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Da gab es viele schöne und auch traurige Erlebnisse

Ich bin die Tage etwas "durch den Wind" sozusagen, muß mich ablenken. Am 3.6.2016 starb meine liebe Freundin Rosi..( und ich nehme mir hier vor, auch etwas mehr zu tun, entweder mehr selbst schreiben oder mehr lesen, lenkt ab, obwohl: vielleicht konnte man das ahnen, dass da jemand gehen könnte, der evtl.auch gehen wollte?)

 

Musste das unbedingt in einem oft farblosen Krankenzimmer sein? Hoffe, ihre Familie war in letzten Stunden bei ihr.

Ich selbst saß nämlich noch nie am Lager eines Sterbenden, habe nur wenige Vorstufen miterlebt, die für mich so aussahen: totales Desinteresse, das sich selbst aufgeben. Und Gründe mögen so verschieden sein!

Wäre es besser gewesen, sie hätte den nahenden Tod nicht mehr so mitbekommen? Starb sie evtl.während der OP, auf die man sie doch vorbereiten sollte? Ob es diese OP gegeben hat oder nicht: mir kam es so vor, als würde man einem alten kranken Menschen zu sehr den eigenen Willen lassen. Entscheidet der sich, zu hungern, was sollten Pfleger dann tun? Lasse das lieber unkommentiert...Einen total geschwächten Organismus wird man nicht mehr durch zusätzliche Qualen , wie eine OP belastet haben oder wie funktionierte das..?

 

Ich schrieb über dieses heikle Thema auch zu einer anderen Freundin, die ihren Vater verlor. Ich vergaß, in welchem Jahr das gewesen ist. Wir unterhielten uns im Bad des Heims, in welchem ihr Vater bis zuletzt gewohnt hat (mein Finger streubt sich, das Wort WOHNEN in diesem Zusammenhang zu nennen), ein Pfleger war wohl seltsamerweise dabei, instinktiv ahnte ich, wie man den vertreiben könnte, denn wir zwei Frauen wollten etwas besprechen, nur wir,ohne Zuhörer. Und kaum hatte ich Sätze gesagt wie:"Wie wäre das gewesen, wenn man an eine Autopsie gedacht hätte...", da war dieser Pfleger verschwunden?! Möglicherweise hätte man eben diese Autopsie noch veranlassen können? Zu welchem Zweck? Um was zu beweisen? Lange nach dem Ableben sind solche Fragen allerdings sinnlos. Krankenakten, Unterlagen, die beweisen,wie man einen bedürftigen Menschen versorgt hat: davon gibt es sicher eine Menge. Wie lange wird das alles aufbewahrt?

Ein Onkel meines Sohnes starb mit 39 und auch hier hätte man verschiedene Dinge in die Wege leiten können. Aber alte Eltern wollen sich ganz ihrem Schmerz hingeben, also wurde dieses große Kind schnell bestattet, irgendwann im Jahre 1999..

 

Vor ihrem Tode...

 

Unsere Freundschaft entwickelte sich so um 2014, (habe irgendwo nachgelesen: April bot sie mir das DU an, danach entwickelte sich unsere Freundschaft sehr intensiv, so dass sie auf die Idee kam:"Du wärst eine gute Pflegerin geworden!") danach aber jede Woche ein wenig mehr. Bis sie scherzhaft in der Öffentlichkeit von mir als ihrer Tochter sprach, sie hat aber selbst 5 liebe Kinder, sogar Enkel,einen Urenkel, den sie zum Glück noch lachen sah..

Heute, am Geburtstag meines leider auch zu früh verstorbenen Vaters (25.6.), schreibt es sich schon bedeutend leichter über Rosi usw..Ich finde das nicht merkwürdig, sondern für mich selbstverständlich. Selbsterhaltungstrieb war es 1995 (meine Mutter wurde bestattet) und 2004 (Bestattung meines Vatis), was mich bewegte, nur nach vorn zu sehen, anderen Menschen zu helfen. Für mich gab es keine Krankschreibung, ich hatte keine aufregenden Jobs, wo schlimme Fehler nicht passieren sollten..Ich bezeichne mich aber auch nicht als gefühlskalt und natürlich darf man mir auch das ruhig unterstellen, ist mir eigentlich auch egal geworden!

 12 Uhr Mittags an vielen Dienstagen, wenn Rosi nicht auf Reisen war, war Treff bei ihr, eher etwas zeitiger..Das wird mir auch fehlen, das Beständige, die Angewohnheit, einen Menschen besuchen zu können, der einem nahe stand..

 

Bei meiner Mutti war wohl ab irgendwann mit dem Tod zu rechnen, sie hatte Krebs im Endstadium oder man nennt das wohl so. Vati? Sein Tod berührte mich besonders, er kam auch zu früh, ausgerechnet während seines letzten Urlaubs.

Rosis Tod ist für mich heute noch so unfassbar, unwirklich, ein Versehen von jemandem, an den man doch nicht glaubt. Gäbe es einen, er würde diese und jene schlimmen Dinge verhindern, oder verhindern helfen. Das mit dem Glauben an einen Gott war so zum Glück nie ein Thema für meine ältere Freundin, auch sie dachte nicht, das ein höheres Wesen den Ehemann abberufen hätte, vor einigen Jahren..

 

Und es sind ab 3.6.viele Tage verstrichen.

 

Was geschah ab jenem Tage? Da ich ja kein nahe stehender Verwandter war, suchte ich am 5.6. das Heim auf, in dem Rosi noch war. Ein Pfleger sagte:"Sie ist gestorben, ihr Sohn sagte hier Bescheid.."

Zum Glück hatte ich meinen Freund dabei, der all das so kühl hinnimmt. Ja, beides: er nimmt hin und er nahm hin.. Ist das nun eine große Hilfe? Nicht wirklich. Es kann einen selbst grob machen, wütend, wenn man in der Umgebung das wahr nimmt, was ich ab Tod meiner Eltern schon mitbekam: ehemalige Freunde meiner Eltern tun so,als wäre man nicht vorhanden. SO funktioniert das aber nicht für mich, ich möchte nicht von nun Fremden in den Arm genommen werden, aber ein Wort des Beileids wäre i.O. gewesen, nicht einmal das kam?! Wollte da jemand den Kindern meiner Eltern die Schuld am Tod der Freunde geben? Ich zähle jene Freunde meiner Eltern nicht zu meinen Freunden, viele starben schon, zu einigen habe ich leider keinen Kontakt behalten.

Als die überlebende Omi meines Sohnes ihren Sohn verlor, drückte ich ihr nur still die Hand, mag sein, ich umarmte sie kurz, wir hatten nie ein besonders enges Verhältnis zueinander, kann auch jetzt nicht mehr sein. Sie wird sicher an dem Krebs sterben, den man bei ihr feststellte. Aber auch an ihr fiel mir auf: zwar wusste sie ab irgendwann vom Tod meines Vaters, aber auch von ihr kam nichts...?! Das prägt sich als besonders negativ ein und dauert über Jahre fort!

Ich schrieb jenen noch, die nun nach Rosis Tod zurück bleiben. Ich rechne aber nicht wirklich damit, dass jene sich melden, gemeinsam wird man also später auch nicht gedenken..? Ich gedenke dann mal still für mich,immer so phasenweise, wie ich das schon mal probiert habe.

 

Was ist seit jenem Tag so anders geworden?

 

Am 5.6. besuchte ich meinen Sohn. Die  Tochter meines Freundes zeichnete sich einige Stunden später durch besondere Peinlichkeit aus, in dem sie  ihren VATER peinlich fand?! 

Anstand und Respekt tun heute zwar gut, aber wird doch nicht immer eingefordert, wieso eigentlich nicht? Aus Furcht vor den Folgen?

Wir waren Eis essen gefahren und bei all dem dummen Geschwätz (von IHR!) wünschte ich mir nur meine Rosi an den Tisch, der war mein Freund nie peinlich, nun, er verhielt sich in ihrer Gegenwart auch etwas anders, war auch i.O. Halt: darf oder durfte ich überhaupt Rosi als MEINE bezeichnen? Sie war meine Freundin, auch wenn uns viele Lebensjahre trennten, aber sie nahm mich, wie ich bin,ich nahm sie, wie sie war. Ja, eine andere Frau bemängelte ebenfalls,dass Rosi Bier usw.trinkt,evtl.sogar gern.

Zu kleinen Anlässen musste da schon mal eine kleine Flasche Eierlikör dran glauben, oder auch der "Hugo" stand mal da, den man nicht jeden Tag haben muß, aber hin und wieder. Es war die kleinste Frauenrunde, in der man zusammensaß, aus der man sich viel zu früh wieder zu lösen begann. Gesprächsthemen ließen sich ja auch immer finden..

Andere Menschen tun das auch regelmäßig und keiner spielt sich da zum "Retter" auf.Die "Sünder" müssen das schon zulassen, was sie ja in den wenigsten Fällen tun..

Ich nehme mir vor, mich etwas fern von jenen Leuten zu halten, die gern von meinem Freund und mir nehmen, aber nicht geben können und auch nicht wollen, Geld ist damit nicht unbedingt gemeint. Und besonders dankbar sein können oder wollen? Nein, wieso denn..(über die Selbstverständlichkeit, geborgtes Geld schnell zurück zu zahlen: darüber schweige ich auch lieber, würden endlose Geschichten!)

Falsche Freunde und falsche Bekannte benötigt kein Mensch.Ist eine Binsenwahrheit, die täglich fast auch durch Facebook "geistert", aber wann beherzigt man das selbst?

 

Ich beginne - leider?! - andere Menschen und ihr Tun oder mehr ihr Lassen mit dem zu vergleichen,wie das Rosi getan oder gelassen hätte. Soll man nicht machen? Ich pfeife darauf. In meinem Leben möchte ich mich mehr und mehr nach denen richten, die eigentlich zu gut für diese Welt sind, ( war so ein Ausspruch von Rosi und im Stillen wusste ich: sie tut zuviel, tut für sich zu wenig..) sprich :

 

Sie tun alles für die Kinder, eher schon zuviel? Wenn man meint, das Geld ist nicht das Maß aller Dinge, kommt es schon vor, das man zuviel davon ausgibt. Rosi war so der kumpelhafte Mensch,trotz ihres Alters. DAS war auch so etwas Neues, Wunderbares. Eine meiner Großmütter war so ähnlich..Meine Omi mochte die Redeweise (etwas dreist,burschikos, man darf es auch ruhig etwas ordinär nennen!) in ihrem Berufsalltag nicht, ich hatte das hinnehmen müssen, lernte,damit klar zu kommen, als Lehrling bei der Bahn. Man nimmt das dann auch in den Alltag mit hinein..

 

Rosi war nie Lehrling bei der Bahn, sie hatte sich das angenommen, was sie für den Beruf bei der Bahn der DDR benötigte. Muß eine interessante Zeit gewesen sein, so um die 50-iger Jahre herum, 60iger schon? Ich rechne nicht gern nach, tut auch weh..Rosi und ich hatten sogar gemeinsame Bekannte, das stellte sich heraus, als wir so schwatzten über Familie, Freunde. Z.,der Ort, aus dem ich sozusagen geflohen war (2003), dort lebten auch Leute,die sie näher kannte.Einer ihrer Söhne kannte sogar den Onkel meines Sohnes, einen Onkel, den ich weder besonders mag, ich lernte einst nur ihn und einige seiner Freundinnen kennen.

