Cover

Das schlecht geschriebene Drehbuch 1.Teil (dieser und andere Teile werden ab und zu verändert..)

 

 Theater in London - Kamerafahrt zu einem der hohen und oberen Fenster

Mann tritt ins Zimmer zurück.

 

1 INNEN - Raum im Theater - Tag

 

Ralf steht vor der Kommode, vor sich einen riesigen Spiegel. Er stützt sich erschöpft auf, es ist Ende der letzten Vorstellung und seltsam: wieder fand er sich unvollkommen? Spiel eher nicht, aber seine Mimik hätte besser sein können.. Trieb immer noch etwas besser sein zu wollen, gefährlich für ihn, denn: niemand ist perfekt, auch kein Star wie er.

 

Erzähler:"Und wieder ein langweiliger Tag, der langweilig zu Ende geht, mit einem vielleicht noch langweiligeren Abend? Er hat an sich selten Freude, wie auch: kaum geht er zu Feten, er spürt, daß irgendetwas fehlt, aber was. Und wie immer, wenn die Lösung in weiter Ferne zu sein scheint, ergreift ihn unglaubliche, aber auch unerklärliche Wut auf sich selbst..

 

Ralf sieht an sich herunter, er benötigt irgendetwas, an dem er seinen Groll austoben kann, als er sich umwendet, grinst ihn das häßliche Etwas aus Stein an, angeblich die Nachbildung des Gottes Loki - paßt irgendwie - und er hat vor, dieses störende Figürchen an den Spiegel zu schmettern, greift nach Loki, holt aus, als es an die Tür klopft. Erst zaghaft, dann etwas stärker und Ralf ist wieder froh, sich gezwungenermaßen beherrscht zu haben.

 

RALF

 (erleichtert über die Störung) 

 

Immer nur herein!

 

 

Tür öffnet sich sehr langsam, der Kopf eines seiner Mitarbeiter lugt fast ängstlich herein.

 

 

MITARBEITER(zaghaft) 

 

Darf ich wirklich stören?

 

Ralf lächelt sehr eigenartig. Erheitert wie auch etwas genervt durch die übertriebene Vorsicht, ja Behutsamkeit der ihn Umgebenden und ohne sich umzudrehen, winkt er den Mann herein.

 

Ralf(heiser) 

 

Was gibt es den so Dringendes?

 

Mitarbeiter 

Da ist eine Person, die meint, etwas Wichtiges mitteilen zu müssen.

 

Ralf verzieht nur kurz sein Gesicht, er ist viel zu müde, um jetzt Genaues wissen zu wollen.

 

Ralf(drängend) 

Los, schon Mann, ist diese Person persönlich da oder was?

 

Der Mitarbeiter schüttelt nervös den Kopf, reicht ihm schnell ein Paket und verschwindet ohne noch etwas dazu zu sagen.

 

Ralf hätte ihn fast aufgehalten, beschäftigt sich aber schon innerlich mit dem Inhalt des Pakets und fragt sich, wer da was zustellen ließ. Ah, der Absender.. Und er erkennt an der zierlichen Handschrift, wer sich da an ihn wendet. Ein Schmunzeln verschönt sein abgespanntes Gesicht..Er kennt diese Frau sogar persönlich, nicht uninteressant die Dame..Ralf geht mitsamt Paket zum Tisch, setzt sich davor und die Kamera zeigt kurz darauf, wie seine Hände hastig das Papier entfernen, 2 Ordner, und dann fällt ein Brief heraus, den ergreift er und beginnt zu lesen.

 

Und nun erklingt eine sehr weibliche Stimme aus dem Off...

 

Lieber Ralf, ist schon ziemlich lange her, seit ich mich an dich wandte. Sei bedankt für den letzten Bericht aus den Höhen des Ruhmes, du weißt, wie ich deine spöttische Art mag, sie ähnelt so sehr der meinen. Muß ab und an nervig sein, ihn fast Tag für Tag sehen zu müssen, auch wenn es nur dienstlich ist. Und ich bin zu sehr Frau, um mir vorstellen zu können, wie die freundschaftlichen Gefühle eines Mannes, wie du einer bist, aussehen, wenn du ihn ansiehst. Bist selbst Schauspieler und er vertraut dir so sehr, daß du ihm sagen darfst oder raten kannst, welche Rolle gut für ihn wäre oder nicht? Natürlich wende ich mich an dich und nicht an ihn direkt, er würde nur vermuten, es ginge mir um ein - Pardon - lächerliches Stück Papier mit Schriftzug, Papier habe ich selbst genug und sicher würde ich es sogar schaffen, seine Unterschrift zu kopieren. Einen Mann wegen derartiger Nichtigkeit zu belästigen, was hätte ich davon? Schrift sagt noch lange nicht das aus, was sein Gesicht ausdrückt, ausdrücken kann. Das ist möglicherweise mehr, als ich je zu Papier bringen kann. Verzeih mir meine stark unterdrückte Schwärmerei. Du bist sicher oft Zeuge, wenn weibliche Fans seine Nähe suchen, eine Nähe, die mich erdrücken würde. Nun aber zu den Fragen, die du an mich hattest, vermute, sie stammen eigentlich von ihm. Wenn er mal eine wirklich ehrliche Antwort haben will, bitte sehr. Sie wird weder beleidigend noch schmeichlerisch sein (nenne das mal respektlos arschkriecherisch, da ich weiß, daß auch er manchmal Spaß an derben Ausdrücken hat, möglicherweise wurden wegen dieser Ausdrücke Teile aus Interviews herausgeschnitten, zuviel Gepiepse auch nicht gut) Das ist es, was ich nicht verstehe: er fragt dich, weiß aber aus seinem tiefsten Inneren: die Antworten können nur von einer zufriedenen glücklichen Frau stammen, die vielleicht sogar in einer ordentlichen Beziehung steckt. Da sehe ich in ihm nun mal "nur" den nicht so perfekten Schauspieler und nicht den Mann. Sieh mich also bitte außerhalb des Gezeigten und ich habe mich immer wieder gewundert. Möchte dir also nur verschiedene Beispiele nennen, wo ich annehme, er würde nur den Kopf schütteln. Nie würde ich schreiben, daß ich IHN liebe. Wir haben uns so oft über Liebe und Verehrung unterhalten, daß ich denke, das Wort Verehrung trifft es, aber eben nur das, muß genügen. Das Wort Liebe wurde zu oft in den Schmutz getreten, dabei ist es ein zu gewaltiges zerstörerisches Wort. Ralf steht auf, um sich einen starken Kaffee zu kochen. Mit diesem in der Hand setzt er sich auf das breitere Sofa. Obwohl er eigentlich zu müde ist, will er zu gern noch den Brief zu Ende lesen.

 

 Off-Stimme der Briefeschreiberin

 

Ich hoffe, du versuchst jetzt nicht, den Brief an einem Tage zu lesen. Habe mich nach meinen sonstigen Tätigkeiten immer wieder hingesetzt und der Brief schrieb sich ungefähr so leicht oder schwer wie einige Drehbuchseiten. Dieser ganze Mist hängt mir ab und an zu den Ohren raus und wenn dir oder ihm nicht so viel daran liegen würde: ich hätte entweder aufgegeben oder sage spröde: "Man, dann nehmt Euch mein Buch und schreibt das Drehbuch doch selbst, desto schneller geht es dann weiter. " Wäre nicht sehr fair oder?Die Gestalt des V. interessiert ihn brennend? Habe also wieder einmal richtig gelegen, aber da müßte er Gewicht und Muskelmasse zulegen, also würde ich - wenn ich er wäre - V. nicht spielen, der andere Darsteller hatte es mir angetan, er wäre perfekt vom Aussehen, müßte sich nicht verändern, hatte eigentlich dem diese Rolle auf den Leib schneidern wollen, aber an ihn persönlich wende ich mich auch nicht, von ihm weiß ich noch weniger als von deinem Arbeitgeber, um es mal so zu formulieren, er ist es doch.. Aber R. soll tun und lassen was er will. V. gegen R. hatte man das nicht schon so ähnlich? Ralph eben und mir egal, ob er sich Ralf nennen lassen will oder nicht, macht beim Anhören keinen großen Unterschied bei mir. Du selbst könntest R. spielen, fände das nebenbei gesagt, witzig. Meine sture Art würde ihn 100%ig zur Raserei treiben, besser, er liest diesen Brief auch nicht so, wie ich ihn unverblümt schrieb. Das Wort Remake immer wieder zu lesen und zu schreiben, das ödet mich irgendwie an. Remake zu "Spider" hätte man sich schenken können, vor 20 Jahren war das Original viel zu toll, da konnte das 2. nur ein Abklatsch werden, hat sich aber sehr bemüht, Specialeffekte nicht übel dieses Mal!Fans? Weibliche Fans? Habe da auch mal drüber nachgedacht und nicht glauben können, daß sich viele Frauen eben auch von R. ein Kind wünschten, nun wünschen. Und in Foren wird auch so merkwürdig dahergeschrieben, tut mir leid, nenne mich ja auch Fan, aber das wäre mir ein wenig zuviel des Guten. Wenn die echte und wahre Bestimmung eines Fans darin bestünde, ein Kind vom Idol zu bekommen, nun, da bleibe ich lieber neutraler Betrachter und meine: "Spider" 1 war gut, oh ja, zu gut, bestürzend und überwältigend gut. Habe nie so einen gestellten Wahnsinn bedrückender wahr genommen und ihn damals echt bedauert. Für meine kleine Berichterstattung an dich sende mir den "The Comorant" aber eben nicht das Remake, ob viel Herzschmerz bei war, werde ich ja dann sehen.

 

2 - INNEN - Raum im Theater - später Nachmittag

 

RALF(gähnend) 

Werde mir den gesamten Brief am Abend reinziehen müssen-

 

Er erhebt sich, greift sich den Brief, steckt ihn nachlässig in den Mantel, den er in der Garderobe vom Haken nimmt, verläßt das Theater, fährt mit dem Taxi nach Hause.

 

3  - INNEN - STUBE in Ralfs Wohnung - Abend

 

Erzähler 

Ralf hatte zwar schon des Öfteren vermutet, daß sie das 2.Gesicht zu haben scheint, aber mußte erst schmerzlich daran erinnert werden, als sie vorhersagte:"Wenn er in diesem Film Erfolg haben will, sollte er ihn anders gestalten." Ralf wußte, wenn sich R. erst einmal auf eine bestimmte Art der Darstellung quasi "eingeschossen" hatte, durfte man ihn dabei nicht unterbrechen. Und was war geschehen? Das Ding wurde so ein Flop, das jeder Kommentar nur noch Witz obenauf gewesen wäre. R. hätte ihn ausgelacht, wenn er ihm mit Vorhersagen gekommen wäre und ihn zum Arzt geschickt. R. stand nicht mit irgendwelchen Geistern in Verbindung, noch glaubte er an Übersinnliches, sehr zum Leidwesen von Ralf, der seltsamerweise sehr darunter litt, wenn R. keinen wirklichen Erfolg hatte.Ralf stutzt, als er am Abend den Brief und die Ordner mit ins Bett nehmen will, Mist, er hatte doch tatsächlich beide Ordner in seinem Raum vergessen. Half nix, er würde sich noch einmal anziehen  und ein 2.Mal das Theater aufsuchen..Er betrat seinen Raum in dem Augenblick, als sich Ralph van den Bergen - der auch Zugang zu seinem Raum hatte - gerade über die Ordner beugte. 

 

4    INNEN - RAUM IM THEATER - ABEND

 

R.(lauernd)Hätte nicht gedacht, daß es dich heute noch hertreiben würde, um DAS zu holen!

 

RALF(beschwichtigend)

 

Den Inhalt hättest du noch früh genug erfahren. Sie nannte es im Übrigen Entwürfe, sandte es mir wohl in der Hoffnung, ich brächte da mehr Schwung hinein.

 

R.(nur halb besänftigt) 

Wäre es dir sehr peinlich, wenn ich mich - rein hobbymäßig natürlich nur - der Sache annehme?

 

Ralf ahnt, daß es keinen Sinn macht, dem Kollegen den Einblick zu verwehren, R. hält die beiden Ordner ja auch schon in den Händen. Die beiden Männer beachten die Zeit nicht mehr, setzen sich gegenüber: R. auf das Sofa, Ralf in den weichen Sessel.R. liest in dem Ordner, auf dem ein Zettel klebt mit Aufschrift: "Vorarbeit für "Die andere Seite des Lichtes" "

 

R.(leise vor sich hin sprechend) 

Lieber Ralf, vermeide um Himmelswillen, daß er den Brief in die Finger bekommt, ich will mich nicht tausend Mal für meine Meinung über seine Rollengestaltung entschuldigen müssen. Versuche nach bestem Wissen ihm den V. auszureden, keiner möchte ständig leidende Typen sehen und wenn jemand etwas Selbstzerstörerisches an sich hat, so unser lieber R. V. ist sehr wohl widersprüchlich, aber wie sagte jemand mal fast treffend: "Szenen wiederholen sich oder man hat alles schon so oder ähnlich gesehen." Darfst gern berichtigen, wenn ich irre. So wie ich Vinc in den beiden Entwürfen vor mich hin geschrieben habe, wäre das was für den originalen V. aber den würde ich nicht gern treffen, seine gigantische Größe würde mir wohl Angst machen..Er hat so etwas, was R. leider in diesem Leben nicht mehr ausdrücken kann, er hat nicht dieses Gesicht, er ist mehr der softige Typ.

 

R. ist nicht unbedingt erheitert, als er das so Revue passieren läßt. Seit wann interessiert ihn, wie er bei Fans ankommt? Er leidet doch nicht real. Amüsiert stellt er fest, daß der Drogentyp V. ihn magisch anzuziehen beginnt.

 

R.Wenn ich genügend Zeit hätte, würde ich mir diese Rolle passend auf den Leib schreiben, gute Idee jedenfalls. Nehme aber an, man sollte nur eines tun: richtig schreiben oder richtig spielen. Hoffe mal, sie schreibt weiter, will das unbedingt haben und bitte den Brief dazu, der wird meiner Meinung nach sowieso dazu gehören.

 

Ralf weiß, daß er den Brief aushändigen wird, reicht ihm die Hand zur Verabschiedung.

 

R.(etwas versöhnlicher gestimmt) 

Nachdem wir das klären konnten, kann ich dich mit meinem Wagen mitnehmen, dich bei dir zu Hause absetzen und ja: warum zeigst du mir den Brief nicht dort?

 

ERZÄHLER 

Ralf ahnt, warum R. ihm ohne Weiteres zutraut, den Brief als möglicherweise wichtigen Teil des sicher fertigen Drehbuches zu vernichten, sei es aus Versehen oder mit Absicht. Mißtrauen gehört nun mal in R.`s Leben so natürlich dazu wie für andere Menschen Luft holen dringend nötig ist.

 

Szene endet damit, als beide Männer weiter sprechend in einen VW einsteigen.

 

5 - INNEN - FAHRZEUGINNERE - ABEND

 

R.(gelassen) 

Mach dir bitte über das, was ich möglicherweise denken könnte, keinerlei Gedanken. Bezweifle sowieso, daß es eine Fremde echt interessiert, welche Gefühle ich habe, wie ich denke, was ich denke und wie ich zu spielen habe.R. schaltet das Radio an, es schaltet aber automatisch auf das Gerät um, von dem eine CD abgespielt wird, klassische Musik..

 

Und es paßt ganz gut, daß R. die Gedanken von Ralf nicht hören kann..

 

Ralf`s Stimme aus dem Off 

Das ist anscheinend eine andere Form der Bestrafung! Entweder kennt er mit sich oder mit mir kein Ervarmen oder braucht das. Wenn schon keine Musik aus dem Radio, dann suche ich mal was aus..

 

Ralf weiß, daß es R. so ziemlich egal ist, wie es im Schub aussieht, wo CD`s aller Art herumliegen, sogar "Native American Flute Musik", diese? Warum nicht?

 

Ralf Wie ich dich kenne, kannst du auch dabei nur mäßig entspannen, so trauriges Zeug hier?

 

R.

Ich will im Moment nicht über Musik nachdenken, schalte ein, was immer du willst.Ralf kann sich eine Bemerkung gerade noch verkneifen, ihm sind die Schatten unter den Augen des Kollegen nicht entgangen: Schlafmangel, Streß..

 

6              Wagen hält in der Siedlung, in der Ralf wohnt              AUSSEN - VOR RALF`s HAUS - ABEND

 

R. zögert plötzlich, folgt ihm dann doch noch.

 

R.`s Stimme aus dem Off 

Wie peinlich muß ich denn rüber kommen? Das Drehbuch wird sicher weder ferig noch gut sein, was soll ich also mit dem Brief? Ich bitte also um diesen, er muß ihn mir natürlich nicht geben, weil sie nur sehr gute Freunde sind, de sich alles schreiben? Will ich nicht nur wissen, was man über mich schreibt? Aber eigentlich habe ich es nicht nötig, in jemandes Privatsphäre einzubrechen. Wie hatte sie gleich gebeten? Mir diesen Brief um keinen Preis der Welt zu geben?

 

Ralf(sehr unsicher) 

Ich hatte noch keine Zeit aufzuräumen, weiß ja, wie sehr du Ordnung liebst. Aber mit deinem Besuch habe ich nicht gerechnet..

 

Sie betreten das Haus, in dem Ralf allein wohnt.

 

7           INNEN - FLUR - ABEND

 

R. sieht sich um, er fühlt sich sehr unbehaglich, als er an einer Wand Fotos erblickt, auf denen nur ältere Menschen sind..

 

ERZÄHLER 

Ralf kann nicht wissen, daß sich R. immer unwohl zu fühlen beginnt, wenn er irgendwo in einer fremden Wohnung Fotos bemerkt, die offenbar die Eltern des Betreffenden darstellen.

 

Ralf dreht sich zu R. um, der minutenlang das Foto einer sehr schönen dunkelhaarigen Frau anstarrt und geht auf ihn zu.R. aber geht ins Halbdunkel, vermeidet Ralf`s Blick zu begegnen, fährt sich nervös durch das Haar, ringt augenscheinlich um Fassung. Ralf wundert sich selbst, warum blitzartig eine Szene in ihm hochkommt, die genau diesen Moment widerspiegelt:

 

R., nicht wissend, was er denken oder fühlen soll, halb das Gesicht verbergend, sich auch genau so durch das Haar streichend, im Halbdunkel konnte man nicht sehen, wie er darum rang, nicht zu weinen.

 

Ralf überfliegt die Fotos an der Wand, denn da hatte R. ja gestanden, das Foto von Ralf`s Mutter?

 

Ralf(tonlos) 

Natürlich habe ich die Fotos DEINER Mutter gesehen, aber genau so natürlich zeigt das Foto eben meine lebende Mutter. Wie hätte ich wissen können, daß du..

 

.Ralf ist das, was er mitbekommen mußte, sehr unangenehm. Ihn erfaßt so etwas wie Panik, will nicht, daß der Kollege in seiner Wohnung die Fassung vollends verliert. Er ahnt nur, daß dieser über den Tod der Mutter kaum hinweg gekommen ist, wenn die Trauer überhaupt jemals verfliegen kann

 

R.(scheinbar müde) 

Du entschuldigst dich immer für irgendwelche nebensächlichen Dinge. Du kannst selbstverständlich in deiner Wohnung Fotos aufhängen von Menschen, egal, wer das ist. Weiß selbst nicht, was ich dachte, als ich ihr Foto ansah.

 

Erzähler

 

Aber genau hier lügt R. zu seinem Schutz. Diese Frau sieht genau so aus wie seine Mutter, soll aber die Mutter seines Kollegen sein, man könnte sie für Zwillingsschwestern halten, die aber hatte seine Mutter seines Wissens nicht, auch keine Verwandte, die ihr so ähnelte.Ralf aber ahnt mehr, als er weiß: dieses Foto hätte R. in seinem erschöpften Zustand nicht unbedingt sehen müssen.

 

Ralf(behutsam) 

Wir sollten hier nicht länger herumstehen, im Wohnzimmer ist es gemütlicher.

 

Ralph geht ihm eine Spur zu langsam aus dem Flur, taumelt plötzlich und Ralf kann ihn gerade noch auffangen.

 

Ralf`s Stimme aus dem Off

 

Mach mir jetzt nicht schlapp, alter Junge, ist gar nicht passend...

 

 

8           INNEN - WOHNZIMMER - ABEND

 

Ralph scheint sich im Wohnzimmer sofort wieder gefangen zu haben, setzt sich in den Sessel, der dem Fenster am nächsten steht.

 

R. geht in die Küche, kocht ihnen beide einen nicht zu starken Kaffee, eigentlich nur Mittel zum Zweck, um sich zu beruhigen.

 

Erzähler 

Das Foto der anderen Mutter hatte eine merkwürdige Wirkung auf Ralph..

 

Er versucht sich in eine entspannende Lage zu setzen, bemüht sich um andere Gedanken. Doch diesmal ist es das Bild der eigenen Mutter, was in seinem Kopf auftaucht, er fühlt sich quälende Minuten in die Kindheit zurück versetzt: sie lächelte ihn freudestrahlend an, er lief auf sie zu, wieder einmal mit teilweise zerrissenen Hosen, aber nie hatte sie ihn deswegen gescholten. Er meinte noch ihre Wärme zu spüren, wenn sie ihn in ihre Arme nahm..

 

Der seelische Schmerz ist so heftig, daß er ihn damit zu bekämpfen sucht, indem er sich auf die Unterlippe beißt, bis sie zu schmerzen beginnt.Endlich steht dampfender Kaffee vor ihm, er trinkt ihn zunächst dankbar, stellt dann aber enttäuscht fest, daß dieser viel zu schwach ist.

 

Ralf bemerkt diese Stimmung nicht, weil er den Brief stückchenweise weiterliest.

 

Stimme der Briefeschreiberin aus dem Off 

Du wirst sehr leicht erraten haben, bei dem Film, den ich mir um keinen Preis der Welt ansehen will, handelt es sich auch um ein Remake (warum es immer wieder Remakes geben muß, daß muß mich auch keiner fragen, ich würde sagen:"Sicher hat man zu wenige eigene Einfälle, aber Gutes noch einmal durch zu arbeiten ist manchmal dem Original abträglich."), diesmal um "Sunshine". Die weiblichen Fans, die da gewisse Szenen auch nur ansatzweise erotisch finden, sind meiner Meinung nach entweder total gefühllos oder unterbelichtet. Sexszenen: warum nicht,aber diese eine Szene hatte so wenig mit SEX zu tun, wie ein Elefant mit Porzellan zu tun haben sollte. Habe mir nur erzählen lassen, was da abgegangen sein soll. Mein Freund erklärte mir dann, daß das anscheinend eine beliebte Foltermethode gewesen sein möchte und ich habe ihm entnervt erklärt, daß ich das zum Spass an der Kälte kaum über mich ergehen lassen würde. Ralph, der mich auch an den anderen Ralph viel zu stark erinnert, hätte sich das schenken können: er muß seinem großen Vorbild nicht in allen Dingen nacheifern, nicht so.

 

Ralf(fragend, ohne Ralph anzusehen) 

Ist der Kaffee etwa nicht stark genug?

 

Ralph(auflachend) 

Ich habe keine Ahnung, was du dir sonst für Kaffee zubereitest, aber diesen hätte ich meinem kleinen Neffen geben können. Du klingst etwas eigenartig, ist dir an dem Brief etwas schwer verständlich vorgekommen? Vielleicht sollte ich dann weiterlesen, laß mich mal sehen..

 

Ralf hat nicht einmal den weiteren Text zu Ende lesen können. Die Reaktion auf die Zeilen bekommt er nach wenigen Minuten sehr deutlich mit: Ralph lacht zunächst unsicher, falsch, verbirgt seine Hände vor Ralf`s Blicken.

 

Ralph(spöttisch) 

Das ist doch Unsinn. Ich glaube nicht an das sogenannte 2.Gesicht, also auch nicht an Vorhersagen und ja: mir ging es in der Kälte nicht so toll, aber von meiner ziemlich starken Erkältung habe ich dir sicher erzählt, oder?

 

Ralf schüttelt den Kopf, die Regenbogenpresse hätte das Thema ausgeschlachtet, irgendwas hinzugedichtet, wie sie es immer so liebte.

 

Ralph(neugierig)

 

Wenn sie hier schreibt, daß sie sich eine Story vorstellen konnte, hat sie sie sicher auch aufgeschrieben. Kannst du sie bitten, mir den Text zukommen zu lassen? Ja, schreibe ihr nur, daß ICH es bin, der das lesen möchte. Möchte mal nachempfinden, was sie so denken könnte und vor allen Dingen wäre ich gespannt, wann sie diese Idee hatte.

 

Ralf(unsicher)

 

Wenn du bittest, weißt du sicher, daß man dir so schnell nichts abschlagen kann. Ich rette mich mal mit dem Spruch: kann es versuchen, obwohl ich in ihren Augen dann als der totale Trottel dastehe, weil ich vor dir nicht einmal einen simplen Brief verheimlichen kann. 

 

  Ralph

 

Ich wünschte mir sehr oft, man würde mir mal was verweigern, scheine da einen Draht zu haben, wodurch sich andere genötigt sehen, mir zuvor zu kommen, habe nie jemanden gezwungen..

 

Ralf(erleichtert)

(erst aus dem OFF, klingt sonst zu frech, und frech zu sein getraut er sich auch nie)

 

Bin ich froh, denn sie kannst du nicht belatschern oder mit deinem Charm einwickeln, sie würde dich seltsam ansehen, einen ihrer französischen Sprüche murmeln, die du ja mit deinem schlechten Schulfranzösisch kaum verstehst und dich dann eiskalt stehen lassen, egal, was für eine große Nummer du bist.

 

(laut)

 

Schlage mal vor, da du total übermüdet bist, übernachtest du hier und wenn ich Glück habe, sendet sie mir den Brief bis morgen früh per Mail oder Fax, sie ist genau so eine Nachteule wie ich, also wie ist es?

 

Ralph nickt, bedankt sich für die Gastfreundschaft und Ralf zeigt ihm ein kleines Zimmer, in dem auch Bettwäsche so bereit liegt, daß man sofort ins Bett gehen kann.

 

9          INNEN - WOHNZIMMER - NACHTS

 

Ralf aber hat vorgehabt, den Brief schnellstmöglich von ihr - Madleine - zu bekommen und dazu ist es notwendig gewesen, Ralph aus dem Raum zu bekommen, was ihm gelang.

 

Er setzt das weltweite Netz in Gang und mail an Madleine:

 

"Ralph hat doch den Brief lesen können, also weiß er auch von der Idee der Geschichte "Was nach Sunshine geschah..", wenn es diese Geschichte geben sollte, dann bitte mailen, er interessiert sich dafür, ich natürlich auch. Bitte ändere auch nicht das Entstehungsdatum, er würde doch irgendwie die Wahrheit erfahren. Ja, halte mich ruhig für abhängig von ihm, aber es gibt diese eigenartige Verbindung, als wären wir tatsächlich Zwillinge. Kann nur schreiben:MERDE, aber ja, es wäre in Ordnung, wenn du deine Mail in reinem und bestem Französisch senden könntest, du verstehst? Küsse dich auf deine wunderschönen Augen und wünschte dich bei mir zu haben.."

 

Erzähler

 

Ralf muß nicht lange warten. Sie sendet die Mail innerhalb der nächsten Stunde und er kann sich vor Schreck nicht fassen: Story schrieb sie lange vor der Premiere?! Und weder er noch jemand anders hatte irgendwas wissen können, sie war ja auch nicht Mitglied des Filmteams. Noch aber hoffte er auf einen Menschen, der ihr Zuträger gewesen war, aber jene Zeilen, die er einst während einer spirituellen Sitzung bei ihr mitbekommen hatte, las er hier wieder, eben auf Französisch und ja: es sah so toll aus, auch wenn der Inhalt mies war.." 

 

 

“Laisse l'homme qui doit jouer le glacé

la prochaine année n'arrivent pas aussi encore la grande peine personnelle.

Car si cela entre, cela peut rompre à lui le coeur pour le long temps, il ne sera plus jamais le même et même ses larmes jouées semblent fausses, puisqu'il a déjà perdu alors toutes les larmes véritables.

Où toujours vous êtes aussi, leurs dieux doux et charitables, si aimez, détournent chaque peine de sa maison.”

 

Sie hat seinen Wink sehr wohl verstanden, denn den französischen Text mailt sie extra, so daß er 2 Seiten abdruckt, den eigentlichen Brief lässt er nachlässig auf dem Tisch liegen, den französischen Text zerreißt er gerade in ungefähr 30 kleine und große Papierfetzen, als Ralph hinter ihm auftaucht und beunruhigend langsam das Papier aus seinen Händen nimmt. Ruhe vor dem Sturm, noch sagt der - nun ja: fast bedeutende Schauspieler mit großen Ambitionen, Zeit genug hat er, ist er doch gerade mal 28 Jahre jung - Mann eben nichts, er weiß, daß Ralf sich irgendetwas dabei gedacht hat, es ist sicher wieder eine seiner Vorsichtsmaßnahmen, also warum wütend werden?

 

Puzzelei der besonders nervigen Art beginnt, Ralf hilft ihm natürlich nicht und den Text klebt er vorsichtig zusammen. Als er Ralf ansieht, fragend, schüttelt der den Kopf. Das weltweite Netz ist ja auch für Übersetzungsprogramme-Suche günstig und so hält Ralph in weniger als 10 Minuten den englischen Text in Händen, was soll der Engländer mit Deutsch?! Also liest er es so:

 

(selbst wenn sich jemand finden würde, der genau diese Story aufgreift, dann bitte bedenken: Engländer würden nicht so ohne Weiteres einen deutschen Text lesen, unsicher und unglaubwürdig, wir befinden uns hier in England, nicht in Deutschland!) 

 

Leave the man who must play the icy

next year do not happen still big personal grief.

Since if this enters, it can break to him the heart for long time, he will never again be the same and even his played tears look phoney, because he has already lost all real tears then.

Where always you are also, her mild and charitable gods if it likes you turn away every grief of his house.

 

 

 Ralph(zögernd ungläubig)

 

Ja, sie kann mich gemeint haben. Aber bist du sicher, daß dieser Text sich nicht auf das Original bezieht, das gab es lange vor meiner Zeit?!

 

Ralf

 

Ich weiß gar nichts über den Ursprung des Textes, du glaubst doch gar nichts, also warum fragst du?

 

Sicher ist das etwas unfair, aber Ralf hat nur noch den einen sehnlichen Wunsch: endlich ins Bett zu kommen, mittlerweile geht die Uhr auf 1 Uhr Nachts.

 

Ralph

 

Ich frage, weil ich langsam an mir selbst zweifle, aber ich werde - mit deiner Unterstützung hoffentlich - mich mit ihr in Verbindung setzen, vielleicht bekomme ich aus ihr mehr heraus. Irgendwelche Quellen hat sie angezapft, ob nun im Remake-Fall oder über die Zeit vor ca. 20 Jahren..Ich denke auf keinen Fall daran, den Originalschauspieler mit so einem Kram zu belästigen, er steht für mich noch über RF, den man den Guru oder Meister zu nennen beliebt.

 

10 - INNEN - Wohnzimmer- TAGErzähler

 

Natürlich gingen die beiden so gleich aussehenden Schauspieler und charakterlich so verschiedenen Menschen in dieser Nacht noch zu Bett, Fototermine, ein wenig Arbeit im Theater, nichts Besonderes für die jungen Spunte,wie die alten Hasen sie gerne nannten.

 

Ralph erhebt sich etwas mühsam, weiß er doch, daß er in den letzten Wochen übertrieben hat, schreibt aber nur einen Brief an Ralf, in dem er ihn informiert, wo er wäre: im Theater, ein wenig Abwechslung täte ihm sicher gut.

 

Ralf erwacht 2 Stunden nachdem Ralph gegangen ist und liest kopfschüttelnd den kurzen Text.

 

Ralf`s Stimme aus dem Off

 

Dem Mann ist nicht mehr zu helfen, ausgerechnet Arbeit nennt er Abwechslung haben

 

Und während Ralf bemerkt, daß die beiden Ordner da sind, Ralph hat sich den Brief nur genommen, erwacht irgendwo in Deutschland Madleine, die das französische in Schrift und Sprache so sehr liebt..

 

11        INNEN - Ort in Deutschland, Madleine`s Wohnung - TAG

 

Madleine`s Stimme aus dem Off

 

Ein Glück, daß ich schlafen konnte, obwohl ich nur eine Schlaftablette genommen habe und nicht 2, wie ich es aus dummer Angewohnheit tu. Die Story um "Sunshine" habe ich doch längst vergessen und mein lieber Ralf: ja, du bist ein gutmütiger, liebenswerter, schussliger Trottel, der Ralph aber irgendwann überflügeln wird, habe ich so im Gefühl.

 

ERZÄHLER

 

Madleine träumte einst viel von dem, was sie in jener Story nur für sich einst verarbeitete und es war leider alles eingetreten. Ihre Freundinnen aus dem Kreise der Hellseherinnen, der Frauen auch, die sich nur sehr selten mit schwarzer, fast nur mit weißer Magie beschäftigten, bewundern sie schon lange, Neid ist da unbekannt, der einen Frau ist es gegeben, der anderen eben nicht, was die Zukunft noch bringen würde? Madleine kann auch da nicht genau was erkennen, zuviele Menschen tauchen in ihren Träumen auf, alle sehen sich irgendwie zu ähnlich oder ähneln jemandem..Madleine tritt an den PC, mailt Ralf noch eine Info. Und ja, den Brief sendet sie ihm ein 2.Mal..

 

12     INNEN - wieder in London - Theater- Raum von Ralph - TAG

 

Ralph schaut erfreut auf, als Ralf zu ihm kommt, auch wenn der wieder einmal ein sehr besorgtes Gesicht zieht.RalfIch dachte mir, weil du so freundlich warst, eben nur den Brief mit zu nehmen, die beiden Ordner könnten hilfreich sein und möglicherweise mehr ablenken als diese Arbeit, die heute noch auf dich wartet.

 

Ralph(trocken)

 

Da wartet heute nichts, habe einen Kollegen gebeten, für mich ein zu springen, schön, daß das möglich wurde. Habe nur bemerkt, wie ich immer unkonzentrierter wurde seit gestern Abend, Nacht..Ja, die beiden Ordner können wir gebrauchen.

 

Ralf(erfreut)

 

Dann wird es dich nicht verwundern, daß mir die Figur Roffe ans Herz gewachsen ist, scheint mir genau so ein "Experte" zu sein, wie ich es bin, wenn es darum geht, Menschen ein zu schätzen.

 

Ralph(irritiert)

 

Ach, den siehst du so? Mir scheint er total uninteressant, gewöhnlich daher zu kommen.

 

Ralf(schlecht gelaunt)

 

Ja, und er darf sogar überleben, mir erscheint er sehr liebenswert, schließlich muß er um eine Frau kämpfen, haben deine Figuren ja nicht so nötig. Ich begnüge mich mit wenig Bedeutenem, aber auch ohne deine Erlaubnis bereite ich mich auf die Rolle Roffe vor, Madleine wünschte mir viel Glück, wenn sie kann, wird sie beim Casting dabei sein und ich wüßte nicht, was du dagegen haben solltest..

 

Ralph

 

Habe auch nichts dagegen, dein Elan hat der mit Madleine zu tun, die du gar nicht so oft zu sehen bekommst?

 

Ralf

 

Kann schon sein..

 

Und sie lesen sich ein in eine Geschichte aus Liebe, Leid, merkwürdigen übersinnlichen Geschehnissen..    

Und sie unterhalten sich gern über RF, den man Guru oder Meister nennt, entweder in übergroßer Verehrung, weil man als Student immer ein Vorbild benötigt oder spöttisch, weil man sich einbildet, schon etwa die Bedeutung des Mannes erreicht zu haben. Als ob ihre Unterredung über eben den Mann etwas bewirkte: ein Brief wird unter der Tür durchgeschoben, von ihm ?!

 

ERZÄHLER

 

"Der, den man RF nennt, der aber von seinem Ruf als Meister weiß und es spöttisch dabei beläßt, hält sich gern in der Kantine auf, oder eben besserer Titel: Cafeteria. Er schaut nicht auf, als die beiden jungen Männer eintreten, trinkt den Kaffee langsam zu Ende, betrachtet nur kurz die Landschaftsaufnahme rechts von ihm an der Wand.."

 

Szene 13                                                        INNEN - Cafeteria - TAG

 

RF beobachtet wie nebenbei, wie sich die Männer nach der sehr förmlichen Begrüßung setzen: Ralph etwas zu schwungvoll, was aber nun auch wieder seine hochkommende Arroganz verbergen soll, was Ralph nie schafft. Ralf dagegen gezwungen ruhig, bestellt sich mit leiser Stimme einen Tee.

 

Ralf`s Stimme aus dem Off

 

„Wenn ich nicht zu genau wüsste, dass er nichts ohne Grund tut, könnte man meinen, er hängt hier nur ab. Da eben das nie sein Ding war und nicht ist, ahne ich dunkel, dass es mit dem Drehbuch zu tun haben wird, was Madleine nur uns sandte. Was aber, wenn sie es ihm auch zukommen ließ?“

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

 

„Du hängst hier ab? Wie schön für dich. Kannst nach Zeit und Geldbeutel tun und lassen, was immer du willst. Ob ich mal da lande, wo du bist? Wie ähnlich müsste ich dir noch werden?“

 

RF hat eigentlich keine Lust, gemeinsam mit Ralph und Ralf gesehen zu werden, auch hier tauchen immer Leute auf, die sie alle drei verdutzt ansehen und der Presse Nichtigkeiten zuspielen. Besonders Ralph wollte er nicht sehen, nimmt ihn aber in Kauf, da diese zukünftige Sache mit Madlein`s Drehbuch ihn zu interessieren beginnt.

 

RF

(sehr ruhig)

 

„Da ich mich nie mit Nichtigkeiten aufhalte, nur so viel: ja, Madleine ist mir bekannt, sie heißt Madleine Foresth und ihr Büro hat mir schon eine neue , wieder leicht abgeänderte Form des Drehbuches zugestellt, Madleine weiß nicht, dass ich die Seele des Heinrich VIII in der Märchenwelt im Bereich der Seelen und Spiegelwesen in mein Herz geschlossen habe. Aber ich schreibe ihr morgen eine Mail, in der ich sie bitten möchte, mir die Chance zu geben, meinem Alter gerecht eine Nebenrolle dar zu stellen. Ja, Ihr Jungs habt richtig gehört: der Guru begnügt sich mit Kleinigkeiten, weil er auch an so etwas Spaß hat, aber vielleicht ist ja mehr als eine Kleinigkeit drin, was meint ihr?“

Es geht ihm hierbei nicht um eine ehrliche Antwort. Von Ralph wird er sie wohl nicht bekommen, wie Ralf drüber denkt..

 

Ralf

(gefaßt)

 

„Gibt es etwas, was Sie über den Theater-und Filmbetrieb - also was nebenbei abläuft in London - nicht wissen, Mister F.?“

 

RF bekommt ein Lächeln fertig.

 

RF

(beschwichtigend)

 

„Natürlich gibt es immer mal größere und kleinere Erlebnisse, die ich nicht erfahre oder gar nicht erfahren will. Madleine ist mir bekannt, als...“

 

ERZÄHLER

 

„RF zögert bewusst. Der dramatische Autounfall eines weiblichen Fans,( in ihrem Nachlaß befanden sich - laut Madleine - unveröffentliche Skizzen zu Gedichten, Romanen, sogar Drehbuchausschnitte) hatte ihn deshalb schockiert, weil später bekannt wurde, dass sie diesen Unfall bewusst herbeigeführt hatte: einmal, weil sie schwer an Krebs erkrankt war, 2.Mal munkelte man: die Falschmeldung über seinen Tod hätte sie ebenfalls bewogen, ihr Leben zu beenden. An ihrem Todestag saß er so auch stets mit Madleine zusammen, sie gingen die Notizen von IHR durch und Madleine redete ihm mehr als einmal die angebliche Schuld aus..“

 

Ralf`s Gedanken unterscheiden sich so sehr von Ralph`s, dass es schon gemein und fies anmutet, man kann die beiden gleich aussehenden Männer innerlich nicht vergleichen. Das Zögern deuten beide verschieden, bewerten es anders.

 

Ralf`s Stimme aus dem Off

 

„Fans hattest du immer, wirst du immer haben, selbst wenn du tot sein wirst, Pardon, aber du bist so sterblich wie wir, obwohl man dich schon als lebende Legende irgendwo beschrieb. Eine Frau hatte wohl mal geschrieben: allein was er mit dem Objekt Badewanne schon alles ausdrückte, unglaublich, er gibt jedem, oder fast jedem Gegenstand eine Bedeutung. Madleine mag die unbekannte SIE gekannt haben, aber noch lange kein Grund, ewig über die erdichteten oder wahren Hintergründe des Todes nach zu denken. Verwandte etwa Madleine Skizzen von ihr im Drehbuch oder was?“

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

 

„Den großen Meister plagen Gewissensbisse wegen der Falschmeldung über seinen Tod? Madleine und die unbekannte SIE.. Na und? Fans sind doch immer selbst Schuld an ihrem Selbstmord. Man erkennt ganz neue Seiten am Altmeister: das Leidvolle, welches du in der Vergangenheit so kinskimäßig

 

(Ralph ist eher ein Verehrer der düsteren Spielweise des großen Klaus Kinski, als das er wirklich RF verehrt)

 

 

darstellen konntest, hat dich also schon längst in der Realität eingeholt? Nun, dann mußt du auch selbst damit fertig werden und solltest uns nicht unsere Zeit stehlen.Seelentröster bin weder ich noch...“

 

Als Ralph Ralf betrachtet, ist er sich nicht mehr ganz sicher, ob Ralf nicht doch zum Seelentröster neigt: der sieht den unsicher gewordenen RF scheu an, mustert ihn verblüfft und steckt sich schnell eine Zigarette an, wie immer, wenn ihm eine seltsame Idee kommt..

 

Ralph

(desillusioniert)

 

„Da Ihnen Madleine die neue Version gesandt hat, haben wir zwei Ralf und ich kaum eine Chance, uns richtig vor zu bereiten. Und ich sehe, Ihre Stunden mit den Studenten beginnt in 2 Stunden oder irre ich mich?“

 

RF schüttelt den Kopf, kann sich ein verbissenes Lächeln nicht verkneifen, er kann Ralph`s Gedanken fast erraten und das gefällt ihm nicht.

 

Ralph

(an Ralf gewandt)

 

„Eigentlich wollte ich der Stunde beiwohnen, muß aber erst einmal den Schock verdauen, was meinst du, was tun wir?“

 

Ralf

(zögerlich)

 

„Ich weiß nicht, was du tust, ab und an tue ich auch mal, was du nicht machst, ich gehe sehr gern in diese Stunde, Herr F.“

 

Ralph brummelt noch einen ärgerlichen Satz hinterher, steht auf, verabschiedet sich und geht fort.

 

RF ist der eigentümliche, fast neidische Gesichtsausdruck bei Ralph nicht entgangen .

 

RF

(bestimmt)

 

„Nichts für ungut, Ralf - Sie gestatten hoffentlich, dass ich Sie Ralf nenne, denn wir werden 100 % ig klar kommen bei den Dreharbeiten. Ralph..nun, Sie wissen, welchen schlechten Ruf er geniesst? Aber man spricht nur hinter vorgehaltener Hand da rüber. Entweder man redet ihm zum Mund, dann ist man wohl sein bester Freund. Wenn man das nicht nötig hat und ich darf mich glücklich schätzen, es nicht nötig zu haben, ist man in seinen Augen nichts wert. Sehr gefährliche Art, zu welchen Menschen kann ich Sie zählen?“

 

Ralf`s Stimme aus dem Off

 

„Verfluchter Mist, er hat mich genau da, wo ich nie stehen wollte: zwischen den Stühlen und sicher gezwungen, zwischen Ralph und dem anderen Ralph zu wählen, aber fällt die Entscheidung so schwer?“

 

Ralf

(unsicher)

 

„Ralph hat eine schlimme Zeit hinter sich, hat nie den Tod seiner Mutter verkraften können, seine komische Art, nein: seine Arroganz.. Mag sein, dass es sein adliger Titel macht. Wir helfen einander, was muß ich da groß erklären..“

 

RF wird für wenige Minuten leichenblass, fängt sich aber wieder, wird wieder freundlich.

 

RF

„Ich schlage vor, wir fahren langsam hinüber, dorthin, wo ich heute die Studenten hingebeten habe: Filmstudioteil E, in Ordnung?“

 

Ralf nickt und schließt sich ihm an.

 

Beide Männer beeilen sich, das Filmstudiogelände wollen sie rechtzeitig erreichen, aber gleichzeitig noch etwas reden. Der Fahrer von Mister RF wartet schon ungeduldig. Der freundliche Blick von RF lässt aber natürlich keine Eile zu.

 

Szene: 14                                     AUSSEN - Vor dem Theater (Parkplatz) - Tag

RF

(scherzhaft warnend)

 

„Keine überflüssigen Nebenstraßen, mein Guter. Wir wollen uns besser auf das Navigationssystem verlassen als auf Ihren Instinkt, in Ordnung ?“

 

Der Fahrer, dem die sonst förmlich ausfallende Begrüßung abgenommen wird, - RF hasst es  übertrieben freundlich angesprochen zu werden,- nickt mit leicht gehetzt scheinendem Blick und hält beiden die Tür auf, was Ralf sehr verwirrt. Aber der Fahrer starrt ihn nur minutenlang verdutzt an, schüttelt den Kopf und schiebt die Glaswand zwischen sich und seine Fahrgäste.

 

RF versucht darüber hinweg zu sehen, dass sein Fahrer mehr nach dem Gefühl fuhr und das Navigationssystem nicht mag, aber seine Pünktlichkeit ist berühmt, gefürchtet und auch willkommen und danach hat man sich zu richten, egal wie bekannt man gegenwärtig ist.

 

 

 

 

Szene: 15                                    INNEN - Fahrgastraum - Tag

 

Ralf ist noch etwas verwundert. So schnell hat er nicht mit der spontanen Einladung des berühmten Mannes gerechnet. Dann fällt ihm auf, dass der Fahrer durch den Spiegel immer wieder von ihm zu RF sieht.

 

Ralf

(leise)

 

„Wenn wir uns hier über Wichtiges und Unwichtiges unterhalten, der Fahrer wird es doch hören über Lautsprecher, oder?“

 

RF

(beruhigend)

 

„Er wird nur hören, wenn ich hier den Knopf hineindrücke, ist der Knopf in der jetzigen Stellung, bleibt er von unserem Geschwätz verschont.“

 

RF wird etwas hellhörig, warum ist das für Ralf so überaus wichtig?

 

Ralf

(sich behutsam herantastend)

 

„Mir schien, Ralph hat sie etwas verärgert..“

RF

(leicht gestresst)

 

„Ich interesse mich für diesen Schwätzer nicht besonders, auch wenn gewisse Details in seinem Lebenslauf meinem sehr nahe kommen, hat mich getroffen. Wußte nicht, dass seine Mutter während Dreharbeiten gestorben war..“

 

Da RF immer ruhiger wird, weiß Ralf, wie er dieses Gespräch in eine andere Richtung lenken kann.

 

Ralf

(beiläufig)

 

„Hat mich sehr verwundert, dass Sie Madleine kennen, darf ich erfahren, bei welcher Gelegenheit sie meine Freundin kennerlernten?“

 

RF

(verdutzt)

 

„Nun erklären Sie mir aber aus Ihrer Sicht den Begriff Freundin. Gibt immer „Experten“, die dichten in diesen Begriff alles Mögliche hinein. Ich nannte zum Beispiel eine Frau Freundin, obwohl ich sie nur als Filmpartnerin schätzte, Partnerin war sie nicht in meinem Leben. Wollen wir uns so verständigen: Freundin, mit der muß man nicht unbedingt das Bett teilen, Partnerin: das wäre dann meine Liebste oder Ehefrau, Kumpelin: so etwas wie eine Brieffreundschaft, also was wäre Madleine für Sie? Oder ja, es gibt noch Bekannte und weitläufige Bekannte, die letzteren sind dann die Leute, die man gekannt hat, aber nicht mehr unbedingt kennen möchte. Feinde fast, aber ich denke nicht, dass ich irgendjemandes Feind bin.

Ach ja, Madleine: sie ist eine kluge Frau, ein wenig exzentrisch mit ihrer Wahrsagerei oder dem, wie sie sonst noch ihren Lebensunterhalt verdient. Sehr tolle und aufreizende Figur, vom Alter.. Nehme mal stark an, sie würde mich nicht mehr so aktzeptieren, wie ich jetzt bin: eben 60 und keine 30 mehr, also nicht meine Liebste, keine Angst, wenn da mehr zwischen ihnen ist, geht mich das nichts an. Und bevor Sie fragen: ich verführe keine Frauen, ich unterhalte mich mit ihnen mehr, denn ich schätze sie über alle Maßen, wenn sie ehrlich und wahrhaftig sind. Madleine ist es und am Todestag ihrer besten Freundin -ja, dieser weibliche Fan, von dem ich den Namen weder weiß noch kennen will - kommt sie zu mir oder ich reise zu ihr und ich schluchze ihr was vor, weil ich nicht glauben will, dass diese Freundin es wegen mir tat. Nun, Ralf, hat das Ihr Bild vom angeblichen Guru nicht zu sehr erschüttert?“

 

 

RF `s Stimme aus dem Off

 

„Ich weiß sehr genau, wem ich die spöttische Bezeichnung Guru zu verdanken habe, meinem jüngeren fast-Ich: Ralph van den Bergen, einem Typen, der es für nötig befindet, mich zu kopieren, adlig ist, das Arbeiten nicht gerade erfunden hat und alleine etwa soviel Phantasie hat wie ein Spatz. Und du Ralf? Der immer wie ein begossener Pudel schaut, wenn ich dich interessiert ansehe? Es hat mich irritiert, als ich Euch das 1.Mal sah: war wie eine innere Reise mit der Zeitmaschine. Und Ralf könnte tatsächlich mein ICH sein oder noch werden, vielleicht kann man ja mal stolz auf das sein, was Ihr Beide zustande bringt.“

 

 

 

 

 

RF hat diese Männer zu sich in die Cafeteria gebeten und wenn er bittet, sagt man nicht ab...

Ralph, selbst von sich sehr überzeugt, grinst spöttisch, muss aber zugeben, dass so wohl die Bezeichnungen Guru und Meister nur in positivem Sinne zu gebrauchen ist ab..( ja, man sprach nicht über RF`s echtem Alter, optisch wirkte er eben viel jünger, hielt sich sehr fitt, seine glänzenden fröhlichen, manchmal aber sehr spöttischen Augen waren nach wie vor sehr wachsam) etwa 2019. Zu diesem Zeitpunkt verehrt ihn sogar die Presse, was RF verblüfft zur Kenntnis nahm.

 

 

 

2.Teil

Szene: 16                                              INNEN - Wohnzimmer von RF - Abend

 

Madleine`s Augen wandern flink durch den großzügigen Raum, bleiben an einer sehr bequemen Liege hängen, die vorzüglich für den gemeinsamen Zweck geeignet ist.

 

Madleine

(fröhlich)

 

„Wenn ich Sie hier herüber bitten darf, großer Meister. Nein, im Ernst: die Übungen gehen am besten, wenn du dich dabei hinlegen kannst, aber nicht einschlafen, ja?“

 

Er lässt sich nicht lange auffordern, streckt sich aus, sie schaltet fast alle Lichter aus, so dass sein Gesicht völlig im Dunklen liegt.

 

Sie zieht einen ebenso bequemen Sessel heran, beugt sich zu ihm. Es interessiert sie nicht sonderlich, ob er sie ansehen kann.

 

Madleine

(eindringlich)

 

„Hör mir jetzt bitte genau zu. Ich weiß, dass wir keine Förmlichkeiten und übertriebenen Höflichkeiten benötigen. Wenn ich diese Übungen mit dir versuche, nur deshalb um zu sehen, ob du dich hypnotisieren läßt oder zu angespannt bist für das hier. Ich kenne sehr wohl deine Phantasie, ohne die du deine Rollen gar nicht gestalten konntest und noch immer kannst, aber dies hier wird vielleicht gefährlich. Wenn dir irgendwas komisch vorkommt oder, was ich mir nun gar nicht vorstellen kann: du Angst bekommen solltest, ich werde es an deinem Gesicht ablesen und dich dann aufwecken, einverstanden?“

 

RF

(dumpf)

 

„Ist Angst etwas, was ein Mann deiner Meinung nach nie bekommen darf?“

 

Madleine

(peinlich berührt)

 

„Im Allgemeinen mag das Gefühl Angst doch für einen Mann unpassend sein, oder?“

 

RF

(ärgerlich)

 

„Wollen wir darüber diskutieren, was für mich passend wäre oder was du auf meinem Gesicht nicht haben willst? Du vergisst, dass ich mehr als einmal das Gefühl Angst spielen mußte. Warum es nicht auch mal in echt spüren?! Los, also..“

 

Madleine lässt sich ihren Unmut nicht weiter anmerken, sie weiß wovon sie spricht, es bringt ihnen beide nichts, wenn er eine Menge Unschönes aus dem Unterbewußtsein rauf holt, denn auch das könnte geschehen..

 

Madleine

(einsilbig)

 

„Schon gut, wollte dich nur vorwarnen. Ich nehme an, du fühlst dich gerade locker und sehr entspannt, nach dem du mich soeben vollgequatscht hast? Solltest du dich nicht völlig beruhigen und entspannen können, bringt es nichts. Ich warte also - sagen wir mal - 2 Minuten, dann signalisiere mir bitte, dass du dich voll in der Gewalt hast und Ruhe empfindest, aber keine Lügerei..“

 

RF empfindet große Heiterkeit und will schon ihr Gesicht betrachten, sicher wirkt sie wie eine Meduse (oder wie hieß die singende Nymphe, die Verderben brachte, momentan war ihm der Name entfallen), aber er konzentriert sich langsam auf völlige Ruhe, die er normalerweise bei Yoga empfinden kann. Als er fast einschläft, hört er Madleine..

 

Madleine

(gelassen)

 

„Sehr schön und nun stelle dir eine tolle Farbe deiner Wahl vor, sieh genau hin und schaue, ob diese Farbe eine Struktur besitzt. Was immer du bei der Farbe empfindest: Wärme, Kälte oder anderes, alles wichtig. Sprich mit dieser Farbe..“

 

Mit dem letzten Satz überlässt sie den Schauspieler ganz seinen Vorstellungen, die sehr wohl kommen...

 

Szene: 17                                                                                                      Traumsequenz

                                                                            INNEN - RF`s Innenleben - ABEND/NACHT

ERZÄHLER

 

„Es soll sich bewahrheiten, was Madleine befürchtet hat. RF hat so viele unschöne verdrängte Sequenzen im Unterbewußtsein, die anscheinend nur darauf gelauert haben, hervor gezerrt zu werden..“

 

Madleine überließ ihm ja was er so an Farbe heraufkommen lassen wollte. Er stellt sich gerade ein himmlisches Blau vor, als ein weißes Licht auf ihn zugeschnellt kommt und ihn an einen Ort holt, den er nie zuvor gesehen hat: Lichtgestalten berühren ihn von allen Seiten, dann dräng eine sehr schöne junge Frau sich zwischen die männlichen und weiblichen durchsichtigen Wesen.. Feengleich wirkt sie, fast schwarze Haare, ihr Gesicht..

 

So sehr er auch versucht, diesem lieblichen, traurigen Antlitz zu entgehen, er fühlt ihre Hand in der seinen, leise sagt sie etwas..

 

Glutrot wurde das Paradies, er fällt immer tiefer in diesem Traum, aber das himmlische Reich ist noch nicht zu Ende:

 

er sieht sich durch ein goldenes Tor schweben, erwartet wieder etwas Reizvolles zu sehen, aber das kommt nicht vor. Wie Odysseus in der Unterwelt erblickt er neben und hinter sich Felder, die aus Flammen bestehen, die Seelen Verstorbener recken ihm ihre Arme flehend entgegen, dann ein Schloß aus schwarzem Marmor, welches aus lauter Säulen besteht, an jeder Säule eine andere Figur:

Hamlet, in den Händen Totenschädel, Hades mit seinem spöttischen und gemeinen Grinsen im Gesicht, ein Skelett klappert von irgendwo her zu ihm heran, warnt:

„Schau dich nicht zu kühn um, großer Künstler, willst du alle Ängste erleben?“

 

Er sieht sich nicken, steht plötzlich neben sich als sehr junger Mann von 20 Jahren, der aber sehr langsam älter wird.

Und plötzlich erscheint die Seele der wunderschönen dunkelhaarigen Frau wieder neben ihm, tippt ihm auf die Schulter..

 

Seele

(unbestimmt)

 

„Ich habe dich verloren, bevor ich starb, oder nein: eigentlich kann ich dich gar nicht verlieren, du willst ja zu oft bei mir sein, stimmt es?“

 

RF

(angstvoll)

 

„Wie kommst du darauf?“

 

Er blickt sich in seinen beiden Gestalten um, erkennt die Frau endlich an ihrem sehr jungen Gesicht, für ihn immer wunderschön.. So sah sie aus, als er etwa 6 Jahre alt war: seine Mutter..

 

Seele seiner Mutter nickt sehr traurig.

 

Seele

(warnend)

 

„Gebe dir einen guten Rat, Junge: beschwöre nicht die Geister jener Toten herauf, von denen du dir einbildest, du wärest für ihren Tod verantwortlich, ja, du siehst mich als deine sehr junge Mutter. Wenn ich noch jünger werde, in vielleicht 5-6 Jahren kann ich der Seele eines Kindes ähnlich sehen, wird auch meine Erinnerung hier an dich sicher erloschen sein, aber komm nicht mehr her, es tut mir weh, dich nur leiden zu sehen. Selbst wenn das Leid nur gespieltes Leid ist, es bricht mir das Herz. Bevor du fragst: ja, auch die Seele einer Mutter, die sich mehr in der unendlichen Weite der himmlischen Gefilde aufhalten darf, ja, auch die kann Leid empfinden.“

 

RF

(drängend)

 

„Wenn mir etwas zustieße, würde ich dich erkennen?“

 

Seele

(entsetzt)

 

„Denke nicht einmal daran, deinem Leben selbst ein Ende zu setzen, nur weil du bei mir sein möchtest, du wirst mir nur begegnen in einem anderen Leben, möglich, dass wir einander dann erkennen, sicher ist auch das nicht, lebe wohl..“

 

Sie berührt sehr sanft sein Haar - sowohl das des jüngeren Mannes als auch des älteren, blickt zärtlich von einem zum anderen und entschwebt..

 

Bevor er nicht mehr weiß, wohin er sich zuerst wenden soll, weckt ihn Madleine auf. Sie hat sehr wohl beobachten können, wie aus seinen Augen die Tränen ohne Unterlaß liefen, er sagte ständig etwas, aber nur unverständlich. Sein Gesicht spiegelte nur unendliches, fast unmenschliches Entsetzen und Leid wieder..

 

  Szene:18                                               INNEN - WOHNZIMMER in RF`s WOHNUNG - NACHT

 

                                                                             ERZÄHLER

 

„Madleine weiß nicht sogleich, ob sie ihm sagen soll, was sie selbst gesehen hat.

 

Natürlich ließ sie ihn während der Hypnose keine Minute aus den Augen :

 

Sei es nun, dass das matte Licht, welches sie behutsam über sein Gesicht schwenkte - er spürte es ja nicht - ihr etwas vor gaukelte, oder.. So viel Übersinnliches war selbst ihr fast zuviel:

 

sie sieht plötzlich sein Gesicht als er etwa 31 Jahre zählte, Möglich, dass ihre überreizten Sinne ihr einen diesmal zauberhaften Streich spielen.“

 

RF

(betäubt)

 

„Was war nur los mit mir, irgend so ein gruseliger Traum, ja?“

 

Mittlerweile hat sie sämtliche Lichtquellen angeschaltet und ihr Entsetzen lässt sich nicht übersehen, der Mann umfaßt sie mit seinen kräftigen Armen, bevor sie zu Boden rutschen kann.

 

RF

(beunruhigt)

 

„Muß ja ein mieses Erlebnis für dich gewesen sein, Madleine..“

 

Madleine sagt kein Wort, hält ihm nur einen kleinen Spiegel vors Gesicht.

 

RF

(ungläubig, ebenso erschrocken wie sie danach)

 

„Wir sind beide übermüdet, ist gar nicht möglich..“

 

Wie um sich das zu bestätigen, läuft er von Raum zu Raum, sucht sich alle Spiegel zusammen, die er finden kann, seine Hände fliegen dabei immer wieder zu seinem Gesicht, zum dichter und lockiger gewordenen Haar. Madleine hört ihn eine Zeit fluchen, dann vernimmt sie nichts mehr, geht ihn suchen.

 

Und findet ihn zusammengebrochen vor einem mannshohen Spiegel in seinem Schlafzimmer.

 

Madleine greift schleunigst nach ihrem eigenen Handy und ruft ein befreundetes Ehepaar an, ja ebenso den magischen Künsten zugewandt aber im Hauptberuf beides Ärzte, die würden sie auch diesmal nicht im Stich lassen..

 

Madleine

(hektisch)

 

„Hab jetzt keine Zeit, was zu erklären, kommt so schnell Ihr könnt, zu dieser Adresse.“

 

Danach hilft sie dem Mann, der sich teilnahmslos von seiner Kleidung befreien lässt sich auf das Bett legt, sich zudecken lässt und irgendwie gar nicht fassen kann, was mit ihm passiert ist: 31 Jahre jung zu sein, mag für jeden anderen Mann Klasse sein, aber er ist gerade beruflich zur Ruhe gekommen und nun das?

 

RF

(müde)

 

„Glaub nicht, dass ich dir die Schuld gebe, wird sich alles irgendwie erklären lassen..“

 

Ihm fallen die Augen zu und Madleine betrachtet ihn eher besorgt als begeistert..

 

Es klingelt an der Tür und Madleine eilt in den Flur, öffnet.

 

 

 

  Szene:19                                                                  INNEN - FLUR von RF`s WOHNUNG - NACHT

 

Herr und Frau Anderson, eben jene herbeigerufenen Freunde, Gleichgesinnte aber vor allen Dingen dringend benötigte Ärzte, umarmen Madleine zunächst behutsam, dann fällt ihnen auf, dass die Frau am ganzen Körper zittert.

 

Pieter Anderson

(beruhigend)

 

„Komm schon, Mädchen, so schlimm wird es schon nicht sein, oder?“

 

Madleine kann sich nicht fassen.

 

Marie Anderson

(aufgeregt)

 

„Was ist das überhaupt für ein Polizeiaufgebot in der Stadt und selbst vor seiner Haustür? Man hat uns erst in Ruhe gelassen, als wir unsere Dienstausweise zeigten..“

 

Madleine

(stöhnend)

 

„Nicht jetzt, sage ich Euch alles nachher..“

Alle drei gehen zu RF.

 

 

 

 Szene:20                                                                    INNEN - SCHLAFZIMMER von RF - NACHT

 

                                                                                 ERZÄHLER

 

„Der Arzt, der durch Neugierde nun zum Hobby seiner Frau kam, sieht zum ersten Male den Mann privat, den er bisher als 60 Jahre alten Schauspieler bewundern konnte. Dieser junge Mann soll auch genau dieser Schauspieler sein?“

 

Pieter Anderson

(erstaunt)

 

„Wenn ich nicht sehen würde, wen oder was ich sehe und wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass Madleine uns keinen Bären aufbindet.. Na, dann wollen wir mal...“

 

Er packt seine Hilfsmittel aus und untersucht den Mann sehr gründlich, richtet sich dann auf.

 

Pieter Anderson

(gefasst)

 

„Dann mal los, Mädels, während ich ihn versorge, könnt Ihr Euch in Geduld fassen. Kann sein, es wird schwer, kann sein, daß nicht.“

 

Während er beschäftigt ist, drängt Marie Madleine ins Bad, um mit ihr dort zu reden..

 

 

 

 

Szene:21                                                             INNEN - RF`s Badezimmer - NACHT

 

Marie

(atemlos)

 

„Was hat das nun zu bedeuten, Madleine? Jetzt sage mir nicht, er wollte selbst in diesen Zustand geraten.“

Madleine schüttelt den Kopf.

 

Madleine

(ärgerlich)

 

„Ich hatte ihn sehr wohl gewarnt, es geriet außer Kontrolle: erst hat er nur phantasiert, dann geschwitzt und geweint und dann erschien jenes zu junge Gesicht, welches er jetzt auch hat und natürlich steckt er auch im Körper eines Mannes, der 31 ist..“

 

Madleine schaut sich um, vermutet, daß man Handtücher usw. gebrauchen könnte , greift nach den Tüchern und geht wieder ins Schlafzimmer.

 

 

 

Szene:22                           

                                                                    INNEN - SCHLAFZIMMER von RF - NACHT

 

Sie wundert sich wieder, wie schnell ihr Bekannter arbeitet, er schaffte es sogar noch, den Mann zu fixieren, was sie erschrocken zur Kenntnis nimmt.

 

Madleine

(verständnislos)

 

„Was soll das? Sind wir zu dritt nicht Manns genug um..?“

 

Pieter Anderson

(beruhigend)

 

„Wir wissen jetzt noch nicht, wie er sich aufführen wird. Da er schon zusammenbrach, als er nur sein verjüngtes Gesicht zu sehen bekam, was meinst du, wird beim Rest geschehen, sieh her..“

 

Er deckt den Körper des Mannes auf und sie erkennt den faszinierenden Körper des Mann wieder, der schon zu anderen Zeiten Filmgeschichte schrieb: dieser Anblick führte dazu, dass Frauen sich vor Begeisterung nicht zu lassen wussten, man betitelte ihn als den attraktivsten englischen Schauspieler aller Zeiten und was der Hymnen noch mehr waren.

 

Madleine

(zwiespältig)

 

„Ich weiß sehr wohl, was du meinst. Jeder Künstler erlebt das Altern des eigenen Körpers auf ganz verschiedene Weise, aber umgekehrt..“

 

Marie betrachtet gespannt Madleine`s Gesicht genau so wie Pieter, der damit beginnen muß, den Liegenden zu beruhigen und ihn möglichst davon ab zu halten, sich jetzt näher zu betrachten um das Fieber nicht noch mehr in die Höhe zu treiben.

 

Pieter

(nebenbei)

 

„Das willst du also nicht gewußt haben?“

 

Madleine

(erschrocken)

 

„Ich habe ihn als 55 Jahre alten Mann kennen gelernt und hätte nie für möglich gehalten, dass das innerhalb der Hypnosezeit geschehen kann. Warum sollte ich ihn absichtlich seiner Identität berauben?“

 

Natürlich gibt es darauf keine Antwort, Marie und Pieter ahnen beide, dass Madleine den Mann schon geliebt hat, bevor er wie 30 aussah, etwas jünger als sie selbst nun.. 

 

Madleine

(ablenkend)

 

„Wenn Ihr beide nichts dagegen habt, kümmere ich mich etwas um ihn, aber es wäre gut, wenn ab und zu mal jemand nach mir sehen würde, ich kann im Moment zwar keine Ruhe finden, aber das wird sich wohl bald ändern..“

 

Pieter sagt zu, lässt Madleine mit dem Mann erst einmal allein.

 

RF kommt etwas zu sich, nimmt sehr wohl wahr, dass er sich nicht bewegen kann.

 

RF

(hastig)

 

„Du mußte mir meine Fragen nicht beantworten, helfen kannst du mir sicher auch nicht viel, ich will nur wissen: warum ich so liegen muß..“

 

Madleine

(verstört)

 

„Pieter, der Arzt, der sich deiner annahm, ist der Meinung, um dich nicht weiter auf zu regen, sei es so erst einmal das Beste und Sicherste..“

 

RF

(lacht falsch)

 

„Ich wäre sicher kaum in deiner Gegenwart aus dem Fenster gesprungen..“

 

An Madleine`s Gesicht sieht er, dass das genau die falsche Reaktion gewesen ist und er entschuldigt sich umständlich.

 

RF

( leise)

 

„Ist irgendwas mit meinem Körper geschehen..?“

 

Er spürt keine Schmerzen, aber wenn er unter Schock gestanden hatte, würden die wohl bald kommen, dann wäre es die richtige Zeit dafür. Er sehnt sich nicht nach Schmerzen aber nach einer Erklärung für sein verändertes Gesicht. Schemenhaft tauchen Bilder genau aus jenem Jahr auf, als er original so aussah und er stöhnt leise und verzweifelt auf.

 

Madleine

(beunruhigt)

 

„Du wurdest nicht verletzt, mach dir keine Sorgen und ich werde den Arzt holen, der dir etwas zur Beruhigung geben wird, ich schaffe es so nicht allein mit dir, so nicht..“

 

ERZÄHLER

 

„Natürlich kennt Madleine die Geschichte des Jahres 19..Ihr tritt der Angstschweiß aus, sie will nicht ins Innenleben von RF schauen, nicht in diesem Moment..“

 

Madleine holt Pieter, der denn auch die Medizin gegen die aufkommende, zu heftige Aufregung gibt, die der Mann nach einigem Zögern zu sich nimmt und in einen nicht sehr erholsamen Schlaf sinkt.

 

 

 

Szene:23          

                                                                    INNEN - WOHNZIMMER von RF - NACHT

Pieter

(entschieden)

 

„So, Madleine, nachdem er wohl etwas Ruhe finden wird, legst du dich hin und wir drei lösen uns ab. Ich habe Christopher hergebeten, nicht nur Pfleger, sondern auch verschwiegen und was das Beste ist: er wird RF in den nächsten Tagen eine Gesichtsmaske zurecht zaubern, die sich sehen lassen kann. Dürfte für die erste Zeit gehen, bis wir eine bessere Lösung gefunden haben. Nun zu den Freunden von der Polizei, was tun wir da? Die werden denken, ein jüngerer Mann wohnt hier, hätte RF irgendwie umgebracht und beseitigt..“

 

Madleine

(heiter)

 

„Nein, du Spaßvogel, nicht unter den Augen der Polizei. Und die Fotos, die Ihr da auf dem Tisch sehen könnt, hat uns der Kriminalkommissar persönlich entweder hier gelassen oder schlicht weg vergessen: diese Botschaften müssen aus der Zwischenwelt stammen, wo SIE zu finden ist. Mit dem Fall ist die Polizei schon beschäftigt und auch die Abteilung für ungewöhnliche Fälle. Da RF eben so ein ungewöhnlicher Fall ist, müssen wir für sein anderes Aussehen eben eine sehr schlaue Erklärung finden..“

 

Marie

(neugierig)

 

„Und die wäre?“

 

Madleine

(zögernd)

 

„Ist eben genau so aus heiterem Himmel aufgetreten wie die überirdischen Botschaften, wenn die das nicht schlucken, lassen wir RF unter deiner Aufsicht - Pieter - eben in einem Polizeilabor Blut abnehmen und seine Identität ist dann geklärt, wird vielleicht das Beste sein. Aber RF ist ja momentan nicht so ganz auf der Höhe..“

 

Madleine legt sich im Schlafzimmer von RF auf eine schmale Liege und schläft fast augenblicklich ein.

 

 

 

 

 

Szene:24             

                                                                      INNEN - SCHLAFZIMMER von RF - NACHT

ERZÄHLER

 

„Den Anwesenden, denen die wachten und auch für die, die schliefen, wurde es eine lange schwere Nacht mit vielen Tränen, Erschöpfung und Vorwürfen..“

 

Madleine wacht gegen 2 Uhr Morgens auf, als sie leise etwas hört. Natürlich: RF versucht immer sich zu beherrschen, seine Gefühle und seinen Schmerz zu unterdrücken..

 

RF

(flüsternd)

 

„Man, wo seid IHR, ich brauche irgend jemanden..“

 

Madleine springt auf, beruhigt ihn, nimmt ein feuchtes Tuch und kühlt damit seine heiße Stirn, fährt damit solange fort, bis er etwas zu sich kommt.

 

RF

(kaum hörbar)

 

„Ich muß aufstehen um..“

 

Natürlich versteht Madleine die peinliche Lage, schüttelt den Kopf, weil sie weiß, Pieter hat auch da vorgesorgt: dafür braucht der Kranke das Bett nicht zu verlassen und umständlich und mit hoch rotem Kopf erklärt sie es ihm.

 

RF ist nicht zu beruhigen, fleht sie förmlich an, ihn von den Bandagen zu befreien, bis sie nachgibt und schon eine Hand von ihm frei hat, als Marie dazu kommt und verhindert, dass sie die 2.Hand ebenfalls löst.

 

Marie

(traurig)

 

„Ist jetzt nicht das, was ich denke, oder? Was wolltest du damit erreichen, Madleine? Soll er in dieser Nacht schon halb verrückt werden vor Fassungslosigkeit? Was geschehen ist, kann man offenbar nicht mehr rückgängig machen.“

 

Marie vergewissert sich, dass RF sie nicht verstehen kann, wendet sich an Madleine, flüstert ihr ins Ohr ...

 

Marie

(nachsichtig)

 

„Ja, ich sehe auch, er ist plötzlich wieder sehr jung und noch attraktiver als vor Tagen, aber wie wird er das selbst verkraften? Wir müssen warten, bis das Fieber weg ist..“

 

Madleine

(ratlos)

 

„Das Fieber steigt nun schon bei der geringsten Anstrengung und Aufregung von ihm. Wir zwei können JETZT genau das tun, was vielleicht die einzige Möglichkeit ist, ihm helfen zu begreifen, wie er aussieht: weder verletzt, noch verstümmelt, im Gegenteil: Adonis ist ein Unbekannter wenn man ihn so sieht..“

 

Marie geht, um ihren Mann um Rat zu bitten, kehrt mit ihm zurück. Pieter nickt.

 

Pieter

(ernst)

 

„Na schön, aber ..nein da gibt es keine Eure Verantwortung, wird auf Marie und mir hängen bleiben, wenn er ein 2.Mal zusammenbricht.“

 

Pieter beugt sich zu RF herab, vergewissert sich kurz, dass der fast völlig wach geworden ist und informiert ihn, was er gleich sehen würde. Dabei beobachtet er ihn sehr genau.

 

RF nickt und die Frauen sehen einen Augenblick zur Seite, nicht aus Scheu und Scham, eher aus Angst.

 

Pieter kräftig genug mit seinen 43 Jahren, löst alle Fesselungen des Mannes und hilft ihm für wenige Momente auf die Beine und hält ihn dabei fest.

 

RF schwankt in den Armen des Arztes wie ein Blatt im Wind, betrachtet sich kurz, um dann die Augen eher vor Erschöpfung als vor Schreck zu schließen.

 

Aufatmend legt Pieter ihn wieder zurück ins Bett und stimmt den Frauen zu.

 

ERZÄHLER

 

„RF hat sich tatsächlich kurz aber doch intensiv ansehen können, irgendwie verwundert ihn sein Anblick gar nicht, was hat er erwartet? Warum sollte sich nur sein Gesicht verjüngen? Wie das alles geschehen konnte, war doch jetzt egal, kein Grund für die anderen Personen, ihn zu schonen. Er spürt nur eine elende Müdigkeit, Erschöpfung..

 

 

Szene:25          

                                                                       INNEN - SCHLAFZIMMER von RF - TAG

 

Marie kontrolliert in den nächsten Stunden des anbrechenden Morgens die Temperatur des Mannes und stellt erfreut fest, dass er gegen 6 Uhr nahezu ohne Fieber ist, bittet Madleine aber, sie möge ihn noch dazu bewegen, liegen zu bleiben..

 

Auf Fesselungen hat man verzichtet, die Frauen dösen zwischendurch ein und irgendwann erwacht RF vollends.

 

RF

(erfrischt)

 

„Fühle mich erstaunlich gut, dürfte also kein Fehler sein, wenn ich mir Bewegung verschaffe.“

 

Etwas unsicher geht er noch, aber langsam kehrt längst verloren geglaubte Kraft in ihn zurück. 

 

 

Szene:26                   

                                                                              INNEN - BADEZIMMER von RF - TAG

 

Mehr noch: heiter, beschwingt lächelte er seinem Spiegelbild im Bad zu, bis ihm einfällt..

 

RF`s Stimme aus dem Off

 

„Klar, für mich und die Personen, die im Moment um mich sind, mag das ein ganz normaler Anblick sein, was aber, wenn ich aus dem Haus gehe und das muß ich ja mal..“

 

Madleine erscheint in der Tür des Raumes, grinst.

 

Madleine

(nachdenklich)

 

„Jetzt siehst du jünger aus als ich, verwirrend nicht?“

 

Sie sieht, wie ihm anscheinend kurz schwindlig wird und hält ihn fest. Errötend stellt sie fest, dass er sie nach wie vor sanft und überaus zärtlich anblickt.

 

Madleine

(überrascht)

 

„Was wirst du nun tun, RF?“

 

RF

(lachend, echtes, glückliches Lachen)

 

„Was meinst du wohl, was ich als Erstes tun muß? Mich rasieren, ich sehe grauenvoll aus. Merke gerade: ein wenig schummrig ist mir noch, hilfst du mir?“

 

Sie sieht ihn verwundert an, denn sie ist nicht sicher: meint er das im Ernst oder was kommt da in ihm durch? Dann aber ergreift sie seinen handlichen Rasierapparat, wartet ab, bis er sein Gesicht vorbereitet hat und genießt jeden seiner Handgriffe. Sanft fährt sie ihm über die überflüssigen Barthaare, ihre Zunge gleitet spielerisch zwischen den Lippen hervor.

 

Er hat seine Augen fest geschlossen, wartet ruhig ab, bis sie fertig ist, sie hat es tatsächlich geschafft, ihn nicht zu verletzen.

 

RF

(behutsam)

 

„Welche Pläne sind vorgesehen, meine übersinnliche Prinzessin?“

 

Madleine

(schmunzelnd )

 

„Liegt das nicht klar auf der Hand, „Hamlet“, den du ja wohl bald spielen könntest? Ich habe die Idee gehabt, dich zur Polizei fahren zu lassen, denn so bist du - entschuldige, wenn ich das so nenne - ein Irgendwer, der sich mit dem Gesicht des RF schmückt, ohne dass jemand ahnt, dass du selbst es bist. Deine Identität muß wegen deines offensichtlichen Alters neu registriert werden und du hattest einen guten Draht zu diesem Menschen, der da mit den merkwürdigen Fotos kam , um.. „

 

Sie sieht, wie RF leichenblass wird.

