INHALTSVERZEICHNIS
Grand Comfort
Die Schlange im WC
Wenn's pressiert
Warum Inder Vegetarier sind
Grand Comfort
Der Campingplatz in Montpellier schaut vielversprechend aus und der Rezeptionist gibt uns eine Parzelle Grand Comfort. Die sanitären Anlagen geben immer wieder Anlass zu Stirnrunzeln. Manche sind mit Marmor und viel Luxus ausgestattet, manche sind so rudimentär, dass es keine Sitzringe auf den Toiletten, kein Toilettenpapier und auch keine Handseife, geschweige denn warmes Wasser hat. Die Eigenheiten der verschiedenen Anlagen geben immer wieder Stoff zum Staunen. Hier in Montpellier bekommen wir unser eigenes privates WC/Dusch-Häuschen. Allerdings ist der Grand Comfort eher dreckig und ich putze zuerst das WC, dann reinige ich die Dusche. Dabei werde ich sofort heiss abgespritzt. Die Dusche funktioniert mit einem Bewegungsmelder, den ich beim Reinigen ausgelöst habe. Wer kommt auf so eine meschuggene Idee? Ils sont fout les français.
Die Schlange im WC
Ich erinnere mich, als Beat von einem Toilettenbesuch völlig nass gespritzt und verdattert zurückkam. Auf Nachfrage erzählte er etwas von einer Schlange. Sofort stellten wir einen Rettungstrupp zusammen und wagten uns mutig zum Ort des Geschehens. Alles sah ganz friedlich aus, bis Beat uns demonstrierte, was er gemacht hatte. Wir beugten uns erwartungsvoll über die Toilette. Beat drückte auf den Spülknopf an der Seite und wir starrten gebannt auf das kleine metallene Schlänglein, das sich von hinten nach vorne in die Schüssel bewegte. Und pflatsch, waren auch wir alle nass. So wurden wir in die moderne Technologie des Dusch-Wc’s eingeführt.
Wenn’s pressiert
Nicht immer hat es in südlichen Ländern heisses Wasser zum Geschirrwaschen, besonders in Portugal und Spanien,. Wie da die fettigen Paellapfannen sauber werden, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich macht das gerade den speziellen Geschmack einer echten Paella aus. In Stes Maries de la Mer in der Camargue sind die sanitarischen Einrichtungen ok. inklusive heissem Wasser zum Abwaschen. Duschen und Toiletten sind unisex. Sie sind allerdings etwas speziell angeschrieben. Man tritt durch die Abwaschsektion ins Gebäude, dann geht es entweder scharf rechts oder links. Rechts sind die Toiletten, links die Duschen. Angeschrieben ist das ganze hoch über den Köpfen an Dachlatten, kurz nach der Abzweigung. Ich war gerade an einer heiklen Stelle im Abwaschprozess angelangt. Ich versuchte das heisse Abwaschwasser aus meinem Plastik Becken in den Ausguss zu leeren ohne mich selber voll nass zu machen. Da wird die Türe mit Gewalt aufgestossen und ein Wirbelwind in Form eines etwas zehnjährigen Jungen fegt hinter mir durch zu den Duschen. Wenige Schritte dahinter folgen ein Vater und eine kleine Tochter in etwas gemässigterem Tempo. Plötzlich höre ich einen gestressten Vater rufen: „Oh Gooood, Noooo Gavin!!!“ Gavin schlendert sichtlich erleichtert aus der Dusche. Nun ja, für heute habe ich bereits geduscht und bis morgen kommen die Reinigungsleute wieder vorbei.
Warum Inder Vegetarier sind
Unsere Kollegen, Chrigel und Irma haben sich ihren Lebenstraum erfüllt und sind auf eine lange Reise in ferne Welten aufgebrochen. Sie haben drei Kontinente bereist, Europa, Asien und Afrika. Mit ihrem Landcruiser, den sie zum Wohnen umgebaut haben, lieben sie es, schöne, idyllische Orte zu erkunden und auch dort zu verweilen. Meist versuchen sie auf einem Campingplatz oder zu mindest im Garten eines Hotels oder Restaurants zu Übernachten. Aber die schönsten Plätzchen sind grösstenteils abseits der normalen Touristenorte. Goa in Südindien hat eine besondere Anziehungskraft mit seinen Farben, Gerüchen, wunderschönen Stränden und hilfsbereiten Menschen. Die schönsten und romantischten Plätze zum Übernachten liegen etwas abseits, vielleicht in der Wildnis, am Strand oder in einem lauschigen Wäldchen. Ein speziell schöner Strand hat es Irma angetan. So ganz alleine ist man zwar nirgendwo, aber ruhig und friedlich ist es allemal. Chrigel spricht etwas mit anderen Offside Campern und erkundigt nach den sanitarischen Einrichtungen. Sie sollten sich keine Sorgen machen, es würde alles bestens weggeräumt. Der Ort ist sauber und schon nach wenigen Minuten kommt ein Manog-Man, ein fliegender Händler mit frischen Früchten und Bier vorbei. Er hat seine ganze Ware auf ein altes Fahrrad ohne Luft in den Reifen gepackt und schiebt seinen Gemischtwarenladen von Camper zu Camper. Offenbar ist der Ort ein Geheimtipp unter Goafahrern. Chrigel und Irma entspannen sich beim Frühstück mit frischen Früchten, beim Bummeln durch den farbenprächtigen Markt im nahen Dorf und schwimmen im warmen Indischen Ozean. Sie grillen frischen Fisch direkt vom Fischer geben sich einer wohligen Siesta hin und gegen Abend, nach einem spektakulären Sonnuntergang setzen sie sich zu einem Candle light dinner unter einem strahlenden Sternenhimmel an den Strand. Das Paradies schlechthin. Bis, ja bis die Natur ihren Tribut fordert und sich ein dringendes Bedürfnis nach Erleichterung meldet. Offizielle Toiletten gibt es hier nicht. Meistens reicht es ein Loch zu graben und wieder gut zu zu decken. Aber hier macht sich niemand die Mühe. Obwohl es viele Camping Touristen hierher verschlägt ist alles sauber und das hat seinen Grund. Man muss allerdings sein Timing im Griff haben. Kurz nachdem Chrigel sich wohlig hingehockt hat ruft schon Irma: „Pass auf, eine Sau kommt“ und tatsächlich nähert sich ein grosses Schwein und macht sich über die menschliche Hinterlassenschaft her. Eine ganze Herde ist hier für den Aufräumdienst zuständig. Es versteht sich von selbst, dass Schweinefleisch für lange Zeit vom Speisezettel gestrichen war.
Texte: Alle Photos: Copyright Beat Haug, www.fotomagic.ch
Tag der Veröffentlichung: 01.02.2009
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