Rosi gewöhnte sich mit den Monaten an, sich auf mich zu verlassen. Sie liebte es sicher, sich helfen zu lassen und ich sagte natürlich nicht nein. Geld spielte zwischen uns auch keine Rolle, ich erwartete das nicht von ihr, sie gab andere Dinge und wir gaben uns Zeit, wurde leider zu wenig Zeit.

 

Habe zwischendurch begonnen, nach den Ursachen von Rosis Tod zu forschen...

 

Rosi und ich besuchten ab irgendwann eine Freundin von ihr im Heim. Das Wehleidige der noch älteren Dame begann mich etwas zu nerven, mehr aber das Träge.

Ich kenne eine andere ältere Dame,sie lebt auch im Heim, erfreut sich aber organisch bester Gesundheit, wieso sollte sie da den Pflegekräften irgendwo bei helfen? Für Spiel und Spaß in den letzten Lebensjahren sollte mehr Gelegenheit sein, aber doch nicht,in dem man alte Frauen bittet, Wäsche zusammen zu legen, das bereitet evtl.nicht unbedingt Freude, das kannte man ja von zu Hause. Im Heim möchte man umsorgt werden, Arbeit gehört meiner Meinung nach nicht dazu, oder nicht unbedingt?

 

Ist das so häufig im Alter, dass man zwar noch könnte, aber keine Lust mehr auf geringste Bewegungen hat? Man verlässt kaum noch das Zimmer, beschäftigt sich nicht mehr, grübelt, wünscht sich die Kinder jeden Tag her, wird selbst wieder zum Kind,  macht falsche Versprechungen wie:"Ja,nächstes Mal komme ich mit auf Spaziergang." Rosi und ich erkannten irgendwann, dass Rosis Freundin das eigentlich nicht mehr wollte, sie klagte über Schmerzen im Bein, (kaum, dass wir das Zimmer betreten hatten, also ahnte ich, diese ältere Dame hat auch an diesem Tag keine Lust, viel Spaziergang zu unternehmen)

 

die dann auch irgendwann so schwach waren, dass sie vor jedem Schritt Angst bekam. Ein heranwachsendes Kind wird mutiger, wird ermuntert, Schritte zu gehen, bei alten Leuten scheint die Zeit dafür nicht mehr so vorhanden zu sein..

Nenne auch dies: Kalender blieb eben so, bis ich dann am Dienstag den richtigen Tag einstellte. Oder: war der mal gestellt, war das auf einen aufmerksamen Azubi zurück zu führen, einen Verwandten, der mal einen Blick drauf warf.

Rosi forderte mich manchmal dazu auf, wenn ich absolut keinerlei Anstalten machte, meinen "Pflichten" nachzu kommen, schreibt sich irgendwie lustig, ich hatte dort keine Pflichten. Ich fragte mich, wenn man direkt vor der Zimmertür einen anderen Kalender hat, wieso dann noch ein Kalender im Zimmer sein muß, der sowieso kein Interesse mehr findet? Ja, es mochte auch manche Tage Wruken gegeben haben, aber natürlich nicht jeden Tag. Der durchaus ausführliche Speiseplan hing in der Nähe der Zimmertür, aber auch das fand wohl nicht das geringste Interesse mehr?

Die Betrachtungen über Rosis ex-Arbeitskollegin,gute Freundin erleichtern auch das Nachdenken über "meine" Freundin Rosi, ich zählte Regina D. nicht zu meinen Freundinnen. Ich erlebte die Momente, wo ich manche Gegenstände in ihrem Zimmer vermisste: der kleine Kühlschrank verschwand, dann das hübsche Foto aus uralten Tagen:Bräutigam und Braut: Regina und ihr lange toter Ehemann. Ein laufender Fernsehapparat? Den stellte auch ich ein, weil das Schweigen oft drückend wurde, immer fällt einem kein Gesprächsthema ein. Während die "Glotze" vor sich hin dudelt, kann man auch miteinander reden. Ab irgendwann - auch das fiel mir seltsamerweise auf? - wurden aus den verschiedensten Sendern die Hauptsender, die ja wohl jeden begeistern?

