen, wäre er hier drin, in der Feuerhölle, gestorben.
Bine schnappte die beiden anderen Paint Horses und schickte sie hinterher.
Querquero, das Pinto Pony, dass Boxenriegel öffnen konnte, befreite sich selbst, indem es die Außenboxentür öffnete und gleich darauf im Paddock stand. Querquero war jedoch noch nicht in Sicherheit, das Feuer leckte an der Stroh-Einstreu und loderte durch die Tür hinaus. Meterhoch schlugen die Flammen.
Das Kaltblut, Sir Jaden James, weigerte sich, seine Box zu verlassen.
Bine bekam jetzt so gut wie keine Luft mehr. Mit letzter Kraft kletterte sie über die Boxentür zum Kaltblut, legte sich hin und glaubte, es sei ihr Ende.
Doch James knickte die Beine ein, um Bine zu schützen.
Wie ein Dach lag der mächtige Bauch über ihr.
Kurz darauf wurde sie von einem Feuerwehrmann gerettet...

Eine Stunde nach dem Brand schaute sich Bine – wieder gut erholt – nochmal in den Überresten des Stalles um. Da entdeckte sie etwas rotes im Dreck und bückte sich. Es war das Halfter von Sir Jaden James, dem Clydesdalewallach, der ihr das Leben gerettet hatte.
An der Stelle, wo die Box des Kaltblutes gewesen war, lag nur noch eine zerbeulte Plane. Bine hob sie an. Darunter lag... – Sir Jaden James. Er war tot.


Kapitel 4

Bine saß nur da und heulte hemmungslos. Frau Bremer sah es und ging auf Bine zu, direkt neben ihr blieb sie stehen. Therese ließ sie.
Als Bine aufstand, meinte Therese Bremer leise: „Komm. Wir gehen. Es hat keinen Zweck, den ganzen Tag neben ihm zu sitzen und zu weinen. Er ist tot...“
Sie hielt kurz inne. „Lass uns Schaufel und Schubkarre holen und ihn vergraben. Ich habe keine Lust, genau jetzt den Abdecker zu rufen. Es würde die Stimmung nur noch mehr trüben.“
Bine nickte. Was brachte es?
Gemeinsam gruben sie ein großes Loch für den Hengst.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /