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Kapitel 1 - Start in ein neues Leben

Die Beerdigung war nun schon zwei Wochen her und doch hatte das Mädchen das Gefühl, dass ihre Tante Midori noch da war. Jeden Moment durch die Küchentür kam und sie fröhlich begrüßte, aber dass würde sicher nicht passieren. Sie hatte den toten Körper ihrer Tante im Sarg liegen sehen und wie er dann begraben wurde. Mit einem leisen Seufzer umklammerte das Mädchen die dampfende Tasse Tee in ihrer Hand. Es war wirklich schwer damit klar zu kommen, dass sie ihre Tante nie wieder sehen würde. Draußen hörte sie vereinzelt ein paar Vögel zwitschern und die ersten Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster zu ihr. Es war wirklich noch sehr am Morgen und für sie ganz es noch einiges zu tun. Tante Midori war in ihren jungen Jahren viel gereist und mit den Jahren hatten sich einige Sachen angesammelt. Das alles musste jetzt in Kisten gepackt werden und das Mädchen hatte bis her gerade mal die Hälfte geschafft. Jeden Tag rechnete sie damit, dass man sie und ihren Bruder von hier wegholen würde. Ihr Vater hatte sie vor genau zwölf Jahren zu Tante Midori gebracht und war seitdem verschwunden. Die meisten glaubten, dass er schon lange tot war, aber nicht das Mädchen. Sie glaubte fest daran, dass er noch am leben war. Leicht fuhr sie sich etwas durch ihre langen dunkelblonden Haare und schloss für einen Moment die Augen. Wenn ihr Vater nicht bald auftauchte, dass würden die Beiden ins Heim kommen, da sie nach ihrem Wissen keine weiteren Verwandten hatten zu denen sie konnten. Das Klingeln der Türglocke ließ die Blonde etwas zusammen zucken. Wer klingelte denn in herrgotts Früh an der Tür? Sie beschloss es einfach zu ignorieren, doch wer auch immer da vor der Tür stand, er wollte nicht aufgeben bis man ihm öffnete. Schnaubend stellte die Bewohnerin ihre Tasse ab, ging zur Tür und riss diese wütend auf.

„Was zur Hölle soll das? Wissen Sie eigentlich wie spät es ist?“, fuhr sie sofort die Person vor der Tür an.

Vor ihr stand ein groß gewachsener Mann mit etwas längeren hellbraunen Haaren, der verlegen lächelte und sie mit seinen hellgrünen Augen entschuldigend ansah.

„Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich schon so früh am Morgen störe. Mein Name ist Mamoru Inoue. Du musst Haru sein, nicht wahr?“, sagte der Fremde.

Mit gerunzelter Stirn musterte Haru den Kerl vor sich.

„Sollte ich Sie kennen?“, fragte sie ihn schließlich.

„Nein, eigentlich nicht, aber ich kenne dich und deinen Bruder. Ich war ein sehr guter Freund eures Vaters“, erwiderte Mamoru und sofort wurde das blonde Mädchen etwas hellhörig. „Bevor er euch zu eurer Tante brachte hat er mir ein Dokument gegeben, in dem steht, dass ich im Falle ihres Todes euer neuer Vormund werde.“

Er zog aus seiner Tasche einen Umschlag und reichte ihn Haru. Zögerlich nahm sie diesen an sich und überflog den Inhalt kurz. Es handelte sich eindeutig um die Handschrift ihres Vaters und auch sonst schien alles in Ordnung zu sein.

„Und warum kommen Sie erst jetzt?“, wollte die Schülerin wissen. „Tante Midori ist schließlich schon vor zwei Wochen beerdigt worden.“

„Ich habe leider erst gestern von ihrem Tod erfahren. Es hat etwas gedauert bis man mir die Adresse ausgehändigt hat. Ich bin dann sofort los und bin die ganze Nacht durchgefahren“, sagte der Braunhaarige. „Ich dachte, du glaubst mir eher, wenn ich dir die Dokumente direkt zeige, als das ich vorher noch mal anrufe.“

„Das heißt also, dass Sie sich ab sofort um uns kümmern werden?“

„So ist es und du kannst ruhig du zu mir sagen. Also ich wäre dafür, wenn du jetzt deinen Bruder weckst und ihr dann eure Koffer packen würdet. Wir haben eine ziemlich lange Fahr vor uns.“

„Bedeutet das etwa, dass wir nicht hier bleiben können?“

„Leider nein, aber es wird euch bei mir sicher auch gefallen.“

„Was ist denn hier los?“, fragte jemand hinter Haru und das Mädchen drehte sich um.

Hinter ihr war ein recht feminin aussehender Junge aufgetaucht, der sich noch etwas verschlafen die Augen rieb.

„Und du musst Manabu sein“, sagte Mamoru und lächelte ihn an.

„Wer ist das?“, fragte Manabu seine Schwester.

„Das ist Mamoru. Wir werden ab jetzt bei ihm wohnen“, antwortete die Schülerin. „Geh dich waschen und anziehen und pack dann deine Tasche. Wir wollen bald los fahren.“

Der Junge nickte nur müde und ging zurück in sein Zimmer.

„Am besten kommen Sie, ich meine, kommst du erst mal rein. Das dauert jetzt sicher noch etwas“, sagte Haru und ließ ihren neuen Vormund eintreten. „Die Küche ist dahinten, wenn du etwas trinken möchtest. Was passiert eigentlich mit Tante Midori's Sachen? Ich hab sie noch gar nicht fertig eingepackt.“

„Mach dir darüber keine Gedanken. Ich sorge dafür, dass ihre Sachen sicher verpackt und eingelagert werden“, erwiderte der Erwachsene. „Du solltest dich jetzt auch fertig machen gehen. Wir können ja später noch alles genau besprechen.“

Das Mädchen nickte nur und verschwand nun auch in ihrem Zimmer. Sie zog sich um und packte die wenigen Klamotten die sie hatte in einen Koffer. Eigentlich war es es ihnen bei ihrer Tante immer gut gegangen, doch mit den Jahren war das Geld immer knapper geworden. Von der kleinen Rente, die ihre Tante bekam, konnten die drei gerade so leben. Große Extras waren nie drin gewesen. Haru hatte sich sogar einen Nebenjob genommen, um ihre Tante zu unterstützen und ein bisschen Geld für ihren Bruder anzusparen. Sie wollte ihm ermöglichen, auf eine Schule für Hochbegabte zu gehen, da er wirklich sehr intelligent war, doch bis jetzt reichte das Geld immer noch nicht für die Schule. Rasch hatte sie nun auch die restlichen Sachen, wie ein Bild ihres Vaters und ihrer verstorbenen Mutter, eingepackt und sah sich ein aller letztes Mal um. Hier hatte sie nun fast ihr ganzes Leben verbracht. Seufzend schloss sie die Tür hinter sich, atmete durch und ging zurück zu Mamoru. Bei diesem war schon ihr inzwischen deutlich wacherer Bruder, der sich angeregt mit ihrem Vormund unterhielt. Es sah so aus, als würde er diesen Mann jetzt schon sehr mögen. Ein kleines Lächeln legte sich auf die Lippen der blonden Schülerin, denn so fröhlich und aufgeregt hatte sie ihren kleinen Bruder schon lange nicht mehr gesehen.

„Ich wäre dann jetzt auch so weit. Von mir aus können wir jetzt los fahren“, sagte das Mädchen.

„Okay“, entgegnete Mamoru, nahm die Koffer der Beiden und verstaute sie in seinem Wagen.

Kurz darauf waren sie dann auch schon auf den Weg in ihr neues Zuhause. Eine Zeit lang schwiegen alle, dann ergriff Haru das Wort.

„Was arbeitest du eigentlich und was ist mit Schule?“, fragte sie.

„Ich arbeite als Schularzt an der Schule, die ihr besuchen werdet. Ich habe alle Formalitäten gestern noch geklärt, bevor ich zu euch aufgebrochen bin. Es ist eine sehr große Schule, die eine eigene Grundschule, Unter- und Oberstufe und eine Universität hat. Dein Bruder wird dort auch gut gefordert werden. Ich weiß, dass er überdurchschnittlich intelligent ist. Ich weiß auch, dass du schon lange für eine Hochbegabtenschule für deinen Bruder sparst. Du siehst, ich habe mich schlau über meine neuen Schützlinge gemacht“, antwortete Mamoru lächelnd.

Die restliche Fahrt schwieg die Schülerin, während sich die Jungs unterhielten. Manabu wollte alles mögliche über ihre neue Schule wissen und nur am Rande bekam sie vereinzelt etwas mit. Es war schön spät am Nachmittag, als sie ihr Ziel erreichten. Sie fuhren durch ein mit Rosen verziertes großes Eisentor und hielten schließlich vor einem riesigen Gebäude.

„Da wären wir. Willkommen an der Rose Academy“, sagte der Schularzt und stieg aus dem Wagen.