Innerlich weigerte ich mich, dachte:"Na, wir sind ja nur für höchstens eine Stunde hier.." 

Hat nichts damit zu tun, ob ich diese alte Frau mochte oder nicht, aber sehr spannend war die Besuchszeit bei ihr nicht mehr: Pflanzen wurden von ihr nicht mehr gegossen, Pflanzen, die Rosi ihr noch kaufte, Schokolade und Kekse lagen am Fensterbrett sicher geraume Zeit schon. Ich schrieb mir da die genauen Tage des Mitbringens nicht auf und ich notiere recht viel! Zeitungen und Zeitschriften? Ob Regina da je hinein gesehen hat? Rosi kaufte ja jede Woche spannende Lektüre, die sich auch gleicht. Ich habe für meine Person beschlossen, derartiges Geld verschwenden lieber zu lassen, im Internet steht ja auch genügend, was man wissen möchte, aber oft auch gar nicht über Promis wissen will!

Diese Freundin von Rosi lebte viele Jahre im Heim, Rosi selbst wollte sicher nicht dort sterben, es zog sie nach Hause, wette darauf..

 

April 2016 starb eben diese Arbeitskollegin, nenne sie ruhig Freundin, möglicherweise war das auch ihre beste Freundin? Neben mir.Ich habe auch eine andere Freundin, die ist jünger, auch lebhaft, sehr nett. Ich wusste eigentlich nie,was die Freundschaft Regina zu Rosi und umgekehrt so ausmachte. Der Tod riß ein Band entzwei, wieder einmal, denn auch der Sterbetag ihres Mannes bedrückte Rosi natürlich. Aber zum 1.Mal fühlte sie sich körperlich und/oder seelisch nicht in der Lage, zum Grab des Gatten zu gehen, weder allein und auch nicht mit mir.

 

Medizin und andere Dinge...

 

Rosi benötigte aus den verschiedensten Gründen einen Pflegedienst, nicht rund um die Uhr, nur so an einem gewissen Tag und so zwischendurch eben. Ab Tod des Ehemannes nahm sie Medizin gegen Depression, aber ab wann sollte man diese nicht mehr nehmen? Das Zusammenspiel der verschiedensten Bestandteile von Medikamenten: Probleme mit Zucker, etwas mit dem Magen usw.,ich sah nur: also MIR wären das zuviele Medikamente! Welche davon evtl.unnötig? Schädlich gar? Ich bat meine Freundin, das ja noch richtig durchchecken zu lassen, ob sie es je getan hat, weiß ich nicht.

 

Rosi rauchte - na und? Sie aß auch gern Ungesundes, trank sogar verschiedene Arten von Bier. Ich bin die letzte Person, die da einem anderen erwachsenen Menschen Vorhaltungen macht. Wozu? Gab sicher Gründe, wieso sie so leben wollte! Wenn die Lebensqualität davon abhängt, was man alles nicht essen, nicht trinken sollte...? Ich staune immer über die seltsame Angewohnheit jüngerer Menschen, die den Kopf schütteln, wenn sie Leute ab ... noch rauchen sehen, frage mich:"Was bilden die sich denn ein? Sie sollten sich nicht als Moralapostel aufspielen.."

 Soll ja sogar Ärzte geben, die einem weitschweifig die Schädlichkeit von Niktoin erklären, aber kaum hat man das Behandlungszimmer verlassen, gehen diese Doktoren zum Zigarettenautomaten, holen sich da ihre gewisse Marke. Sollte es das echt geben? Wäre dann so wie mit den falschen Priestern, die Wein trinken, aber Wasser predigen..

Rosi trauerte ab 2010 um ihren Mann, ich hörte es aus vielen Gesprächen heraus, diese Trauer hat sie nie wirklich losgelassen und wurde erst durch den eigenen Tod beendet..

