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KAPITEL 16

Es waren genau 7 Tage nach ihrem Geburtstag, als Kate schon ein merkwürdiges Gefühl am Morgen hatte, als sie aufstand. Sie fühlte sich nicht wohl, konnte aber nicht genau sagen, woran das lag. Vielleicht würde sie ihre Periode bekommen.
Alles war wie jeden Morgen. Pat hatte ihr das Müsli und eine Schale auf den Tisch stehen gelassen. Sie brauchte nur zum Kühlschrank gehen, um die Milch heraus zunehmen.
Jeff und Phil waren schon zur Arbeit gefahren.
Kate hatte Unterleibschmerzen und ihr Kreislauf kam auch nicht richtig in Schwung. Sie überlegte, ob sie Pat anrufen sollte, um sich für heute krank zu melden. Die Ereignisse in den letzten Tagen waren viel gewesen.
Jeff hatte sich bei Darren, als er Kate vom Blumenladen abholte, entschuldigt.
Es war ihm nicht leicht gefallen. Die Abneigung die er gegen Darren hatte, konnte Kate noch deutlich sehen. Trotzdem hatte Jeff es über sich ergehen lassen, weil er genau wusste, das Kate ihm sonst nicht verziehen hätte.
Darren hatte seine Entschuldigung akzeptiert, aber sich nicht dazu geäußert. Darrens Stimmung war schon düster genug. Und Kate fragte sich, was in ihm eigentlich vor sich ging.
Kate schob die Müsli-schale beiseite, der letzte Bissen bekam sie einfach nicht runter.
Sie beschloss bei Pat im Laden anzurufen und sich krank zu melden. Pat machte sich wie immer Sorgen um sie. Sie wollte sie gleich zum Arzt schicken und sie gründlich untersuchen lassen, aber das konnte Kate gerade noch abwenden.
Manchmal ging ihr das übertriebene mütterliche Getue schon ein wenig auf die Nerven. Und heute war eben “manchmal”.
Sie ging an ihre Tasche und holte ihr Tagebuch heraus.
Ihre Gefühle waren so intensive, das sie eine Art Schublade brauchte.
Was würde aus ihr werden, wenn Darren sich nicht verwinden konnte? Vielleicht könnte Katharina es für sie tun. Aber Katharina würde ihr die gleiche Antwort geben, wie James, das war sie sich sicher.
Darren würde das Risiko nicht eingehen und Kate würde älter werden und seine Liebe verlieren, irgendwann. Was konnte sie schon dagegen unternehmen.
Er fehlte ihr. Jeden Tag spürte sie seine versteckten Zurückweisungen. Sie hinterließen kleine Blessuren, die vor allem wenn sie allein war, schmerzten.
Sie legte das Tagebuch wieder in ihre Tasche, als das Telefon klingelte.
„Ja!”
„Kate, ich bin´s!” Ihr Herz schlug schneller als sie Darren erkannte.
„Hi, woher weißt du, das ich hier bin?”
„Deine Tante hat es mir gesagt! Was ist los? Geht es dir nicht gut?”
“Doch, ich hab mich nur nicht wohlgefühlt heute morgen, aber es geht mir wieder besser!”
„Ich würde gerne mit dir spazieren gehen, ….. ich muss mir dir sprechen.”
Kate erkannte deutlich seine Besorgnis und noch etwas anderes aus seiner Stimme heraus hören. Kate wurde etwas unruhig, weil sie Besorgnis schon oft gehört hatte, aber das andere war seltsam.
„Ist alles in Ordnung bei dir?”
„Ich hole dich gleich ab, bis gleich!” Er legte auf. Schon wieder ausgewichen! dachte Kate.
Sie ging nach oben und zog sich ihre Jeans an. Ungeduldig wartete sie am Fenster, bis sie sein Auto kommen sah.
Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen was los war. Aber sie spürte, das es etwas schweres war. Sie sah es in seinem Gesicht, als er vom Auto auf sie zu kam.
„Komm, wir gehen hier ein Stück. Sie gingen gemeinsam die Straße entlang, die zu einem kleinen Wald führte. Darren sagte kein Wort den ganzen Weg entlang. Seine Laune war düsterer als je zu vor. Kate war fürchterlich angespannt und langsam begann Kate sich ernsthaft Sorgen zu machen.
Er lief weiter, sein dunkler Blick blieb auf dem Boden. Dann blieb er stehen und Kate konnte sein trauriges Gesicht jetzt ganz deutlich sehen. Glatt, weiß, makellos und schön. Das leuchten in seinen Augen war ganz verschwunden und seine Züge waren hart. Lange suchte er nach Worten. Dann atmete er tief ein und aus.
„Kate, …. ich muss fort.” Sie sah ihn lange an und verstand nicht.
„Was heißt das, du gehst fort?”
„Ich werde Pleasentview verlassen, für immer!”
Jetzt hatte sie begriffen. Sie starrte auf seinen Mund, in der Hoffnung das schiefe Grinsen zu sehen. Aber seine Mundwinkel bewegten sich nicht. Langsam schüttelte sie den Kopf.
„Es... ist nicht deine Schuld, Kate. Glaub mir, es ist besser so!“
„Nein, Darren bitte tu das bitte nicht!”
„Ich habe keine andere Wahl, Kate. Ich kann das nicht mehr länger zu lassen. Ich kann dir dein Leben nicht nehmen. Ich habe kein Recht dazu.”
„Aber das bedeutet, das du uns aufgibst!” Ihre Stimme wurde zittrig und dünn.
Er nickte.
„Ich gebe dich frei.”
„Nein, Darren, ich will nicht frei sein. Ich will mit dir zusammen sein.” Ihr Herz pochte kämpferisch gegen ihre Brust und schrie: <du verlierst ihn, tu was, du verlierst ihn , tu was!>
„Du hast Jeff, er ist dein Freund. Er liebt dich wirklich, mit ihm fühlst du dich nicht allein, Kate. Es ist besser für uns beide, glaub mir.”
Kate konnte nichts erkennen in seinem Gesicht, außer Härte und in seinen Augen nur Kälte.
Sie suchte es vergeblich, aber sie konnte nichts finden.
„Wir werden alle gehen, Kate. Den Menschen ist schon aufgefallen, das James viel jünger aussieht, als er in Wahrheit ist. Wir werden nicht wieder herkommen.”
Innerlich begann ihr Herz zu reißen.
Kate hielt den Moment inne. Sie war wie betäubt und konnte nichts fühlen.
Darren hatte sie noch einmal ganz kurz am Arm berührt. Noch einmal nahm Kate den süßen Schauer war, den er mit seiner Bewegung ausgelöst hatte, wahr. Schnell schloss sie die Augen, um ihn intensive zu empfinden, riechen und zu speichern.

Kate stand immer noch mit geschlossenen Augen da und hatte den Geruch ganz tief in sich eingezogen. Sie würde ihn sie wieder heraus lassen.
„Darren warte!” flüsterte sie, doch er war schon verschwunden. Panisch blickte Kate in die Richtung, in der er verschwunden war. Sie rannte los.
„Darren!“ All das Rufen seines Namens führte dazu, das Kate in Panik durch die Straßen lief.
Sie war allein. Sie musste ihn unbedingt finden und lief schneller, bis sie nicht mehr konnte.
Jeder Atemzug stach in der Brust. Sie war müde und ausgelaugt, hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sie hatte keine Ahnung, wie viele Minuten sie gerannt war. Oder waren es auch Stunden? Ihre Stimme rief seinen Namen immer leiser.
Kate stolperte über eine alte Baumwurzel und viel auf den feuchten, kalten Laubboden.
Die Blätter, die in diesem frühen Herbst schon von den Bäumen gefallen waren, betteten sie weich.
Kate wollte nur für einen Moment so liegen bleiben. Nur eine kurze Pause machen, dann weiter nach ihm suchen.
Ein Blatt fiel vom Baum und fiel sachte auf sie. Alles war so still. Man hörte nur das atemlose Keuchen ihres Atems. Vielleicht sollte sie liegen bleiben?
Ihr Körper war schwer und sie konnte nichts fühlen. Nichts spüren, nichts empfinden. Nichts mehr geben.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie da lag. Es machte ihr nichts aus. Sie fühlte keinen Schmerz, keinen Liebe, keine Angst. Alles war vorbei.
Sie beschloss so liegen zu bleiben, bis der Tod kommen würde. Zumindest hoffte sie es.
Langsam neigte sich der Tag dem Ende zu. Alles war friedlich um sie herum. Sie schloss ihre Augen.

Hunde bellten und von irgendwo hörte man die Echos von Rufe. Dunkle Gestalten mit Taschenlampen liefen durch den Wald und riefen immer wieder einen Namen.
Die Hunde wurden immer lauter, weil sie immer näher kamen. Sie hatten die Witterung aufgenommen und suchten zielstrebig nach dem einen Duft.
Männerstimmen wurden lauter und dann hörte Kate wieder diesen Namen, aber sie verhielt sich ganz still. Die vielen Hände, die jetzt nach ihr ausgestreckt waren, verursachten Panik in ihr. Das kam ihr alles so bekannt vor. Sie wollte doch hier warten, bis der Tod kommt. Es würde bestimmt nicht lange dauern. Kate glaubte in ihrem Traum zu sein. Alles war so verworren und unklar.
Eine dunkle Gestalt mit einer Taschenlampe leuchtete ihr direkt ins Gesicht und schrie laut etwas. Bewegungslos blieb Kate liegen, vielleicht würden er wieder weg gehen, wenn sie sich nicht bewegte. Aber sein Rufen bewirkte nur, das noch mehr dunkle Gestalten kamen.
Kate zitterte vor Angst. Sie hatte Angst vor ihnen. Vor ihren Händen, die jetzt alle nach ihr griffen.
Die vielen Hände hoben sie hoch und dabei geriet Kate in Panik. Sie wollte sich nicht halten lassen, sie wollte hier bleiben. Sie wollte hier sterben. Doch sie hatte keine Chance.
Sie schlug um sich, wehrte sich mit aller Gewalt, bis ihr Körper nur noch schwach in sich zusammen fiel. Es wurde dunkel um sie. Sie war gefangen von den Händen, die sie trugen und mit sich nahmen.

Die Polizisten trugen Kate zum Krankenwagen. Sanitäter kamen ihnen auf halben Weg schon entgegen. Vorsichtig legten sie Kate auf eine Trage. Sofort wurde sie medizinisch versorgt.
Pat stand beim Krankenwagen und weinte, als die Männer riefen, dass sie eine junge Frau, dessen Beschreibung auf Kate passte, gefunden hatten. Phil und Jeff kamen aus dem Wald gerannt, als sie hörten, das Kate gefunden war. Die Dunkelheit hatte das Suchen erschwert, doch jetzt war alles gut, Kate war in Sicherheit.
Es war spät, schon kurz vor zwölf, als Kate das Bewusstsein wieder erlangte.
Sie öffnete ihre Augen nur halb, sie konnte nichts erkennen, alles war verschwommen.
Und ihre Augen waren schwer, das sie es nicht lange schaffte. Sie hörte Stimmen.
Sie hatte sich schon einmal so schwerelos gefühlt, aber diesmal wollte sie das Gefühl behalten. Sie wollte nicht aufwachen, den sonst würden ihr die Erinnerungen das Herz herausreißen und das konnte Kate nicht ertragen.
„Kate!” hörte sie eine Stimme. “Kate! Es ist alles in Ordnung, wir haben dich gefunden. Du bist im Krankenhaus.“ Es war Tante Pat, die natürlich nicht von ihrer Seite gewichen war, so wie eine Mutter es tun würde.
<Es ist alles in Ordnung> das hatte sie mehr zu sich selbst gesagt. Nichts war in Ordnung.
Dann öffnete Kate ihre Augen wieder und konnte Pat erkennen. Sie war zu Kate gebeugt und sprach leise. Ihre Augen waren glasig und gerötet vom weinen. Tiefe Sorgenfalten hatten sich auf ihrer Stirn gegraben. Aber sie lächelte Kate mütterlich und liebevoll an. Sie sah, lieb aus.
Dann sah Kate Jeff in dem Zimmer sitzen. Auf der anderen Bettseite saß Phil, der sie auch freundlich anlächelte. Aber es war kein echtes Lächeln. Sie alle machten sich große Sorgen um Kate und sie konnte es ihnen nicht verdenken.
Die Erinnerungen kamen wieder und Kate konnte gegen die Tränen nicht ankämpfen. Sie hatte keine Kraft dazu. Sie bereute es sofort von diesem tiefen Schlaf aufgewacht zu sein, der ihr die Erinnerungen, Schmerzen und das ganze Ausmaß ihres Leid wieder spiegelte.
Sie hatte kein Herz mehr, jemand hatte es brutal heraus gerissen und war damit verschwunden.
Der Druck, den sie jetzt, statt dem Herz, spürte war so groß, das sie nicht sprechen konnte. Sie konnte noch nicht einmal jaulen oder einen leisen Ton von sich geben. Es tat so unglaublich weh, das am liebsten Geschrien hätte.
Es waren nur die Tränen, die an ihren Wangen herunter tropften.
Eine Schwester kam herein und spritze Kate ein Beruhigungsmittel. Augenblicke später wurde das schwerelose Gefühl übermächtig und Kate lies sich einfach fallen.

Kate wurde zwei Tage später aus dem Krankenhaus entlassen. Sie sprach nicht viel und aß kaum etwas. Sie war die meiste Zeit in ihrem Zimmer. Sie wollte allein sein. Und eigentlich hatte sie immer mal wieder die Hoffnung, das er kommen würde um seinen Fehler wieder gut zu machen.
Aber je mehr Tagen vergingen, desto verschlossener und betrübter wurde Kate.
Jede Nacht weinte sie sich die Seele aus dem Leib. Wenn sie schlief, sah sie immer sein Gesicht.
So makellos, weiß und wunderschön. Es war oft zum greifen nah. In der Dunkelheit ihres Zimmers griff Kate oft nach ihm, doch sie griff immer ins Leere. Nur manchmal fühlte sie eine starke Schulter, die Nachts in ihr Zimmer kam und sie wieder in den Schlaf wiegte, wie ihre Mutter es getan hätte.
Sie konnte es nicht glauben, nicht wahrhaben, nicht fassen. Er hatte sie für immer verlassen. Es tat so unglaublich weh. Er hatte sich entschlossen ihr das Leben zu schenken, aber sie hasste ihr Leben jetzt. Sie wollte es auch nicht mehr. Kate hätte es gerne beendet, aber die Hoffnung, die nur ganz leise, ganz tief im letzten Winkel ihres Körpers funkte, verbot es ihr.
Das war der einzige Grund. Dieser Funken.
Dieser Funke war ihr Lebenselixier, der sie am Leben hielt. Der sie versorgte, der dafür sorgte, das sie das Atmen nicht vergaß.
So verging viel Zeit. Er hatte gesagt, das es weh tun würde und das es vorbei gehen würde, aber das tat es nicht. Es wurde jeden Tag schlimmer. Die Stelle, wo vorher Kate´s Herz war, heilte nicht.
Alle waren bemüht um sie. Sie versuchten sie aufzumuntern, sie zum lachen zu bringen, aber es half nichts. Sie hätte ihnen allen so gern den Gefallen getan, aber die Kate von früher, gab es nicht mehr.
So blieb Kate in ihrer Welt zurück.


Kapitel 17

Kate wachte an diesen Morgen auf und sah sofort aus dem Fenster. Es war Sonntag morgen und alle schliefen noch.
Ihren Funken, den sie ganz tief in sich versteckt hatte, zischte leise. Jeden Morgen überprüfte sie ihn, ob er noch da war. So lange sie ihn ganz leise zischen hören konnte, war sie beruhigt.
Sie zog sich an und schlich sich aus dem Haus. Es war das erste mal, das sie das Haus überhaupt verließ. Sie war meistens nicht in der Lage gewesen irgend wo hinzugehen, da die Erinnerungen an verschiedenen Ort die leere Stelle, wo früher ihr Herz war, sie so sehr schmerzte.
Aber heute war es anders. Heute würde sie es schaffen. Sie wollte es schaffen.
Sie zog sich an und suchte aus ihrem Kleiderschrank eine Winterjacke.
Leise schlich sie sich aus dem Haus. Sie nahm ihre Autoschlüssel und schloss seit langer Zeit ihr Auto wieder auf.
Als sie endlich und unbemerkt auf der Straße war, wusste Kate genau wo sie hinfahren wollte.
Diese Erinnerungen würden ihr helfen, das der Funke, in ihr, ein wenig mehr zischen konnte.

Als sie vor dem Parkplatz stand, sah sie das verlassene Haus vor sich.
Überall, wo vorher Blumen und Büsche gepflegt worden waren, sah Kate, wie die Zeit und der Winter alles verwildert hatte. Das Haus stand leer. Sie hörte nichts, wie nur das Gezwitscher der Vögel, die Morgens ihr Lied sangen.
Sie kramte in ihrer Handtasche und holte den Metallschlüssel, den er ihr einmal gegeben hatte.
Die große Eingangstür ließ sie weit offen stehen, falls der Schmerz zu groß werden würde, konnte sie schnell das Haus verlassen.
Langsam schritt sie durch alle Räume. Alles stand leer. Nichts hatten sie dagelassen, nichts hatten sie vergessen. Nur den Absätze ihrer Schuhe waren zu hören, die in den leeren Räumen hallten.
Und doch fühlte sie sich ihm näher. Das Zischen in ihr wurde lauter und es beruhigte sie.
Das Wohnzimmer, die Erinnerung an ihren Geburtstag. OK. Alles Klar, bis hierher schaffe ich es, dachte Kate. Es ging. Sie sah hinaus, in den verwilderten Garten. Der Pool.
Bilder erschienen wieder vor ihren Augen. Sie musste schnell die Augen schließen, es tat zu sehr weh. Sie drehte sich um und ging schnell aus dem Zimmer.
Einen Moment überlegte sie, ob sie in ihr Zimmer sollte. Doch das war würde sie nicht ertragen können. Das würde sie heute nicht hinbekommen.
Die große Eingangstür hatte sie schnell wieder verschlossen und machte sich auf den Nachhauseweg. Nicht das Pat und Phil bemerkten, das sie nicht wie gewohnt in ihrem Zimmer war.

Zuhause schloss sie leise die Eingangstür auf und fluchte innerlich.
Pat und Phil saßen mit Jeff am Frühstückstisch. Ob sie wissen würden, das sie weg war?
Sie versuchte, durch die Unterhaltung heraus zu hören, ob sie etwas bemerkt hatten.
„Also, ich denke schon, das sie auf jeden Fall einen Psychologen aufsuchen sollte. Das kann ja so nicht weiter gehen.” Das war Tante Pat, dachte Kate.
„Sie fängt sich schon. Geben wir ihr noch Zeit. Es war ein schweres Jahr für Kate. Sie hat ihre Mutter verloren, dann wurde sie von ihm verlassen, ... das steckt man ja nicht einfach so weg.”
Das war Onkel Phil und sie unterhielten sich. Keine Aufregung und auch keine Hektik. Sie hatten nicht bemerkt, wie Kate sich leise aus dem Haus geschlichen hatte. Kate war sehr erleichtert darüber.
„Ich weiß nicht, ich finde sie sollte endlich abschließen!” Das war eindeutig Jeff.
„Die Ärzte waren der Meinung, wir sollten sie für ein paar Wochen einweisen, damit sie intensive Gruppengespräche führen und mit ihr an dem Verlust arbeiten können. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll. Aber falls es ihr bald nicht besser geht, sollten wir alle Maßnahmen in Betracht ziehen!” hörte Kate Pat noch sagen.
Kate wurde blass, als sie verstand, was Pat damit andeutete. Einweisen? Nein! Warum auch! Sie war doch nicht verrückt! Sie hatte wirklich Schmerzen, auch wenn kein Arzt etwas finden würde. Und reden konnte sie nicht mit einem Fremden. Sie schüttelte den Kopf und überlegte.
Sie hatten recht, irgend etwas musste Kate unternehmen. Aber was? Auf keinen Fall würde sie freiwillig in eine Klinik gehen.
Jetzt wollte sie erst mal wieder in ihr Zimmer. Leise ging sie die Treppe nach oben. Es nervte Kate, das sie über sie sprachen. Was wussten sie schon? Sie hatten keine Ahnung wie es ihr ging! Sie wussten nicht, das sie kein Herz mehr besaß. Das nur der versteckte Funken sie am Leben hielt. Sie konnten es auch nicht wissen.
Als Kate in ihrem Zimmer ankam, schloss sie leise die Tür hinter sich und lehnte gegen die Tür.
Geschafft! Fürs erste. Aber sie brauchte einen Plan. Sie musste sich etwas einfallen lassen, sonst
könnten sie wirklich auf die Idee kommen, das so eine Klinik für Kate das Beste sein würde.
Sie setzte sich vor das Fenster und sah hinaus. So hatte sie schon viele Stunden verbracht.
So konnte sie dem leisen Zischen lauschen, das wie Balsam für ihre Seele war.
Es klopfte an ihrer Tür. Ohne abzuwarten kam Jeff herein.
Kate sah nicht auf, sie wusste genau, dass es Jeff war.
„Guten Morgen Kate, hast du gut geschlafen?” Jeff hatte keine Reaktion von ihr erwartet. Er setzte sich auf ihr Bett.
„Ich muss dringend mit dir sprechen, Kate. Und es ist wichtig, das du mir ganz genau zuhörst.
Es geht darum, das die Ärzte und meine Eltern ernsthaft darüber nachdenken, das du in eine Klinik gehen sollst. Versteht du das?”
Er sah sie eindringlich an. Er wollte sehen, ob Kate ihn verstand.
„Da werde ich nicht hin gehen!” sagte sie tonlos. Kate hatte noch nicht einmal ihn dabei angesehen.
„Dann musst du endlich wieder versuchen zu dir zu kommen, Kate. Das Leben geht weiter. Fang endlich wieder an zu leben.”
Ein leise Anflug von Verzweiflung konnte Kate in seiner Stimme hören. Jeff war gekommen um sie zu warnen. Er wollte, das sie endlich aufwachte. Endlich wieder die Kate sein würde, die er kannte und auch … liebte.
„Es ist so schwer, ich weiß nicht wie!”
„Geh wieder arbeiten im Blumenladen oder such dir einen anderen Job, lach mal gelegentlich und verabrede dich Kate. Das kannst du doch nicht alles verlernt haben? Fang endlich an mit mir zu reden, wenn du das willst. Du weißt, ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst. Bitte Kate, ich weiß wirklich nicht, wie lange ich sie hinhalten kann. Sie machen sich große Sorgen um dich. Und du verhältst dich wirklich nicht normal. Das macht uns allen Angst, nach all dieser Zeit.”
Jetzt drehte Kate ihren Kopf in seine Richtung und suchte seinen Blick. Stumm nickte sie.
Ja, sie konnte es verstehen, aber nichts daran ändern. Es war so schwer. Wie sollte sie wieder leben? Ohne ihn? Nein, sie hatte alles verloren. Es gab nichts das sie wirklich wollte, außer dem Funken zu lauschen. Der Funken, war alles was sie noch hatte. Ihr Wille so war schwach. Fast war sie machtlos. Das wusste Kate.
„Ich werde es versuchen, ich verspreche es!” sagte sie, um ihn zufrieden zu stellen. Dann sah sie wieder aus dem Fenster.

Jeff konnte nicht glauben, was er vor sich sah. Das war nicht die Kate, die er kannte. Das war eine verstörte, traumatisierte, junge Frau. Aber das hatte nichts mit der Kate zu tun, die er einmal liebte.
Er liebte sie noch immer und es war für ihn eine Qual, sie so zu sehen. Wie sie daran zerbrach.
Und Schuld war allein Darren. Er hasste ihn so sehr dafür.
Er nahm sie bei den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen.
„Streng dich an, hörst du! Ich kann dich dort nicht mehr schützten, wenn du eingesperrt bist. Was hat er nur mit dir gemacht?”
Ungläubig schüttelte er den Kopf. Irgend etwas musste er tun, aber was? Was ging in ihr vor? Er musste es versuchen raus zu finden. Wortlos verließ er das Zimmer.
Jeff hatte recht, dachte Kate. Sie musste etwas tun. Sie brauchte dringend einen Plan. Was hatte er gesagt? Sie solle wieder zu sich kommen! Einen Job und versuchen zu Lachen, hatte Jeff gesagt. Das mit dem Job könnte sie probieren, aber das Lachen hatte sie verlernt. Diesen Gesichtszug gab es lange nicht mehr in ihrem Gesicht. Ob ihre Muskeln das überhaupt noch hin bekamen?
Sie ging ins Badezimmer und stellte sich vor den Spiegel. Mit den Fingern versuchte sie ihre Mundwinkel anzuheben. Aber das, war alles andere als ein lachen. Sie wusste genau wie ein Lachen aussah.
Sie versuchte es noch einmal und ganz langsam zog sich ihre Mundwinkel hoch. Die Muskeln, in ihrem Gesicht schafften es eine kleine Weile. Ja, das war schon besser. Das Lächeln sah noch etwas künstlich aus, aber vielleicht, mit viel Übung, könnte sie es trainieren. Vielleicht konnte sie das schlimmste so abwenden.
Nach außen hin würde keiner bemerken, wie schlecht es ihr wirklich ging, aber es war ein Anfang. Sie könnte allen vorspielen, das es vorbei war, dann würden sie sie auch in Ruhe lassen. Und sie konnte versuchen, keine Gefühle hochkommen zu lassen, damit der Schmerz so klein wie möglich blieb.
Die Sehnsucht nach ihm, hatte sie heute morgen in das Haus getrieben. Kate hatte fast vergessen, das sie den Schlüssel dafür noch hatte. Hin und wieder musste sie einfach hin, damit sie ihren Funken, so etwas wie Nahrung geben konnte. Vielleicht würde es so gehen? Vielleicht könnte sie, durch die Nähe, die sie in diesem Haus spürte, einen Weg finden.
Heimlich stahl sie sich manchmal davon, wenn alle noch schliefen. Manchmal mitten in der Nacht, oder dann, wenn sie dachten, das sie schlief.
Sie setzte sich einfach in einen Raum. Meistens war es das Wohnzimmer oder die Küche und hörte angestrengt ihrem Funken zu, wie er tief in ihrem Körper sich drehte und wendete.

Eines Tages, als sie im dem verlassenen Haus war, neigte sich der Nachmittag, dem Ende zu und Kate hatte darüber nach gedacht, am nächsten Tag in den Laden zu fahren. Sie wollte mit ihrem Täuschungsmanöver morgen beginnen.
Sie fasste wirklich so etwas wie Mut. Sie war erstaunt über sich selbst, das sie wirklich soweit schon Pläne machte.
Sie öffnete am nächsten Morgen die Ladentür. Der vertraute Geruch von Rosen und Lilien stieg ihr sofort in die Nase. Es war niemand im Laden, außer Pat, die gerade einen frisch gebunden Blumenstrauß beschnitt.
Als sie Kate bemerkte, war sie erst wie versteinert und konnte ihren Augen kaum glauben.
Doch dann strahlte sie und lief Kate sofort entgegen.
„Kate, was machst du den hier?”
Sie freute sich so sehr darüber, das Kate es in den Laden geschafft hatte, das sie aber sofort leichtes Misstrauen verspürte.
„Ist alles in Ordnung?”
Kate hatte das Lächeln geübt, aber es war noch immer schwer für sie. Trotzdem zwang sie sich dazu.
„Hast du Arbeit für mich?”
Pat konnte nicht glauben, was Kate da sagte. So lange war aus der jungen Frau kein Leben mehr sichtbar gewesen und jetzt aus heiterem Himmel stand sie einfach so im Blumenladen und fragte, ob sie Arbeit für sie hatte. Für Pat war das schon fast wie ein kleines Wunder.
„Ja, natürlich Kate. Glaubst du das schaffst du?”
„Ja, die Arbeit wird mir gut tun und ich sollte etwas nützliches tun.”
In Gedanken schickte Pat ein Stoßgebet zum Himmel. Sie konnte nicht anders, sie nahm Kate in ihre Arme. Ihre Freude darüber, das Kate versuchte aus dem Loch, indem sie saß wieder heraus zu finden, war die schönste Nachricht, die sie seit sehr langer Zeit gehört hatte.
Sie beschloss alles für sie zu tun, damit es ihr wieder gut gehen konnte.
Seit Kate im Laden nicht mehr gearbeitet hatte, hatten sich die Umsätze zwar nicht verschlechtert, aber es gab viele Kunden, die Kate Abwesenheit vermisst hatten. Pat hatte etwas von einer Krankheit und Urlaub erzählt. Damit waren die meisten Kunden zufrieden.
Und jetzt konnte Pat wieder Hoffnung fassen. Zu viele Monate hatte sie Angst gehabt, Kate würde daran zerbrechen. Das Kate jetzt neben ihr im Laden stand, war für Pat ein Zeichen, das es aufwärts gehen würde.
Kate beschäftigte sich mit den Gestecken und mit neuen Dekorationsmethoden. Es fing an ihr wieder Spaß zu machen. Sie war überrascht wie einfach es doch war. In ihren Gedanken war sie trotzdem oft weit weg. Aber das wusste niemand und das sollte auch so bleiben. Die erste Zeit hielt Kate sich im Hintergrund. Sie war froh, das sie keine Kunden bedienen musste. Pat übernahm das für sie. Dazu war es noch zu früh. Das Lächeln war noch schwierig.
Außerdem hatte Kate viel abgenommen und ihr Gesicht war nicht mehr so rosig, wie es vor langer Zeit gewesen war. Ihr ganzer Körper wirkte schlaff und krank.
Sie musste beweisen, das es ihr besser ging. So würde sie überzeugender wirken.
Also beschloss sie wieder mehr zu essen und sich wieder um ihr Äußeres zu kümmern.
Dann war das Schlafproblem an der Reihe. All die Monate hatte sie viel geschlafen, um den abwesenden und leeren Zustand, nichts zu fühlen, zu vertiefen.
Wenn sie schlief war alles leichter gewesen, außer wenn sie wieder träumte. Aber das war ja nur Nachts so. Der richtige Schlafrhythmus kam wieder von ganz allein.
Von Tag zu Tag verschwand die schlaffe Körperhaltung. Alle sahen, wie es ihr besser ging. Aber keiner wusste, wie es in ihr aussah. Und das war es, was sie erreichen wollte.
Die Einweisung hatte sie umgehen können. Trotzdem war Kate aber nicht zufrieden. Ihr fehlte etwas und das machte ihr neue Probleme.

