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V i r i d i s





Kapitel 1



In dem Thronsaal war es ruhig. Man hörte nur leises rascheln und Gemurmel aus den Reihen. Der Thronsaal war riesig. Die Säulen, die im Abstand von ungefähr fünf Metern, an den Seiten des Saales angebracht waren, waren mit langen grünen Samtvorhängen verbunden. Sie reichten bis zu der Decke des, prunkvoll geschmückten, Saales die man jedoch kaum erkennen konnte. Auf den aufgestellten Bänken, die man sonst nur aus der Kirche kennt, saßen Bewohner der Stadt Fesial zu der auch dieser Palast von König Istariel gehörte. Istariel war ein großer und weiser Elf. Er war nun schon seit dreihundert Jahren König des Landes Bryndien auf Viridis. Das Land, sowie auch ein Großteil von Viridis, waren außerhalb betrachtet grün und es herrschte eine außergewöhnliche Natur die alles Leben erst ermöglichte. Ungefähr drei viertel von Viridis war mit dichten Wäldern, in denen die merkwürdigsten Pflanzen wuchsen, wie zum Beispiel drei Meter hohe rosenähnliche Fleischfresser, die verführerisch nach Himbeere duften um an ihre nächste Mahlzeit zu kommen, bedeckt. Diese bestanden meist nur aus Insekten weil die intelligenten Lebewesen der Wälder, Faune, Waldnymphen, Wassernymphen, Zentauren, Einhörner und viele mehr nicht auf den Trick des Fleischfressers reinfielen. Aber es war nur ungefähr die hälfte der Wälder mit diesen Geschöpfen bewohnt. Manche Wälder waren so dicht gewachsen das sie keinem Tier Lebensraum bieten konnten, jedoch gab es, von Urgeschöpfen, geschlagene Schneisen zum Mittelpunkt der Wälder, in denen sich oft, unerwartet große Lichtungen gab. Diese Lichtungen wurden in früherer Zeit von Druiden und Priestern genutzt um Verräter und andere Gesetzesbrecher zu überfuhren. Es wurden mysteriöse Zauber über diese Orte gesprochen, die jedem, der diesen heiligen Platz betrat, eine andere Wahrnehmung der Umgebung gab. So konnte anhand der erscheinenden Farbe die Aura festgestellt werden. Oftmals erschienen Liebenswürdigen Menschen die Farbe rot, es gab bislang nur wenige die eine reine goldene Aura besaßen. Schwarze Auren gab es leider viel zu oft, aber die häufigste Aura ist eine grüne, sie steht für Ruhe und Gemütlichkeit, wie sie von eben diesen Wäldern ausgestrahlt wird. Durch sie schlängelt sich der größte Fluss der Welt Viridis. Der Shintai. Seine Länge war fast unvorstellbar. Man könnte beinahe alle der mächtigen Platinbäume, welche scheinbar bis zum Himmel reichen, in diesen prachtvollen Fluss legen. Der Fluss bot vielen Lebewesen einen Unterschlupf, Nahrung und Trinkwasser. Doch auf Viridis war nicht alles so „bunt“. Ungefähr ein viertel war von einer Einöde bedeckt, die aus Wüsten und Felsenlandschaften bestand. Die Wüste war, abgesehen von überdimensionalen Skorpionen, Schlangen und Drachen, kaum bewohnt. Es existierte nur eine größere Stadt in diesem Teil des sonst so schönen Viridis. Eine Person betrat den Saal und schritt zum Thron. Die Wesen auf den Bänken drehten sich zu ihm um und bewunderten ihn. Es war Istariel. Obwohl er schon weit über sechshundert Jahre Alt war sah er immer noch jung und lebensfroh aus. Seine sanften Gesichtszüge machten ihn sympathischer als viele andere Wesen auf Viridis. Er trug ein weites grünes Gewand das mit silbernen und roten Materialien verziert war. Seine Krone war aus purem Gold und mit Smaragden besetzt. Unter der Krone erkannte man seine langen Silberschimmernden Haare welche die helle Haut seines Gesichts umschließen. Er schritt weiter durch den Saal und von den Bänken vernahm man leises Gemurmel. Als sich Istariel setzte, schwand auch das letzte Geräusch. „Liebe Freunde, Ich möchte das ihr euch in den nächsten Tagen, wie immer verhaltet, auch wenn ungewöhnliche Dinge passieren, bitte meldet jedes ungewöhnliche Geschehen sofort bei den Wachen.