Kann der Tod eines guten Freundes, eines Angehörigen so nachteilig sein, wenn es um die eigene Gesundheit geht? Ich denke: ja, die eigene Psyche ist dabei so wichtig. Ich zwang mich ab Rosis Tod, regelmäßig zu essen, zu trinken, mich zu bewegen, das tat Rosi nicht mehr. Nur so ist ihre große Schwäche am 14.4. zu verstehen, denn ein Krankenwagen wurde vor ihrem Haus gesehen, ich sollte meine gute alte Freundin erst im Mai wiedersehen,für drei Tage, in eben dem Heim, wo ich sie am 5.6.suchte, nicht mehr antraf.

Eine Rose für meine Rosi... Mein kleiner Rosenstrauch wucherte vor sich hin in meiner kleinen Behausung. Habe vom Schnitt, den man bei Rosen ansetzen muß oder sollte: gar keine Ahnung, in der Natur schnippelt auch keiner an Rosen herum. Aber eine Rose kam gerade noch rechtzeitig, also bekam Rosi diese erste Rose,die in meiner Wohnung gekommen war, leider war es die letzte Rose für sie von mir in ihrem Leben...

 

Tage später nach  der Bestattung von Rosi schrieb ich wieder anders.

Witzigerweise fand mein Freund, ich würde wohl alle 10 Minuten meinen Seelenzustand analysieren?! Ich versuchte mir also eines abzugewöhnen: die Grübelei, die am eigenen Weiterleben hindert, oder am richtigen Weiterleben!

Bei der Beerdigung, bei der Trauerfeier wollte ich nicht dabei sein, es waren immerhin 10 Tage ab Tod vergangen, für mich zu früh,um öffentlich zu weinen, zu trauern oder: wenn ich das nicht gekonnt hätte, wie hätte man mich denn wahrgenommen? Ich hasse Trauerfeiern, auf denen man angestarrt wird, ob man ja genug trauert, ich konnte das erst nach einiger Zeit. 1994 und 2004 blieb keine Zeit für ausgiebige Trauer, ich verschob das immer auf andere Tage. Denke: wenn man ein kleines Kind hat, muß das so sein!

Rosi wurde neben ihre Mann bestattet, wollte sie so, sie hatte auch in die Sterbeversicherung eingezahlt.Beerdigung war am 13.6.,ich ging am 12.6. und am 14.6. hin. 

Nun ja, in der Öffentlichkeit sah ich dann den Hinweis auf "Hausflohmarkt", schon am 12.6. Ich war nicht mehr in der Lage, jene Wohnung zu betreten, wo wir miteinander schwatzten, Kaffee tranken, auch bissel Alkohol tranken, in Maßen eben, nie in Massen! Diesen Hinweis entfernte ich erst vor wenigen Tagen, den meisten Menschen gehen diverse Dinge irgendwo vorbei, denken evtl.: das tut ja sowieso jemand anders, jemand von der Stadt..Hat auch jemand von der Stadt DAS geklebt? Denke nicht..(Thema Hausfloharkt ist für mich auch ganz neu, ich persönlich lehne das  ab..)

Mir wurde aus dem Bekanntenkreis mitgeteilt,wann Rosi ihren letzten Weg hat. Einen Vorher - und einen Nachhereindruck wollte ich haben,vorher eher nicht so gewollt, mein Freund drängte mich, dahin zu gehen, also sah ich die ausgehobene Grube, eine Holzplatte darüber, alles vorbereitet für den folgenden Tag..