Wenn alle noch schliefen, ging sie manchmal zu dem leeren Haus. Dort war sie ihm Nahe und konnte ihn fast spüren. Sie fühlte sich wohl dort, obwohl es sie sehr schmerzte. Manchmal wurde das Gefühl von Einsamkeit so groß in ihr, das sie ihn hassen wollte. Sie versuchte es auch. Dann kam auch echte Wut hoch und die machte sie zeitweise stärker.
Die Einsamkeit war doch stärker, als all ihre Wut.
Und dann war da noch Jeff.
Vom ersten Tag an, war er ihr Freund. Schon immer war er das. Er kümmerte sich um sie. Jeff fragte nicht und wollte auch nichts. Er war zufrieden, wenn sie einfach versuchte ein normales Leben zu führen.
Täglich machte sie ihre Lachübungen und es fiel ihr immer leichter. Ab und zu huschte ihr ein Lächeln über die Lippen, wenn sie etwas amüsierte. Das passierte ihr dann, wenn sie mit Jeff zusammen war.
Er kannte sie. Er kannte sie ganz genau. Jeff wusste, das es eine Rolle war, die Kate spielte.
Jeff hatte es vom ersten Tag an gewusst. Aber er sagte nichts dazu. Er dachte, wenn sie die Rolle spielte, würde es ihr auch irgendwann wirklich besser gehen. Jeff hoffte, das Kate irgendwann merken würde, das sie diese Rolle nicht mehr brauchte.
Für Jeff war die ganze Geschichte mehr als bedenklich. Er hatte nie aufgehört, darüber nachzudenken, was eigentlich zwischen Darren und Kate passiert war.
Er hasste Darren dafür, das er es zugelassen hat, Kate so nah an ihre Grenzen getrieben zu haben.
Und er hatte sich vor genommen, sobald sich eine Gelegenheit ergeben würde, wollte er es ihm heimzahlen. Darauf konnte er sich verlassen.
Aber sein Unmut darüber, das er machtlos gegen Kates Verzweiflung war, brachte ihn selbst an den Rand. Er konnte nicht begreifen, das sie so sehr litt.
Seiner Meinung nach sollte sie froh sein, das sie ihn los war. Aber Jeff wusste auch, das Kate ihn geliebt hatte. Eifersucht kam in ihm auf. Oft hatte er versucht, das Gefühl zu verdrängen, aber es wurde stärker. Vor allem der Drang, Kate zu beschützten. Für Jeff hatte Darren, Kates Seelenfrieden auf dem Gewissen und er sollte dafür büßen. Dieser merkwürdige Darren war für ihn ein Rätsel. Seltsam, und irgendwie unheimlich. Und den Abend, als er seine Augen, rot leuchtend gesehen hatte, konnte er nicht vergessen. Er wusste, das mehr dahinter stecken musste.
Dann die blauen Flecken auf Kates Körper. Kate hatte versucht sie zu verstecken, aber er war davon überzeugt, das da noch mehr Flecken waren, die sie vor ihm versteckte.
Jeff hatte damals keine Ahnung, was er dagegen unternehmen sollte. Kate hätte es nie zugegeben. Er machte ganz eindeutig Darren für die Flecken verantwortlich.
Aber jetzt war er endlich weg und so würde Jeff dafür sorgen können, das es Kate nie wieder so schlecht gehen würde. Nie wieder sollte sie so leiden müssen. Das war sein oberstes Gebot.
Er war fast jede Nacht bei ihr, wenn sie schlief. Oft wachte er schon vorher auf, bevor die nächtlichen Schreie, die aus ihrem Zimmer kamen, ihn weckten.
Dann setzte er sich auf ihr Bett und wartete bis sie an einen Punkt im Traum ankam, bis er entschied sie zu wecken. Minuten lang sah er ihr dann in ihr Gesicht und versuchte heraus zu finden, was sie so quälte. Sie rief Darren immer, immer wieder. Aber wovor hatte sie Angst?
Was hat er getan, oder was ist mit ihm? Er wollte es unbedingt wissen und es quälte ihn selbst,
nicht über diesen Teil von Kates Leben informiert zu sein. Jeff hoffte, das er irgendwann darüber mehr erfahren würde.

An einem Freitag hatte er Urlaub genommen. Der Wetterbericht hatte schönes Wetter voraus gesagt und er hatte vor, mit Kate an den Strand zu fahren am Wochenende.
Er hatte noch viel Papierkram zu erledigen und ein paar Sachen waren am Haus auch wieder fällig gewesen. In den zwei Tagen wollte er das meiste erledigen.
Er war allein im Haus und langweilte sich. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, zwei Tage Urlaub zunehmen. Kate und seine Mutter, wie auch Phil waren nicht zuhause. Er war allein.
Schnell hatte er seine arbeiten erledigt. Seinen Papierkram hatte er schon immer vor sich her geschoben und er beschloss es auch für dieses Wochenende gleich zu tun. Er hasste das bürokratische. Wieder blieben seine Unterlagen unangetastet in seinem Zimmer.
Er saß am Küchentisch und las Zeitung, als ihm ein Photo auffiel, von einer wunderschönen Frau.
Er war sich sicher, das er sie schon einmal gesehen hatte.
Dann fiel sein Blick auf den Bericht. Und er traute seinen Augen kaum.

<Liliana Noir verlobt mit dem zukünftigen Generalsekretär>

stand in großen Buchstaben unter dem Foto. Jetzt erinnerte er sich wieder. Sie war die blasse Schwester, dieses Idioten. Sie war unglaublich schön, aber genauso seltsam wie alle Noirs. Und sie war vielleicht die schlauste von ihnen. Sie hatte die Familie verlassen, um ihr Leben zu genießen, dachte Jeff.
Plötzlich hielt er inne. Jetzt fiel ihm ein, wie er etwas über Kates Geheimnis erfahren konnte.
Aber dazu musste er etwas tun, was er unter anderen Umständen nie getan hätte. Er müsste dazu Kates Vertrauen missbrauchen. Gewissensbisse plagten ihn. Sollte er oder sollte er nicht?!?
Aber es war die einzige Möglichkeit, alles zu erfahren. Erst wenn er die Wahrheit wissen würde, konnte er Kate besser helfen. Und er wollte ihr helfen, er wollte, das sie wieder so war wie früher.
Er wollte seine Kate wieder haben. Schon allein der Gedanke, das sie für immer in diesem Zustand bleiben würden, raubte ihm fast den Verstand. Er würde es für sie machen. Für Kate. Er musste es einfach tun. Jeff wollte Kate nicht länger in diesem Zustand sehen. Endlich hatte er etwas, was ihm helfen könnte.
Er wollte ihr Tagebuch lesen.
Immer noch zweifelnd stand er auf und ging in ihr Zimmer. Aber wo war das Tagebuch?
Er hatte es seit Darren weg war, nie wieder bei ihr gesehen.
Er fing an das Zimmer zu durchsuchen. Unter der Matratze fand er es nicht. Er sah in den Regalen nach. im Kleiderschrank in einem Karton am Boden versteckt, nichts.
Alle Schubladen hatte er geöffnet und kam sich schlecht vor. Er fühlte sich wie ein Eindringling.
Aber Kate zuliebe wollte er es ertragen.
Ihr Schreibtisch. Dort hatte er noch nicht nachgesehen. Die Schubladen waren verschlossen. Wo war der Schlüssel? Hatte Kate ihn nicht in ihre Schmuckdose vor dem Spiegel gelegt? Schnell sah er nach. Er öffnete mit fiebrigen Fingern die Dose. Da lag er.
Mit dem Schlüssel öffnete er sie Lade des Schreibtisches und fand das Tagebuch in der letzten unteren Lade ganz hinten. Beinahe hätte er es fast übersehen. Kates hatte es gut versteckt, sie wollte schließlich nicht das es gefunden wurde.
Langsam und mit Herzklopfen nahm er das Buch.
Zweifel überkamen ihn. Würde Kate im verzeihen, wenn sie wusste, das er es gelesen hatte?
Vielleicht? Aber sicher konnte er nicht sein. Doch er wollte endlich wissen, was dieser Mistkerl getan hatte. Er wollte wissen, was Kate wirklich für ihn empfunden hatte.
Er öffnete es und begann zu lesen.

Nach mehr als zwei Stunden, legte er das Tagebuch wieder in die Schublade! So das niemand etwas bemerken würde. Alles hinterließ er, wie er es vorgefunden hatte. Dann ging er in sein Zimmer und lief wie ein Tiger hin und her.
War das wirklich wahr? Oder hatte Kate eine blühende Phantasie? Nein, das gab es doch nicht. Das konnte doch gar nicht sein. Sollte Kate verrückt sein? Dann wäre es sicher besser, wenn sie sich Einweisen ließ.
Was sollte er nur tun? Zur Polizei gehen? Die würde ihm kein Wort glauben. Aber was sollte das?
Gab es wirklich Vampire? Was war dann mit Monster? Oder Spiderman? Oder King Kong?
Es war für ihn so unwirklich. War er jetzt verrückt? In was nur war Kate da hinein geraten?
Die Erkenntnis über der Wahrheit, lies ihn Bilder aus der Vergangenheit sehen.
Jetzt wurde ihm auch klar, warum er so eine Abneigung gegen die Noirs hatte. Warum die Noir´s für die Leute in Pleasentview so seltsam erschienen.
Er sah ihre Blässe und Darren hatte nie etwas gegessen, wenn er hier bei seinen Eltern im Haus war.
Seine Blicke und die Art wie er ging.
Plötzlich schien für Jeff alles so eindeutig. Es war so einfach es zu sehen, was sie in Wirklichkeit waren, wenn man bereit war, daran zu glauben.
Nie hätte er so etwas vermutet. Sie hatten wirklich alle getäuscht, nur nicht Kate. Sie war wohl die einzige, die es wusste und tolerierte.
Warum nur? War sie wirklich so verliebt in ihn, das sie alles in Kauf genommen hätte.
In ihrem Tagebuch schrieb sie oft von Liebe bis in die Ewigkeit. Das konnte sie nicht ernst gemeint haben. Sie wollte sterben, für ihn. Das ist der reine Wahnsinn! War Kate verrückt geworden? Immer wieder schüttelte Jeff den Kopf, bei dem Gedanken. Wie konnte sie nur so etwas tun wollen? War sie den verrückt geworden? Verrückt vor Liebe?
Als er den ersten Schock überstanden hatte, musste er feststellen, das die Noir wirklich die Monster waren, in dessen Licht er sie schon immer gesehen hatte.
Bildlich sah er Darren mit seinen Blutaugen vor sich. Ja, es passte alles. Warum sollte Kate auch so etwas absurdes in ihr Tagebuch schreiben, wenn es nicht wahr wäre?
Kate! Sie liebte diesen Darren so sehr, das sie bereit war ihr Leben aufzugeben um …..!
Weiter dachte er den Gedanken nicht, zu abtrünnig war es für ihn.
Er war total schockiert, das Kate sich überhaupt mit ihm eingelassen hatte. Sie war die ganze Zeit in Gefahr! Und das Bewusst. Wie konnte Darren sich nur an sie so heran machen. Wieso ausgerechnet Kate? Hätte Darren sich nicht ein anderes Mädchen aussuchen können?
Das einzige was Jeff nachvollziehen konnte, war die Entscheidung von Darren, sich aus Kates Leben heraus zu halten. Aber das hätte er sich alles vorher überlegen können.
Oh, wie sehr Jeff ihn hasste. Jetzt noch mehr als vorher. Hätte er seine Drecksfinger von Kate gelassen, dann wäre das alles nicht passiert.
Für Jeff war die Sache mit der Verwandelung absolut nicht tolerierbar. Wie konnte Kate nur so etwas denken? Wie konnte sie das seinen Eltern antun wollen, nach allem, was sie für Kate getan hatten?
Nein, er konnte nichts davon nachvollziehen. Er brauchte Luft zum atmen, das alles war zu viel.
Er schnappte sich ein paar Kleidungsstücke, stopfte sie in eine Tasche. In der Küche legte er seinen Eltern schnell noch einen Zettel hin. Er schrieb, er wäre bei Freunden übers Wochenende und er würde sich melden. Dann verließ er das Haus. Er musste nachdenken. Wenn er geblieben wäre, hätte Kate sofort gewusst, was mit ihm war. Er stieg in sein Auto und fuhr los.

Als Kate am Abend nachhause kam war sie müde. Sie war den ganzen Nachmittag damit beschäftigt gewesen, Kränze für eine Beerdigung zu binden. Sie hatte viel an ihre Mutter gedacht. Sie vermisste sie. Vielleicht würde sie eine Gelegenheit finden, das Grab zu besuchen.
Sie wunderte sich schon sehr, das Jeff über das Wochenende fort gefahren war. So etwas tat er sonst nie! Aber so hatte sie die Möglichkeit in das leere Haus zu gehen. Ohne das Jeff sie beobachtete.
Durch Jeff war es für sie schwierig gewesen. Er lies sie fast nie aus den Augen und beobachtete alle ihre Schritte. Als sie das letzte Mal von ihrem früh morgendlichen Ausflug kam, hätte er sie beinahe dabei erwischt.
Gleich am Samstag früh machte Kate sich auf den Weg. Es war noch halb dunkel und der Morgen würde bald erwachen.
Wie immer lief sie durch alle Räume und fühlte seine Nähe. Es war so still und friedlich in dem Haus. Sie konnte den Wind hören, der draußen mit den Bäumen spielte.
Aber das reichte ihr heute nicht. Sie hatte die Sehnsucht nach mehr. Sie brauchte etwas, was den Funken wachsen lassen konnte. Langsam lief sie die Treppen zu den oberen Räumen hoch. Ihr Herz klopfte wild und Kate konnte das Zittern nicht unterdrücken. Jetzt stand sie direkt vor der Tür. Sie schloss ihre Augen. Mit ihren zittrigen Fingern öffnete sie langsam die Tür. Dann ging hinein.


Kapitel 18

Tageslicht durch flutete das Zimmer. Es lag leer und still, wie die anderen Räume auch.
Mit einem Unterschied. An der Stelle, an der das Bett stand, lag ein Laken. Wahrscheinlich war es vergessen worden.
Aber Kate erkannte es sofort. Es war dunkelblau. Es war das Bettlaken, von ihrem gemeinsamen Bett. Regungslos stand sie davor und starrte es an. Sofort wurden die Bilder wieder schärfer in ihrem Kopf.
Wie sie mit ihm darin lag. Wie das Laken sie beide gehalten und gewärmt hatte.
Sie kniete vor dem Laken. Konnte es wirklich wahr sein? Hatten sie es hier vergessen?
Sie betrachtete es. Sie hatte Angst es zu berühren. Vielleicht bildete sie sich das Laken nur ein?
Mehrmals hatte sie ihre Augen geschlossen und wieder geöffnet. Aber es lag noch genauso da, wie sie es gefunden hatte.
Vorsichtig nahm sie es in ihre Hände. Sie fühlte den kühlen Stoff. Dann presste sie ihn an ihren Körper und roch an ihm.
Hauch zart konnte sie seinen Geruch wahrnehmen. Ganz leicht nur, wahrscheinlich kaum. Aber die Erinnerung half ihr dabei. So oft hatte sie versucht, den Geruch für immer sich einzuprägen.
Diesen leicht süßlichen Geruch, den er verströmte.
Stunden vergingen. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie eingehüllt, in diesem Laken in ihrem Zimmer, lag. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, genau wie damals im Wald.
Aber diesmal fühlte es sich anders an. Ihr Verantwortungsgefühl meldete sich.
Sie kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Handy. Sie musste Pat Bescheid geben, das sie sich keine Sorgen machte.
Als sie die SMS verschickt hatte, kuschelte sie sich wieder in das Laken.
Kate wurde klar, das sie sich nie von ihm los machen konnte, wenn sie hier und einfach überall sein Bild in ihren Kopf holte. Sie musste sich befreien. Sie wollte sich endlich wieder normal fühlen.
Sie wollte endlich aufhören zu leiden, es würde sich nichts ändern. Langsam dämmerte es ihr.
Sie musste weg von hier, weg von den Bennets, weg von Pleasentview.
Was sollte sie mit ihrem Leben anfangen? Überall wo sie hin kam wurde sie von Erinnerungen an ihn getroffen. Im Haus, im Blumenladen, in den Straßen von Pleasentview, im Wald. Einfach überall.
Sie konnte das nicht mehr. Es machte ihr einfach das Leben, ohne ihn, zu schwer. Sie war noch nicht mal in der Lage seinen Namen laut zu denken.
Sie musste sich endlich damit abfinden. Er hatte sie verlassen. Er kam nicht wieder.
Das Zischen tief in ihr wurde leiser.
Sofort stieg Panik in ihr auf. Nein, das Zischen brauchte sie, um zu überleben. Sie würde sterben, wenn es aufhören würde und wenn dieser Funken erlöschte.
Sie hatte sich viele Gedanken gemacht, warum es diesen Funken gab. Vielleicht, weil es die Möglichkeit geben würde ihn einmal zu sehen? Ihn zu sehen! Das war genau das, was sie wollte. Ihn sehen!
Nur einmal, das würde sie brauchen. Ihn nur einmal zusehen.
Aber nicht in Pleantview. Er hatte gesagt, er würde nie wieder hier zurück kommen.
Also würde sie gehen. Nach Portland.
Dort war sie aufgewachsen. Dort hatte sie gelebt. Dort war ihre Mutter. Dort würde sie es ertragen können. Dort könnte sie damit leben können. Dort waren keine Erinnerung an ihn.
Sie würde wieder zurück gehen, um stark für eine Begegnung zu werden. Sie würde Kraft tanken und stark genug sein, um ihm gegenüber zustehen. Das war ihr neues Ziel.
Die Entscheidung war gefallen!
Kate war entschlossen, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Sie stand auf und legte das Laken sorgfältig zusammen und legte es in ihre Tasche. Sie wollte es mitnehmen. Es war das einzige, was ihr von ihm geblieben war, … was sie ertragen konnte.
Die Kette, die er ihr geschenkt hatte, hatte sie abgelegt. Sie hatte das Gefühl, wenn sie die Kette weiter tragen würde, dann hätte der Anhänger sich in ihre Haut gebrannt.
So wie ihr Tagebuch hatte sie die Kette so verstaut, das sie auch nicht zufällig darüber stoßen konnte. Das hätte den dumpfen Druck in ihrer linken Brust erhöht. Die Schmerzen wären nicht auszuhalten gewesen.

Jeff tauchte erst zwei Tage später auf. Am Samstagabend schloss er die Tür auf und Kate sah sofort, das er sich verändert hatte. Seine Züge waren hart geworden und seine Augen waren dunkel.
So sah der Jeff mit Sorgen aus, dachte Kate.
Sie saß vorm Fernseher und tat schon seit einer Stunde so, als würde sie interessiert einen Krimi ansehen.
Gedanklich in Portland, bei ihrem neuen Leben, das sie bald anfangen wollte. Am Sonntag wollte sie es den Bennets sagen.
„Oh Junge, bist du wieder da? Hattest du ein paar schöne Tage?” fragte Pat ihren Sohn und nahm still und leise seine Sorgen und seinen Ausdruck auf.
„Ja, es war …. schön!” Er blickte Kate an.
Was hat ihn so …. hart werden lassen? Und wieso weichte er ihren Blicken aus? fragte sich Kate.
„Ich geh schlafen, ich bin müde von der Fahrt!” sagte er noch kurz und verschwand in sein Zimmer.
Kate wandte sich dem Fernseher wieder zu und Pat, saß am Küchentisch und las in einem Modemagazin.
Sollte sie zu ihm gehen? Kate wusste nicht genau, was sie tun sollte. Sie stand auf und fand sie sollte versuchen mit ihm zu sprechen.
Als Kate nach oben ging sah Pat ihr nachdenklich hinterher.
Kate klopfte an seiner Tür. Sie wartete, bis er sie rein bat. Doch statt dessen öffnete er selbst die Tür. Ein Lichtstrahl seines Zimmerfensters warf sich auf Kate. Leicht musste sie ihre Augen zusammenkneifen. Jeff lies die Tür offen stehen, und widmete sich wieder seinen Unterlagen.
Kate deutete dies, das es ihm egal war, ob sie nun eintrat oder nicht. Deshalb beschloss sie, stehen zu bleiben, bis er merkte, das sie nicht einfach in sein Zimmer treten wollte.
Es dauerte einen Moment, bis er auf sah und merkte, das Kate immer noch vor seiner Tür stand und nicht wie erwartet in seinem Zimmer.
Er ging ein zweites Mal zur Tür und blickte kurz in ihre Augen, die ihn offen und glänzend anstarrten.
„Entschuldige Kate, komm rein!” er lächelte sie nicht an. Er hatte keine Mimik. Sie wusste, das irgend etwas mit ihm nicht stimmte.
„Wo warst du?” fragte Kate und setzte sich auf sein Bett, das belagert war mit Wäsche.
Er sortierte seine Papiere weiter und sah sie nicht an.
„Bei Freunden!”
„Warum?” fragte sie und versuchte in sein Gesicht zu sehen.
Er schwieg eine Weile und suchte offenbar nach einer Antwort.
„Aus verschiedenen Gründen,” sagte Jeff knapp. Jetzt richtete er sich auf und nahm den Stapel Papier und ging an sein Regal, holte einen Ordner herunter und heftete die Papiere sorgfältig ein.
„Sind wir den noch Freunde?”
Diese Frage traf ihn wie ein Schlag. Er blieb regungslos in seiner Bewegung und sah Kate an. „Wieso fragst du mich das?”
„Du hast sehr kalte Augen, wenn du mich anschaust. Und ich frage, mich ob wir noch Freunde sind!” sagte Kate langsam.“
„Ich denke schon!” sagte Jeff und setzte sich zu Kate aufs Bett.
„Was ist los?” wollte Kate jetzt wissen.
Jeff wusste, das sie gleich etwas merken würde. Aber ihm blieb keine andere Wahl, als sie zu belügen. Er konnte ihr nicht erzählen, das er über die Wahrheit Bescheid wusste. Oder sollte er es doch wagen? Sein schlechtes Gewissen war übermächtig und er bereute es tief, je in ihrem Tagebuch gelesen zu haben. Das hätte er nicht machen dürfen.
Die Wahrheit zu lesen, war erschreckend und schockierend zugleich. Und auch schmerzlich, weil er nun wusste, das Kate Darren wirklich geliebt hatte oder es immer noch tat.
Er hatte viel darüber nachgedacht, was sich ändern würde, wenn er ihr gestand, was er getan hatte.
Er hatte keine Ahnung, ob sie ihm verzeihen würde. Das Risiko war ihm doch zu groß, oder vielleicht ….? Jeff wusste nicht, was er jetzt tun sollte.
„Kate, ich muss diesen Papierkram noch fertig bekommen.” sagte er tonlos.
Ohne sie auch nur einmal anzusehen, sortierte er seine Papiere weiter.
„Seit wann redest du nicht mehr mit mir?”
Jeff sah ihr nun endlich in die Augen. Er hätte so gerne mit ihr gesprochen.
„Seit dem du damit aufgehört hast! Lass uns morgen reden, ja?”
Er musste versuchen das Gespräch in eine andere Richtung zu wenden, oder es beenden. Er hatte keine andere Wahl.
„Wieso nicht jetzt? So spät ist es noch nicht, außerdem wollte ich dir etwas wichtiges sagen!”
„Was wolltest du mir sagen?”
Jetzt war Kate es, die zögerte.
„ Ich habe eine Entscheidung getroffen!” Er setzte sich zu ihr auf sein Bett.
„Was für eine Entscheidung?”
„Das erzähle ich dir, wenn du mir deinen Kummer auch erzählst.” sagte Kate und sah Jeff fordernd an. Es war ein bisschen wie früher. Sie hatten sich öfters gegenseitig so hochgeschaukelt. Darüber das es den leichten Unterton von früher wieder war, wie sie mit ihm redete, spielte ein leichtes Grinsen seine Mundwinkel.
„Außerdem hast du versprochen, mit mir am Wochenende an den Strand zu fahren, und bist einfach ein paar Tage abgehauen. Dann kommst du wieder nachhause und hast dich so verändert.
Dann willst du mir auch nicht sagen, was los ist. Das ist nicht fair, Jeff!”
Sie hatte recht. Es war nicht fair, aber …..!
“Also komm, hol dir eine Jacke! Wir gehen jetzt zum Strand!”
Ja, das war der Jeff, den sie kannte. Spontan und dynamisch. Ein ungespieltes und ganz leichtes Lächeln huschte ihr über die Lippen.
„Was? Jetzt?” Kate war etwas irritiert, als er seine Autoschlüssel in seine Jeans steckte und seine Jacke vom Bett nahm.
„Was ist?” Er ging zur Tür und wartete darauf, das Kate sich erhob und ihre Sachen holte.
„Du meinst das ernst?” fragte sie und wollte es wirklich wissen.
„Meinst du etwa ich mach Spaß?” Die Sache war viel zu ernst, aber Kate konnte das ja nicht wissen.
Sie sagte nichts mehr und ging in ihr Zimmer und holte eine Jacke.
Schweigend fuhren sie zu St. Louise Bay. Die Nacht war klar und die Sonne hatte die Luft den ganzen Tag aufgewärmt.
St. Louise Bay war schon immer ein beliebtes Ausflugsziel gewesen. Kate war hier öfters mit Darren gewesen. Deshalb versteifte sie sich, als sie merkte das Jeff die gleiche Richtung einschlug.
„Kannst du bitte weiter fahren und für uns eine andere Stelle aussuchen?” Kate sah aus dem Fenster.
Sie konnte und wollte nicht wieder an den Ort. Ihr würde es sonst schlecht gehen. Sie wollte unbefangen sein.
Jeff hatte verstanden, ohne das sie ihm das erklären musste. Das war genau die Eigenschaft, die sie an ihm so mochte. Sie musste ihm nie lange erklären, er verstand die Zusammenhänge.
Es war so unkompliziert.
Er fuhr ein paar Meilen weiter. Dann schließlich kamen sie an einer Bucht. Sie lag einsam, niemand war zu sehen. Sie würden allein sein. Jeff nahm Kates Hand und ging mit ihr ein paar Schritte einen Hügel hinunter. Es war fast selbstverständlich, das sie sich an den Händen hielten. Als sie den Hügel hinunter gelaufen waren, behielt sie seine Hand.
Das Rauschen des Meeres war das einzige, was sie hörten. Ruhig war die See an diesen Abend und Kate war froh gewesen, über seine Idee. Sie liebte das Meer. Sie atmete tief die salzige Luft ein und schloss dabei ihre Augen. Jeff hatte sie beobachtet, wie sie frei atmete und die Brise genoss.
Jetzt konnte Jeff aber nicht mehr warten und wollte von Kate wissen, von was für einer Entscheidung sie gesprochen hatte.
„Du hast etwas von einer Entscheidung gesagt. Was hast du vor?”
„Ich werde Pleasentview verlassen, Jeff!” Kate sagte es ohne es auszuschmücken, ohne lange um den heißen Brei zu reden.
Jeff sah an den dunklen Horizont und dachte darüber nach, was sie gesagt hatte.
„Ich möchte neu anfangen, Jeff verstehst du das?”
„Ja, endlich! Es wird Zeit, das unter allem einen Schlussstrich ziehst. Aber wieso nicht hier bei mir ….. und meinen Eltern?”
Zu sehr würde es ihn schmerzen, wenn sie gehen würde.
„Ich kann das hier nicht? Hier ist so viel, was mir weh tut und es wirft mich immer wieder zurück.
Kannst du das ein kleines bisschen verstehen?”
Natürlich konnte er, nach allem was er jetzt wusste. Es war für ihn klar gewesen, das sie in Pleasentview niemals darüber hinweg kommen würde. Aber das sie allein weg fahren würde und er sie lange Zeit nicht sehen würde, war schwer für ihn.
„Du glaubst gar nicht, wie gut ich dich verstehe. Es ist nur …. Du bist dort allein.”
Kate konnte die Wärme in seinen Augen sehen. Sie überrascht, das noch immer mehr als nur Freundschaft sich darin spiegelte. Aber diesmal verunsicherte es sie nicht.
„Du kennst jetzt meinen Plan. Sagst du mir jetzt auch, was bei dir los ist?”
„Genau davor habe ich Angst, Kate!”
Kate runzelte fragend die Stirn.
„Wovor hast du Angst?”
Jeff wandte sich ab von ihr und ging ein paar Schritte zurück, und setzte sich in den leicht warmen Sand. Kate lief ihm hinterher. Sie setzte sich neben ihn und legte ihre Hand auf seine Schulter.
„Wovor hast du Angst, Jeff!” wiederholte sie ihre Frage.
„Ich …. Habe etwas getan, Kate und ich bereue es zu tief. Aber leider kann ich es nicht rückgängig machen.”
Kate erschrak, als sie sein Gesicht sah. Es ging ihm wirklich nicht gut, das konnte sie deutlich sehen. Aber sie konnte sich nicht erklären, was er getan haben könnte, das es ihn so quälte.
„Erzähl mir davon!”
„Das kann ich nicht Kate!”
„Wieso kannst du es mir nicht erzählen?”
Lange sah Jeff auf die Wellen.
„Ich habe etwas getan, was dich verletzt. Und ich möchte dich nicht verlieren.”
Kate konnte nicht glauben was er da sagte. Wieso sie?”
„mich nicht verlieren? Jeff, ich verstehe nicht? Bitte, sag mir was du getan hast!”
Er schluckte schwer, als er nach den richtigen Worten suchte. Wie sollte er es ihr am besten sagen?
Er hatte keine Ahnung, wie sie reagieren würde.
Jeff war sich bewusst, das es jetzt auch das Ende ihrer Freundschaft bedeuten konnte, wenn er ihr die Wahrheit sagen würde. Aber sein schlechtes Gewissen war so groß, das er es nicht aushalten konnte.
„Du hast so gelitten in den letzten Monaten, das für mich die schlimmste Zeit meines Lebens war.“ Kate sah ihn mit großen Augen an und hörte ihm aufmerksam zu.
„Ich wollte dir helfen wieder ein normales Leben zu führen und suchte verzweifelt nach Möglichkeiten, deinen Kummer dich vergessen zu lassen.
Doch du warst nicht die selbe Kate, die ich kannte. Jeden Tag fragte ich mich, was passiert war. Jeden Tag auf´s Neue. Der Gedanke lies mir einfach keine Ruhe. Meine Tage und meine Nächte waren schlecht, sowie deine auch.
Ich war zerrissen und wusste mir nicht mehr zu helfen, Kate. Die Wahrheit war so ernüchternd und schockierend für mich, Kate. Jetzt kann ich dich etwas besser verstehen.”
Kate riss plötzlich ihre Augen auf und starrte ihn fassungslos an.
Ein leiser Verdacht kam in ihr auf. Nein, das konnte er nicht gewagt haben!
„Oh, mein Gott!” kam es aus ihr heraus und sie schüttelte ganz langsam ihren Kopf.
„Was hast du getan?” Kates Stimme war kräftig, aber leicht heiser. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt und ihr Körper verkrampfte sich.
Jeff sagte kein Wort mehr. Sie wusste es!
Jetzt konnte er nur hoffen, das sie endlich anfangen würde mit ihm darüber zu sprechen und schließlich ihm verzeihen.
„Sag mir, das du mein Tagebuch nicht gelesen hast!”
Jeff sah auf seine Hände mit gesenktem Kopf und durch seine Geste bestätigte er es.
„Wie konntest du es wagen? Wie konntest du nur?” flüsterte Kate und sah ihn an. Ungläubig, über das was er getan hatte, schaute sie ihn wütend an.
„Ich hatte deinen Zustand statt, Kate. Ich konnte es nicht mehr ertragen, dich so zu sehen.”
„Das gibt dir noch lange nicht das Recht, mein Tagebuch zu lesen!”
Wütend war sie aufgestanden und lief unruhig hin und her. Sie wirbelte Sand dabei auf.
„Wenn man es genau betrachtet, lag es eigentlich auf der Hand. Aber wir alle waren blind.”
„Darum geht es nicht, du hast mein Tagebuch gelesen!” fast schrie Kate dabei.
Sie war wütend und das konnte er ihr nicht verdenken. Aber Jeff glaubte das Kate nur deshalb so böse auf ihn war, weil er jetzt wusste, das sie eine von ihnen werden wollte.
Sie ging ein paar Meter von ihm weg und setzte sich an eine einsame Stelle und sah aufs Meer hinaus. Jeff wollte ihr Zeit geben. Sie musste diese Nachricht erst einmal verdauen.
Er lies sie mit ihren Gedanken allein.
Wie konnte er nur? Wie konnte er ihr das an tun?
Sie fasste es nicht, aber darüber hinaus fragte sie sich jetzt, was würde er wohl tun?”
Er hatte keine Chance. Sie würden ihn ganz leicht töten. Sie würden es tun, wenn er sie in Gefahr brachte. Sie war so enttäuscht von ihm. Enttäuschung war etwas, was Kate nur zu gut kannte. Deshalb war dieses Gefühl ihr vertraut.
Jetzt wusste er auch, wie weit sie bereit war zu gehen. Jeff hätte die Verwandelung nie verstanden.
Dafür liebte er das Leben zu sehr, oder er hatte noch nie richtig geliebt. Beides Stimmte vermutlich.
Aber für Kate war das Vergangenheit. Leise hörte sie ihren Funken zischen. Doch jetzt wollte sie ihn nicht mehr hören. Die Wut das Jeff in ihren Sachen gewühlt hatte, verletzte sie.
Konnte sie ihm noch vertrauen? Sie wusste es nicht!
Mehr verunsicherte Kate, dass Jeff nun über alles Bescheid wusste. Das sie Vampire waren, das sie einen Vampir liebte und das sie bereit war, zu sterben für ihn.
Die Tatsache, das es sie wirklich gab, hatten ihn bestimmt genauso umgehauen, wie sie damals.
Sie hörte wie der Sand unter seinen Schuhe knirschte. Er setzte sich zu ihr.
Jetzt war der Moment gekommen. Er musste mit ihr darüber sprechen.
Er saß schon ein paar Minuten bei ihr, ohne das sie etwas sagten. Kate hatte ein Grashalm in der Hand, das vor ihr aus dem Sand gewachsen war. Sie spielte damit unsicher zwischen ihren Fingern.
Dann fasste sie allen Mut zusammen.
„Als ich ihn kennenlernte, war es wie Magie zwischen uns. Wir wussten beide, das wir zusammen gehörten. Es war schwierig, weil er kein Mensch war. Aber das war mir von Anfang an egal.”
„Sie sind eine Gefahr, Kate!”
„Nein, Jeff, da irrst du dich. Sie sind keine Gefahr, genau wie die Bewohner von Pleasentview nie in Gefahr waren, genauso wenig, wie ich jemals in Gefahr war. Sie hatten sich seit mehreren Jahren daran gehalten, kein Menschenblut zutrinken. Sie konnten sich alle kontrollieren.
Sie wollten ein normales Leben führen, was hätten sie schon für eine Chance gehabt? Um so zu leben, mussten sie die Menschen täuschen. Sie waren alle nicht glücklich mit dem Wissen, was sie waren oder besser, sind. Vor allem er nicht. Er konnte sich nur schwer damit abfinden, weil er wusste, das genau das zwischen uns stand.
Wir liebten uns so sehr, das es für beide von uns schwer war, mit dem Gewissen weiterzuleben, das die Zeit gegen uns lief. Verstehst du mich?”
Fragen sah sie ihn. Sie wollte unbedingt erreichen, dass Jeff ihre Beweggründe verstand.
„Kate, ….!” Jeff schüttelte den Kopf.
„Versuch mich bitte zu verstehen, Jeff. Es hat mich fast umgebracht, als er die Entscheidung getroffen hat, mich zu verlassen. Ich liebe ihn noch immer und das werde ich auch vermutlich immer tun. Jeder Tag, der vergangen ist, ohne ihn ist eine Qual für mich. Ihr denkt alle, das ich es geschafft habe, aber so weit bin ich noch lange nicht. Meine Seele ist zerstört, Jeff. Ich bin am Ende. Oft weiß ich nicht mehr weiter. Er hat alles was mich glücklich macht mitgenommen. Und es ist ein Schmerz, den ich noch immer spüre.”
Jeff konnte sehen, wie sehr sie gelitten hatte und wie sehr sie es immer noch tat. Ihre Worte trafen ihn, aber er wollte es hören.
„Ich hatte eine Entscheidung getroffen. Ich wollte zu dem werden, was er war, um für immer bei ihm zu bleiben. Nichts sollte uns mehr trennen können.
Aber er trennte sich. Ich weiß nicht genau, was seine Beweggründe waren. Er sagte nur, das er diese Verantwortung nicht mehr tragen wollte und auch nicht konnte.
Er will das ich ein schönes Leben führe, ohne ihn. Aber er wollte mir nicht das Leben nehmen, damit wir für immer zusammen bleiben konnten.
Ich werde ihn nie wieder sehen, Jeff und für mich ist das, fast das gleiche, als Tod sein. Ich lebe nicht. Ich bin tot, nur mein leerer Körper tut, was man von mir erwartet. Ich weiß, es muss sich schrecklich für dich anhören, aber so fühle ich.”
Jeff sah nachdenklich die junge Frau neben ihn an. Das Leben auf geben zu wollen, für etwas was noch nicht einmal ein Mensch war, war zu viel für ihn. Er verstand, das sie verliebt war in ihn, und das sie über vieles hinweg gesehen hatte, aber ihr eigenes Leben aufzugeben? Die Menschen, die sie liebte so zu betrügen. Nein, das widersprach sich für ihn.
„Kate, vielleicht irrst du dich. Was ist wenn du irgend wann wieder glücklich bist? Dann stellst du eines Tages fest, das du dich umbringen wolltest für etwas, was …..!”
Er fand keine richtigen Worte, die das beschrieben, aber er musste ihr das sagen.
„In dem Moment, als ich es erfuhr, fragte ich mich, was ich oder meine Eltern für dich sind. Wärst du wirklich in der Lage gewesen, das uns an zu tun? Kate, um Gottes willen, denk mal nach.”
Sie sagte dazu kein Wort mehr. Schweigend dachte sie daran, aber sie würde sich wieder dafür entscheiden.
„Er wollte dir dein Leben nicht nehmen, das du hattest, weil er wusste, das es richtig ist, ein Leben zu leben. Du weißt ich hatte Probleme mit ihm, aber seit ich die Wahrheit kenne, kann ich ihn verstehen. Ich bin ihm sogar dankbar dafür, auf gewisse Weise.”
„Jeff, das Leben, das er mir gelassen hat, ist für mich jeden Tag und jede Nacht die Hölle. Mein Leben ist zerstört, ohne ihn.”
Tränen stiegen auf und rannen ihr die Wange hinunter.
Jeff war sich sicher, das sie das nur jetzt so sehen würde, aber irgend wann, hätte sie es bestimmt überstanden und konnte ihr Leben wieder genießen. Davon war er überzeugt. Sie brauchte Geduld und Zeit. Das war das Rezept, das er ihr geben wollte.
„Deshalb muss ich aus Pleasentview fort, sonst weiß ich nicht was ich tue. Überall werde ich an ihn erinnert und ich ertrage das nicht mehr. Und ich will es auch nicht mehr. Ich versuche einen Weg da raus zu finden, und der Weg führt mich nach Portland.
Dort möchte ich neu anfangen, zumindest bis ich weiß, was ich mit mir noch anfangen kann.
Ich muss es einfach tun. Verstehst du, Jeff?”
Sie sah ihn und konnte in seinem Blick Verständnis erkennen. Das tröstete sie.
Sie war erleichtert. Zum ersten Mal in dieser ganzen Zeit, hatte Kate das erste Mal mit jemanden darüber sprechen können. Es war befreiend. Trotzdem war die Last die sie trug, schwer.
„Ich kann verstehen, das du gehen musst, aber wieso nimmst du mich nicht mit?”
Jeff konnte nicht ertragen, das sie ging und allein sein würde. Er hatte auch Angst, wenn Kate doch nicht allein klar kommen würde, was würde sie tun?
„Lass mich mit kommen, Kate! Ich kann auf dich aufpassen und dir dabei helfen, das Leben zu führen, das du verdienst!” Wenn Kate es zulassen würde, wäre er beruhigter. Und er wäre bei ihr.
„Nein Jeff, das ist etwas, was ich allein versuchen muss. Ich weiß das zu schätzten, aber ich muss es einfach allein versuchen.”
Er hätte sich denken können, das sie ihn abweisen würde, dann musste er ihr eben ein Versprechen abnehmen, das sie jeden Tag telefonierten, damit er wissen würde, ob es ihr gut geht oder nicht.
Er selbst würde sonst verrückt werden.
„Ich wusste die ganze Zeit über, das etwas nicht stimmte, Kate. Und es hat mich fast verrückt gemacht, nicht zu wissen, was genau los war. Und als ich deine blauen Flecken gesehen hab, wäre ich auch beinahe zu ihm gefahren. Ich wollte ihm die Wahrheit aus seinem Körper prügeln.
Du hast mich belogen und ich fragte mich, was du vor mir verheimlichst, das du lügen musst. Ich habe von Anfang an gewusst, das etwas mit ihm nicht stimmte.
Und seit ich das Geheimnis kenne, bin ich froh, das ich mich nicht weiter mit ihnen angelegt habe, sonst wäre ich wahrscheinlich nicht mehr am leben.”
„Er hätte dich nicht getötet, Jeff. Sie töten nur, wenn sie in Gefahr geraten.” sagte Kate.
„Was ich aber nicht verstehen Kate, als du heraus gefunden hast, was sie sind, hast du keine Angst gehabt?”
„Nein, ich hatte von Anfang an keine Angst. Warum auch? Ich wusste, wenn sie mich hätten töten wollen, dann hätten sie es schon lange getan. Nein, im Gegenteil, sie waren alle sehr freundlich zu mir und hatten mich in ihre Familie aufgenommen. Seine Mutter behandelte mich wie eine Tochter.
Ich war keine Sekunde in Gefahr, im Gegenteil, sie schützten mich und ich fühlte mich sehr wohl.
Sie vertrauten mir, so wie ich ihnen Vertraut habe. Ich hatte sogar einen Schlüssel für das Haus gehabt. Ich gehörte einfach zu ihnen. Und das wollte ich auch. Das hatte aber nichts mit deinen Eltern zu tun, das ist etwas ganz anderes.
Ich bin mir bewusst, was Pat und Phil für mich getan haben und ich liebe sie über alle Maßen, aber bei den Noir´s, hatte ich das Gefühl angekommen zu sein, wo ich hingehörte. Ich weiß, das hört sich bescheuert an, aber so war es für mich.”
Jeff schüttelte ungläubig den Kopf und versuchte Kate nach zu empfinden, aber es ging nicht.
Beide hingen in ihren Gedanken fest und sprachen lange nichts.
Eine Frage quälte Jeff aber immer noch.
„Kannst du mir verzeihen?”
Kate gab ihm lange keine Antwort. Sie konnte verstehen, warum er ihr Tagebuch gelesen hatte. Und wenn sie ehrlich war, war sie froh, das er es getan hatte. So konnte sie endlich darüber sprechen und musste auch ihn nicht mehr belügen.
“Ja, ich verzeihe dir. Aber du musst mir versprechen, das dieses Geheimnis ein Geheimnis bleibt!”
„Wer würde mir schon glauben?” antwortete Jeff ernst und war erleichtert, das sie alles klären konnten. Kate lächelte leicht darüber. Jeff nahm sie in seine Arme und genoss es endlich, Ehrlichkeit und Vertrauen wieder zu ihr aufbauen zu können.