Haru starrte mit leicht geöffneten Mund aus dem Fenster und konnte es noch gar nicht fassen. Das war die berühmte Rose Academy, eine Privatschule.

„Können wir denn wirklich hier zur Schule gehen?“, fragte das Mädchen und stieg nun auch langsam aus dem Wagen. „Ich habe gehört, dass die Schulgebühren unglaublich hoch sein sollen.“

„Mach dir darüber keine Gedanken Haru. Ihr gehört jetzt zu meiner Familie und so hoch sind die Gebühren für euch gar nicht“, erwiderte Mamoru.

Verwundert sah die Blonde zu ihm und anschließend wieder zum Gebäude. Eigentlich hatte es sie ja nicht schlecht getroffen. Hier wird ihr Bruder richtig gefördert und würde kein Außenseiter sein. Die Schulglocke ertönte und ein paar Schüler kamen aus dem Gebäude. Einige musterten sie und ihren Bruder und ein Junge, der in etwa in ihrem Alter war, kam genau auf sie zu.

„Da bist du ja wieder Mamoru“, begrüßte er den Älteren, sah zu Manabu und dann zu Haru. „Das sind also deine neuen Schützlinge?“

„Genau. Das sind Haru und Manabu Saito. Die Kinder meines Freundes Hiroshi. Dieser junge Bursche ist mein Neffe Ryo und er lebt auch bei mir. Hey, wie wäre es, wenn du Haru alles zeigen würdest. Ich hab noch ein bisschen was mit Manabu zu klären. Danke“, sagte Mamoru, schnappte sich Manabu und ließ die Teenager einfach stehen.

„Hey, bleib gefälligst hier!“, rief Ryo noch, doch sein Onkel war längst verschwunden.

Seufzend strich er sich durch sein dunkelbraunes Haar und blickte die Schülerin an.

„Eigentlich hab ich für so was überhaupt keine Zeit, da gleich mein Karatetraining anfängt, aber wenn ich es nicht tue, bringt mich Mamoru sicher um“, brummte er und setzte sich schließlich in Bewegung. „Hier an der Rose Academy hat jeder Schüler ein eigenes Zimmer. Das werde ich dir zum Schluss zeigen. In der Zwischenzeit wird dein Gepäck dort hin gebracht. Das Gebäude, aus dem ich vorhin gekommen bin, ist das Hauptgebäude. Dort befinden sich alle Klassen von der Grundschule bis hin zur Oberstufe. Die Universität ist gleich da neben.“

Schnell lief Haru ihm nach und lauschte aufmerksam seinen Worten. An dieser Schule gab es wirklich alles. Von einem riesigen Gewächshaus über ein eigenes Theater bis hin zu einem Planetarium. Das Mädchen wusste gar nicht wo sie zu erst hinschauen sollte.

„Das ist hier ja wirklich alles richtig groß. Da verläuft man sich sicher ab und zu mal“, meinte sie.

„Ja, das kann passieren, wenn man sich hier noch nicht auskennt. Die Neuzugänge verlaufen sich die ersten Tage immer. Da vorne sind Wohnhäuser. Sie sind nach Jahrgängen sortiert. Vorne sind die unteren und hinten die höheren Jahrgänge. Das da ist das Haus deines Jahrgangs“, erwiderte Ryo und deute auf ein historisch aussehendes Gebäude. „Im übrigen bin ich da auch untergebracht.“

„Was? Jungs und Mädchen wohnen zusammen in einem Haus?“

„Hast du vielleicht ein Problem damit? Auch wenn Jungs und Mädchen zusammen wohnen, sind sie doch von einander getrennt. Es gibt den Mädchen- und den Jungsflügel. Zu dem gibt es in jedem Haus noch zwei Aufsichtslehrer. Ich werde dir jetzt dein Zimmer zeigen.“

Etwas erleichtert atmete das Mädchen auf und folgte dem Anderen wieder, bis sich vor einer Tür, auf der ihr Name stand, stehen blieben. Wortlos öffnete der Dunkelhaarige die Tür und trat ein. Auch Haru ging in das Zimmer und schaute sich um. Es war ein schönes Zimmer, doch das Mädchen glaubte nicht, dass sie es mit ihren wenigen Sachen wirklich ausfüllen konnte. Es gab einen großen Kleiderschrank, ein tolles Himmelbett und einen wunderschönen alten Eichenschreibtisch, der am Fenster stand.

„Und das hier ist wirklich ganz allein mein Zimmer?“, fragte sie ungläubig. „Das ist doch viel zu groß für nur eine Person.“

„Natürlich wohnst du hier alleine? Stand etwa noch ein anderer Name an der Tür?“, erwiderte Ryo und verdrehte etwas die Augen. „Im Schrank findest du die Schuluniform und durch die Tür da kommst du ins Bad. Ich denke, jetzt kommst du auch gut ohne mich klar. Ich muss jetzt wirklich zum Training.“

Die Schülerin wollte gerade noch etwas sagen, doch der Andere hatte das Zimmer schon verlassen. Sie beschloss erst mal ihre Sachen auszupacken. Ihre Kleider waren schnell verstaut und der Kleiderschrank bot immer noch platz für mindestens fünf weitere Koffer voll mit Klamotten. Haru setzte sich aufs Bett, stellte auf den kleinen Nachttisch das Foto ihrer Eltern und ließ erst mal alles etwas auf sich wirken. Am Morgen hatte sie noch Angst gehabt, dass sie im Heim landen würden und nun waren sie an einer der bestens Schulen des Landes. Das Mädchen ließ sich nach hinten fallen und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Gleicht würde sie wieder aufstehen, kurz duschen und dann zu Mamoru gehen, um mit ihm etwas über ihren Vater zu reden, stattdessen schlief sie ein. Als sie langsam wieder wach wurde, war es schon stockdunkel.

„Oh Mann“, brummte sie leise, setzte sich auf und schaltete ihre Nachttischlampe ein. „Warum bin ich denn einfach eingeschlafen? Offensichtlich war die Fahrt doch etwas anstrengender als ich gedacht habe. Um jetzt noch zu Mamoru zu gehen ist es wohl schon zu spät. Naja, morgen ist er ja auch noch da.“

Langsam stand sie auf und wollte ins Bad gehen, um sich fürs Bett fertig zu machen, als sie einen seltsamen Schatten am Fenster vorbei huschen sah.

Wahrscheinlich nur ein Vogel, ging ihr durch den Kopf und trotzdem trat sie ans Fenster um nach zu sehen. Draußen war tief schwarze Nacht und nur vereinzelt beleuchten ein paar Laternen die Dunkelheit. Ihr Zimmer lag im dritten Stock, daher konnte es wirklich nur ein Vogel gewesen sein, aber irgendwas brachte das Mädchen dazu nach draußen zu gehen. Schnell warf sie sich ihren Mantel über und machte sich auf den Weg nach draußen. Bei Nacht war das Schulgelände etwas unheimlich, wie sie fand. Kaum hatte sie das Wohnhaus verlassen, da hörte sie auch schon ein seltsames Geräusch. Sie war sich nicht ganz sicher, aber für sie klang es so, als würde Metall heftig aufeinander knallen. Arbeitete etwa noch jemand zu dieser fortgeschrittenen Stunde? Nach kurzem Zögern beschloss die dem Geräusch zu folgen, denn es interessierte sie schon wo es herkam. Es dauerte nicht lange, dann fand sie auch schon die Quelle des Geräusches. Die Blonde hatte eine Wiese erreicht, auf der nicht gearbeitet wurde sonder sich zwei dunkle Gestalten die sich mit Schwertern bekämpften. Ihre Augen hatten sich noch nicht komplett an die Dunkelheit gewöhnt, weswegen sie nichts genauer erkennen konnte. Plötzlich schrie eine der Gestalten laut auf und Haru erkannte, dass zumindest eine Gestalt ein Mann war. Das ganze war ihr nun wirklich nicht geheuer und sie wollte nur noch weg von hier. Langsam ging sie ein paar Schritte zurück, doch eine der Gestalten hatte sie bemerkt und stand schon im nächsten Moment ganz nah bei ihr. Es war der Mann der eben geschrien hatte und die Schülerin sah auch gleich warum. Sein Ärmel war aufgeschnitten und aus der Wunde trat Blut auf. Leicht schluckte sie, da sie konnte seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, denn er trug eine dunkle Augenmaske. Dafür konnte sie seine blauen Augen sehen in denen sie fast schon zu versinken drohte.

„Ein junges Fräulein wie Ihr sollte um diese Uhrzeit nicht alleine unterwegs sein. Nachts kann es hier sehr gefährlich werden“, drang seine dunkle Stimme an ihr Ohr und die Nackenhaare des blonden Mädchen stellten sich auf.

„Lass sie gefälligst in ruhe“, mischte sich nun die andere Gestalt, ebenfalls ein Mann, ein.