Dieses Vorher durfte und sollte aber nicht fest in meiner Erinnerung bleiben, daher wollte ich allein am 14.6. schauen, da waren denn auch Kränze und der ominöse Erdhügel,den man wohl lässt, weil da noch was einsacken muß..Ich denke nicht, dass das zum Thema schwarzer Humor gehört, den Rosi und ich so mochten, hin und wieder. Ich sah das Ausgehobene mindestens schon ein - oder zweimal, denn Rosi und ich spazierten ja oft auf den Friedhofswegen entlang, immer nach der Grabpflege. Der Friedhof begann für mich nur noch zu einem Park zu werden, mit den seltsamen Steinen, auf denen leider auch Daten stehen von Kindern, die nur wenige Tage zum Leben hatten oder knapp ein Jahr. Und jeder Tod stellt eine Katastrophe dar, für Angehörige, Freunde,Bekannte. (Ich sehe gerade: "Bofrost" hält vor der Tür meines Freundes, Rosi hatte auch viel davon Gebrauch gemacht, was heißt auch: diese Angewohnheit werde ich nicht übernehmen! Dies so nur als Gedankenblitze, die ich mal so nebenbei aufschreibe, weil es auffällt: Leben geht ganz "ordinär" weiter: jemand wird wieder bestellen,jemand wird eines Tages auch gezwungen sein, einen Kühlschrank zu leeren, die Wohnung räumen zu lassen, zu renovieren, wenn es erforderlich ist. Und der Behördenkram, der ab Tod eines Menschen so abzulaufen hat: das dürfte mit das Schlimmste sein, was die Angehörigen so vor sich haben und es sollte nichts vergessen werden! Makaber ab Tod meiner Mutter waren die Kataloge, die auf ihre Adresse liefen, aus dem Jenseits gibt es keine Bestellungen mehr! Aber die wichtigen Ämter (wenn also ein Mensch so jung verstorben ist, arbeitslos war!) muß man eben informieren, daran wird kein Weg vorbeiführen..

 

Hat mich der Alltag wieder?

Ich notierte, wieviele Tage ab Rosis Tod verstrichen sind,beobachte mich, mein Tun. Heute, am 23.6.ist ein anderer und besserer Erinnerungstag. 1992 sollte es nur noch drei Tage dauern, bis mein Sohn das Licht der Welt erblickte, das nenne ich schon seltsames Vorkommen oder: wie nahe doch Tod und Geburt beieinander liegen,bzw.die Erinnerungen daran, egal, in welchem Jahr das nun geschah..

Mein Freund pflegt das Thema Tod und all das, was damit zusammen hängt, nicht an sich heran zu lassen, oder nicht so sehr. Ist das nun falsch? Wie funktioniert richtige Trauerarbeit? Ich habe im Internet gesucht, natürlich fällt auf: nur wenige User suchen und schreiben dort und irgendwann hört man auf, da hinein zu schreiben. Webseiten über Trauer werden ja oftmals (fast immer?) von Usern erstellt, die selbst einen schweren Verlust erlitten.

 

Übrigens soll auch das Wahrheit  sein: Tod an gebrochenem Herzen, in der Umgebung dieser Freundin kam es zu diesem bedauerlichen Ereignis, ich hoffe doch, das mir das ab irgendwann erspart bleibt, muß ein elender Tod sein, wenn man sich selbst egal geworden ist und nur noch in Erinnerungen zu leben vermag...Möglicherweise hat mein Freund sehr Recht, wenn er auch diese Dinge in Zusammenhang mit dem Tod nicht so an sich heran lässt, dient dem eigenen Schutz!  Was ist mir so wichtig geworden? Meinen lieben restlichen Freunden, dem Sohn soll möglichst nix Schlimmes widerfahren, aber man soll sich hüten, jeden Tag mit tollen Tips zu "nerven", jeder entscheidet ja selbst, tut das mit jedem Atemzug!

 

 September 2016. Einige Zeit vor dem 23.9.besorgte ich mir den Termin beim Psychotherapeuten, der mir all die Jahre ein sehr guter Begleiter geworden ist. Wir sind beide gealtert, sein Sohn müsste so alt sein wie mein Junge, hat zum Glück einen guten Job.