Am Sonntag morgen saßen Pat und Phil am Frühstückstisch, als sich Kate zu ihnen setzte.
Wie immer nahm sie sich das Müsli und die Milch.
Phil las in seiner Zeitung und hatte wie immer nur kurz aufgesehen, als Kate die Küche betrat.
Es war schon fast wieder Normalität eingekehrt in dem Haus.
„Ich muss euch etwas sagen!” begann Kate. Sie spürte Aufregung und freute sich über diese Empfindung, die hatte sie schon lange nicht mehr.
Pat und Phil sahen sie gespannt und neugierig an. Phil hatte eine Ecke seiner Zeitung herunter geklappt und blickte Kate nun fragend an. Kate schenkte sich einen Moment, bevor sie ihre Nachricht verkündete.
„Ich habe eine Entscheidung getroffen, über mein Leben. Und darüber wie es weiter gehen soll.”
Es war sehr still am Tisch. Pat hatte aufgehört mit dem Kaffeelöffel in ihrer Tasse zu rühren.
Sie ahnt bestimmt etwas, dachte Kate.
„Also, ich denke, ich möchte ganz neu beginnen. Ich denke, das ich stark genug bin dazu, aber hier schaffe ich das nicht. Es sind zu viele Erinnerungen hier. Einfach überall.
Ich werde nach Portland zurück gehen. Ich möchte nachhause.”
Jetzt wo es endlich aus ihr heraus war, war Kate froh.
„Du willst uns verlassen?” fragte Pat und Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit.
„Ja, Tante ich muss von hier weg.”
Kate sah zu Phil, der sie die ganze Zeit angesehen hatte. Sie wollte wissen, was er darüber dachte.
Aber er sagte nichts, sondern nickte zustimmend.
„Ich werde selbstverständlich noch bleiben, bis du jemand eingestellt hast für den Laden,
Tante Pat.” Kate hatte schon ein wenig ein schlechtes Gewissen. Kate wollte ihrer Tante wirklich nicht das Gefühl geben, das sie sie im Stich lies.
Pat würde auch ohne sie zurecht kommen.
„Bist du dir wirklich sicher, Kate?” Wie immer Tante Pat machte sich mal wieder Sorgen.
„Ja, ich bin mir sicher und es wird jetzt auch Zeit für mich. Ich muss abschließen.
Hier kann ich das nicht, es sind zu viele Erinnerungen. Überall, wo ich auch hingehen. ...
Er ist überall.” Sie schluckte als sie “ihn” erwähnte.
Phil legte seine Hand auf Pats Arm und sagte im ruhigen Ton:
„Sie hat Recht Pat, sie muss gehen um abzuschließen. Sie kann sich endlich dazu durchringen und wir sollten sie dabei unterstützen.”
Liebevoll sah er seine Frau an. Er hatte Kate verstanden, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie viel Kate in Pleasentview lassen würde. Aber er sah es genauso klar, wie Kate.
Der gut alte Phil, er sprach nie viel, aber er war ein guter Beobachter. Wenn er sich zu etwas äußerte, dann traf er fast immer den Nagel auf den Kopf. Sein Scharfsinn war einfach hervorragend.
Pat hatte lange in ihren Kaffee gesehen und dann nickte sie endlich.
Damit war die Sache beschlossen. Kate würde heimkehren!
Pat hatte gleich am nächsten Montag eine Annonce in der städtischen Tageszeitung aufgegeben. Jetzt führte sie Vorstellungsgespräche und Kate half ihr. Sorgfältig suchten sie ihre Bewerberinnen aus. Sie hatten schon eine engere Wahl gefunden. In den nächsten Tagen wollten sie sich für eine Bewerberin entscheiden und sie einlernen. Damit konnte Kate auch gehen, ohne schlechtem Gewissen.
Kate hatte angefangen, die Dinge, die sie mitnehmen wollte in Kartons zu packen.
Phil hatte versprochen einige Sachen mit der Post ihr nachzuschicken.
Sie wollte unbedingt mit dem Auto fahren, daher konnte sie schon ihre wichtigsten Dinge mitnehmen.
Pat war traurig über Kates abreise aber sie verstand worum es Kate ging.
„Du wirst mir fehlen, Kate!”
„Du wirst mir auch fehlen, Tante Pat! Ihr werdet mir alle Fehlen.”
Sie waren gerade dabei die letzten Kartons zu verpacken. In zwei Tagen war es soweit.
Kate sah aus ihrem Fenster und blickte auf Jeff, der in der Einfahrt gerade damit beschäftigt war, Phil beim überprüfen des Autos half. Phil und Jeff würden Kate niemals losfahren lassen, bevor sie selbst nicht überprüft hatten, ob mit dem Wagen alles in Ordnung wäre.
Es würde eine lange Fahrt für Kate werden, aber bis dahin hatte sie noch viel zu tun.
In der ganzen Zeit, hatte Kate viel in ihrem Zimmer angesammelt, worüber sie jetzt entscheiden musste, was sie mitnehmen wollte. Es waren Dinge wie, mehrere Bücher, einige Kleidungsstücke, kleine Dekogegenstände, die sie vom Blumenladen für ihr Zimmer gemacht hatte.
Eigentlich hatte sie alles in Portland, was sie brauchte. Pat wollte das Zimmer nicht weiter nutzten. Sie wollte alles so lassen, das wenn Kate sie eines Tages besuchen würde. Es sollte Kates Zimmer bleiben. Sie sollte wissen, das auch hier ihr zuhause war.
Am Nachmittag, als sie soweit, bis auf das Nötigste, was Kate noch brauchte, alles verpackt und auch schon verstaut hatte, spürte Kate schon den Abschied kommen.
Angst beschlich sie jedoch, wenn sie daran dachte, was sie in Portland erwartete.
Die Sonne schien noch am späten Nachmittag, aber Kates fror.
Sie ging in ihr Zimmer und nahm die rote Strickjacke ihrer Mutter.
Warm und eingekuschelt lag sie im Gartenstuhl. Sie hatte Jeff nicht bemerkt, der schon eine ganze Weile an der Türschwelle stand und sie beobachtete.
Sie sah so friedlich aus, und gleichzeitig wirkte sie wie ein kleines Kind, das hilfesuchend sich in eine rote Jacke ihrer Mutter versteckte.
Er würde sie vermissen. Sehr sogar. Es war nicht leicht für Jeff, sie gehen zu lassen. Es tat ihm weh, immer noch. Aber Jeff wusste, er hatte keine Chance. Er liebte Kate, aber das durfte er ihr nicht sagen, das würde sie zurück werfen und sie noch mehr verunsichern.
Aber er hätte es gerne getan. Er hätte sie gern in den Arm genommen und die bösen Geister, Vampire und alles, was sie je verletzt hatte, vertrieben. Das war sein Traum, der für immer einer bleiben würde. Aber für sie, würde er es ertragen.
Jetzt spürte Kate, das sie nicht allein war und blickte sich um. Als sie Jeff sah wurde ihr warm und sie lächelte ihn an.
Er kam zu ihr, zog einen Stuhl neben ihren und setzte sich.
Ihnen blieben ein paar Stunden. Sie nahm seine Hand und legte ihre in seine. So saßen sie noch eine weile und genossen das Band ihrer Freundschaft, das sie wieder verband.
Lange hatte Kate sich ihm nicht mehr so nah gefühlt, wie in diesem Augenblick.


Kapitel 19

Es war soweit, in wenigen Minuten würde Kate auf dem Weg in ein neues, unbekanntes Leben.
„Wir telefonieren auch wirklich jeden Tag?” fragte Jeff und sah Kate beunruhigt an.
„Versprochen!” versicherte Kate ihm.
„Und wenn es dir nicht gut geht, wirst es mir ehrlich sagen?”
„Auch das habe ich dir versprochen, Jeff! Mach dir keine Sorgen, wenn etwas ist, bist du der erste, der es erfahren wird.” Sie lachte ihn an. Kate war nervös und sie wollte es aber Jeff nicht zeigen. Er wäre sonst in der Lage gewesen, sie nicht gehen zu lassen.
Tante Pat stand weinend neben Jeff. Onkel Phil hatte seinen Arm um Pat gelegt, um sie zu trösten.
„Also Kate, wenn etwas mit dem Haus ist, oder sonst irgend etwas, dann ruf uns bitte an,” Phil konnte nicht weiter sprechen, seine Stimme wurde heißer und erstarb mitten im Satz.
Noch nie hatte Kate es erlebt, das ihr Onkel Phil so nahe den Tränen war. Sie schluckte ihre hinunter und nahm ihn ganz fest in den Arm.
„Ich danke dir, Dad. Du warst immer wie ein Vater zu mir, deshalb verdienst du es auch, das ich dich so nenne.”
Nachdem Kate in „Dad“ genannte hatte, konnte er seine Tränen nicht mehr zurück halten und nahm seine Kate, das Mädchen, das er immer wie eine Tochter geliebt hatte, in seine Arme.
„Hast du gehört, was sie zu deinem Vater gesagt hat!” fragte Pat ihren Sohn mit tränenreicher Stimme, und konnte das Liebesgeständnis zwischen den beiden nicht fassen.
Kate küsste Phil auf seine weichen Wangen und wendete sich schweren Herzen ihrer Tante zu.
„Tante Pat, vielen Dank für alles, was du für mich getan hast. Ich liebe euch so sehr.” Pat und Kate lagen sich in den Armen. Es war schwer für Kate, schwerer, als sie gedacht hatte. Aber das schlimmste hatte sie noch vor sich. …... Jeff.
Sie lagen sich in den Armen und gingen ein Stück näher zu Auto. Es waren ihre letzten Minuten und die wollten sie etwas intimer haben.
„Jeff, du bist und bleibst mein bester Freund. Ich liebe dich. Bitte mach dir um mich keine Sorgen.”
„Ich mache mir immer Sorgen um dich, Kate. Wenn du mich nicht mehr anrufst, bin ich sofort da!” Er lachte und zog sie fest an sich. Kate fühlte den Schmerz, den man Abschied nennt und weinte an seiner Brust.
Er hielt es fast nicht mehr aus und nahm ihr Gesicht in seine Hände, so das sie zu ihm aufsehen musste. Sie blickte in seine warmen Augen.
„Versuche glücklich zu werden, ich weiß, das du das trotz allem schaffen kannst. Bitte Kate, rette dich! Für mich!”
Er küsste sie auf ihre Wangen und schloss dabei seine Augen. Innerlich schrie alles in ihm, vor Liebe nach ihr. Himmel, wie sehr er sie liebte! Aber er musste sie gehen lassen.
Er lies von ihr ab, damit der Schmerz endlich aufhören konnte. Sie musste jetzt losfahren.
Und das tat sie auch.
Jeff sah ihr noch lange nach, als ihr Auto nur noch ein kleiner Punkt war, wendete er seinen Blick ab und ging.
Pat und Phil hatten ihr noch lange nach gewunken und sahen nun ihren Sohn, der leidend die Straße entgegen geschaut hatte, wo die Liebe seines Lebens verschwunden war.

Kate musste auf hören zu weinen. Ihre Tränen nahmen ihr die Sicht. Und ihre Reise würde schnell beendet sein, wenn sie jetzt einen Unfall hatte. Nach ein paar Minuten fing sie sich wieder. Sie sagte sich: Sie sind ja nicht aus der Welt, ich kann jederzeit zurück.
Aber jetzt wollte sie nach vorne sehen. Sie wollte ihr Leben zumindest versuchen. Aber bevor Kate Richtung Portland fuhr, hatte sie noch etwas zu erledigen.
Sie bog links in den kleinen Waldpfad ab. Dann steuerte sie ihr Auto auf den großen Parkplatz und sah das leere Haus an.
Das Haus hatte sie all die Wochen getröstet. Es war verlassen worden, genau wie sie selbst.
Irgendwie hatte sie sich immer mit dem Haus verbunden gefühlt, aber jetzt war der Augenblick gekommen, wo sie diese Verbindung trennen musste.
Sie stieg aus und lief langsam vor die große Eingangstür. Andächtig blieb sie stehen, legte ihre flache Hand auf die Tür. Sie war kalt und glatt. Erinnerungen stiegen in ihr auf und der alte Schmerz war wieder da.
Es zischte laut in ihr, sie versuchte es zu ignorieren. Nur für einen Augenblick, schloss sie ihre Augen.
Sie griff in ihre Jackentasche und holte den Schlüssel heraus, den er ihr vor langer Zeit gegeben hatte. Sie behielt ihn noch eine kleine Weile in ihrer rechten Hand und dann war sie bereit.
Sie warf den Schlüssel in den Briefkasten.
Damit hatte sie die Verbindung zwischen Haus und ihr getrennt. Das Zischen wurde lauter und jetzt konnte sie den Funken fast deutlich spüren. Sie musste stark sein und keinen Rückzieher machen.
Schnell lief sie zu ihrem Auto, warf den Motor an und fuhr endlich Richtung Portland.

Nach mehreren Stunden fahrt und dazwischen einige Pausen, hatte sie bestimmt schon vier mal mit Pat gesprochen.
Es ging ihr gut und sie war jetzt guter Dinge und freute sich auf ihr zuhause. Ihre Mutter, die Nachbarn und alles, was sie dort kannte.
Viele Stunden später, es war schon Abend, kam sie endlich an.
Es war schon dunkel, aber soweit sie es sehen konnte, hatte sich nichts verändert. Alles sah noch genauso aus, genau wie an dem Tag, an dem sie es verlassen hatte.
Sie parkte ihr Auto und nahm nur ihre Handtasche mit. Um ihr Gepäck konnte sie sich später noch kümmern. Jetzt war sie einfach nur müde und wollte schlafen.
Sie schaltete Licht im Haus an. Alles war genau so, wie sie es verlassen hatte. Sofort fühlte sie sich zuhause. Sie nahm ihr Handy aus ihrer Handtasche und rief Pat an.
Nachdem sie in Pleasentview angerufen hatte und allen Bescheid gegeben hatte, das es ihr gut ginge und sie müde war, ging sie hoch in ihr Zimmer.
Sie war so geschafft, das sie sich nicht mehr wusch und zog gerade ein T-shirt an und legte sich ins Bett. Sofort schlief sie ein, ohne zu träumen. Ihre erste Traumlose Nacht seit langem.
Aber das würde bestimmt nicht so bleiben. Warum auch, sollte sich das jetzt ändern, wo sie wieder zuhause war?
Als Kate am nächsten Morgen auf der Suche nach einem Frühstück war, musste feststellen, das sie noch nicht einmal mehr Vorräte im Haus hatte. Also bedeutete dass, dass sie einkaufen gehen sollte.
Sie fuhr ins nächste Einkaufszentrum und genehmigte sich erst ein Frühstück. Sie saß in einem kleinen Café und hatte sich einen Latte macchiato und ein Croissant bestellt. Kate liebte es, zuerst den Milchschaum, vom Glas herunter zu löffeln.
Sie beobachtete die Leute, die an ihr vorbei liefen. Sie kauften, was sie so zum Leben brauchten, aber ob sie sich bewusst waren, das es noch eine andere Art leben gab?
Kate stellte sich vor, wie einige Passanten darauf reagieren würden, wenn sie es wussten. Ob sie in Panik verfallen oder es ganz cool auffassen würden? Sie hatten alle keine Ahnung, mit was für Kreaturen die Menschen zusammen lebten. Wahrscheinlich würden die meisten in Panik weglaufen. Oder es nicht glauben wollen. Sie selbst wäre nie auf so eine Idee gekommen, überhaupt an Vampire nachzudenken. So etwas gab es doch nicht.
Sie hatte die Hälfte ihres Cafés schon getrunken, als sie ein alte Frau beobachtete, wie sie langsam durch Einkaufspassage lief. Ihre Taschen waren voll beladen und sie hatte mühe ihre schwere Last zu schleppen.
Knackige rote Äpfel hatte sie oben auf ihre Taschen gelegt. Bei jedem mühsamen Schritt drohten sie aus der Tasche zu fallen. Kate konnte nicht schätzen wie alt die Frau war, aber sie mussten schon sehr alt sein. Ihre Haare waren weiß und ihr Gesicht war sehr faltig. Sie ging leicht gebeugt. Ihr Gesichtsausdruck war von den schweren Einkaufstaschen gezeichnet. Kate tat die alte Frau leid, wie sie ganz allein durch die Passage ihre schweren Taschen trug und keiner sie beachtete. Menschen liefen im lockeren schnellen Schritten an ihr vorbei und achteten nicht auf sie.
Als sie es endlich schaffte an dem kleinen Bistrotisch von Kate vorbei zu laufen, fielen ihr ein paar rote Äpfel aus der Tasche. Niemand half der Frau. Einige Leute nahmen sogar einen kleinen Umweg in kauf. Aber niemand half ihr. Kate konnte das nicht länger mit ansehen und lief schnell zu ihr.
Sie hob alle heraus gefallenen Äpfel auf und legte sie der alten Frau in ihre Einkaufstasche zurück.
Die Alte sah Kate mit freundlichen Augen an.
„Danke, mein Kind!” sagte die Frau.
„Möchten sie sich einen Moment an meinem Tisch ausruhen? Kommen Sie, setzten sie sich einen Moment!” sagte Kate und zeigte ihr einen Stuhl der neben ihren stand.
Die alte Frau war sehr überrascht und lies sich aber gerne auf den Stuhl nieder, den Kate ihr angeboten hatte. Kate hatte ihr die Einkaufstaschen abgenommen und stellte sie neben der Frau ab.
„Vielen Dank, mein Kind!”
„Möchten Sie vielleicht etwas trinken?”
„Oh nein, keine Umstände bitte!” Ihre Stimme war dünn und zittrig.
Kate bestellte trotzdem ein Glas Wasser für die Frau. Vielleicht traute sie sich nicht etwas von Fremden an zu nehmen.
Als der Kellner mit dem Wasser kam und es direkt vor ihr hin stellte, trank sie es fast in einem Zug aus. Dankbar sah sie Kate an.
„Es kommt selten vor, das ich einen Menschen treffe, der so hilfsbereit ist, wie sie, junge Frau. Vielen Dank!”
Sie lächelte und Kate erkannte, die vergangene Schönheit in ihrem jetzt faltigen Gesicht. Sie hatte blaue Augen, die einst strahlend blau gewesen sein mussten.
Die alte Frau sah Kate lange an.
„Wie hübsch sie sind!”
Kate errötete leicht. Um ihre Unsicherheit zu überspielen, holte Kate eine Plastiktüte aus ihrer Handtasche und bot ihr an, die Äpfel in diese Extratüte zulegen, damit sie ihr nicht noch einmal aus der Tasche fallen konnte.
„Sie sind wirklich ganz außer gewöhnlich, vielen Dank!”
„Ich helfe gern, wenn ich kann!” sagte Kate. Die alte Frau trank ihr Wasser aus und wollte nach ihrer Geldbörse greifen, als Kate eine Hand auf ihren Arm legte und sagte:
„Nein, das Wasser ist schon bezahlt!”
Wieder sah die alte Frau erstaunt zu Kate. Offenbar war sie es nicht gewöhnt eingeladen zu werden oder Hilfe zu bekommen.
Sie hatte Kate dankbar angesehen und war nun aufgestanden. Sie nahm ihre Taschen und verabschiedete sich dankbar von ihr. Als sie sich abwenden wollte, blieb sie abrupt stehen und drehte sich noch mal zu Kate. Sie lächelte und ihre Augen waren nun ganz klar und strahlend.
Kate war gefesselt von ihrem Blick. Etwas hatte sich in ihrem Blick verändert. Kate hatte das Gefühl, das sie tief in ihre Augen sehen musste.
„Hab keine Angst. Er wird kommen und dich retten, mein Kind!” sagte die alte Dame und drehte sich um und ging ihren Weg weiter.
Ihre Stimme war ungewöhnlich klar und deutlich, im Gegensatz zu vorher. Die Alte drehte sich noch einmal um und lächelte wissend, und lief von dannen.
Kate sah ihr verwundert hinterher, bis sie durch andere Leute nicht mehr sichtbar war.
Was sie wohl damit gemeint hatte? fragte sich Kate. Aber sie war eine alte Frau, die vielleicht ein schweres Leben gehabt hatte und zu viel allein war. Sie war bestimmt einsam.
>Er wird kommen und dich retten, mein Kind!>
Was meinte sie den damit? dachte Kate. Sie aß ihr Croissant auf und schnell war sie mit ihren Gedanken wieder wo anders.

Sie war den ganzen Vormittag unterwegs gewesen und wollte nun endlich ihre Sachen auspacken.
Es war später Nachmittag, als Kate endlich mit allem fertig war.
Endlich, sie gönnte sich eine Ruhepause auf dem Sofa. Ihre Füße schmerzten und sie fühlte sich geschafft. Wahrscheinlich saßen ihr noch die Strapazen von der Fahrt in den Knochen.
Sie fiel in einen leichten Schlaf, kurze Zeit später, wurde sie aber von einem lauten Motorengeräusch wieder geweckt.
Kate setzte sich auf und versuchte heraus zu finden, aus welcher Richtung das Geräusch wohl kommen würde. Sie stand auf und ging in die Küche. Von dort aus dem Fenster konnte sie sehen, wie ihr Nachbar, Mr. Kramer, der direkt neben ihr wohnte, seine Rasen im Garten mähte.
Mit einem kurzen Blick sah sie in ihren Garten.
Oh je, da wartete aber viel Arbeit auf sie. Das Gras ging ihr schon bestimmt bis zu den Knien hoch und die Sträucher um ihren Garten herum, könnten auch einen Schnitt vertragen.
Dann lief Kate zum Eingangsbereich, und sah sie die Bepflanzung an. Alles war vernachlässigt und teilweise auch verwildert. Und das, obwohl sie Floristin war. Was für eine Schande. dachte Kate.
Das würde auf jeden Fall die Arbeit sein, die sie nun in den nächsten Tagen vor sich hatte.
Heute wollte sie auf jeden Fall noch zu ihrer Mutter fahren. Sie wollte sich das Grab anschauen und es neu bepflanzen.
Das Wetter war unbeständig und so nahm sie die rote Strickjacke ihrer Mutter und einen Regenschirm und machte sich auf den Weg.
Auf dem Weg hielt sie noch in einem Blumengeschäft und kaufte ein paar schöne Topfpflanzen, die sie auf dem Grab einpflanzen wollte.
Es wurde ganz leise in Kates innerem, als sie sich dem Friedhof näherte. Sie hatte schon einen Kloß im Hals, aber sie wollte tapfer sein.
Sie parkte ihr Auto und nahm den Korb, in dem sie Pflanzen hinein gestellt hatte.
Dann lief sie durch das große Eingangstor des Friedhofes.
Sie vermisste sie schon sehr, hatte sich etwas verändert. Sie vermisste sie, aber es war nicht der ganz große, fürchterliche Schmerz, den sie empfand. Diese Wunde hatte angefangen zu heilen, oder sie wusste nun besser damit umzugehen. Ihre Mutter hatte in den letzten Tagen ihres Lebens, große Schmerzen gehabt. Das war für Kate schlimm gewesen, vor allem ihre Mutter so zu sehen. Aber jetzt wusste sie, dort wo ihre Mutter jetzt war es keine Schmerzen gab. Zumindest hoffte sie das.
Dann stand sie direkt vor dem Grab.
„Hallo Mama, ich bin wieder da!” sagte Kate leise. Sie säuberte das Grab von vertrockneten Blätter und kleinen Äste, die auf das Grab gefallen waren und pflanzte die Blumen ein, die sie gekauft hatte. Dann setzte sie sich neben das Grab und blieb eine weile still bei ihrer Mutter sitzen.
Diese Ruhe und Stille war ein wahrer Segen für ihre Seele. Niemand war weit und breit. Sie war ganz allein und fühlte sich aufgehoben in der Stille.