„Ich habe dem jungen Fräulein nur einen guten Rat gegeben und seit wann sollte ich eigentlich auf dich hören?“

„Du sollst in unsere Sache keine Zivilisten mit rein ziehen.“

„Hast du etwa Interesse an dem jungen Fräulein? Ich dachte immer, für dich gibt es nur die Prinzessin?“

Prinzessin? Wovon in aller Welt sprachen diese Beiden da nur? Waren das vielleicht zwei Verrückte die irgendwo ausgebrochen waren? Von Sekunde zu Sekunde bereute es Haru mehr, dass sie dem Schatten an ihrem Fenster weitere Beachtung geschenkt hatte statt einfach ins Bett zu gehen. In diesem würde sie sich jetzt nur zu gerne verkriechen. Der andere Mann kam langsam auf sie zu und die Blonde sah, dass er ebenfalls eine Augenmaske trug nur wahr seine sehr viel heller. Sie hatte nur einmal kurz geblinzelt und schon hatten die Männer irgendwie die Plätze getauscht. Der hell Maskierte schob sie nun hinter sich und ließ den Anderen Kerl nicht aus den Augen. Haru fragte sich wirklich, wo sie hier gelandet war und wollte sich endlich zurückziehen, doch ihr 'Beschützer' hielt sie fast.

„Lass mich los“, fauchte sie leise und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.

Warum konnte er sie denn nicht einfach gehen lassen? Sie hatte mit der ganzen Sache hier doch rein gar nichts zu tun.

„Es tut mir wirklich sehr Leid, aber ich kann dich nicht so einfach gehen lassen. Du hast schon zu viel gesehen“, sagte er und drehte sich zu ihr um.

Die Schülerin wurde kreidebleich und schluckte schwer. Was sollte das denn jetzt heißen? Wollte er sie jetzt etwa töten, damit sie nichts verraten konnte? Leicht fing sie an zu zittern und versuchte nun sich mit aller Kraft von ihm zu befreien.

Bitte lass das alles nur ein bösen Traum sein. Ich will noch nicht sterben, schoss es ihr durch den Kopf.

Dann spürte sie auf einmal einen zärtlichen Kuss auf ihrer Stirn, ihre Augenlider wurden schwer und sie sank ihn pechschwarzer Dunkelheit.