“ Es herrschte hektische Aufregung und lautes murmeln hallte durch den hohen Saal. „Bitte, bitte, so beruhigt euch doch, es darf keine Panik herrschen. Wie ihr sicherlich bemerkt habt, gab es vor einiger zeit Anschläge auf das Königshaus. Uns ist zu Ohren gekommen, das Melandru und seine Gefolgsleute hinter den Anschlägen stecken.“ Als der Name „Melandru“ fiel, wurde es in dem Saal wieder ruhiger. Jeder kannte Melandru. Er war einst ein Teil des Königshauses. Melandru war gut befreundet mit Istariel, doch aus Gründen die nie an die Öffentlichkeit gedrungen waren, haben sie sich verfeindet. Und so macht Melandru Istariel das Leben schwer. Melandru lebte in den Einöden, in der Stadt Malatrum. Er sah sich als rechtmäßigen Thronfolger und versuchte deshalb Istariel zu töten. „Ich bitte euch nun diese Nachricht an eure Freunde, Verwandte und Nachbarn weiterzugeben. Wir befürchten das Melandrus nächster Schritt Krieg sein wird.“ Laute rufe schallten durch den Saal. „Ich bitte um Ruhe… Ich kann eure Aufregung verstehen. Doch es ist nun oberste Priorität dass wir so tun als würden wir nichts von Melandrus Vorhaben wissen. Denn wir denken, dass es einen Spion in unseren Reihen gibt. Weshalb ich auch euch gewählt habe, denn zu euch habe ich das meiste Vertrauen.“ „Wir haben Wachposten an den Grenzen aufgestellt, sollte also jemand versuchen über die Grenze zu gehen, wird er vorläufig festgenommen.“ „Wenn ihr das zu hart findet, versetzt euch in meine Lage. Wir befinden uns im Ausnahmezustand, und ich, als König, versuche jedes Unheil von meinem Volk fernzuhalten. Sollte es zu einem Krieg kommen, bitte ich euch, sich so weit wie nötig fernzuhalten…“„Wenn Melandru Krieg will dann soll er ihn auch bekommen!“ sagte ein großer stämmiger Zentaur. „Wir werden das Königreich und Viridis verteidigen.“ meinte ein Gesandter der Einhörner, die im norden des Landes wohnen. „Meine Königin sandte mich, um die Neuigkeiten zu ihr zu bringen. Ihr könnt euch auf uns verlassen, Majestät.“ Istariel sah beunruhigt aus „Ich möchte mein Volk beschützen und um ehrlich zu sein ist jede Hilfe wichtig, doch müssen wir jetzt erstmal Ruhe bewahren“ sagte der König und setzte sich auf den Thron. „Majestät, sie können sich auf uns Zwerge verlassen.“ sagte ein Zwerg der wütend mit seiner Axt eine Bodenkachel zerschmetterte. und verbeugte sich vor Istariel. „Ich danke dir Genderas.“ Genderas war der Sohn des Königs der Zwerge die in den Gebirgen von Viridis einen Unterschlupf gefunden haben, sie versorgen das Land mit Eisen und Kohle. „Auf uns ist auch immer verlass mein König“ sagte der stämmige Zentaur. „Auch dir Sylon danke ich mein Freund. „Wir leben hier schon sehr lange und auch wir wollen nicht das Viridis durch Melandru zerstört wird, wenn er einen Krieg haben will dann soll er ihn bekommen“ sagte ein Wesen mit langen Haaren die, die Farbe des Ozeans haben. Es war Nadeya die Königin der Nymphen. „Ich danke dir meine liebe. Ich danke euch allen.“ Sagte Istariel und stand auf. „Bitte geht nun.“ Alle standen im heftigen Gerede auf und drängelten sich aus dem Palast auf die Straßen von Fesial. Während der König sich mit seinem Generalsstab unterhielt flatterte ein kleiner Spatz ähnlicher Vogel durch ein Dachfenster in den Saal. Er nistete sich in einem von den grünen Samttüchern zwischen den Säulen ein. Vor den Toren herrschte lautes Geschrei und Hektik. Die Leute verteilten die Nachricht und unterhielten sich angeregt darüber. Sie wussten nicht recht was sie davon halten sollen. Die Straßen vor dem hohen Palast waren gefüllt mit diskutierenden Massen. Sogar Besucher aus anderen Gegenden standen bei ihnen und haben sich unterhalten. Es drängelte sich ein kurz gewachsener männlicher Faun durch die Massen. Er hatte kaum Chancen durch das feste stehen der Zentauren und anderen Wesen hindurch zukommen. Auch mit Rufen hatte er Probleme zu den Toren des Palastes zu gelangen. Als er endlich angekommen war klopfte er gegen das Tor, und kurze zeit später tauchte eine Wache auf. „Was willst du?