Irgendwann, als es schon leicht dämmerte machte sie sich auf den Nachhauseweg.
In der friedlichen Stimmung ging sie nachhause. Das war ihr erster Tag, in ihrem neuen Leben und es war ein guter Tag gewesen. Endlich konnte sie optimistische Gedanken zulassen und sah gelassener in die Zukunft.
Jeff erzählte sie ihrem ersten Tag und welche Arbeit sie in den nächsten Tagen hatte. Sie schien
zufrieden zu sein und hoffte, das so die Tage verlaufen würden.
In den folgenden Tagen hatte Kate viel im Garten zu tun. Es war schwerste Arbeit gewesen, die Sträucher zu säubern und zu kürzen. Der Schweiß stand ihr oft auf der Stirn, aber am Abend wusste Kate, was sie geleistet hatte, den sie spürte es in jedem ihrer Muskeln.
Langsam nahm der Garten wieder eine saubere und seine frühere Form an. Die versprochenen Kartons die Phil mit der Post schicken wollte kamen auch an und Kate brauchte fast einen ganzen Tag und alles zu auszuräumen.
Einen kleinen Karton hatte Kate mit Absicht nicht ausgepackt, sondern so wie er war, in ihren Kleiderschrank in das oberste Regal geschoben. Pat hatte ihr einen lieben Brief zu den Kartons gelegt, den Kate jetzt gierig lesen wollte.
Sie schrieb, das das junge Mädchen, das sie eingestellt hatten, sich sehr bemühte und das sie zufrieden mit ihr war. Der Laden lief besser als früher, aber viele Kunden bedauerten doch sehr, das Kate nicht mehr war. Aber von allen sollte sie ihr viele Grüße ausrichten.
Kate hatte gelächelt, als sie diese Zeilen las. Sie faltete den Brief zusammen und war in Gedanken bei den Bennets. Sie vermisste sie. Es war doch sehr still in Kates Haus. Deshalb beschäftigte sich Kate mit dem Haus.

Als Kate an einem Regentag mehr oder weniger gezwungen war im Haus zu bleiben, hatte sie langweile. Alles war im Haus geputzt und abgestaubt. Alle Blumen und Pflanzen waren versorgt, Wäsche hatte sie auch nur ihre zu waschen, es gab nichts zu tun.
Sie stand mitten im Wohnzimmer und suchte dringend eine Beschäftigung. Der kleine Karton ging ihr nicht aus dem Kopf, aber sie hatte ein wenig Angst davor, das es sie in ihre alte Trauer zurück bringen konnte. Sie überlegte, ob sie schon stark genug wäre, die Sachen auszupacken und in ihre Hand zu nehmen.
Dann beschloss sie es sein zu lassen. Vielleicht würde sie es aus ihrem Rhythmus bringen, den sie jetzt seit ein paar Wochen hatte. Stattdessen zog sie ihre Gummistiefel an und ihren Regenmantel, nahm ihren Regenschirm und ging spazieren.
Sie dachte im Regen darüber nach und stellte fest, das es noch eindeutig zu früh sein könnte, den Karton öffnen. Sie kannte deren Inhalt. Und während sich sie ihre Gedanken nur um den kleinen Karton drehten, hörte sie wieder das Zischen in ihr. Wie beruhigend es doch war. Mit dem beruhigendem Gefühl, kamen auch der Schmerz und die Sehnsucht nach der Liebe, die sie für ihn empfand. Sie war traurig, aber sie wehrte sich gegen den Schmerz und die Sehnsucht, mit aller Kraft.
Kate wollte nicht mehr in diesen Schmerz so aufgehen, wie es vor ein paar Monaten noch der Fall gewesen war. Das war ja auch der Grund, warum sie Pleasentview verlassen hatte.
Hier in Portland, konnte sie sicher durch die Straßen gehen, ohne daran erinnert zu werden.
Und das war eine reine Wohltat für sie. Sie genoss es.
Der Karton lies ihr trotzdem keine Ruhe. Spät am Abend nahm sie ihr Bettzeug und legte sich auf das Sofa zum schlafen. Sie hatte Angst, das sie der Versuchung nicht widerstehen konnte, den Karton doch nicht aufzumachen.
Aber sie schaffte es. Der Karton blieb verschlossen in ihrem Kleiderschrank.


Kapitel 20

An einem sonnigen Montagmorgen, hatte Kate beschlossen in die Innenstadt zu gehen. Das hatte sie seit ihrer Ankunft nicht mehr getan.
Sie schlenderte an diesem Nachmittag die Straßen entlang und schaute sich die Schaufenster an. Sie Sonne schien warm und der Himmel war strahlend Blau.
In der ganzen Zeit, seit sie zuhause war, hatte sie kaum Kontakt zu anderen Menschen gehabt, außer die Telefonate mit Jeff und Pat. Und es fiel ihr schwer. Sie war einsam, wollte sich das aber nicht eingestehen. Sie hätte es nicht zugegeben. Sie ging viel spazieren und dachte über die verschiedensten Dinge nach. Aber hauptsächlich, war sie damit beschäftigt, ihren Kummer und Schmerz zu unterdrücken.
Meistens klappte das ganz hervorragend, aber alles staute sich an.
Den einzigen regelmäßigen Kontakt hatte sie zu Jeff. Anfangs telefonierten sie täglich. Jeff hatte nun eine eigene Wohnung bezogen und arbeitete sehr viel. Da wurden die Telefonate weniger.
Trotzdem sprach sie mindestens drei mal die Woche mit ihm. Er hatte ihr geraten unter Leute zu gehen und Freundschaften zu knüpfen, aber Kate war nicht unbedingt der Mensch, der auf jeden zu gehen konnte. Das war wohl ein schwieriges Problem geworden, was Kate auch unterdrückte.
Sie spazierte an den vielen Geschäften vorbei, die in den Sommermonaten ihre Hauptsaison hatten.
Dann setzte sie sich in ein Straßencafé und bestellte sich eine Cappuccino.
Wie immer, beobachtete sie die Menschen, wie sie an ihr rechts und links vorbei gingen. Neben Kate waren noch andere Tische. Direkt neben ihr saß ein älterer Herr, der in einer Zeitung las.
Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, da er die Zeitung vor seinen Kopf hielt und sehr vertieft war beim lesen. Er erinnerte sie ein wenig an Onkel Phil, der am Frühstückstisch auch immer so die Zeitung gelesen hatte. Man hatte immer nur rechts und links die Finger gesehen, die die Zeitung hielten.
Sie lächelte ein wenig darüber. Zu ihrer anderen Seite, saßen zwei junge Frauen, die sich über ihre neusten Männerbekanntschaften unterhielten.
Aber das alles interessierte Kate nicht. Sie genoss ihren Café und die Sonne, die ihr ins Gesicht schien. Sie schloss ihre Augen und lies die Wärme auf ihr Gesicht strömen.
Sie saß eine ganze Weile so da, als sie ein wenig erschrak, als der alter Herr, seine Zeitung ruckartig umblätterte und wieder dahinter versteckte.
Kate hatte ihm dabei zugesehen.
Ihr Blick blieb regungslos auf der Zeitung, als sie die umgeblätterte Seite sah.
Gebannt sah sie stur auf ein Bild. Alles in ihr verkrampfte sich und ihr Puls wurde automatisch schneller. Sie konnte nicht von dem Bild wegsehen. Es hatte sie wie ein Blitz getroffen und sie war in keinster weise darauf vorbereitet gewesen.
Heftig zog sie ihren Atem ein, als sie die Augen sah. Wie viele Tage und Nächte hatte sie sich gewünscht, in ihnen wieder zu versinken, nur ein einziges Mal. Der dumpfe Schmerz war wieder zu spüren, genau da, wo einmal Herz ihr geschlagen hatte. Genau dort, war jetzt ein großes Loch, in das es dumpf pochte. Das Zischen war so laut, das Kate sich so anstrengen musste, nicht einen Laut von sich zugeben.
Mit zittrigen Fingern, nahm sie ein paar Münzen und legte sie auf den Tisch. Rasch stand sie auf und machte sich auf den Weg, nach dem nächsten Zeitungsladen.
Sie kaufte sich die Zeitung und noch im Laden, suchte sie die Seite. Und dann sah sie ihn. Er war es. Minutenlang starrte sie auf das Foto.
Sie riss nur diesen Artikel aus und schmiss die restliche Zeitung in einen Papierkorb. Dann ging sie schnell zu ihrem Auto und fuhr nachhause.
Sie wollte den Artikel lesen, aber zuhause. Dort war sie vor den Blicken fremder Menschen sicher.
Kate legte den Artikel fein säuberlich auf den Küchentisch. Dann las sie langsam die Überschrift.

FAMILIE NOIR GEGEN GEPLANTE HOCHZEIT MIT GENERALSENATOR

Immer wieder las Kate die Zeile durch. Dann las sie sich mehr als acht mal den ganzen Artikel. Liliana Noir wollte einen Generalsekretär heiraten. Und natürlich waren die Noirs dagegen, und ganz besonders Darren.
Das war der eigentliche Sinn des Artikels. Kate konnte sich die Gründe vorstellen, warum die Familie gegen so eine Hochzeit war. Es würde so viel aufsehen erregen und die Gefahr entdeckt zu werden, war durch eine Horde Journalisten natürlich ein vielfaches höher.
Journalisten waren dafür bekannt in andere Leben herum zu schnüffeln. Manche suchten sogar, bis sie auch nur eine Kleinigkeit gefunden hätten, und falls nicht, wurde einfach etwas erfunden.
So war das heutige Geschäft einfach.
Natürlich war das eine große Gefahr, den ein Generalsekretär stand immer im Licht er Öffentlichkeit und erst recht mit einer so schönen Frau wie Liliana an seiner Seite.
Kate verstand die Missstände, die gegen eine Heirat sprachen, aber vielleicht liebte Liliana diesen Generalsekretär. Dann war es genauso schwierig, wie es bei ihnen einmal gewesen war.
Er hatte sich überhaupt nicht verändert. Wie sollte er auch! Er war für die Ewigkeit schön, jung und einfach ….. er!
Kate konnte nicht von ihm absehen. Fast zärtlich strich sie über das Foto. Und dann ganz langsam merkte sie, wie es wieder immer schlimmer wurde.
Ihre Traurigkeit war grenzenlos und ihre Sehnsucht so übermächtig, das sie Schwierigkeiten hatte, regelmäßig zu atmen. Sie sank mit dem Foto in der Hand zu Boden und starrte unentwegt darauf.
Die Liebe, die sie einst für ihn empfand, war noch genauso wie damals. Sie hatte sich nicht verändert, nichts hatte sich geändert!
Es war alles noch genauso da. Der Kummer, den Schmerz, das Loch in ihrer Brust, die Sehnsucht, und das Heimweh nach ihm.
Sie rappelte sich auf und schleppte sich zu ihrem Handy, das auf einer Kommode im Flur lag.
Sie wählte die einzige Nummer, die ihr jetzt noch helfen konnte. Es klingelte und klingelte, aber es meldete sich nur die Mailbox. Kate versuchte es mit der Festnetz-Nummer. Wieder hörte sie nur ein Freizeichen, aber niemand nahm ab. Dann rief sie noch mal die Handynummer an und sprach auf die Mailbox.
„Jeff, bitte hilf mir!”
Mehr konnte sie nicht sprechen, so tränenreich war ihre Stimme.
Dann ging sie in ihr Zimmer, öffnete den Kleiderschrank und holte den Karton aus dem Schrank, den sie eigentlich zur Ewigkeit dort verbannen wollte. Langsam öffnet sie ihn. Sofort strömten Bilder Erinnerungen in sie, die sie tief in sich vergraben hatte.
Seine Augen, sein Geruch, seine Stimme. …. Darren!
In ihren Händen hielt sie das Goldkettchen, das er ihr geschenkt hatte. Es fühlte sich wie Glut an, in ihren Fingern. Es schmerzte, doch Kate wollte es nicht aus der Hand nehmen. Die Worte:
Ich liebe Dich Darren und die Erinnerung wie seine Küsse auf ihrer Haut gebrannt hatten, konnte sie fast wieder spüren. So sehr hatte sie das alles unterdrückt. Das Laken und die Digitalkamera, die James und Katharina ihr einmal geschenkt hatten, holte sie aus dem Karton. Das schwarze, kleine Seidenoberteil, das sie in der schönsten Nacht ihres Lebens an hatte und einige schwarze Federn, die von ihren Flügeln abgefallen waren.
So lange hatte sie all das unterdrückt und von Stunde zu Stunde kam alles sehr intensive wieder hoch. Ständig musste sie sich Tränen weg wischen, die ihr die Sicht wegnahmen.
Kate steckte die Kamera an ihren PC an und druckte mit dem Farbdrucker alle Bilder aus, die der Bildschirm zeigte.
Nacheinander spuckte der Drucker alle Fotos aus.
Sie weinte, konnte nicht wieder aufhören. Er hatte sie verlassen, warum? Alles in ihr schrie.
In einem Moment, in dem sie keine Tränen mehr hatte, um sie zu vergießen, versuchte sie noch einmal Jeff anzurufen.
Aber er ging nicht an sein Telefon.
Sie war verzweifelt, sie brauchte dringend jemanden, mit dem sie reden konnte, ganz offen und ganz ehrlich. Mit Jeff konnte sie das. Er wusste über alles Bescheid. Aber warum meldete er sich nicht? Von Stunde zu Stunde wurde ihre Verzweiflung schlimmer.
Was sollte sie nur tun? Sie konnte ihr ganzes Leben nicht so weiter machen. Das würde sie nicht ertragen, lieber wollte sie sterben.
Sie sah sich in ihrem Zimmer um. Es war nur das Brummen ihres PC zu hören.
Dann nahm sie den Zeitungsartikel in ihre Hand. Es war eine Nahaufnahme von ihm.
Er lächelte direkt in die Kamera. Er sah glücklich aus! War er es?
Kam er so viel besser mit allem klar? Und diese Gedanken, das er glücklich schien, verstärkte in Kate den Schmerz noch mehr. Sie wollte diesen Schmerz einfach nicht mehr ertragen. Sie wollte ihn hassen. Sie war wütend. Auf Darren und auf sich selbst. Wieso war alles so schwer für sie? Warum konnte sie ihn nicht einfach vergessen?
Plötzlich wurde das Zischen leiser. Panik stieg in ihr auf. Der Funken erlischt! Er erlischt! Ich brauche ihn, sonst kann ich nicht weiterleben. Das Zischen wurde immer leiser, bis Kate spürte, das von diesem zischen nur noch ein winzig kleines Atom übrig war. Sie wusste, wenn er auch aufhören würde zu zischen, dann hatte sie den Kampf verloren. Plötzlich hörte sie ihn nicht mehr! Alles war still und leer in ihr. Kein Zischen, kein dumpfes hohles Gefühl mehr, wo einst ihr Herz war, kein Schmerz, keine Verzweiflung. NICHTS!
Wie sollte sie so weiter leben? Gab es überhaupt ein Leben für sie? Ihre Gedanken waren so düster geworden. Sie fand keinen Weg mehr da hinaus.
Sie lag mitten in ihrem Zimmer, zugedeckt und eingemummelt wie ein Embryo, in den blauen Laken, das sie aus dem verlassen Haus mitgenommen hatte. Viele Stunden waren vergangen, seit sie sich so hingelegt hatte. Es wurde schon hell draußen und Kate hatte so die ganze Nacht verbracht.
Es ging ihr überhaupt nicht besser. Sie war so verzweifelt, das sie nach Auswegen oder Lösungen gesucht hatte. Sie sehnte sich nach schlafen, nichts spüren, schwerelos zu sein.
Sie konnte so nicht weiter machen. Sie wollte so nicht weiter machen.
Ständig machte sie sich selber was vor. Sie betrog sich selbst und das schlimmste war, sie glaubte ihren eigenen Lügen. Aber die Wahrheit war, sie konnte diesen übergroßen Schmerz nicht mehr ertragen. Dafür hatte sie keine Kraft mehr. Erinnerung der Schwerelosigkeit kamen über sie, als sie an die Ohnmacht dachte, in der sie sich einmal befand. Der Durst nach leben war so winzig geworden in ihr. Aussichtslos! Sollte so ihr ganzes Leben weiter gehen?
Nein! Stück für Stück würde sie qualvoll daran sterben. Der Sinn, ihres weiter bestehen, war verschwunden.
Sie stand auf und ging wie in Trance in die Küche hinunter. Schritt für Schritt. Langsam und bedacht. Sie schaltete das Licht in der Küche an und ging zur Schublade. Dort lagen die Messer.
Sie nahm das schärfste heraus und ging damit wieder in ihr Zimmer.
Kate wickelte sich wieder in das Laken. Zitternd strich sie mit ihrem Finger über das Foto. Innerlich war Kate so starr, so taub von Gefühlen, die sie nicht mehr wahrnahm. Sie hatte sich aufgegeben.
„Leb wohl!” flüsterte sie.
Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie konnte und wollte ohne ihn einfach nicht sein. Sie hatte viel ausprobiert, aber nichts hatte ihr darüber hinweg geholfen. Sie glaubte, der Todesschlaf, in dem sie sich gleich befinden würde, würde ihr den Frieden geben, den sie schon solange gesucht hatte.
Kate war nicht mehr bereit, zu fühlen. Sie wollte wie ein Stein sein, der leblos und stumm war.
Dann musste es eben so sein. Sie schloss die Augen und setzte das Messer an.
Bald darauf wurde es dunkel um sie.


Kapitel 21

Das Flugzeug startete nach Zeitplan, doch für ihn war selbst das Flugzeug noch zu langsam.
Jeff war gerade nachhause gekommen, als er sah, das sein Anrufbeantworter leuchtete. Sein Handy hatte er in seinem Büro vergessen. Und als er den Wiedergabeknopf drückte um die Anrufe abzuhören, wurde er ganz bleich, als er Kates Stimme hörte.
Immer wieder hallte ihre verzweifelte Stimme in seinem Kopf. Er hatte Angst um sie.
Als er die Nachricht abgehört hatte, versuchte er sie zurück zurufen, aber sie nahm den Hörer nicht ab. Seine Sorgen um sie waren groß und er hatte Angst in welchem Zustand er sie vorfinden würde.
Als das Flugzeug endlich zu Landung ansetzte, klopfte sein Herz schon deutlich schneller.
Den Taxifahrer hatte er angebrüllt, er solle schneller fahren und sich beeilen. Seine Ungeduld stieg ins unermessliche. Aber der arme Mann konnte natürlich nur so schnell fahren, wie es ihm erlaubt war. Als das Taxi endlich ankam, warf Jeff ihm achtlos einen Schein hin und rannte fluchtartig zum Haus, von Kate.

Überall brannte Licht. Es war mitten in der Nacht, überall war es leise und still. Nichts war zu hören. Er klingelte an der Haustür, immer und immer wieder. Doch niemand kam zu Tür, um ihm zu öffnen. Panik stieg in ihm auf.
„Kate!” rief er. Doch die Stille, die er unterbrochen hatte, verschluckte sein Rufen.
„Kate, ich bin es Jeff! Mach die Tür auf!” doch wieder tat sich nichts.
Sein Adrenalin sorgte dafür, das Jeff die Tür mit einer Leichtigkeit auftreten konnte. Dazu hatte er einen kleinen Anlauf genommen und sich mit voller Wucht gegen die Tür gerammt. Die Tür sprang mit einem lauten krachen auf. Das schwere Holz war an der Rahmenaußenseite auf gesplißen und beschädigt worden, doch darauf achtete er nicht. In voller Panik rannte er durch den Flur und suchte das Wohnzimmer ab.
„Kate!” rief er, in seiner Stimme schlich die Angst mit. Seine Stimme war atemlos und der Schweiß stand ihm auf der Stirn.
In der Küche war sie nicht. Nur eine Schublade stand offen. Er kannte den Inhalt dieser Schublade.
Es erschauderte ihn, zu wissen, was sie vielleicht vor hatte, oder bereits getan hatte. Sein Herz klopfte heftig in seiner Brust. Jetzt wurden seine Schritte schneller. Er rannte nach oben. Er hatte ganze drei Treppenstufen auf ein mal genommen und war in vier Schritten oben gewesen.
Er schlug die Tür zu ihrem Zimmer auf.
Dann endlich sah er sie.
„Oh mein Gott!”
Er warf sich sofort auf das blaue Laken, in dem Kate sich eingehüllt hatte. Vor ihr eine Blutlache, die aus ihrem Handgelenk tropfte. Das Messer, mit der sie sich ihre Pulsadern aufgeschnitten hatte, lag in ihrem Blut.
Dann nahm er den bewusstlosen Körper in seine Arme und weinte und schrie:
„Kate! Ich bin da, hörst du? Ich bin da!”
Doch Kate gab ihm keine Antwort. Sie lag leblos in seinem Arm. Sofort überprüfte er ihren Herzschlag. Es schlug noch, das konnte er hören. Dann sah er sich ihre Verletzung an, die sie sich zugefügt hatte und stellte erleichtert fest, das sie ihre Ader nicht durchtrennt hatte. Sie hatte sich einfach nur verletzt.
Sie war ohnmächtig, aber nicht wirklich in Lebensgefahr. Innerlich war Kate bestimmt alles andere als gesund, wenn sie bereit war so weit zu gehen. Er küsste aus purer Erleichterung ihr Gesicht und auch ihren Mund.
„Kate, meine Kate, es ist dir nichts geschehen! Ich bin rechtzeitig gekommen!” Er sagte es mehr zu sich selbst, als zu ihr. Jeff war so erleichtert, das es ihm die Tränen in die Augen trieb.
Die Erleichterung darüber, das sie es nicht geschafft hatte, sich zu töten, war so entspannend für ihn, das er völlig abwesend sie nur ansah.
Sekunden vergingen, bis er versuchte sie aus ihrer Ohnmacht zurück zu holen.
„Wach auf Kate! Wach auf!”
Leicht tätschelte er ihre Wangen. Sie atmete regelmäßig, das lies Jeff ruhiger werden.
Kate öffnete langsam ihre Augen. Sie war noch benommen, von dem schwerelosen Gefühl, aber sie konnte erkennen und fühlen, das sie nicht allein war. Es war jemand bei ihr.
„Kate, ich bin da!” hörte sie eine vertraute und liebevolle Stimme. Dann waren ihre Augen offen und sahen in Jeffs Augen. Sie sahen sich einfach nur an. Er lächelte sie an, als wäre sie gerade erst nachhause gekommen.
„Jeff!” hauchte sie.
Als sie tatsächlich begriff, das Jeff gekommen war und sie im Arm hielt, konnte sie ihre Angst und Verzweiflung, über das was sie in Begriff war zu tun, endlich frei heraus lassen.
Schnell hatte sie ihren noch gesunden Arm um seinen Hals gelegt und weinte bitterlich, bis sie sich beruhigt hatte. Nur für einen kurzen Augenblick lies er sich allein, um einen Verband zu holen, um ihre kleine Wunde zu versorgen. Es hatte schon lange aufgehört zu bluten und es bildete sich eine Kruste.
So verging fast die ganze Nacht. Irgend wann war sie in seinen Armen eingeschlafen und er trug sie vorsichtig in ihr Bett. Doch Kate lies seinen Hals nicht los und so legte er sich mit ihr in das Bett. Die restliche Nacht schlief sie eng umschlungen und Jeff beschützte sie, bis er selbst einschlief.
Er hatte sie gerettet und war noch rechtzeitig in ihr Zimmer gekommen.
Jetzt war fast alles gut, solange Kate nur nicht alleine war.

Als Kate ihre Augen öffnete kamen sofort ihre Erinnerungen zurück, alles war wieder da.
Sie drehte ihren Kopf und erblickte den schlafenden Jeff neben ihr.
Er war doch gekommen. Er war wegen ihr gekommen. Er war der einzige Freund auf der Welt, den sie hatte.
Mit ihren Fingern strich sie über seine Stirn. Langsam bewegt er sich und war dann mit einem Mal schnell wach. Er blickte sie an und Kate wusste, das sie ihm jetzt Rede und Antwort stehen musste.
„Alles OK bei dir? fragte er rau. Es war das erste mal, seit dieser Nacht, das sie miteinander sprachen.
Jeff war noch halb benommen vom Schlaf. Trotzdem hatte er leicht dunkle Schatten unter den Augen. Er sah mitgenommen aus.
Kate nickte nur und setzte sich auf. Sie betrachtete ihr bandagiertes Handgelenk und ging dann wortlos in das Badezimmer.
Jeff hatte sich auch aufgesetzt und dachte an die vergangene Nacht.
Die Überreste von ihrer „Darrenorgie“ waren noch im ganzen Zimmer verteilt. Selbst das Messer mit dem sie sich verletzten oder sogar töten wollte, lag noch in der Ecke.
Dann kam Kate endlich wieder aus dem Badezimmer.
„Ich geh und mach dir Frühstück!” sagte Kate tonlos und verließ ihr Zimmer.
Jeff ging ins Badezimmer und hatte den Kopf schon voll mit Vorwürfe für sie. Doch er wusste, das er behutsam mit ihr umgehen musste. Oder sollte doch lieber mit ihr zu einem Arzt gehen?
In der Küche hatte Kate angefangen Omeletts zu backen und Kaffee zu kochen. Sie tat alles mechanisch. Sie wollte nicht über irgend etwas nachdenken. Ihr Kopf war so leer, wie auch der Rest ihres Körpers.
Der köstliche Duft der Omeletts verströmte die ganze Küche, als Jeff sich an den Tisch setzte und einen Schluck von dem Kaffee nahm, das Kate ihm eingeschenkt hatte.
Lange sagten beide nichts. Beide waren sprachlos. Jeff frühstückte schweigend, doch Kate spürte seine Wut und Angst.
Während Kate unter der Dusche stand, machte Jeff sich daran die Haustür zu reparieren, die er in der Nacht eingetreten hatte.
Kate wusste, das sie Jeff eine Erklärung schuldete, doch er war den ganzen Vormittag ungewöhnlich still. Sie sprachen kaum ein Wort miteinander. Er beobachtete sie. Er schien sich Gedanken zu machen, wie sie so etwas nur in Betracht ziehen konnte.
Kate musste es ihm erklären. Aber irgendwie konnte sie es sich selbst nicht erklären. Ihr Kopf tat weh und sie suchte nach einem Ausweg. Der kleine Rest Hoffnung, was sie noch hatte, lag bei Jeff.
Er setzte sich zu ihr, als er die Tür wieder in Ordnung gebracht hatte. Lange hatte er darüber nachgedacht, wie er Kate hätte helfen können. Doch er war der Meinung, das sie sich in aller erster Linie sich selbst helfen musste. Und das vernünftige wäre gewesen, wenn Kate endlich bereit gewesen wäre, sich ärztliche Hilfe zu suchen.
„Kate, wieso?”
Er legte seine Stirn in Falten und versuchte krampfhaft zu verstehen, was sie dazu getrieben hatte.
Sie zuckte ihre Schultern und sagte eine Weile nichts. Sie suchte für sich selbst eine Erklärung. Doch tief in ihr, schlummerte die Wahrheit.
„Ich hab mir was vor gemacht, schon die ganze Zeit.” Kate atmete tief ein. „Ich hatte alles nur unterdrückt. Meine Gefühle, was ich empfinde und was mich schmerzte. Ich dachte, wenn ich fort gehe und versuche ein eigenes Leben zu führen, dann könnte ich es schaffen, aber da hab ich mir was vor gemacht.”
Tränen stiegen auf und Kate erzählte ihm was alles passiert war. Sie zeigte ihm den Zeitungsartikel und erklärte ihm alles was in ihr vorging. Selbst die heimlichen Besuchen in dem Haus lies sie nicht aus. Bei ihm konnte sie ehrlich sein. Beim ihm musste sie ehrlich sein.
Jeff hörte sich alles an und sagte kein Wort, bis sie zu ende erzählt hatte.
Viele Dinge, die sie ihm erzählt hatte, schmerzten ihn, aber das musste er ertragen. Und dann traf Jeff eine Entscheidung. Er traf diese Entscheidung um Kate zu retten, damit ihr so etwas nie wieder passieren konnte.
„Du musst versuchen ohne ihn zu leben, Kate. Du hast keine andere Wahl.
Jetzt hast du es allein versucht und du hast selbst gesehen, wohin das führt, wenn du allein bist. …
Jetzt versuchst du es noch einmal, aber mit mir. Ich … werde bei dir bleiben. Ich werde nicht zurück gehen. Du brauchst jemand, der auf dich aufpasst, Kate.”
Sie runzelte die Stirn und fragte sich, was er sich davon sprechen würde.
Sie liebte einen anderen Mann und wollte sich das Leben nehmen und er rettete sie und will trotz allem bei ihr einziehen und mit ihr leben?
Das verstand sie nicht. Warum konnte er nicht endlich seine Gefühle zu ihr vergessen?
Aber diese Frage beantwortete Kate sich selbst. Schließlich konnte sie es auch nicht. Sie konnte Darren nicht vergessen und würde es wohl auch nie.
Sie war für immer mit ihm verbunden. Also, wenn er so bereit war sein Leben in Pleasentview und seine Arbeit aufzugeben. Er liebte sie so, wie sie Darren liebte. So war nun die Situation.
„Was ist mit deinem Job?” fragte sie.
„Ich kann überall Arbeit finden!” sagte er und lies ihr keine Chance ihn von seiner Entscheidung abzubringen.
„Ich habe dir gerade erzählt, das ich mich töten wollte, weil ich einen anderen Liebe und ihn nicht vergessen kann und du sagst mir, du willst bei mir bleiben?
Jeff, ….. ich bin das nicht wert!”
Kate sah ihn direkt an und wollte es ihm klar machen, das er sich keine Hoffnungen machte.
„Natürlich bist du das Wert. Wie kannst du nur so etwas über dich denken? Du hast ein glückliches und schönes Leben verdient, Kate. Wenn du ihn nicht vergessen kannst, dann muss ich dir dabei eben helfen. Ich werde dafür Sorgen, dass das, was du gestern Nacht versucht hast, nie wieder passiert. Ich weiß, das ich dich ein wenig glücklicher machen kann, wenn du mich lässt.
Wenn es dir einiger Maßen gut geht, dann kann ich auch damit leben. Wenn es dir gestern Nacht geglückt wäre, was soll ich dann noch! Verstehst du das? Außerdem bist du sehr viel mehr wert, als du denkst.”
„Aber ich werde dich nie so lieben können, wie ich … ihn liebe, Jeff! Du tust dir absichtlich weh!”
„Auch das werde ich ertragen können. …. Ich kann nicht anders, wenn ich so verhindern kann, das du dir dein Leben nimmst!”
Sie schwiegen. Kate konnte nicht fassen, was er bereit war für sie zu tun.
Aber er wollte es so und Kate wollte es irgendwie auch, weil sie wusste, das er Recht hatte.
Sie würde es allein nicht schaffen und zum ersten Mal schwang ein kleines bisschen Hoffnung mit.
„Lass es uns versuchen Kate, bitte. Du wirst sehen, es ist ein bisschen leichter. Du kannst mit mir über alles sprechen, du weißt ich kenne das Geheimnis. Selbst darüber kannst du mit mir sprechen.
Sieh es einfach als Freundschaftstherapie!”
Seinen Humor hatte er auch in dieser Situation nicht verloren. Aber was blieb ihr übrig? Sie brauchte ihn, das sah sie ein. Sie musste es versuchen, es war vielleicht eine Möglichkeit, zu lernen ohne Darren klar zu kommen. Schon der Name war schwer für sie, aber sie war bereit es einzugehen.