Kapitel 2 - Der erste Schultag


Haru schreckte etwas verschwitzt aus dem Schlaf und fuhr sich mit der Hand
leicht über das Gesicht. Das war wirklich ein ziemlich verrückter Traum
gewesen. Langsam schloss sie ihre Augen, um noch etwas zu schlafen, doch sofort
schlug sie sie wieder auf und starre auf ihren Wecker. Es war schon zehn vor
Acht und wenn sie sich nicht beeilen würde, dann würde sie schon an ihrem
ersten Schultag zu spät kommen und dabei wusste sie noch nicht mal wo sie
eigentlich genau hin musste. Weder Mamoru noch Ryo hatten ihr irgendwas gesagt.
Schnell sprang das Mädchen aus dem Bett, schnappte sich aus dem Schrank eine
Schuluniform und zog sich diese in Rekordzeit an. Sie hatte sich noch ihre alte
Schultasche genommen und war gerade dabei das Zimmer zu verlassen, als sie vor
der Tür in jemanden hinein rannte.
„Warum hast du es denn so früh am Morgen es schon so eilig?“, fragte die
Person sie und die Blonde schaute genau hin, wer da eigentlich stand.
Es war Ryo, der sie mit einem leichten Grinsen auf den Lippen ansah.
„Ich wollte gerade nachsehen, ob du schon aufgestanden bist“, sagte er.
„Wie du siehst bin ich das“, fauchte die Schülerin leise. „Und jetzt geh
mir aus dem Weg. Ich komm sonst noch zu spät.“
„Das denke ich nicht. Der Unterricht beginnt erst in gut einer Stunde. Hatte
ich dir das nicht gesagt?“
Wütend schaute sie den Anderen an und schnaubte. Er hatte es ihr doch mit
Absicht nicht gesagt.
„Beruhig dich wieder Kleine. Ich bin hier um dich zum Frühstück abzuholen
und dir dann zu zeigen, wo du deine Bücher bekommst.“
Missmutig folgte sie dem Dunkelhaarigen und war sich sicher, dass sie nie
wirklich Freunde werden würden. In der Kantine hellte sich ihr Gesicht langsam
auf, als sie an einem der Tische ihren Bruder entdeckte. Sofort lief sie zu ihm
und knuddelte ihn.
„Haru, nicht“, nuschelte dieser.
„Tut mir Leid, ich freue mich nur dich zu sehen“, sagte die Schülerin und
setzte sich neben ihn. „Und? Wie gefällt es dir bis jetzt hier? Hast du schon
Freunde gefunden?“
„Ich finde es wirklich toll hier. Mamoru ist total nett und er hat sich noch
sehr lange meine ganzen Fragen angehört. Und weißt du was Haru? Ich komme
sogar in eine ganz besondere Klasse.“
„Eine besondere Klasse?“
„Er meint die Special Class“, mischte sich nun Ryo ein und setzte sich mit
seinem Frühstück den Geschwistern gegenüber. „Nur die Besten der Besten
dürfen diese Klasse besuchen. Sie genissen besondere Privilegien und werden von
allen Schülern geachtet und bewundert. Jeder würde gerne in die Special Class
gehen. Bis her gab es nur sechs Schüler in dieser Klasse, aber mit Manabu sind
es jetzt sieben.“
„Wow“, raunte das blonde Mädchen. „Dann gehörst du ja jetzt zu den aller
Besten Manabu. Ich freue mich wirklich sehr für dich.“
„Danke“, sagte ihre Bruder, der leicht rot geworden war, leise und stand
auf. „Ich will mich noch ein bisschen vorbereite gehen. Wir sehen uns dann
später.“
Kurz sah sie dem Jungen nach, dann seufzte sie und blickte auf die Tischplatte.
„Was ist denn auf einmal los? Ich dachte, du freust dich für ihn?“, fragte
der Braunhaarige und biss in seinen Frühstücksapfel.
„Das tue ich ja auch“, entgegnete sie leise. „Ich musste gerade nur an
unseren Vater denken. Wenn er das von Manabu wüsste, dann wäre er sicher sehr
stolz auf ihn.“
„Aber euer alter Herr ist doch eh tot, also ist es doch eigentlich egal.“
Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an und sie ermahnte sich ihrem
Gegenüber nicht sofort an die Gurgel zu gehen. Langsam stand sie auf und schlug
ihre Hände fest auf den Tisch, so das die umliegenden Schüler zusammen zuckten
und zu ihr sahen.
„Jetzt hörst du mir mal genau zu“, sagte Haru beängstigend ruhig und
schaute dem Anderen ernst in die Augen. „Unser Vater ist nicht tot. Er ist nur
verschwunden. Er kommt sicher irgendwann wieder zu uns zurück.“
„Weißt du, Eltern die ihre Kinder wirklich lieben, würden sie nicht einfach
zu irgendwelchen Verwandten bringen und dann einfach verschwinden. Ich sag es
dir nicht gerne, aber selbst wenn der Alte noch leben sollte, glaube ich kaum,
dass er jemals zu euch zurückkommen wird“, erwiderte Ryo und stand nun auch
auf.
Die Schüler ballte ihre Hände zu Fäusten und ihr ganzer Körper begann leicht
zu zittern. Sie duldete es nicht, dass man so über ihren Vater sprach und am
liebsten hätte sie dem Mistkerl seinen Apfel in den Hals gestopft. Sie hatte
wirklich große Mühe sich zusammen zu reißen. Sie atmete einmal tief durch,
drehte sich um und ließ diesen Idioten einfach stehen. Wenn sie jetzt auf ihn
los gehen würde, dann würde sie sich sicher nur Ärger einhandeln und das am
ersten Tag wäre wirklich nicht klug und schon gar nicht an so einer Schule.
Kaum war sie draußen, schlug sie mit der Faust gegen den erst besten Baum den
sie sah. Es war ein deutliches Knacken zuhören, etwas Rinde fiel herunter und
ihr Faustabdruck war klar und deutlich im darunter liegenden Holz zu sehen.
„Wirklich sehr beeindruckend“, hörte sie plötzlich jemanden hinter sich
sagen und das Mädchen zuckte etwas zusammen. „Nicht jeder schafft es einen
Baum mit bloßer Hand so zu beschädigen. Darf ich fragen, was dir das dieser
Baum getan hat?“
Peinlich berührt drehte sich Haru um und stand nun vor einem Jungen der in etwa
ihr Alter hatte. Er hatte kurzes schwarzes Haar und blaue Augen.
„Also, eigentlich hatte er mir nichts getan“, sagte sie leise. „Ich musste
mich nur kurz wo abreagieren.“
„Ich verstehe“, erwiderte der Fremde und nahm vorsichtig ihre Hand mit der
sie zugeschlagen hatte. „Du hast dich etwas verletzt. Es sieht aber nicht
wirklich schlimm aus.“
Als er ihre Hand nahm, zuckte sie erneut zusammen. Seine Finger waren
ungewöhnlich kalt und doch war es irgendwie angenehm. Seine schlanken, blassen
Finger tasteten die Hand kurz ab, dann zog er aus seiner Tasche ein
Stofftaschentuch und band es ihr um.
„Das sollte fürs erste helfen, aber es wäre besser wenn du später noch zum
Schularzt gehen würdest“, sagte er und lächelte sie freundlich an.
„Danke, das...das werde ich tun“, stotterte Haru.
„Du bist neu hier oder? Ich hab dich hier vorher jedenfalls noch nie gesehen.
Mein Name ist übrigens Seiichi.“
„Ja, ich bin gestern mit meinem Bruder hier angekommen. Ich bin Haru.“
„Ah, dann bist du die große Schwester von Manabu. Ich habe vorhin mit ihm
gesprochen. Ein sehr netter Junge. Ich nehme an, dass du deine Bücher noch
nicht bekommen hast. Ich würde mich freuen, wenn ich dich begleiten
dürfte.“
Die Wangen des Mädchens hatten inzwischen einen zarten Rotton angenommen und
sie nickte. Seiichi schien das genau Gegenteil von Ryo zu sein. Er war nett und
charmant und Ryo war einfach nur ungehobelt. Schon alleine wenn sie an ihn
dachte, wurde sie schon wieder sauer. Seiichi brachte sie ins Sekretariat, wo
man ihr sagte, dass sich ihre Bücher schon alle in ihrem Spind befanden. Neben
der Spindnummer und der Kombination bekam sie noch jede Menge andere
Informationen. Als sie sie rasch ihre Bücher für die ersten Stunden geholt
hatte, musste sie noch auf ihre Klassenlehrerin warten.
„Ich denke, ich werde mich jetzt lieber auch mal auf den Weg zu meiner Klasse
machen. Wir sehen uns sicher später noch einmal“, verabschiedete sich Seiichi
von ihr und machte sich dann auf den Weg.
Die Blonde sah ihm nach und hoffte, nein, wünschte sich, dass sie vielleicht zu
ihm in die Klasse kommen würde. Eigentlich wäre sie mit jedem lieber in der
Klasse als Ryo.
„Saito?“, riss ihre Lehrerin sie aus den Gedanken. „Ich bin deine
Klassenlehrerin. Wenn du mir jetzt bitte folgen würdest.“
Stumm nickte das Mädchen nur und folgte der Lehrerin. Je näher sie dem
Klassenzimmer kamen, um so heftiger schlug ihr Herz und sie merkte wie sie
langsam nervös wurde.
„Guten Morgen Klasse. Ich möchte euch eure neue Mitschülerin Haru Saito
vorstellen“, sagte die Lehrerin, als sie die Klasse betraten und die
Schülerin sah sich kurz um.
Ihr Blick blieb auf einem bekannten Gesicht hängen.
„Du?“, entfuhr es ihr und man sah ihr an, dass sie nicht gerade glücklich
darüber war wen sie da erblickt hatte.
„Schöner Mist“, hörte man Ryo knurren, der auch nicht wirklich erfreut war
sie zu sehen.
„Wie ich sehe kennt ihr zwei euch schon etwas. Dann nimm doch bitte am Tisch
neben Tsuji platz Saito“, sagte die Lehrerin noch und wandte sich dann der
Tafel zu.
Seufzend und mit einem leises Grummeln setzte sie sich auf den ihr zugewiesenen
Platz. Leicht biss sie sich auf die Unterlippe, packte ihre Sachen aus und
versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren.
„Von allen Klassen musstest du gerade in meine kommen“, konnte sie ihren
Tischnachbar murren hören.
„Ich bin auch nicht gerade wirklich glücklich darüber, aber damit werden wir
jetzt leben müssen“, erwiderte das blonde Mädchen.
„Ja, genau so wie du damit leben musst, dass dein Vater nicht
zurückkommt.“
Gerade wollte Haru noch was sagen, als Ryo ein Stück Kreide an den Kopf
geworfen bekam.
„Tsuji! Hör gefälligst auf damit meinen Unterricht zu stören. Unterhalten
kannst du dich in der Pause“, ermahnte ihn die Lehrerin.
Einige Schüler fingen leise an zu kichern und auch Haru konnte sich ein Grinsen
nicht verkneifen. Als die Schulglocke sie später erlöste, war sie unendlich
froh. Jetzt war erst einmal Mittagspause und sie hatte wirklich ziemlichen
Hunger, da sie nicht gefrühstückt hatte. Zu dem wollte sie die Pause dazu
nutzen sich die Listen mit den AGs und Clubs, die sie bekommen hatte, genauer
anzusehen. Es gab bestimmt gefühlte tauschend Clubs und AGs. Da war es wirklich
nicht leicht sich für etwas zu entscheiden.
„Du solltest dich von ihm fernhalten“, sprach Ryo sie plötzlich an.
„Was?“, fragte sie verwirrt nach.
„Ich meine Seiichi. Das ist doch sein Taschentuch das du da trägst. Er ist
ein dämlicher Idiot.“
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Ich kann mich anfreunden mit wem ich
will. Misch dich gefälligst nicht in meine Sachen ein.“
Das Mädchen stand auf, packte ihre Sachen zusammen und stürmte regelrecht aus
dem Zimmer. Ryo war wirklich ein riesiger Idiot. Es ging ihn nun wirklich nichts
an, ob sie sich mit Seiichi anfreundete oder nicht. Sie ging in die Kantine,
kaufte sich ein paar Onigiris und schaute sich dann nach ihrem Bruder um, doch
sie konnte ihn nirgendwo entdecken. Sie beschloss sich irgendwo ein ruhiges
Plätzchen zu suchen und in Ruhe etwas nachzudenken. So führte ihr weg sie auf
da Schuldach. Schon auf ihrer alten Schule war sie zum Mittagessen immer aufs
Dach gegangen. Niemand war hier und niemand würde sie hier sicher stören.
Vorsichtig setzte sie sich auf einen Vorsprung und biss in ihr erstes
Reisbällchen. Plötzlich hatte sie wieder die Worte von Ryo am Morgen im Kopf.
Er war im unrecht. Ihr Vater würde eines Tages ganz sicher wieder zu ihnen
zurückkehren und dann konnten sie endlich eine richtige Familie sein. Eine
einzelne Träne lief ihre Wange runter und tropfte auf den Boden.
„Warum weint Ihr junges Fräulein?“, fragte sie auf einmal jemand und sie
blickte sich um.
Nur wenige Meter von ihr entfernt, auf dem Rande des Daches, stand ein junger
Mann in einem schwarzen Anzug mit einem schwarzen Cape und einer schwarzen
Augenmaske. Haru erkannte ihn sofort als einen der Männer aus ihrem Traum. War
das doch kein Traum gewesen und das war alles wirklich passiert? Sein Blick
ruhte auf ihr und die Blonde musste schlucken. Wollte er vielleicht das beenden,