“ fragte die Wache unfreundlich und angespannt als er den kleinen Faun betrachtete. „Ich bin gekommen, um Nachricht an König Istariel zu überbringen.“ antwortete der kleine Faun frech. „Name?“ hörte man nur die Wache murmeln. „Wie bitte?“ fragte der Faun höflich. „Dein Name!“ schrie die Wache genervt. „Ismorond. Aus dem Hause Garehl, treue Gefolgsleute des Königs.“ Die Wache ließ ihn hindurch, denn er kannte diesen Namen. Ismorond muss ein Freund von der Prinzessin sein. Ismorond grinste die Wache an und ging in den Palast. Er lief die großen Marmorähnlichen Treppen hinauf und bog dann links zum Thronsaal ein. Er hatte immer einen schlechten Orientierungssinn, denn der Thronsaal lag rechts. Der König unterhielt sich mit seinem Generalsstab um die besten Strategien seines Handelns zu finden. Der kleine Vogel hockt immer noch in den Samtvorhängen und rückt immer näher zu dem kleinen Mob der sprechenden Leute. Er hörte ihnen zu und nickte manchmal mit dem kleinen Köpfchen. Der Vogel starrte regelrecht auf den König und versuchte seine Lippen zu lesen, doch immer stand irgendwas im weg. Also flatterte er alle paar Minuten zu einem anderen Standort. Er beobachtete die Figuren, die sie auf dem Tisch hin und her schoben. Plötzlich wurde es in dem Saal ruhig und man hörte das Knarren einer alten Tür. Ein wunderschönes Wesen kam auf den König zu. „Ah Belynia meine liebe Tochter.“ Sagte der König und ging ihr rasch entgegen. Belynia war des Königs Tochter und hatte so wie der König auch langes helles Haar. Sie trug ein silbernes Diadem und einen Smaragdgrünen Umhang. „Meine Freunde, darf ich vorstellen: Meine Tochter Belynia.“ Belynia verneigte sich vor den Anwesenden, „Sehr geehrt.“ erwiderten die Generäle. „Darf ich uns entschuldigen?“ meinte der König zu den Generälen und blickte abwechseln auf Sie und auf seine Tochter. Die Generäle nickten und gingen in einen Nebenraum. „Belynia, Schatz, ich muss dich um einen gefallen bitten.“ „Alles was du möchtest, Vater.“ erwiderte Belynia. „Sollte es zum Krieg kommen und das wird es, keine Frage. Ich bitte dich Verstärkungen aus dem Westen zu holen, es gibt keine Boten die dort hin gehen, und niemand ist aus den westlichen Königreichen erschienen. Du bist eine erfahrene Kriegerin… Ich habe dich trainiert, und ich kann mit recht behaupten, dass du meine beste Schülerin warst. In dir fließt königliches Blut, voller Stolz, Mut und Ehre. Sei stolz darauf.“ Dem König lief langsam eine Träne die Wange hinunter. Belynia nahm ein Tuch aus ihrer Tasche und tupfte damit die Wange ab. „Aber, Vater. Selbstverständlich bin ich Stolz deine Tochter zu sein, du hast so viel für mich getan, ich werde nach Westen reisen und Verstärkungen holen. Ich möchte das aus Viridis wieder ein fröhlicher Ort wird.“ „Worte wie die eines Königs, du wirst eines Tages eine wunderbare Königin sein.“ sagte Istariel voller stolz. Belynia wurde rot. Sie hörte ein Geräusch in der Luft und sah sich um. Sie lachte laut. Es war der kleine Vogel, er ist wieder hinausgeflogen. Istariel und Belynia sahen sich an und fingen an zulachen. Beide lachten aus vollem Bauche. Ihr Lachen wurde durch lautes Krachen unterbrochen. Eine der Statuen am Eingang des Saales ist umgestürzt. Und über den Scherben und Trümmern stand ein Faun. Dumm dreinblickend starrte er auf die Trümmer. Eine Wache stürmte hinein und lief auf den Faun zu. Er jagte ihn in die Richtung des Königs. Schon von weitem schrie Belynia voller Freude und strahlend: „Ismorond!