Habe ich den Termin wegen Rosis Tod gebraucht? Ja und nein. Mein Freund und andere Bekannte,Freunde zeigten sich entweder desinteressiert oder genervt, wenn ich mit dem Thema Tod wieder ein wenig "auf den Putz haute". Ich beschäftige mich eben anders mit Tod und Sterben als das andere Menschen tun, wird für mich das letzte große Geheimnis sein,was ich allein lüfte. Und ja: eigentlich brauchte ich den Termin wegen Rosis Tod, auch um bestätigt zu bekommen:ich habe es richtig gemacht, in dem ich sie viele Monate begleitete. Rosi hätte auch zu diesem Therapeuten gehen sollen, sich ausquatschen, das konnte sie mit Freunden, Verwandten und Bekannten sehr gut.

mein neuer Umgang mit "Rosi"

 Es gibt ja leider die lebende Rosi nicht mehr, aber ich glaube an das Fortbestehen der menschlichen Seele,man mag es auch so sehen:

Ich glaube an Schutzgeister,an Engel..

 

Warum ich im Januar,bei Schneetreiben unbedingt zum Friedhof wollte? Keine Ahnung.Ist wie ein Zwang,das Gefühl,etwas tun zu müssen, aber doch nicht dort?

Wenn Schnee liegt, liegt es mir natürlich fern, Blümchen abzustellen, oder anzupflanzen. Ich trat aber zu einem anderen Grabstein, wo ich genau wusste: auf dem Stein stehen nur wenige Worte, die mich aber fesselten. Weil sie ungewöhnlich sind. Von Liebe sprechen, die nie vergehen wird. Und da heutzutage eben alles Geld kostet, auch jedes Wort auf Grabsteinen: es fehlten Name und andere Angaben,schade irgendwie.

Ich hatte meiner "Rosi" etwas mitgebracht:Zweiglein, was ich unbedingt ablegen wollte. An jenem Tag gedachte ich nur still, ohne zu weinen, muß das aber allein tun. Mein Freund hätte mir einen Vogel gezeigt, wenn ich ihn gebeten hätte,mich dahin zu fahren, er besucht den Friedhof nicht so oft, wie ich es in den vergangenen Monaten getan habe. In meinem Leben würde etwas fehlen,täte ich es nicht.

 

An jenem einsamen Tage waren nicht wahnsinnig viele Menschen auf dem Friedhof Besuche machen, ich spazierte allein hierhin und dahin. Gibt durchaus Grabsteine,die mich fesseln, wie jener: die Himmelsleiter, oben das Türchen,wo die Seele dann hindurchkann,eine schöne Vorstellung vom Jenseits, nicht wahr?

 

Tage später auf Suche nach Besonderheiten auf youtube, stieß ich auf das seltene Thema Kryonik. Interessant, aber kommt für meinen toten Körper einst eben nicht in Frage. Ich muß Prioritäten setzen,auch:leider! Hätte sich meine Rosi,als sie noch lebte,für das ewige Leben entschieden? Sie hätte es sicher für einen Witz gehalten, kommt ja auch für mich so rüber. Tote menschliche Körper lagern in der USA,in einer Einrichtung für Kryonik, immer 4 in einem Behälter,warten auf den fernen Tag X. Ich glaube es kaum, aber gibt viele Menschen,die schon mal vorbestellt haben, um eines Tages befreit von allen Krankheiten,ewig jung wieder zu leben. Ist es erstrebenswert? Weil ich mit der Antwort überfordert bin,sage ich "Nein,für mich nicht.." Gibt auch noch andere Videos auf youtube, die von Begegnungen mit Seelen sprechen, mehr als eine Glaubensfrage? Ich hoffe, die Anhänger der Kryonik lassen den Gläubigen ihren Glauben, wie wir ihnen ihren Glauben an eine tolle Wiedergeburt lassen,es kommt hoffentlich in jedem Fall dazu...

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.09.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
all denen gewidmet, die nicht mehr lebend zu meinem Freundes - , Familien - und Bekanntenkreis gehören.

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