 

RF

(übertrieben gelassen)

 

„Der Mensch könnte tatsächlich von Nutzen sein..“

 

Madleine

(zweifelnd)

 

„Pieter und Marie werden mir da zustimmen, wenn man dir jetzt noch kein Blut abnehmen kann, die Papiere, die ja in deinem Besitz sind, die Fingerabdrücke, dass alles sollte fürs Erste reichen..“

 

RF

(entschieden)

 

„Toll, wie jeder mich schonen will, ich habe zwar einige Phasen, von denen ich nicht weiß, was los war, aber ich möchte lieber heute als morgen arbeiten.“

 

Madleine

(unsicher)

 

„Das lassen wir wohl eher Pieter und Marie entscheiden, kein Grund, jetzt was zu überstürzen. Meine Freunde werden dir sinnvolles Programm vorschlagen, welches du körperlich und psychisch bestehen solltest und ich denke, dafür ist es zu früh, wenn du dir selbst beim Rasieren helfen lassen mußtest.“

 

RF probiert ein wenig seine überragende Schauspielkunst aus, die von schmachtend-lieblich bis bösartig-fies und zurück zu leidend-fast-weinerlich reicht.

 

RF`s Stimme aus dem Off

 

„Wollen mal sehen, ob du mir Widerstand leistest, wenn ich den Eindruck mache, als würde es mir besonders nahe gehen. Die Schwäche? Darauf gebe ich nichts, ist wohl glücklicherweise verschwunden. Und du, meine süße übersinnliche Schönheit? Ich denke, ich lasse dich ein wenig dahin schmelzen..“

 

Sie erkennt urplötzlich in seinem Gesicht einen ganz bestimmten unheimlichen leidenden Ausdruck. Und überlegt sofort, ob das genau kalkulierte Mimik ist. Aus welchem Film oder Theaterstück hat er diesen zu perfekten Blick ins Private mit hinein genommen ?

 

Madleine`s Stimme aus dem Off

 

„Verfluchter und geliebter Kerl, du wirst mich mit deinen fast miesen Tricks nicht dazu bringen, dass ich meine Freunde umstimme, sie werden nicht nach deiner Pfeife tanzen wie es der eine Ralf schon tut. Dieser kranke Glanz in deinen Augen. Der lässt sich nicht spielen und dein zu hohes Fieber in der Nacht war leider auch sehr echt..Das muß wirklich nicht öfters passieren.

 

Ich möchte in Tränen ausbrechen, werde es aber nicht, überlegen sollst du dich nicht fühlen, nicht jetzt. Hoffentlich ist es keine Frage der Zeit, bis du vor meinen Augen zusammenbrichst und ich wette, das ist dir gerade so etwas von egal, ganz so, als übtest du Details für eine neue Rolle ein.“

 

Sie streicht ihm kurz über das braune Haar, überlegt nicht lange, umarmt ihn wortlos und küsst ihn minutenlang sehr leidenschaftlich...

 

Szene:27

 

 INNEN - RF`s WOHNZIMMER - TAG

 

ERZÄHLER

 

„Zur gleichen Zeit beraten Pieter und Marie gemeinsam mit Christopher die weiteren Wege. Für sie ist klar, dass man erst einmal abwarten wolle, wie RF seine neu gewonnene Zeit und Kraft auf Dauer verträgt und ebenso klar ist: es wird kein stressiges Programm geben, welches ihn an den Rand seiner Belastbarkeit bringen würde. Er würde keine Weltumsegelung unternehmen. Madleine deckt gerade den Tisch für das Frühstück, als sie Pieter beiseite zieht.

 

Pieter

(besorgt)

 

„Wie macht er sich?“

 

Madleine

(ernsthaft)

 

„Er ist noch lange nicht so weit, verdrängt es aber und wird es mit allerlei schmutzigen Tricks versuchen, Euch um zu stimmen..“

 

Pieter hat sogar einige Seiten vorbereitet, die für Madleine aussehen wie eine Krankenakte, er nickt kurz, sie vermutet richtig .

 

Das gemeinsame Essen verläuft schweigsam, als ob alle mit ihren eigenen Ideen zu beschäftigt sind, was teilweise auch der Wahrheit entspricht. RF sieht von einem Gesicht zum anderen, als erhoffe er sich folgenden Satz: „Klar, geh los und probiere dich aus..“

 

MARIE

(sehr ruhig)

 

„Was Sie erwarten, wird es von Pieter und mir nicht geben: keinen Freibrief alles zu tun, was Sie vorher taten. Gewiß, Sie mögen jünger aussehen, aber das Durchhaltevermögen, die Ruhe und Geduld, um nur Einiges zu nennen, was man von RF kennt?“

 

Sie legt ihm eine Schachtel mit Tabletten auf den leeren Teller, er schüttelt den Kopf.

 

RF

(ablehnend)

 

„Warum sollte ich damit anfangen..“

 

Madleine betrachtet die Medizin , es sind lediglich Beruhigungstabletten, (wie stark, wie schwach, ist nicht auf den ersten Augenblick erkennbar) da jeder hier noch wahrnimmt, wie erregt, aufgebracht und nervös der Schauspieler nach wie vor ist. Sie nickt.

 

MADLEINE

„Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich dein Körper umgewöhnt hat. Angst , die dir peinlich wäre zu zeigen, wozu .... Nimm bitte, auch mir zuliebe..“

 

RF kann der Liebsten das nicht abschlagen. Auch wenn ihn das Thema Angst kurzfristig erheitert.

 

Pieter sieht sich derweil in der Wohnung um, erbittet dann von RF ein gutes Foto, was ihn zeigt, wie er vorher ausgesehen habe und reicht es Christopher..

 

PIETER

„Meinst du, du bekommst es so hin, dass es jeden außer uns täuschen wird?“

 

Christopher nickt.

 

CHRISTOPHER

(lässig)

 

„Kann aber so 1-3 Stunden in Anspruch nehmen, in diesen kann RF auch gleich seine Ausdauer ausprobieren.“

 

ERZÄHLER

 

„Das wird als täglicher Programmpunkt aufgenommen: Maske nach dem Frühstück, dann ein etwas kürzerer oder längerer Spaziergang, den RF mal mit Madleine, mal mit Marie oder Christopher und auch mit Pieter allein unternehmen soll. Am Tage zeigt sich, dass RF sehr wohl geduldiger und ruhiger wird, seinem echten Alter entsprechend. Am Abend lehnt er es immer wieder ab, die Tabletten zu nehmen, da er einen normalen Schlaf bevorzugen würde, bis Madleine es seufzend unterlässt, ihm die Dinger aufzuschwatzen, was aber zu Folgendem führt:

 

RF quält sich danach am Tage mit hämmernden Kopfschmerzen, Übelkeit, manchmal auch leichtem Fieber herum. Was weder er noch Madleine wissen: die Tabletten sind keine 0-8-15 Präparate, sondern das Stärkste, was auf dem Markt zu haben ist und er hätte sie strikt nach Vorschrift nehmen müssen, da er das auch den Ärzten immer wieder bestätigt, wundern die sich, warum er immer einsilbiger wird.. Als es aber gar 18 Uhr ist und er heuchelt Müdigkeit , braust Madleine auf.

 

Madleine

(enttäuscht)

 

„Du machst mir was vor, wieso? Nur weil du die Zeit für neue Dreharbeiten nicht abwarten kannst?“

 

RF hört nicht auf sie, legt sich hin, sie folgt ihm besorgt.

 

Szene:28                                       INNEN - RF`s Schlafzimmer - Abend

 

RF

(genervt)

 

„Hast du nicht noch was zu tun?“

 

Madleine

(grob)

 

„Wie du siehst, muß ich um dich sein wie die Mutter um ihr kleines weinerliches Kind.“

 

Sie berührt sanft seine Oberarme, seinen übrigen Körper, fühlt, wie er leicht zittert, als ob er fröre, Schweiß klebt ihm unangenehm auf der Haut, läuft ihm in Strömen herunter.

 

Madleine

(beunruhigt)

 

„So geht das auf keinen Fall, wenn du einen Rückfall erleidest, jammerst du allen die Ohren voll und wirst uns die Schuld geben, weil wir dir die Medizin nicht immer wieder angeboten haben.“

 

Sie wäscht ihm sanft das Gesicht ab, ihr fällt auf, dass seine Augen erneut krank schimmern...

 

Als er nur ihrem Blick ausweicht, greift sie sich das Fieberthermometer und bevor er es verhindern kann, hatte sie schon gemessen: 39.6 ?

 

Da sie damit nicht zurecht kommt, bittet sie Pieter, nach ihrem Lieben zu sehen, der sich die Tablettenschachtel zeigen lässt. Es fehlt exakt die Anzahl, die fehlen soll, jedoch..

 

Pieter`s Stimme aus dem Off

 

„Er hat uns allen was vor gemacht und bereitet ihr den größten Kummer, wo das noch hin führen soll? Keine Ahnung..“

 

So sehr es dem Arzt auch widerstrebt, er beginnt wieder den Mann zu versorgen, wie Madleine es kennt, sie kann den Anblick kaum ertragen und läuft ins Bad, um sich da aus zu weinen..

 

RF`s Stimme aus dem Off

 

„Ja sie hat Recht, aber mir scheint, die Unruhe, Nervosität, Ungeduld gehören manchmal zu mir, immer noch und ganz natürlich, da werden auch keine Tabletten helfen.“

 

RF

(wie zu sich selbst)

 

„Es muß einen anderen Weg geben und den gibt es..“

 

ERZÄHLER

 

„Und an den nächsten Tagen üben sie behutsam, wie er ohne Medizin seine wenig vorteilhaften Eigenschaften wenigstens teilweise ablegen kann: er legt sich gemeinsam mit Madleine mitten am Tage auf das breite Bett, aber nicht nur um sie zu verführen. Sie bittet ihn, sich völlig zu entspannen, zu sich selbst zu finden. Als alles nach erneuter Hypnose aussieht, wehrt er sich, versucht ihr klar zu machen, warum er gerade das nicht will: ja, aus Angst, vor dem, was er bei der ersten Reise in sein Unterbewußtsein erleben mußte.“

 

RF

(stockend)

 

„Ich bin bestimmt kein Angsthase, aber irgendwo hinein zu fallen ohne zu wissen, was mich da erwartet: nein, darauf verzichte ich lieber.“

 

Das, was er ihr nicht zu sagen wagt, weil er annimmt, es würde sich lächerlich anhören, verfolgt ihn in einer der folgenden Nächte..

 

 

Szene:29                         

                                                                                         INNEN - RF`s Innenleben - NACHT

                                                                                         Traumsequenz

 

Seele seiner Mutter

(ärgerlich)

 

„Habe ich dich nicht gebeten, nie wieder her zu kommen?“

 

RF

(provozierend)

 

„Was hast du gegen Sehnsucht getan?“

 

Seele der Mutter

(abwehrend)

 

„Darum geht es gar nicht, sieh dort, sie wird dich erreichen, wenn du hier nicht verschwindest..“

 

Und die Seele jener jungen Frau, die sich selbst getötet hat, schwebt auf ihn zu, aber in welchem Zustand: nicht wie ein Engel mit weißen Flügeln und vielleicht sogar schwarzen Haaren, nein: mit leeren Augen, zerzausten Haaren, irrem Blick und auch keinem zierlichen Feenkörper: dieser hier war zerklüftet, zerschnitten wie von unzähligen Messern.

 

Verzweifelte Seele

 

„Nein, ich habe es mir nicht selbst angetan, das wurde mir hier und in der Zwischenwelt angetan, weil ich eine Selbstmörderin bin, die wohl ewig mit diesem Makel existieren soll..“

 

 

Szene:30                                                             INNEN - SCHLAFZIMMER von RF - NACHT

 

Madleine wird in jener Nacht vom entsetzlichen Aufschrei ihres Gefährten geweckt, der sich entgegen allem, was er bisher getan hat, an ihr festklammert und sie zitternd bittet, sie möge endlich das Licht anschalten.

 

Madleine

(schläfrig)

 

„Wußte gar nicht, dass du..“

 

Als das matte Licht der kleinen Lampe an ist, starrt sie in sein tränenüberströmtes Gesicht.

 

Madleine

(fassungslos)

 

„Was um alles in der Welt ist passiert?!“

 

Sie bemüht sich, ihn nicht als seelisches Wrack zu sehen, was er aber fast ist.

 

Er hat in den vergangenen Tagen immer weniger gegessen, keine ausreichende Ruhe am Tage mehr gefunden und auch schlecht geschlafen .

 

RF

(verzweifelt)

 

„Die Seele jener Selbstmörderin verfolgt mich seit mindestens einer Woche..“

 

Madleine

(wütend)

 

„Bin „begeistert“, dass du mir das jetzt auch schon mitteilst..“

 

Sie legt die Arme um ihn und überlegt, wie sie das Unheil von ihm endlich abwenden soll, eine Idee fällt ihr ein, aber...Vielleicht die Möglichkeit..?

 

Szene:31                                                                 INNEN - FLUR von RF`s WOHNUNG - TAG

 

Schon am folgenden Morgen ruft Madleine ihre Freundin Mariann an, eine der Hellseherinnen, denen sie vertraut.

 

MADLEINE

(fröhlich)

 

„Was hältst du von einer erneuten Zusammenkunft, meine Liebe? Werde RF mitbringen, er ist der eigentliche Grund für meinen Besuch. Was sagst du? Nein, ich werde mich selbst wieder hypnotisieren lassen, um mit den Seelen von Verstorbenen ein Stelldichein zu haben..“

 

ERZÄHLER

 

„So heiter es sich anhört, so unecht ist es auch. Sie weiß RF sehr wohl in ihrer Nähe und hat keine Lust, seine leidvolle Miene weiter zu ertragen, (egal ob echt oder gespielt) jedenfalls nicht das, was sie am sehr frühen Morgen schon in seinem Gesicht gesehen hat. RF erreicht damit nur eines bei ihr: Regsamkeit, denn die Dreharbeiten hätten schon längst beginnen können, wenn RF voll da gewesen wäre.“

 

Und wenige Stunden nach diesem Anruf treffen Madleine, RF und Christopher bei Mariann ein. Christopher - ein Hühne besonderer Art - soll diesmal nur als Fahrer fungieren...“

 

Szene 32                                                INNEN - WOHNUNG DER HELLSEHERIN MARIANN

 

ERZÄHLER

 

„Der aromatische Duft von allerlei Räucherwerk aus anderen Räumen, leise Gespräche von Frauen, die an anderen Tischen um geheimnisvolle Bretter herum sitzen, Dunstschleier in verschiedenen Farben, magische Amulette, sogar das untrügliche Zeichen der Technikliebhaber: für Kontakte per Tonband steht viel Gerät unbeachtet in Ecken und Winkeln.

 

Die gesamte Wohnung hat stellenweise den Charme einer Rumpelkammer, was RF auch nicht lustiger werden lässt...Unter Protest hat er sich entschieden, sich wo still auf einem Sessel nieder zu lassen und von Ferne genau zu betrachten, was zu sehen sein würde. Er ist fest davon überzeugt, dass diese modernen Hexen auch neuzeitliche Computertechnik zu nutzen wissen..“

 

Madleine blickt sich angeregt um, läuft freudig auf drei Freundinnen zu, tuschelt kurz mit einer, umarmt sie sehr herzlich und lässt sich auf einer sehr weichen Liege nieder. Schnell sucht sie mit den Augen RF, nickt ihm aufmunternd zu, flüstert noch etwas einer Freundin zu.

 

Madleine

(beschwörend)

 

„Versprich mir unbedingt eines: während ich das mit Susanns Hilfe versuche, hast du mehr als ein Auge und mehr als ein Ohr auf meinen Freund RF. Er macht jetzt zwar einen sehr gelassenen Eindruck, aber man kann bei ihm derzeit nicht wissen..“

 

Bea

(beruhigend)

 

„Wir haben schon per Kontakt mit hilfreichen Seelen von seiner plötzlichen Wandlung erfahren, unnötig, uns vor zu bereiten.“

 

Nun ist es kurz an Madleine, sich zu wundern. Es ist nichts aus RF`s Wohnung nach außen gedrungen, wie sollen die Frauen erfahren haben..?

 

Susann nähert sich ihr freundlich und drückt ihr ein Foto in die Hand..Madleine schaut kurz rauf und erstarrt: sie erkennt RF`s Mutter. Susann nickt und versetzt sie in Hypnose..

 

Madleine lässt sich einstimmen und da sie allgemein sehr schnell Kontakt zu vielen Seelen bekommt, spürt sie, wie die Seele jener vor einigen Jahren verstorbenen Künstlerin, Frau und Mutter zögerlich zu ihr kommt. 

 

 

Szene 33                                                      INNEN - Madleine`s Kontakt mit einer Seele - TAG

 

ERZÄHLER

 

„Natürlich kann man jetzt spekulieren, wie sich Stimmen toter Menschen anhören, Madleine spricht abwechselnd mit ihrer eigenen Stimme und kann das, was sie dann mit der anderen Stimme von sich gibt, nicht steuern und das ist es, was RF überzeugt..

 

 

Seele von RF`s Mutter

(mißtrauisch)

 

„Ich habe dich doch schon öfters hier vorbei kommen sehen, suchst du jemanden Bestimmten, die Eltern vielleicht?“

 

Madleine

(prüfend)

 

„Habe dich, verehrte Seele, noch nie ansprechen dürfen, würdest du mir gestatten, verschiedene Bitten an dich zu richten?“

 

Seele

(schmunzelnd)

 

„Warum so förmlich? Habe mitbekommen, wie aufdringlich du und deine Freundinnen bei uns freundlichen Seelen gefragt haben, um an Antworten zu kommen, für die es keine wirklichen Fragen gab.Ja, du darfst mich bitten, da du so nett bist..“

 

In einem Raum der weitläufigen Wohnung dringt ein sanftes Rauschen aus einem der Apparate, das lässt die modernen Magierinnen aufhorchen..

 

Madleine

(mutig)

 

„Du wirst schon längst wissen, warum dein Sohn so aussieht, wie er das eben derzeit tut. Gehe ich fehl in der Annahme, dass das ein Geschenk von den freundlichen Seelen ist?“

 

Seele

(zögerlich)

 

„Da es mir wichtig genug war, ja, ich habe ihm dieses Geschenk bereitet, auch wenn ich wußte, dass ich ihn damit leider zugleich an mich erinnerte..“

 

Madleine

(abwehrend)

 

„Über alles geschätzte Seele: dein Sohn liebt dich nach wie vor abgöttisch, da kann es nicht leider heißen..“

 

Seele

(deutlicher)

 

„Ich wollte mich von ihm nicht so verabschieden, wie ich es damals tat, 19.. . Da auch die Informationen von den technischen Geräten bei uns ankommen: ja, es tut mir leid, dass ich früher gehen mußte, als ich eigentlich wollte, du schriebst selbst: hätte diese verehrungswürdige Lady noch mehr Zeit gehabt, sicher hätte das die Arbeit ihres Sohnes in eine andere Richtung gelenkt, ich glaube das nicht. Weine nicht, versuche aber auch nicht, deine Tränen wegen meines Kindes zurück zu halten. Was du empfindest, berührt mich stark, wie kann ich helfen?“

 

Madleine

(glücklich)

 

„Die traurige dunkle Seele in der anderen Welt - Zwischenwelt oder was auch immer für Bereiche es noch gibt bei Euch - du kennst gewiß die Gestalt der unseligen Selbstmörderin, die derzeit deinem Sohn das Leben zur Hölle bereitet? Wenn du sie persönlich beruhigen könntest, das würde jetzt viel erleichtern.“

 

Seele

(nachdenklich)

 

„Ich halte mich öfters in ihrer Nähe auf, als ihr lieb sein dürfte, da ich auf die dringende Bitte eines Menschen warten mußte, um ihr zu helfen, ja, ich werde mit meinen Gefährtinnen ihren dunklen Sinn schnell ändern, versprochen. Und ich wünsche mir, dass wir zwei Beide irgendwann wieder eine Zeit miteinander plaudern, mein Sohn ... Er verkraftet die Begegnung mit mir noch nicht und wehrt sich gegen all das, was deine Berufung ausmacht.“

 

Madleine

(heiter)

 

„Ich fühle mich eben den höheren Wesen außerordentlich verbunden und sei bedankt, ja, ich werde bald wieder mit dir Kontakt auf die eine oder andere Art aufnehmen, hohe Frau..“

 

Die Seele der Frau stutzt, weiß nicht, wie sie den Versprecher deuten soll. Madleine wünscht sich nichts sehnlicher, als dass ihr Freund endlich das tun kann, was er wieder tun will: arbeiten. Und Madleine hat beglückt vergessen, dass es sich nur um die Seele eines Menschen handelt und entschuldigt sich zögerlich.

 

Seele

(ergriffen)

 

„Nein, du hast mir eine große Freude bereitet, ich weiß jetzt, dass ich als Seele noch etwa so aussehe wie vor vielen Jahren, ja, hier werden wir jünger von Zeit zu Zeit, lebe wohl bis auf bald, mein Liebes..“

 

Madleine bedankt sich wortreich und schon erschöpft und man holt sie wieder in die Realität zurück.

 

Szene:34                

                                                INNEN - WOHNUNG DER HELLSEHERIN MARIANN - TAG

 

ERZÄHLER

 

„Bea behält RF sehr wohl im Auge und bittet - ohne dass er darauf achtet - auch andere Frauen, ab und zu zum Schauspieler hinüber zu sehen. Und sie tut gut daran..“

 

RF beugt sich in dem Augenblick vor, als plötzlich die Stimme seiner Mutter durch den Raum schwebt und vor seinen Augen dreht sich alles. Er kämpft mit sich., erhebt sich dann aber und sucht einen anderen, kleineren Raum auf, so weit wie möglich weg von der zwar betörenden, aber unheimlich real wirkenden Stimme der grandiosen Frau, die er nach wie vor liebt und natürlich immer lieben wird.

 

Bea geht ihm langsam nach und sieht, wie er sich auf einer schmalen Liege ausstreckt.

 

Bea

(nervös)

 

„Ist es Ihnen zu magisch bei uns, RF? Die Abkürzung hat sich auch in unserem Kreis eingebürgert, geht wohl nicht anders, oder?“

 

RF

(nach Atem ringend)

 

„Wäre Ihnen verbunden, wenn ich jetzt etwas Ruhe bekäme, wäre das machbar, Bea? Sie gestatten doch, dass ich Sie Bea nenne oder bestehen Sie auf dem Zusatz Magierin?“

 

Bea

(auflachend)

 

„Magierin, nun denn: hört sich toll an, besser als Hexe oder Zauberin. Was wir hier betreiben, guter Mann, wird weiße Magie genannt, alles andere verabscheuen wir, also haben Sie von unserer Seite nichts zu befürchten, wir verehren Sie hier alle, auf die eine oder andere Art und Weise..“

 

RF

(aufhorchend, belustigt)

 

„Ach, tatsächlich? Ich hoffe doch nicht, dass ich einem Fan aus dem magischen Kreis in der Vergangenheit zu nahe getreten bin?“

 

Bea versteht sehr wohl die Anspielung, verneint, setzt sich auf einen Stuhl, beugt sich zu ihm, sie will unbedingt Madleine helfen. Ist doch Madleine die unkomplizierteste Vermittlerin zwischen den Welten.

 

RF

(ermüdet)

 

„Ich wollte etwas die Augen schließen, aber bitte, ich kann das tun und Ihnen dennoch zuhören, werte Magierin Bea.“

 

Bea

(gemütlich)

 

„Eigentlich wollte ich Ihnen zuhören, Meister.“

 

RF

(leicht ärgerlich)

 

„Auf den Beinamen Meister, Guru, Star oder gar Genius: das lassen wir doch schnell beiseite, man hat mich schon zu oft beschämt und sich dann gewundert, wenn ich peinlich berührt war. Sir Laurence Olivier war und ist mir als Vorbild viel zu wichtig und derzeit bin ich ferner denn je, so bekannt zu sein wie er. Es bedrückt mich irgendwie, wenn man mich mit ihm vergleicht.“

 

Bea

(beschwichtigend)

 

„Verzeihen Sie, RF, hier haben wir nicht so oft Schauspieler zu Gast, die durch eine glückliche Fügung die Chance bekommen, frühere Jahre real Revue passieren zu lassen. Was ich sagen will: warum nicht Projekte ganz anders angehen?“

 

RF

(neugierig)

 

„Ach, Sie machen sich Gedanken um die normalen Künste? Magie ist für mich bisher immer mysteriös gewesen, was nicht bedeuten soll, dass Magie unnomal sein könnte.“

 

Er nimmt sich vor, diese Person ernst zu nehmen und hört ihr aufmerksam zu.

 

Bea

(enthusiastisch)

 

„Natürlich gehen wir sowohl ins Kino oder Theater, wir führen nebenher ein ziemlich reales Leben im Hier und Jetzt, werter..“

 

Bea kann sich gerade noch beherrschen, nicht wieder Meister zu sagen..

 

Bea

(ruhiger)

 

„Nun, denn RF, da ja so einige junge Männer mit genau Ihrem Gesicht herumlaufen, benötigen Sie da nicht die Hilfe eines anderen Fachmannes, wenn Sie Ihr jetziges Gesicht stört? Denn es muß Sie ja stören, sonst wäre Madleine kaum mit Ihnen hergekommen..“

 

RF

(spöttisch)

 

„Warum sollte mich jetzt mein früheres Gesicht stören? Madleine und ihre Freunde und ich nebenbei auch: wir machen uns Gedanken, wie die Öffentlichkeit es aufnehmen könnte, wenn bekannt wird: RF ist wieder 31. Klingt doch verrückt, nicht wahr? Ich bin ehrlich gesagt, etwas ratlos. Ja, ich könnte nun auch wieder andere Rollen übernehmen, dann aber wohl als Herr Niemand und ich hatte vor ca.2 Tagen etwa noch keine Lust, auf meine Lehrertätigkeit und meine Hobbys zu verzichten..“

 

Sind 2 Tage oder nur einer vergangen? Besorgt merkt er, dass sein Gedächtnis für gewisse Tatsachen nachgelassen hat. Streß?

 

Bea

(ablenkend)

 

„Warum haben Sie es nun vorgezogen, den beiden Stimmen nicht mehr zu lauschen? Aus Angst? Ich versichere Ihnen: da geht alles mit rechten Dingen zu, kein doppelter Boden oder so. Die Ihnen bekannte Stimme hat Sie also schockiert, ja?“

 

RF nickt betrübt.

 

Bea

(nachdenklich)

 

„Sie hatten bisher wenig Zeit und Gelegenheit, Trauer einfach zuzulassen..“

 

RF

(tonlos)

 

„Das war es wohl und wenn man ständig mit der Nase darauf gestoßen wird, tut es innerlich noch mehr weh. Ja, kaum zu glauben, nicht wahr, aber man kann mir seelisch weh tun und darauf bin ich nun gar nicht scharf.“

 

Bea

(eindringlich)

 

„So offen, wie Sie jetzt mit mir reden, ich nehme an, Sie werden es mit Madleine noch tun wollen oder haben es bereits getan, wie ich Sie kenne..“

 

RF

(einsilbig)

 

„Ach ja, Thema „man kennt mich“. Benutze da gerne das Beispiel von den 2 Seiten einer Medaille: wo Licht ist, ist auch Schatten und was andere Sprichwörter mehr sind.. Nein, ich habe Madleine in den letzten vielleicht 24 Stunden oder etwas mehr zu sehr verletzt. Sie und die anderen wollten mir nur helfen, aus falschem Stolz habe ich mich sogar selbst in Gefahr gebracht und Zeit vergeudet. Würden Sie mich jetzt bitte etwas allein lassen, Madleine ist sicher bald fertig bei dieser Sache..“

 

Bea tut dies und RF dreht sich der Wand zu, bemüht an etwas anderes zu denken als an Übersinnliches.

 

Szene 35                         Traumsequenz

                                                                         INNEN - INNENLEBEN VON RF - TAG

 

In dem folgenden Traum sieht er sich zugleich auf der Liege ruhen und andererseits parallel zu dieser Liege ein 2.Mal auf einer anderen imaginären Liege. Dem anderen ich werden Kopfhörer aufgesetzt von einer Person, die er nicht erkennt, eben deshalb, weil sie kein Gesicht hat. Wo Menschen das Gesicht haben, ist da eine weiße Maske. Sein eigenes ICH hört aber die Töne, die Musik, die Sprache, die doch das 2.ICH aufnehmen soll.

Es ist ein wirres Durcheinander von verschiedenen uralten Clips einer Plattform, die er nie besucht hat, er weiß, welche Bilder er da von sich vorfinden wird.

 

Er bemüht sich gerade , doch noch andere Clips zu entdecken, da hört er sehr eigentümliche Musik, die ihm ein sanftes Lächeln ins Gesicht sendet. Da ist nichts Klassisches, eher Sphärenmusik, die man ja nicht so ohne Weiteres hören kann. Langsam aber wechselt das Schöne ins Kreischende .

 

    Szene 36                   INNEN - WOHNUNG der HELLSEHERIN MARIANN

 

RF

(auf fahrend)

 

„Natürlich ist nichts zu hören, vermute mal nicht, dass ich jetzt beginne, den Verstand zu verlieren..“

 

Er steht ärgerlich auf, sucht ein Badezimmer auf, erfrischte sein Gesicht. Im Spiegel.. Klar, das ist nach wie vor jenes aus einer anderen Zeit, gruselig findet er es nicht, aber auch nicht erheiternd.

 

 

 

 

 

 

 

3.Teil

Szene 36                                        INNEN - Wohnung der Hellseherin Mariann - TAG

 

ERZÄHLER

 

„Bea eilt auf Madleine zu, als diese sich erhebt, zunächst einmal was trinken muß.“

 

Madleine(etwas erschöpft klingend)

 

„RF geht es gut?“

 

Bea(zaghaft)

 

„Ich weiß es nicht, er hat mich gebeten, ihn etwas allein zu lassen und ich habe ihm den Wunsch erfüllt, er wird schlafen..“

 

Christopher kommt atemlos zu Madleine, flüstert mit ihr. Sie wird sehr blaß und folgt ihm, nicht ohne sich mit einem raschen Wink rundherum verabschiedet zu haben, Bea küßt sie kurz auf die Wange, verspricht sich zu melden.

 

Christopher(hastig)

 

„Ich habe ihn zum Wagen gebracht, er muß hier weg..“

 

Madleine fragt nicht nach, sie benötigt auch für sich ein gewisses Maß an innerer Ruhe.

 

Madleine(fast angstvoll)

 

„Erkläre mir später, was geschehen ist..“

 

Christopher hat aber nicht die Absicht, sie zu schonen, er versteht nicht die Hälfte von dem, was in der letzten Zeit geschehen ist.

 

Christopher(aufgebracht)

 

„So leicht lasse ich mich jetzt nicht unterbrechen. Er muß weg von hier, weil er hier psychisch vor die Hunde geht. Hast du dir einen Moment überlegt, warum du ihn quälen mußtest? Denn in diese Richtung geht das alles für mich. Ich fand ihn zusammengebrochen im kleinen Raum, er rang nach Atem und ich habe es gerade so geschafft ihn zu retten vor dem Ersticken. Ich verstehe nicht, was mit ihm vorging, flehe dich nur an: höre auf damit!“

 

Madleine(gezwungenermaßen ruhig)

 

„Ich habe nichts getan, es ist etwas Mysteriöses geschehen, für das ich nichts kann, diesmal nicht. Es tut mir leid, wenn es so aussieht, al wäre ich eiskalt, bin ich nicht..“

 

So redend eilen sie zum Wagen zurück, RF sieht keinen von beiden an..

 

Szene 37                                                                              INNEN - Fahrgastraum - TAG

 

Während Christopher fährt, sieht RF leidenschaftslos aus dem Fenster. Das gestaltet sich zu einem Alptraum und er hofft irgendwann aus diesem zu erwachen.

 

Madleine(sehr ruhig)

 

„Fahre bitte zu RF`s Schwester, wir hätten da eine Idee, die der Umsetzung bedarf, da ich irgendwie gewisse Details des Drehbuchs im Kopf habe, kann man wenigstens was ausprobieren. Warum sollte es nicht klappen, außerdem sollte sie schon sehen, wie er jetzt aussieht..“

 

Wenn sie auf eine Reaktion von RF gewartet hat, die kommt nicht.

 

Marianne F. die RF sehr liebt , würde sie ihn ohne Weiteres erkennen?

 

Madleine

 

„Weißt du, Christopher, ein Ding ist, in Panik zu verfallen, sich gehen zu lassen. Die bessere Sache ist: was kann ich jetzt tun, um das Ruder herum zu reißen? Ja, es gibt einige junge Männer, die im Moment eben aussehen wie er, vielleicht wird sie auch annehmen, er sei nur einer dieser Doppelgänger. Aber eine Schwester wird immer den Bruder erkennen, meinst du nicht auch?“

 

Christopher(sachte)

 

„Wir sind gleich da, er kann sich schon mal überlegen, was und wie er es ihr schonend beibringt, sie wird es für einen Scherz halten und uns alle Drei vor die Tür setzen, wenn sie diese überhaupt auf macht.“

 

ERZÄHLER

 

„Marianne ist nicht immer leicht zu nehmen, künstlerisch begabt: ja, aber sie lässt sich auch nicht gerne belügen. RF überlegt wenige Minuten, was er tun kann. Ist seine Stimme denn für die Schwester noch die Gleiche oder hat sie sich auch verändert?“

 

 

 

Szene 38                                                              AUSSEN - VOR MARIANNES HAUS - TAG

 

Eine noch junge Frau öffnet ihnen erstaunt, sieht den jungen RF. Man kann es ihr nicht verübeln, wenn sie ihm nicht sofort um den Hals fällt.

 

Marianne(kühl)

 

„Ich unterrichte Schauspielstudenten aber nicht privat, dafür habe ich keine Zeit..“

 

Madleine(freundlich)

 

„Es geht um einen Fakt, der nicht so leicht zu erklären ist.“

 

Marianne(ungeduldig)

 

„Auch nicht an der Haustür?“

 

Madleine schüttelt den Kopf, faßt die verschwitzte Hand ihres Freundes stärker an und bedeutet Christopher, er möge im Auto warten, der tut nichts lieber als das. Marianne lässt sich doch noch erweichen, bittet sie herein.

 

Szene 39                                             INNEN - WOHNZIMMER von MARIANNE - TAG

 

Marianne(gehetzt)

 

„Ich habe nicht viel Zeit, die Polizei hat mich benachrichtigt, irgend etwas mit RF..“

 

RF sieht die Sorge in ihrem Blick, es tut ihm weh, sie so betrübt zu sehen .

 

RF(vorsichtig)

 

„Gestatten Sie, dass ich mit der Polizei spreche, dann ist dieser Besuch von Ihnen dort nicht nötig.“

 

Marianne(aufhorchend)

 

„Habe ich mich also geirrt. Sie sind beide von der Polizei und wollen mir schonend etwas mitteilen?“

 

Madleine(nicht gerade feinfühlig)

 

„An was erkennen Sie Ihren Bruder?“

 

Marianne setzt sich zitternd auf den nächstbesten Stuhl, beginnt bitterlich zu weinen.

 

RF(erschrocken)

 

„So geht das doch nicht, Madleine, sie erkennt mich weder an der Stimme noch an irgendeinem Makel..“

 

Madleine(spöttisch)

 

„Makel, etwa im Gesicht? Du machst Witze, die wurden dir alle genommen, du wirst dich damit abfinden müssen, dass nicht einmal deine Schwester dich wieder erkennen kann, ist auch zu absurd, was geschehen ist..“

 

Marianne(stutzig)

 

„Wer sind Sie? Ist das hier eine Übung von Studenten, die meinen, Sie müßten was ausprobieren? Dann werde ich mich beschweren, darauf können Sie sich verlassen..“

 

RF beginnt auch wieder nervös zu werden, die Luft wird ihm vor Aufregung knapp, Madleine hält ihm schnell das kleine Gerät hin, mühsam atmend findet er zu sich. Er will seine Schwester nicht verlieren, was also tun..

 

Madleine(ärgerlich)

 

„Natürlich ist Ihr Bruder nicht tot, er ist nur „leicht“ verändert..Haben Sie etwas in Ihrer Wohnung vor den Augen ihres Bruders versteckt, so dass also kein zweiter Mensch das Versteck erraten könnte?“

 

Marianne(verwundert)

 

„Ganz einfach, er hat mir beim letzten Besuch ein Drehbuch  dagelassen, ich sollte da mal reinsehen, es liegt noch an der gleichen Stelle, weil ich keine Zeit dafür hatte. Ihr Freund wird das Versteck nicht finden, er ist nicht mein Bruder..“

 

RF geht zielstrebig zu einem der 6 Regale, überlegt nicht lange und zieht das Drehbuch heraus, die Schwester erstarrt, betrachtet ihn eingehend..

 

Madleine(müde)

 

„Ich hoffe, Sie wissen nun endlich, dass er es ist, aber vielleicht bedarf es noch anderer Beweise. Was haben Sie nur ihm gesagt und keinem anderen aus der Familie?“

 

RF(der Verzweiflung nahe)

 

„Laß gut sein, Madleine, wenn sie nicht glauben kann, dass ich eben kein Doppelgänger bin..“

 

Er geht wie fremd gesteuert zu einem Buch, klappt es nach vorn und zieht den letzten Brief seiner Mutter heraus, reicht ihn der Schwester, die ihm nun endlich um den Hals fallen kann, denn von dem Brief weiß nur er, da er für ihn gewesen ist, hat es noch nicht fertig gebracht ihn zu lesen.

 

Madleine bemerkt, wie er schwankt, das hat Christopher also auch gemeint: er ist noch nicht belastbar und sie will sich gar nicht aus malen, was geschehen wäre, wenn seine Schwester ihn nicht mehr erkannt hätte. Sie zieht RF rasch hinüber zur Coatch, die Schwester schaut sie verwirrt an.

 

Marianne(betroffen)

 

„Seit wann ist er so leicht um zu hauen, ich kenne ihn anders..“

 

Madleine(säuerlich)

 

„Das ist mir klar. Seit das vor wenigen Tagen geschehen ist, von dem wir nicht wissen, wie man es nennen soll.“

 

Die Lüge geht ihr flott von den Lippen, denn weiß sie, ob diese Frau an übersinnliche Dinge glauben will, an Begegnungen mit Seelen?

 

RF(stöhnte)

 

„Mir wird wieder heiß, wann hört das endlich mal auf..“

 

 

 

 

Szene 40                                                                      INNEN - Schlafzimmer - TAG

 

Madleine und Marianne bringen ihn zu Bett und wachen über ihn. Diese wenigen Stunden sind wieder zuviel für ihn geworden, Angst und aufkommende Verzweiflung, selbst die Erleichterung über das Wiedererkennen setzen in ihm etwas in Bewegung. Für ihn nicht steuerbar, unerklärlich und Madleine kennt und fürchtet es: plötzliches und heftiges Fieber, was auch die nächsten Stunden anhalten soll. Wie viel Kraftreserven soll er noch aufbrauchen? Hat er überhaupt welche? Madleine bittet Christopher herein.

 

Christopher(trocken)

 

„Wieder?“

 

Madleine nickt und er hilft den beiden Frauen.

 

RF kann Marianne noch wenige Minuten klar erkennen, bevor er ohnmächtig wird.

 

RF(matt)

 

„Wollte dir das nicht zumuten, verzeih mir, dass ich..“

 

Marianne(tieftraurig)

 

„Da gibt es nichts zu verzeihen, werde nur schnell gesund.“

 

In den Ohren von RF, Christopher und Madleine hört sich das zwar gut an, aber die letzte Zeit sind sie nur in Bereitschaft gewesen und ein Kranker, der sich seine Krankheit nur einbildet, ist er eben nicht.

 

Christopher bleibt bei RF, dem das immer unangenehmer wird. Aber Christopher macht ihm klar, dass er jetzt nur nach vorne sehen dürfe und wenn nun auch die Schwester helfen könne, würde es ja vorwärts gehen für ihn.

 

Madleine wendet sich derweil an seine Schwester.