“ Die Wache blieb stehen, blickte zum König und sah nur ein nicken. Die Wache drehte sich wieder um und ging aus dem Saal. Tollpatschig wie immer lief Ismorond zu Belynia und umarmte sie. Dann gab er dem König mit dem Kopf geneigt die Hand. „Das ist doch nicht nötig Ismorond.“ Meinte der König nur zu Ismorond. Ismorond blickte den König an und umarmte auch ihn. „Kommst du?“ fragte Ismorond Belynia. Belynia guckte fragend ihren Vater an. Istariel nickte und Belynia und Ismorond liefen schon los. „Aber vergiss nicht worüber wir geredet haben, Bel!“ schrie der König ihnen hinterher. „Ja, Vater.“ erwiderte Belynia genervt. Vor dem Saal meinte Belynia nur: „Da hast du aber wieder was angerichtet mein lieber Is…“ und schaute dabei grinsend Ismorond an welcher nur stotternd versuchte sich zu entschuldigen. Was ihm aber nicht gelang, denn er stolperte die Treppen hinunter und Belynia fing lauthals an zu lachen. Sie rannten weiter, lachend und voller Freude, aus dem Palast in die Menge, in der sie sofort verschwanden. Sie quetschten und drängelten sich durch den Mob zum Waldrand. Im Wald angekommen verschnauften die beiden erstmal und tranken etwas Wasser aus der Quelle die dort an einem riesigen Baum entsprang. Sie gingen nun langsamer und ruhiger spazieren und unterhielten sich dabei. Belynia erzählte ihm von ihrem Auftrag. „Ich werde dich begleiten!“ stotterte er voller vorgetäuschtem Mut, „Einer muss ja auf dich aufpassen.“ fügte er leise hinzu. „Danke, du mein Retter.“ meinte Belynia spöttisch. „Das ist mein ernst. Glaub mir, ich werde dich beschützen.“ Seine Worte wurden kräftiger und klangen stärkend in Belynias Ohren. „Danke.“ flüsterte Belynia in Ismoronds Ohr. „Wir werden gleich aufbrechen!“ „Wie… gl… gleich? Ab.. Aber..!“ „Na doch kein Mut?“ meinte Belynia spöttisch um Ismorond anzustacheln. „Doch, doch natürlich, für dich doch immer! Aber sollten wir deinem Vater nicht erst Bescheid sagen?“ „Doch!“ Sie pfiff laut mit zwei fingern und es kam aus der ferne ein Adler angeflogen. Er brachte Belynias Waffen, darunter ein riesiger Langbogen und ein kleiner Dolch welcher einen Kristallgriff und eine grünlich schimmernde Klinge hatte. Der Bogen war aus weißem Holz, welches außergewöhnlich geschnitzt wurde. Über dem griff war eine art Vogel eingeschnitzt. Er verlieh dem Bogen etwas Majestätisches. Ismorond staunte mit weit aufgerissenen Augen, als Belynia mit dem Adler sprach und ihm eine Botschaft an ihren Vater übermitteln ließ. Obwohl er Belynias bester Freund war, wusste er nichts von diesem Adler oder den Waffen. „Was guckst du so? Ich muss dir ja nicht alles erzählen.“ meinte sie grinsend zu Ismorond. Dieser guckte sie eingeschnappt an und sagte erstmal nichts mehr. Er hockte sich vor einen Busch und zeichnete mit dem Finger kleine Kreise in den Boden. „Ach komm, jetzt spiel nicht den beleidigten Zwergenbart.“ „Tu ich nicht. Ich zeichne grade nur einen weg ein, den wir am besten nehmen um nach Westen zu gelangen.“ redete er sich hinaus. „Ahja… aber wenn wir im Kreis gehen kommen wir nirgends an.“ grinste sie. Ismorond wischte den kreis weg und stand wieder auf. „Wir müssen… Da lang.“ Meinte er und zeigte in eine Richtung. „Da geht’s aber nach Osten.“ lachte Belynia und zog Ismorond in die entgegen gesetzte Richtung. Sie kamen an einem kleinen Abhang an. „Wer zuerst unten ist!“ scherzte Belynia, aber Ismorond lief schon los. Belynia stand noch oben als Ismorond immer und immer wieder stolperte, sich aber immer wieder fing und weiterlief. Sie rannte hinterher, verlor aber nach kurzer Zeit Ismorond aus den Augen. Plötzlich stoppte sie augenblicklich. Sie bemerkte einen jungen Mann, der hinter einem Baum hervorkam. „Guten Tag, ich habe ihre Wette mitbekommen, und ich möchte nicht das eine so zauberhafte junge Dame wie sie, eine solch alberne Wette verliert. Hier.“ Der Mann gab Belynia ein kleines Fläschchen mit einem roten Trank. „Und was macht der Trank?