Und genauso hatten sie es in den nächsten Wochen getan.
Kate sprach viel mit Jeff über Darren und über ihre Gefühle. Jeff war da und lies sie nie aus den Augen. Von Woche zu Woche ging es ihr wirklich besser. Jeff hatte seinen Job gekündigt und seinen Eltern nur erzählt, das er bei ihr sei, weil er in Portland ein Jobangebot bekommen habe, das er annehmen wollte.
Kate lernte langsam ihre Gefühle nicht mehr zu unterdrücken. Sie hatte trotz allem schlechte Tage und auch schlechte Nächte.
Jeff nahm alles hin. Kate konnte nicht verstehen, woher er die Kraft nahm mit ihr das durch zu stehen. Sie wusste jetzt wie sehr er sie liebte und er wusste, das seine Liebe unerfüllt bleiben würde. Trotz allem ertrug er es, aus Liebe zu ihr.
Das einzige Thema, im dem sie unterschiedlicher Meinung waren und viel darüber diskutierten, war der Wunsch von Kate verwandelt zu werden. Jeff konnte nicht nachvollziehen, wie sie bereit dafür gewesen wäre, zu sterben für den Vampir.
Kate hatte ihm alles erzählt. Über die Risiken und was Darren damals darüber dachte.
„Und da bin ich ausnahmsweise mit ihm einer Meinung!” sagte Jeff und hob sein Kinn leicht etwas höher.
„Aber stell dir doch mal vor, wir wären ein Liebespaar und können ohne einander nicht leben, was tust du, wenn ich ein Vampir bin, nicht altere, ewig jung aussehe und dazu ewig lebe?”
„Ich würde sicher nicht sterben wollen und all diese Risiken eingehen wollen, nur damit ich dich länger als ein gemeinsames Leben habe. Ist ein Leben nicht genug? ”
„Aber Jeff, du wirst alt und grau, ich dagegen bleibe jung. Was glaubst du, wie wird es sein? Könntest du mich küssen, wenn ich über sechzig bin, grau und faltig bin und vielleicht keine Zähne mehr im Mund habe?”
Jeff verstand was sie meinte, aber immer noch gab er dem Leben den Vorrang.
„Ich würde mir in jedem Fall die Verwandelung wünschen. Es ist immer nur die Frage, welcher Zeitpunkt ist der Richtige, um so lange wie möglich zusammen zu sein.” sagte Kate und beendete die Diskussion.
Jeff hatte sie nachdenklich angesehen und irgend wie auch verstanden, aber er konnte sich das nicht vorstellen. Und musste es auch nicht. Darüber war er sehr froh.
Aber für Kate waren solche Unterhaltungen sehr wichtig, sie musste viel aufarbeiten.

Oft dachte Kate an die alte Frau im Einkaufcenter. Sie hatte Recht behalten. Jeff war gekommen und hatte sie gerettet. Woher die alte Dame das wusste? Es war schon ein wenig unheimlich, aber letzten Endes war Kate froh, das Jeff rechtzeitig gekommen war. Sie schämte sich dafür, das sie bereit gewesen wäre, so weit zu gehen.
Die Tage vergingen und sie unternahmen viel gemeinsam und Kate konnte nach vielen Wochen endlich wieder lachen und sich gut fühlen. Sie waren sich so nah und doch so fern.
Sie träumte nicht jede Nacht schlecht, doch Jeff hielt sie jede Nacht. Sie hatte diese starke Schulter, die sie brauchte.
Kate war beeindruckt von ihm und seine menschlichen Stärke. Er konnte so viel ertragen. Jeff besaß so viel Kraft, von der Kate nur ein kleines bisschen gerne gehabt hätte.
Sie hatte immer noch das Gefühl, das sie das nicht Wert war, für ihn. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Es gab nichts was sie hätte ihm zurück geben können. Er opferte alles. Stand für sie, seinem eigenen Glück im Weg.
Sie liebte Jeff, aber auf andere Art. Und doch hatte sie im Laufe der Zeit das Gefühl, das es die einzige und richtige Entscheidung gewesen war. Sie brauchte ihn und er brauchte sie.
„Kate?” rief Jeff, als er im Garten die Würstchen gegrillt hatte und sie auf einen Teller legte.
„Kannst du aus der Küche noch den Wein mitbringen?” Kate war schon am Tisch und hatte den Wein in der Hand.
„Meinst du den hier?” Sie lachte ihn an.
„Wir verstehen uns wie immer blind!” lachte er und setzte sich an den Tisch.
Heute war einer der Tage, in denen es ihnen beiden gut ging. Sie hatten zum Abendessen es sich im Garten gemütlich gemacht.
Jeff war nachdenklich in den letzten Tagen, irgend etwas beschäftigte ihn sehr.
Kate spürte das, aber sie sagte nichts.
„Was ist eigentlich los, Jeff? Seit ein paar Tagen, ist doch etwas!”
Er nahm einen Schluck von seinem Wein und grinste frech.
„Was? Sag es mir?” bohrte Kate weiter.
Sein Lachen war fröhlich und zog Kate mit ein. Lange hatte er Kate angesehen und hatte nachdenklich seinen Mund verzogen, bevor er sprach.
„Also gut, ich habe mir Gedanken gemacht. Und ich möchte dir einen Vorschlag machen.”
Jetzt runzelte Kate die Stirn, weil seine Augen seltsam wurden und seine Hände ganz leicht zu zittern anfingen. Das bedeutete meistens nichts gutes! Oder etwa doch?
„Du sagst oft in unseren Gesprächen, das du ein schlechtes Gewissen hast, weil ich in deinen Augen, alles aufgegeben habe. … Du wolltest immer etwas für mich tun, um dein Gewissen zu entlasten. Und ich habe etwas gefunden, was du tun könntest.”
Entgeistert sah sie ihn an. Sie konnte sich nicht im entferntesten Vorstellen, wovon er redete.
Was gab es schon, was sie für ihn tun konnte, um das wieder gut zu machen, was er für sie getan hatte? Jeff stand auf und stand vor ihr. Langsam ging er auf die Knie. Dann nahm er ihre Hand.
Dann sah er sie liebevoll an und Kate konnte seine Aufregung in seinen Augen sehen. Ihr Puls fing an zu rasen und mit einem Mal wusste Kate, was er von ihr wollte.
„Heirate mich, Kate! Ohne Verpflichtung!”
Sie war geschockt. Sie starrte ihn mit großen Augen an und versuchte seine Gründe zu erahnen.
„Ich soll dich heiraten?”
Ihre Stimme war etwas schrill, aber Jeff musste sich ein Lachen unterdrücken. Sie sah lustig aus, wenn er sie aus der Fassung brachte.
„Mach jetzt nicht so ein Gesicht, als wenn es das schlimmste ist, was du tun müsstest!”
„Im Ernst Jeff, weist du eigentlich, was du da sagst?”
„Ja! Ich weiß genau, was ich sage! Er sah sie ganz ernst an und Kate erkannte, das er es wirklich sehr ernst meinte.
„Ich weiß das deine Liebe ihm gehört. Vielleicht kann die Zeit für mich arbeiten. Vielleicht kannst du mich irgend wann ein bisschen lieben. Mit einer Heirat, wäre es für mich bindent, dich zu beschützten. Es würde alles einfacher machen. Durch eine Heirat wäre ich dir noch etwas näher. Dafür habe ich Hoffnung, Kate. Eine Liebe kann auch wachsen. Wenn du mich heiratest, werde ich immer bei dir bleiben, dich immer beschützen, dich immer begleiten. ….. Ich kann warten. Ich werde dich nie verlassen, egal was passiert.”
Sie war so perplex, das sie ihn einfach nur ansehen konnte.
Natürlich liebte sie ihn und das wusste er auch, doch würde das reichen ?
Sie dachte sofort an die körperliche Nähe, die er vielleicht suchte.
„Ich kann dir vielleicht nicht das geben, was du von einer Ehefrau erwartest!”
„Das weiß ich, aber darum geht es mir nicht! Mit einer Ehe habe ich das Recht und die Pflicht, mich um dich zu kümmern. Das steht für mich an erster Stelle! Du warst schon immer das Wichtigste für mich, Kate. Lass es uns offiziell machen!” sagte Jeff und meinte es wirklich so wie er es sagte.
„Du wärst bereit auf ……. Sex zu verzichten?” fragte sie und konnte nicht fassen was er tun wollte. Es war schon schwer genug für ihn so, aber eine Ehe?
„Du hast doch selbst ein Recht auf Glück, Liebe und Zufriedenheit. Wie kannst du das für mich aufgeben?”
„Das alles hab ich doch mit dir! Vielleicht nicht so wie es ein Liebespaar hat, aber wer weiß Kate, was die Zeit noch bringt. Ich gebe die Hoffnung nicht auf und werde dich nie zu irgend etwas drängen, was du nicht möchtest.”
Kate konnte seinen Vorschlag nicht fassen. Wie unglücklich musste er sein, wenn er sich auf so etwas einlassen wollte. Oder wäre es wirklich ein Glück für ihn? Sie musste darüber nachdenken.
„Gib mir ein wenig Zeit darüber nachzudenken, OK?”
„In Ordnung! Aber denke nicht zu lange nach!”
Er stand wieder auf und setzte sich zufrieden auf seinen Stuhl und schenkte sich gelassen noch einen Schluck Wein ein.
Kate konnte nur über ihn staunen. Er wollte die Ehe von ihr, ohne das sie je ein Liebespaar waren.
Er war so selbstlos.

Als Kate am nächsten Tag auf dem Sofa lag spannte sie ihre Gedanken weiter aus.
Er hatte mehr als eine Frau, die einen anderen liebte, verdient.
Er verdiente eine Frau, die ihn mindestens genauso liebte, wie er sie. Das stand für Kate fest.
Aber es war sein Wunsch. Was war so falsch daran, ihm diesen Wunsch zu erfüllen, nach allem was er für sie getan hatte. Sie stand so tief in seiner Schuld, das sie ihm das schuldig war. Was würde sich ändern?
Konnte sie mit ihm schlafen? Sie sehnte sich nach der Leidenschaft und das Feuer, das sie schon einmal erlebt hatte, aber wäre das Fair? Sie hatte keine Ahnung, was jetzt richtig war oder falsch.
Sie erinnerte sich an die alte Frau in dem Einkaufscenter.
Hatte sie nicht gesagt: <Er wird kommen und dich retten, mein Kind!>
Ja, vielleicht hatte sie eine Vorahnung gehabt. Vielleicht war sie jetzt auf dem richtigen Weg.
Jeff hatte Glück verdient. Und wenn er sie so sehr liebte, gab es für ihn auch kein anderes Glück.
Vielleicht war es wirklich eine Chance? Nie würde Kate vergessen, was er für sie getan hatte. Er wollte sie. Es war sein Wunsch. Eine stille Sehnsucht, die er versuchte mit Nähe zu nähren.
Sie stellte sich vor Jeff zu küssen und intim mit ihm zu werden. In gewisser maßen konnte sie sich das schon vorstellen, vielleicht …..
Schnell schob sie diese Gedanken weg, sie würde es einfach auf sich zu kommen lassen.
Eine Ehe mit Jeff Bennet, das hätte sie niemals gedacht. Er war der beste Mensch auf der Welt für sie, warum eigentlich nicht!
Was hatte sie schon zu verlieren, was sie nicht schon verloren hatte?
Sie könnte dann sicher sein, nie wieder allein zu sein. Er konnte sicher sein, das sie ihn brauchte und vielleicht eines Tages etwas wachsen konnte. Sie war ihm etwas schuldig. War Kate fähig ihn glücklich zu machen? War sie überhaupt in der Lage dazu?

Kate lag immer noch auf dem Sofa und hörte, wie er gerade zur Türe herein kam. Jeff hatte an ihrem Auto nach dem Ölstand nachgesehen. Überall auf seinem T-Shirt waren Ölspritzer verschmiert und auch sein Gesicht und seine Arme hatten etwas abbekommen.
„Ich bin schnell duschen!“ hatte er ihr zugerufen und kurze Zeit später hörte Kate das Wasser laufen.
Sie hing weiter ihren Gedanken nach und fand einfach keinen vernünftigen Grund, warum sie Jeff nicht heiraten konnte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es wohl sein würde mit ihm. Was würde sich zwischen ihnen verändern?
Sie hatte die Augen geschlossen und tat so, als würde sie schlafen, als Jeff nur in einer frischen Jeans wieder zu ihr ins Wohnzimmer kam.
Doch sie konnte ihm nie etwas vor machen. Er durchschaute sie.
„Hey, ich weiß das du wach bist! Du brauchst dich nicht schlafend zu stellen!”
Da lachte Kate laut, weil sie es nie schaffte, ihn zu täuschen.
„Jeff, setz dich zu mir!” sagte sie.
Seine Haut war braun gebrannt von der Sonne. Er war muskulös und trainiert, wie immer. Kate wurde durch seinen nackten Körper unsicher und verlor den Faden, was sie sagen wollte.
„Ich wollte dich fragen!“
„Und was?“
Kate sah ihn abwechselnd zu ihm und dann wieder zu seiner Brust.
Er bemerkte das und grinste frech.
„Angenommen wir würden wirklich heiraten und es funktioniert aber nicht so, wie du es dir vorgestellt hast. Was dann?“
„Ich habe keine Erwartungshaltung, Kate. Wir wären dann einfach Mann und Frau. Wir könnten so weiter leben wie jetzt.” sagte Jeff.
„Und was wäre, wenn du plötzlich die Frau deines Lebens begegnest und ihr ein Paar werden könntet, was ist dann?”
„Ich habe die Frau meines Lebens schon getroffen, Kate! Und ich habe sie gestern gefragt, ob sie mich heiraten will!”
Sein Gesicht war sehr ernst geworden und Kate konnte ihn nur anblicken. Er meinte es tatsächlich ernst.
„Und was ist, wenn ich nicht mir dir schlafen kann, Jeff? Ich weiß, das jeder sich das wünscht und ein Leben ohne Sex, wäre …….! Du bist doch kein Mönch!”
Seine Augen waren so liebevoll, das Kate am liebsten mit ihrer Hand über seine Wange gestreichelt hätte! Sie wunderte sich gerade über ihr Vorhaben selbst, das sie plötzlich merkte, das sie Lust hatte ihn zu küssen. Aber sie verbot sich das. Das wäre gemein gewesen.
„Wie wirst du dich entscheiden, Kate? Vielleicht wirst du es eines Tages können! Ich habe vor, auf dich zu warten.”
Er hatte es verdient. Sie sollte sich anstrengen, ihn lieben zu lernen. Kate wollte es versuchen, ganz ernst. Es würde ihr vielleicht nicht schwer fallen. Sie musste versuchen, etwas was unruhig in ihr war, zu verdrängen und Jeff zulassen.
Sie dachte noch ein Weile nach und dann sagte sie schließlich:
„Ja, ich werde deine Frau!”
Sofort riss Jeff sie in seine Arme und schloss dabei seine Augen.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, was es mir bedeutet, das du ja gesagt hast.”
Zärtlich sah er sie an.
Dann passierte etwas, womit beide nicht gerechnet hatten. Lange hatten sie sich in die Augen gesehen. Kate konnte soviel Liebe und Zuneigung in seinen Augen lesen. Es war eine faire Entscheidung. Sie war es ihm schuldig. Langsam senkte Jeff seinen Kopf und dann küssten sie sich zart und vorsichtig.
Kate war für einen Moment berührt von seiner liebevollen Art ihr seine Zuneigung zu zeigen und für Jeff war es bestimmt die Erfüllung gewesen, doch Kate konnte nur einen Moment ihn so weit an sich heranlassen. Dann beendete sie den Kuss. Stirn an Stirn waren sie sich noch einen Augenblick nah.
„Mehr kann ich dir im Moment nicht geben, Jeff. Es tut mir leid! Aber ich werde daran arbeiten, das verspreche ich dir!” flüsterte sie.
„Das war viel mehr, als ich mir erhoffen durfte.” sagte Jeff rau.
„Ich habe Angst davor, Jeff!”
„Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde auf dich warten! Egal wie lange es dauert! Ich liebe dich, Kate! Das weißt du doch!”
Kate konnte nichts dazu sagen, diese Worte konnte sie nicht äußern, vielleicht irgend wann.
Jeff hatte kein Problem damit, er wusste von Anfang an, worauf er sich eingelassen hatte.
Sie nahm ihn einfach wieder in ihre Arme und fühlte sich seltsam. Und doch spürte sie ein kitzeln und gleichzeitig eine Sehnsucht, die sie nicht mehr los lies.
Noch einmal sah sie ihm in die Augen und spürte nun das Verlangen in sich hoch steigen. Durfte sie das? Schnell verbot sie es sich. Sie fühlte Verrat und Betrug.
So schnell das heiße Gefühl in ihr gekommen war, so schnell hatte sie es wieder ausgeschaltet.
Es wäre nur Lust gewesen und hätte mit Gefühlen nichts zu tun. Oder könnte Jeff es verstehen?
Nein, er brachte schon genug Verständnis für sie auf. Das wäre einfach nicht fair ihm gegenüber.
Kate löste sich aus der Umarmung.
„Was möchtest du für einen Ring haben?” fragte er Kate fröhlich, damit es leichter für sie wurde, mit dieser Situation umzugehen.
„Oh, darüber habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, ehrlich nicht!”
„Dann solltest du aber damit anfangen, oder hast du es dir noch einmal überlegt?”
Kate grinste frech und spielte sein Spiel gerne mit. Es half ihr, locker zu werden, wenn sie sich so nah gekommen waren.
„Mal sehen was der Heiratsmarkt sonst noch so hergibt!” neckte sie ihn.
Er kitzelte sie, und es dauerte nicht lange, da tobten sie wie kleine Kinder durch das Wohnzimmer.
Lange hatte es kein Gelächter mehr in diesem Haus gegeben. Vielleicht würden jetzt glückliche Zeiten auf sie zu kommen.


Kapitel 22

Drei Tage später waren Kate und Jeff in der Innenstadt. Hand in Hand gingen sie die Straßen entlang. Kate fühlte sich wohl an seiner Seite. Es war das normalste von der Welt, mit ihm ein bisschen glücklich zu sein. Sie genoss das unbeschwerte Gefühl.
Der Sommer war nun fast zu Ende und die letzten heißen Tage versprachen nochmals richtig heiß zu werden.
Kate hatte sich keine großen Gedanken gemacht über ihre Hochzeit. Sie wollte eigentlich kein großes Tam Tam darum machen. Sie hatte mit ihm noch keine Details besprochen.
„Wann willst du eigentlich heiraten?” fragte sie ihn.
„Dann, wann du bereit bist dafür!” liebevoll sah er sie an.
„Dann lass es uns so schnell wie möglich machen!” sagte Kate.
Jeff sah sie erstaunt an.
„Willst du das wirklich? Wir können auch warten!”
„Nein, ich will nicht mehr warten. Lass uns heiraten, nur wir beide, ohne große Feier, ohne Einladungen, nur du und ich.”
Damit hatte Jeff nicht gerechnet, ihm klappte schier seine Kinnlade herunter. Mit ihrem Finger drückte sie sanft seinen offenen Mund wieder zu und lachte.
„Dann brauchen wir Ringe. Die kaufen wir jetzt!” sagte Jeff, als er sich wieder fassen konnte.
Kate hatte in den letzten Tagen Jeff noch nie so glücklich und unbeschwert gesehen. Sie war überzeugt davon, das sie ihm mit der Ehe helfen konnte. Es war wie ein kleiner Deal. Er brachte ihr das Leben bei und im Gegenzug schenkte sie ihm die Ehe.
Als Kate und Jeff sich auf den Weg machten liefen sie die große Hauptstraße entlang, wo sie auch das Auto geparkt hatten. Die Straßen waren voll mit Autos und in der Sommerhitze war auch sehr viel Verkehr.
Endlich kamen sie bei dem Juwelier an und genossen den klimatisierten Raum.
Sofort war ein Angestellter bei ihnen und zeigte Kate Ringe in Gold und auch Silber. Jeff hatte gesagt, das Kate sich die Ringe aussuchen durfte. Sie war sehr wählerisch und konnte sich nicht entscheiden. Damit sie einige Modelle anprobieren konnte, stellte sie ihre Handtasche auf den Boden.
Sie überlegte, ob sie einen Mit oder Ohne Diamanten nehmen sollte. Jeff lachte über sie. Aber er war sehr glücklich. Nie hätte er gedacht, das sie seinen Antrag so schnell annehmen würde.
Kate wollte auf jeden Fall einen goldenen Ring, das war traditioneller und Klassisch.
Sie waren ungefähr ein dreiviertel Stunde in dem Laden. Sie hatten in dieser Zeit sich für zwei Modelle entscheiden können.
„Lass uns diese Ringe hier nehmen, Kate, sie sind schön, passen und müssen nicht bestellt werden.”
Er zeigte auf ein Modell, das ganz schlicht gehalten war. Es waren goldene Ringe, in denen man noch etwas, auf der Innenseite, eingravieren konnte.
„OK, dann haben wir uns also entschieden?” strahlte sie ihn an.
„Ja, wenn du einverstanden bist?”
Der Angestellte freute sich über die Wahl und fragte freundlich:
„ Was dürfen wir eingravieren?”
„Das Datum steht noch nicht fest, aber das können wir Ihnen in den nächsten zwei Tagen mitteilen!” sagte Jeff und sah Kate glücklich an.
„Sehr gern, wie Sie wünschen!” flötete der Angestellte.
„Wir werden die Ringe gleich an bezahlen, dann können sie sie für uns aufbewahren.” sagte Jeff und zog sein Portmonee aus seiner Hose. Er bezahlte mit Scheckkarte und dann verabschiedeten sie sich.
Hand in Hand verließen sie den Juwelier. Sofort stach ihnen die heiße Luft des Sommers wieder entgegen.
„Komm wir fahren nachhause, Kate. In der Stadt ist die Hitze nicht auszuhalten.” sagte Jeff.
Sie liefen gemeinsam über die Ampel, auf die andere Straßenseite.
Als Kate gerade in das Auto steigen wollte, fiel ihr ein, das sie ihre Handtasche im Juwelier vergessen hatte.
„Oh, so ein Mist! Ich habe meine Handtasche vergessen! Ich hole sie schnell!” sagte Kate und stieg wieder aus.
„Ich warte hier auf dich, beeile dich!”
Sie lächelte ihn an und ging den kuzen Weg zurück zum Juwelier.
Der Angestellte, der ihnen die Ringe verkauft hatte, hatte die Tasche gefunden.
„Da haben sie aber Glück gehabt!” lachte er und gab ihr ihre Tasche wieder.
„Ja und vielen Dank!” sagte Kate und verließ das Schmuckgeschäft.
Sie wartete an der Ampel, bis sie umschaltete und Kate gehen durfte.
Dieses mal dauerte die Rotphase sehr lange. Und einen Moment, dachte sie daran, sich durch die vielen Auto und Lastwagen zu drängeln. Doch schon sprang die Ampel auf grün, so das Kate los laufen konnte.
Es war wirklich stickig in der Stadt und der Verkehr war sehr laut.
Zu spät bemerkte Kate, das die Ampel zu schnell wieder auf Rot geschaltet hatte und sah den Lastwagen zu spät, der viel zu schnell um die Kurve fuhr.
Ein sehr lautes Bremsen war zu hören. Quietschende Reifen, die blockierten.
Sie sah nach links, dem zu schnell heranrollendem LKW entgegen und spürte genau in diesem Augenblick, das es für sie zu spät war, ihm irgendwie noch auszuweichen.
In den letzten bewussten Sekunden, bevor Kate hart und brutal getroffen wurde, flogen Bilder und Erinnerungen blitzschnell durch ihren Kopf.
Darren´s Gesicht, seine Augen, die sie liebevoll ansahen. Sie hörte das unbeschwerte Lachen von Jeff und sah Bilder von Onkel Phil und Tante Pat, Katharina und James. Sie sah kurze Bilder von ihrer Mutter und auch von sich selbst aus ihrer Kindheit.
Doch ihren letzten Gedanken hatte sie bei Darren. Dann wurde es um sie herum dunkel.
Es folgte ein Schrei und dann ein schwerer Aufprall, den Kate mehrere Meter weit auf den harten Asphalt schleuderte. Ihre Tasche flog in die Luft und landete irgendwo auf dem Boden.

Jeff hatte diese Szene vom Auto aus beobachtet. Leichenblass und erschüttert bis aufs Mark, stürzte er aus dem Auto und rannte in voller Panik zu Kate.
Der Verkehr war durch den Unfall zum stehen gekommen. Viele Menschen sammelten sich um das Unfallopfer, welches in einer großen Blutlache auf dem Asphalt lag und sich das Blut langsam um den Kopf Opfer ausbreitete.
„Kate!” schrie Jeff immer wieder laut.
Jeff war binnen Sekunden bei ihr, doch er konnte nichts für sie tun. Er sah Kate, wie sie leblos auf dem Boden lag. Das Blut lief ihr aus dem Mund und ihren Kopf. Ihre Augen waren geschlossen. Jeff traute sich nicht sie zu berühren, aus Angst sie noch mehr zu verletzten, oder sie gar zu töten. Tränen liefen über sein Gesicht und er wimmerte immer wieder ihren Namen. Dann hörte Jeff Sirenen des heranfahrenden Krankenwagen und bettete, das es noch nicht zu spät war.

Sofort hatten die Sanitäter mit der Wiederbelebungsmaßnahme begonnen, die auch noch im Krankenwagen und den ganzen Weg dorthin, anhielten.
Jeff wartet schon seit Stunden im Wartebereich. Noch nie in seinem Leben, hatte er solche Angst um jemanden gehabt. Er war nervös und konnte keine Sekunde ruhig sitzen.
Wie ein eingesperrter Puma im Käfig, lief er die Flure rauf und runter. Seine Gedanken waren nur bei Kate. Dieses Bild von ihr, wie sie da auf dem Asphalt gelegen hatte, das viele Blut, das aus ihr heraus geströmt war, ….. Er konnte es einfach nicht vergessen.
Er bettete so oft an diesem Tag, wie nie zuvor in seinem Leben.
Immer wenn die Tür des OP-Bereichs aufging, hoffte er auf Nachrichten. Aber er musste viele Stunden warten. Er würde verrückt werden, wenn sie ……! Nein, es war unerträglich für ihn. Immer wieder stieg Panik in ihm auf.
Eine Schwester kam und brachte ihm einen Kaffee, den er aber nicht trinken konnte. Er hätte sich sonst übergeben müssen. Sein Atem ging schneller, wenn ihm der Angstschauer, wie so oft in diesen Stunden, eiskalt über den Rücken fuhr. Schließlich hielt er es nicht länger aus, als plötzlich die OP-Tür aufging und ein Arzt zu einer Schwester ging und sie nach etwas fragte.
Die Krankenschwester zeigte mit dem Finger dem Arzt, wer für Kate im Wartebereich wartete.
Ohne Abzuwarten, das der Arzt auf Jeff zu kam, ging Jeff sofort zu ihm.
Der Mann im weißen Kittel löste den Mundschutz und sah Jeff betroffen an. Sie reichten sich die Hände und der Arzt stellte sich kurz vor.
„Ihre Verlobte wurde stundenlang operiert. Sie hat sehr viel Blut verloren und ihre inneren Verletzungen sind sehr stark.”
Jeff konnte nicht erwarten, bis er den Satz mit <“Aber sie wird wieder gesund”> begann und wartete vergeblich darauf.
„Es tut mir leid, Mr. Bennet, ich hätte so gerne Ihnen etwas anderes gesagt, aber ……. sie wird ihre inneren Verletzungen wahrscheinlich nicht überleben. Wir haben alles versucht, …….. es tut mir wirklich sehr leid.”
Der Arzt legte teilnahmsvoll seine Hand auf Jeffs Schulter.
Doch Jeff stand regungslos da und konnte diesen Alptraum nicht fassen. Er schüttelte den Kopf und flüsterte:
„Nein, das kann nicht sein!”
Tränen stiegen in seinen Augen auf und liefen über sein Gesicht. Sein Herz pochte wie wild und sein Magen zog sich zusammen.
„Wir wollten heiraten, wir haben gerade unsere Ringe gekauft. Bitte, bitte ….. !”
Seine Augen suchten die des Arztes. Aber Jeff erkannte, das der Arzt ihm nichts anderes sagen würde. Der Schmerz saß tief und Jeff musste sich setzten. Seine Beine trugen ihn nicht länger.
Der Arzt hatte sich neben ihm gesetzt und hatte seine Hand auf Jeff Schulter gelegt.
Jeff fuhr sich mit den Händen durch seine Haare und versuchte dringend nach Fassung.
Wieso? Wieso seine Kate? Das konnte doch alles nicht wahr sein! Sie würde sterben!
Im Geiste sah er ihr Gesicht, wie sie ihn gestern noch geküsst hatte und selbst über sich erstaunt war, das sie es wirklich zu lassen konnte. Ihr süßes Gesicht, das ihn anstrahlte. Es war das schönste und das liebste. Das würde man ihm nun nehmen?
„Wie lange hat sie noch?” fragte er und seine Stimme klang sehr dunkel.
Der Arzt sah mit traurigem Gesicht Jeff an und sagte mit betroffener Stimme:
„Das ist schwer zu sagen, sie ist zwar stark, aber wir müssen sie künstlich beatmen. Ihr Körper wird es ……. vielleicht drei Tage, durchhalten, wenn wir Glück haben. Genau kann ich das nicht sagen!”
Jeff ballte seine Hände zu Fäuste, so stark, dass die Knochen weiß durch seine hervor traten.
„Wenn sie Hilfe brauchen …..!” sagte der Arzt und stütze Jeff ein wenig, der aufgestanden war, weil er sonst es nicht ertragen konnte.
Jeff brauchte einen Moment, sich an den Schmerz, der sich in seiner Brust breit macht, zu gewöhnen.
„Sie können zu ihr, wenn sie möchten!” sagte der Arzt noch zu ihm.

Als Jeff leise das Zimmer betrat, schmerzte seine Brust. Das Zimmer war abgedunkelt. Das Bett stand in der Mitte des Raumes. Er setzte sich auf einen Stuhl, der direkt neben dem Bett stand.
Kate lag regungslos da. Sie war mit mehreren Schläuche verbunden, die alle zu den verschiedensten Geräten führten.
Ein Apparat pumpte Sauerstoff in Kates Brustkorb, worauf dieser sich sogleich erhob.
Er konnte sehen wie der Schlauch aus ihren Mund die Luft hineinpumpte, und wie sich in dem Moment, ihr Brustkorb künstlich hob und dann wieder künstlich senkte.
Ein anderes Gerät, das man deutlich durch den ganzen Raum hören konnte, war Kate´s Herzschlag.
Noch schlug es ruhig und rhythmisch.
Es war das schrecklichste Bild, das Jeff gesehen hatte.
Stunden vergingen und er saß auf dem Stuhl und machte sich schreckliche Vorwürfe.
Das alles ist meine Schuld, dachte er. Wenn ich nicht diese Ehe von ihr gewollt hätte, dann wäre das alles nicht passiert.
„Oh, Kate, es tut mir so leid!” flüsterte er. “Was kann ich den nur tun?”
Er fühlte sich so hilflos. Er hätte alles getan, um es ungeschehen zu machen.
Die Tür ging leise auf und eine Schwester kam herein. Das passierte alle 30 Minuten. Sie überprüften die Geräte und verschwanden wieder.
Manche Krankenschwestern versuchte ihm Trost zu zusprechen, doch es gab nichts, was Jeff in diesen Stunden helfen konnte.
In seinem Kopf halten immer wieder die Worte des Arztes <“vielleicht drei Tage”>.
Nur drei Tage! Und das nur, wenn sie stark genug war. Es war grausam.
Kate war ihm so wichtig, er liebte sie. Und sie war gerade dabei zu erkennen, das das Leben noch etwas für sie zu bieten hatte. Sie war gerade dabei glücklich zu werden. Sie durfte nicht sterben, jetzt noch nicht. Sie sollte erst ein Leben haben, Glück spüren und alt geworden sein. Sie hatte ein Recht darauf.
Wie grausam das Schicksal sein konnte! Kate hatte es verdient zu leben. Sie hat so viel durchgemacht und jetzt sollte sie sterben? Und er war Machtlos dagegen.
Der Schmerz in seinem Herz war so groß. Nie konnte er sich damit abfinden, das nun alles vorbei sein sollte. Nein, Kate war noch lebenshungrig gewesen.
Hatte er ihr nicht versprochen, sie zu beschützen? Er hatte es ihr versprochen. Es sollte alles wieder gut werden. Und jetzt? Der Schmerz den er fühlte war unglaublich. So stark hatte er noch nie einen Schmerz erfahren.
Hatte Kate sich so gefühlt, als Darren sie verlassen hatte? Hatte sie diesen Schmerz in der Brust auch so empfunden?
Stunden vergingen und mit keiner Sekunde konnte er sich mit dem endgültigen Tatsache abfinden.
Jeff erinnerte sich, als sie zu ihm sagte, <„es ist nur eine Frage des richtigen Zeitpunktes>” diesen Satz konnte er nicht vergessen. Er schoss ihm ständig durch den Kopf.
Er lehnte mit verschränkten Armen seinen Kopf auf ihrer Bettkante und wusste nicht, wie viel Stunden er schon so gebeugt vor ihr lag. Es war schon Vormittag und draußen auf dem Krankenhausgang, hörte Jeff, wie das Leben täglich seinen Gang nahm, als er plötzlich seinen Kopf hob und Kate ansah.
Er sah Kate lange an, die noch genau so, wie die Stunden davor, regungslos war. Nur die Apparate brummten und der Ton, der Maschine, die ihren Herzschlag zählte, ertönte in einem monotonen Ton.
Jeff begann über etwas nach zu denken und seine Pupillen fingen an sich schneller zu bewegen.
Lange Zeit hatte er sich geweigert, auch nur einen Gedanken darüber zu verschwenden, doch nun begann er darüber nachzudenken. Und Jeff begriff in welchem Dilemma Kate damals steckte. Er verstand plötzlich ihren Wunsch, den sie damals Darren gegenüber geäußert hatte. Jetzt konnte er es nachvollziehen.
Die Tür ging wieder auf und der Arzt kam herein.
„Wie geht es Ihnen Mr. Bennet?” wollte der Arzt von ihm wissen. Ohne auf seine Frage einzugehen, fragte Jeff:
„Sie sagten gestern, sie hat so ungefähr drei Tage?” Er sah den Arzt fragend an.
„ ….Wenn wir Glück haben!“ Er ging zu den Apparaten und sah nach dem Rechten.
Jeff stand auf und suchte nach einem Kugelschreiber und einem Stück Papier.
„Hier ist meine Nummer, bitte rufen sie mich sofort an, wenn sich irgend etwas an ihrem Zustand ändert, Bitte.”
Er kritzelte seine Handynummer auf ein Stück Papier und übergab es dem Arzt.
„Können Sie mir das versprechen?“
Eindringlich sah er den Arzt an und wartete auf seine Antwort. Stirnrunzelnd sah der Arzt erst auf die Nummer und dann zu Jeff.
„Ich verspreche es!”
Ohne lange zu warten, lief Jeff zu Kate, an ihr Bett.
„Kate, ich …. komme bald wieder. Versuche so lange wie möglich durch zuhalten! Ich versuche bald wieder hier zu sein.” Dann verließ Jeff das Zimmer und lies Kate mit dem Arzt allein.