 

Madleine(vorsichtig)

 

„Lassen Sie das bitte auf sich wirken, was ich meine. Er geht ohne seine Arbeit vor die Hunde, also wäre es gut, wenn wir alle morgen am Tage Pläne machen. Egal, ob wir in irgendwelchen Studios arbeiten können , draußen, drinnen, Kulisse oder was sonst. Wenn er beschäftigt ist, ist er gezwungen, sich vernünftig zu verhalten und Medikamente werden wir mitnehmen. Klingt vielleicht verrückt, aber seine Verzweiflung rührt auch aus seiner Untätigkeit heraus. Haben Sie Materialien, mit denen Christopher RF`s Gesicht altern lassen kann? Christopher ist Maskenbildner und Pfleger, letzteres aber nur nebenbei..“

 

Marianne(erstaunt)

 

„Klingt wirklich verrückt, geht aber nur, wenn er morgen besser drauf ist.“

 

Madleine(fröhlicher)

 

„Dann sehe ich für RF nicht mehr so schwarz..“

 

ERZÄHLER

 

„Abend und Nacht verlaufen so, wie der Tag verging: RF kommt noch nicht wiederzu sich und Christopher bemüht sich allein um ihn, er selbst kann auch mal mehrere Tage ohne Schlaf auskommen..

 

Madleine nimmt sich immer vor, wenn sie neben RF zu Bett geht, den anwesenden Krankenpfleger zu übersehen. Geht natürlich nicht, ja, sie fühlt sich sicher und denn auch wieder peinlich berührt. Aber zunächst gilt es nur, diese Sicherheit für den neben ihr liegenden Mann zu haben, der kaum eine Nacht nicht fiebert. Nervig ist es sehr , denn Gefühle hat sie natürlich auch und normale Bedürfnisse. Selbst wenn die Haut des Partners heiß zu spüren ist, vor Schweiß glänzt und er sich leise seufzend hin und her bewegt..Sie hört Christopher fluchen..“

 

 

Szene 41                                                            INNEN - SCHLAFZIMMER von Marianne - Nacht

 

MADLEINE(erstaunt)

 

„Seit wann hört man dich denn mal fluchen, Christopher? Bist doch meistens die Ruhe in Person.“

 

Christopher(verbissen)

 

„Versuche du mal, Infusionen zu legen, wenn die Haut so fest ist wie bei einem Elefanten, jeder normale Mensch hat irgendwo Fett, er aber nicht: festes Fleisch, Muskeln, na eben das, was Frau so mag: bis aufs Äußerste durchtrainiert.“

 

Madleine(belustigt)

 

„Wenn man es so sieht, magst du recht haben. Warum nun unbedingt auch noch Infusionen?“

 

Christopher

 

„Ich muß mich daran machen, sein Immunsystem zum Laufen zu bekommen, versteh. Er ist wie ein toller Wagen ohne viel Öl und fast ohne Benzin, aber wird dir wenig sagen..“

 

Madleine(gespielt beleidigt)

 

„Blöd bin ich nun auch nicht, weiß mehr über Autos, als das die 4 Räder, Auspuff und Lenkrad haben. Kann man nicht bis morgen früh warten, dann kann er alles so zu sich nehmen ohne dass du ihn „misshandeln“ mußt?“

 

Christopher(mitfühlend)

 

„Könnte verstehen, wenn du Mitleid mit einem Schwächling hättest, dass ist er ganz und gar nicht, ich werde ihm die Umschläge öfters wechseln müssen, mit Spritzen gegen das Fieber hätte er es leichter gehabt, hier bekommst du keine einzige Nadel durch, schon ein Wunderwerk, was du da erschaffen hast.“

 

Madleine(abwehrend)

 

„Ich kann nur hypnotisieren und habe da anscheinend sehr versagt, aber ich habe dies Wunder von Mann nicht kreeiert.“

 

Sie erhebt sich, wirft sich einen Morgenmantel um und hilft dem Pfleger, die feuchten Umschläge zu erneuern und sie sind sehr lange damit beschäftigt. Gegen 4 Uhr ist der Schauspieler endlich fieberfrei und sie todmüde eingeschlafen.

 

Szene 42                                                     INNEN - WOHNZIMMER von Marianne - TAG

 

ERZÄHLER

 

„Marianne sieht sich das Drehbuch an, welches ihr RF einst dagelassen hat. Sie findet jene Situationen fast schon biografisch, als sie liest, der, um den es geht, habe abgelehnt, dass man sein privates Leben verfilmen wolle. Ausrede: sei wenig aufregend. Die phantasievolle Märchen und Seelenwelt könnte man durchaus im Atelier nachstellen, teilweise. Und RF als Heinrich VIII? Ja, wenn er sich durch Maske älter machen ließ, dann aber auch mit falschem dicken Bauch oder es würde wieder ein fast schlanker alternder Herrscher, der mit dem Original keinerlei Ähnlichkeit aufwies. Aber jene skurrile Filmstadt, die nur mit deutscher Sprache auskäme? Ein natürlich nicht realer Ralph Fiennes, der möglicherweise durch einen anderen ihm ähnlich sehenden Schauspieler dargestellt werden müsste... Denn würde der Brite sich quasi selbst parodieren oder würde er es anders nennen? Marianne will ungern Ralph Fiennes persönlich damit konfrontieren, denn der würde auf die Idee kommen: “Wenn ich schauspielere in einem Phantasiefilm, dann würde ich mir sicherlich das gesamte Drehbuch ansehen und nicht nur den Teil, wo ich mal wie zufällig drin vorkomme.“ Marianne ahnt, dass der Mann gar nicht zufällig hineingeschrieben worden ist, eben so wie eben gewisse Andeutungen nun auch direkt personenbezogen sind. Darf man einen lebenden Schauspieler in einem Phantasiefilm einfach so benennen oder ist da nicht eine direkte Absprache mit Fiennes nötig?

 

Überrascht setzt sich Marianne in den bequemsten Sessel, der da in der Stube steht. Der Name taucht ihr zu oft auf und es ist möglicherweise sicherer, den Namen gleich abzuändern, denn zukünftige Zuschauer würden sich ihre Helden doch von Fall zu Fall mit einem anderen Gesicht vorstellen. Der „englische Patient“ als nicht gerade unkomplizierter Vinc, der mit Drogen Probleme bekommt?

 

RF hat sich wie zufällig zu seiner Schwester gesellt und sieht ihr bedrücktes Gesicht.

 

RF(sanftmütig)

 

„Habe das Gefühl, du bist sehr mit irgendwelchen Fragen Drehbuch betreffs beschäftigt?“

 

Sie nickt

 

Marianne(unschlüssig)

 

„Habe das sichere Empfinden, mich im Kreise zu drehen. Hier taucht der Name Ralph Fiennes auf, bist du nicht der Meinung, dass das ein wenig zu weit geht? Und: es kann nicht von dir geschrieben worden sein, du hast wenig am Hut mit allerlei Märchenwesen und an ein Weiterleben nach dem Tode glaubst du auch nicht..“

 

RF(angespannt)

 

„Nein, es waren einst nur Skizzen, die mir Madleine zukommen ließ, ich fand es nebenbei ganz spaßig, mir Ralph Fiennes in einem skurrilen deutschen Phantasie-Filmstädtchen vor zu stellen und ja: ich sah ihn irgendwie vor mir, wie er als etwa 34 Jähriger ziemlich erstaunt gewesen sein dürfte. Aber das ist nur so dahin geschrieben und du weißt ja, wie eine andere Filmfigur es gesagt hat: „Ich bin nicht für das verantwortlich, was die Personen in meinem Buch von sich geben.“ Habe das nicht wortwörtlich, nur so als Idee mitgenommen. Und woher Madleine diese Skizzen hat aus dem Jahre 2o.. :keine Ahnung..“

 

Marianne(verwirrt)

 

„Das mit „keine Ahnung“: glaube dir kein Wort. So viel ich noch weiß, nahm sich angeblich deinetwegen ein junges Ding das Leben, stammen diese Zeilen von ihr, weil es sich ja so schön macht, sich vor zu stellen: RF könnte rein theoretisch auch nur Ralph Fiennes bedeuten? Was hat nur der Mann aus den Frauen machen können.. Wette, es existieren sogar Schreine in magischen Zirkeln, vor denen sie ihn anbeten wie damals im alten Ägypten die Götter angebetet wurden. Er würde dir heute mitteilen: „Reiner Zufall, dass ich so ein Gesicht hatte und kein Grund für Heldenverehrung, war nie ein Held und wollte privat nie einer sein.“

 

RF(amüsiert)

 

„Du machst dich lächerlich. Und du redest, als wäre dir Fiennes persönlich begegnet. Mir ist es doch völlig egal, warum man RF aus meinem realen Namen machte. Mag sein, dass du dich im Kreise drehst, weil wir nicht wirklich wissen, wie und wann man mit den Dreharbeiten beginnen könnte. Madleine wird sich sicher freuen, wenn sie uns so streiten hörte. Die ersten Notizen seien auch aus einem Streit oder Ärger heraus entstanden. Witzige Bemerkung übrigens das mit RF gleichbedeutend mit Ralph Fiennes, fühle mich gleich größer und bedeutender..“

 

ERZÄHLER

 

„Und Marianne weiß bei diesen Worten nicht einmal, ob er so daher redet oder ob er sich tatsächlich geschmeichelt fühlt.“

 

 

 

Szene 43                                                           INNEN - WOHNUNG VON MARIANNE - TAG

 

ZWEITER ERZÄHLER

 

"Mein Vorgänger wurde nicht entlassen, zu gegebener Zeit wird er Gelegenheit bekommen, wieder in die Geschichte ein zu steigen. ER ist so ein Wort, als ob es keine weibliche Erzählerin geben darf.. Dafür wird es irgendwann die weibliche Stimme aus dem Jenseits geben, kein Grund zur Panik, denn wie schon der grandiose Edgar Allan Poe sagte:

 

 

Ist nicht alles, was wir sehen und scheinen, nur ein Traum innerhalb eines Traumes?

 

 

Man kann es auch mit den Worten eines anderen Mannes ausdrücken:

 

„Irgendeine Szene erinnert einen immer an etwas und war schon einmal da.“

 

Vielleicht kommt ja die Stimme auch nicht wirklich aus dem Jenseits, jedenfalls wäre sie in einem Film zu hören: unheimlich, traurig, verwegen aber auch frech und dreist, unverschämt, die ganze Palette der menschlichen Emotionen. Zu wenig Handlung? Für Menschen, die auch in einem Buch auf jeder 4.Seite Tote benötigen, sind diese Scenen nichts, Dialoge wird es geben, über die man nachdenken kann, aber nicht muß. Emotionen darf man aber annehmen. Der gestohlene Satz könnte von jedem anderen Menschen gesagt worden sein, tatsächlich stammt er aus einem Gespräch mit einem Schauspieler, der sich ja seine Drehbuchszenen nicht selbst schreiben muß, oder tut er das zwischendurch doch?

 

Aber zurück zu Poe...

 

Diese Drehbuchgeschichte - das Drehbuch besteht ja aus Szenen, die immer wieder verändert werden können, aber dann nur vom Autor selbst. Und jeder Mensch ist sein eigener Regisseur, Kameramann/frau und Drehbuchautor, man schreibt also die Geschichte seines eigenen Leben selbst. Es bleibt dahin gestellt, ob es den Film geben könnte, den die handelnden Personen sich geistig langsam vorstellen wollen und wenn es zunächst nur ist, um RF zu helfen..

 

Der Autor Poe mag in seinem realen Leben derart gelitten haben, dass er sich auch nur gruselige Storys vorstellen mochte und würde er den Filmschaffenden heute über die Schulter sehen können, würde er vielleicht sagen: “Muß man alles Leid, welches in Büchern vorkommt, auch vorgezeigt bekommen?“

 

Warum ungefähr das Jahr 2022.. Weit genug von der Realität entfernt und auch genügend Abstand zu jenem Mann, über den Marianne gerade nachgrübelt, voller Bedenken, etwas Angst aber eher auch Verwunderung. Und eben: 20 Jahre nach dem ursprünglichen Film „Spinne“ (Spider). Marianne und RF scherzen zwar, aber natürlich nicht in abwertender Art und Weise herum. RF war ja eigentlich auch 60 Jahre, hat sich aber äußerlich verändern können, reale Menschen bekommen höchstens die Chance, durch ihre Kunst unsterblich zu werden. Und Ralph Fiennes ist 2022 auch noch real, wenn er auch nicht einfach so daher kommen wird wie fiktiv beschrieben..“

 

2 Tage nach der Unterhaltung zwischen Marianne und RF schellt die Türklingel. Marianne hat zwar die Absicht selbst zu gehen, RF ist schneller, öffnet und traut seinen Augen kaum:

 

er steht sich selbst gegenüber!

 

Natürlich Unsinn, aber als er vor wenigen Tagen in den Spiegel sah, war das fast exakt sein Gesicht, bis auf die Augen eben genau.

 

Sprachlos bittet er den Besucher herein, einen Ralph Fiennes kann man nicht draußen stehen lassen, außerdem hat es begonnen zu regnen.

Früh am Morgen..9 Uhr ist die passende Zeit um zu frühstücken und RF deckt automatisch für den Gast auf, der das irgendwie lustig findet: er sagt nichts, äußert keinen Wunsch aber wird willkommen geheißen.

 

Die Begrüßung fällt etwas sparsam aus, wegen der Überraschung. Als sich die Anwesenden etwas beruhigt haben, bittet RF Marianne auf den Flur.

 

 

Szene 44                                                        INNEN - FLUR in Mariannes Wohnung - TAG

 

RF(außer sich)

 

„Ich habe ja schon immer gewußt, dass du genau so drauf bist wie Madleine: spirituell angehaucht, hast ihn also gestern angerufen und mal so nebenbei um seinen Besuch gebeten?“

 

Marianne(lachend)

 

„Würde ich nie wagen, er muß Wind bekommen haben von unseren Plänen, keine Ahnung, wie er das gemacht hat, aber wir wollen ihm nicht das Gefühl geben, wir würden hinter seinem Rücken reden, hat er lange genug bei anderen Gelegenheiten erlebt.“

 

 

Szene 45                                                          INNEN - WOHNZIMMER von Marianne - TAG

 

Ralph Fiennes spürt natürlich die leichte Anspannung, die über der kleinen Gesellschaft liegt, er lädt sich auch nicht so oft irgendwo ein, aber Marianne hatte er diesen Besuch schon seit einiger Zeit versprochen, wurde Zeit, dass er dieses Versprechen einlöst.

 

RF spürt auch den Blick des gerade Eingetroffenen..

 

RF`s Stimme aus dem Off

 

„Möchte gar zu gerne deine Gedanken erraten können, mein Aussehen muß mir nicht unangenehm sein, aber so wohl fühle ich mich nun auch nicht.“

 

RF schaut etwas irritiert zu Madleine, die ihre gewohnte Heiterkeit wiedergewonnen hat und den Hinzugekommenen neugierig anschaut, sie fixiert ihn nicht, sie erwidert seinen offenen Blick, der ihr vertraut und daher angenehm erscheint.

 

Madleine`s Stimme aus dem Off

 

„Möglicherweise war es das, was sie wenigstens geahnt hat: tauchte er irgendwo auf, war es schwer, sich seiner zunächst offenen freundlichen Art zu verschließen, das Verschlossene kam viel später und hat irgendwelche Gründe.“

 

Fiennes` Stimme aus dem Off

 

„Ist vielleicht nicht mein Tag heute, hätte sie fragen sollen, ob es ihr recht ist, dass ich komme. Das ich mir quasi am Tisch selbst begegnen würde - nur das der andere jünger ist -, das ist mal was ganz Neues und wohl Einzigartiges. Mariannes Freund möglicherweise, denn ihr Bruder dürfte etwa in meinem Alter sein..“

 

MARIANNE(unsicher)

 

„Wenn ich die nicht gestellte Frage jetzt schon mal beantworten darf: nein, RF ist mein Bruder, ich habe ihn selbst nicht gleich erkennen können. Und bevor Sie denken, ich scherze, das ist leider kein Scherz, kann mir auch keiner erklären, wie das geschah..“

 

RALPH(verblüfft)

 

„Muß ihn doch zufrieden machen, oder?“

 

Das betretene Schweigen ist nicht unbedingt das, was der Schauspieler erwartet hat.

 

Madleine(leise)

 

„Sie werden es nicht für möglich halten, verehrter Meister, aber er beneidet Sie, weil er die Nachteile innerlich viel zu oft spürt.“

 

Ralph Fiennes hat das Meister geflissentlich so stehen lassen, legt eine Miene auf, die man doppeldeutig nennen kann.

 

Ralph(betroffen)

 

„Es tut mir leid, RF, wollte Ihnen nicht zu nahe kommen, was geschehen ist, würde man als außerordentlich bezeichnen, eher nicht als tragisch.“

 

Seine sehr ruhige melodische Stimme, die er bewußt verhalten und nicht so kräftig wie auf der Bühne gestaltet hat, bewirkt, dass Marianne sich entspannt nach hinten lehnt und bemerkt, dass es den anderen auch wesentlich besser geht. Merkwürdig, wie er es wieder versteht, Zuhörer in seinen Bann zu ziehen und in Madleine hallen die Worte von IHR nach, dass sie ihn für einen Magier der Worte und Stimmungen hält, der jede Situation scheinbar zu meistern versteht.

 

Ralph versteht sich in diesem Moment eher nicht als Magier oder Meister. Wenn ein Mann so unzufrieden mit seiner neuen Verfassung daher kommt, bedarf es sicher mehr als einer Erklärung, aber es liegt ihm nicht, irgendeinen Menschen direkt auszufragen. Antworten würden sich finden lassen, früher oder später, ob durch Zufall oder das Bedürfnis, ihm etwas mit zu teilen.

 

ERZÄHLER

 

„Marianne hört noch eines heraus: ein unmerkliches Zittern in seiner Stimme, das von den anderen nicht bemerkt wird, weil es nur ihr bekannt ist. Er lässt sich nicht in sein Herz blicken, wenn er es nicht für angebracht hält. Den anderen spielt er den sehr sicheren Menschen vor, sehr gut, aber eben diesmal nicht perfekt, also ist er müde, zu müde dazu.. Marianne hat ihn schon erschöpft und müde wahrgenommen, als er sie allein aufsuchte, keinen Rat mehr wußte. Je mehr er sich ihr geöffnet hatte, desto mehr sah sie hinter seine Fassade aus Gelassenheit, absichtlicher Grobheit, wenn man ihn nervt. Er muß in ihrer Gegenwart keine frechen Sprüche mehr zum Besten geben.. Sie räuspert sich, dieses „tut mir leid“, ja, es ist echt, aber ihr unangenehm und sie weiß nicht einmal weshalb. Ralph Fiennes ist zwar ein außergewöhnlich guter Schauspieler, aber den verletzbaren Menschen in ihm hat sie ein einziges Mal sehr deutlich sehen können: auf einem Foto des Jahres 2008 und bei den wenigen persönlichen Begegnungen.“

 

Marianne(heiser)

 

„Ich ahne, warum du heute vorbei gekommen bist, Ralph. Deswegen..“

 

Und sie reicht ihm das Drehbuch, welches er zwar gar nicht in den Händen halten will, aber er sieht sie nur etwas verkniffen an, nimmt es mit der einen Hand mit der anderen streicht er ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht.

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

 

„Sie dürfte so ziemlich die einzige Frau sein, die mir ins Gewissen geredet hatte mit dem Satz, wenn ich mein Leben ausgeglichener haben wolle, müsse ich schon über meinen Schatten springen und mal die Arbeit links liegen lassen. Angst? Die habe ich in ihren Augen noch nie gesehen, wenn ich ihr begegnete und sprach. Sie lächelte mich merkwürdig an, als ich sagte, ich müßte noch dringend was zu Ende bringen, fast immer nahm ich das nächste Ding an. Ich hatte nur ihr versprochen mich zu schonen und habe das bis jetzt nicht geschafft.

 

Nur wegen ihr vermag ich es an zu vielen Tagen nicht, locker in den Spiegel zu sehen, wie viele Menschen habe ich denn sonst noch so unabsichtlich enttäuscht?“

 

Marianne sieht ihn auch diesmal besorgt an, bittet ihn um ein Gespräch unter 4 Augen, er nickt.

 

Sie treten auf den Balkon, die Sonne scheint wieder und so kalt ist es auch nicht. 

 

 

 

Szene 46                                                 AUSSEN -BALKON von Mariannes Wohnung - TAG

 

Marianne(eindringlich)

 

„Wollte es dir vor den anderen nicht sagen, du siehst mir zu müde aus, als ob du kaum geschlafen hast..“

 

Ralph(lächelnd)

 

„Wäre ein Wunder, wenn dir das entgangen wäre, laß mich einige Momente im Drehbuch lesen, ja?“

 

Marianne(fröhlich)

 

„Du weißt, das du von keinem Menschen eine Erlaubnis einholen mußt, sie geben sie dir vorher..“

 

Ralph(verstimmt)

 

„Fang bitte nicht mit so einem Unsinn an. Ein Mensch, dem man es abnimmt zu bitten, in dem man ihm vorher gibt, was er benötigt, was ist der in deinen Augen wert?“

 

Marianne(verdutzt)

 

„Du weißt genau, was du wert bist..“

 

Ralph(verärgert)

 

„Das habe ich nicht gemeint und du weißt es auch.“

 

Marianne bemüht sich seinem Blick stand zu halten, was ihr nicht leicht fällt. Sie gibt schnell vor, dass ihr kalt ist, dabei schwitzt sie zusehends mehr. Kalter Schweiß läuft ihr den Rücken hinunter, das wird ihr unangenehm.

 

Sie unterhalten sich weiter im Wohnzimmer, aus dem sich die anderen Personen entfernt haben, als ahnen diese, dass Marianne mit ihm allein reden will.

 

 

Szene 47                                                                    INNEN - Wohnzimmer von Marianne - Tag

 

RALPH(behutsam)

 

„Ich wollte dich nicht anfahren, du siehst etwas verschreckt aus..Wenn du frierst, dem kann man abhelfen....“

 

Ralph `s Stimme aus dem Off

 

„Wäre privat das erste Mal, dass ich dich erschrecken konnte, hättest dich etwas wärmer anziehen sollen, meine fürsorgliche Katze. Sagst zwar nicht, dass ich mich etwas hinlegen sollte, weil du weißt, ich treffe alle Entscheidungen selbst, aber übelgenommen hätte ich es dir auch nicht..“

 

Marianne erspart sich eine Antwort, sie lässt zu, dass er nach einer Decke greift und sie warm reibt.

 

Marianne`s Stimme aus dem Off

 

„ Und wie komme ich jetzt aus dieser Nummer raus? Er reibt mir noch die Haut runter..“

 

Natürlich hat sie Bedenken, gerade nun das Falsche zu tun, als sie ihm die Decke doch noch aus der Hand nimmt und ihn vorsichtig küßt, dabei nun doch vor Angst die Augen schließt.

 

ERZÄHLER

 

„Auf ihren Lippen schien das betörende Aroma des gesamten Orients vereint zu sein. Überrascht zieht er sie zwar an sich, kann aber den Kuß nicht sogleich erwidern. Sie ist ungefähr 20 Jahre jünger als er. WEN hat sie vor sich, den „englischen Patienten“, den Herzog aus „Die Herzogin“, den bemitleidenswerten „Spider“, alle zusammen und noch einige mehr von den Gestalten, denen er Leben einhauchte oder nur ihn, der privat möglicherweise so ist, wie sie ihn sich nicht vorstellt: eben nicht mehr ganz jung, aber auch nicht gewalttätig und eher so, wie er sich gern im „ewigen Gärtner„ in Erinnerung hat: durchaus fürsorglich um die Frau bemüht, die er zu lieben versucht..“

 

 

 

 

 

4.Teil

Szene 47 noch

 

Ralph

(ernsthaft)

 

„Was oder wen siehst du eigentlich in mir?“

 

Marianne

(zögerlich)

 

„Damit ich das richtig verstehe: du kannst jetzt diesen harmlosen Kuß nicht erwidern, mit dem ich dich eigentlich um Verzeihung bitten wollte, ja, mir war eben nicht kalt. Jedenfalls nicht nur, eher heiß und kalt zugleich, weil ich dich nicht verärgern wollte. Ich versuche dich zum kürzer treten zu bewegen, weil ich dich liebe, du merkst es nicht einmal und spielst zu gut den Mißtrauischen. Ach, eher nein: den hast du gar nicht nötig zu spielen, du bist auch gegenüber mir mißtrauisch, ganz „tolle“ Sache..“

 

ERZÄHLER

 

„Marianne hat sich in Rage geredet und tatsächlich die Wahrheit gesagt. Für sie ist er eben nicht die Figur die er jeweils zu spielen hat. Ihr ist der zu beschäftigte Mann zu wichtig geworden, als das sie zulassen kann, dass er sich stückweise zu Grunde richtet und er ist der Mensch, den sie für den Rest ihrer Tage neben sich haben will. Das ewige Mißtrauen hatte sie einst mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen und sich eigentlich damit abgefunden, dass ihm ihre Gegenwart ziemlich egal sein mußte.“

 

Sie will sich von ihm lösen, weil ihr die eigenen vor Tränen schimmernden Augen bewußt geworden sind und sie selbst diese kleine Schwäche an sich hasst. Sanft setzt er sie auf das Sofa, lässt sich neben ihr nieder und legt seine schlanke Hand auf die ihrige. Warum ihm der Herzog aus „die Herzogin“ so plötzlich in den Sinn kommt, er weiß es nicht einmal. Im Film kann man jederzeit abbrechen lassen und „diese Szene noch einmal“, genau diesen Moment zurückholen, ab welchem man selbst ahnt, dass man einen Fehler begangen hat. Und wenn dieser Fehler nur in einem falschen Augenaufschlag bestanden hätte. Normalerweise vertieft er sich nicht hinterher in irgendeine Rolle, um sich bei der Figur, die er spielt , sozusagen Rat zu holen, also bei sich selbst. Mariann wartet geduldig, als ahnt sie, dass sie ihn soeben an einer sehr empfindlichen Stelle getroffen hat. Er lässt sich nicht gern den Spiegel vor halten.

 

Ralph

(unsicher)

 

„Verzeih, wenn ich erst einmal sozusagen Luft holen muß. Natürlich nehme ich deine Entschuldigung an, kein Problem. Die Definition von Liebe sollte wirklich nicht das sein, was ich als Herzog in „die Herzogin“ von mir zu geben hatte, war also das: in der Art, in der ich Liebe verstehe, wäre dir zu billig und dir gegenüber auch nicht ehrlich. Ich bin kein Mensch, der sich leicht überzeugen läßt, dafür habe ich schon zu viel Seltsames erlebt und dem hat man dann auch schnell das Mäntelchen mit Aufschrift „ich liebe dich“ umgehängt. Wovor ich Angst hätte - wenn ich das Wort Angst in meinem Sprachgebrauch privat zulassen würde und mir ist das Wort schon peinlich genug, dann davor: das jemand mich seelisch ersticken könnte vor lauter „du mußt jeden Tag bei mir sein und ich habe kein Verständnis für..“

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

 

„Das ich einmal so herum stelzen würde mit Worten, kaum zu glauben. Sie muß denken.. Ja, was denn verflucht.. Was könnte sie denken..“

 

Ralph

(zögernd)

 

„Kann ich von dir erwarten, dass du meine ziemlich schlechten Angewohnheiten gelassen hin nimmst und dich nicht einmal beschwerst, wenn ich mal für mich sein muß?“

 

Marianne

(spöttisch)

 

„Dann sind wir einander ja nicht all zu unähnlich. Was habe ich von einem Mann, der vor Langeweile fast umkommt, mich kontrollieren will und im Übrigen vielleicht gar nicht treu sein kann?“

 

Ralph

(neckend)

 

„Ich hoffe, du würdest nicht bei jedem weiblichen Fan eine Affäre wittern, soll tatsächlich noch sehr junge Frauen geben, die scheinbar vergessen haben, das die Zeit vergeht, auch für mich..“

 

Sie sieht ihn sehr nachsichtig an...

 

ERZÄHLER

 

„Was könnte man den beiden Menschen großartig wünschen.. Marianne wird ihn vielleicht besser kennenlernen wollen oder auch nicht, wird möglicherweise eine andersfarbige statt der rosaroten Brille aufsetzen , aber die Zukunft kann Marianne nicht einmal  in dieser fiktiven Geschichte vorhersehen mit all den anderen Personen an ihrer Seite, ob da nun reale Personen angedeutet wurden oder nicht..Aber an dieser Stelle wird es Zeit für meinen Vorgänger, der sich schon langweilte und mir mehr als einmal das Wort verbieten wollte. Und wieder sei erwähnt, was Richard Burton als Autor in „ der Schrecken der Medusa“ ungefähr sagte: „Ich bin nicht verantwortlich für das, was meine Figuren sagen..“ Es hat einen Dialog auch dazu gegeben, er sei hier aber auch unwichtig.

 

ERSTER ERZÄHLER

 

"Bedanke mich ja sehr für den Urlaub, aber nun kann es weitergehen bei mir.

 

Ralph und Marianne sind so total mit sich beschäftigt gewesen, dass die Drehbuchfragen auch in 2 Tagen etwas zum Erliegen kamen. Dann fällt Marianne ein, was sie im Drehbuch noch gelesen hat..

 

Marianne`s Stimme aus dem Off

 

„Madleine`s tote Freundin, die ja die Skizzen lieferte, die man schwerlich entfernen kann aus dem Drehbuch, ohne dass Ralph es mitbekommen würde. Aber gerade die sind nun eben nicht für seine Augen bestimmt. Aus welchem Jahr waren die Skizzen? 2005? Ich habe auch vergessen, ab wann Madleine ganz geschickt die Schreibweise von IHR annahm, der genaue Tag des Unfalls sollte ja unbedingt unter den Tisch fallen und ich ahne auch warum..“

 

Madleine, die sich mit RF ebenfalls wie Ralph mit Marianne in der riesigen Wohnung von RF aufhalten kann, ohne dass sie einander stören, befindet sich in einem der Wohnzimmer und sieht Marianne fragend an.

 

Szene 48                                             INNEN - Wohnzimmer in RF`s Wohnung - TAG

 

Madleine

 

(verwundert)

 

„Bist ja ungeheuer tüchtig gewesen, dass du das Drehbuch schon verschlungen hast, es liest sich etwas schwer, oder?“

 

Marianne

(ratlos)

 

 

„Versuch du dann mal, Ralph - wenn er das Buch auch lesen möchte, wovon ich ausgehe - zu erklären, warum wir die ersten 10 Seiten und all das, was SIE dir allein anscheinend mitteilte und was versteckt in Andeutungen garantiert noch irgendwo zu finden ist, entfernen mußten. Er wird die Bemerkungen „um dich zu schonen“ oder „um dir jetzt gerade das Leben nicht schwer zu machen“ mit einem seiner verschiedenen Arten zu lächeln ignorieren und sich das Buch so nehmen wollen, wie es ursprünglich gedacht war: als Liebeserklärung für RF oder für wen denn noch alles..? Die Seiten können wir also nicht verschwinden lassen, aber dann dürfte er das ganze Buch nicht lesen, was also tun..“

 

Die Frauen haben nicht bemerkt, dass Ralph geraume Zeit mithören konnte, weil er zufällig was im Raum sucht, unbemerkt betrat er den Raum durch eine andere Tür. Die Frauen sprachen leise, aber eben doch nicht zu leise..

 

Ralph

(neugierig)

 

„Ich nehme jetzt mal nicht an, dass Ihr beiden Frauen tatsächlich diese Seiten heraustrennen wolltet und mir gesagt hättet: „ja, das hat auch bevor wir es in die Hand nahmen, so ausgesehen..“ Erstaunlich, wie viele Menschen mich unterschätzen. Glaubst du, ich möchte in Watte gepackt werden, Marianne?“

 

Marianne hört sehr wohl einen beleidigten Unterton heraus und reicht ihm das unversehrte Drehbuch mit den, wie sie findet , überflüssigen Seiten vor der eigentlichen Handlung.

 

Ralph macht spöttisch eine sehr übertriebene theatralische Verbeugung vor ihr, um seinen Ärger zu verbergen, sieht sich das Buch erst einmal so an: durchschnittlich von der Breite her und wenn es eher durchschnittlich vom Inhalt ist, würde er seine Zeit anderweitig verwenden..

 

Er legt sich gemütlich hin, halb sitzt er, halb liegt er also auf dem Sofa wie öfters, wenn er sich erste Gedanken machen will.

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

 

„Verstehe die ganze Aufregung der Mädchen nicht, RF gab es weiter, also hat er es doch auch vollständig gelesen oder etwa nicht?“

 

Stimme der Schreiberin des Drehbuches aus dem Off

 

„Liebe Madleine, ich weiß, dass du nur die unfertige Idee mit einigen vagen Andeutungen und Notizen haben wolltest, dann kannst du auch die Hintergründe bekommen, vielleicht kannst du mit den Tips zu „Foto von.. aus dem Jahre ..“was anfangen, ich lasse dich nicht gern im Unklaren..“

 

ERZÄHLER

 

„Normalerweise liest Ralph Vorbemerkungen entweder nie oder wenn, dann mit allergrößter Vorsicht und Rücksichtnahme vor dem Absender. Die Zeit bleibt ihm selten, Notizen durch zu sehen, selbst wenn da eine Idee enthalten wäre, die er so nicht gekannt hätte..“

 

Stimme der Schreiberin des Drehbuches aus dem Off

 

„Ich weiß, dass der Mensch, der irgendwann mit meinem Zeug was anfangen soll, unmöglich verstehen kann, wie viel Zeit vergangen ist, von dem ersten Satz bis zum letzten. Habe als junges Mädchen Gijom und M. geschrieben, das ist dann ja dann auch mit bei, dazu aber später. Die Fotos habe ich natürlich nicht selbst fabriziert, wieder einmal war das weltweite Netz der beste Ratgeber. Ich verfluche langsam den ominösen Tag, an welchem ich genau jenes männliche Gesicht entdeckte, welches mir schlaflose Nächte bereitet hatte .Ich ärgerte mich über einen gewissen Satz jenes Mannes, der anscheinend nie eine Zeile zu irgendeinem Drehbuch selbst schreiben mußte. Und die Story mit dem magischen Spiegel, der Teile des Mannes mit sich nimmt, den ich mir einbildete zu lieben, begann auch, als ich eben das Foto sah. Hatte dir früher genaue Notizen über die Webseite zukommen lassen, überflüssig es ein 2.Mal zu tun. Deine Zeit muß auch begrenzt sein mit all den tollen Erlebnissen, wünschte, ich könnte ein letztes Mal bei so einem Trip dabei sein. Warum letztes Mal? Nun, mein werter Arzt riet mir zu einer der miesen Therapien, von denen ich mich nie erholen würde, wo nun meine Lebenszeit begrenzt ist, schreibe ich jede verbleibende Minute oder fast. Siehe also diese Zeilen als Mitteilungen aus dem Jenseits an, wenn du magst. Du kennst mich oder kanntest mich: der Gevatter Tod kommt bei mir auf einem Esel angeritten in Gestalt eines sehr lieben Schauspielers, den ich auch verehrte. Ja, Verehrung ist auch das passende Wort für den Mann, dessen Name ich umschreibe, der der auch den anderen darstellte, den Typen ohne Namen. Fand die Story schrecklich langweilig und wenn einem der Bösewicht schon wieder leid tut, war wohl die Rolle eine Fehlentscheidung, nun ja, man sollte seine Mimik im Griff haben, immer..“

 

Stimme von Ralph aus dem Off

 

„Nehmen wir mal an, die beiden Frauen und RF wollen an dieser Stelle den Mann als mich erkannt haben. Ja, ich könnte Madleine und Marianne und auch RF ausfragen, bis ich jedes unwichtige Detail herausbekommen habe, Zeitverschwendung und vielleicht auch unnötige Aufregung. Der Typ ohne Namen - der schwarze Lord, steht weder, wer den spielte noch warum die Mimik an der Stelle schlecht war. Sätze habe ich viele gesagt, in jedem Interview unzählige und eben so viele wurden aufgeschrieben. Sie wird etwas in den falschen Hals bekommen haben. Todesverachtung von ihr schon bemerkenswert, zieht über Gott und die Welt her, ob alles echt ist, wird sich noch erweisen müssen..“

 

Stimme der Schreiberin des Drehbuches aus dem Off

 

„Er wird sich an dieser Stelle fragen, ob ich ihn etwa gemeint haben könnte, vorausgesetzt, er würde auch nur eine Zeile lesen. Das darf aber nie geschehen, versprich es mir und es ist kein loses Geschwätz, wenn ich gestehe: ich konnte Filme mit ihm entweder noch nicht sehen, habe verschiedene halb gesehen, einen nur einmal, das genügte. Ich mag weinende Männer nicht, wenn sie einem in der Realität auf den Docht gehen und im Film mag es der ganz große Schlussakkord sein. Ganz langsam fühlte ich in mir etwas zerbrechen, einfach so, ich habe den Schauspieler für seine Art leiden zu können oder zu müssen nicht nur geliebt. Ich hasste ihn.. Frage mich nicht warum, finde jetzt selbst keine Erklärung mehr.

 

ERZÄHLER

 

„Ralph macht sich langsam auf einem Extrablatt Notizen. Immerhin spielt er immer noch und er hat Spaß an der Arbeit, will die auch weiter haben. Wenn sie ihn so sah und wahrnahm -Hass und Liebe zusammen- möglicherweise empfinden es auch andere so, nur hört er da nicht mehr so genau hin. Er zieht sein Ding durch, gewiß mit einem Fahrplan, den nur er weiß und er will Abfahrt und Ankunft stets allein bestimmen. Die leidende Miene? Wann das genau begonnen hat, weiß er doch selbst nicht mehr, möglicherweise interessieren ihn widersprüchliche Figuren auch wegen ihrer Schwächen und er genierte sich für keine Träne .. Am Anfang..? Wie weit muss er denn zurück gehen, wenn er herausbekommen will, was andere Menschen über ihn denken? Normalerweise hat er diese Zeit eben nicht..

