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Es ist die zweite Schulstunde für Katharina. Draußen verdecken dicke, dunkelgraue Wolken die Sonne und überfluten den Schulhof mit prasselnden Regenschauern die mit donnerndem Getöse vor die Glasscheiben des Klassenraums schlagen. Katharina sitzt am Fenster und hört gelangweilt der Lehrerin zu, die an der Tafel versucht irgendetwas Unschlüssiges über Mathematik zu erklären. Sie blickt durch die Klasse und bemerkt dass ihr niemand ihrer Klassenkameraden und Kameradinnen zuhört und sich alle anderweitig beschäftigen. Einige kritzeln merkwürdige Zeichen auf den Tisch oder ihre Hefte, andere unterhalten sich und in der letzten Reihe sitzt eine Freundin die dreist genug ist zu telefonieren. Die Lehrerin bemerkt das nicht und erklärt eifrig weiter. Katharina blickt wieder nach draußen, das Wetter entspricht ihrem Gemüt. Sie ist traurig und gelangweilt, hat wie du keine Lust mehr auf Schule. Und wie du flüchtet sie sich in ihre eigenen Welten. Du bist Sie. Sie ist Du. Du schaust geistesabwesend aus dem Fenster und lässt deine Fantasie spielen. Du schließt deine Augen und legst deinen Kopf auf deine, auf dem Tisch verschränkten Arme und döst in deinen Traum ein. Als du deine Augen wieder öffnest ist die Klasse leer. „Es sieht anders aus als sonst.“ Denkst du dir, als du dich in dem verlassenen Raum umsiehst. Alles sieht verfallen und kaputt aus. Dir weht ein kalter wind um die Ohren während du bemerkst das die Fenster zertrümmert sind. „was ist passiert?“ fragst du in den Raum hinein. „Das weiß niemand!“ Du schnellst herum und siehst hinter dem Lehrerpult einen jungen Mann mit mittellangem, braunem Haar, welches wellig nach unten fällt. Sein Kinnbärtchen macht sein Gesicht optisch länger „und umso schöner.“ Denkst du dir. Seine Augen strahlen förmlich in dem dunkeln Raum das nur durch rötliches Licht, welches durch die zerschlagenen Fenster und die Lücken der, mit Brettern vernagelten Löcher in der Wand, erhellt wird. Sie sind ungewöhnlich Blau, wenn du es mit etwas vergleichen müsstest, würdest du an türkisblaues Meer denken und das trifft es ganz gut. „Wer bist du?“ fragst du ihn. … Keine Antwort. „Wer bist du?!“ fragst du erneut, diesmal energischer. … Keine Antwort. „Ich bin der, der war. Ich bin der, der ist und ich bin der, der sein wird.“ Du machst ein verdutztes Gesicht. „Ich versteh nicht ganz. Was meinst du damit?“ „Ich bin du, du bist ich. Wir sind für einander bestimmt, sonst wärst du nicht hier. Mein Name ist Keno. Ich komme nicht von hier, genau wie du. Mir wurde gesagt, dass ich hier warten solle, es würde schon jemand kommen.“ „Wie lang wartest du denn schon auf mich?“ fragst du ihn während du dich ihm langsam näherst. „Ich habe aufgehört die Tage zu zählen als es ein Jahr war.“ Du reißt die Augen auf und starrst ihn an, du kannst nicht glauben, dass so ein Mann ein Jahr nur auf dich warten soll. „Das glaub ich dir nicht.“ Sagst du verschlagen. „Warum solltest du solang warten, auf jemanden wie mich? Ich bin nichts Besonderes!“ Er lächelt und entblößt damit seine strahlend weißen, perfekten Zähne. „Doch, du weißt es nur noch nicht. Du bist die meinige. Wir sind für einander bestimmt. Du bist unsere Frau, unsere Tochter, unsere Mutter. Du bist unsere Hoffnung, unser Traum. Du kannst alles verändern.“ Er geht zur Wand und zieht, mit etwas Anstrengung, ein Brett ab. „Sieh dir die Welt an, Du weißt als einzige wie sie einst aussah. Sie ist schon lange zerstört.“ Du gehst zum, nun freigelegten Loch in der Wand und schaust hinaus. Die Stadt wie du sie kennst ist dem Erdboden gleichgemacht, überall stehen nur zerfallene Ruinen der einstigen Häuser. Bewachsen von dunklen, alles verschlingenden Pflanzen. Der Himmel ist Feuerrot gefärbt und deutet, wie in deiner Vorstellung, den Weltuntergang an. Du kannst das alles nicht glauben, alle die du einst liebtest sind Tot. Alles was du einst kanntest, ist weg. Du fällst auf deine knie und schlägst dir die Hände vor die tränenden Augen. „was ist passiert?!“ schreist du Keno an. „Wer war das, oder, was war das?“ „Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass du alles rückgängig machen kannst.“ Er hebt dich hoch und hält dich im Arm. Du weinst dich aus und verstehst einfach nichts mehr. Nur das du dich in seinen armen plötzlich wieder wohl fühlst. Er drückt dich fest an sich. Und du kannst die „neue welt“ fast vergessen.

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Tag der Veröffentlichung: 20.10.2008

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