Kapitel 23

Jeff verließ im schnellen Schritt das Krankenhaus. Stieg in Kate´s Auto und fuhr nachhause.
Er schaltete Kate´s PC an. Dann gab er bei Google, den Namen
LILIANA NOIR ein.
Er wollte sie finden und mit ihr sprechen. Sie war die einzige Chance, die er hatte. Er musste es einfach versuchen, das war er Kate schuldig.
Es verging einige Zeit, bis er heraus fand, wo sie sich gerade aufhielt. Aber diese Information konnte auch schon mehrere Tage alt sein. Man konnte nie wissen, wie aktuell die Informationen, im Internet waren. Aber er musste es versuchen. Er telefonierte mit Mrs. Noir offiziellem Büro und dort sagte man ihm, das Mrs. Noir nicht zu erreichen sei.
„Verstehen Sie! Es geht um ihre Familie, ich muss sie dringend sprechen.”
„Tut mir leid, Sir.” sagte die gelangweilte Stimme am anderen Ende.
Jeff legte auf. Er fluchte.
Dann gab er den Namen des Generalsekretärs ein, dessen Name er auf einem Zeitungsartikel, in
Kate´s Zimmer gesehen hatte. Und versuchte er erneut.
„Tut mir leid, er gibt heute Abend ein Bankett in Minneapolis und ist nicht zu sprechen!”
„Wissen Sie vielleicht, ob Mrs. Noir auch dort ist?” wollte Jeff ungeduldig von der Dame am anderen Ende wissen!”
„Darüber darf ich Ihnen keine Auskünfte geben, Sir.”
Ungeduldig und genervt, von den wenigen Informationen, die er bekommen hatte, legte er auf.

Minneapolis war ungefähr 2-3 Stunden von ihm entfernt. Vielleicht war diese Liliana dort?
Dann könnte er mit ihr sprechen.
Ohne zu zögern machte er sich auf den Weg. Falls er sie nicht antreffen würde, konnte er immer noch den Generalsekretär fragen, falls man ihm zu ihm ließ.
Jeff versuchte sich während der Fahrt sich abzulenken und nicht an das Bild zu denken, das er jetzt von Kate hatte.
Das Radio lenkte ihn zeitweise ab und er verfluchte still das Auto, weil es nicht schneller fuhr, als er wollte. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt und vielen ungewissen Gedanken sah er zum ersten Mal die Lichter von Minneapolis in der Ferne. Sein Puls ging augenblicklich etwas schneller.
Als er durch die Innenstadt fuhr, musste er zwei mal Passanten nach dem Kongresshaus fragen, in dem das Bankett heute stattfinden sollte.
Dann parkte er sein Auto und stand endlich davor.
Es war später Nachmittag und das rege Treiben vor dem Kongresshaus wies auf die letzten Vorbereitungen hin.
Einige Reporterwägen standen direkt gegenüber vor dem Gebäude. Jeff mischte sich unter die Menschen, die hinter einer Absperrung, gleich neben den weißen Kombiwagen parkten.
„Ich hol uns schnell noch einen Kaffee!“ rief ein Mann einer jungen Frau zu, die offensichtlich zu dem Reporterteam gehörte. Sie hatte einen dunkelblauen Hosenanzug an und in ihrer Hand hielt sie ein Mikrophone. Sie stand direkt vor einem dieser Wagen, dessen Seitentür offen stand.
In dem Wagen befanden sich eine menge technische Geräte, die Jeff nicht zu ordnen konnte, unter anderem auch Fotokameras.
Die Reporterin in dem Hosenanzug und dem Mikrophone unterhielt sich gerade gelangweilt mit einem weiteren, etwas dickeren Mann.
„Was meinst? Wie lange werden wir heute uns die Beine in den Bauch stehen?“ fragte sie ihn.
„Keine Ahnung, aber Mike weiß bestimmt mehr!“ Er wies mit dem Kopf nickend in die Richtung, eines weiteren Reporterwagens und schlenderte langsam mit der Reporterin zu einem Mann, der mit einer großen Fernsehkamera beschäftigt war. Jeff konnte beobachten, wie die drei in einem Gespräch verwickelt waren, während sein Blick in den Reporterwagen fiel.
Das war seine Chance. Schnell und unauffällig lief er zu dem Wagen hin und entnahm eine Kamera, die er sich um den Hals hing. Zufällig lag auf einem kleineren Regal ein Presseausweis. Den steckte er sich zur Sicherheit auch ein.
Dann verschwand er genau so schnell, wie er gekommen war, in der Menge der Leute, die auf die Ankunft von wichtigen politischen Persönlichkeiten warteten.
Jeff hingegen fand einen Seiteneingang, in dem unbemerkt in das Gebäude kam.
Als die Tür sich leise hinter ihm schloss, befand er sich in einem Treppenhaus. Er lief drei Stockwerke nach oben und stand nun auf einem langen Flur, von dem rechts und links verschieden Zimmer abgingen. Er blieb in einer Türnische versteckt stehen, weil zwei Kellner gerade aus einem der Zimmer heraus kamen. Er hatte den richtigen Riecher gehabt. Es roch schier nach Prominenz!
Die Kellner liefen an Jeff vorbei, ohne das sie ihn bemerkt hatten und er wartete, bis sie verschwunden waren, um sich suchend auf dem Flur umzusehen.
Leise horchte er an verschiedenen Türen und wenn er nichts vernahm öffnete er sie und sah, was sich dahinter verbarg.
Die erste Tür war mehr eine kleine Kammer. Darin befand sich Putzzeug und in der weiteren Tür war eine kleine Küche eingerichtet, in der man sich Tee oder einen Kaffee zubereiten konnte.
Doch die dritte Tür war für Jeff der Schlüssel seines Vorhabens.
Dort fand er die Arbeitskleidung für Kellner. In allen Größen. Volltreffer!
Jeff schloss schnell die Tür hinter sich und in dem ersten Regal fand er gleich eine Hose und in einem weiterem, das passende Hemd.
Als Jeff, verkleidet als Kellner, den kleinen Raum verlassen wollte, konnte er gerade noch mal in die kleine Kammer zurück weichen, damit er von einem weiteren Kellner nicht entdeckt wurde.
Doch kurz dachte er nach und beschloss, das Angriff die beste Verteidigung war.

Jeff betrat den Flur und ging direkt auf den Kellner zu, der gerade aus einem der Zimmer, auf der anderen Seite des Flur´s kam. Er zog seine Fliege um seinen Hals zurecht.
„Hi! Wo finde ich das Zimmer von Mrs. Noir?“
Der Kellner runzelte die Stirn und sah ihn eindringlich an. Jeff dachte in diesem Moment, das er entlarvt war.
„Hat sie etwas schon wieder etwas bestellt?”
„Noch nicht, aber ich denke, das wird sie gleich tun!“
„Oh Mann, bin ich froh, das meine Alte nicht so anstrengend ist. Sie ist zwar nicht so schön, wie Madame,“ er zeigte auf eine Tür im hinteren Bereich des Flur´s, „aber wesentlich angenehmer.“ lachte er.
„Ja, man sollte immer dankbar sein, was man hat!“ warf Jeff ein und machte sich sicheren Schrittes auf den Weg. Als der Kellner endlich verschwunden war, trat Jeff sofort an einige Türen und horchte an ihnen, da er nicht genau wusste, in welchem Raum sich Mrs. Noir befand.
An der vorletzten Tür hörte er eine Frauenstimme, die offenbar mit jemandem verärgert herumnörgelte.
Fast hatte er es geschafft. Jetzt musste er nur noch dafür sorgen, das er ein paar Minuten Zeit hatte, damit er mit Liliana sprechen konnte.
Er klopfte an und trat hinein, als eine weibliche Stimme ihn herein bat.
Jeff stand jetzt in einem großen Raum, der als Hotelzimmer hätte durch gehen können. Ein großes Bett stand ganz links an einer Wand, während rechts von ihm eine Frau vor einem großen Spiegel saß und sich die Haare frisieren ließ. Diese Frau war so schön, das es ihm schwer fiel, das richtige zu sagen. Sekundenlang starrte er sie an, während sie darauf wartete, das der Kellner etwas zu ihr sagte. Doch sie kniff die Augen zusammen und machte einen verwunderten Gesichtsausdruck.
„Schon wieder ein Kellner? Aber ich habe nichts bestellt!” sagte sie und sah durch den Spiegel zu Jeff. Sie betrachtete Jeff von oben bis unten und Jeff wusste sofort, das sie misstrauisch geworden war.
„Wo ist mein Bodyguard?“ fragte sie in einem herrischen Ton.
Jeff stand wie angewurzelt da und war von ihrer Schönheit schier sprachlos.
Als ihm bewusst wurde, das er nur ein paar Sekunden hatte, bevor der diese Bodyguard auftauchen würde, suchte er nach Worten.
„Ähm, ….. ich ……!” stammelte er.
Dann fiel ihr Blick auf Jeff´s Schuhe und Liliana Noir, wusste das er kein Kellner war. Gerade wollte sie laut nach ihrem Bodyguard rufen, als Jeff ihr ins Wort fiel.
„Sie haben Recht, ich … bin kein Kellner, aber ich muss sie dringend sprechen!” sagte Jeff etwas verlegen.
„Das müssen sie alle! Verlassen Sie diesen Raum! Sofort, sonst werde ich den Sicherheitsdienst rufen lassen.” erwiderte Liliana und lies sich von ihrem Hairstylisten die Haare weiter frisieren, während sie die Nummer des hauseigenen Sicherheitsdienst anrief.
Dann plötzlich klopfte es an der Tür. Die Zeit wurde langsam knapp.
„Es geht um Kate!” sagte Jeff und hoffte, das sie ihm jetzt ihre Aufmerksamkeit schenken würde.
„Ich kenne keine Kate!” meinte Liliana arrogant.
Die Tür ging auf und der Bodyguard kam herein und sah mit schmalen Augen auf Jeff.
Er war sehr breit unglaublich muskulös und hatte kein freundliches Gesicht.
„Ist alles in Ordnung?” fragte er Liliana und ohne Jeff aus den Augen zu lassen.
„Der Kellner wollte gerade gehen, Sam!” sagte sie zu ihrem Aufpasser.
Jetzt hatte Jeff seine Chance vertan und geriet in Panik.
„Bitte Liliana, sie müssen mir helfen. Sie wird bald sterben.” kam es aus Jeff verzweifelt heraus.
Kaum hatte Jeff es ausgesprochen, war Sam der Bodyguard, hinter ihm und nahm ihn in einen Griff, aus dem sich Jeff nicht wehren konnte. Sam zog ihn aus dem Zimmer.
Wenn Jeff jetzt nichts einfallen würde, dann wäre alles verloren gewesen.
„Bitte Liliana, ……….!” krächzte er unter schmerzen, die der Bär von Typ durch seinem Griff verursachte. Jeff versuchte sich zu wehren und als er schon fast aus der Türe war, fiel ihm das Geheimnis ein.
„Ich kenne euer Geheimnis Liliana!” schrie er verzweifelt. „Ich kenne euren Durst!“
Sam verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht und schmiss ihn zu Boden. Ein kleines Blutrinnsal lief ihm aus den Mundwinkeln, während er versuchte sich wieder auf zu raffen.
Die Zimmertür war nun geschlossen.
„Verschwinde!” sagte Sam scharf.
Jeff hatte es vermasselt. Er versuchte sich die Niederlage nicht zu sehr anmerken zu lassen.
Die Bilder von Kate drangen wieder in seinen Kopf, die um ihr Leben kämpfte. Panik wollte gerade aufkeimen, als langsam die Zimmertür wieder auf ging und Liliana erschien. Jetzt hatte er wieder eine Chance. Und die war größer als vorher.
„Was haben sie eben gesagt?” fragte sie. Und als Jeff sie in der Tür stehen sah, war er unendlich erleichtert und sah ihr fest in ihre wunderschönen Augen und wiederholte atemlos:
„Ich kenne euer Geheimnis!”
Eine Weile sah sie Jeff schweigend an, dann gab sie mit Blicken Sam die Anweisung, Jeff in das Zimmer treten zu lassen.
Jeff stand vom Boden auf und tupfte sich schnell den Mundwinkel ab. Dann betrat er ihr Zimmer.
Ihm war nicht entgangen, mit wem oder besser gesagt mit was, er in dem Zimmer war. Mit einem Blutsauger! Das bedeutete, er musste sehr vorsichtig sein. Das Blut an seinen Lippen sollte ihm nicht zum Verhängnis werden.
„Würden sie uns bitte alle allein lassen?” bat Liliana.
Der Hairstylist und eine weitere Person, die Jeff vorher gar nicht wahrgenommen hatte, verließen schweigend das Zimmer.
Als sie dann endlich allein waren, ging Liliana zu ihrem Schreibtisch, am anderen Ende des Raumes.
„Sind Sie ein Reporter?” fragte Liliana misstrauisch.
„Nein, ich bin kein Reporter und Sie müssen sich auch keine Sorgen machen, ich werde niemanden sagen, was sie sind!”
Jetzt sah Liliana scharf an. Jeff bemerkte ihre Unsicherheit. Ihr Blick verriet sie.
„Woher …..!” fragte sie.
„Ich bin Jeff Bennet. Meine Freundin Kate, war mit ihrem Bruder Darren zusammen.”
Jetzt hatte sie verstanden und machte eine große nickende Kopfbewegung. Langsam schritt sie zu ihrem Schreibtisch.
„Hat das kleine Luder also doch geplaudert? Wie viel wollen Sie?” fragte sie argwöhnisch.
„Ich will kein Geld, Liliana. Ich brauche ihre Hilfe!” bat er. Bitte sie müssen mir helfen!” flehte er.
Der schöne Vampir sah ihn eine Weile an.
„Liliana, Kate liegt im sterben und ich brauche von ihnen die Telefonnummer von Darren oder James, ihrem Vater. Ich muss sie dringend sprechen. Bitte …..!”
„Warum sollte ich etwas für Kate tun? Sie hat aus meinem Bruder das gemacht, was er heute ist. Ich schulde ihr nichts!”
Arrogant und mit hoch erhobenen Haupt sah sie von Jeff wieder in ihren Spiegel. Jeff spürte deutlich die Antisympathie, die diese Frau gegen Kate hatte.
Jeff runzelte seine Stirn und verstand nicht! „Was ist mit Darren?” fragte Jeff neugierig.
Liliana strich sich mit ihren weißen glatten Fingern, über ihre Haut.
„Er ist am Ende. Er liebt diese Kate. Warum auch immer!”
Ihren Argwohn über Kate versuchte Jeff nicht an sich heran zu lassen, es würde ihn nur wütend machen. Und das konnte er sich nicht leisen, alles war jetzt von ihr abhängig.
„Genau wie Kate!” dachte Jeff laut. Liliana sah ihn jetzt wieder an.
„Sie hatte gestern einen schweren Verkehrsunfall und wird in ein oder zwei Tagen sterben. Ich möchte Darren informieren. Bitte”
Liliana überlegte lange und lies Jeff einfach im Raum stehen, ohne ihn weiter zu beachten.
Warum war sie nur so arrogant, das stand ihr gar nicht, dachte Jeff.
Nach zwei Minuten indem sie beide geschwiegen haben, ging Liliana zu ihrer Handtasche und holte ein Handy heraus. Sie tippte eine Nummer und wartete bis jemand sich meldete.
“Ich bin´s!” Ich habe hier einen jungen Mann, der Behauptet Jeff Bennet zu sein. Ja, genau!
Er möchte mit Darren sprechen! Ja, in Ordnung. Er weiß Bescheid!”
Sie sagte eine Weile nichts und hörte dem, was gesagt wurde zu. Zum Schluss sagte sie: „OK!”
Dann legte sie auf.
Sie kam auf Jeff zu. Sie haben gewonnen Mr. Bennet.
Er wird kommen. Aber ich warne sie, wenn das eine Falle ist, werde ich dafür sorgen, das man ihren Körper ohne Flüssigkeiten wieder findet. sagte sie misstrauisch.”
Er hatte nicht die geringsten Zweifel daran, das sie ihre Drohung nicht wahr machen würde.
Jeff schloss die Augen und erleichtert sagte er zu ihr:
„Vielen Dank, sie haben keine Ahnung, was das für Kate bedeuten würde.”
„Ich tue das nicht für sie, sondern für meinen Bruder! Er wird in einer Stunde hier sein.”

Liliana musterte Jeff von oben bis unten. Er hatte etwas an sich, von dem sie irgendwie angezogen wurde. Es irritierte sie, den es hatte nichts mit ihrem gewöhnlichen Durst zu tun.
Jeff war nicht entgangen, das sie am Telefon nicht mit Darren persönlich gesprochen hatte. Wenn sie ihm jetzt eine Falle stellte, dann hätte er wirklich verloren. Also musste er ihr Vertrauen. Unter dem Wissen, das sie ein Vampir war, fiel ihm das aber schwer.
„Wenn man bedenkt, was sie sind und was ich bin, sollte ich es vielleicht. Aber nein, ich habe keine Angst.” log er.
Kate hatte auch nie Angst in der Gegenwart von Vampiren gehabt. Er grinste sie frech an und ihr schien seine Art zu gefallen.
„Sie werden bestimmt erwartet, Liliana. Lassen sie sich von mir nicht stören!”
Wieder nahm sie ihr Telefon. Diesmal drehte sie sich um, so konnte er nur einzelne Worte hören, was sie sprach. Sie drehte sich zu ihm und suchte nach Worten.
„Es ist nicht so, wie die Presse schreibt.
Ich bin ……!” Sie versuchte ihm zu erklären, wie sie mit dem Generalsekretär liiert war. Doch darüber dachte Jeff gar nicht nach.
„Ich habe gerade für heute Abend abgesagt, Familienangelegenheiten gehen vor.” sagte sie kurz und sah aus dem Fenster. Langsam wurde es dunkel.
„Er braucht eine attraktive Frau, die ihm bei seiner Puplicityarbeit unterstützt und seine Karriere damit antreibt.” Sie sagte es fast so natürlich, das Jeff die Maske, die sie in der Öffentlichkeit trug, erkennen konnte.
„Weiß er, das sie kein Mensch sind?” fragte Jeff neugierig.
„Natürlich nicht! Niemand weiß davon, aber das sie es wissen ist schon eine Gefahr genug!”
„Sie können mir Vertrauen, ich bin wirklich keine Gefahr. Ich weiß es schon lange Zeit!”
„Ist das Ehrlichkeit oder Selbstschutz?” fragte Liliana und lächelte ihn an.
Jeff ging langsam auf das Sofa zu und setzte sich.
„Ich würde sagen …… beides. Ich weiß ja nicht, ob ich Ihnen vertrauen kann!”
Jetzt lachte Liliana laut und ging zu ihrem Spiegel und legte Makeup auf.
Eine Weile beobachtete Jeff sie, wie sie, bestimmt schon den ganzen Tag, vor dem Spiegel stand und sich um ihr äußeres kümmerte.
„Sie sind eine wirklich sehr schöne Frau Liliana, aber ich frage mich, ob sie von innen genauso schön sind?” sagte Jeff und hätte sich in diesem Moment Ohrfeigen können, weil er das eigentlich nicht laut aussprechen wollte.
Sie hielt in ihrer Bewegung inne und sah ihn mit einem funkelten Blick an.
„Wie kommen Sie darauf, das ich nicht die bin, für die mich alle halten?” Liliana sah ihn fast ertappt an und bemerkte, das sie das auch nicht laut aussprechen wollte. Peinliche Sekunden vergingen, dann klopfte es an der Tür.
„Ja, herein!”
Die Tür öffnete sich und Dr. James Noir und Darren betraten das Zimmer.
Sie sahen noch genauso aus, wie damals, als er Jeff sie das letzte Mal gesehen hatte.
Nur die Tatsache, das Jeff sich nun in einem Zimmer mit drei Vampiren befand, die seit Jahren kein Menschenblut getrunken hatten, lösten leichte Verspannungen in seinem Nacken aus.
Sofort fiel ihm Darren auf. Er war nicht gealtert, aber er sah sehr schlecht aus. Seine Haut war noch blasser und seine dunklen Schatten waren so dunkel, das man genau hinsehen musste, um seine dunklen Augen zu erkennen. Trotzdem wirkte er bedrohlich und gefährlich, als er Jeff erblickte.
Sein dunkler Blick ruhte lange auf ihm, was Jeff leicht einschüchterte.
„Was willst du Jeff?”
Jeff´s Hals war trocken und er musste schlucken. Es stand auf, damit er auf selber Höhe mit Darren war, auch wenn Darren größer war als er. Dr. James Noir war zu Liliana gelaufen und begrüßte seine Tochter, dann lief er zu Jeff.
„Entschuldigen Sie bitte, ich bin Dr. Noir, wie können wir Ihnen helfen?”
Jeff fühlte sich gleich wohler, als James ihm seine eiskalte Hand reichte. Er sah Jeff etwas menschlicher an, als es Darren tat und seine Freundlichkeit half Jeff, den Faden zu finden.
„Ich bin nicht gekommen, um mit dir zu streiten, Darren. Ich weiß über alles Bescheid. Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht um Kate.”
Als Jeff ihren Namen aussprach, konnte er ein kleines Leuchten in Darrens aufflackern sehen.
„Was ist mit Kate?“ fragte Darren. Immer noch fühlte sich Jeff unwohl in seiner Gegenwart.
„Es fällt mir schwer, … das zu sagen, aber …... sie wird sterben, Darren!”
Die Ruhe, die jetzt im Zimmer herrschte, war fast nicht zu ertragen. Niemand sprach auch nur ein Wort. Alle Augen waren auf Darren gerichtet. Verzweiflung war deutlich zu hören.
„Sie hatte gestern einen schweren Verkehrsunfall und wird in den nächsten 48 Stunden an ihren schweren Verletzungen sterben!“ sagte Jeff und es fiel ihm immer noch schwer.
Darren ging an Jeff vorbei und sah aus dem Fenster. Er konnte sein Gesicht nicht sehen, aber Jeff wusste, das Darren diese Nachricht schwer traf.
„Ich bitten dich, Darren, du musst sie verwandeln. Das ist ihre einzige Rettung.” Ruckartig drehte sich Darren zu Jeff um. Es war deutlich zu sehen, wie er mit sich rang.
Darren, der jetzt noch blasser, als blass war ging zum Sofa hinüber und musste sich setzten. Er stützte seine Arme auf und sagte kein Wort.
„Darren, bitte Verwandele sie! Sie hat, seit du sie verlassen hast, die Hölle hinter sich. Sie hatte nicht viel Glück gehabt. Und sie verdient es, bitte!”
Alle im Raum sahen Jeff nun fassungslos an. Aber Jeff wusste, was er sagte und auch was er von Darren verlangte.
„Er soll was tun?” fragte Liliana und konnte ihre Verwunderung nicht verbergen.
„Sie hat immer zu mir gesagt: Es ist nicht die Frage ob ich Verwandelt werde, sondern es ist eine Frage, des richtigen Zeitpunktes,” es ist ihr einziger Wunsch gewesen.
Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Darren. Sie wird sonst sterben!“
Darren sah auf und sah Jeff an. Jeff hatte nun keine Schwierigkeiten seine Augen zu erkennen.
„Ich kenne deine Gefühle für sie, warum willst du das?”
„ ..... Weil ich ihre Gefühle kenne. Sie war am Ende, Darren. Als du sie verlassen hast, hast du ihr Herz und ihre Seele mitgenommen. Bitte ….. !”
„Es ist ein großes Risiko, wissen Sie das? Hat sie Ihnen das auch erzählt?“ mischte sich James ein.
„Ja, … das hat sie!“
„Was ist wenn es schief geht?” fragte Darren leise düster.
Sie schwiegen sich beide an.
„Was hat Kate zu verlieren? Ich liebe sie. Das hast du immer gewusst. Mir war auch sofort klar, was du wolltest, als du sie verlassen hast, Darren. Aber sie hat mich nie wirklich geliebt. Sie hat so viel durch gemacht und gelitten, sie hat immer davon geträumt mit dir zusammen zu sein.” sagte Jeff und es wunderte ihn, wie leicht diese Worte über seine Lippen kamen.
„Dann weißt du offensichtlich nicht, wie gefährlich das ist und welches Risiko es bedeutet!” Darren stand nun wieder am Fenster.
„Sie hat mir auch von dem Risiko erzählt, aber denk nach! Was hat sie jetzt noch zu verlieren?“
„Das ist die Gelegenheit Darren!” sagte James Noir. „Wir haben so lange daran gearbeitet und könnten wir es versuchen! Du weißt, das sie eine Chance hat!” James sah seinen Sohn eindringlich an und ging zu ihm.
“Aber es ist Kate! Es ist nicht irgendein Mensch, es ist sie!”
Darrens Stimme wurde etwas rauer und fast zärtlich sprach er ihren Namen aus.
Dann mischte sich Liliana ein und sagte:
„Was hast du zu verlieren, da sie sowieso stirbt!”
Das war vielleicht etwas zu kühl gesagt, aber es war eine Tatsache.
Jeff begann sich Hoffnung zu machen, weil das Gespräch in die Richtung lief, wie er wollte.
Liliana und James waren offenbar auf seiner Seite, sie bekräftigten Jeff´s Argumente.
„Darren, bitte, uns bleibt nicht mehr viel Zeit.” Er nahm sein Handy heraus. „Wenn ich einen Anruf, vom Krankenhaus erhalte, kann es schon zu spät sein!”
Jeff sah die Kämpfe in seinem Gesicht, die Darren innerlich austrug. Keiner sagte mehr ein Wort und wartete auf Darren´s Entscheidung. Es war sehr still in dem Zimmer. Jeff hatte wusste, das man nur sein Herz schlagen hörte.
„Wo ist sie?” fragte Darren düster.
„In Portland im städtischen Krankenhaus.” antwortete Jeff knapp.
Dann gab Darren seinem Vater ein Zeichen nur mit einem Blick. Dieser zuckte sofort sein Telefon und organisierte alles, was sie dafür benötigten.
„Katharina, schick uns einen Helikopter zum Kongresshaus, nimm bitte meine Unterlagen aus meinem Büro, und alles was wir brauchen für eine Verwandelung. Ich erkläre dir alles auf dem Flug.” sagte James in sein Handy.
„Dann los, lasst uns keine Zeit verlieren!” sagte James und berührte seinen Sohn aufmunternd.
Angst und Erleichterung beschlich Jeff. Aber welche Wahl hatte er schon? Nachdem Dr. Noir seine Telefonat beendet hatte, ging alles sehr schnell.
Jeff folgte James, Darren und Liliana. Als sie das Dach des Kongresshauses betraten, landete gerade ein Helikopter. Sie standen zu viert auf dem Dach und warteten, bis der Helikopter soweit war, das sie einsteigen konnten. Immer wieder sah Jeff zu Darren, dessen düsterere Stimmung von Minute zu Minute dunkler wurde. Das ganze wirkte so alarmierend auf Jeff. Wenn es nicht um Kate ging, wäre er am liebsten auf Darren los gegangen und hätte ihn geschlagen. Nach allem was er aus Kate gemacht hatte. Er hatte Kate nicht verdient. Aber er sagte kein Wort und hoffte, das er für Kate die richtige Entscheidung getroffen hatte. Er wusste, das Darren seine einzige Hoffnung jetzt war.

Plötzlich spürte Jeff in seine Hosentasche etwas vibrieren. Sofort nahm er das Handy aus seiner Tasche und Angst überkam ihm, als er die Nummer vom Krankenhaus erkannte.
Er war weiß, wie eine Wand geworden und sah angstvoll zu Darren und James, die seinen Blick angstvoll erwiderten. Dann nahm er endlich ab.
„Ja Bennet?” Seine Stimme war nicht die seine.
„Bitte, versuchen sie alles, ……!” James nahm Jeff das Handy aus der Hand. Er spürte instinktiv, wie schwer es für Jeff war, weiter zu sprechen. James sprach weiter mit dem Arzt an der anderen Leitung.
„Ja, wir beeilen uns! Versuchen sie es solange wie möglich hinaus zu zögern, Kollege!”
Kate hatte gerade einen Herzstillstand erlitten und würde die Nacht wohl nicht überleben.
Jetzt war es ein Wettlauf gegen die Zeit.
Sie mussten sich beeilen, um ihren Plan umzusetzen.
Liliana nahm Jeff´s Arm.
„Wir schaffen es schon!” sagte sie aufmunternd und versuchte auch ihren Bruder anzusehen. Sie wollte den beiden Männern Mut zusprechen, den sie nicht hatten.
In gebückter Haltung rannten sie zum Helikopter, der nun bereit stand.
Katharina, die schon im Hubschrauber war, half Jeff hinein. Die Vampire sprangen mit einer Leichtigkeit in den Helikopter, das Jeff vermutlich erstaunt gewesen wäre, wenn er nicht genau wusste, das sie keine Menschen waren.


Kapitel 24

„Mr. Noir wir landen in zwei Minuten auf dem städtischen Krankenhausdach.“
Während des Flugs hatte Darren kein Wort gesprochen, aber seine Blicke sprachen Bände. Er hatte große Angst. Genau wie Jeff. Immer noch war die Feindschaft zwischen den beiden Männern zu spüren. Doch dafür hatten sie jetzt keine Zeit.
Jeff wusste nicht, ob Kate diese Entscheidung jetzt auch noch getroffen hätte, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Letztendlich, war er es gewesen, der sie mehr oder weniger in diese Ehe überreden wollte.
Obwohl James ihm während des Flugs erzählt hatte, das er viel Forschung betrieben hatte in den letzten Monaten und er einige Vorkehrungen getroffen hatte, hatte er ihm aber auch gesagt, dass er sich auf alles gefasst machen sollte. Er berichtete ihm noch einige medizinische Dinge, doch Jeff verstand nur die Hälfte von dem, was der Mediziner ihm sagte.
Ihm wurde nur bewusst, das er Kate trotzdem verlieren würde. Und genau dieses tiefe schmerzende Gefühl, blendete er komplett aus.
Dann blickte er Liliana an, die ihm gegenüber saß im Helikopter. Sie hatte deutlich gezeigt, das ihr Kate nichts bedeutete und doch saß sie Jeff gegenüber und lächelte ihm vorsichtig und aufmunternd zu.