was der Andere nicht getan hatte. Leicht wich sie etwas zurück.
„Ihr müsst vor mir wirklich keine Angst haben“, sagte der Fremde. „Ich
bin nicht hier um Euch etwas zu tun junges Fräulein.“
Leichtfüßig sprang er vom Rand etwas auf sie zu und deutete dann eine leichte
Verbeugung an, ehe er sie wieder ansah.
„Warum nennst du mich immer junges Fräulein und was willst du von mit?“,
fragte die Schülerin und versuchte dabei nicht ängstlich zu klingen.
„Das hat eigentlich keinen besonderen Grund. Ihr seid schließlich ein junges
Fräulein“, erwiderte der Mann. „Und warum ich hier bin ist leicht erklärt.
Ich konnte Euer wunderschönes Gesicht einfach nicht vergessen.“
Mit einem Schlag wurde das Mädchen knallrot und starte ihn einfach nur an. Dann
ging er plötzlich vor ihr auf die Knie und nahm ihre Hand. Was sollte das denn
jetzt werden?
„Ihr seid ja verletzt“, meinte er und löste langsam das Taschentuch an
ihrer Hand.
„Das ist überhaupt nichts“, sagte sie schnell, doch der Fremde begutachtete
schon ihre Hand und gab ihr einen sanften Handkuss.
Eine angenehme Wärme breitete sich in ihrer Hand aus und die Schrammen
verschwanden langsam. Verwundert betrachtete Haru ihre Hand genauer. Es war
tatsächlich nichts mehr zu sehen.
„Wie hast du das gemacht?“, fragte sie den Fremden.
„Das ist mein kleines Geheimnis“, erwiderte er, stand auf und ging wieder
zurück zum Dachrand. „Verzeiht mir, aber ich kann nicht länger bei Euch
bleiben.“
„Warte, ich weiß ja nicht mal wer du bist und wie du heißt.“
„Namen sind nicht von Bedeutung, aber Ihr könnt mich Night nennen.“
Mit diesem Satz sprang er einfach vom Dach. Erschrocken rannte die Blonde zu der
Stelle, um zu sehen ob er sich was getan hatte, doch von Night war nichts mehr
zu sehen.
Das war ein wirklich seltsamer Kerl, dachte sie sich und seufzte etwas.
Vielleicht war es gar kein Fremder sondern ein Schüler. Wohlmöglich gab es so
was wie eine Rollenspielgruppe an der Schule und sie machten so etwas. Ja, dass
war eine gute Erklärung und sie glaubte, so einen Club auch auf der Liste
gesehen zu haben, aber eigentlich erklärte das nicht, wie er das mit ihrer Hand
gemacht hatte. Leicht raufte sich Haru die Haare und seufzte noch einmal. Warum
mussten solche Sachen eigentlich ausgerechnet ihr passieren? Sie wollte einfach
nicht mehr dran denken, doch je mehr sie es versuchte und so öfters tauchte
Nights Gesicht vor ihr auf. Rasch aß sie nun ihre Origiris auf und machte sich
auf den Weg nach unten, denn nachdenken konnte sie jetzt eh nicht mehr. Am Ende
der Treppe stand Ryo und schien auf sie zu warten. Er sah etwas mitgenommen aus
und nur kurz hatte er ihr einen Blick zugeworfen, eher er den Kopf etwas senkte.
Obwohl er ein Stück größer war als sie selbst, kam ihr der Junge irgendwie
sehr klein vor. Was war denn nur mit ihm passiert?
„Was willst du?“, fragte Haru, als sie unten angekommen war.
„Ich will mich entschuldigen“, antwortete der Braunhaarige leise.
Ryo? Sich entschuldigen. Zwar kannte die Schülerin ihn noch nicht lange, aber
sie glaubte nicht, dass er sich für gewöhnlich entschuldigte. Ungläubig sah
sie ihn an.
„Mamoru hat mich ziemlich in die Mangel genommen, als er herausgefunden hat,
was ich zu dir gesagt habe“, fuhr er fort. „Ich sehe ein, dass das falsch
war. Weißt du, ich lebe seit ich ein Baby war bei Mamoru. Meine Eltern haben
mich zu ihm gebracht und sind seitdem verschwunden. Ich kann deine Situation
also eigentlich ganz gut verstehen, aber ich hab die Hoffnung schon lange
aufgegeben, dass sie eines Tages zurückkommen. Aber nur weil ich nicht daran
glaube, dass meine Eltern zurückkommen, bedeutet das ja nicht, dass dein Vater
nicht wiederkommt. Es tut mir wirklich Leid wegen heute Morgen. Nimmst du meine
Entschuldigung an?“
Er sah sie etwas beschämt an und irgendwie sah er so richtig niedlich aus, da
konnte Haru ihm eigentlich gar nicht mehr wirklich böse sein. Trotzdem konnte
sie ihm nicht ganz verzeihen.
„Na gut, ich nehme deine Entschuldigung an, aber nur unter einer Bedingung“,
sagte das Mädchen.
„Eine Bedingung?“, fragte Ryo nach.
„Ja, du musst mit Manabu und mir einen ganzen Tag verbringen. Ich will dich
etwas besser kennen lernen und Manabu sicher auch.“
„Einverstanden. Es ist ja bald Wochenende, dann können wir den Tag zusammen
verbringen.“
Die Blonde lächelte. Vielleicht hatte sie sich geirrt und sie konnten doch noch
so etwas wie Freunde werden. Die Schulglocke ertönte und kündigte das Ende der
Pause an. Ryo nahm die Hand von Haru und sofort wurden ihre Wangen leicht rot.
„Was soll das?“, wollte sie wissen. „Ich finde den Weg zur Klasse auch
alleine zurück.“
„Das mag sein, aber kommst du auch rechtzeitig vor dem Lehrer da an?“,
erwiderte er und grinste sie schon wieder an.
Plötzlich spürte das Mädchen einen Ruck an der Hand und erschrocken presste
sie ihre Augen kurz zusammen. Als sie diese langsam wieder öffnete, fand sie
sich in auf den Armen ihres Klassenkameraden wieder, der gerade los rannte. Mit
knallrotem Kopf krallte sie sich an ihn und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick
zu. Glaubte er etwa, dass sie bei seinem Tempo nicht mithalten konnte?
Zugegeben, er war schnell, aber sie war auch nicht gerade eine lahme Ente. Wenig
später hatten sie ihre Klasse erreicht und der Junge setzte sie vor der Tür
vorsichtig ab. Beide gingen rein und hinter ihnen tauchte der Lehrer auf.
„Tsuji! Saito! Setzt euch gefälligst hin“, sagte er und sofort nahmen die
Teenager platz.
Auch wenn es sich anfühlte, als würde der Unterricht nie vergehen war er
schließlich irgendwann vorbei und Haru wusste, welche Clubs und AGs sie sich
genau ansehen wollte.
„Weißt du, wo ich den Astronomieclub finde?“, fragte sie ihren
Banknachbarn.
„Die Sternengucken? Im Planetarium“, antwortete der Dunkelhaarige. „Wieso
fragst du? Willst du denen etwa beitreten?“
„Vielleicht. Ich sehe mir sehr gerne die Sterne an und ich muss schließlich
mindestens einem Club oder einer AG beitreten. Warum soll ich dann nicht etwas
nehmen, was ich auch so gerne mache.“
„Okay, ich werde dich begleiten. Ich sollte dich eigentlich nach dem
Unterricht zu Mamoru bringen, weil er mit dir reden will, aber dann bring ich
dich eben erst zum Planetarium.“
Die blonde Schülerin nickte und ließ sich von dem Anderen begleiten.
Schweigend gingen sie nebeneinander her und irgendwie war Haru das etwas
unangenehm. Die Lage verbesserte sich nicht gerade, als Ryo Seiichi entdeckte,
der auf sie zu kam. Sein Gesicht verfinsterte sich und einer knurrte leise.
„Yamamoto“, brummte er und der Schwarzhaarige schenkte ihm nur ein müdes
Lächeln.
„Tsuji. Wie ich sehe bist du in Haru's Begleitung“, sagte er und sah kurz zu
dem Mädchen. „Wie geht es deiner Hand? Warst du schon beim Arzt?“
„Schon viel besser“, entgegnete die Schülerin. „Nein, da war ich noch
nicht.“
Unbewusst zog sie das Taschentuch, dass sie wieder um ihre Hand gemacht hatte,
etwas fester.
„Ich verstehe. Wo wollt ihr eigentlich gerade hin? Ihr habt doch nicht etwa
ein Date?“, wollte Seiichi wissen.
„Ich ein Date mit Ryo? Nein, ganz sicher nicht“, sagte sie schnell. „Wir
wollen zum Planetarium. Ich will mir den Astronomieclub ansehen.“
„Dann muss ich dich leider enttäuschen. Der Club ist heute gar nicht hier.
Was hältst du da von, wenn ich dir stattdessen ein paar andere Clubs zeige?“
Gerade wollte das Mädchen etwas sagen, als Ryo sich einmischte und den Arm um
ihre Schulter legte.
„Das geht nicht“, sagte er und ließ den Anderen nicht eine Sekunde aus den
Augen. „Wir müssen jetzt zu meinem Onkel.“
„Das ist wirklich schade. Dann vielleicht ein anderes Mal. Mach es gut
Haru“, meinte der Schwarzhaarige noch und ging dann wieder seiner Weg.
„Was sollte das denn?“, fragte die Blonde leicht angesäuert und schob
seinen Arm von ihrer Schulter. „Ich hätte ihm auch alleine sagen können,
dass das leider nicht geht. Warum könnt ihr euch eigentlich nicht leiden?“
„Es ist eben so“, brummte Ryo leise und steckte seine Hände tief in seine
Hosentaschen. „Ich mag ihn nicht und er mag mich nicht. Ende. Komm jetzt.
Mamoru wartet sicher schon auf uns.“
Haru schnaubte heftig. Aus diesem Jungen sollte irgendjemand schlau werden. Im
Krankenzimmer wartete tatsächlich ihr Vormund bereits ungeduldig mit Tee auf
die beiden Teenager.
„Da seit ihr ja endlich“, begrüßte er sie. „Was ist dir denn für eine
Laus über die Leber gelaufen?“
„Yamamoto?“, murmelte der Junge nur und ließ sich auf eins der
Krankenbetten fallen.
„Ah, ich verstehe. Haru, möchtest du etwas Tee haben?“
Der Schularzt deutete auf einen Hocker vor sich. Die Frage nach dem Tee
beantwortete das Mädchen mit einem Nicken und setzte sich vor ihn.
„Wir konnten uns gestern gar nicht mehr unterhalten. Ich war so in die
Gespräche mit deinem Bruder vertieft, dass ich die Zeit ganz vergessen habe und
als ich nach dir gesehen habe hast du bereits tief und fest geschlafen. Ich
wollte dich aber nicht wecken“, meine Mamoru und reichte ihr eine Tasse Tee.
„Das macht doch nichts“, erwiderte sie leise und nahm die Tasse an sich.
„Ich war wohl von der Fahrt sehr erschöpft.“
„Ja, dass scheint so. Wie geht es dir eigentlich? Hast du dich schon gut
eingelebt? Hast du schon Freunde gefunden?“
„Eigentlich schon ganz gut. Es ist aber noch alles hier etwas ungewohnt für
mich. Nein, Freunde habe ich noch keine gefunden. Außer mit meinem Bruder habe
ich nur mit Ryo und Seiichi gesprochen.“
Beim Namen Seiichi hörte man ein sehr deutliches Knurren aus Richtung der
Krankenbetten.
„Halt, so stimmt das gar nicht. Da war noch ein Junge, mit dem ich mehr oder
weniger geredet habe. Er hat gesagt, sein Name wäre Night, aber ich glaube
nicht, dass dein sein richtiger Name ist. Er ist bestimmt Mitglied in diesem
Rollenspielclub.“
„Ja, wahrscheinlich hast du recht“, meinte Mamoru, doch sein Blick wurde
ernst und nachdenklich, dann entdeckte er das Taschentuch an ihrer Hand. „Was
hast du denn da gemacht?“
Noch bevor die Schülerin noch etwas sagen oder ihrer Hand verstecken konnte,
hatte der Schularzt sie schon genommen, das Taschentuch abgenommen und sich die
ganze Sache angesehen.
„Da ist ja überhaupt nichts zu sehen“, sagte er. „Aber hier am
Taschentuch klebt etwas Blut.“
„Das war auch dieser Night“, sagte Haru. „Ich weiß nicht wie er es
gemacht hat, aber wahrscheinlich war das nur irgendein Trick.“
Der Blick des Vormundes wurde noch ernster und er und Ryo sahen sich kurz an.
„Ah, bevor ich es noch vergesse. Ryo muss mit meinem Bruder und mir einen
ganzen Tag verbringen. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn du auch kommen
würdest“, meinte die Blonde. „Dann kannst du auch dafür sorgen, dass er
wirklich kommt. Auf dich scheint er ja zu hören. Außerdem kannst du mir dann
in Ruhe etwas über meinen Vater erzählen.“
„Ich komme natürlich sehr gerne und ich passe schon auf, dass Ryo auch
wirklich kommt“, erwiderte der Schularzt mit einem leichten Grinsen.
„Ich brauche keinen Babysitter“, brummte Ryo leise und war etwas rot
geworden. „Ich hab doch gesagt, dass ich den Tag mit euch verbringe, also
werde ich das auch tun.“
„Nein, wie süß. Bist du gerade etwa rot geworden?“
„Nein bin ich nicht!“
Leise lachte Haru etwas, als sie die Beiden so streiten sah. Sie merkte, dass
ihr Streit nicht ernst gemeint war. Auf sie wirkten sie wie eine richtige
Familie, zu der ihr Bruder und sie nun auch gehörten. Eins wusste das Mädchen
nach diesem Tag auf alle Fälle. An dieser Schule würde es niemals langweilig
werden.