 

Stimme der Drehbuchschreiberin aus dem Off

 

„Ich habe deine Frage irgendwie schon im Ohr, meine Liebe. Das weltweite Netz versorgte auch mich reichlich mit Infos und obwohl ich für den Mann, (dem ich ja irgendwie das Drehbuch widme, so als Danke für jede meiner Tränen oder für meine Begeisterung, meine Verwunderung wie er sich oft selbst verleugnete, kam mir jedenfalls so vor) Hass und Liebe, besser keine Liebe „nur“ Verehrung empfinde, gestattete ich mir, die Seiten hoch und runter zu betrachten, den jungen und älteren Mann, seine Stimme, seine Mimik, seine Gestik. Man kriecht quasi in so einen Menschen hinein, versteh richtig. Das Puzzle, was er sich mal vornahm (Filmausschnitt), flog nur so herum, das danach vergesse ich so schnell nicht: der alte Mann ( der unvergleichliche Star John Neville, hat man den nicht irgendwann in den Adelsstand erhoben? Wenn nicht, verdient hätte er es, denn: wenn er sprach, meinst du, das alte England lässt seine Stimme ertönen, aber er wurde ja irgendwann Kanadier, da geht das mit dem Adeln nicht mehr so..) hilft dem Kranken wieder ins Haus, damit der sich da drinnen beruhigen kann. War so die einzige Hilfe, die „Spider“ bekam, und er erreichte wohl wieder, was beabsichtigt war: er sollte einem leid tun? Beziehungsweise eben nur die dargestellte Gestalt? Mir wurde unheimlich zumute.. Und noch etwas: das Gefühl wurde immer stärker: richtiges Leben und Darstellung vermischten sich zu sehr miteinander aber er selbst wollte das nie wahr haben..“ 

 

  Ralph`s Stimme aus dem Off

 

 

„Na endlich, die heiße Spur, also wenigstens in „Spider“ konnte ich ihren hohen Ansprüchen genügen, damit dürfte mein werter Name ihre Aufmerksamkeit etwas in Aufregung versetzt haben. Ob das Puzzle nun im Drehbuch stand oder nicht, ist ja jetzt völlig unerheblich. Um Himmelswillen: unheimlich, na, wenigstens was..“

 

ERZÄHLER

 

„Ralph merkt sehr wohl, wie er sich innerlich zu wiederholen beginnt und für ihn ein Zeichen, dass das für ihn nicht lustig zu werden scheint. Es kommt auch nur fast Freude in ihm auf, so wie er sich als Spider damals nicht zu amüsieren hatte, eher nach den Arbeiten und in den Pausen. Wenn es nicht so etwas wie „ich fühle mich ja ungeheuer „geschmeichelt„ “ ist, dann ist es schwarzer Humor und eben dieser treibt ihn an, weiter zu lesen..“

 

STIMME DER SCHREIBERIN DES DREHBUCHES AUS DEM Off

 

„Geliebte Madleine, ich ahne, dass dich diese Anrede nicht beglücken kann, aber wie du sehr wohl weißt, habe ich mein Leben lang sowohl für Frauen wie für Männer heiß empfunden, auch was den SEX betrifft. Du fragst so langweilige Dinge wie: „Ralph als toller Typ in „MIM“.. Will nicht sagen, dass mir dieser Film öde vorkam, im Gegenteil: er hatte nur schön zu sein, und dass ist noch untertrieben - leider - : er war für mich der dunkelhaarige Engel, der mal eben so vorbei schwebte. Wenn der Name Engel für einen Mann passend erscheint, und: verblüffend: selbe Jahr, wie auch „Spider“ fabriziert wurde, wundere dich nicht, dass ich zweimal hinsehen mußte. Ralph hat sich möglicherweise in „MIM“ gelangweilt, oder hat es als Urlaub empfunden, denn er war so, wie die Männer ihn beneiden, Frauen ihn umschwärmten, mag auch in der Gegenwart gelten. Um gleich auf den „englischen Patienten“ zu sprechen kommen - weil es dich interessiert, wie ich meine Gestalten in meinem Drehbuch sehe: auf keinen Fall mit dieser Form von seelischer Grausamkeit. Ein tolles Gesicht mit Maske zudecken, wer kommt auf so eine Idee?!

 

Wir Frauen brauchen Stunden, um attraktiv aus zu sehen, oder so, wie Männer uns gern sehen. Ralph in dem Drehjahr 1996? Diese Frage beschämt mich, der Mann konnte unrasiert, ungekämmt, ungewaschen vielleicht sogar (um der Übertreibung die Krone auf zu setzen, und du weißt, wie ich normalerweise Übertreibungen hasse..) an der Badezimmertür vorbeilaufen, oder schrägen Blick in den Spiegel, sich unglaublich finden und das stimmte dann immer noch.. Nein, du hältst mich möglicherweise zu recht für überdreht, die Tatsache, dass ich diese Welt in Kürze verlasse, lässt mich Zeilen schreiben, die ich so meine: „MIM“ für mich so toll, weil er endlich mal nicht weinen mußte oder sollte, nur unglaublich attraktiv anzusehen war..“

 

Ralph kann das nun weder amüsant noch schön finden, im Gegenteil. Wer vergleicht denn schon Filme miteinander, den einen mit wenig Aufregung, den anderen, wo er richtig Gas gab? Als seelische Grausamkeit hat er diese Maske nie gesehen, er versteht sicher auch immer noch zu wenig von den Gedanken der Frauen, die sein Gesicht betrachteten..

 

ERZÄHLER

 

 

„Seine Reaktion ist denn auch völlig anders, als jemand es erwarten kann, der ihn nicht wirklich kennt: er fühlt, wie dieser Mist seine Gedanken doch zu sehr beeinflusst und er beschließt eben, die Zeilen nur als Mist für sich zu deklarieren. Nein, er fühlt sich weder geschmeichelt, nur genervt und er hätte das Buch in seine Einzelteile zerlegt, wenn er sich nicht erinnert hätte, dass es eben noch mehr beinhaltete. Aber jetzt wirft er es nur sehr unkontrolliert in eine X-beliebige Ecke des Zimmers und hört nur wie nebenbei, dass eine Statue zu Bruch geht, wendet sich aber nicht um, als er das Zimmer verlässt. Normalerweise achtet er auch fremdes Eigentum, nun nicht möglich... Sein unglaublicher Ärger hängt damit zusammen, dass er bei „MIM“ nicht objektiv sein will und kann. Selbst nach all der Zeit nicht. Er hatte diese Arbeit nicht angenommen, um nur schön zu sein und die Frauenherzen zum Klingen zu bringen, das war ihm mittlerweile zu wenig geworden. Wenn nicht sogar egal?!

 

Seine Gedanken kreisen um die Tatsache, dass es Frauen gab und gibt, immer geben würde, die eben nur das sehen wollten und wollen: den Märchenprinzen, der die Frau seines Herzens aufs Pferd setzte und das war es dann auch schon oder so gut wie.

 

 

In der Küche findet er nicht so gleich die Ablenkung, nimmt ein Glas, gießt es mit irgendeinem Saft bis an den Rand voll, sogar ein wenig drüber, dass der ihm über die Hand läuft.. Nervös trinkt er, ärgerlich versucht er sich zur Ruhe zu zwingen.. Glas alle und er natürlich so irritiert , wenn auch nicht mehr ganz so aufgebracht wie zuvor..

Ganz langsam presst seine Hand das Glas zusammen, als wolle er prüfen, wie viel Kraft noch in eben der Hand steckt. Wenige Minuten dauert das, dann zersplittert das Gefäß, Splitter stecken in seiner Haut.. Möglich, dass es schmerzt, er nimmt es nicht wahr.. Kann es möglich sein, dass SIE seine Arbeit bewusst deshalb so runter macht, weil er eben nie in süßen Märchenfilmen dahergeritten kam und diese Absicht auch nicht hat und erst recht nicht gegen Ritter in Turnieren kämpfte, um als strahlender und hinreißender Held vom Platz zu gehen...?

 

Szene 49                                                                     INNEN - KÜCHE - TAG

 

Madleine

( entsetzt)

 

„Was ist mir dir los, Mann..!“

 

Sie mustert ihn erschrocken. Sein Blick ist seltsam leer, das Blut tropft mittlerweile auf den Boden, er macht keine Anstalten, Glas und Blut zu entfernen.

 

Behutsam tut sie es, verbindet ihm die Hand. Dabei bemerkt sie, wie er langsam zu sich findet. Sie versucht ihn zu bewegen, einfach auf zu stehen, statt dessen zieht er es vor, auf einem Stuhl in der Küche zu bleiben.

 

 

Ralph

(tonlos)

 

„Laß mich jetzt für die nächste halbe Stunde in Ruhe, bitte..“

 

Sie hat Angst, dass er evtl.unter Schock steht. Als habe er ihre Gedanken lesen können, schüttelt er den Kopf, starrt aus dem Fenster..

 

ERZÄHLER

 

„Madleine geht zu Marianne, sie suchen beide das Drehbuch, finden es dort, wo er es hingeworfen hat, beseitigen auch die zerstörte Statue. Eine Seite hat er teilweise eingerissen, wie um klar zu stellen, „bis hierher und nicht weiter mit dem Kram..“

 

Madleine überfliegt die Seite, lächelt auf eigentümliche Weise. Als diese Sätze entstanden, war jene Freundin anscheinend schon nicht mehr unter den Lebenden. Und da Madleine nicht wissen konnte, einmal Umgang mit Schauspielern zu haben, die eben von IHR vorher gnadenlos runtergemacht wurden, schrieb sie tatsächlich in ihrem Stil weiter. Sie hatte sich absolut nichts dabei gedacht, Marianne weiß auch nicht genau, wann jene SIE gestorben war..“

 

 

 

Szene 50                                               INNEN - EIN WOHNZIMMER in RF `s WOHNUNG - TAG

 

MARIANNE

(kurz entschlossen)

 

„Ich gehe nun doch zu ihm, man weiß nicht, was er als Nächstes tun könnte, er muß ziemlich verwirrt sein, wenn das das richtige Wort ist.“

 

Madleine sieht ihr an, dass sie ihn nicht gern in seinen Selbstbetrachtungen stören will, aber sie sorgt sich zu sehr.

 

Madleine nickt.

 

MADLEINE

(gelassen)

 

„Tu, was du unbedingt tun möchtest, denke schon, dass es das Richtige für ihn ist, er darf sich nicht immer so in sich selbst verkriechen..“

 

Madleine`s Stimme aus dem Off

 

„ Er darf auf keinen Fall erfahren, dass viel zu viele Bemerkungen über seine Arbeit von mir stammen. Wenn das geschehen sollte, kann ich mich wohl sehr warm anziehen..“

 

Szene 51                                                                      INNEN - KÜCHE - TAG

 

RALPH scheint zu spüren, (oder hört nur das leise Klopfen der Absätze von Frauenschuhen auf dem harten Boden) dass man ihm helfen will und er kann eben jetzt diese Hilfe nicht gebrauchen. Bevor Marianne die Küche betreten wird, bittet er..

 

RALPH

(etwas unbeherrscht)

 

„Ist die halbe Stunde schon um, meine Liebe?“

 

MARIANNE kommt ungerührt nahe genug an ihn heran, um ihm direkt ganz ruhig in seine Augen zu sehen.

 

 

MARIANNE

(betrübt)

 

„Was ist so schlimm daran, wenn ich dir jetzt helfe..“

 

Ralph

(aufgebracht)

 

„Könnt Ihr beiden Euch nicht einfach danach richten, was ich mir jetzt sehnlichst wünsche: meine Ruhe, nur das?!“

 

Weil ihr der Rücken etwas zu schmerzen beginnt, steht sie auf, tritt aber nur so hinter ihn, dass sie sich gegen einen Schrank lehnen kann.

 

Marianne

(verdrossen)

 

„Klingt nicht nach dir. Habe das Gefühl, du bist zu aufgebracht, um jetzt genau zu wissen, was du möchtest..“

 

Sie legt ihm behutsam die Hände auf die Schultern, spürt, wie diese leicht zu zittern beginnen..

 

Marianne`s Stimme aus dem Off

 

„Genau das wollte ich nicht fühlen. Wenn ich recht habe, bricht er entweder gleich zusammen oder denkt sich eine neue Variante aus, wie er mich aus der Küche bekommt..“

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

 

„Ich kann ihr nichts vor machen. Sie hat sich meine Stimme so oft angehört, meine Mimik und Gestik förmlich seziert. Klar wollte ich vor 2 Minuten noch meine Ruhe. Jetzt steht sie hinter mir, weil sie mir nicht mehr ins Gesicht sehen will, aus Angst, ich könnte in meinen Augen jenes verräterische Glitzern haben. Ich hasse mich für die Momente, in denen ich meine Gefühle zu oft offen gezeigt habe, ist mir nicht gut bekommen. Sie..? Ist mir ihre Rücksichtnahme etwa schon peinlich? Wie hatte sie mal scherzhaft gesagt: „Du mit deinem adligen Blut.. ist dir jedes zu private Gefühl unangenehm? Dann ist dir wirklich nicht zu helfen.“ Natürlich hatte sie provoziert. Ich habe mich mit meinen Urahnen nur nebenher befasst, ob da in der Nähe von Heinrich VIII was geschehen war, wer wollte das heute noch wissen. Und ihre provozierende, freche Art war es erst gewesen, die mich erinnert hatte: nein, Hilfe annehmen? Wozu?“

 

ERZÄHLER

 

„Ralph befindet sich wirklich in einer für ihn nur peinlich zu werdenden und deshalb sehr unangenehmen Lage. Marianne spürt und fühlt genau, dass er Hilfe dringend benötigt, nicht nur, weil er zu frieren beginnt, obwohl es in der Küche warm ist. Das „Päckchen„ , was er wieder einmal trägt, besteht aus Stolz, Introvertiertheit, Scheu, und dem Bewusstsein: er will das so überhaupt nicht haben, weil es ihn angeblich kleiner in ihren Augen darstellt. Mitleid provozieren, das mochte im Beruf gehen aber im privaten Bereich findet er dieses Gefühl nur sehr sehr widerwärtig. Und seine körperliche Größe von ca.1.80 Meter : er ist damit sogar geringfügig kleiner als seine besten Freunde und für ihn bedeutet das ebenso wenig wie sein Gesicht aus alten Tagen.

 

Marianne fühlt, wie er stärker zittert und das ist für sie der Augenblick , wo sie fast gefühllos sagt..

 

Marianne

(bestimmt)

 

„Ich kann dich nur bitten, deinen Stolz, Zurückhaltung oder Scheu vor mir mal beiseite zu lassen und dich endlich hin zu legen, du hast es nötig.“

 

Ihre Stimme hat erregt geklungen, aber sie sieht, dass sie erreicht hat, was sie will..

 

Ralph

(nachgiebig)

 

„Ja, du sollst deinen Willen haben, ich werde mich etwas hinlegen, vielleicht vergesse ich dann, dass mich da jemand sozusagen aus dem Jenseits noch aufregen kann..“

 

ERZÄHLER

 

Marianne lässt sich ihre Überraschung nicht sogleich anmerken. Er hat diese Seiten nicht nur gelesen, sondern auch so ernst genommen, wie sie vielleicht nicht gemeint sind. An vielen Stellen liest man eher heraus, für wie verehrungswürdig die Schreiberin den Mann gehalten hat. Witzigerweise meint die Schreiberin über das Jenseits: „Wenn mein Lieblingsgott Osiris sein Gesicht hat, muß ich vor dem Sterben keine Angst haben.“ Wie kann sie auch vergessen, dass seit jenem verhängnisvollen Interview etwa 2005 er nicht mehr bereit gewesen ist, in seine Seele blicken zu lassen. Das Jahr 1993 schwebt scheinbar immer noch wie ein Damoklesschwert über ihm und ihr wird fast schlecht bei dem Gedanken an den 22.12., den 28.12. und all die Tage, die sie lieber vergessen würde. Ihre eigene Mutter hatte ihren letzten Lebenstag genau am 27.12.1994 gehabt. Makabere Situation: einen Tag früher, aber ein Jahr später und die beiden Frauen hatten sich nicht einmal gekannt, wie auch.. Sie wird es nicht unabsichtlich vergessen , ihm zum Geburtstag zu gratulieren. Für sie sind diese Gratulanten eher gedankenlos und haben entweder nie in seinen Lebenslauf gesehen oder eben bei den wenigen offen, aber zu Herzen gehenden Interviews nie genau hingesehen, nie genau zugehört..Interview.2005? Oder doch 2006 erst? Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen: seine ganze Mimik hatte ab einem bestimmten Moment nur noch unendliche Sehnsucht und Wehmut für sie ausgedrückt.. Und klugerweise hat er diesen Zustand nie mehr öffentlich zugelassen, aber es hatte ihn menschlich gemacht für jene Menschen, die ihm jede Schwäche nicht nur verziehen, sondern sie auch als das ansahen, was sie war: ganz natürlich ..Er mochte sich nur verletzt und vielleicht auch gedemütigt gefühlt haben.

 

Dazu kam diese oft unheimliche Traurigkeit in JEDEM seiner Filme ab 1993 (und wenn dieser Schmerz scheinbar gespielt war, genau in die Rolle paßte, manchmal passt eben die Traurigkeit nicht hinein: ein wirklicher Bösewicht zeigt keinen fast melancholischen Gesichtsausdruck) hat sie auch aus Fotografien ablesen können, in den vielen Gesichtsausdrücken, die zwar ein Lächeln oder Lachen zeigten, aber es unterschied sich von denen vor dem 28.12.1993 für sie ganz entschieden. Und man hat ihr schon oft bestätigt, dass sie sehr wohl in menschlichen Gesichtern lesen kann.“

 

Marianne geht mit ihm durch die Wohnung, er will ins Wohnzimmer gehen, um die Couch zu benutzen, sie schüttelt den Kopf.

 

Marianne

(einfühlsam)

 

„Das geht jetzt nicht, Madleine wird das Drehbuch noch einmal durchsehen und ich bitte dich, wenn sie es dir gibt, es so anzunehmen, wie es dann sein wird.“

 

Er nimmt sich keine Zeit für eine Antwort, sie führt ihn ja auch in ihr gemeinsames Schlafzimmer.

 

 

 

Szene 52                                                    INNEN - SCHLAFZIMMER in RF´S Wohnung - TAG

 

Gerade kann er noch verhindern, dass sie ihm hilft, seine Kleidung abzulegen. Sie hebt entschuldigend die Hände..

 

Marianne

(peinlich berührt)

 

„Hatte ich jetzt nicht wirklich vor, verzeih..“

 

Ralph

(erheitert)

 

„Habe ich dir schon mal gesagt, dass diese ewigen Entschuldigungen mir das Leben mit dir auch nicht leichter machen, du hattest es vor.. Und ich will das so nicht haben: dass du mir dabei auch noch hilfst! Wie sehr in Verlegenheit willst du mich noch bringen?!“

 

Er erschrickt , den letzten Satz wünscht er sofort zurückholen zu können, natürlich vermeidet sie das gerade immer wieder. Seine eigene Entschuldigung unterdrückt er aber doch noch, ihm ist jetzt nicht nach Gesprächen, die ins Endlose ausufern können. Ein verlegener Blick würde bei ihm eher albern als gut aussehen, er ist weder 18, knapp drüber oder drunter...

 

Marianne setzt ein vielsagendes Lächeln auf, dreht sich zur Seite, ist erheitert... Verlegenheit? Du lieber Gott, ein komisches Wort aus seinem Mund. Wie er auf diese Idee kommt ? Ganz kurz schließt sie die Augen und sieht ihn wieder vor sich, als den modernen „Märchenprinzen“ den er so abscheulich gefunden hat...Und das Alter mag da doch echt egal sein.

 

Marianne

(sorgenvoll)

 

„Wäre mir lieber, wenn du dich hinlegst und versuchst, etwas zu schlafen.Muß ja nicht lange sein, vielleicht bis du..

 

Marianne`s Stimme aus dem Off

 

„den Schüttelfrost oder den leichten Schock oder was immer das ist, los bist. Krankheit ist jetzt überhaupt nicht denkbar bei dir, nicht für mich..“

 

ERZÄHLER

 

„Marianne hat ihm immer verschwiegen, dass sie sich das bei ihm nicht vorstellen kann und will . Angst befällt sie, da sie nun annehmen muss, er verwandelt sich in einen recht unleidlichen Kranken, der jedem um ihn herum das Leben schwer machen wird.

 

Ralph achtet nicht weiter auf ihre Unterbrechung, legt sich hin und ist fast kurz darauf eingeschlafen. Eigentlich hat sie vor gehabt, ihn allein zu lassen um sich mit Madleine zu beraten. Nachdenklich betrachtet sie aber sein friedliches Gesicht und weil sie eben länger bleibt als gedacht, ist nach weiteren 20 Minuten nicht mehr zu ignorieren, dass er sehr wohl noch weitere Hilfe benötigt. Sein Atem geht immer hastiger, gequälter, er öffnet den Mund, sagt irgendetwas , sie versteht ihn nicht, weil er schon fiebert und kurz davor steht, die Besinnung zu verlieren..“

 

Marianne` s Stimme aus dem Off

 

„Da haben wir unsere mittlere Katastrophe, RF einigermaßen in Ordnung, jetzt geht es ihm schlechter, soll das ewig so weitergehen..?“

 

Ralph spürt sehr wohl, wie ihm von Minute zu Minute immer heißer wird, Panik ergreift ihn, nicht so sehr wegen dieser Hitze, sondern weil die Situation für ihn nicht mehr kontrollierbar bleibt. Als misstrauischer Mann liebt er es sehr, akkurat jeden Moment in seinem Leben zu planen, zu gestalten, umzustellen wie es ihm gefällt und jetzt krank im Bett zu liegen gehört ganz und gar nicht in seinen Tagesablauf hinein.Als könne er so etwas ändern, will er auch sofort das Bett verlassen..

 

Marianne sieht, wie er sich mühsam aufrichtet..

 

Marianne`s Stimme aus dem Off

 

„Das würde ich nun nicht unbedingt gutheißen, was denke ich da für einen Unsinn. Der Mann kann jetzt eben mal nicht tun, was er will .....“

 

Marianne

(beruhigend)

 

„Du wirst in den sauren Apfel beißen müssen und ein bisschen mehr auf mich hören oder andere, die dir helfen wollen und müssen, zulassen solltest du das aber dann auch, kannst du mich noch verstehen..“

 

Er hört sehr wohl das leichte Zittern in ihrer Stimme, was bedeutet, dass sie sicher gleich beginnt zu weinen, aber richtig mag er nicht zuhören..

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

 

„Kleiner, süßer Engel, hast mich immer für unverwundbar gehalten oder was deine Heldentypen noch so an sich haben , sei froh, dass ich eben kein Held bin..“

 

ERZÄHLER

 

„Mit Mühe und Not schafft sie es, dass bis zum frühen Abend das Fieber so weit gesunken ist, dass er sich allein in der Wohnung bewegen kann. Die beiden Ärzte Pieter und Marie sind zwar schnell erreichbar, aber sie will ihm auch weiterhin jede vielleicht peinlich werdende Situation von vornherein ersparen. Sie fragt sich nicht so sehr warum. Die unangenehme Wahrheit für sie ist ja: er und krank? Er soll in Filmen den Kranken und evtl. auch eingebildeten Kranken spielen soviel er will, aber in der Realität muß das für ihn etwa so schlimm sein, als ob er wieder etwas offen legt. Ja, er kann verhindern, dass man in der Öffentlichkeit seine privaten Gefühle zu sehr wahrnimmt. Aber jetzt kann er eben nicht verhindern, dass man den geschwächten Mann sieht..

 

Sie registriert kühl , dass sein Appetit gelitten hat, er sein Hemd etwas weiter öffnet als unbedingt nötig und bittet Madleine, ihr die Telefonnummer von Pieter und Marie zu geben..“

 

 

Szene 53    

        

INNEN - WOHNZIMMER IN RF`s WOHNUNG - ABEND

 

Ralph

(unwillig)

 

„Wenn das Eure Freunde sind, die nebenbei gute Ärzte wären, unnötig, es geht mir gut..“

 

Madleine

(friedlich)

 

„Wie du schon sagst, gute Freunde, die möchte man gern um sich haben und ich glaube, dass Pieter morgen wohin reisen muß oder will..“

 

Madleine`s Stimme aus dem Off

 

„Und wieder eine Lüge, die mir leicht fällt, Marianne hat recht, er sieht übel aus und würde sich lieber ein Bein brechen, als zugeben zu müssen, dass er ohne Hilfe jetzt nicht bleiben kann..“

 

Madleine giebt ihr die Telefonnummer und Marianne ruft aus dem kleinsten Zimmer an, welches nur den Zweck erfüllt, etwas alten Kram auf zu nehmen, seltsamerweise steht hier ein altes Telefon. Marianne greift aber zu ihrem Handy und spricht hastig...

 

Szene 54   

                

INNEN - KLEINSTES ZIMMER - ABEND

 

Marianne

(erregt)

 

„Nein, Sie kennen mich nicht, aber ich kenne Madleine, hier wird Ihre Hilfe dringend benötigt und bringen Sie bitte alles mit, was im Allgemeinen für Krankenpflege gebraucht wird. Entschuldigen Sie die Störung, in RF`s Wohnung natürlich, ich bin etwas durch den Wind..“

 

Danach setzt sie sich auf eine Kiste mit der Aufschrift „BUM“.

 

Mariannes Stimme aus dem Off

 

„Da weiß ich, was ich demnächst auf mache mit RF `s gütiger Erlaubnis natürlich. Herrje, meine Ehrfurcht vor diesen Menschen geht fast ins Spirituelle über..“

 

ERZÄHLER

 

„Natürlich ist Pieter nicht erheitert, Marie ebenfalls nicht. Marie packt ihre Reisekoffer, der überfällige Urlaub soll nun morgen losgehen.“

 

Szene 55   

 

INNEN - WOHNUNG von Pieter und Marie - Abend

 

Pieter

(liebevoll)

 

„Denke mal, bin bald zurück, vielleicht nur blinder Alarm, wenn nicht..“

Marie`s Stimme aus dem Off

 

„Ja, was dann? Zum Glück wollten wir nur mal kurz zu unserem kleinen Landhaus, ohne Telefon, ohne Fernsehen, ohne Computer.. „

 

Marie

(lächelnd)

 

„Ich muß dich ja hinfahren, du hast etwas getrunken..“

 

Sie machen sich also beide auf den Weg und das erweist sich als Glück. Denn Pieter hat zwar nicht viel getrunken, aber um eine ruhige Hand zu haben, das dauert noch einige Zeit..

 

 

 

Szene 56                                                      INNEN - WOHNZIMMER in RF`s WOHNUNG - Abend

 

ERZÄHLER

 

„Es hat sich eine fast unheimliche Stille der Menschen bemächtigt, in der jeder und jede den eigenen Gedanken nachhängt, einschließlich Ralph, der drauf und dran ist, die Wohnung zu verlassen, seine Stimmung verschlechtert sich zusehends.

 

RALPH

(energisch)

 

„Ihr seid doch alle überspannt, was soll diese übertriebene Sorge? Es hätte sicher ein toller Abend werden können irgendwo außerhalb der Wohnung, mir fällt die Decke auf den Kopf.“

 

RF

(ernsthaft)

 

„Warum regst du dich auf. Wir warten alle auf Pieter und Marie, Madleine und Marianne werden schon gute Gründe haben, warum sie sie her bestellten. Die Frauen tun auch selten was ohne Anlaß.“

 

Ralph steht sehr langsam auf, das leichte Schwindelgefühl ist in den letzten Minuten stärker geworden und er hat überhaupt keine Lust mehr, besorgte Gesichter zu sehen. RF tritt hinter ihn, legt ihm die Hand auf die Schulter.

 

RF

(eindringlich)

 

„Ich habe sicher kein Recht mich einzumischen, aber wenn es dir vorhin schon schlecht ging - ohne ersichtliche Ursache -, solltest du das nicht abwerten. Hier ist auch keiner verrückt geworden, wir machen uns alle große Sorgen um dich..“

 

Ralph

(unglücklich)

 

„Das ist es ja, kannst du dir vorstellen, wie ich mich fühle? Die Arbeit kann wegen mir nicht beginnen, hätte durchaus vermieden werden können ....Ich fühle mich einfach nur beschissen..“

 

ERZÄHLER

 

„Gerade will RF ihm den Spruch aufdrücken: „Passiert eben alles zum ersten Male...„ als Ralph seinen Kopf plötzlich an ihn lehnt und für mehrere Minuten tonlos weint. RF spürt nur, wie sein Hemd etwas feucht wird, der Mann ziemlich heftig zittert und eben auf seine Art zu verstehen gibt, wie er mit der Situation klar kommt: gar nicht.

 

RF`s Stimme aus dem Off

 

„Was soll man in so einem Moment sagen? Am besten gar nichts, sonst kommen die Mädels angelaufen und das wird es sein, was er vermeiden möchte.“

 

Er zwingt sich also, den Gefühlsausbruch des anderen stumm über sich ergehen zu lassen, obwohl es ihn selbst mitnimmt.

 

ERZÄHLER

 

„Marianne sitzt so, dass sie die beiden Männer sehen kann. Merkwürdig ist es schon, dass Ralph plötzlich und scheinbar erschöpft seinen Kopf bei RF anlehnt, sie sagt nichts dazu, wundert sich nur..

 

Madleine geht zur Tür, als es klingelt und öffnet..

 

Marie und Pieter bittet sie sofort weiter ins Wohnzimmer.

 

Marie glaubt auch erst nicht, wen sie sieht. So alt ist sie auch noch nicht und ihr Mann hat sie mehr als einmal damit aufgezogen, dass in einem ihrer Zimmer Poster des Mannes hängen, den sie verehrte und es noch tut, wie es Tausende anderer Frauen taten.. Zögernd reicht sie ihm die Hand.

 

Ralph

(gefasst)

 

„Ich hoffe nicht, dass wir Sie aus einer Arbeit herausgeholt haben, wo Sie dringender gebraucht werden.“

 

Marie` s Stimme aus dem Off

 

„Es wird hier kaum darum gehen, dass du mal alte Fans kennen lernen willst, das ist also seine Art, die Lage herunter zu spielen, leicht zu durchschauen..“

 

Mit den Augen bittet sie RF um Erlaubnis, sich den Mann in einem anderen Raum etwas genauer ansehen zu dürfen , denn sie nimmt stark an, dass es nur um diesen gehen kann: als sie seine Hand fühlte, glühte die bereits.

 

RF nickt und tritt zu ihr, während Ralph erst einmal in eines der Schlafzimmer gebeten wird.

 

RF

(besorgt)

 

„Keine Frage, wieso nicht. Und Pieter?“

 

Marie erklärt ihm schnell, dass Pieter einen kleinen Schwips hat und sie könnten ihren Ruf nicht aufs Spiel setzen, nur weil Ralph diese Alkoholfahne mitbekäme. 

 

Als Marie allein aus dem Schlafzimmer heraus kommt, klingt sie nicht sehr zuversichtlich.

 

Marie

(betrübt)

 

„Ist gut gewesen, dass man uns gerufen hat, ich könnte RF` s Hilfe benötigen um alles vor zu bereiten, damit Ralph die Nacht einigermaßen vernünftig durchsteht.“

 

Marie bittet Marianne, im Moment eben mal nicht zu Ralph zu gehen, der würde nicht mitbekommen, dass sie es wäre, sie würde sie schon rufen.

 

Madleine nimmt die weinende Marianne in die Arme. An Ablenkung ist nun nicht zu denken, Marianne mag sich auch nicht hinsetzen oder beruhigen.

 

Marianne

(verzweifelt)

 

„Bei der ganzen Sorge um ihn vergesse ich fast, dass du und RF auch noch da seid, geht es wenigstens RF gut?“

 

Madleine verschweigt ihr, dass RF ihr kurz mitgeteilt habe, dass Ralph weit mehr seelisch unter der Situation leidet, als er je zugeben würde. Madleine nickt nur sehr höflich.

 

Marie kommt nach einer Stunde zu Marianne und bittet sie nun doch, ihr Unterstützung besonderer Art zu geben.

 

Marianne

(verwirrt)

 

„Was könnte ich tun, was ein Arzt, eine Ärztin nicht tun kann?“

 

Marie

(sanft)

 

„Als er kurz zu sich kam, versuchte ich zu ihm durch zu dringen, es müssen ihn Dinge belasten, von denen du vielleicht weißt, da wäre es gut, wenn du nahe bei ihm wärest, um ihn zu beruhigen..“

 

Marianne geht mit Marie in den Raum, der bereits duftet wie ein Krankenzimmer

 

 

 Szene 57                                            INNEN - SCHLAFZIMMER in RF`s WOHNUNG - ABEND 

 

 

Er bekommt sehr wohl ab und an mit, dass etwas mit ihm nicht stimmt. So oft er versucht, seinen Kopf anzuheben, so oft wird dieser sacht aufs Kissen gedrückt, also hört er irgendwann auf, sich an zu strengen. Seine Augen sind halb wach, er kann noch immer keine Ruhe finden und das hat nichts mehr mit jenen Seiten zu tun, der Inhalt hörte auf ihn zu interessieren. Er wußte das alles oder hat es geahnt. Marianne setzt sich zu ihm..

 

Marianne

(sacht)

 

„Tu mir den Gefallen und vergiss die Arbeit für eine Weile, vergiss auch was du gelesen hast und falsch gedeutet hast. Du benötigst jetzt nur Ruhe, die du vorhin nicht gleich bekommen hattest..“

 

Ralph

 

„Ich möchte deine Hand spüren, gib sie mir..“

 

Sie hört sehr wohl heraus, wie leidvoll die letzten Momente für ihn gewesen sind, seine Stimme klingt zu erschöpft, gerade noch verständlich für sie.

 

ERZÄHLER

 

„Ungefähr 3 Tage benötigt er, um das Fieber los zu werden wieder klare Gedanken zu fassen. Die kleine Gemeinschaft aus RF und Madleine, Pieter und Marie und Marianne hat sich in dieser Zeit abgewechselt, so dass jeder schlafen, essen und auch mal raus gehen konnte.

 

Auf wundersame Art schweißt sie diese Zeit eng zusammen und auch als Ralph fast gesund ist, lassen sie es ihn auch nicht spüren, dass er eine große Belastung für sie darstellte..

 

Wenn er ihnen dankbar ist, äußert er es nicht umfangreich, wundert sich nur , als ob er innerlich der Meinung ist: diese übertriebene Fürsorge ist auf keinen Fall das, was ein Mann wie er schätzt. Peinlich berührt vermeidet er es nach wie vor, über seine Gefühle zu sprechen..“

 

 

 

Szene 58                                                INNEN - KLEINSTER RAUM in RF`s WOHNUNG - TAG

 

„Nachdem sich die Lage entspannt hat, zögert man, das Drehbuch überhaupt zur Hand zu nehmen und zunächst fahren Pieter und Marie in den verdienten Urlaub, Ralph bereitet sich auf eine seiner nächsten Aufgaben vor: irgendeine Rolle am Theater, nicht besonders witzig, aber so als Einstieg mehr als angenehm. Er verzieht sich dafür in den Raum im Theater, wo ihn garantiert keiner stören würde. Madleine bleibt mit Marianne und RF in RF`s Wohnung. Eine sehr positive Sache hat die Ähnlichkeit mit dem älteren Ralph mit dem Mann, der RF vorher gewesen ist, dass die immer noch aktive Polizei nur Ralph bis zum Theater hin und zurück verfolgt. Marianne bittet RF, ihr doch zu gestatten, im kleinen Raum mal in die Kiste mit Aufschrift „BUM“ zu sehen..“

 

RF

(nachdenklich)

 

„Ist eher was für Menschen, die mit merkwürdigen Erlebnissen konfrontiert wurden, wie Madleine zum Beispiel, jedenfalls nichts für den sensiblen Ralph, also möchte der Inhalt unter uns bleiben!“

 

Er zieht aus einem Fach innerhalb der Kiste - aus Leder gefertigt - ein Blatt Papier mit Datum:

„13.10.1990“

 

Madleine

(überrascht)

 

„Und ich dachte, du hast das Blatt von IHR schon längst entsorgt, weil es ja nicht so 100% ig auf Ralph zuzutreffen scheint, oder?“

 

RF

(lächelnd)

 

„Du vergißt, dass sie die dazugehörigen Anmerkungen in das eigentlich grauenvoll geschriebene Drehbuch von Zeit zu Zeit eingetragen hat, je nach Laune. Es dürfte so gut wie alles passen: sie hat seine große Karriere vorhergesehen, sie lebte 1990 nachweislich in einem Gebiet, in dem man sich weder mit Hollywood-Schauspielern noch mit englischen Schauspielern befaßte, die gerade am Theater erfolgreich wurden wie Ralph.. Und weil sich das so irre liest, sind nur wenige Fragmente dieser Vorhersehungen enthalten wie dies Blatt..“

 

STIMME DER FRAU, DIE DIE BETREFFENDEN ZEILEN SCHRIEB aus dem Off

 

„Der junge Mann spürte sehr wohl, wie ihn einige Frauen gleichsam anstarrten, ein wenig verschämt sah er zur Seite. Er konnte nicht behaupten, glücklich zu sein, obwohl umschwärmt wegen seiner Schönheit, suchte er doch immer noch die Frau fürs Leben. Wie nebenbei besah er sich die angesagteste Braut der ganzen Party, wie alt mochte sie sein: 27? Souverän und lässig wirkte sie, bei allem was sie tat, war Eleganz mit im Spiel. Ihr dunkles schweres Haar wirbelte sie nach hinten..“

 

Madleine sieht sehr wohl Mariannes Kopfschütteln und lacht.

 

Madleine

(überzeugend)

 

„Du solltest dir angewöhnen, dass man jede Zeile auch anders lesen kann und sollte, sogar das Datum 13.10.1990 ist von Wichtigkeit. Es geht hier nicht um die Frau, es geht um den jungen Mann, auf ihn bezieht sie sich. Nun schwarz stimmt nicht beim Haar, aber am 13.10.1990 ist Ralph noch exakt 27 Jahre jung, vielleicht schreibt sie als Ablenkung, wenn du andere Worte wie Schönheit, souverän, lässig nimmst: kann man alles auch für Ralph nehmen für seine späteren Jahre. Punkt Glück: kann man bei ihm auch nicht sicher sein, weder 1990 noch Jahre danach. Das Seltsame aber kommt hier im anderen Abschnitt, ..“

 

STIMME DER FRAU, DIE DIE BETREFFENDEN ZEILEN SCHRIEB aus dem Off

 

„Treten Sie doch ein, mein Lieber. Sie sind gewiß einer der aufdringlichen Reporter, aber heute will ich eine Ausnahme machen..“ „Sie irren, ich bin Schauspieler.“ Sie lachte. „Ach ja, nun erkenne ich sie wieder..“

 

Madleine

(erläuternd)

 

„Ich versuche das so zu deuten: wenn sich ein Schauspieler noch nicht ständig im Rampenlicht aufhält, Film gemeint nicht unbedingt Theater, wird er also mit unter nicht als Schauspieler erkannt, deshalb der Satz von ihr:“Ach ja, nun erkenne ich sie wieder.“ Möglich, dass sie ihn also am Theater mal gesehen hatte. Und seine Zeit mochte doch erst 1991 begonnen haben, da irre ich mich also nicht. Später beschreibt sie seine Eigenschaften, wie sie sie vom Gesicht ablesen konnte und oftmals traf das zu..Für mich klingt das verschiedentlich sehr nach Ralph.“

 

(an dieser Stelle weiter)

 

Marianne

(anzweifelnd)

 

„Wünscht man sich hier nicht was herbei? Sie hätte einen anderen jungen Mann meinen können, woanders, sie hat nicht einmal die Stadt genannt, in der er damals wohnte..“

 

Madleine

(stur)

 

„Sie schrieb SF-Geschichten und diese hatten mitunter einen Drang danach, Liebesromane zu werden, je nachdem, ob sie verliebt war oder nicht. Ja, es hat irgendwann einen Mann gegeben, der zu alt war, von dem hat sie nicht ständig geschwärmt aber das schlecht geschriebene Drehbuch (es beinhaltet viel Phantasie, die eben ins Märchenhafte übergeht, war alles schon einmal da) ist mit Anmerkungen übersäht, die auf Ralph hinweisen, was er tat oder hätte tun können. Und da er eben zu berühmt schon war, wurde das in eine SF-Welt versetzt und er trug auch nicht seinen richtigen Namen, oder?“

 

Marianne

(verwirrt)

 

„Der Name Ralph stimmt, aber den Nachnamen hat sie je nach Laune verändert, auch RF steht hier..?!“

 

Madleine

(dumpf)

 

„Ja, man könnte den Eindruck bekommen, sie hat auch unser jetziges Treiben in gewissen Punkten vorhergesehen, Ralph hat genau an der richtigen Stelle aufgehört und die Seite teilweise eingerissen, hat ihn wohl ziemlich genervt, das alles zu lesen, was nicht für ihn mehr bestimmt war. Keinen Menschen sollte man so beleidigen, ob berühmt oder nicht..“

 

ERZÄHLER

 

„Obwohl Madleine selbst Textstellen schrieb, die sie nun kritisiert, tut sie aus gutem Grund so, als fände sie genau das schlecht, auch um keinen Verdacht zu erregen.“

 

Marianne

(nachdenklich)

 

„Der Film „Maid in Manhattan“, der ihn offenbar später nicht mehr so interessierte - um es vorsichtig auszudrücken - und da er eben diese Seite als Anlaß nahm, mit dem Lesen des Buches aufzuhören: man kann einen Menschen nicht beleidigen, für die Art wie er seine Arbeit tat. Und wo lese ich hier beleidigende Worte? Wie sollte sie wissen, dass er sich von gewissen Arbeiten distanzieren würde? Sie hat sicher nicht jede Pressemeldung damals verfolgt. Die Form der Kritik - die eben keine ist, sondern eher eine Hymne oder Schwärmerei - hat er nicht ertragen, aber nach all den Jahren?“

 

Madleine

(nervös)

 

„Der Film war zu sauber, zu rein, vielleicht fühlte er sich genötigt, gerade Actionfilmrollen anzunehmen, um nicht in das Schubfach „Märchenprinz“ hineingestopft zu werden. Er hat sich ja nicht in eine Schablone hineindrücken lassen und daher rührt wohl seine Berühmtheit bis in die jetzige Zeit. Ach ja: berühmt, muß das ein schlechtes Wort sein?“

 

Marianne

(verdutzt)

 

„Nicht wenn man berühmt, berüchtigt in einem Atemzug nennt und ich habe schon lange aufgehört, über seine private Vergangenheit nach zu denken..“

 

RF hat den Dialogen der Frauen nur mit halbem Ohr zugehört. Er sieht auf die Uhr und beschließt Ralph anzurufen, ob er ihn vom Theater abholen soll.