Als sie endlich gelandet waren, rannten sie gemeinsam über das Dach, die Treppe des Krankenhauses hinunter. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Intensivstation erreichten. Dann übernahm Jeff das Ruder und führte die Vampirgruppe in die Gänge, und schließlich in das Zimmer, in der das Mädchen lag, das ein Mensch und ein Vampir liebten.
Jeff war der einzige, der außer Atem war. Ihm standen auch Schweißperlen auf der Stirn, nur den Blutsaugern nicht.
Langsam betraten Darren, Jeff, James, Katharina und Liliana den Raum. Eine Krankenschwester war gerade bei ihr, weil ihr Herz sehr langsam schlug und das Überwachungsgerät ständig den Alarm auslöste.
„Ich bin Dr. James Noir, ich bin ihr persönlicher Arzt. Ich werde sie weiter betreuen!” sagte er zu ihr. Dann zeigte er ihr seinen Ausweis.
James wollte, das die Krankenschwester das Zimmer verließ, damit sie keine Zeugen hatten.
„Oh, ja, soll ich den Stationsarzt informieren, das Sie da sind?” fragte sie leise.
„Ich glaube, das weiß er schon. Vielen Dank!” sagte er freundlich.
Die Schwester nickte und als sie die Tür schloss, gab James Liliana ein Zeichen, sich vor der Tür zu postieren, damit sie sie warnen konnte, falls sich jemand dem Zimmer nähern sollte.
„Also Beeilung, uns bleibt nicht viel Zeit.” sagte James und machte sich sofort daran, ein Spritze aufzuziehen.
Jeder im Raum wusste genau, was er zu tun hatte. James zog eine Spritze mit einer seltsamen Flüssigkeit auf. Sie sah intensive gelb aus und irgendwie trüb.
„Was ist das?” fragte Jeff
„Morphium!” kam eine knappe Antwort von Darren.
James zog die ganze Spritze auf und Jeff fragte erschreckt:
„Ist das nicht zu viel? Ich meine, ich kenne mich nicht aus, aber die Spritze ist ziemlich groß. Ihr bringt sie damit um!”
Alle sahen ihn amüsiert an. Katharina, die die Arzttasche mit verschiedenen Instrumente richtete, kicherte. Nur Darren lachte nicht. Er hatte Jeff nur angesehen.
Dann verstand Jeff, aber er konnte nicht über seinen Denkfehler lachen. Sie würden und mussten sie töten. Jeffs Herz raste bei dem Gedanken, das er jetzt Zeuge eines Mordes wurde.
Darren stand bei Kate und hatte sie lange angesehen, bevor er anfing sie aufzudecken und ihr das Krankenhaushemd auszuziehen.
„Jeff besorg Handtücher!” befahl im Darren und zeigte mit dem Kopf Richtung Waschbecken.
In dem Moment ging der Alarm von dem Überwachungsgerät wieder los und James schaltete es so leise, das man nur noch Kates Herzschlag hören konnte, das jetzt immer schwächer wurde.
„Wir müssen uns beeilen, sonst verlieren wir sie!” sagte Darren heiser.
Sofort gab James Kate die Spritze mit dem tödlichen Dosis in der rechten Hand, in der ein Medikamentenzugang lag.
Jeffs Herz raste. Dann begann er sich innerlich von Kate zu verabschieden. Es war unerträglich für ihn und am liebsten wäre er aus dem Zimmer gerannt, aber er wollte Kate jetzt nicht allein lassen.
Die Frau, die er liebte, überließ er in die Obhut von Vampiren. Sie würden versuchen, aus ihr ein Wesen zu machen, das überhaupt nichts mehr mit der Kate zu tun hatte, die er kannte. Seiner Kate. Das Mädchen mit dem schönsten Lächeln der Welt.
Dann plötzlich keine zehn Sekunden später, als James ihr das Morphium gespritzt hatte, hörte Kates Herz auf mit schlagen.
„Schnell Herzmassage!” rief James Darren panisch zu. Sofort wachte Jeff von seinen Gedanken auf und wusste, das ihr Herz aufgehört hatte zu schlagen. Kate, blieben nun nur noch Sekunden. Nun hatte er sie für immer verloren. Tränen überströmt sah er auf den leblosen Körper, der vor ihm lag.

Darren legte die Handtüchern auf die wichtigsten Stellen ihres geschundenen Körpers und beobachtete Jeff genau, während er innerlich zählte und versuchte Kates Herz in einem Rhythmus zum schlagen zu bringen.
„Schnell James, bevor es zu spät ist!” presste Darren panisch. James nahm aus Katharinas Hand eine zweite Spritze.
Sie war mit einer anderen Flüssigkeit gefüllt. Sie hatte eine fast goldene Farbe.
„Halte durch, Kate!” presste Darren voller Panik.
Darren nahm die zweite Kanüle und schob das Handtuch beiseite, das ihre linke Brust verdeckte.
„Was ist das?” fragte Jeff atemlos.
„Mein Gift!” sagte Darren rau und seine Augen ließen nicht von Kate ab. Jeff sah das Gold, von dem Kate in ihrem Tagebuch geschrieben hatte, in seinen Augen. Dann wurde ihm klar, wie groß seine Liebe zu Kate immer noch war.
Dann war es soweit. Darren stach die Nadel direkt in ihr Herz.
Kates Körper begann zu zittern, als Darren die Nadel aus ihrem Herz wieder heraus zog. Dann beugte er sich über sie und biss mit seinen rasierklingenscharfen Zähnen kleine Bisse an den verschiedensten Körper stellen. Es sah aus, als würde er sie küssen.
Doch dann sah Jeff die vielen kleinen Bisswunden. Er konnte nicht davon absehen. Er spürte Katharinas Hand auf seinem Arm, wie sie ihn sanft von Kate wegzog.
„Es kann hart werden für Sie, es ist nicht einfach einen geliebten Menschen so sterben zu sehen!“ sagte Katharina sanft, doch er konnte nicht weg sehen.
Noch nie hatte er so etwas gesehen. Er war angewidert und gleichzeitig neugierig.
An den Stellen wo Darren sie biss, kamen kleine Blutstropfen heraus, die er mit der Zunge um die Stelle herum verteilte.
„Darren versiegelt die Stellen, damit er ganz sicher ist, das sie das Gift im ganzen Körper behält.” flüsterte Katharina Jeff zu.
Jeff konnte nicht wegsehen. Er musste einfach sehen, was Darren mit Kate machte. Es war seltsam, aber Jeff sah wie manisch es Darren tat. Er wirkte, als wäre er nicht in diesem Raum, sondern nur bei einem seiner Opfer.
Er sah Darrens Augen, die glutrot leuchteten. Er schloss immer wieder seine Augen und hörte gar nicht mehr auf. Er war wie besessen davon.
Ein letztes Mal sah Jeff zu Kate und spürte wie ihr Körper anfing sich gegen das Gift zu wehren. Sie zitterte, aber ihre Augen blieben geschlossen.
Jetzt rang er mit den Tränen, in Gedanken war er bei ihr und dann schloss Jeff seine Augen, als er den Anblick nicht mehr länger ertragen konnte.
Kate´s Körper bäumte sich ein letztes Mal auf, dann war es vorbei.
Leblos lag ihr Körper, der übersät war mit Darrens Bissen und vielen Schnittwunden, Prellungen, und noch mehr blaue Flecken, vom Unfall.
Dann hörte Jeff, wie ihr Herz einen letzten Schlag machte, als hätte Darren ihr einen Elektroschock verpasst. Das Überwachungsgerät tönte leise, mit nur einem durchdringenden Ton. Alle wussten, was das jetzt zu bedeuten hatten. In diesem Moment wusste Jeff, das es vorbei war. Kate war tot. Seiner Kate!
Ihr Herz schlug nicht mehr. Er wusste, das es vorbei war und er war sich ganz sicher.
„Es ist vorbei!” sagte James.
James nahm Darren und zog ihn von Kate weg. Schwach und erschöpft ging er ein paar Meter und stützte sich ab, um sich zu fassen und von seinem Rausch wieder zurück zu kommen.
Katharina deckte Kate sanft zu und küsste sie auf die Stirn.
Sein fragender Blick traf sie.
„Jetzt heißt es warten. Wir haben jetzt eine nicht ganz leichte Aufgabe vor uns.
Die Verwandelung kann zwei Tage dauern, wir müssen dafür Sorgen, das wir sie aus dem Krankenhaus schaffen, bevor sie erwacht. Wir müssen sie in Sicherheit bringen.
Katharina unterbrach sich selbst, als sie merkte, das der arme Jeff total überfordert war damit. Er konnte ihr noch nicht einmal folgen. Er hatte soeben seine Freundin verloren.
Katharina nahm ihn sanft in den Arm.
„Entschuldigen Sie bitte, das war taktlos von mir!”
Jeff sagte kein Ton. Er verließ das Zimmer und musste dringend an die frische Luft.
Kate war gestorben. Seine Liebe war gestorben. Sie hatte das Leben für immer verlassen.
Er trat in die frische Nachtluft und atmete tief ein. Er war voller Trauer. Hatte er das Richtige getan? Er war durcheinander und konnte nicht klar denken. Er stand in der Dunkelheit vor dem Krankenhaus und versuchte sich verzweifelnd zu ordnen. Aber es ging nicht. Er war so aufgewühlt.
Irgendwann spürte er Liliana´s Hand auf seinem Rücken. Doch er reagierte nicht. Er wollte den Gedanken an Kate allein behalten.
Liliana ging nicht. Sie blieb bei ihm stehen und schwieg. Sie hatte Mitleid mit ihm. Vielleicht war es nur, weil sie genau wusste wie man sich fühlte, wenn man etwas verloren hat, was man liebte. Liliana kannte den Verlust und fühlte ihm nach. Er fragte sich, wie es jetzt wohl weiter gehen sollte. Selbst wenn alles klappte, würde er irgendwann allein nachhause fahren. In der normalen Welt gab es jetzt keinen Platz mehr für Kate, falls sie die Verwandelung überhaupt überleben würde.
Ihm wurde klar, das er Darren überredet hatte, Kate zu töten.
Mit dieser Bitte, hatte Jeff seine Liebe zu ihr aufgegeben und sie frei gegeben. Er hatte sich von ihr los gesagt. Ob es nun richtig war für sie oder nicht, es war eine Chance für Kate. Sie sollte mit Darren zusammen bleiben.
Sie hatte ihn immer geliebt und würde es auch immer tun. Jeff wurde klar, das er nie eine echte Möglichkeit gehabt hatte, ihre Liebe für sich zu gewinnen.
Aber langsam wurde das Gefühl in ihm sicher, das es so in Ordnung war. Er hatte es für Kate getan.
Es war eine Entscheidung aus Liebe. :)


Kapitel 25

Alles ging sehr schnell.
Kaum war Jeff aus dem Zimmer gestürmt, betrat der Stationsarzt das Zimmer.
Dr. James Noir berichtete ihm, das Kate an einem Herzstillstand gestorben war. Er nickte nur, als James ihm alles berichtete. Natürlich lies Dr. James Noir Darren´s und seine Aktionen dabei völlig aus. Der junge Arzt übergab James die Aufgabe, den Totenschein auszufüllen.
Das einzige, was er noch wissen wollte, war, ob eine Obduktion von Jeff Bennet´s, ihrem Verlobten, gewünscht wurde. Als James das verneinte, verabschiedete sich der Arzt von seinem Kollegen und ging betreten aus dem Zimmer.
Natürlich war Darren das Wort “Verlobten” nicht entgangen. Er hatte nur kurz zu Katharina aufgesehen, dann wandte er sich wieder Kate zu, die wie Tod in dem Bett lag. Warum hatte Jeff, diese Sache nicht erwähnt? fragte er sich.
Darren wich nicht eine Sekunde von ihrer Seite und hatte ihrer Hand in seine kühle Hand gelegt.
Jetzt mussten die Noirs dafür Sorgen, das sie Kate in Sicherheit brachten, ohne das jemand es bemerken würde. Es war keine leichte Aufgabe, eine Leiche unbemerkt aus dem Krankenhaus zu schaffen. Doch für die Vampire war es wohl eher ein Kinderspiel.
Katharina telefonierte. James füllte den Totenschein aus. Jeff und Liliana betraten wieder das Zimmer, während Darren Kate´s Hand hielt und sie nicht aus den Augen lies.
„Jetzt müssen wir sie hier raus schaffen!” flüsterte Liliana. Sie war sehr nett zu Jeff und versuchte ihm zu helfen, da sie spürte, das es sehr schwer für ihn war.
„Warum hast du mir verschwiegen, dass ihr heiraten wolltet?” Darren´s Blick war düster und auch leicht gereizt. Die Anspannung und der Stress war ihm deutlich an zu merken.
„Das ist jetzt nicht mehr wichtig. Sie ist durch die Hölle gegangen, in ihrem Leben. Sorge du jetzt dafür, das sie glücklich wird. Das ist das einzige, um das ich dich Bitte.”
Ja, Jeff hatte das Gefühl richtig gehandelt zu haben. Sie gehörte jetzt zu ihm.
Jetzt, wo sie verwandelt wurde, konnte er sich aus seiner Verantwortung nicht mehr entziehen. Er war es ihr schuldig.
Für Jeff bedeutete es einfach, das seine Zeit mit Kate abgelaufen war. Aber es war die richtige Entscheidung. Er hoffte es einfach. Es musste einfach so sein. Wer konnte schon behaupten, das er eine Wahl hatte, zu sterben und den Tod auszutricksen. Niemand hatte so eine Wahl.
War es Schicksal, das Kate sich ausgerechnet einen Vampir ausgesucht hatte? Vielleicht! Aber Jeff hatte die Möglichkeit zu wählen und er entschied das es Kate für die Ewigkeit geben sollte.

Zwei Stunden später, mitten in der Nacht, wartete der Helikopter auf dem Dach des Krankenhauses. Sie mussten nur noch den leblosen Körper unbemerkt aus dem Krankenhaus zu schaffen.
Darum wollten Darren und Liliana sich kümmern.
Die Flure waren leer und in dem Krankenhaus war es sehr still geworden.
Kate lag bereits in der Pathologie, als Darren zusammen mit Liliana dort einbrachen. Sie nahmen ihren Körper heraus und deckten sie in ein Laken.
Der Rest war ein Kinderspiel. Durch ihre Schnelligkeit waren sie lautlos und unbemerkt auf dem Dach und sprangen in den Helikopter. Jeff blieb in sicherer Entfernung stehen. Er konnte nicht mit gehen, es würde ihn nur schockieren.
Liliana und Darren sprangen noch einmal aus dem Helikopter zu ihm.
„Was ist? Kommst du nicht mit uns?” Liliana sah ihn fragend an.
Darren stand jetzt direkt vor ihm.
„Nein, für mich ist die Reise hier beendet!”
„Bist du sicher?“ fragte Darren.
„ … Ja, sie ist jetzt bei dir und kein Mensch mehr!“
Sie blickten sich eine Weile in ihre Augen und beide spürten, das die Feindschaft zwischen Ihnen, irgendwie beendet schien. Sie hatten sich beide verstanden. Sie waren sich einig!
„Liliana, bleib bei ihm und sorge dafür, das er sicher nachhause kommt.” sagte Darren. Darren streckte Jeff seine Hand entgegen, ohne seinem Blick von ihm zu weichen. Jeff zögerte einen Moment noch, doch dann nahm er sie an.
„Gib mir einfach Bescheid, ob sie es überlebt hat und falls ja, wie es ihr geht. Mehr will ich nicht wissen.”
Wieder nickte Darren schweigsam, dann drehte er sich um und sprang in den Helikopter, der sofort los flog. James flog nicht mit, er musste noch dafür Sorgen, dass das verschwinden von Kate´s Leiche nicht auffiel. Als der Helikopter abhob, hatte Darren Kate in seinem Arm. Er wickelte ihren Körper dicht und fest mit den Laken zu, so das nur noch ihr Gesicht zu sehen war.
Das goldene Flackern in seinen Augen, war jetzt seine bestimmende Augenfarbe.

Als der Hubschrauber endlich landete, war die Nacht schon fast vorbei. Sie landeten auf einer großen Wiese. Weit und breit waren nur Wälder. Sie waren in einem unbewohnten Gebiet. Weit ab der Zivilisation. Die Noir´s wollten nicht in der Stadt leben, sie zogen die unbekannten Wälder und die Abgeschiedenheit vor. Auf der Wiese wartete ein großer schwarzer Jeep auf sie.
Alles war gut durchdacht und gut organisiert. Nichts war auffällig, jeder wusste genau, was er tun hatte. Sie fuhren mit dem Wagen durch die Wälder, bis sie ein großes Haus erreichten, das mitten in einem Wald erbaut worden war.
Es war ein Neubau und bestimmt hatte noch kein Mensch dieses Haus je gefunden. Es war so tief im Wald versteckt, nie würden Wanderer sich so verirren und das Haus entdecken können.
Ein großes Garagentor öffnet sich automatisch, direkt neben dem Haus und Katharina steuerte den Wagen direkt hinein. In der Garage parkten mindestens zehn der teuersten Autos der Welt. Trotz aller Bescheidenheit hatte Darren immer noch eine Leidenschaft für schnelle und teure Autos.
Die Garage war sehr groß. Leicht hätten zwanzig Autos hinein gepasst.
Darren trug Kate vorsichtig aus dem Auto heraus und ging zu der Verbindungstür, die direkt links neben ihm offen stand. Katharina folgte ihm.
Sie stiegen eine kleine Treppe hinauf. Dann standen sie in einer großen Halle.
„Hey? Ist alles gut gegangen?” Kai kam ihnen auf der großen Treppe entgegen gerannt. Er war in ihrem Haus geblieben und hatte alles vorbereitet. Mit großen Augen sah er nun auf das große weiße Bündel, das in Darren Armen lag.
„Wir wissen es noch nicht, Kai. James kommt bald nach, dann werden wir mehr wissen.“
Eine lange Treppe führte in private Zimmer. Ohne Anstrengung trug Darren Kate hinauf und Kai rannte voraus, um ihm die Tür zu öffnen. Sanft und behutsam legte er Kate auf das Bett.
Irgendwie hatte sie sich schon verändert, abgesehen, von den vielen Blutergüssen und blaue Flecken, die ihren Körper bedeckten. Ihre Haut wurde schon blässer. Sie hatte ihr rötliche Wangen verloren. Darren war tief in Gedanken verstrickt. Ihm wurde bewusst, das sie nie wieder das Mädchen sein würde, das sie einmal war. Traurig sah er von ihr ab.
„Ich würde vorschlagen, ich ziehe Kate jetzt etwas an.” sagte Katharina und Darren ging aus dem Zimmer.
„Wenn die Verwandelung vor rüber ist, was hast du dann vor?” wollte Kai wissen. Er beobachtete ihn ganz genau.
„Ehrlich gesagt, weiß ich das noch nicht! Wenn sie es überstanden hat, kann sie ihr altes Leben schließlich nicht weiterführen!” sagte Darren nachdenklich.
„Nein, da hast du Recht. Man muss sie darauf vorbereiten. Das wird sicher mehrere Monate dauern. Bei mir ging es auch recht lange!”
„Ja, aber, vielleicht reagiert sie ganz anders, als wir alle es erwarten!”
„Vielleicht, aber vielleicht auch nicht!”
Darren hörte Katharina, oben in dem Zimmer und lies Kai allein. Kai konnte seinen Bruder gut verstehen. Die Angst, die ihn plagte und die Sorgen, die er jetzt hatte. Aber für Kai war es klar. Kate und Darren sollten zusammen bleiben. Es war schwer gewesen seinen Bruder, die letzten Monaten zu unterhalten und auch zu ertragen. Er war ein Schatten gewesen und nicht mehr der Selbe. Und nie wieder wollte er seinen Bruder so sehen.
Er wusste auch, dass Kate nie wo anders sein wollen, als bei ihm. Sie gehörte zu ihm.
Der Wunsch auch eine Gefährtin zu haben, die ihn bedingungslos liebte kam auf. Wann würde es ihn, wie der Blitz treffen, wenn er seine Liebe fand?

Als Darren das Zimmer betraten, lag Kate völlig angezogen im Bett. Katharina hatte ihr eine Jeans und ein T-Shirt angezogen. Sofort ging Darren zu ihr. Er nahm einen Stuhl und setzte sich zu Kate ans Bett. Darren berührte ihre Finger und ihre Stirn. Liebevoll sah er sie an.
„James kommt!” sagte Katharina.
Keine vier Minuten später stand der Anführer der Vampirfamilie im Raum und ging gleich zu Kate.
Er untersuchte sie kurz und sagte dann:
„Es hat schon hat schon leicht angefangen! Alles verläuft bis jetzt normal!”
„Wäre es nicht besser, wir geben ihr noch etwas von dem Morphium?” Darren war besorgt, wegen den Schmerzen, die sie bald aushalten musste.
„Nein, sie ist noch Bewusstlos, sie hört und nimmt noch nichts wahr. Es ist noch zu früh!” sagte James ärztlich.
„Du solltest dir nicht so viele Gedanken machen, bis jetzt ist alles gut gelaufen, Darren.”
Katharina hatte ihre Hand auf seinen Rücken gelegt.
Aber sie wusste, Darren würde erst wieder ruhiger werden, wenn Kate aufwachte und sie die Kate war, die er so liebte.
Fast ein Jahr war ihr Junge an seine Grenzen gegangen. So sehr litt er unter der Trennung, die er selbst wollte und vollzogen hatte.
Natürlich kannten James und sie seine Beweggründe, die auch teilweise berechtigt waren, aber James hatte von dem Tag an, als sie Pleasentview verlassen hatten, fieberhaft nach Lösungen gesucht, damit die Verwandelung nicht so heftig von dem Wesen des Menschen abweichen würde.
Tage und Nächte hatte James zusammen mit Darren daran gearbeitet, das Gift so zu verändern, das der menschliche Charakter und seine Vorlieben und Neigungen sich nicht veränderten.
Kate war jetzt der erste Versuch. Schon allein deshalb hatte Darren ein schlechtes Gewissen und könnte es sich niemals verzeihen, wenn etwas schief ging. Das wusste Katharina. Ihr Sohn könnte nicht damit leben, Kate getötet zu haben. Deshalb war die Angst bei Darren groß.
Katharina hoffte, das alles gut gehen würde, damit Darren endlich glücklich sein konnte.


Kapitel 26

„Ich glaube jetzt ist der Zeitpunkt richtig, Darren! Spritz ihr noch mal Morphium, ich denke die Schmerzen haben begonnen.”
James reichte Darren eine neue große Spritze mit dem linderten Gift. Behutsam nahm er ihre Hand und spritze die gesamte Menge in ihre Venen. Für einen Menschen eine absolut tödliche Menge. Aber für Kate vielleicht ein Hilfsmittel.
James untersuchte Kate wieder. Das tat er bereits stündlich. Nichts deutete auf irgend eine Veränderung hin. Ihr Herz schlug nicht mehr und einen Puls hatte sie auch nicht. Kate´s Körper war tot.
Für Darren war es genauso eine Qual, wie es im Moment für Kate sein musste. Er erinnerte sich an seine Verwandelung. Es war grauenhaft. Es war das schlimmste, was er an körperlichen Schmerz je erfahren hatte. Doch der größte und intensivste Schmerz, war die Trennung von Kate gewesen.
Das Kate das jetzt durch machen musste, war für ihn schwer. Gerne hätte er ihr das abgenommen.
Seine ganze Hoffnung für den Augenblick, lag nun in dem Morphium. Er hoffte es würde ihre Schmerzen lindern.

„Wie lange dauert es denn noch, James? Die zwei Tage sind schon vergangen!” Darrens Stimme war sehr ungeduldig. Seit so vielen Stunden war Darren Kate nicht von der Seite gewichen. James spürte seine wachsende Ungeduld.
„Gedulde dich, Darren! Bald! Sie hat es bald überstanden!”
Kate lag seit mehr als 48 Stunden in ihrer bewusstlosen Starre. Seine Geduld war ausgeschöpft. Eigentlich war die Zeit des Verwandelns vorbei. Noch nie hatte James es länger erlebt, aber das sagte er Darren natürlich nicht. Die Sorgen um Kate waren schon groß genug. Trotz allem war James recht zuversichtlich. Er machte sich nicht so viele Sorgen, wie Darren. Er glaubte fest daran, das sich alles zum Guten wenden würde. Es musste einfach so sein.
„Und wenn …. es zu spät war?” sagte Darren. Seine Stimme klang gedämpft. Verzweiflung kannte Darren sehr gut, aber die Angst, die er noch spürte, machte es für ihn fast unerträglich.
„Du wirst sehen, bald wacht sie auf und dann werden wir mehr wissen.”
James stand jetzt hinter Darren, der immer noch auf einem Stuhl, bei Kate saß. James hatte seine Schultern umfasst und versuchte sanft auf Darren einzureden.
„Wenn ich nur etwas tun könnte!” zischte Darren hilflos.
„Mehr konntest du für sie nicht tun! Bald, jetzt dauert es nicht mehr lange!” Katharina wusste keine aufmunternde Worte mehr, die sie ihrem Sohn noch hätte sagen konnte. Auch sie selbst wurde langsam ungeduldig und hoffte das Darren endlich erlöst werden würde.

Viele weitere Stunden harrte Darren an ihrer Seite aus und hatte seine Hoffnung schon fast aufgegeben, als James zu seinem Sohn sagte.
„Versuche mit ihr zu sprechen, ich glaube sie kann dich jetzt hören!” sagte James.
Voller Angst sah er auf den blassen Körper.
„Kate, …. Wach auf!” rief er sanft und suchte nach einer Regung, einem Fingerzucken oder einem kurzen flackern an ihren Lidern. Doch nichts, geschah.
Darren wollte sich gerade zurück lehnen, als er das kurze zittern ihres Mundes sehen konnte.
„Da! Habt ihr das gesehen! Kate, mach die Augen auf!“ Seine Stimme überschlug sich fast, als er sich über ihr zittern freute.
Dann schlug Kate die Augen auf und sah zuerst in das schönste Gold, das sie kannte. Sofort nahm sie den warmen, süßlichen Geruch wahr. Sie glaubte nun von der Hölle in den Himmel gekommen zu sein. So schön war der Anblick für sie.
„Wie geht es dir?” hörte sie Darren.
Sie öffnete ihren Mund und sagte flüsternd:
„Bist du Wirklichkeit?” Sie sah ihn lange und intensive an. Sie hatte keine Schmerzen mehr und fühlte sich wie im Paradies. Sie musste wirklich im Himmel sein, sonst hatte sie für den Anblick keine Erklärung. Jetzt berührte er mit seinen Fingern ihre Stirn und Kate wunderte sich, warum sein Finger nicht kühl war, sondern warm. Warm und weich. Das bekannte brennen auf ihrer Haut, wenn er sie berührte konnte Kate deutlich spüren.
Wieso war alles so anders? War sie im Himmel? Nein, irgendwie war es ….. Echt!
Jetzt bemerkte sie, das sie nicht allein waren.
Sie drehte langsam ihren Kopf und sah James und Katharina. Kai stand im hinteren Bereich an der Tür und grinste Kate frech an.
„Kate!” auch diese Stimme erkannte sie sofort, “wie fühlst du dich?“ James kam jetzt näher zum Bett und Kate drehte ihren Kopf zu ihm.
Plötzlich erstarrte sie. War das etwa Wirklich? Sie hatte nicht geträumt. Alles war echt!
„James? Katharina? Was …. Was ist passiert, warum seit ihr hier? Wo bin ich?” Schnell setzte sie sich ein wenig auf.
Erschrocken, darüber das sie mit den Vampiren in einem Zimmer war und noch nicht einmal wusste, wo sie war, verwunderte sie. Doch dann erinnerte sie sich wieder.
„Der Unfall!” flüsterte sie.
„Ja, du hattest einen Unfall, Kate!” jetzt sah sie wieder zu Darren und die Erinnerung traf sie, wie ein Schlag.
„Darren?” Ihr Blick blieb auf seinem haften.
„Wieso bist du hier?”
Seine Hände zitterten leicht. Er hatte Angst, das Kate ihre Empfindungen und ihre Leidenschaft für ihn, durch die Verwandelung verloren hatte. Jetzt in diesen Augenblicken würde er es erfahren.
„Ja, …..ich, ……Kate!” Du … hattest diesen Unfall. Du warst so schwer verletzt und wärst gestorben. Jeff … hatte uns gebeten dich zu verwandeln, bevor du stirbst. Das haben wir getan!
Du bist jetzt eine von uns!” erklärte Darren.
Ungläubig starrte sie zu jedem einzelnen Noir. War das wirklich wahr? Sie war jetzt ein Vampir?
„Aber …..!”
Ihre Gedanken waren so durcheinander. Konnte sie das wirklich glauben? Er war bei ihr und sie war jetzt ein Vampir! Es war so verwirrend. Ihr Mund stand offen und sie sah ihn mit großen Augen an.
„Der Lastwagen! Ja, ich erinnere mich.”
Dann fiel ihr Jeff wieder ein, die Ringe, die sie gekauft hatten, die Tasche, die sie im Juwelier vergessen hatte, ……. Der Lastwagen, der sie angefahren hatte. Eigentlich sollte sie jetzt tot sein.
„Kate, alles in Ordnung?” fragte Katharina und setzte sich besorgt auf die Bettkante.
„Ja, es ist so …..!” Kate fand keine Worte. In ihrem Kopf drehte sich alles.
„Am Anfang ist es schwer zu verstehen, aber du wirst dich mit der Zeit daran gewöhnen!” Katharina hatte ihre Hand gegriffen. Sie konnte sich gut vorstellen, wie Kate jetzt zu mute war.
„Wo ist Jeff?”
„Er ist zurück geblieben, er ….! Er meldet sich in ein paar Tagen bei dir!” sagte Katharina und blickte flüchtig zu Darren, der ein finsteres Gesicht machte.
„Wieso hat er das getan?” wollte Kate wissen. Das war alles sehr schwer zu verstehen für sie.
„Das kannst du ihn alles fragen. Jetzt müssen wir uns erst mal um dich kümmern.”
James untersuchte sie und stellte ihr eine Menge Fragen.
Die Anwesenheit von Darren machte sie etwas nervös. Eigentlich dachte sie immer, wenn sie verwandelt würde, dann würde sie auch nicht mehr so stark auf ihn reagieren. Aber das war wohl nicht der Fall. Sie spürte noch genau die Stelle auf ihrer Stirn, wo sein Finger sie vorher berührt hatten. Sie brannte immer noch. Ihre Empfindung war noch die gleiche.
Am liebsten hätte sie ihre Arme und seinen Hals geworfen und ihn wild und stürmisch geküsst. Doch sie wusste dass das nicht ging. Sie wusste noch nicht einmal, ob er noch etwas für sie empfand.
Aber verwirrend war die Sache mit ihren Sinnen.
Das einzige was sie störte, war das ewige Brennen in ihrer Kehle.
„Hört das Brennen auch bald auf?”
„Welches Brennen?” fragte Darren, der immer noch neben ihr saß.
„Meine Kehle ist so trocken und brennt. Es hört nicht auf. Es wird sogar immer stärker.
James, Katharina und Kai fingen an zu lachen. Selbst Darren grinste.
„Warum lacht ihr? Was ist so komisch?” wollte Kate wissen.
„Du hast Durst würde ich sagen, sogar ziemlich großen!” sagte Kai.
„Du solltest jagen gehen, dann hört das Brennen wieder auf.”
Jagen? Ja, sie musste das wohl tun. Sie war jetzt ein Vampir. Sie würde von nun an Blut trinken müssen. Zu ihrem erstaunen, lief ihr das Wasser im Mund zusammen, wenn sie nur daran dachte.
Ihre Gedanken waren bei warmes Blut, das ihre brennende Kehle beruhigte. Sie konnte sich überhaupt nicht auf etwas anderes konzentrieren.
„Ich hole dir eine Blutreserve!”Schon war Katharina aus dem Zimmer und kam auch wenige Sekunden wieder. In ihrer Hand hielt sie einen Plastikbeutel mit Blut. Sie drückte ein kleines Loch hinein und steckte einen Strohhalm hindurch. Dann reichte sie den Blutbeutel Kate.
Als Kate den Beutel sah, konnte sie es nicht erwarten, bis sie endlich die zimmerwarme, rote Brühe trinken durfte. Sie trank den ganzen Beutel in einem Zug aus, während James all ihre ersten Taten notierte.
Darren grinste schief, aber das interessierte Kate in diesem Moment nicht.
Sie schloss ihre Augen und genoss jeden Tropfen Blut, bis sie satt war.
Darren nahm ihr den leeren Beutel ab.
„Morgen werde ich dir das Jagen bei bringen, wenn du willst. Dann kann ich dir alles bei bringen, was du wissen musst.” Kate konnte es jetzt schon nicht erwarten, mit ihm durch den Wald zu streifen. Sie lies sich aber nichts anmerken.
„Ich möchte aufstehen!“ sagte sie und erhob sich mit Darren´s Hilfe. Er berührte ihren Rücken und sofort spürte sie auch dort, dieses schöne Gefühl, das nur er in ihr auslösen konnte.
In ihrem Kopf drehte sich alles und sie wangte kurz. Seine Hand stütze sie und fast hätte Kate unter seiner Berührung ihre Hand zurück gezuckt.
Sie war es nicht mehr gewohnt, doch sie spürte, wie sehr sie genau dieses Gefühl vermisst hatte.
Langsam ging sie ein paar Schritte und je länger sie auf ihren Beinen stand, desto besser fühlte sie sich.
„Also, wenn es dir soweit gut geht, Kate, würde ich gerne ein paar weitere Untersuchungen machen!“ sagte James.
Kate war einverstanden, aber sie war mehr damit beschäftigt, das Durcheinander, das sie nur sehr langsam in ihrem Kopf auflöste, zu ordnen.
Als Kai, Katharina und Darren das Zimmer verlassen hatte, begann für Kate die große Fragestunde.
James wollte so viel wissen, über die Verwandelung, das es mehr als eine Stunde dauerte, bis er endlich zufrieden war.
Als auch er schließlich Kate allein ließ, nutzte sie die Zeit zum nachdenken und sich in ihrem Körper zurecht zu finden.