Kapitel 3 - Ein Tag in der Stadt

Die Tage vergingen und die Geschwister hatten sich an ihrer neuen Schule eingelebt. Den mysteriösen Night hatte Haru nicht noch einmal getroffen, was sie ein wenig traurig machte. Zwar war er ihr immer noch etwas unheimlich, aber irgendwie faszinierte er sie auch. Nun stand sie mit ihrem Bruder vor der Schule und wartete auf Mamoru und Ryo, um mit ihnen den Tag zu verbringen. Ihr Vormund hatte spontan entschlossen, dass sie den Tag in der Stadt verbringen sollten und war mit seinem Neffen den Wagen holen gegangen. Schließlich hielt das Auto des Schularztes vor ihnen und die Beiden stiegen ein.

„Hat es eigentlich noch einen Grund, warum wir in die Stadt fahren?“, wollte die Blonde wissen und schnallte sich an.

„Wenn du mich so so fragst, ja“, antwortete Mamoru und schaute durch den Rückspiegel kurz zu ihr. „Ich hab mir überlegt, dass wir ein bisschen shoppen gehen könnten. Ihr zwei könnte nämlich ein paar neue Klamotten gebrauchen und danach gehen wir was essen.“

Die Schülerin runzelte die Stirn und blickte an sich runter. Sie trug ein dunkles Langarmshirt mit einem Tieraufdruck drauf, eine schlichte, schon etwas ausgewaschene Jeans und einfache Turnschuhe. Eigentlich war sie ganz zufrieden mit ihren Sachen.

„So war das jetzt nicht gemeint Haru. Mir ist nur aufgefallen, dass ihr nicht wirklich viele Sachen habt und ein paar auch nicht mehr wirklich richtig passen. Deswegen will ich eure Garderobe etwas erweitern“, meinte der Erwachsene.

Harus Blick glitt zu ihrem Bruder. Seine Hose war ihm etwas zu kurz und auch sein Shirt lag viel zu eng an.

„Ich fände es schön, wenn wir ein paar neue Sachen hätten“, sagte Manabu leise. „Du weißt doch, dass Tante Midori nie wirklich viel Geld hatte. Weswegen wir immer nur Secondhandsachen gekauft haben. Wir hatten nie wirklich neue Sachen.“

Der Jüngere hatte wirklich recht. Sie besaßen fast nur abgetragene und schon etwas zu kleine Kleidung. Das Geld hatte eben immer nur für das nötigste gereicht, weswegen sie auch nie irgendwelche Geschenke bekommen hatte.

„Dann wäre das ja geklärt“, sagte der Schularzt lächelnd. „Wir werden bestimmt einen tollen Tag haben.“

„Na wenn du meinst“, murrte nun Ryo vom Beifahrersitz aus und man sah ihm an, dass ihm die Idee mit dem shoppen ganz und gar nicht gefiel.

„Jetzt stell dich mal nicht so an Ryo. Du hast versprochen mit den Beiden einen Tag zu verbringen und wenn das eben das Shoppen mit einschließt, dann musst du da eben durch.“

Ryo knurrte und rollte etwas mit den Augen, während Mamoru leicht grinste. Auch Haru lächelte schwach und blickte aus dem Fenster. Es würde vielleicht wirklich ein schöner Tag werden. Wenig später hatten sie die Stadt erreicht und Mamoru fuhr ins Parkhaus. Kaum waren die Geschwister ausgestiegen, schnappte sich ihr Vormund je eine Hand seiner Schützlinge und zog sie hinter sich her. Während das Mädchen darum bemüht war nicht zu stolpern, folgte ihr Bruder dem Älteren mit Leichtigkeit. Ihr erstes Ziel war ein Bekleidungsgeschäft für junge Männer. Mit großen Augen sah sich Manabu um. So viele neue Klamotten auf einen Haufen hatte er noch nie gesehen und er brauchte wirklich dringend ein paar neue. Er war in letzter Zeit um einiges größer geworden und daher waren die meisten seiner Sachen ihm schon zu klein. Mamoru suchte rasch ein paar passende Sachen raus und auch Ryo bekam ein paar Teile zur Anprobe in die Hand gedrückt. Dieser brummte zwar etwas, verschwand dann aber mit dem jüngeren Schüler Richtung Umkleidekabine. Haru setzte sich in einen Sessel, der im Laden stand, und der Schularzt setzte sich zu ihr.

„So, während die Jungs die Sachen anprobieren können wir uns ganz in Ruhe unterhalten. Du wolltest mehr über deinen Vater wissen und Ryo etwas besser kennen lernen nicht wahr?“, meinte der Braunhaarige und das Mädchen nickte. „Ich denke, ich werde dir erst ein bisschen was über meinen lieben Neffen erzählen. Er ist ja beschäftigt und kann uns nicht stören. Ich denke, er hat dir erzählt, dass er schon als Baby bei mir gelebt hat oder?“

Wieder nickte Haru und schaute ihren Vormund an.

„Naja, er kam nicht wirklich zu mir, sonder zu meinen Eltern. Ich selbst war damals gerade mal zehn Jahre alt. Meine Schwester ist mit 17 schwanger geworden und fühlte sich für ein Baby einfach noch nicht bereit, aber abtreiben wollte sie nicht. Sie hat dann den kleinen Ryo bei unseren Eltern abgeladen und ist dann mit Ryos Vater einfach abgehauen. Obwohl seine Mutter ihn nicht wollte, hatte Ryo eigentlich eine sehr glückliche Kindheit und ich habe einen kleinen Bruder bekommen. Ich musste aber schon recht früh für ihn Verantwortung übernehmen. Ich hatte gerade mein Studium abgeschlossen und den Job an der Rose Academy bekommen, da starben meine Eltern bei einem Unfall. Das war vor ungefähr fünf Jahren. Seitdem kümmere ich mich alleine um diesen Sturkopf.“

Aufmerksam hatte sie seinen Worten gelauscht und wartete darauf, dass er ihr nun von ihrem Vater erzählte, doch es kam nichts, denn die Jungen waren inzwischen mit ihrer Anprobe fertig.