 

RF geht in der Hand sein Handy, zum Wagen und ruft von diesem aus an..

 

 

 

Szene 59                           INNEN - FAHRZEUGINNERE - TAG

 

RF

(fröhlich)

 

„Ralph? Hatte eben den Wunsch verspürt, dich abzuholen, mache mich jetzt auf den Weg, da du sowieso bald kommen würdest, in Ordnung?“

 

RALPH

(ärgerlich)

 

„Finde ich hervorragend, kannst mir dann gleich erklären, warum mir eine Menge Polizisten vor den Füßen quasi herumspringen. Als ich einen von ihnen ansprach, meinte der doch, das sei zu meiner - also deiner - Sicherheit.. Was geht hier verdammt noch mal vor?“

 

RF

(erschrocken)

 

„Du wirst mich für durchgedreht halten, aber ich muß dir das alles erklären in Gegenwart eines bestimmten Kriminalkommissars und Madleine, die kennt sich mit so einem Kram aus, lass mich jetzt schnell losfahren und keine Aufregung..“

 

ERZÄHLER

 

„Während RF also in einiger Aufregung los fährt, ist im Theater Folgendes geschehen: der sagenhafte Fall des weiblichen Fans, der sich angeblich wegen RF das Leben genommen hatte führte einst zu Zusammenkünften von anderen Fans, die ähnlich fühlten. Aber: es gibt weder ein offizielles Grab mit Sarg oder Urne oder sonst einen Platz für die Frauen, die sich erinnern wollen. Das Theater und auch die Filmstudios, wo RF zu finden ist, ist auch zum Anlaufpunkt für jene Menschen, die mit der Vergangenheit nicht gut klar kommen und dem Star die Schuld geben, obwohl er die eindeutig nicht hat. Ralph kann nun absolut nichts dafür, dass er jetzt wie der ältere RF aussieht und verwechselt wird, „zwischendurch“ hat er noch er selbst zu sein.. Die Polizei wundert sich zwar, als man in der Wohnung von RF mehr Betrieb hat als vorher, da aber nach wie vor ein Überwachungsauftrag besteht, verfolgt man nun ohne es zu wissen den falschen Mann, auch am Arbeitsplatz..

 

 

 

Szene: 60       INNEN - SAAL im THEATER - TAG

 

Ralph nach der Probe mit ihm in einer der ersten Reihen vor der Bühne..

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

(verstimmt)

 

„Ist irgendwie keine spaßige Situation. Publikum ja, aber nicht so bei den Proben und nicht diese unauffällig sein wollenden Leute mit ihren kleinen Mikrofonen, was gibt es hier großartig zu bereden?“

 

Auch seine Kollegen bekommen die Unruhe mit, versuchen aber sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, eine ältere Kollegin kommt auf Ralph zu, stutzt..

 

Sarah

(irritiert)

 

„Ihr seid Euch so unglaublich ähnlich, du und RF, dass man oft nicht weiß, wen man jetzt vor sich hat.. Ich nehme an, du weißt, was die Polizei hier macht? Gibt es wieder Ankündigungen am Jahrestag ihres Todes?“

 

Ralph hebt unwissend die Hände, wirkt etwas durcheinander, das Telefonat mit RF hat ihn eher nervös gemacht. Gut , dass er jetzt nur noch die Arbeit der anderen beobachten kann oder will, um sich ein zu stimmen. Klar macht ihm seine Tätigkeit nach wie vor Freude, aber wenn nebenher Unruhe entsteht, ist das belastend.

 

ERZÄHLER

 

„RF erscheint etwas außer Atem, wird ja nicht als RF erkannt, er ist jetzt ein junger Schauspieler, den man als Bekannten von Ralph wahrnimmt...

 

Ralph entscheidet sich doch, mit RF in seinem großen Aufenthaltsraum zu verschwinden, als sie eben von jenem Kriminalkommissar aufgehalten werden, der einst die Fotos in RF`s Wohnung gelassen hat..“

 

 

 

Szene 61                                                     INNEN - einer der FLURE im THEATER - TAG

 

KRIMINALKOMMISSAR

 

„Gestatten Sie, meine Herren F. und..? Den jungen Mann glaube ich zu kennen, komme aber eben jetzt nicht auf seinen Namen..“

 

RF grinst spöttisch, schnell einen Namen ausdenken?

 

RF

(lässig)

 

„Ralf van den Bergen, im letzten Studienjahr an der Hochschule für Künste.“

 

Der Kommissar nickt nachdenklich, dann sehr ärgerlich. Er hat das sichere Gefühl, man will ihn hier veralbern.

 

„Nun, da wir jetzt das Problem haben: Sie sind also van den Bergen, vor mir Ralph oder wer ist es: RF? Nach welchem Künstler muß nun gefahndet werden? Ich denke, wir können das alles sehr leicht lösen. Sie geben mir einfach Ihre Identifikationskarten, wir probieren sie an den Türen zu Ihren Aufenthaltsräumen aus und wir haben wenigstens die Gewißheit, dass wir nicht nach einem Mann fahnden, den ich jetzt vor mir sehe. Unser Spezialist für unglaubliche Fälle hat mich aufgeklärt: im Kreise der Hellseherinnen und Wahrsagerinnen geht das Gerücht um, RF sei wieder 30, ist dem so?“

 

Ralph

(seelenruhig)

 

„Kann ich nicht wissen und erinnert doch sehr an ein tolles Märchen..“

 

KOMMISSAR

(erregt)

 

„Guter Mann, ich höre da nur eines heraus: Sie nehmen das sicher beide nicht gerade ernst und weigern sich , Ihre Identifikationskarten ausprobieren zu lassen? Dann möchte ich Sie beide aufs Revier bitten ohne Aufsehen..“

 

Ralph kommt nicht mehr dazu, die Situation auf zu klären, bittet aber telefonieren zu können.

 

Kommissar nickt gelassen.

 

Kommissar

(tonlos)

 

„Steht Ihnen beide frei, Ihre Anwälte an zu rufen, obwohl ich den Sinn nicht verstehe, rufen Sie also an, wen Sie wollen und derzeit haben Sie natürlich mehr als einen Anruf frei.Erwarte Sie beide in einer Stunde auf dem Revier..“

 

Er verabschiedet sich fürs erste sehr höflich und Ralph sieht RF ziemlich konsterniert an, hätte gern etwas mehr seiner Wut Ausdruck verliehen, beherrscht sich mühsam.

 

Ralph

(wütend)

 

„Habt Ihr die Güte, mich aufzuklären, warum ich jetzt anscheinend wieder nicht durchweg arbeiten kann? Kann sich nur um einen grandiosen Blödsinn halten, wer glaubt denn an Übersinnliches ..“

 

ERZÄHLER

 

„Ralph erinnert sich an seinen ersten Tag zusammen in der kleinen Runde bei Marianne. Das mit dem jungen Mann, der ihm ähnlich sieht, als er eben in jenem Alter war, hat er für einen Scherz gehalten, denn an Magie und andere mysteriöse Sachen glaubt er nicht. Er hat aber mitgespielt, um die anderen nicht vor den Kopf zu stoßen, jene, die an Seelenwanderungen und dergleichen mehr glauben. Einen gütigen Gott kann es für ihn aus bestimmten Gründen auch nicht geben..“

 

RF

(amüsiert)

 

„Ich denke schon, dass du dir wegen deiner und meiner Arbeit keine Sorge zu machen brauchst, heute am Abend wirst du auf der Bühne stehen, wenn wir das bei der Polizei klären konnten..“

 

Ralph

(entspannter)

 

„Was eigentlich? Du kannst mir nicht vor machen, dass du RF bist, der vor Tagen 60 Jahre alt war. Ich habe mir das gefallen lassen, weil ich durchaus Sinn für Humor habe, aber wenn die Polizei einem hier den Nerv raubt, geht das entschieden zu weit. Also was ist los?“

 

RF

(fröhlich)

 

„Habe es dir schon gesagt oder versucht zu erklären, an die Hypnose habe ich vorher auch nicht so recht glauben können, es sind aber Dinge zwischen Himmel und Erde geschehen, die mich etwas tiefer hineinblicken ließen als je zuvor. Du steckst zu sehr im Hier und Jetzt fest, als dass du dir Seelenbegegnungen einfach vorstellen könntest. Madleine hat mir ein Tor geöffnet, welches ich bald wieder durchschreiten will, und sei es nur, um eben mal kurz bei meiner Mutter Rat zu holen..“

 

Ralph

(wenig überzeugt)

 

„Na schönen Dank für diese Idee von dir, wir müssen uns beeilen, die Mädels einpacken und dann zum Revier fahren und die Zeit sitzt einem auch im Nacken, also jetzt bitte keinen Unsinn mehr, verstanden?“

 

RF hebt die Schultern, nicht sein Problem, wenn der andere Mann nicht zu überzeugen ist. Reisen in die Vergangenheit mittels Hypnose werden ja oft genug als verrückt angesehen , aber zu viele Tatsachen sprechen dafür, dass die Seele eines Menschen nicht einfach nach dem ersten Tode verschwindet im Nichts..

 

ERZÄHLER

 

„Als die beiden Männer die Frauen bitten, sie aufs Revier zu begleiten, ahnt Madleine, dass sie von nun an noch mehr aufpassen muss, was sie wem sagt. Marianne und sie setzen sich hinten ins Auto, die beiden Männer vorne, alle schweigen sich aus, RF lächelt ein wenig mysteriös und Ralph spielt mit dem Lenkrad herum, als könne er so seine Verärgerung über dies seiner Meinung nach unnütze Herumfahren vertreiben.

 

 

 

 

 

 

5.Teil

Szene 62                                                            INNEN - FAHRGASTRAUM - TAG

 

Madleine

(warnend)

 

„Ist ja verständlich, dass du dich um deine Arbeitszeit betrogen fühlst, Ralph, aber Ihr zwei Beide seid selbst schuld, die Identifikationskarte hattet Ihr dabei und wenn irgendetwas gewesen wäre, hätte man hinterher irgendwelche Erklärungen abgeben können. Und mir ist es jetzt völlig egal, wem von Euch wir das zu verdanken haben, so einen unüberlegten Blödsinn zu machen: was für Kinder, aber man sollte doch ein wenig mehr nachdenken. Hat dir RF nicht gesagt, dass ich sehr wohl gut klar komme mit außergewöhnlichen Situationen, Ralph? Er wird es dir sicher gesagt haben, aber der große Zweifler in dir wägt ja ab, ob es RF wirklich ist oder nur ein Betrüger.. War jedenfalls ein großer Fehler, den Kriminalkommissar zu verärgern. Und jetzt hier keine unüberlegten Handbewegungen mit dem Lenkrad, möchte doch sehr gern unversehrt ankommen.. Ist das für dich machbar, Ralph?“

 

Ralph erwidert nichts, konzentriert sich statt dessen mehr auf die Fahrt und seine Handbewegungen werden ebenfalls ruhiger.

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

 

„Ich fahre nicht den ersten Tag Auto und wenn uns was passieren würde, Ihr an das Jenseits Glaubenden wäret dann möglicherweise auch nicht weiter traurig, denn nach einem Leben gibt es ja gewiss verschiedene noch obenauf? Sozusagen als Belohnung für all das, was man hier so geleistet oder versäumt hat? Ich möchte lieber noch eine ganze Weile hier und jetzt leben..“

 

Madleine`s Stimme aus dem Off

 

„Will mir doch erst einmal durchlesen, was die E-Mail zu bedeuten hat, mit dem Absender „Sgrumie..“ konnte ich noch nie etwas anfangen..

 

Stimme von „Sgrumie“ aus dem Off

 

„Liebste Madleine. Da ja mein sogenannter Todestag sich wieder mal jähren soll oder auch nicht - gibt ja die verschiedensten Tage für meinen Abgang von der Welt, hier das Neuste von mir: nein, halte es nicht für einen üblen Scherz. Hatte ganz bestimmte Gründe für meine Lügen und meinen vorgetäuschten Tod. Die Erkrankung war echt, aber ich habe da eine wundersame Selbstheilung erfahren , die ich anscheinend einem sehr gütigen Wesen aus der anderen Welt verdanke. Selbst glaubte ich, mein letztes Stündlein hätte geschlagen, dann aber schwor ich zu allem, was mir heilig ist: wenn mir mein Leben verlängert wird, setze ich meine Kräfte ein für den Menschen, der mir am liebsten war: RF, für den war immer wichtig, gut aus zu sehen, daher darf er nun unsterblich sein, ob ihm das gefallen wird, weiß ich nicht, er wird für alle Zeit 30 Jahre jung aussehen. Ralph? Ich habe mich mit dem Mann nicht wirklich beschäftigen können, da er der spirituellen Welt gar sehr abgeneigt ist, wird seine Gründe für haben..Denke bitte nicht, dass Ihr mir sämtliche Überraschungen verdanken werdet, ich sitze hier seelenruhig auf meiner sehr einsamen Luxusinsel mit Internet und all dem Wissen, was man braucht und wiederum auch gar nicht benötigt, wenn man alle Viere gerade sein lassen kann..“

 

ERZÄHLER

 

„Madleine ist über diese E-Mail gar nicht erfreut. Alles nur gefakt? Sgrumie hat herumgescherzt mit Menschen, hat sie belogen und betrogen und behauptet nun gar noch, die Verjüngung von RF zustande gebracht zu haben? Unsterblichkeit ist nun echt der Witz... Gewiß wird das biologisch auch weiterhin nicht möglich sein. Wütend zerknüllt Madleine das Blatt und achtet auch nicht weiter auf Marianne, die sie erstaunt ansieht.“

 

Marianne

(vorsichtig)

 

„Möchtest du mir sagen, was das für ein Blatt war?“

 

Madleine

(unruhig)

 

„Ich möchte gern mit dir darüber sprechen, aber nicht jetzt.“

 

Madleine nimmt einen Stift, faltet das Blatt noch einmal auseinander und schreibt auf die Rückseite:

 

„Wirft ein ganz anderes Licht auf diese Geschichte, werden das ohne die Männer besprechen müssen..“

 

Marianne liest sich die Notiz durch und bevor sie die andere Seite betrachten kann, nimmt Madleine ihr das Blatt fort, tippt kurz mit dem Finger auf ihren Mund, aber nicht zu kurz für Ralph, der sich wie oft im Straßenverkehr langweilt und wie zufällig nach hinten gesehen hat.

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

 

„Muß eine spannende Geschichte sein, wenn das nichts für uns Männer ist, Weiberkram.. So sehr ich auch Frauen bewundere, ich muß nicht hinter alle ihre Geheimnisse blicken wollen so wie sie nicht hinter unsere..“

 

Mit einem spöttischen Blick sucht er auf dem Parkplatz vor dem Polizeirevier eine Gelegenheit, den Wagen stehen zu lassen, zieht eine Marke aus dem Automaten und gesellt sich zu den Frauen und RF, die am Eingang warten.

 

Ralph

(sanft)

 

„Macht beide nicht so ein niedergeschlagenes Gesicht, los denn, was kann schon groß passieren..“

 

Szene 63                                                           INNEN - POLIZEIREVIER - TAG

 

ERZÄHLER

 

„Sie sind keine Minute zu früh oder zu spät beim Kriminalkommissar, der die Frauen sehr zuvorkommend behandelt, er lässt Kaffee und Kuchen bringen, ist die richtige Zeit dafür. RF und Ralph jedoch besieht er sich nachdenklich und spricht dann einen Assistenten an, der möge ihm den Spezialisten für ungewöhnliche Falle vorbei bringen. Madleine und RF tauschen kurz einen sonderbaren Blick, als Ralph zu Marianne hinsieht, senkt sie den Blick..

 

Spezialist für ungewöhnliche Falle

(verwundert)

 

„Wie schön, dass wir hier einträchtig beieinander sitzen, meine Herrschaften. Ralph sehe ich auch , verwunderlich, ja, es müsste Ralph sein, wenn ich ihn mir genau ansehe. Danke im Übrigen für die Überlassung der Identifikationskarten, die Sie nach Abschluß der Untersuchungen natürlich zurück bekommen werden..“

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

 

 

„Das dürfte dann jedenfalls für mich kritisch werden , kaum Zeit , mich noch einmal kurz auszuruhen, frisch machen wird auch nicht mehr gehen. Hoffentlich kommt man wenigstens zeitig weg von hier..“

 

Sein Blick geht auffällig -unauffällig zur Uhr an der Wand...

 

Der Spezialist für ungewöhnliche Fälle sieht zu Madleine hin, die ihn als Einzigste sehr offen anblickt, die anderen schauen genervt, nervös oder fassungslos drein.

 

Stimme des Spezialisten für ungewöhnliche Fälle aus dem Off

 

„Die Frau ist mir bestens bekannt: Madleine, eine der ungekrönten Herrscherinnen was die Begegnung mit der anderen Welt anbelangt. Sie redet so ungezwungen mit den Seelen, als seien das alles ihre Freunde, werde ich mein Wort erst einmal vorrangig an sie richten.“

 

Spezialist für ungewöhnliche Fälle

(lächelnd)

 

„Werte Madleine, als der Kriminalkommissar an jenem Abend da war, die Fotos liegen ließ, sah RF noch genau so aus wie Ralph, sie hätten eineiige Brüder sein können. Nun aber ist etwas eingetreten, was ich mir nicht erklären kann: warum ist er so jung geworden?“

 

Madleine`s Stimme aus dem Off

 

„Natürlich könnte ich ihm jetzt erzählen, dass mir ein Fehler unterlaufen ist, aber das ist nicht wahr, eben so, wie die Worte von Sgrumi nicht wahr sind. Ungewöhnlich dies Geschenk einer Seele, aber möglich, dass es wahr ist..“

 

Madleine

(zögerlich)

 

„Ich weiß, dass besonders Ralph all jene Menschen für überdrehte Spinner hält, die den Tonbandstimmen lauschen, von denen eindeutig Stimmen der Verstorbenen kommen. Er wird seine Gründe haben und anhand seiner Familiengeschichte ahne ich mehr als ich weiß. Es liegt mir fern, ihn zu beleidigen, aber es kann durchaus Trost kommen, wenn man etwas gläubiger ist als er ..Ich habe zuerst gedacht, mir sei bei der Hypnose ein Fehler unterlaufen, aber es mag sich eingebildet anhören, wenn ich frei heraus behaupte:

 

„Ich mache keine Fehler.“

 

Das Thema ist zu sensibel, um damit lax umzugehen. Die Seele von RF ` s Mutter machte ihm dieses ungewöhnliche, aber belastende Geschenk und ich schenke dieser Seele absoluten Glauben, sie ist unverfälscht und rein, sie war eine Künstlerin und wird sicher wieder als Künstlerin im nächsten Leben auffallen..“

 

Madleine sieht nicht zu Ralph hinüber, der beim Thema Trost nicht nur blaß geworden ist, sondern der sich auch im Sessel etwas nervös bewegt, ihm bedeutet das Thema Jenseits gar nichts, dem Spezialisten sehr wohl...

 

Spezialist für ungewöhnliche Fälle

(nachdenklich)

 

„Kann etwas Wahres dran sein, aber RF hat bewußt gelogen über seine Identität, er muß die Polizei nicht für dumm halten, in Anbetracht dessen, was ihm zustieß, will ich mal stellvertretend drüber wegsehen. Nun aber: ist RF wirklich RF oder noch jemand anderer? Will das gerne feststellen lassen, dann sind Sie alle entlassen..“

 

ERZÄHLER

 

„Der Spezialist schickt RF und Ralph zusammen zum Labor hinüber, wo man einige Tests für sie bereit hält, die dann eindeutig die Identität für immer feststellen würden.“

 

Szene 64                                                                 INNEN - LABOR - TAG

 

Die beiden Männer stellen sich sehr unterschiedlich beim Blut abnehmen und anderen Dingen an. Ralph lässt es sich nicht anmerken, wie ihn das alles ärgert, spaßt mit der jungen Frau herum, die sich seines Blutes annimmt, während RF etwas zimperlich an die Sache heran geht: er kneift die Augen zusammen, bis ihm einleuchtet, wie unglaublich peinlich das vor den Frauen sein muß. Madleine grinst etwas schadenfroh, Marianne trommelt nervös auf einer Tischplatte herum, was Ralph bemerkt.

 

ASSISTENT

(ungläubig)

 

„Kann nicht sein, ich habe nicht nur die Fingerabdrücke und auch andere Merkmale alle miteinander verglichen: die Merkmale von Ralph stimmen bis aufs Kleinste mit denen von RF überein, biologisches Wunder ist noch geprahlt..“

 

RALPH

(energisch)

 

„Weiß 100 %ig, dass ich noch einen Bruder nie gehabt habe, also was ist das hier?“

 

Der Assistent hebt bedauernd die Hände.

 

Assistent

(leise)

 

„Ich habe die Tests exakt durchgeführt, genauer geht es nicht und kein Zweifel möglich..“

 

RF`s Stimme aus dem Off

 

„Als ich die beiden anderen R`s betrachtete, meinte ich selbst zu spinnen. Befinde ich mich hier in einem schlechten utopischen Krimi, in welchem zu viele Klone herumlaufen und alle in den Wahnsinn treiben könnten?“

 

Es nutzt nichts: die Identität wird erneut in Identifikationskarten eingeprägt, die die Männer nun im Theater und im privaten Leben mit sich führen sollen. Ralph zweifelt, ob unter diesen mysteriösen Umständen ein Arbeiten möglich sein würde, Zeit für die Vorbereitung bleibt ihm genug, aber ob er wirklich abschalten könnte nach dem kennen lernen seines Zwillings, der ihm als Kind nie über den Weg lief, nun aber..?

 

ERZÄHLER

 

„Ralph schafft es nicht, den Wagen zum Theater zu fahren, das übernimmt Madleine, neben sich RF, sie schwatzen angenehm über alle möglichen Dinge, Marianne sieht Ralph etwas beunruhigt an: der hat die Augen geschlossen, beginnt keinerlei Gespräche, sein Gesicht versteinert. RF und Ralph sollen an diesem Abend noch zusammen auf der Bühne stehen, während sie das tun, halten sich die beiden Frauen in der fast gemütlichen Cafeteria auf.“

 

 

Szene 65                                                      INNEN - Raum von RF im Theater - TAG

 

Ralph hält sich nach der Vorstellung bei RF auf, der Raum : zwar kleiner als sein eigener, aber ein wenig gemütlicher.

 

RF

(gut gelaunt)

 

„Warum bist du so einsilbig, Ralph? Es war eine grandiose Sache, mit dir auf der Bühne zu stehen..“

 

Er ahnt nicht, wie viel seelische Kraft es den Älteren gekostet hat, sich nur auf den Text auf der Bühne zu konzentrieren, auf die Art und Weise, wie er spielen kann und will. Ralph ist mehr als einmal drauf und dran gewesen im Auto aus der Haut zu fahren und sein Unverständnis an Madleine auszulassen, aber: konnte die was dafür? Sie blickt ihm zu tief in seine Seele , ohne dass er etwas sagen muß und er versteht nicht immer warum er ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es gefällt ihm nicht, dass er für diese eigentümliche, aber auch reizvolle Frau ein offenes Buch ist, in welchem sie nach Belieben lesen kann oder auch nicht.. Gut, dass Marianne sich da ausschweigt. Er liebt seine Partnerin auch dafür: ihre ruhige Art, keine Eifersüchteleien, ihre Zärtlichkeit..

 

Ralph

(erschöpft)

 

„Wir gehen besser zu unseren Frauen, die werden nach Hause wollen, mir ist jedenfalls nicht nach einer Fete zu mute.“

 

Er sieht RF an, der frisch und munter wirkt, aber innerlich eben so wie er an den Werten zweifelt, die das Labor herausgefunden hat....

 

ERZÄHLER

 

„Madleine und Marianne hängen, während sie ihren Kaffee trinken, auch öfters ihren Gedanken nach, Marianne beobachtet Madleine neugierig, die ihre Musik bei sich hat und einen Klassiker in sich aufnimmt per Kopfhörer:

 

„We Could Have It All“ von Maureen McGovern, es geschieht dabei etwas, was bei Madleine sonst sehr selten vorkommt: ihr rollen die Tränen aus den Augen..Die gleichen Merkmale von Ralph und RF machen ihr schwer zu schaffen..

 

Szene 66 INNEN - KANTINE im Theater - TAG

 

Marianne sieht die beiden Männer zuerst kommen und stupst Madleine an.

 

Madleine nickt

 

Madleine

(gefaßt)

 

„Ich weiß, ich sollte mich jetzt zusammen nehmen, denn schließlich sind es die Männer, die besonders damit klar kommen müssen, so etwas wie Zwillinge zu sein..“

 

RF kommt strahlenden Blicks auf Madleine zu, umarmt sie sehr stürmisch und spürt beim Kuß ihre feuchte Wange.

 

RF

(gerührt)

 

„Ist nun aber nicht nötig, uns oder mich zu bedauernd, ich habe einen berühmten und großartigen Mann in meiner Verwandtschaft und ahnte bisher nie etwas. Die Vorstellung werde ich nicht so schnell vergessen..“

 

Ralph stutzt irgendwie. Seine Spielweise hat sich dieses Mal geringfügig von seiner sonstigen unterschieden, zuviel Aggressivität ist dabei gewesen, möglich dass RF nun meint, er habe das bewusst so gestaltet.. “Faith Healer“, in dem er wieder den Frank Hardy spielte, der verträgt sicher manches, aber eben kaum so eine übertriebene Aggressivität, die aus dem persönlichen Leben herüber schwabbte.

 

Ralph

(beunruhigt)

 

„Wäre toll, wenn du mir erzählst, wie du das eben gemeint hast..“

 

Stimme von RF aus dem Off

 

„Oh, ja, er überzeugt immer noch, habe seine Stimme einst leiser in Erinnerung gehabt, jedenfalls in manchen Momenten, was er sich jetzt so aufregt?“

 

RF

(unschuldig)

 

„Da ich den Frank Hardy vor einem Jahr selbst spielte, habe ich den deinen als Vorbild immer sehr gut gebrauchen können.. Aber so laut?“

 

Ralph

(einsilbig)

 

„Die übertriebene Aggressivität hatte ich gemeint, nicht die Lautstärke, mir schien, ich hätte nicht so auf den Putz hauen sollen..“

 

RF

(verwundert)

 

„Das ist dann dein persönlicher Eindruck, kann und werde da nichts zu sagen.“

 

ERZÄHLER

 

„Natürlich kann Ralph auf die Idee kommen, RF wolle ihm entweder schmeicheln oder kann seine ehrliche Meinung einfach noch nicht abgeben. Da sich Ralph momentan etwas zu viel über sich selbst ärgert, beginnt er keine Diskussion und geht seinerseits sanft mit Marianne um..“

 

2 Tage später..

 

 

ERZÄHLER

 

„Ralph kämpft in diesen Tagen innerlich mit sich, da er sich erst mal eine Weile Pause verordnet hat, arbeitet RF allein und Marianne besucht ohne Ralph einen Teil ihrer Familie. Madleine ist nun am 3.Tag nach der Vorstellung für Ralph die richtige Ansprechpartnerin.

 

 

Szene 67                                                     INNEN - WOHNUNG von RF - TAG

 

Madleine beobachtet ein wenig irritiert und fast amüsiert, wie er nach den richtigen Worten sucht, um sich an sie zu wenden.

 

Madleine

(ungeduldig)

 

„Ich weiß, Sie halten das, was ich tu, für einfältig, aber ich lebe von dieser Tätigkeit, die ich Trost spenden nenne. Würde mich jetzt doch sehr wundern, wenn ausgerechnet Sie mich bitten wollen, Sie zu hypnotisieren, egal, aus welchem Grund auch immer.“

 

Ralph

(unangenehm berührt)

 

„Ich habe versucht, mir Ihre Blicke zu erklären, habe aber noch nicht herausfinden können, was mich so für Sie interessant werden lässt. Ja, um einen Teil meines Lebens auf zu arbeiten, denke ich, so ein Versuch wäre machbar.“

 

Madleine 

(erstaunt)

 

 

„Sie sollten das von jemandem machen lassen, dessen Arbeitsweise Sie kennen, dem Sie bedingungslos vertrauen. Meinen Sie, ich wäre dazu geeignet, einen Zweifler wie Sie in eine andere Welt zu senden?“

 

Madleine hat damit nie rechnen können, betrachtet aufmerksam sein Gesicht, ob er sich etwa einen Scherz mit ihr erlaubt. Er wirkt aber nicht nur ruhig sondern auch ernst und versucht in ihren Augen zu lesen, was ihm wieder nicht gelingt. 

 

Sie nickt.

 

Madleine

„Ich benötige ein Weilchen Zeit, keine Tage, eher wohl 2 Stunden, wenn Sie solange warten möchten?“

 

 

Er stimmt zu und sie vertieft sich in einen Teil ihrer Bücher, um den richtigen Weg für ihn zu finden. Ob er nun eine Reise in sein vorheriges Leben unternehmen wollte oder ob es nur ein Versuch bleiben würde ohne Erfolg? Sie benötigt auch Zeit, um sich ausreichend zu sammeln, denn bisher hatte sie vor ihm zuviel Respekt und nur das empfunden. Nachdenklich schaut sie sich auch jene Bücher an, in denen sie Fotos von ihm findet, die einen ungezwungen lächelnden sehr jungen Mann zeigen. Was erwartet er denn von ihr?

 

ERZÄHLER

„Madleine nimmt sich vor, sehr genau vor zu gehen, wie sie es auch von einer der Freundinnen gelernt hat vor fast 15 Jahren, als sie 30 war. An die Tür des Wohnzimmers, in welchem sie den Versuch mit Ralph unternehmen will, hängt sie ein Schild mit der Aufschrift: „Bitte bei Eintritt sehr leise verhalten, an RF und Marianne..“

 

Ralph macht es sich schon auf der Liege gemütlich, auf der vor Tagen RF jenes eigenartige Erlebnis hatte..

 

 

Madleine betritt diesen Raum, lächelt etwas verhalten, geht in Gedanken noch einmal jeden Satz durch, den sie ihm sagen muss. Und der soll natürlich ohne Heuchelei oder Ehrenbezeugung sein, auf die er ohnehin keinen Wert legt.

 

Ralph`s Stimme aus dem Off

 

„Wie konnte ich nur ihr Gesicht übersehen, als ich Marianne besuchte, es fasziniert auf unheimliche Weise. Wenn sie lächelt, scheint es, als wäre sie eine jener Feen, von denen ich als Kind las, über ihre Tränen müsste man demnach schreiben:

wenn Sonnenstrahlen dein Gesicht getrocknet haben, wird auch die letzte Falte verschwunden sein und du bist vielleicht der einzige unsterbliche Mensch.. Poesie war doch noch nie mein Fall.. RF achte und schätze ich über alles, aber diese Frau ist wohl die einzige, die ich imstande wäre, ehrlich zu lieben?!“

 

Madleine`s Stimme aus dem Off

 

„Ich muß sofort aufhören, mit offenen Augen zu träumen. Aber ich kann ruhig versuchen, mir all die Zeichen der Zeit aus seinem Gesicht weg zu denken. Es gelingt mir leider auch, in ihm den jungen Mann zu sehen. Noch als er 40 war und auch noch mit 46 geschah es, dass ich ihn jung nannte. Ich lehnte es ab, ihn altern zu sehen, der, den man liebt oder nur verehrt, wird niemals ein Greis sein können. RF darf niemals von meinen Gedanken erfahren!“

 

ERZÄHLER

„Und da wir uns in einer eigentlich recht phantastischen Geschichte befinden, die auch nie wahr werden kann, bemerkt Madleine Folgendes nicht: „40“, diese Zahl von Jahren bringt eine der Seelen zum Lächeln, die sich ab und zu den Spaß machen, Menschen zu beglücken, oder was die unsterblichen Seelen eben so als Spaß verstehen.. Dieses Wesen haucht die Magierin leicht an, flüstert den Wunsch: “Es sei, wie du es dir wünscht, aber die richtige Gelegenheit bestimmst du..“

 

Madleine fühlt nur einen sehr leichten Schwindel über sich kommen, fasst sich schnell wieder und belehrt den Mann, den sonst niemand belehren darf.

 

Madleine

(Augen abwendend)

 

„Verzeihen Sie, wenn ich Sie dabei nicht auch noch ansehen kann, aber es ist schon mehr als ungewöhnlich, was Sie von mir erwarten. Vielleicht wird es nur ein Versuch, vielleicht werden Sie Dinge noch einmal erleben, die Sie nie mehr sehen wollten. Natürlich können wir jederzeit das Ganze abbrechen, wenn Ihnen etwas komisch vorkommen sollte. Ich führe Sie stückweise in die Vergangenheit zurück, nicht in Ihr vorheriges Leben, daran glauben Sie ja nicht. Wir wollen uns so verständigen: Sie erzählen mir, in welchem Jahr Sie sich gerade sehen und wir entscheiden gemeinsam, ob es immer weiter in die Vergangenheit gehen darf. Wenn ich etwas sehe, was mir absolut nicht gefällt, werde ich Sie ohne Ihre Zustimmung sofort da heraus holen und Sie können sich denken, was mir nicht gefällt.“

 

Ralph sieht, wie sie für wenige Momente errötet, sie hat immer leiser gesprochen, wirft nur einen Seitenblick auf ihn.

 

Sie verschließt ihm die Augen mit einem schwarzen Tuch, dunkelt das Zimmer noch ab und beginnt..

 

ERZÄHLER

 

„Sie geht fast so vor, wie sie es mit RF getan hat, sie konzentriert sich aber noch mehr und sieht beglückt, dass ihre Methode sehr wohl zu funktionieren scheint. Die Reise rückwärts durch die Jahre wird zuerst heiter, beschwingt, der Mann spricht fast zu viel, sehr hastig manchmal, ab und zu überschlägt sich seine Stimme, er scheint durcheinander zu kommen, so dass sie ihn beruhigen muß und immer weiter zurück leitet bis etwa 2005 oder 2006. Ab da wird er ruhig, spricht immer zögerlicher, bis er schweigt..Als sie seine Haut berührt, spürt sie nur, wie sehr er schwitzt und sie beschließt, das sofort abzubrechen, was sie hier tut.

 

Madleine

(außer sich)

 

„Ich hatte Sie eben gebeten, mir sofort zu sagen, was eben geschehen ist.. In welchem Jahr sind Sie nun..“

 

Der Mann hat offenbar Mühe, anhand irgendwelcher Merkmale das Jahr zu erkennen, er richtet sich eben nach jenem Film, in dem er den Schizophrenen spielte:“Spinne“: 2002, den 10.1 jenen Jahres..

 

Ralph

(zögernd)

 

„Im Kalender sehe ich genau den 10.1. 2002 und werde weiter zurück gehen..“

 

Madleine

(gereizt)

 

„Das werden Sie nicht tun, ich lasse es nicht zu, wenn ich von 10 bis 1 heruntergezählt habe, werden Sie entspannt aufwachen und sind wieder im Hier und Jetzt..“

 

Sie tut, wie sie es sich vorgenommen hat, blickt ihm dabei ins Gesicht, nach 10 Minuten das erste Mal. Ja, insgesamt hat sie eine Stunde gebraucht. Sei es, dass sie überfordert ist oder dass ihre überreizten Sinne ihr einen grotesken Streich spielen: das Gesicht des Mannes wurde von Moment zu Moment jünger, der gleiche Effekt wie bei RF? 2002, das war das Äußerste, was sie zulassen konnte und er sieht auch noch wie 40 aus, sie hofft inständig, dass dieser Alptraum zu Ende geht, sie nennt sich nicht Zauberin, muß sie den Job an den Nagel hängen? Denn als Herrin über die Jahre will und darf sie sich nicht aufspielen..

 

Als Ralph sich endlich etwas erschöpft aufrichtet und nach Madleine umsieht, erblickt er sie auf einem Sessel, in sich zusammen gesunken. Erschrocken eilt er zu ihr, reißt sie aus ihrer Erstarrung heraus. Um sie etwas zu beruhigen, kniet er sich gar vor sie hin, umfasst ihre Schultern und erreichte damit nur, dass sie anfängt hemmungslos zu weinen..

 

Ralph

(fassungslos)

 

„Was ist mir dir? Jetzt sage nicht, dass schon wieder etwas schief gegangen ist, ich habe nur so wirres Zeug geträumt..“

 

ERZÄHLER

„Und das ist das einzige Mal, dass er sie anlügt. Denn er hat exakt die Ereignisse rückwärts verfolgt, die sich in all den Berufsjahren und privat ereigneten. Selbstverständlich für ihn, dass er den Tod des Vaters nicht weiter diskutiert. Ja, er wollte sich wenigstens in Gedanken noch einmal von der Mutter richtig verabschieden, Madleine muß es geahnt haben, lange vor dem Ereignis holte sie ihn zurück. So bleibt in seinen Gedanken nur jenes Interview, in welchem er seinen Gefühlen minutenlang zu viel Platz einräumte, ab da schwieg er auch Madleine gegenüber. Willenlos war er durch Zeit und Raum gegangen, er fühlt nun körperlich und seelisch, wie ihn das alles belastet..“

 

Madleine

(makaberes Lachen versuchend)

 

„Kann man so nennen, wenn du in den Spiegel sehen würdest, darfst du mich gern eine Hexe nennen, ich habe das weder gewollt noch gewünscht..“

 

Sie hat am ganzen Körper gezittert, als er sich zu ihren Füßen niederließ und sie berührte, denn viel zu starke Gefühle will sie nicht zulassen, kann sich aber auch nicht wirklich dagegen wehren. Seine Rollen sind ihm entweder in Fleisch und Blut übergegangen oder auch er empfindet etwas für sie. Die schreckliche Idee, er würde ihr etwas vorspielen, schiebt sie weit von sich.

 

Er tritt zum nächsten Spiegel, bemüht sich um Fassung. Einem Maskenbildner hätte er für diese Arbeit gedankt, aber sein neues Gesicht aber ist so echt, wie nur ein Gesicht sein kann.