Darren war so distanziert und das verletzte sie. Aber auch das lies sich Kate nicht anmerken.
Sie hatte überhaupt keine Ahnung, wie sie sich jetzt ihm gegenüber verhalten sollte.
Vielleicht würde sie bald wissen woran sie war. Jetzt hatte sie erst einmal das Bedürfnis, über viele Dinge nachzudenken.
Für Kate war das alles sehr neu und doch gleichzeitig aufregend. Sie war jetzt ein Vampir.
Alles hatte sich verändert, nur sie selbst, war die gleiche. All das, was sie ausmachte, hatte sie behalten, inklusiv ihre Leidenschaft für Darren. Aber er kam mehrere Stunden nicht wieder in ihr Zimmer. Was sollte nur aus ihr werden, wenn Darren sie nicht mehr wollte? Bei dem Gedanken zog sich in ihr alles zusammen. Wenn es so war, dann wäre die Verwandelung umsonst gewesen. Dann wäre sie lieber gestorben, als jetzt für alle Zeiten zu leiden.
Was wüssten Pat und Phil? Was hatte Jeff ihnen erzählt? Sie würde wohl die beiden nie wieder sehen. Das war schwer. Nie könnte sich nach Pleasantview oder Portland zurück kehren können.
Ihr Haus! Sie würde Jeff darum bitten, sich darum zu kümmern.
Körperlich fühlte sie sich gut, aber ihr kaltes Herz war schwer vor Kummer.
Sie musste dringend mit Jeff sprechen. Vielleicht würde das etwas Klarheit bringen.

In den folgenden Tagen, lernte sie, was es bedeutete ein Vampir zu sein.
Sie ging jeden Tag jagen. Immer war Darren bei ihr. Aber er war immer darauf bedacht Abstand zu ihr zu halten. Er vermied jede Annäherung und zufällige Berührungen. Sie sprachen auch nicht über sich, sondern es ging immer über das Leben als Vampir. Heimliche Blicke erhaschte Kate immer dann von ihm, wenn er sich unbeobachtete fühlte. Sie sehnte sich so nach ihm, das sie manchmal die Gesellschaft von Kai oder Katharina vorzog. Manchmal schaffte sie es einfach nicht, in seiner Gegenwart zu sein, ohne ihn ansehen zu können.
Und ganz langsam verstand Kate, was er damals zu ihr gesagt hatte. Das dieses Dasein nicht einfach war. Es sogar grausam sein konnte.
Sie schlief nie. Sie hatte Tag und Nacht Zeit. Oft wusste sich nichts mit der ewigen Zeit anzufangen.
Sie spielte Schach mit Kai, oder beschäftigte sich mit langen Spaziergängen, beantwortete die Fragen von James oder sie langweilte sich.
Heimweh kam auf und sie sehnte sich nach Tante Pat´s mütterlichen Umarmungen und Jeff´s Verständnis. Sie brauchte dringend etwas, womit sie sich ablenken könnte. Sie musste eine Beschäftigung für sich finden, indem sie Zerstreuung finden könnte. Sie las viel. Aber die meiste Zeit war sie allein. Als Vampir gab es auch nicht viel zu tun. Sie musste keine Einkäufe erledigen und nicht kochen. Es gab nichts, was sie tun konnte.
Aber oft dachte sie an Jeff. Was er wohl gerade tat? Wie es ihm wohl mit der Tatsache erging, das sie jetzt ein Vampir war? Sie beschloss ihn anzurufen. Sie nahm das schnurlose Telefon und ging in ihr Zimmer. Katharina hatte ihr das Zimmer überlassen. Es war ihr kleines Reich. Um Darren nicht all zu oft über den Weg zu laufen, hielt sie sich viel in ihrem Zimmer auf.
Sie kannte seine Nummer auswendig und wartete, das er endlich den Hörer abnehmen würde.
„Bennets?” hörte Kate ihn sagen. Und es tat ihrer Seele so gut.
„Hi Jeff!” An der anderen Leitung war stille. Kate konnte seine Sprachlosigkeit gut verstehen. Wahrscheinlich hatte er mit ihrem Anruf nicht gerechnet.
„Kate, bist du das?” Seine Stimme klang froh und das freute Kate.
„Ja, ich bin´s!” Sie lachte.
Jeff atmete lauf auf. Er machte den Eindruck, das er ziemlich erleichtert war, ihre Stimme zu hören. „Wow, ich freue mich! …. Erzähl, geht es dir gut?”
„Ja, mir geht es gut! … Wieso hast du dich nicht gemeldet?”
„Ich dachte, du wirst einige Zeit brauchen, um mit deiner neuen Situation zurecht zu kommen.” Dann war wieder stille in der Leitung.
„Erzähl mir von dir. Was tust du, wenn du nicht gerade jagen gehst!”
Natürlich hatte er das Wort jagen, mit leichtem Spott ausgesprochen und versuchte wie immer von unangenehmen Themen abzulenken. Aber für Kate war es ein willkommene Gelegenheit, von ihrer Unsicherheit abzulenken. Außerdem brauchte er nicht wissen, das es ihr alles andere als gut ginge.
Sie erzählte ihm ganz locker und gelassen von ihrem neuem Leben und versuchte es so abenteuerlich wie möglich zu erzählen.
Es tat so gut seine Stimme zu hören und sie fühlte sich beinahe so gut wie früher, wenn sie mit ihm sprach.
„Du weißt schon Vampirkram und so! Aber es geht mir gut, Darren bringt mir viel bei und ich habe mich so langsam an mein neues Leben gewöhnt. Und du? Was hast du deinen Eltern gesagt?“
„Oh, ja es war gar nicht so leicht, sich etwas passend für sie auszudenken. Aber ich denke ich habe es ganz gut hinbekommen.
Ich habe ihnen erzählt, das du wieder mit Darren zusammen bist. Natürlich musste ich eine passende Geschichte erfinden und sie haben sich ganz schreckliche Sorgen gemacht, vor allem meine Mutter! Du kennst sie ja!“
„Oh mein Gott!“
„Ja, sie denken, das du mit ihm eine lange Reise machst! Und wenn du wieder zurück kommst, würdest du dich bei ihnen telefonisch melden.”
„Und das haben sie dir geglaubt?”
„Naja, du kennst mich. Ich habe ihnen erzählt, wie es zwischen dir und Darren wieder funkte, aber dann war alles klar. Und so viel lügen musste ich ja schließlich nicht. Ich glaube, das es sogar möglich wäre, das du sie irgendwann besuchst. Wir sollten sie nur gut vorbereiten, das du jetzt etwas anders aussiehst als früher. Irgendwie werden wir das schon hinbekommen! Vielleicht legen wir Make-Up auf, oder wir könnten sagen, du hast dich mit der gleichen Hautkrankheit, wie die Noir´s infiziert, oder so!“ lachte er.
Kate konnte nicht fassen, was er alles für sie tat. Aber das Pat ihm das geglaubt hatte, war schon komisch. Sonst durchschaute sie alle ihre Kinder beim Lügen.
„So lange es ihnen damit gut geht, ist es ja in Ordnung. Erzähl von dir! Was tust du?”
„Oh, …. ich ….. bin auch ziemlich beschäftigt!”
Irgend etwas versuchte er ihr zu verbergen, das spürte sie genau. Sie hatte sogar den Eindruck, das er nicht allein war.
„Was ist los, Jeff? ……. Wer ist bei dir?”
Sie konnte sogar durch das Telefon sehen, wie er jetzt gerade das Gesicht verzog, als hätte man ihm beim Äpfel stehlen erwischt.
„Nichts ist los! Ich bin nur von deinem Anruf überrascht!”
Wieder war eine kleine Weile stille zwischen ihnen.
„Jeff? Können wir reden? Ganz offen?“
„Natürlich, das weißt du doch!“
Kate musste es einfach wissen. Sie hätte es nicht weiter ertragen, wenn sie wusste, das er litt.
„Warum hast du dich umentschieden? Du warst immer gegen die Verwandelung.”
Es war einen kleinen Moment sehr still geworden am Telefon und Kate war sehr gespannt auf seine Antwort.
„Weil … du zu ihm gehörst. Das habe ich kurz nach dem Unfall verstanden, Kate! Außerdem konnte ich den Gedanken nicht ertragen, das du für immer tot sein würdest. Ich wollte, das du glücklich wirst. Diese Entscheidung habe ich aus …. Liebe getroffen. Du verdienst es, Kate!”
Wie selbstlos er war! Es gab nicht viele Menschen, die so gehandelt hätten, wie Jeff! Die Verbundenheit, die sie zu ihm empfand, war so tief. Am liebsten hätte sie ihn in ihre Arme geschlossen. Er hatte sie wirklich geliebt.
„Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll?”
„Sag nichts Kate! Mir geht es besser, als ich vermutet hatte damit! Ich habe erkannt, das man Liebe nicht erzwingen kann. Du hättest mich nie so angesehen, wie du Darren ansiehst. Ich war so darauf fixiert, dich für mich zu gewinnen, das ich die Wahrheit nicht gesehen hab, aber Kate, … ich bin glücklich und stolz, das ich es geschafft habe, für uns alle eine Lösung zu finden.”
Jetzt schwieg Kate ein Weile. Das klang so ….. ? Sie kannte ihn. Natürlich, was er getan hatte, hatte er aus Liebe getan und das würde sie nie vergessen, aber da war noch etwas anderes. Etwas, was neu klang in ihm. Wenn sie ihn nicht besser kannte, dann würde sie denken, dass ….. !
„Wie heißt sie?” Jeff lachte und Kate wusste, das sie ins schwarze getroffen hatte. Es war eine Art, <es ist alles in Ordnung> lachen.
„Woher ….. !”
„Schon vergessen? Wir kennen uns schon so lange und ich kenne dich!“
„Ich hätte es wissen müssen, ich kann dir wirklich nichts vormachen! Du hast recht, ich bin nicht allein.”
„OK, willst du mir sagen, wer sie ist?“ Kate wusste ganz genau, wer bei ihm war. Katharina hatte ein paar Andeutungen gemacht. Liliana war auch eine schöne Frau und sie wirkte auf Männer einfach anziehend. Aber sie war ein Vampir und darüber sorgte sich Kate.
„Es ist etwas anderes, Kate! Sie ist …. abenteuerlich! Es fühlt sich auch anders an. Und ich glaube, sie ist das beste, was mir in letzter Zeit begegnet ist.“
Jeff hörte sich schwer verliebt an, was bei Kate ein gutes Gefühl hinterließ, doch trotzdem war sich Kate bewusst, das Liliana ein Vampir war und sie sehr besitzergreifend sein konnte. Doch sie wünschte ihm dieses Glück, das er jetzt spürte. Sie wünschte es ihm von ganzem Herzen, auch wenn ein leichter bitterer Geschmack dabei war, wegen Liliana. Doch nichts wollte sie ihm trüben.
„Pass einfach auf dich auf, Jeff und melde dich!” Er hoffte sie würde auch nicht länger darüber sprechen. Aber er war froh, das es für Kate und ihn so war, wie früher. Nichts hatte sich zwischen ihnen geändert. Ihre Freundschaft war noch genauso stark wie damals.
„Kate?“
„Ja?“
„Sind wir noch Freunde?” Kate lachte.
„Die Besten, Jeff! Mach dir keine Gedanken!”

Als Kate Katharina einige Zeit später von ihrem Anruf erzählte grinste sie, als hätte sie gewusst, das zwischen Jeff und Liliana etwas sich anbahnte.
„Du wusstest es schon lange?” Kate war noch immer über ihren Scharfsinn erstaunt.
„Ja, es war nicht schwer es zu sehen.”
„Ja, aber dann wird es genau so schwierig werden, wie bei Darren und …..!” Sie brach mitten im Satz ab.
„Schwer ist es für euch nur, weil ihr es euch schwer macht, Kate! Wieso sprecht ihr euch nicht aus?”
„Er geht mir seit Tagen aus dem Weg und ich habe auch ein wenig Angst davor?”
„Er ist genauso unsicher wie du. Versuche es! Und um Jeff und Liliana brauchst du dir keine Sorgen machen. Sie ist der Vampir, nicht er.”

Als Kate nach dem Gespräch mal wieder im Wald spazieren ging, versuchte sie allen Mut zusammen zu nehmen und wollte Darren später aufsuchen. Sie musste endlich mit ihm sprechen.
Es führte kein Weg daran vorbei. Sie musste endlich wissen, woran sie war. Jetzt wusste sie, das es Jeff gut ging und das sein Herz nicht gebrochen war. Kate hätte es nicht ertragen, wenn er weiter unter der Liebe leiden würde, die sie für Darren empfand. Wenigstens war ihr bester Freund glücklich, … endlich!
James hatte immer wieder bewundert gesagt, welch absolut gutes Ergebnis Kate war. Die Verwandelung war das beste Ergebnis, was er je gesehen hatte.
Es war für James sehr interessant. Alles hielt er schriftlich fest und begann Kate´s Erfahrungsberichten zu studieren.
Er wahr noch immer der ewige Student und sein Wissensdurst war einfach unendlich. Kate schätze ihn sehr. Er war ihr Berater und gleichzeitig ihr Arzt und Freund. Er war es auch, der ihr sagte, das ihre Wunden am Körper innerhalb von ein paar Stunden nach ihrer Verwandelung verschwunden wären. Und er hatte recht gehabt. Von dem schrecklichen Unfall gab es auf Kate´s Körper keine Spuren mehr.
Aber jetzt brauchte Kate von einen Rat von ihm.
Sie ging in sein großes Büro. Wie immer saß er über seinen Unterlagen.
„Kate! Komm rein und leiste mir Gesellschaft!”
Kate stand etwas schüchtern in der Türschwelle. Sie ging und setzte sich auf einen Ledersessel, der neben einem Bücherregal stand.
„Was hast du für Kummer?”
Er war ein Vampir und seine Züge waren genauso glatt, wie Marmor, doch konnte er seine Stirn, durch sein fortgeschrittenes Alter, in Falten legen.
„Ich möchte dich etwas fragen!” Sie atmete tief durch.
„Wie war es für Darren, als ihr von Pleasentview fort gegangen seit?”
„Willst du eine ganz ehrliche und persönliche Antwort?”
Kate nickte und konnte nicht erwarten bis er endlich ihr alles erzählen würde.
„Es war für Darren, die schlimmste und schmerzhafteste Erfahrung, die er je gemacht hatte. Katharina und ich hatten wirklich Angst um ihn. Anfangs sahen wir ihn wochenlang nicht und er ging auch selten jagen. Bis er eines Tages uns sagte, das er die Familie verlassen wollte.
Dann haben wir ihn Monate lang nicht mehr gesehen. Er rief einfach nur ein oder zwei mal an, weil er ein schlechtes Gewissen wegen Katharina hatte. Sie sollte einfach nur wissen, das er noch existierte. Kai und ich haben uns dann auf den Weg gemacht um ihn aufzuspüren.
Er war in Schweden. Lebte dort in den Wäldern, wie ein Nomade.
Letztlich konnten wir ihn davon überzeugen, wieder nachhause zu kommen. Wir arbeiteten daran das Gift zu verändern. Wir suchten Stoffe, mit denen wir die Wirkung des Giftes verändern konnten. Wir probierten es an Tiere aus. Nach mehreren Wochen hatten wir die ersten Erfolge, aber für Darren war das zu wenig Sicherheit. Schließlich konnten wir es nicht an einem sterbenden Menschen testen. Jedenfalls, ich glaubte daran, das wir am Ziel waren. Darren hatte nach wie vor große Zweifel.
Und ich kann dir sagen warum er daran arbeitete. Er suchte eine Möglichkeit sich von seinem Leid zu befreien. Er dachte ernsthaft darüber nach, dich aufzusuchen und dich um verzeihen zu bitten.
Er wollte dich verwandeln, aber dann verließ ihn der Mut. Er wollte das Gift nicht an dir testen.
Bis vor ein paar Tagen Liliana bei uns anrief und sagte, das ein gewisser Jeff Bennet bei ihr wäre und müsse uns dringend sprechen. Und den Rest kennst du ja.”
Kate sagte kein Wort und war tief in Gedanken.
„Wie ist es dir ergangen?“ fragte James.
„Mir? … Um ehrlich zu sein, es war die schlimmste Zeit meines Lebens und beinahe hätte ich einen fatalen Fehler gemacht. Ich fühlte mich, …. wie tot. Und es gab eine Zeit, da hab ich es mir auch gewünscht.“
Erinnerungen an diese Zeit fühlten sich nun schrecklich an. Wenn Jeff nicht gewesen wäre, dann wäre alles schief gegangen. Er hatte sie gerettet.
„Verstehe! Aber du bist immer noch nicht glücklich!“
„Es geht mir gut!“
„Kate,“ James war aufgestanden und ging um seinen Schreibtisch herum, zu ihr.
Mit traurigen Augen sah sie ihn an.
„Warum gehst du nicht zu ihm? Redet doch endlich miteinander, ich bin mir sicher, das was zwischen euch ist, geklärt werden kann.“
„Ich habe Angst, James!“
„Das brauchst du nicht, bitte tu mir den Gefallen. Geh! Na geh schon!“
Kate nickte und ging aus dem Büro. James hatte recht. Sie musste endlich mit Darren sprechen.
Sie hatte nicht erwartet, das Darren sich die Verwandelung zur Aufgabe gemacht hatte.
Dann wollte er sie. Würde das bedeuten, das er sie noch liebte?
Sie war gerade in der großen Halle, als sie leise seine Stimme hörte, die aus einem der oberen Zimmer kam. Sie sah von unten hinauf und sah, das seine Zimmertür offen stand.
„Ja, ich warte!” Offenbar telefonierte er.
„Ein Hinflug, …. ja, ohne Rückflug. Heute Abend? Ja, in Ordnung!”
„Auf den Namen Darren Noir. Vielen Dank. Dann legte er auf.
Wollte er fort? Wohin ging er? Aber warum. Tränen stiegen ihr auf. Sie fühlte sich machtlos. Und Wut mischte sich mit. Wie konnte er nur abhauen, ohne etwas zu klären? Nein, dieses mal würde sie das nicht zulassen.
Zielstrebig lief sie die Treppen hinauf und folgte der Stimme, die sich jetzt mit Katharina diskutierte.
„Was soll ich noch hier? Ihre Liebe hat sich auf Jeff verlagert. Was kann ich da noch tun? Ich habe einfach alles auf eine Karte gesetzt und verloren, Mutter.”
„Hast du mit ihr geredet?” hörte Kate Katharina.
„Das brauchte ich nicht. Du hättest ihre Stimme hören sollen, als sie mit Jeff gesprochen hat und erst recht, als sie erfuhr, das er und Liliana …..!”
„Du irrst dich, glaub mir doch. Sie liebt dich, das weiß ich!”
Jetzt stand Kate vor der Tür. Die beiden hatten sie nicht bemerkt, weil sie so in das Gespräch vertieft waren. Kate klopfte an.
Katharina öffnete ihr. Sie verließ ohne ein weiteres Wort zu sagen den Raum.
Kate traute ihren Augen nicht, als sie das Zimmer sah.
Es war genauso eingerichtet, wie das Zimmer das er ihr einmal geschenkt hatte in Pleasantview.
Sie schauderte, doch dann straffte sie ihre Schultern und ging direkt auf ihn zu.
Seine markante Gestalt stand direkt vor dem Bett, das er für sie beide gekauft hatte und packte.
Als er sie bemerkte, hielt er seinen Bewegungen inne. Sein Blick war düster, aber sie wollte mutig bleiben und keinen Rückzieher machen.
„Wo willst du hin?”
„Fort!” sagte er knapp und packte weiter.
„Was soll das, Darren? Wieso gehst du mir seit Tagen aus dem Weg?”
„Du hast doch jetzt was du wolltest.”
„Woher willst du wissen, was ich will?”
„Ich ertrage es nicht mehr, Kate. Ich kann nicht hier sein und täglich zu sehen, wie traurig zu bist und ihm hinterher weinst. Er wollte die Verwandelung für dich. Jetzt bist du verwandelt, du kannst gehen, du bist frei. Wenn du ihn haben willst, dann kämpfe um ihn. Liliana wird ihn nicht kampflos aufgeben, das weiß ich.”
„Das denkst du also? Du denkst ich will Jeff?”
„Du warst bereit ihn zu heiraten, Kate!” Kate begann zu lachen. “Du bist eifersüchtig!”
„Unfug, ich bin nicht eifersüchtig!”
„Darren Noir, jetzt will ich dir mal etwas sagen, hast du eine Ahnung, wie schwer es für mich war? Hast du nur die geringste Ahnung, wie ich beinahe daran zerbrach? Jeff half mir, in das Leben zu finden. Er liebte mich und war bei mir, als ich sterben wollte. Er verhinderte das.
Es war jeden Tag eine Qual für ihn, mich so zu sehen. Er wollte die Ehe von mir und ich war bereit sie ihm zu schenken. Obwohl er wusste, das ich ihn nie so lieben könnte, wie ich dich liebe.”
Kate hatte ihn unentwegt angesehen und sah plötzlich etwas goldenes aufflackern. Aber sein Gesicht war noch immer erst und seine makellosen Gesichtszüge waren immer noch hart.
„Er ist und bleibt mein bester Freund! Daran werde und will ich nichts ändern.
Die Verwandelung war grausam genug, Darren. Bitte, ich ertrage deine Kälte nicht länger.” sagte Kate und als sie merkte, das er sich immer noch nicht rührte, ging sie aus seinem Schlafzimmer.
Vielleicht war es zu spät für sie beide? War er über sie hinweg? Er hatte damals gesagt, das die Zeit seine Wunden heilen würde. Heiße Tränen stiegen auf, die sie nicht aufhalten konnte.
Das war Ironie des Schicksals, dachte sie. Jetzt hatte sie die Unendlichkeit, aber es würde für Kate sehr lange dauern. Sie war gerade im Begriff aus dem Zimmer zu rennen, als Darren sie am Arm hielt.
Sein Griff war wie ein elektrischer Schlag für sie. Jetzt standen sie sich gegenüber und sahen sie lange an.
„Ich habe genauso gelitten wie du. Wenn du bei dem Unfall gestorben wärst, hätte ich es nicht überlebt, Kate.
Es war die schlimmste Zeit, meines Daseins. Ich war genauso verzweifelt wie du, glaube mir.
Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte dich nie verlassen dürfen. Das war dumm von mir.” sagte er und seine Stimme war rau. Darren war jetzt ganz nah, sofort nahm Kate seinen süßlichen Duft wahr. Der Duft betörte sie und sie sog ihn tief ein. Dann spürte sie seinen warmen, zarten Finger auf ihren Lippen. Sanft strich er darüber. Er sah sie dabei an. Seine Augen waren golden und Kate verlor sich in ihnen, genau wie früher.
„Wieso sagst du das erst jetzt? Wieso hast du nicht auf meine Liebe vertraut?” fragte sie zart.
„Es tut mir leid, Liebling. Ich habe dich oft weinen hören in deinem Zimmer und ich wusste nur, das du im Begriff warst Jeff zu heiraten. Ich dachte du hättest dich in ihn verliebt und mich vergessen.
Es war so schwer für mich, Kate. Ich hatte solche Angst, dich bei der Verwandelung zu verlieren.” Zärtlich, aber doch etwas ungläubig, sah er sie an.
„Liebst du mich?”
„Darren, ich habe nie aufgehört dich zu lieben. Ich habe versucht dich zu vergessen, doch es ging nicht. Ich liebe dich so sehr, ich will nie wieder von dir getrennt sein. Ich kann es einfach nicht mehr ertragen, ohne dich zu sein.” Die Tränen liefen ihr in großen Sturzbächen die Wange hinunter.
Er küsste ihr die Tränen fort und nahm sie fest in seinen Arm.
Endlich fanden ihre Lippen zueinander.
Der Kuss war zart und warm und weich, und dauerte ein halbe Ewigkeit.
Es war als würde die Zeit stehen bleiben und Kate fühlte sich als ganzes. Darren war ihre Seele, die sie lange verloren glaubte.
Sie schlug langsam ihre Arme um seinen Hals und drückte ihn fester an sich heran. Endlich! Sie hatte ihn wieder! Sie wollte ihn nie wieder loslassen. Zu groß war der Verlust gewesen. Noch einmal diesen Schmerz, würde sie endgültig vernichten. Sie gehörte zu ihm, wie er zu ihr.
Ganz leise hörte Kate das Zischen wieder. Das vertraute Gefühl von leichtem und gleichmäßigem knistern hinterließ nun das Gefühl von Einheit. Es fühlte sich richtig und gut an. Es war das wertvollste, was Kate besaß.
Darren nahm sie hoch in seine Arme und lief mit ihr in seinen Armen zurück zu seinem Bett.
Die ganze Zeit lagen seine Lippen auf ihre. Er legte sie sanft auf dem Bett ab, ohne seinen Kuss zu unterbrechen.
Die Schmetterlinge flogen wieder und Kates Verlangen wurde von Darren wieder geweckt.
Sie küssten sich ausgehungert. Die Leidenschaft, die sie beide so lange nicht erleben konnten, ließen sie jetzt freien Lauf. Jetzt mussten sie nicht mehr vorsichtig sein, sie konnten sich genießen.
Wild und ausgehungert konnten sie es nicht erwarten, bis sie ihre nackten Körper endlich voll und ganz berühren könnten. Fast hektisch entledigten sie sich ihrer Kleider.
Darren Hemd riß dabei, doch sie achteten nicht darauf. Nichts war wichtiger, als endlich ihn zu berühren.
Darren stand vor ihr und Kate zog ihn auf sein Bett.
Sie konnten nicht genug von einander bekommen und nichts konnte schnell genug gehen, bis Darren inne hielt und ihr tief in die Augen sah, während sich ihr Atem etwas beruhigte.
„Kannst du mir verzeihen?” fragte er und seine Stimme klang rau vor Verlangen.
Darren brauchte ihren Zuspruch. Es war das, was er wissen musste, um seine Schuld endlich ablegen zu können.
„Nur, wenn du mir versprichst, mich nie wieder zu verlassen.”
„Ich werde dich nie wieder allein lassen, Liebling. Das verspreche ich dir für die Ewigkeit.”
Dann neigte er seinen Kopf und küsste sie erneut. Doch dieses mal war er nicht so sanft und behutsam. Das brauchte er auch nicht mehr. Lange hatten sie auf sich verzichtet. Ihre Körper passten perfekt zusammen. Als er endlich zu ihr kam und sich in ihr bewegte, waren Kate und Darren in voller Ekstase und kannten keine Furcht mehr. Sie ließen ihren wilden und ausgehungerten Gefühlen freien lauf. Und als Darren laut ihren Namen presste erreichten sie beide gemeinsam den Höhepunkt.
Unfähig etwas zu sagen blieben sie beide eng aneinander liegen und genossen ihre Liebe. Beide waren atemlos und zufrieden, aber nicht müde, das würden sie nie mehr sein.
In dieser Nacht liebten sie sich ständig und konnten nicht genug bekommen von einander. Sein Verlangen nach ihr, schien genauso unendlich zu sein, wie bei Kate.
„Ich liebe dich, Kate. Ich liebe dich so sehr.” hauchte er.
„Lass mich nie mehr allein, Bitte!“
„Nie wieder! Ich verspreche es!“

Als die Sonne langsam aufging, wurden alle Rollläden mit einem Knopfdruck herunter gelassen.
Kate wurde leicht übel, als sie durch einem Sonnenstrahl vorbei lief. Schnell ging sie in den Lichtschatten und die Übelkeit verschwand.
Sie hörte Schritte im Flur und wusste, das er gleich in ihrem gemeinsamen Zimmer stehen würde.
Die Tür ging auf und Darren kam herein.
Er strahlte sie an. Nie war Kate glücklicher gewesen, als in den letzten zwei Wochen. Sie verbrachte mit Darren Tag und Nacht. Sie fühlte sich so wohl in diesem Haus und bei den Noirs, das es für sie keine andere Alternativen gab. Sie wollte dieses Leben mit ihm.
„Liebling, komm her!” raunte er sanft. „Du hast mich seit einer Stunde nicht mehr geküsst!” sagte er vorwurfsvoll.
„Ja, weißt du eigentlich, wie eklig es ist einen so uralten Mann, wie dich zu küssen?”
Kate grinste neckend. Sein Mund stand offen, als er hörte, was sie da zu ihm sagte.
„Immerhin bin ich nicht runzelig oder habe ein Gebiss!“ sagte Darren und zog Kate zu sich.
„Außerdem kann ich meine Finger nicht von dir lassen!” lachte Darren und küsste sie.
„Das will ich dir auch geraten haben, Mr. Noir!
„Natürlich wirst du die verlorene Stunde, doppelt und dreifach nachholen müssen!”
„Mmmh, welch süße Strafe! Jederzeit, ich bin zu allem mit dir bereit!“ lachte Kate.
Glücklich sah sie Darren an und vergrub ihre Hände in seinem Haar.
Er löste sich kurz aus ihrer Umarmung und schob sie ein kleines Stück von sich. Darrens Vorfreude darauf war grenzenlos.
„Vorher möchte ich dich ….. etwas fragen.”
Neugierig sah sie ihn an, in seinem Gesicht war auch etwas ernstes, sie wusste nicht, ob sie sich sorgen machen musste, oder nicht.
„Was ist?” fragte sie leicht besorgt.
Darren sah sie eine Weile an, dann ging er auf die Knie vor ihr. Er nahm ihre makellose Hand. Dann war es ganz still im Haus.
„Kate, nie wieder werde ich dich verlassen. Du machst mich glücklich und …..
Er machte eine lange Pause bevor er weiter sprach. Ihre Augen und seine trafen sich.
….......... „Heirate mich Kate, ohne dich bin ich verloren!”
Von seiner Liebe war sie sprachlos, wusste aber das sie genauso tief und genauso viel empfand. Sie war zuhause angekommen. Ein lange Weg war es bis sie ihr Glück endlich gefunden hatte, aber sie war fest entschlossen es nicht mehr gehen zu lassen.
Immer noch sah Darren sie fragend an und Kate wusste sofort ihre Antwort. Ohne zu zögern sagte sie: „Ja, Darren!” hauchte sie.
Diese Entscheidung fiel ihr sehr leicht.
Kate und Darren wussten, das viele Entscheidungen gefällt wurden, bis sie endlich zusammen sein konnten, doch das schönste daran war. Es waren alles Entscheidungen aus Liebe.


T H E E N D


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.11.2010

Alle Rechte vorbehalten

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