„Und wie sieht es aus? Passen und gefallen dir die Sachen Manabu?“, wollte der Erwachsene wissen und erhob sich langsam.

„Ja, sie passe wie angegossen und sind wirklich toll. Und ich darf die wirklich alle haben?“, fragte der Jüngere nach und Mamoru wuschelte ihm lächelnd durchs Haar.

„Aber klar doch. Wie sieht es bei dir aus Ryo? Passt alles?“

„Ja, tut es, aber ich verstehe nicht, warum ich jetzt auch Klamotten anprobieren musste“, erwiderte der Schüler.

„Du bist schließlich auch schon wieder etwas gewachsen. Ich werde jetzt bezahlen gehen und dann wird Haru eingekleidet.“

Der Schularzt schnappte sich die Sachen der Jungen und ging voll beladen zur Kasse. Leise seufzend ließ sich Haru etwas tiefer in den Sessel sinken. Sie hatte so gehofft, dass er wenigstens noch ein bisschen was zu ihrem Vater gesagt hätte. Sie versuchte sich selbst etwas an ihn zu erinnern, doch das war gar nicht so leicht. Sie wusste zwar, wie er aussah, da sie ja ein Foto von ihm hatte, aber ansonsten wusste sie gar nichts. Außer vielleicht, dass er ihr manchmal ein Märchen vorgelesen hatte.

„Können wir weiter?“, riss Mamoru sie aus ihren Gedanken, sie nickte und stand langsam auf.

So machten sich die Vier auf den Weg zum nächsten Geschäft, welches sich als Boutique herausstellte. Haru brauchte nur einen kurzen Blick ins Schaufenster zu werfen um zu wissen, dass sie selbst hier niemals einkaufen würde. Die Schaufensterpuppen trugen alle sehr mädchenhafte Kleidungsstücke, welche die Blonde persönlich lieber nicht trug. Sie war eher der Typ Mädchen, der lieber ein schlichtes Oberteil und eine einfache Hose trug. Doch bevor sie noch protestieren konnte, hatte Mamoru sie auch schon in den Laden geschoben und ihr die ersten Teile in die Hand gedrückt. Leise murrte das Mädchen und seufzte dann. Wenn sie es schnell hinter sich bringen wollte, dann sollte sie jetzt anfangen, außerdem musste es ja nicht heißen, dass sie die Teile will, nur weil sie sie anprobierte. Wohlmöglich machte es ihrem Vormund einfach Freude sie in solchen Sachen zu sehen. Sie ging in die Umkleidekabine und begann damit verschiedene Outfits anzuprobieren. Während sie das tat, begann der Schularzt von ihrem Vater zu erzählen.

„Ich hab deinen Vater vor ungefähr 17 Jahren kennen gelernt. Ich war zu der Zeit ja selbst noch ein Kind. Hiroshi war damals gerade zum ersten Mal Vater geworden und kam ziemlich übermüdet in die Bücherei der Stadt, um ein bisschen Ruhe zu finden. Ich hatte da ja noch Glück, denn klein Ryo war noch nicht da, trotzdem war auch ich auf der Suche nach Ruhe in die Bücherei gekommen. Bei mir Zuhause gab es zu der Zeit viel Streit. Jedenfalls sah dein Vater mich an einem Tisch sitzen, wie ich total in ein Buch versunken war. Es hieß 'Das Königreich Pataya und seine Prinzessin'. Ich glaube zumindest, dass es so hieß. Wie auch immer. Hiroshi kam zu mir und sprach mich wegen dem Buch an. So kamen wir ins Gespräch. Er glaubte, dass es Pataya wirklich gab, denn es gibt auch eine Legend über dieses Reich. Wir fingen dann an uns regelmäßig zu treffen und über alles mögliche zu sprechen. Er war für mich so etwas wie ein großer Bruder. Ich lernte dann auch schließlich dich und später auch deinen Bruder kennen, aber daran kannst du dich wahrscheinlich gar nicht mehr erinnern.“

Eine Pause trat ein, denn offensichtlich holte Mamoru noch mehr Sachen für sie. Wollte er vielleicht den Laden leer kaufen? Haru dachte etwas nach. Den Namen Pataya hatte sie schon einmal gehört. Sie glaubte, dass ihr Vater jenes Märchen vorgelesen hatte, von dem der Andere vorhin gesprochen hatte. Plötzlich wurde der Vorhang zur Seite gerissen und ihr neue Kleidungsstücke gereicht. Sie wollte schon schreien, doch so schnell wie er aufgemacht wurde, wurde er auch wieder geschlossen. Leise knurrte Haru und zog sich weiter um.

„Naja und vor zwölf Jahren ist Hiroshi aufgebrochen um Pataya zu finden. Er hat euch damals zu eurer Tante gebracht, da damals gerade eure Mutter gestorben war und ihr noch zu klein wart um ihn zu begleiten“, fuhr der Schularzt fort.

„Ja, ich erinnere mich. Er hat zu mir gesagt, dass ich gut auf Manabu aufpassen soll und dass er sich bald bei uns melden würde, aber ich habe seit zwölf Jahren nichts mehr von ihm gehört“, sagte die Schülerin leise.

„Weißt du, ich glaube, wenn er es könnte, dann würde er sich bei euch melden.“

Die Blonde seufzte und machte weiter, doch irgendwann hatte sie wirklich genug. Sie hatte jetzt schon mindestens 100 verschiedene Outfits anprobiert.

„Ich hab jetzt wirklich genug!“, sagte sie laut, kam aus der Kabine und erntete von einigen Kundeninnen und Verkäuferinnen kritische Blicke. „Ich bin doch keine Barbiepuppe der man anziehen kann was man will.“

Mamoru saß auf einem Stuhl, blickte seinen Schützling ruhig an und faltete etwas die Hände.

„Es tut mir Leid, wenn ich etwas übertrieben habe, aber normalerweise mögen es Mädchen doch, wenn sie so viele Sachen anprobieren können“, entgegnete er. „Außerdem stehen dir die Sachen doch ausgezeichnet, aber du hast recht. Das ist genug für heute. Entschuldigen Sie. Wir nehme das was sie an hat und auch anbehalten wird. Dann noch das, das, das, das, das und diese Sachen auch noch.“

Der Schularzt war aufgestanden und hatte eine Verkäuferin zu sich gerufen, der er nun nach und nach die Sachen reichte, die er aussuchte. Anschließend folgte er ihr zur Kasse, um zu zahlen. Wütend sah die Schülerin ihm nach. Warum hatte er jetzt die Sachen ausgesucht? Sie hätte das tun sollen, denn sie musste sie ja auch schließlich tragen.

„So ist Mamoru eben“, sagte Ryo, der lässig an einer Wand lehnte. „Auf den ersten Blick wirkt er wie ein verantwortungsvoller Erwachsener, aber in Wirklichkeit ist er das nicht. Er liebt es einfach andere Menschen einzukleiden. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Wenn ich ihn nicht immer mit Gewalt davon abhalten würde mir ständig neue Sachen zu kaufen, bräuchte ich inzwischen ein ganzes Zimmer nur für Klamotten. Manchmal frage ich mich, wie er so sein Studium beenden konnte.“

Aufmerksam hatte Haru ihm zugehört, als plötzlich eine Verkäuferin auf sie zu kam und anfing sich an ihren Haaren zu schaffen zu machen.

„Hey, lassen Sie mich gefälligst in Ruhe“, fauchte sie und versuchte die Frau weg zustoßen.

„Ganz ruhig Kleine“, sagte ihr Vormund mit ihren Tüten in der Hand. „Sie macht dir doch nur etwas die Haare.“

Murrend ließ sie es über sich ergehen und schon wenige Augenblicke später hatte die Verkäuferin ihr einen hohen Pferdeschwanz verpasst, der von einem hellblauen Haarband gehalten wurde.

„Also ich finde, du siehst sehr süß so aus“, meinte Mamoru lächelnd und ihre Finger vergruben sich in das Top, dass sie trug.

In ihr regte sich der Wunsch ihm eine runter zu hauen. Kurz warf sie einen Blick in den Spiegel und konnte ihren Augen erst gar nicht trauen. War das wirklich sie? Sie trug ein pastelgelbes Top mit abgestuften Rüschen und eine dreiviertel Jeans. Sie musste zu geben, dass sie wirklich gar nicht schlecht aussah, allerdings war sie sehr froh darüber, dass sie ihre Turnschuhe wieder anziehen durfte. Sie bemerkte nun, dass auch Manabu sich inzwischen seine neuen Sachen angezogen hatte.

„So ihr, ich bring schnell mal die ganzen Tüten ins Auto. Ihr könnt ja schon mal in das kleine Café am Ende der Straße gehen und dort auf mich warten. Ich liebe dieses schnuckelige Café einfach“, sagte der Schularzt und seine jungen Begleiter nickten.