 

Ralph

(verwirrt)

 

„Das glaube ich dir sogar. Wenn es eine Strafe für Ungläubigkeit gibt, ist es diese . Muss ich jetzt die nächsten Jahre damit verbringen..?“

 

Madleine

(erstaunt)

 

„Selbst wenn ich nicht dafür verantwortlich bin, was hast du mit diesem Gesicht für ein Problem? Gar keines, würde ich sagen, es ist das reizvollste, was je ein Mann mit 40 Jahren haben kann..“

 

Ralph

(unwirsch)

 

„Gerade das habe ich gehasst: ewig zu hören, wie toll ich aussähe. Was meinst du wohl, warum ich Rollen annahm, in denen man mein Gesicht entweder nicht sah oder anders sah? Mag stimmen, wenn man sagt: ein Mann sollte nicht schön, nur attraktiv aussehen, mir war mein Gesicht fast immer egal, ich habe es mir nicht aussuchen können. Wenn das ein Geschenk sein soll, war das schlecht ausgewählt.“

 

 

 

 

Zwischenbemerkung, da ich eben den Text fast gleich in 2 Sprachen versuche und bereits nette Tipps bekam, die ich mir auch durch den Kopf gehen lasse:

 

“Ja, ich weiß, die Formate des Drehbuches stimmen nicht, und man könnte jetzt auch - weil es passt - eine Aufblende (filmisches Gestaltungsmittel, um Szenen deutlich voneinander ab zu grenzen) hineinnehmen, warum denn nicht. Diese Geschichte soll sich auch als Idee zu einer Idee verstehen und eben kein perfektes Drehbuch

 

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(was schwer zu lesen wäre?! Ich weiß, daß es im richtigen Filmgeschehen - egal, wer Regie führt - , nicht üblich sein dürfte, daß Darsteller sich ihre Texte selbst zusammenschreiben (es sei denn, sie spielen selbst in ihrem Film mit), es mag Schauspieler geben, die dem Regisseur auf die Lippen schauen und nur das tun, was man von ihnen erwartet. Ich denke: in einer Filmwelt, in der ich etwas zu sagen hätte, würde ich klugen und gestandenen Schauspielern (ich vermeide mal das Wort Star!) immer erlauben, eigene Ideen einzubringen, für mich bedeutet die Arbeit an einem Film viel Kreativität. So kann ich auch selbst entscheiden, welche Formate ich HIER verwende, wo ich beschreibe, welche Kameraeinstellung ich mir denken könnte, spannend fände ich es: Wechsel zwischen Theater und realer Welt, in diesem Fall natürlich ausgedachter Welt im doppelten Sinn, es ist eine Scheinwelt in einer Scheinwelt, also ist hier London auch nur die Parallelwelt von London, wenn man annimmt, daß Poe recht hat...Phantastisch,ja? Ich LIEBE die Werke von Poe und seine Zweifel an dem, was um ihn herum einst vorgegangen sein mag..)

 

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 sein. .Aber wenn ich dann auch andere Worte benutze wie nah, halbnah, total und ähnlich: wie könnte das HIER ankommen? Experiment soll es bleiben also kann man sich sicher gut vorstellen, wie die Kamera nun 2 Menschen zeigt, die sich gegenüber sitzen im Gespräch und vorher ertönte die Stimme des Erzählers, des Mannes, den man nie sehen wird. Und seine Stimme stelle ich mir nun sehr ruhig, fast monoton, gelassen vor, denn ihn betrifft das alles nicht.“

 

Szene 68 INNEN - Mariannes Wohnung - Tag

 

ERZÄHLER

„Marianne hat sich nicht ohne Grund davon gestohlen, sie nimmt schmerzlich wahr, dass Ralph`s Blicke neuerdings zu Madleine andere sind als noch vor Tagen: neugieriger, irritierter, manchmal auch nur ärgerlich, wütend! Madleine reizt ihn anscheinend mehr als sie das je tun könnte. Madleine kann sie es nur bedingt übel nehmen, diese Frau wirkt so locker und entspannt, dass sie auch mit einem energiegeladenen Schauspieler wie Ralph sicher gut klar kommen würde, er macht seine Partnerin derzeit nur sprachlos und das gibt ihr fast die Gewissheit, dass sie den Mann frei geben würde, wenn er sie darum bäte. Da sie aber auch Angst vor diesen Worten hat , flieht sie erst einmal, bittet aber nach 3 Tagen ihren Bruder RF, sie von ihrer Wohnung ab zu holen..“

 

Nah auf RF und Marianne

 

RF

(verwundert)

 

„Das kommt jetzt etwas unpassend, da ich noch einige Aufnahmen habe, Film betreffend, so schlimm?“

 

 

 

Marianne lächelt und zeigt ihm statt dessen den Brief, den ihr Madleine noch in die Hand drücken konnte, bevor Marianne sich verabschiedete. Eben jenen von „Sgrumie“..

 

 

 

RF`s Stimme aus dem Off

 

„Sehr interessant und auch beruhigend, sie lebend zu wissen. Warum geht sie damit nicht zu Ralph?“

 

Marianne

(traurig)

 

„Ich kann deshalb nicht zu Ralph gehen, weil er sich anscheinend in Madleine verliebt hat. Entweder ich warte, bis er sie vergessen hat oder ich trenne mich, ich schiebe da aber jede Entscheidung vor mir her..“

 

Schwenk auf den Brief von Sgrumie und RF`s Stimme aus dem Off

 

„Das sind irgendwie sehr schlechte Neuigkeiten, da werde ich mit ihm ein ernstes Gespräch führen müssen, dabei kann ich dann auch gleich feststellen, ob Marianne sich irrt oder ob da was dran sein könnte, ich glaube und hoffe nicht..“

 

RF schaut noch schnell auf die Uhr, bittet, sich anzuziehen und sie solle sich beeilen. Den Brief steckt er sehr nachlässig in seine Jackentasche, verdrängt den Inhalt.

 

 

Szene 69 INNEN - FAHRGASTRAUM - TAG  

 

RF

(drängend)

 

„Jetzt sag schon: was ist das für eine Sgrumie und worauf müsste man sich bei ihr noch einstellen?“

 

Marianne

(ärgerlich)

 

„Da frage Madleine nach, sie wird dir mehr Informationen geben, vielleicht auch nicht, sie wirkte sehr wütend, als sie den Brief das erste Mal las, ob der so toll für Ralph ist, keine Ahnung.“

 

RF

(verwundert)

 

„Was hat der bitte schön damit zu tun?“

 

Marianne

(gelangweilt)

 

„Ich blätterte etwas intensiver in dem Buch und auch wenn viele Erlebnisse aus dem Reich der Märchen und Utopien sind, sie weist so auffällig auf ihn hin, dass sie Madleine bat, diese Figur zu verfälschen, um keinen Ärger zu bekommen, also sollte er größer und blond sein, auch noch einen Dialekt sprechen, Brille tragen. Madleine hat das immer wieder vor sich her geschoben, aber gut, dass Ralph es bisher noch nicht gemerkt hat, dass dieses Buch eine sehr verspätete Liebeserklärung an ihn ist..“

 

RF

(nachdenklich)

 

„ Größer halte ich persönlich für idiotisch, Supermann-Gestalten in allen Größen und Ausmaßen, die langweilen doch inzwischen, dann lieber kleiner und noch intelligenter.. Wir können gar nicht sicher sein, ob er nicht auch geblättert hat, auf der Suche nach der Spannung, der Aufregung im Buch, die Liebesszenen sind aber leider etwas zuviel, da mache etwas Druck, denn eine Liebesschnulze, die hat es oft genug gegeben. Madleine sollte gemeinsam mit Sgrumie am Buch weiter schreiben aber so, dass sich Arbeiten dann auch lohnen für alle.“

 

 

Szene 70 INNEN - WOHNUNG von RF - TAG

 

ERZÄHLER

 

„Madleine und Ralph sind sich nicht so nahe gekommen, wie Marianne angenommen hat, sie unterhalten sich nur, hören Musik und Madleine verbirgt ihr Erstaunen, als sie bemerkt, wie der Mann sie betrachtet. Sie sieht sich selbst nicht als die sagenhafte Schönheit, hätte sich einst größer gewünscht, Gesicht etwas fraulicher. Was sie an Äußerlichkeiten angeblich nicht mitbringt, ihre Intelligenz ihr Witz überraschen.

 

Ralph widmet sich irgendwann nur noch einem Text, den er vernachlässigt hat und Madleine sitzt etwas müde Musik hörend im Sessel, als die beiden Anderen eintreffen.“

 

RF`s Stimme aus dem Off

 

„Entweder können die sehr gut verbergen, was sie verbindet oder Marianne sieht Gespenster, aber ich habe jetzt keine Zeit mehr, muß zur Arbeit, muß Marianne alleine zusehen, wie sie ihr Mißtrauen los wird.“

 

RF nickt Madleine und Ralph zu, drückt kurz die Schwester an sich und eilt davon.

 

Ralph

(unschuldig)

 

„Haben wir irgendetwas getan, dass er unsere Gesellschaft meidet, Liebes?“

Marianne versucht zu übersehen, wie er sich äußerlich verändert hat, in Gegenwart von Madleine passiert so etwas anscheinend ständig und setzt sich zu ihm.

 

Marianne

(abwehrend)

 

„Irrtum, es gibt ab und zu Momente, da muß er irgendwo sein und arbeiten, geht dir doch genau so..“

 

Marianne`s Stimme aus dem Off

 

„ Wenn ich es jetzt nicht schaffe, über meine Vermutungen zu sprechen, schaffe ich es die nächsten Jahre auch nicht. Aber ich sollte die ruhige Atmosphäre eben nicht unbedingt jetzt zerstören, man fühlt sich geborgen in seiner Nähe.. Ob das nun seine Veränderungen ausmachen oder das, was er seit langem ist: ein Mann, dem man sich schwer entziehen kann, Madleine könnte ich gar nicht böse sein, aber warum sollte sie ihm zuerst schöne Augen machen?“

 

Ralph

(lachend)

 

„Es geht mir ab morgen wieder so, nehme aber an, man wird mich für einen Fremden halten, denn so gehe ich kaum als der durch, der ich bisher war..“

 

Madleine hat ihre Kopfhörer abgesetzt und nickt. 

(ernst)

 

„Das ist mal sicher, ich werde Christopher anrufen, den kann auch nichts mehr verwundern, morgen früh wird er dich per Maske verändern, aber den Körper kann er nicht altern lassen, kann ich auch nicht.“

 

Die Tür zum Nebenzimmer schließt sich hinter Madleine und Marianne getraut sich endlich, den Mann in die Arme zu nehmen, der sich schon wunderte, weshalb sie ihn nicht mit einem Kuss begrüßt hat, wie es zwischen ihnen üblich war. Bisher.. 

 

Ralph

(beschwichtigend)

 

„Ich habe keine Ahnung, warum ich jünger aussehe, ich glaube RF nun auch, dass es ihm genau so erging wie mir und ich muß sagen, mir gefällt das nicht so..“

 

Marianne

(fröhlich)

 

„Aber du wirst nichts dagegen haben, dass mir das gefällt, lerne ich eben neue Seiten an dir kennen, oder?“

 

Sie spürt selbst, wie doppeldeutig gerade das klingen muß und will ihn nicht fragen, was sich zwischen ihm und Madleine zugetragen hat ob überhaupt oder was man sonst noch fragt.

 

Ralph bemerkt natürlich, wie sie seinem freimütigen Blick ausweicht, zieht sie etwas näher zu sich heran und streicht ihr Haar aus der Stirn.

 

Ralph

 (unbestimmt)

 

„Das ist jetzt nicht das, was ich denke? Du würdest mir ernsthaft ein Verhältnis mit deiner Freundin unterstellen? Ich liebe dich und nur dich..“

 

Je länger er darüber nachdenkt, um so ärgerlicher wird er, auf ihrem Gesicht erkennt er ein Erröten, also hat er nicht so falsch geraten. Es schmeichelt ihm nur bedingt, er erhebt sich, schiebt sie behutsam von sich.

 

Ralph

(müde)

 

„Ich lese noch etwas und warte ab, bis du dich wieder einbekommen hast. Habe jetzt keine Lust, mich mit Eifersucht zu befassen, die völlig aus der Luft gegriffen ist. Sprich mit Madleine, wenn du an mir zweifelst aber komm mir nicht so!“

 

Damit beachtet er sie nicht weiter, legt sich auf das Sofa, um sich vor zu bereiten, oder um es zu versuchen. Marianne geht tatsächlich zu Madleine, die scheinbar sämtliche Freunde und Freundinnen anruft.

 

 

Szene 71 INNEN -SCHLAFZIMMER in RF `s WOHNUNG - TAG

 

Madleine

(freundlich)

 

„Du siehst verwundert aus, was Besonderes?“

 

Marianne

 (sich mühsam beherrschend)

 

 

„Tu jetzt nicht so, als wüsstest du nicht, was ich meine. Du bist doch in der Lage, jeden Mann um den Finger zu wickeln, irre ich mich?“

 

Madleine legt den Telefonhörer auf die Gabel zurück, hat das Gespräch damit abrupt abgebrochen, flucht kurz.. 

 

Madleine

(beruhigend)

 

„Warum dichtest du dir etwas zusammen, wozu ich keine Lust, keinen Bedarf habe? RF genügt mir vollkommen, er ist alles, was ich mir wünschte, du solltest vorsichtiger sein mit dem, was du Ralph an den Kopf wirfst oder er ahnte deine seltsame Idee von unserem Verhältnis, was es nicht geben wird. Er ist ein sehr behutsamer und sanfter Mann, der eine Kränkung nicht verdient hat und bei dem du dir jeden Unsinn getrost schenken kannst. Jetzt aber zu Wichtigem: dem Drehbuch. Ralph sollte es lesen, dann kann er selbst entscheiden, ob er sich da einbringen will oder nicht. Sgrumie`s Wunsch nach totaler Veränderung werde ich nicht nachkommen, sind ihre Hirngespinste, also kann sie auch zusehen, was man aus ihnen machen könnte, ich nehme das Ding so, wie sie es geschrieben hat und wälze alle Verantwortung auf sie ab, sieh es als meine kleine persönliche Rache für ihr Schweigen.“

 

Marianne

(erschrocken)

 

„Das kannst du unmöglich so machen, damit würde man nun wieder Ralph kränken, mehr als ich es je unabsichtlich schaffen könnte. Er erkennt garantiert Lebensabschnitte von sich und das muß nun echt nicht sein..“

 

Madleine

(nachdenklich)

 

„Deshalb wird er es lesen, dann wird alles abgeändert oder nicht, spannend geschrieben oder langweilig gelassen, ganz wie er will.“

 

ERZÄHLER

 

"Und Ralph liest es auf die Bitte der beiden Frauen sehr genau durch, natürlich entgeht ihm nicht, dass es eine Art ungelenke Liebeserklärung an ihn darstellt.."

 

 

3 Tage später...

 

 

 

Szene 72                         INNEN - WOHNZIMMER in RF`s WOHNUNG - ABEND 

 

RALPH`s Stimme aus dem Off

 

"Als ob Sgrumie mir über die Schulter gesehen hätte, als ich die ersten, sehr persönlichen Seiten las und zu ernst nahm und mich dummerweise hinreißen ließ. Wenn sie lebt, wäre es ein Fehler, ihr Irgendwas vor zu werfen,denn ich halte die Tatsache, daß sie den Krebs dank einer Wunderheilung überwunden hat, für ein seltenes Glück. Und sie schrieb ja viele Zeilen im Glauben, bald nicht mehr in dieser Welt herum zu wandeln. Liebe hin oder her, da werde ich mich spaßeshalber mal selbst spielen und wir werden da beginnen, wo es einst geplant war: in der Phantasiewelt hinter den Spiegeln, warum sollte ich außerdem nicht diesen riesigen Spiegel zerschlagen?"

 

Madleine und Marianne haben ihn eine ganze Zeit schon gebannt beobachtet, fast belauert. Sein zunächst ernstes Gesicht schien nicht die Freude in ihr Herz zu bringen, dann aber grinste er fröhlich, also alles in bester Ordnung!

Und er wendet sich ihnen zu

 

.RALPH

(entschlossen)

 

"Das stelle ich mir als Spaß vor, der Regisseur, der das Spiel unterbrechen kann, denn es kann durchaus stückweise im Theater gedreht werden :

 

warum sollte ich es nicht versuchen? Die Arbeitszeit etwas einschränken und die Maske, die sich Sgrumie vorstellte: unnütz, ich tauche als ich selbst auf, als eben der erstaunte Mann, dem man zwar überflüssigerweise huldigt wie einem Gott, deutsch lernen mehr? Warum nicht... Das mit dem Gott soll ja wohl auch so eine Art Parodie sein, nicht wahr.."

 

Er spricht immer leiser, als sähe er sich schon als Regisseur, der das Drehbuch nach seinem Wunsch zurechtschreibt, der überhaupt mal all das verwirklichen kann, was er schon immer wollte: einen Teil seines Lebens allerdings? Den richtigen, den privaten Teil? Den wird kein Mensch begutachten, er wüßte nicht wozu das gut wäre..

 

Marianne nickt und schaut Madleine auch nicht mehr garstig an.

 

Madleine

(drängend)

 

"Ist es denn nötig, Sgrumie zu bitten, auch am Drehbuch mit zu schreiben? Ihre Meinung kennt man ja nun und du bist wohl nicht mit allen ihren Ideen einverstanden?"

 

Madleine geht nun dazu über, ihn einfach zu duzen, er tut es ja bei ihr auch und er zeigt sich auch nicht erstaunt.

 

Ralph

(erstaunt)

 

"Wundere mich, daß du fragst. Sgrumie werden wir aufsuchen, bitte dich da ganz einfach mal, mit ihr per Internet oder wie auch immer Verbindung auf zu nehmen. Will mal sehen, wie ernst ihr die Filmarbeit ist, Phantasien gut und schon, aber etwas mehr Spannung kann dem Ding nicht schaden."

 

ERZÄHLER

 

"Madleine tut, wie gewünscht und die erstaunte Sgrumie meldet sich nach 4 Tagen. Sie teilt aber noch mit, daß die nächstgrößere Insel nicht ständig angeflogen wird - der günstigste Weg zur Insel - und von dort aus müsse man die Fähre nehmen.."

 

                     AUSSEN - SGRUMIE `S INSEL - TAG

 

ERZÄHLER

 

"Was sich den Ankömmlingen zuerst darbietet, ist die fast perfekte Nachbildung des Hotels aus dem Film "Manche mögen`s heiß", eine Reihe von Liegestühlen und nur in einem Stuhl räkelt sich eine Person:

 

 

Sgrumie, die sofort zu den Gästen eilt um sie herzlich zu begrüßen.

 

SGRUMIE

(fröhlich)

 

"Endlich mal neue Gesichter! Bleibt hier, solange wie Ihr wollt, steht alles zur Verfügung und meine Leute haben endlich mal zu tun.."

 

Damit breitet sie die Arme aus und weist auf ihr Reich, welches aus einem endlosen Strand, Palmen, dem Hotel und einigen Nebengebäuden besteht, das ist das, was sie erst einmal sehen.

 

MARIANNE`S Stimme aus dem Off

 

"So drahtig wie sie aussieht, egal, ob sie da eine Glatze hat oder nicht:

ihr makelloser kräftiger Körper ist so ziemlich das , was manchen Mann verzaubern könnte.."

 

RALPH`s Stimme aus dem Off

 

"Eine Frau so drahtig wie eine Boddybilderin? Ihr Fitneßprogramm möchte ich zu gerne mal kennenlernen aber sie selbst? Muß nicht unbedingt sein, so etwas wie Angst könnte man dummerweise bekommen aber sie scheint unkompliziert und nicht zu Ärger aufgelegt zu sein, man sollte es sich mit ihr wohl nicht unbedingt verderben."

 

Er zwingt sich zu einem erstaunten Blick und wendet sich dann Marianne zu, die seltsam erschöpft aussieht, erschöpfter als sonst.Marianne wehrt nur kurz ab, als er sie in die Arme nehmen möchte und bittet Madleine

 

Marianne

(zögernd)

 

"Ich bräuchte dich mal kurz, Madleine. Wäre schön, wenn wir beide mal ohne die Männer wohin gehen könnten.."

 

Sgrumie versteht und begleitet die beiden Frauen in das Hotel. Die Männer vertreten sich die Beine am Strand..

 

 

Szene 74                                    INNEN - HOTEL, BAD - TAG

 

Sgrumie lässt die Frauen auch allein, als diese sich im Bad erfrischen wollen.

 

Madleine sieht Marianne fragend an.

 

Madleine

 

"Was ist nun so dringend? Erfrischen kann man sich hervorragend am Strand, also ist es wohl was Ernstes?"

 

Marianne nickt.

 

Marianne(mutlos)

 

"Seit gestern trage ich den positiven Schwangerschaftstest bei mir, aber glaube mir:mir fehlt der Mut, Ralph zu sagen, daß er Vater wird.."

 

Madleine

(belustigt)

 

"Das ist doch wohl nicht dein Ernst?! Er könnte der glücklichste Mann sein, wenn er erst einmal euer Kind auf dem Arm hat, kann mir das so richtig vorstellen.."

 

Madleine ist versucht zu lachen, aber Mariannes betrübtes Gesicht sagt genug aus.

 

Madleine

(verwirrt)

 

"Laß mich raten: Ihr redet über jeden Mist, aber wirklich Wichtiges verschweigt er dir und du ihm auch?"

 

Marianne

(ärgerlich)

 

"Ganz so ist es auch nicht, ich denke nur, jetzt dürfte ihm die Arbeit viel wichtiger sein als die Aussicht, bald Vater zu werden, ich habe ihm nie gesagt, daß ich ein Kind nicht unbedingt haben möchte, egal ob von ihm oder von einem anderen Mann."

 

Madleine

 

"Wie ich ihn einschätze: er wird alle Pläne über den Haufen werfen, um ja zu verhindern, daß dir und dem Kind was passiert und ich rate mal noch weiter:

du hast die komische Idee, daß ICH ihm sage, daß du ein Kind erwartest?"

 

Marianne nickt ziemlich unglücklich und Madleine bittet sie nur, sich im etwas kühleren Hotel auf zu halten, sie werde sehen, was sie bei Ralph erreichen könnte und sie würde RF zu ihr schicken, der sie etwas aufmuntern solle.

Als Marianne endlich wieder leicht lächelt, geht Madleine eilig zum Strand hinunter. 

 

 

Szene 75     

 

           AUSSEN - STRAND - TAG

 

Je näher sie den beiden Männern kommt, die nebeneinander sitzen, lachen, desto langsamer geht sie. RF zu seiner Schwester zu schicken, kein Problem, aber Ralph davon in Kenntnis setzen, das da was Kleines unterwegs ist? Warum muß sie das denn tun..Kopfschüttelnd macht sie sich bemerkbar und spricht leise mit RF, der denn auch ohne Weiteres davon eilt..

 

Verwundert hat Ralph das bemerkt.

 

Ralph

(belustigt)

 

"Schon seltsam, wenn ihr Frauen Probleme habt, zu sehen, wen man zuerst anspricht:

hier ist es RF, wann bin ich dran, was zu erfahren? Wird doch sicher eine Nebensächlichkeit sein.."

 

Madleine ärgert sich nur wenige Augenblicke. Aber der Ärger ist es auch, der sie auf ihr Ziel zusteuern läßt, und es ist ihr egal, wie er es aufnimmt.

 

Madleine

(kühl)

 

"So nebensächlich ist es nicht, wenn eine Frau mich bittet, dir zu sagen, daß sie schwanger ist, RF wird ihr wohl mehr Trost geben, als du es jetzt könntest."

 

Ralph meint nicht richtig gehört zu haben. Da sie sich neben ihn gesetzt hat, trifft sie ein verwirrter Blick aus den blauen Augen, die sie schon immer  eigentümlich und auch faszinierend gefunden hat.

 

Madleine wendet sich deshalb ab und sagt dumpf

 

"Du hast richtig verstanden, schau mich bitte nicht so an wie ein verwundetes Reh, du müßtest doch am besten wissen, warum sie sich so seltsam verhält, als hätte sie genau jetzt ihre Angst vor dir bemerkt, die ich , nur lächerlich finde.."

 

Ralph

(besorgt)

 

"Ich hatte keine Ahnung, dachte immer, so eilig wäre es ihr nicht. Thema Angst ist auch tatsächlich lächerlich, ich wüßte nicht,wie ich ihr diese Furcht eingejagt hätte."

 

Madleine`s Stimme aus dem Off

 

"Schon wenige von seinen merkwürdigen Blicken reichen aus, um eine Partnerin konfus zu machen, sie bekommt das Gefühl,sie sei an all dem Unglück schuld, welches jemals über ihn gekommen ist. Er ahnt nicht, wie seine Art sie völlig aus der Spur gebracht hat: für sie muß es den Anschein gehabt haben, für ihn sei nur Arbeit und sie wichtig, wie paßt da ein Kind hinein?"

 

ERZÄHLER

 

"Ganz langsam erst dringt in Ralph`s Gedankenwelt Jenes ein, was Madleine gemeint hat: Marianne wird ein Kind bekommen, er Vater sein, endlich..?"

 

Er schwankt zwischen Sorge, Verwirrung und dann auf einmal doch unsagbares Glück. Und da er nicht ständig Gefühlsausbrüche bekommt, zeigt er es  Madleine :

er nimmt sie etwas ungestüm in die Arme, küßt sie behutsam auf Stirn und Wangen, drückt sie sehr vorsichtig an sich. Sie atmet fast sehnsüchtig (?) den Geruch seiner Haut ein, er ist nur leicht verschwitzt, sie nimmt ihn nur so wahr, wie ihn wohl Marianne ständig empfindet:

sehr, sehr erotisch, der ihr das Blut in die Wangen schießen läßt. Erst, als sie an seinem Ohr flüstert, er solle sie nicht zerdrücken, läßt er sie los.

 

Ralph

(fröhlich)

 

"Verzeih, war nicht meine Absicht, dir weh zu tun. Ich bin nur sehr sehr glücklich und nehme an, sie weiß es auch, laß mich schnell zu ihr.."

 

Madleine hält ihn auf.

 

Madleine

(behutsam)

 

"Laß ihr Zeit, alle Zeit der Welt, die sie braucht. Woher willst du wissen, daß sie sich das Kind so sehnlichst wünscht wie du dir? Sie zweifelt so sehr, weil sie sich auch nicht erklären kann, warum da diese Angst ist, vor dir.."

 

Sie hat das Letzte sehr leise gesagt, aber Ralph hat es natürlich gehört. 

 

 Erzähler

 

"Madleine beobachtet ihn, wie er seltsam hilflos seine Beine mit den Armen umfaßt, er hat sich ja wieder neben sie gesetzt und sie vergleicht ihn mit RF, das geschieht immer automatisch:

RF etwas kräftiger, enthusiastischer, vom Wesen her aber ähnlich mitfühlend und zu ihr sehr sehr liebevoll. Ralph tut ihr plötzlich unendlich leid, deshalb legt sie zögernd den Arm um seine Schulter. Als er sie wenige Minuten danach ansieht, erschrickt sie, denn sein Blick drückt nur aus, daß er nicht nur hilflos ist, sondern auch unglücklich darüber, daß Marianne ihm nicht so vertraut, wie er es sich immer gewünscht hat.Zum Glück für die beiden kommt RF und schiebt Marianne behutsam zu ihrem Partner hin..

 

Ralph

(besorgt)

 

"Du machst mich sehr sehr glücklich und siehst aus, als wärest du krank.. Wir schaffen das alles gemeinsam, da bin ich mir sehr sicher.."

 

Marianne

(müde)

 

"Ich dachte nur, daß du.."

 

Sie sagt dann doch nicht das, was noch auf ihren Lippen lag, erinnert sich rechtzeitig an jene Blicke, die Ralph seit einiger Zeit anderen Eltern nachsandte, sehnsüchtig?

 

Erzähler

 

"Damit hätte alles gesagt sein können, dem war aber nicht so. Problematisch wird es, als Marianne das Kind bekommt, einen gesunden munteren Jungen mit den blauen Augen des Vaters. Sie wird depressiv und immer wieder überläßt sie den anderen das Kind, um - wie es den Anschein hat - ihren Rausch aus zu schlafen, weil sie ewig angetrunken erscheint.

Eines Morgens ist Marianne sogar verschwunden, Ralph überläßt einer Amme das Kind, denn auch Madleine und Sgrumie sind sich nicht mehr sicher, so voll für ein Baby da sein zu können, halten sich beide dafür für etwas zu alt. Gemeinsam mit Sgrumie, RF und Madleine sucht Ralph in der Nähe des Hotels nach Marianne, die Suche muß auf das Waldstück ausgedehnt werden...

 

 

Szene 76    

               AUSSEN - SEE im WALD - TAG

 

Erzähler

 

"Es hätte ein sehr schöner Morgen werden können, warm und alles lädt zum Baden ein nur nicht dazu, aus dem kleinen Waldsee Mariannes Leiche zu bergen. Das dürfen sie ja auch nicht tun, Sgrumie hält Ralph zurück.."

 

SGRUMIE

(beschwörend)

 

"Wäre das Dümmste, was du jetzt tun kannst. Wenn du die Flasche neben ihrer Hand siehst, könnte man auf die Idee kommen, sie wäre betrunken gewesen, in den See gestürzt, halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Meine Leute, davon auch einige Ex-Polizisten, erledigen das hier.." 

 

  RF kümmert sich auf seine Art erst  einmal sehr "einfühlsam" um Ralph, der wie neben sich steht, das nicht fassen kann.

Er packt ihn derb an den Schultern, schüttelt ihn.

 

RF

(lauter als nötig)

 

"Du mußt dich jetzt zusammennehmen, versuche es wenigstens und verzeih, wenn ich zu grob erscheine. Aber Marianne ist tot, ihr wirst du nicht mehr helfen und auch die Amme kannst du noch nicht ersetzen.."

 

Madleine schüttelt ärgerlich den Kopf, zieht RF von Ralph weg und sagt ....

 

Madleine

(streng)

 

"Seit wann bist du derart gefühllos geworden, wo wir hier eine Tote haben, die auch noch deine Schwester ist?! Bist du nur absichtlich roh oder kannst du nichts dafür?"

 

Sie sieht Ralph an, da begegnet ihr sein eiskalter Blick, ( Assoziation aus dem "ewigen Gärtner"?) mit dem er die Tote plötzlich bedenkt.

 

Erzähler

 

"Ralph kann seine Gefühle nicht beschreiben, gut, daß man ihn darum nicht bat. Er ist davon überzeugt, daß Marianne ihrem Leben absichtlich ein Ende bereitet hat, aber wieso? Ihre Depression hätte sie irgendwann überwunden. Was Ralph nicht wissen kann und was ihm jeder verschwiegen hat bisher: Marianne vertraute sich den anderen an, teilte ihnen mit, daß sie nicht mehr lange leben würde, ein Tumor würde sie irgendwann qualvoll sterben lassen und ein Arzt hatte ihr bereits gesagt, daß jede Hoffnung auf Heilung unnütz wäre. Also wurde Ralph eine Show vorgeführt, die bühnenreif schien, wenn sie nicht so grausam wäre.

Doch Marianne hatte noch zu Sgrumie gesagt:

 

"Er soll mich lieber nach meinem Tode hassen und verachten, aber sein Mitleid will ich nicht, auf keinen Fall."

 

Für Ralph mußte es derzeit so aussehen, als ob sie absichtlich ihn und das Kind allein gelassen hatte. Ralph ist plötzlich kalt und dabei kann man es nur als schwül bezeichnen.

 

Ralph

(müde)

 

"Vielleicht sollte ich ein wenig allein.."

 

Madleine schüttelt ihn sehr sacht, sie bekommt wieder viel Mitleid mit ihm, läßt es sich aber nicht anmerken, natürlich kann man ihn jetzt nicht sich selbst überlassen.

 

Sgrumie, die ausreichend telefoniert hat, wendet sich zu Madleine und RF und schenkt ihnen vielsagende Blicke.

 

Sgrumie

(mitfühlend)

 

"Ich kann Ralph nur anbieten, daß er alle Hilfe bekommen wird, auch aus der Apotheke, aber erst wenn.."

 

Auch sie sieht ihn etwas irritiert an, seine Trauer hält sich für sie sehr in Grenzen, zu sehr.

 

Erzähler

 

"Was Madleine weiß: der außergewöhnliche Ralph schiebt die Trauer vorerst weit von sich, da sind Arbeit, da ist das Kind, dem er nun Vater und Mutter sein muß, aber das auch erst dann, wenn er mit sich im Reinen ist, das darf nicht lange dauern. Zu schnell fängt er sich wieder und zu schnell übernimmt er eine andere Aufgabe.. Nach dem Tode der Frau braucht er mehr denn je Gelegenheit, sich wieder etwas zu beweisen und er findet, er habe lange genug herum gegammelt."  

 

----------------------------Damit lasse ich es mit den Drehbuchversuchen erst einmal, vielleicht probiere ich es später wieder. Um aber den Faden nicht abreißen zu lassen, nun so weiter: in der englischen Version habe ich es etwas ausführlich gestaltet auch um zu sehen, wie es gelesen wird. Aber nicht jeder Leser kommt mit meinen Ideen klar. In Kurzform bis zu längeren Textstellen: Ralph sucht sich die Aufgabe, die am natürlichsten auf ihn wartet: er kümmert sich mehr um sein Kind.

 

Madleine bekommt eines Tages mit, wie er seinem Kind ein Wiegenlied vorsingt, natürlich würde er das nicht auf deutsch tun, sondern im Original auf Englisch.

Es ist ihm nur wenig unangenehm, als er es mitbekommt, weitaus unangenehmer wird ihm , als er zunächst wähnt, er wäre überspannt, dann aber spürt er, wie Mariannes Seele ihn nicht in Ruhe lassen kann.

Und bald sieht er sogar, wie nahe ihm das unwirkliche Seelenwesen ist, was natürlich nicht in Ordnung ist...Er weiß zunächst nicht, wie er sich dieser eigenartigen Verfolgung entziehen soll, dann aber..

 

Sgrumie hat auf die nachdrückliche Bitte von Madleine und RF einen ständigen Beobachter für Ralph abgestellt. Im Hotel ist die Sicherheit auch durch Kameras gesichert, der Beobachter hat nur außerhalb Dienst zu tun, und Sanitärräume sind von Kameras ebenfalls verschont worden, ein Fehler, wie bald alle Beteiligten merken werden. Madleine und RF und Sgrumie ebenfalls kennen bald alle wichtigen Gewohnheiten von Ralph, so hält er sich nie länger als 3 Stunden in einem Raum auf, tagsüber natürlich. Und solange es eher gemütlich als stressig ist, streift RF durch das kleine Wäldchen mit See, an dem Marianne gefunden wurde.

 

  Auch die ominöse Nebelwand findet er, beachtet sie nicht weiter, aber seltsam sind diese Geräusche schon:

 

 

Kichern, Gebrumme von Autos und Bussen, sogar das Startgeräusch eines Flugzeugs.Ein Sicherheitsmann nähert sich Sgrumie und Madleine, berichtet, Ralph hätte sich 5 Stunden nicht mehr aus einem Raum hinaus bewegt, das veranlasst beide Frauen, sofort nach ihm zu sehen und RF stösst auch dazu.Madleine überlegt schnell, die Uhren, die ja nun nicht stimmen müssen, zeigen 14 Uhr und noch nie benahm sich Ralph so seltsam, er neigt nicht zu plötzlicher Erschöpfung. Was also..?Madleine beugt sich über den wie schlafend Liegenden und wundert sich, erschrickt auch etwas, denn seine Haut fühlt sich für ihre Begriffe zu kalt an. "Was hat er?" RF erinnert sich dunkel an seine eigenen Stimmungsschwankungen und Vorkommnisse, er ahnt, daß Ralph Ähnliches bevorstehen könnte. "Er hat sich abgeschossen, ausgeklinkt, genauer: er hat sich gekonnt selbst in Hypnose versetzen können, wie er das geschafft hat, fragt mich das bitte nicht. Der Grund.. Ach, natürlich, Marianne, du bist es, nicht wahr?"

 

Sgrumie sieht RF verblüfft an, dieser wundert sich aber ganz und gar nicht. Madleine weiß sehr wohl, daß die Seele der Toten viel zu präsent ist. Madleine kann nur erahnen, daß es entweder die gemeinsame Sehnsucht nach dem anderen oder die einseitige Sehnsucht des Mannes ist, der Mariannes Seele davon abhält. von der Zwischenwelt in die andere Welt zu gehen, von der evtl. mal wieder eine Neugeburt gestartet werden könnte.

Madleine sieht Sgrumie an, wie komisch die das findet und sie selbst spricht auch eigenartig, als wolle sie so Mariannes Seele besonders klar machen, wie nun die Lage wäre:

 

"Marianne, ich warne dich/ lässt du ihn nicht in Ruhe/ wird bald ein Unglück schnell geschehen/ und du hast ihn dort, / wo du schon bist./ Sehnsucht, die du gar nicht mehr empfinden kannst/denn die Zeit im Zwischenreiche deine Sinne hat/total verdreht/was vorher sanft und lieblich war/nun boshaft ist und nur den eigenen Vorteil sucht/es ist dir nie um ihn gegangen/auch jetzt interessiert er dich nicht wirklich."

 

RF lauscht fast verzückt Madleine`s Stimme: ihr Singsang ähnelt einem orientalischen Gebet: mehr musikalisch als besonders eindringlich, jedenfalls nicht all zu kräftig von der Stimme her.Ihr Singsang geht noch weiter:

 

"..er wollte für dich alles sein/wie gut, daß es gar nicht dazu kam/er dauert jeden, der ihn sieht, wie er jetzt ist/ doch dich nicht, du mieses Biest/daß in der dunklen Welt gelandet ist."

 

Innerlich fügt Madleine für sich hinzu:

 

"Und auch noch auf der Seite, in der anscheinend auch Selbstmörder landen oder Verbrecher, die man hingerichtet hat.."

 

Auf einer Wand erscheint in roten und glühenden Lettern Mariannes Antwort:

 

"Ich weiß nicht, woher du deine Weisheit nimmst, er war mir alles, hat es doch nie mitbekommen. Ja, ich war eifersüchtig, auch auf jene Blicke von ihm zu dir, das tut mir leid. Aber Unrecht tun musst du mir heute nicht. Freiwillig hat er nach mir gesucht und hat mich auch gefunden. Ja, ich bat ihn schon, er möge gehen für immer. Was kann ich tun, er will nicht gehen, mich nie mehr lassen so allein..Du irrst dich, wenn du denkst, es gäbe keine Liebe noch über den Tod hinaus, wäre er sonst hier?"

 

Madleine widersprach wieder halb singend, halb sprechend, fast rezitierend:

 

"Wenn einer schnell vergessen kann/dann scheint es er zu sein/denn sein lebender Körper wird bald zugrunde gehen/trennt sich seine halbe Seele nicht von jenem Ort, der für ihn nicht ist gemacht/ich frage dich und nicht dein Herz/denn das ist lange tot/gestorben vor der Zeit/ denn in Furcht und Angst ,den Liebsten an eine andere Frau jemals zu verlieren/ zu leben/kann kein wirkliches Leben für dich gewesen sein/muß ich erst meine Freunde bitten, mir zu helfen/jene guten Geister, die mich sehr gut scheinen zu verstehen/auch der Seele seiner Mutter wird es nicht gefallen/wenn sie ihn sieht bei sich/so vor der Zeit/ drum bitte ihn schleunigst/er möge dich verlassen/um seiner selbst willen/denn nur das ist wahr/geht er dann/so sage ich ihm eines Tages/er hat dich wirklich ja geliebt wie du ihn auch."