“ fragte Belynia den Mann, er trug einen langen Mantel und eine Kapuze verdeckte seine Stirn und einen Teil seiner leuchtend roten Augen. Belynia bekam ein schlechtes Gefühl wenn sie länger in seine Augen guckt. „Er stoppt die Zeit. Natürlich nicht lange, aber es würde reichen um gemütlich an ihm vorbei gehen zu können.“ Sagte er sanft und glaubwürdig. Belynia guckte den Mann komisch an, sie blickte auf die Flasche und wieder zurück zum Mann, doch der war plötzlich verschwunden. Sie bemerkte einen kleinen Vogel, der, wie aus dem nichts auf einem Ast landete. Sie dachte sich nichts dabei. „Bel, wo bleibst DUUUU?“ Hörte man leise aus der ferne. Noch während dem Schrei schnappte sie sich die Flasche, drehte den Korken aus der Öffnung und trank einen kräftigen schluck. Er schmeckte abscheulich. Sie lauschte und steckte die Flasche in ihre Tasche, doch sie steckte sie nur zur hälfte hinein. Sie hörte nichts, als hätte der schrei aufgehört… „Oder wäre an der Stelle „stehen geblieben“ dachte Belynia. „Es hat geklappt!“ rief sie laut und lief los. Sie verlor schon nach wenigen Schritten die Flasche und kurz darauf verlor sie auch ihr Gleichgewicht, sie stürzte zu Boden und landete auf weichem Laub. Sie fühlte sich grausam und es wurde schwarz vor ihren Augen. Der kleine Vogel flatterte von Ast zu Ast um das Spektakel anzusehen. Belynia war grottenschlecht und sie krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden. Sie tat so als würde sie brennen und rollte sich immer hin und her. Ihr umhang löste sich langsam auf, dann ihr Diadem. Sie warf den Dolch und den Bogen weg. Sie musste Blut spucken und husten. Sie bekam kaum Luft und ihr kam es so vor als würde jemand auf ihrem Brustkorb sitzen. Sie löste sich immer weiter auf. Bis sie in einer großen rötlich-schwarzen Dampfwolke verschwand. Der Vogel flatterte auf den Boden und verwandelte sich in den Mann zurück. Er grinste zufrieden und lachte diabolisch. Er schlich sich zwischen den Büschen und Bäumen hindurch als er von weitem Hufgetrappel vernahm. Ismorond kam keuchend und hechelnd zurück. Er sah den bogen und den Dolch. Er nahm beides an sich und schaute sich um. Doch von Belynia war nirgends eine Spur. Er versuchte auf dem Boden nach Fußabdrücken zu suchen, doch das war auf Laub schier unmöglich. Aber er fand etwas, und zwar das Blut das Belynia ausspucken musste. Er malte sich schreckliche Kampfszenen aus. „Das muss genau dann passiert sein, als ich nach ihr rief und mitten im Satz gestolpert bin und dann den Faden verloren hatte. Verdammt, ich war nicht da um dich zu beschützen.“ Er sank mit tränen in den Augen zu Boden und schrie einen markerschütternden Wutschrei hinaus. „Zurück ins Königreich kann ich nicht. Wie steh ich dann da? Ich werde geköpft werden. Ich habe die Prinzessin getötet…“ sagte er sich. Er stand langsam wieder auf und durchsuchte die Gegend nach weiteren Anhaltspunkten auf Belynia. Er fand einige Schritte entfernt den Abhang hinauf ein kleines Fläschchen. Er nahm es an sich und ging wieder zu der Stelle an der Belynia zusammengebrochen war. Plötzlich hörte er rascheln aus dem Busch hinter sich. Er dreht sich wütend um, doch er sah nichts. Er lief durch den Busch, weil er dachte Belynia könnte ihm vielleicht einen Scherz gespielt haben, und das angebliche Blut auf dem Laub könnte etwas von dem Trank in dem Fläschchen sein, doch er irrte sich und fiel. Er fiel eine Klippe hinunter. Und hat sich beim Aufschlag das Bein gebrochen und wurde Ohnmächtig. Er hatte Belynias Bogen und den Dolch mit sich genommen. Er lag nun verkrüppelt am Fuß der Klippe und bewegte sich nicht mehr. Die Sonne ging langsam unter.

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Tag der Veröffentlichung: 20.10.2008

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