 

Madleine ist derart unglücklich und verzweifelt aus Furcht, wieder einen guten Freund, Gefährten zu verlieren, daß sie sogar etwas tut, was sie sonst nie getan hätte:

 

 

denn die Seele seiner edlen Mutter gilt für sie als Inbegriff für Reinheit und einer künftigen weiteren Chance, ein neues tolles Leben leben zu können. Ob jene andere Seele ihre Vermutung als das auffassen würde, was es eben war: Verzweiflung, die Bitte, zu helfen?Und als hätte jene Seele Madleine`s Verzweiflung genau mitbekommen, auf einer anderen Seite erscheinen nun in blauen und glänzenden Lettern andere Zeilen:

 

"Ich will versuchen zu helfen, wo Hilfe auch gebraucht jetzt wird/und ja, Madleine, recht hast du/ wenn es das ist/was ich fühl in mir/ es ist wie ein neues Herz, das schlägt/ja, hätte ich hier und nur hier - das wäre sonnenklar - meinen Sohn willkommen heissen müssen/mein neues Herz hätte dies nicht überlebt/ich danke dir und wenn aus dir die Liebe spricht/so tu mit deinem Gefühl das Gute in der realen Welt.."

 

Madleine bittet um Verzeihung in ihren Gedanken und errötet über alle Maßen, denn Ralph zu lieben, darüber hat sie noch nie nachgedacht. RF nimmt sie in die Arme, fühlt, wie sehr sie mit sich kämpfen musste.

 

 

"Ich habe sie aus Versehen um Hilfe gebeten, das glaube mir bitte und nicht, weil ich ihr Kind lieben würde.""Ich hoffe nur, das Mariannes Seele endlich zur Ruhe kommen kann.."

 

 RF setzt sich betrübt in den nächstbesten Sessel und starrt vor sich hin.  

 

Sgrumie verlässt betroffen den Raum, in welchem Ralph wenige Minuten später tatsächlich wieder zu sich kommt und verwundert fragen wird, was denn zum Teufel alle für Gesichter machen. Sie will nur eines: in ihrer Etage zur Ruhe kommen. Und sie hat ja auch nicht umsonst RF, Madleine und Ralph wie auch einst Marianne gebeten, sie dort nicht auf zu suchen. Sie schliesst sich nun ein, nimmt entgegen ihrer Gewohnheit, nur im offenen Gewässer zu baden, ein ausführliches Bad mit reichlich viel Badezusatz da drinnen und versucht zu dösen. Danach wird sie aber nicht zufriedener und ruhiger, nein:

 

 

sie wirft verschiedene zerbrechliche kleine Statuen entzwei, weint plötzlich herzzerreißend und tobt auch ähnlich herum, verwüstet das halbe Inventar dieses Raumes.   

 

Essen und Getränke.. Sie weiß, daß es ihr auch diesmal helfen würde, nun, wo sie sich ziemlich unwohl fühlt. Und alles nur, weil sie nie daran gedacht hätte, wie reagieren, wenn sie dem Mann mal begegnen würde, den sie zuerst verehrt, fast geliebt, dann verachtet und gar gehasst hatte. Nun: Mitleid, und sie will es so halten, daß daraus auch nicht mehr würde, deshalb hat sie sich aus dem Zimmer davongestohlen. Aber jener Mann beginnt sie wieder mehr und mehr zu faszinieren und daß er nun die Augen noch geschlossen hatte, ändert für sie auch nicht viel. Sie läßt sich alles mögliche an Essen und Getränk bringen, was die Küche nur hergäbe. Und minutenlang ißt sie nur, trinkt sowohl aus Flaschen, wie auch aus Gläsern Alkoholisches und Alkoholfreies. Ihre Hände beginnen zu zittern, wieder weint sie, kann es endlich, aber sie schluchzt derart heftig, daß irgendjemand es hört.

 

Ein Sicherheitsmann klopft und fragt, ob sie Hilfe wolle.

 

"Nein, natürlich nicht aber danke der Nachfrage." Ihre Stimme klingt ja erbärmlich, sie erschrickt vor sich selbst und hält inne. Es ist eben jenem Mann an der Tür zu verdanken, daß Sgrumie Madleine die Tür öffnet und sich der anderen Frau anvertrauen möchte, aber....Ralph ist Madleine gefolgt und steht in der Tür, als Madleine auf Sgrumie zugeht. Er klinkt sich in dem Moment ein, als Madleine gerade sagt:

 

"... höre auf, dir an Irgendwas die Schuld zu geben, Sgrumie."

 

 

"Ihr sprecht doch nicht an gemeinsamer Schuld, was Mariannes Tod betreffen würde?"

 

Erschrocken dreht sich Madleine um und errötet, ärgert sich sofort,denn nichts hasst sie mehr .

 

"Darum geht es auch nicht." "Ich weiß, welche andere Schuld sie meint: ja, wir sind gemeinsam mit Marianne hierher gekommen um Spaß zu haben mit Arbeit und während der Zeit, in der nur Erholung wäre und nun.."

 

 

"Ich habe keinen gezwungen, sich mein schlechtes Drehbuch durchzulesen und auch nicht her zu kommen." "Als ich las, war mir klar - und hätte auch dir klar sein müssen - daß es eine Provokation darstellen sollte und warum sollten wir weder lesen noch kommen? Neugierde ist natürlich auch dabei gewesen und auch das weißt du, wie genau du mich kennst, fast möchte ich dich ja hassen, aber du hast natürlich an Mariannes Tod keine Schuld."

 

Er erwähnt nun noch, welche richtigen Vermutungen Sgrumie angestellt hat und endet mit der Frage:

 

 

"Warum das alles? Und was mich noch interessieren würde: wie kommst du dazu, so über mich zu denken, zu urteilen, ja ,mich fast zu verurteilen, als hätte ich dir persönlich geschadet?!"Je ärgerlicher er wird, um so ruhiger wird seltsamerweise  Sgrumie. Es scheint, als hat sie nur auf genau diesen Moment gewartet , sie lächelt nur, was ihn bewegt, Folgendes zu sagen:

 

"Ach, du bist ruhig? Wie ist das möglich, aber ich denke, dies ist kein Scherz und ein Mensch ist tot, aber möglich, daß dich der Tod an sich nicht mehr schrecken kann, oder?"

 

 

Diesmal weicht sie seinem forschenden Blick aus, schaut zu Madleine hinüber, diese nickt.

 

 

"Ich nehme Madleine`s Kopfnicken als Erlaubnis, wenn ich jetzt aufklären darf: Mariannes Tod war von ihr in Szene gesetzt worden weil sie eben unheilbar krank gewesen ist und bat uns, dir erst dann etwas zu sagen, wenn du uns keine andere Wahl mehr lassen würdest, soweit ist es also gekommen und nun weisst du alles, was du wissen musst."

 

Starr starrte Sgrumie ihn mittlerweile an, sie starrten sich beide an, sein Blick war eiskalt immer noch, als er sagte:

 

 

" Na, wie reizend, alle habt ihr es gewusst, mir verschwiegen, wie es sein konnte, daß Marianne sich nicht mehr beherrschen mochte, sie konnte es einfach nicht mehr. Egal, was sie noch gewünscht hat, Ihr hättet zur Abwechslung mal auch an mich denken können und das Vertrauen wäre gut gewesen, oder?"

 

Als er auch noch darauf anspielte, das Vertrauen gerade auf so einer Insel wie dieser die einzige Möglichkeit gewesen wäre, Marianne zu helfen, wenn das gegangen wäre, erschauerte Sgrumie und den Schweiß fühlte sie den Rücken entlang laufen. Weiß Ralph vom Hören-Sagen, was dieses für eine Insel ist oder vermutet er nur? Sie überlegt und sie tut das zu lang für die Begriffe des wartenden Mannes, der nervös mit den Fingern irgendwo gegen klopft. Er missversteht ihr Schweigen und fragt entnervt und immer aggressiver werdend nach:

 

"Ach, man vertraut mir also in keinster Weise mehr, wenn man das denn je getan hat? Was habe ich an mir, daß man mir misstraut, vorgibt, Angst vor mir zu haben, obwohl man immer behauptet hat, man würde mich lieben? Was oder wer bildet Ihr euch ein zu sein? Und warum zieht man RF mit hinein? Dann können wir auch demnächst diese Insel verlassen.."

 

Madleine beobachtet unruhig Sgrumie,die nach wie vor äußerlich ruhig wirkt, aber vor Wut kocht. Sgrumie tritt eilig zu Ralph hin und giebt ihm eine kräftige Ohrfeige, die ihm sagen soll, er möge sich gefälligst zusammen reißen und nicht herum schreien.

Bevor sie ihm eine 2.geben kann, weil er eher erstaunt, verblüfft als ärgerlich drein schaut, ergreift er sie beim Arm, versucht in ihr umzu drehen.

Beim Versuch bleibt es, weil Sgrumie schneller reagiert als er, sie lächelt nur sacht, löst sich aus seinem Griff, streicht ihr Kleid glatt.Atemlos erstarrt er, hat er doch mit so einer Kraft nicht rechnen können, noch nie hat ihn eine Frau so sehr gedemütigt wie diese.

 

"Was denkst du dir?!"

"Sie denkt sich, daß du wie wir auch hier zur Arbeit sind, du bist ein sehr normaler Mann, zwar berühmt, aber nichtsdestoweniger ein Mensch, der auch die Gefühle von anderen Menschen zu respektieren hat, die durchaus mal eine andere Meinung haben dürfen als du.."

 

 

Madleine erinnert sich an ein Gespräch mit einem seiner Fans, der nur deshalb aus einem Portal rausgeworfen worden war, weil er sich wohl 1. zu sehr über seine Vergangenheit ausgelassen, 2.Werbung zu sehr kritisiert hatte und 3. ihm auch noch widersprochen hatte, nun:

dieser Fan mochte 4. seine Identität erkannt haben , denn gewisse Beiträge konnten einst nur von ihm stammen obwohl das Gerücht bestand, er sei dem weltweiten Netz gegenüber eher desinteressiert, das Gegenteil war der Fall.

Madleine hatte einst dem Fan geholfen, mit ihm direkt versucht Verbindung auf zu nehmen und er hatte ihr lachend erklärt, daß man sich auf ihn berufen dürfe,wenn seine übereifrigen Leute wieder einmal übers Ziel hinaus schiessen sollten. Unzufriedene Fans, so seine Meinung, wären irgendwann gar keine Fans mehr und er hätte kein Interesse, alle möglichen Leute zu verärgern.

 

"Natürlich  möchte ich das, aber Unverschämtheiten darf sich niemand mir gegenüber heraus nehmen, auch sie nicht."

"Sgrumie will dich nur davon abhalten, in Selbstmitleid hinein zu segeln, das hilft nun keinem von uns." "Und ich will vermeiden, daß es noch einen unschuldigen Betroffenen gibt, dein Kind."

 

 

Ralph hält nun doch Sgrumie fest, vorsichtiger, denn ihre Kraft ist es vor allen Dingen, was er an der herben, aber schönen Frau zu bewundern beginnt. Sie lächelt nun sehr zaghaft, sieht ihn überaus ruhig an, fügt hinzu:"Hinter der Nebelwand können wir alle etwas tun, was uns ablenken kann, so lange wie nötig.."

 

 

Gerade will sie sich von ihm lösen, als er zögernd sagt:"Tut mir leid, wenn ich.." Entschuldigungen sind ihm schon immer schwer gefallen, da er es selten zu tun brauchte bisher. Denn alles, was man von ihm kennt:

 

Perfektion, wozu da Entschuldigungen?! Sgrumie nickt und erwidert sehr leise:

"Jeder weiß, wie es dir gehen muß, aber es wird langsam Zeit, daß du ins Leben zurückkehrst, ein anderes Leben versuchst, ohne Marianne, du solltest es wollen. Und wir helfen, wenn du möchtest."

 

Ihre sanfte Art ist es, die ihm verdeutlicht, wie seine Berühmtheit hier ein Nichts ist, hier ist er nur ein Mann wie RF auch. Voller Fehler, Unsicherheit und der Ungewißheit, was die Zukunft noch für ihn bereit hält. Er schliesst für Momente die Augen, fährt sich durchs Haar, setzt eine Mimik auf, die allenfalls Verwunderung ausdrücken soll, aber er ist unsicher, noch zu unglücklich.

Und er ist zu stolz, um seine Trauer zuzugeben, er will jetzt noch nicht trauern. Und noch etwas hat er wahr genommen: diese Frau zeigt derart viele Emotionen, daß es an ein Wunder grenzt:

nachdem sie ihn erst geschlagen hat, spricht sie ihm nun Mut zu? Sgrumie ist tatsächlich im Wechselbad der Gefühle gefangen, die Hand schmerzt ihr und sie ist noch über sich selbst erschrocken, das hätte sie nie tun dürfen, aber er hätte sie nicht herausfordern dürfen, so nicht.Sie ist noch am Überlegen, was sie von ihm halten soll, als er sie plötzlich in die Arme nimmt, seltsame Art, sich ein 2.Mal zu entschuldigen, denn immerhin ist sie eine Frau und sie wird ihre Gründe gehabt haben, wütend auf ihn zu sein.

 

 

Sgrumie atmet nervös, ist aber nicht in der Lage sich zu lösen, genießt nur. Sie liebt diese kräftigen, langen Hände, das Heben und Senken seines Brustkorbes, das Atmen etwas über ihr, seine braunen, etwas zerzausten Haare, ihr wird fast schwindlig vor Glück.

 

Madleine und RF haben sich lange schon und leise davon gestohlen, sie beginnen beide zu hoffen, daß Ralph mit Sgrumie - so merkwürdig es auch anmutet -, dieser Frau, die so gar nicht in sein Schema zu passen scheint, seine nächste Zeit verbringen kann, ob Liebe oder nicht, erst einmal egal..

 

Zögernd geht Sgrumie mit ihm in ihre Räume, nur nicht in jenen, den sie in Unordnung gebracht hat, ebenso zurückhaltend nimmt er an und sieht sich fast scheu in ihrem riesigen Wohnbereich um, der nur einen winzigen Teil ihres Besitzes ausmacht. So sehr er auch versucht, Sgrumie eben nicht zu mustern, sie nimmt sehr wohl einen seiner Seitenblicke wahr und fühlt sich genötigt, zu erklären:

 

"Schon klar, daß ich wohl kaum ihrem Idealbild einer Frau entspreche, ich habe auch nicht darauf hingearbeitet, einem speziellen Mann zu gefallen.""Ich habe nun wirklich kein Idealbild von der Frau, die mit mir zusammen sein will, die es eine Zeitlang mit mir aushalten will, keine Ahnung, ob ich ihrem Bild von einem Mann entspreche, den sie sich vorstellen, aber warum siezen wir uns eigentlich? Aus Schamgefühl? Dafür dürften wir beide zu erwachsen geworden sein, oder?" Das mit dem Gefasel vom Idealbild, welches kaum in der Realität aufzufinden war, dient den beiden als Versuch, andere Gespräche in Gang zu bringen,vermeiden es bewusst, Intimes zu besprechen, denn für Sex dürfte es eindeutig viel zu früh sein, mutmasste Sgrumie. Sie lacht. "Das mit der Duzerei ist mir eher so rausgerutscht, es gehört sich wohl kaum, einen Künstler gleich zu duzen, man sollte wenigstens fragen, ob es ihm angenehm ist und ich wette, man hat dich nie gefragt, ob das Respektlose so geht, denn ich finde, es geht gar nicht. Nun, ich bin einverstanden, daß wir einander weiter duzen und du kannst mir glauben, auch die Ohrfeige.. eher so ein matter Versuch, dir zu erklären, wie gefährlich es wäre, in der Vergangenheit zu verbleiben und überall Misstrauen zu sehen, wo es das nun nicht gibt. Sie tut mir leid, sehr leid, ich habe das noch nie getan, weiß nicht, wie mir das einfallen konnte."Er nickt abwesend, Gedanken an respektvoll oder eben genau das Gegenteil kommen ihm nicht so schnell. Sgrumies Siezen machte ihm bewusst, daß sie ihn wohl sehr achten muss, zu sehr? Er hört ihr weiter zu, als sie fortfährt: "Du mußt sehr verzweifelt, sehr verletzt gewesen sein, als daß mit Marianne geschah und du erfahren hast, warum sie dich hinterging. Ihr wart einander offenbar sehr ähnlich im Stolz. Ich kannt sie ja nicht näher, aber sie war sehr schön. Ich hätte es gern miterlebt, das Glück von euch mit Kind. Wenn du magst, biete ich dir erst einmal nur meine Freundschaft an." Er blickt erstaunt in ihr Gesicht, erwidert:"Wenn ich eine Frau wie dich in meine Arme nehme, kommen mir normalerweise keine freundschaftlichen Gefühle hoch aber ich kann mir denken, was in dir vorgeht. Möglich, daß ich noch oft an Marianne denken werde, in Liebe und mit zärtlichen Gedanken, das hindert mich aber nicht daran, neue Empfindungen zuzulassen." Mariannes Namen auszusprechen fällt ihm noch schwer, er sieht Sgrumie nicht an, geht zum Fenster und beobachtet, wie einige Angestellten irgendwelches Obst ernten. Sgrumie hat zu tun, seine Worte in sich auf zu nehmen, denn der Klang seiner Stimme ist durchaus in der Lage, vergessen zu lassen, was er meint. Sie will schon, als er schweigt, sagen: "Sprich weiter, egal, was es ist, ich möchte dir noch länger zuhören." Doch sie beherrscht sich, betrachtet sich selbst im großen Spiegel und stellt fest, daß sie sich sehen lassen kann: schlank, kräftig, groß, etwas wild ihre Haare und das kurze Kleid trägt sie deshalb, um sich schnell von einem Ort zum anderen bewegen zu können, ihre Beine schlägt sie lässig übereinander.Ralph hat eigentlich erwartet, daß sie irgendetwas erwidert, versteht ihr Schweigen falsch und fragt irritiert:"Ermüde ich dich gerade?" Sie wehrt ab, sagt nun:"Unsinn, ich bin so schnell nicht müde zu bekommen. Wie du da am Fenster stehst, hat mich das an jemanden erinnert, ich weiß nicht mehr an wen." Hier lügt sie, aber es ist ihr einfach zu peinlich, sie empfindet es als grotesk, ihn mit dem zu vergleichen, den er einst darzustellen hatte. "Welche Bedeutung hat eigentlich der Name Sgrumie, doch sicher nur ein Spitzname oder Synonym?" "Ja, meinen richtigen Namen fand wohl jemand zu umständlich, zu lang, was weiß ich: Marie-Catherine-Isabel Montradur, aber ich höre auch auf Cathy, wenn du mich denn lieber so nennen möchtest, nur zu." Ihr Familienname erinnert ihn an ein uraltes spanisches Adelsgeschlecht, aber er geht nicht drauf ein. Im Bad selbst der marmorne Fußboden, Spiegel sicher aus nicht echtem goldenen Rand, er weicht seinem eigenen Spiegelbild aus, als er seine Müdigkeit wahrnimmt. Er bittet Sgrumie, sich bei ihr etwas hinlegen zu dürfen. "Wenn dir das Sofa erst einmal genügt?" "Natürlich, warum denn nicht." Aber jenes Möbelstück verwundert ihn fast zu sehr, jedoch nicht so sehr, daß er auf ihm sich nicht niederlassen könnte. Nur die schützende Abdeckung fehlt, einst diente sie dadurch, das antike Sofa mit der kostbaren Bespannung sorgsam zu behandeln. Sgrumies Lächeln ist eigenartig, als er sich niederlegt und fast auf der Stelle einschläft. Sie beugt sich zu ihm hinunter, deckt ihn leicht zu, denn selbst wenn die Temperaturen hier immer angenehm erscheinen, eine leichte Kühle weht in ihren Räumen, gleichmäßig gemütlich für sie, aber möglicherweise für ihre Gäste zu kalt.Er scheint ihre Fürsorge im Unterbewußtsein zu spüren, öffnet die Augen einen Spalt und zieht ihre Hand an sich. "Ich nehme an, daß wir heute noch mehr tun als nur uns entspannen?" "Wenn du dich ausgeschlafen hast, warum nicht, hier haben wir viel Zeit."So ruht er denn ein wenig aus und danach gehen beide zu RF und Madleine. Sgrumies Vorschlag, die weitere Gegend hinter der Nebelwand zu erkunden, wird dankbar angenommen und so stehen sie binnen kurzer Zeit im Nebel, der um sie herum eine düstere Atmosphäre des Unwirklichen verbreitet. Die Gastgeberin bittet noch:"Wundert Euch nicht zu sehr, manches wirkt vielleicht erstaunlich, erschreckend, es gibt aber absolut nichts, vor dem man sich fürchten muß." Als sie auf der anderen Seite anlangen, betreten sie das Duplikat jenen Bodens, auf dem Marianne gefunden wurde. Schlimmer noch, ihr Körperabdruck ist zu sehen, was Ralph nun doch dazu bringt, etwas ins Straucheln zu geraten, Madleine ergreift seinen Arm, er schüttelt den Kopf. "Alles in Ordnung, mir geht es gut, es war nur so als ob.." Er will seinen Eindruck nicht laut äußern, es klänge zu verrückt, aber Madleine, die Gedanken lesen kann, nickt unauffällig. Ja, es scheint so, als habe man den leblosen fraulichen Körper gerade erst davon getragen..Sie sehen aus der Ferne ein riesiges Gebäude, welches Sgrumies Hotel in jedem Detail ähnelt, sie verneint. "Was Ihr da seht, ist kein Hotel, es ist nicht wirklich da, alles nur Schein .." Und wirklich, als sie fast die Tür erreicht haben, verwandelt sich das Gebäude in einen Berg mit einem Zugang, den sie eilig hinter sich lassen. Die Felsenwände glitzern, als wäre hier alles aus einem Märchen. Vielleicht bauen irgendwo gerade Zwerge Gold ab?Die andere Seite ist ebenfalls schnell errecht, aber nun erschreckt sie alle ein kindlicher Aufschrei und Ralph, der als erster seinen Fuß ins Freie setzt, will sich zu einer sehr zierlichen Gestalt beugen, um dieser aufzuhelfen. Sgrumie zieht ihn zurück. Er reißt sich jedoch von ihr los, dreht das Mädchen so, daß er ihr Gesicht sehen kann: er erstarrt, als Mariannes Gesichtszüge zu deutlich zu erkennen sind, weicht zurück. "Ich habe dich warnen wollen, nur das. Dieses Mädchen ist offenbar deshalb mit Mariannes Gesichtszügen hier, weil Mariannes Seele teilweise in ihr wohnt, jede Seele sucht sich unter anderem hier einen Wirt bis auf Weiteres, aber ich denke, wir gehen zurück.." Ralph ist leichenblaß geworden, lehnt sich an eine Felswand, die teilweise im Dunklen liegt, ihn muß man nicht fragen, wie seine Meinung ist. Er fährt sich nervös durch das Haar, bis RF zu ihm geht und ihn auffordert, mit ihm den Frauen auf dem Weg zurück zu folgen. Sie schweigen sich beide aus, RF will auch gar nicht wissen, wie es in dem anderen Mann aussieht.An den nächsten Tagen passiert so gut wie nichts, Sgrumie, RF und Madleine sind sich einig, daß sie sich allein erst einmal auf die Seite hinter dem Nebel umsehen sollten, Ralph ist ihnen zu wichtig für die Tätigkeit und in 1.Linie als Mensch, dem es nicht so gut ging. Aber wie ihm das klar machen? Madleine übernimmt diese Aufgabe, sie sucht ihn an einem Morgen auf, als er seinen Sohn umsorgt. Sie unterdrückt zaghaft ein Schmunzeln, als sie sieht, wie er dem kleinen Fratz zuspricht, anscheinend ist dem gar nicht so sehr nach einer Mahlzeit aus der Flasche. "Gedulde dich auch, du mit deinem Hunger auf Brötchen und du auf das, was du gern tun möchtest," spricht die Frau und beobachtet ihn, wie er darauf reagiert. Er übergibt der Kinderfrau den Sohn und geht sehr langsam auf Madleine zu. "Ich werde dir jetzt keine Szene machen, das ist nicht mein Ding, aber wie kommt ihr dazu, hinter meinem Rücken Entscheidungen zu treffen? Im Gegenteil, es geht jetzt also los, endlich und Ihr könnt mich nicht an der Mitarbeit hindern, oder doch? Vertritt mich vielleicht RF?" Einen kurzen Augenblick taucht in Madleines Hirn die Idee auf, daß RF das ungefähre Abbild von Ralph darstellt und es sei eigentlich egal, wer da den grandiosen Briten gibt, natürlich sagt sie ihm das nicht. "Nun, wenn du unbedingt willst, aber auf Vorwürfe verzichtest du denn hinterher besser, wenn irgendwas geschehen wird, was ja dort nicht ausgeschlossen ist.." Er nickt, ergreift sacht ihren Arm und kann gar nicht schnell genug zu RF und Sgrumie kommen. "Hast du nicht.." "Doch, ich habe, er möchte unbedingt und möglich, daß es das Richtige ist."  "Es ist für mich eine Abwechslung, mehr noch: ich kann im Wechsel meinem Kind ein Vater sein und eben das tun, was ich wirklich tun will: ausprobieren, ob ich in meinem alten Job was tauge." Madleine und nur sie hörte heraus, was sich für sie der Beginn einer Resignation anhörte. Er hat so lange nicht gedreht, nichts am Theater getan, klar, daß solche Gedanken auftauchen können, denkt sie. Laut sagt sie: "Unsinn, niemand treibt uns hier an, hier entscheiden wir alles allein und machen nebenbei Urlaub auf dieser wunderschönen Insel, los denn also, Sgrumie, bring uns in die Welt hinter dem Nebel!" Auf dem Wege dorthin erklärt Sgrumie, was Ralph dort erwarten wird. "Natürlich gibt es keine menschlichen anderen Schauspieler als dich und RF, es werden Computer sein, die wir programmiert haben, frage nicht wann, es sollte eine Überraschung für dich sein und nicht Gegenstand für Streitereien. Diese Computer sind ähnlich aussehend wie Menschen, können aber auf kurzfristige Änderungen erst dann reagieren, wenn diese Anweisungen auch wieder programmiert wurden, also wäre es besser, du hälst dich an deinen Text und dichtest nicht aus Versehen andere Passagen hinein." Auch wenn ihn Einiges erstaunt, die letzte Provokation überhört er, Sgrumie hat doch so gut wie keine Ahnung von seiner Tätigkeit, also nimmt er sie nicht so ganz ernst, jedenfalls nicht im Augenblick.Auf der gegenüberliegenden Seite erwartet sie diesmal wieder keine Normalität, das Wasser kann sprechen. Und nicht mit männlicher, nicht mit weiblicher Stimme, eher kindlich hört es sich an, was da ertönt:"RF ist bekannt, was kommen kann, dem anderen noch nicht, der wohl zweifelt oft an sich. Madleine, die du beide Männer liebst, den einen im Stillen, den anderen mehr, als du denken kannst, du sollst nicht Schicksalsgöttin spielen, das tue ich, wenn es an der Zeit dann ist. Sgrumie, die du diese Welt erschaffen hast, wundere dich nicht, wenn was aus dem Ruder läuft und die Welt nicht immer zu regieren ist.." Sgrumie weiß zwar, daß diese Stimme die eines Orakels darstellen soll, aber auch ihr erschließt sich nicht völlig der Sinn, RF zieht Madleine an sich, sagt tonlos: "Das sprechende Wasser meint, in mir und in Ralph stecken ja 2 Menschen: der, der man vorher war und der, der man jetzt ist, kein Grund, irgendwas zu vermuten, Madleine, weiß gar nicht, warum du so verschreckt drein siehst." Sein Blick wandert zu Ralph, er schüttelt den Kopf, findet es aber alles nur witzig.Als sie endlich das Wasser verlassen können, teilt es sich und sie sehen einen Abgrund. "Wir müssen hier hinunter, keine Bange, aber leider gibt es nur diesen einen Weg. Ich habe das nicht so erdacht, jemand hat mir dazwischengepfuscht." Sgrumie lässt sich nieder und lässt sich auf dem sanft abfallenden matschigen Untergrund einfach hinuntergleiten, die anderen folgen ihr. Merkwürdigerweise sind sie nicht schmutzig, es klebt eher etwas wie eine goldige Flüssigkeit an ihnen. Als sie am Fuße des Berges so entlangsehen, finden sie die richtige Markierung wieder, die Sgrumie vor Tagen dagelassen hat: ein Pfahl mit Pfeil auf dem nur steht: "Hier entlang!" "Doch sehr aufschlußreich und fast deutet das auf Humor hin," Ralph findet sich nun auch damit ab, daß diese Gegend nicht unbedingt das Paradies zu sein scheint und neugierig folgt er der schnell ausschreitenden kräftigen Frau diesmal steht das Duplikat ihres Hotels da und verschwindet auch nicht. Hinter der Tür erwartet sie keine riesige Eingangshalle, eher so ein altertümlicher Bereich, den der Fluggast nach oder vor seinem Flug sieht, wenn er irgendwo hereingebeten wird, um sich Fragen zu stellen, egal, welcher Art."Interessant und wie nun weiter?" Ralph sieht sich zu den Frauen und zu RF um. Madleine fällt schnell ein, wie sehr sich der Schauspieler einbildet, er bräuchte haargenaue Anweisungen, um auch alles exakt aussehen zu lassen und auch Sgrumie lächelt etwas beschwichtigend und sagt gezwungenermaßen ruhig:"Ist doch ganz einfach oder soll ich dir jetzt deinen Text vorlesen, den du seit langer Zeit im Kopf hast?"Der Mann kommt weder dazu, sich zu ärgern noch sich zu wundern. Gerade ihre Frage hat in seinem Gedächtnis eben den Text abgespult, mehr noch: er sieht sich selbst sitzend, wie er den Text das 1.Mal las, einmal gelesen und nicht mehr vergessen, so wie er es immer kannte und kennt.Während alles wie am Schnürchen abläuft,er also für knapp 2 Stunden ausprobiert, wie er zurechtkommt, führt Sgrumie RF und Madleine in das Stockwerk über der Szenerie. Hier befinden sich jene Geräte, die so benötigt werden für Licht, Geräusche, Effekte usw. Alles vollautomatisch und noch einige andere Appraturen, deren Sinn Sgrumie RF und Madleine erklärt. "All das, was er unten tut, wie er es tut, wird aufgezeichnet und nebenbei können wir überprüfen, ob mit ihm alles in Ordnung bleibt, so eine zusätzliche Sicherung, die dann sinnvoll ist, wenn er der Meinung sein sollte, er müsse sich überfordern. Wenn er klug genug ist, wird er das dann eben nicht tun, das medizinische Gerät hier lässt sich nicht beschummeln." Madleine und RF werfen mehr als einen Blick dorthin und sie werden bald erkennen, wie günstig es ist, das zu tun...Die ersten 2 Wochen verlaufen sehr angenehm und jeder findet einen Tagesablauf für sich. Dann bemerken Sgrumie, RF und Madleine, daß Ralph jeden Morgen länger im Bad benötigt. "Bisher dachte ich immer, Frauen sind nur eitel, aber muß er jetzt auch noch damit anfangen?" RF aber ahnt, daß es natürlich keine Eitelkeit ist, sondern er geht mit einem Gefühl tiefster Besorgnis in das Bad, welches Sgrumie und Ralph gemeinsam benutzen und richtig: die Dusche ist in Betrieb, Wasser fließt ohne Unterbrechung auf einen Mann nieder, der am Boden sitzt und unfähig ist sich zu rühren. Sgrumie drängt RF nun doch beiseite und bevor dieser ihr helfen kann, ergreift sie ihren Freund unter den Armen und zieht ihn heraus. RF wirft ihm den Bademantel über, nicht, weil Sgrumie etwa zu sehr erröten könnte, sondern weil er bemerkt, wie der Mann geraume Zeit gefroren haben mag, doch warum blieb er dann so lange unter der Dusche?"Marianne ist zurückgekommen," hören die beiden erstaunten Retter und Sgrumie kann nur denken:"Ich hoffe mal nicht, daß mich auch noch ein Geist heimsucht, ich wünschte, wir könnten den spirituellen Teil aus unserem Leben verbannen, lustig wird das sonst nicht mehr. Erst als sie beide den Mann zurück ins Bett gelegt haben, kommt Madleine und befragt RF, was nun wäre. "Das wird dann die Pause, die du dir eigentlich gewünscht hast, nein, die wir alle wollten. Irgendwas ist geschehen, aber was.. keinen blassen Schimmer. Marianne hat damit zu tun, kannst du mir sagen, was das soll?" Madleine schüttelt den Kopf.Da es dem Gefährten immer schlechter geht aus irgendwelchen Gründen, müssen sich die Freunde zurückziehen und erst einmal den Ärzten und einigen Pflegern das Feld überlassen.   

 

 

 

 

6.Teil

So wechseln sie sich ab und Madleine kann ihre Betrübnis nicht sehr gut verbergen, muß sie ja auch nicht, RF bittet sie leise, Sgrumie und den Pflegern den Platz zu überlassen, widerstrebend tut sie das. Bevor Sgrumie sich allerdings zur Wache entschließen kann, fällt ihr auf, daß einige der Ärzte Karten spielen und dann rollt auch noch eine leere Flasche aus einer der Ecken. Wütend hebt sie diese auf, riecht an ihr. Alkohol? Den hat sie doch strengstens untersagt, auch im Interesse ihres Personals, welches sich manchmal aus gestrauchelten Existenzen zusammensetzt, gar viele der Frauen und Männer sind auf ein gutes Zeugnis von ihr angewiesen, um auf dem Festland einen Neustart wagen zu können. Ist sie bisher immer zu gutmütig und nachgiebig gewesen? Müde setzt sie sich, weist einen der Ärzte an, sich um den Erkrankten zu kümmern, dies hier belastet zu sehr, sie sieht sich um und fragt: "Wen muß ich nun aufs Festland zurücksenden?" Natürlich kommt keine Antwort. So sagt sie weiter:"Wir können das ganz einfach gestalten: jeder, der Alkohol getrunken hat, wird pusten müssen und dann finde ich Ersatz. Oder eine andere bessere Lösung.. Da meinem Freund bisher noch nicht viel Schlimmeres widerfahren ist, was allerdings nicht euer Verdienst ist: jemand führt mich dorthin, wo das zusammengebraut wurde und ich entscheide neu, ob das allgemeine Alkoholverbot etwas aufgehoben wird. Kann aber nur funktionieren, wenn alle dann zur Stelle sind, wenn sie gebraucht werden, egal, ob es tief in der Nacht oder früh am Morgen ist..Nun?" Da die letztere Möglichkeit eine Erleichterung bringen kann, geleitet sie einer der Assistenten zu einer Etage, in der sie noch nie war. Dort stehen Kessel, in denen gerade etwas vor sich hinbrodelt.

Bier oder auch Wein, jedenfalls süßlich. “Ein neuer Likör, wenn Herrin probieren wollen.” “Ein bißchen dreist,oder nicht?” Ihr Personal hat offenbar zuviel Zeit... Sie sieht sich Behälter an, in denen eine Flüssigkeit herumschwimmt, die aus unbekannten Zutaten zu bestehen scheint. “Naturprodukt: Bier aus Bananen, Apfelsinen, Mandarinen..” “Gewiß sehr gesund..” Spöttisch langt sie nach einer sehr kleinen Flasche, probiert. Likör, der in seiner Lieblichkeit nicht mehr zu übertreffen ist, der geradezu eine Melodie in ihr erklingen lässt, sie meint von Ferne sämtliche Geister auf sich zukommen zu spüren. Ihr treten Tränen in die Augen und sie hat noch nie geweint, weder als Kind, noch als junge Frau und nun scheint es also Zeit für diese Art von Gefühlsausbruch. Kummer und Verstörtheit, Anflug von Angst und Sorge, all das. Sie kennt bisher nur Sarkasmus und wenn sie lacht, dann eher grob, fast männlich. Likör, der aus ihrem Inneren das echt Weibliche zutage fördert? Ärgerlich will sie die Flasche zerschlagen, beherrscht sich aber. “Nun also. Unter der Bedingung, dass mir ab sofort alle Dienstpläne vorgelegt werden oder meinem Assistenten, ich entscheide hierüber noch gar nichts..” Der Assistent bringt sie zu Madleine und RF zurück.

Nachmittag und Sgrumie hat von jenem Moment, als sie wieder aus der geheimen Laboreinheit herausgekommen ist, etwas Sport getrieben, ihre Wut im Wasser ausgetobt, ist auch in der Nähe der Nebelwand gewesen. Mariannes Seele begegnet ihr vorerst nicht. Ralph erwartet sie, wie man ihr sagt, am Strand, er hat es sich in einem der Liegestühle gemütlich gemacht. Sie will sich nicht mehr wundern, wie schnell er wieder obenauf zu sein scheint, sie nähert sich ihm in der Annahme, er wäre eingeschlafen, aber er ist hellwach. Die Sonne scheint auf sein Gesicht mit einer Kraft, die man auf dem Festland so schnell nicht erlebt und die für gewöhnliche Menschen zu intensiv wäre. Er aber lächelt vergnügt, etwas jungenhaft Alberneskommt in ihm hoch, was er nicht einordnen kann, denn natürlich hat ihm keiner die Vermutung erzählt: möglich, dass er jünger würde. Sgrumie hat vor diesem Moment Angst, lässt sich auf dem Sand nieder, zieht die Knie an.

“Du bist es, wie lange wolltest du mich noch warten lassen?” Streng klingt das nicht, heiter beugt er sich zu ihr, zieht sie in seine Arme, atmet ihren Duft ein: herb, weiblich dennoch, spürt die Wärme ihrer braunen Haut. “Es geht dir wirklich wieder gut?” Besorgt sieht sie ihn an, er lacht. “Natürlich und ich möchte die nächsten Stunden nur eines tun: dich ansehen.” Dabei sind Sgrumies Haare zerzaust, die Beine sandig, ihr lockeres Hemd umspielt gerade mal ihre Oberschenkel, aber das Drahtige ihrer Erscheinung - eben kein Gramm Fett - verblüfft den Mann immer wieder. Sgrumie istso voller Selbstzweifel, dass ihr nicht sofort einleuchtet, warum er sie ansehen will, sie konzentriert sich auf seine Augen, bevor sie ihre Arme um ihn legt. Mühelos trägt er sie in das Zimmer, welches sie beide schon zusammen gesehen hat und Sgrumie erlebt nun wirklich, wie viel Kraft in ihm steckt. Sie lässt sich stundenlang nur treiben, versteht nach und nach, dass es eben nicht nur ihre Geschmeidigkeit ist, die ihn an ihr reizt.

Nachzuholen giebt es so viel für beide und das sind nicht nur oder nicht unbedingt nur Gespräche. Lachend bekommt sie mit, dass er während der Zärtlichkeiten genau so gern redet wie sie und oft hört sie einfach nur gern zu. Ist das schon Liebe?

Gegen Morgen erst schlafen sie Arm in Arm ein, erwachen wenige Stunden darauf fast zeitgleich.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.08.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Wie könnte es anders sein? Sein Name wurde schon so oft falsch ausgesprochen, dass es ihn mittlerweile kaum noch nerven wird,oder: im Gegenteil? In "Schindlers Liste" der böse Nazi, in "der ewige Gärtner" der Diplomat usw.Es gibt diverse Fanseiten im Internet. Ich bezeichne mich als der beobachtende Fan, nicht der Stalkende, was wäre das auch für ein Unsinn für mich: habe weder Zeit,Lust, noch Geld um RF nach zu reisen zu allen Drehorten...

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