Bevor er aber ging, zog er aus einer der Taschen einen großen Teddybär hervor und drückte ihn Haru in die Arme. Sie kannte dieses Plüschtier, denn es hatte bis eben noch im Schaufenster gesessen. Die Schülerin wurde leicht rot und schaute den Anderen an. Was sollte das denn jetzt schon wieder? Sah sie für ihn vielleicht aus wie ein kleines Mädchen? Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen verließ Mamoru schließlich den Laden und ging zum Auto. Grummelnd vergrub ihr Gesicht in dem Bären. Eigentlich freute sie sich ja über das Kuscheltier, da sie so etwas nie besessen hatte, aber musste er ihr es in die Hand drücken und dann einfach abhauen? Mit dem Teddy auf dem Arm ging sie schließlich mit den Jungen zu dem Café. Auf den Weg dorthin hatte das Mädchen das Gefühl, dass sie verfolgt würden. Leicht schüttelte sie den Kopf. Das war doch wirklich lächerlich. Sie waren in der Stadt und außer ihnen waren schließlich auch noch andere Menschen unterwegs. Da war es ja nur verständlich, wenn hinter ihnen jemand in die gleiche Richtung ging. Im Café setzten sie sich an das große Fenster, von dem man einen wunderbaren Blick auf die Straße hatte. Den Teddy setzte sie behutsam neben sich. Während sie warteten, studierte Haru bereits aufmerksam die Karte. Es gab hier wirklich eine große Auswahl von Kuchen, Torten und Törtchen. Da war es schwer sich zu entscheiden. Plötzlich vernahm sie ein knackendes Geräusch und schaute sich verwirrt um. Hatte sie sich das vielleicht nur eingebildet? Vielleicht war aber auch von draußen ein kleiner Stein ans Fenster geknallt und hatte das Geräusch verursacht. Die Schülerin wollte nicht weiter darüber nachdenken und widmete sich wieder der Karte, doch da war dieses Geräusch und es wurde langsam immer lauter. Genervt schaute sie zum Fenster, um zu sehen, ob irgendein Idiot Steine an die Scheibe warf. Dabei entdeckte sie einige Risse in der Scheibe und schon im nächsten Moment zersprang sie einfach. Gerade noch rechtzeitig hatte Ryo sie gepackt und unter den Tisch gezogen.

„Wir müssen hier weg“, flüsterte er.

Er hatte gerade fertig gesprochen, als der Tisch weg geschleudert und Haru am Hals hochgerissen wurde.

„Wo ist er? Wo ist der Magier?“, hörte sie eine finstere Stimme und versuchte sich mit aller Kraft zu befreien.

Doch je mehr sie sich wehrte, um so fester schloss sich die Hand um ihren Hals und drückte ihr die Luft ab. Nur leicht verschwommen konnte sie erkennen, wer sie da festhielt. Er war ein großer Kerl mit Muskeln bepackt wie ein Bodybuilder und riesigen Händen. Sie verstand gar nicht, was er von ihr wollte. Von was für einem Magier sprach er da? Auf einmal spürte sie einen leichten Schmerz im Oberarm und sie merkte, wie eine warme Flüssigkeit ihren Arm runter lief. Vorsichtig schaute sie hin und sah, dass sie eine große Scherbe im Arm stecken hatte.

„Sag mir endlich wo er ist“, knurrte der seltsame Kerl und sie konnte seinen eklig warmen Atmen an ihrem Ohr spüren.

„Ich weiß nicht, wer das sein soll“, keuchte sie schwach.

„Lüge! Ich hab dich mit ihm gesehen!“

„Hey du! Lass sie gefälligst in ruhe!“, schrie plötzlich Ryo und sah den Kerl wütend an.

Haru schloss langsam die Augen, denn es viel ihr schwer sie weiter offen zu halten. Sie hoffte sehr, dass der Andere ihren Bruder in Sicherheit gebracht hatte. Langsam verließen sie ihre Kräfte und sie hing schon fast leblos einfach nur in dem Griff des großen Mannes. Das Atmen viel ihr immer schwer, denn er packte immer fester zu.

„Bist du taub? Du sollst sie in ruhe lassen!“, brüllte der Dunkelhaarige und stürmte auf sie zu.

War er verrückt geworden? Nie im Leben hätte er eine Chance gegen dieses Monster, doch tatsächlich ließ er Haru los. Sie fiel unsanft auf den Boden, hustete und schnappte gierig nach Luft. Vorsichtig zog sie die Scherbe aus ihrem Arm und stand auf, um ihren Klassenkameraden aufzuhalten. Gerade wollte sie ihm was zu rufen, als der Riese von einer Art Blitz getroffen wurde.

„Ich habe gehört, dass du nach mir suchst“, hörte sie eine neue Stimme und blickte in die Richtung aus der sie gekommen war.

Auf der Straße stand ein Mann ganz in weiß gekleidet. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, da er eine schlichte weiße Maske trug.

„Da bist du ja endlich“, knurrte der riesige Kerl und rannte auf ihn zu.

Ryo hatte Haru inzwischen erreicht und nahm vorsichtig ihre Hand. Auch er schien vorhin ein bisschen was abbekommen zu haben, denn er blutete leicht am Kopf.

„Wie geht es dir?“, fragte er sie leise.

„Abgesehen von einer Schnittwunde und das ich fast erstickt worden wäre, ganz gut“, murmelte sie als Antwort und fasste sich an den Hals, als würde man noch immer die Kehle abschnüren. „Weißt du, was hier eigentlich los ist? Und wo ist mein Bruder?“

„Ich hab nicht die leiseste Ahnung. Um Manabu musst du dir keine Sorgen machen. Er ist zwar bewusstlos, aber ich habe ihn hinter dem Tresen dort in Sicherheit gebracht und dort sollten wir auch schleunigst hingehen.“

Erleichtert atmete die Schülerin auf und nickte schwach. Ihrem Bruder ging es gut und das war für sie das wichtigste. Ryo ging schon vor, doch das Mädchen drehte sich noch einmal um und sah die beiden Männer miteinander kämpfen. Der maskierte Mann murmelte Worte, die sie nicht verstand und um den Riesen erschien plötzlich ein Kreis mit seltsamen Symbolen und verletzte den Kerl offenbar. Was waren das nur für Leute? Eins war sicher, dass waren keine normalen Menschen. Sie wollte sich gerade abwenden, um Ryo zu folgen, als jemand vor ihr auftauchte und sich schützend vor sie stellte. Der Kerl hatte wütend ein riesiges Stück Asphalt aus der Straße gerissen und in ihre Richtung geworfen. Der Fremde ließ ein Schwert erscheinen und gleitete mit diesem wie durch Butter durch den Brocken. Die Stücke krachten links und rechts von dem Mädchen auf den Boden.

„Habt Ihr Euch was getan?“, drang eine vertraute Stimme an ihr Ohr.

„Night“, hauchte sie und ein schwaches Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Mir ist nichts passiert.“

Ihr Retter drehte sich zu ihr um und strich ihr zärtlich über die Wange.

„Aber Ihr blutet“, sagte er und deutete auf die Wunde an ihrem Arm.

„Ach was, dass hat schon fast wieder aufgehört“, erwiderte sie rasch, doch schon spürte sie seine Lippen an ihrer Verletzung und sie zuckte etwas zusammen. „Du musst das wirklich nicht tun. Das heilt auch so.“

Doch schon hatte sich die Wunde geschlossen und Haru keuchte erschrocken auf, als sie seine Lippen auch noch an den geröteten Stellen an ihrem Hals spürte.

„Hat er Euch das angetan?“, knurrte er, ließ von ihr ab und wartete gar nicht erst auf eine Antwort. „Meister Kisugi, tretet beiseite. Ich werde mich jetzt um ihn kümmern.“

Der Angesprochene nickte und trat zur Seite.

„So habe ich dich vorher noch nie gesehen Night. Sei vorsichtig“, sagte der Magier, doch der Schwarzhaarige antwortete ihm nicht.

Er war ganz und gar auf den Riesen vor sich konzentriert und seine Augen funkelten gefährlich. Mit langsamen Schritten ging er auf den Kerl zu, den Griff seines Schwertes fest umschlossen. Er schien überhaupt keine Angst zu haben. Der Riese rannte auf ihn zu und das Mädchen traute sich gar nicht richtig hinzusehen. Night ließ sein Schwert auf seinen Gegner niedersausen und als dieser hinter ihm war, sank er leblos zusammen. War er jetzt etwa tot? Haru schloss feste die Augen, dann das wollte sie nicht sehen. Der Magier machte eine Handbewegung und der tote Riese verschwand.

„Wir sollten jetzt gehen. Wir haben schon viel zu viel Aufmerksamkeit auf uns gezogen“, sprach der in weiß gekleidete Mann.

„Nur noch einen kurzen Moment“, sagte Night, ging zurück zu Haru und strich ihr durchs Haar, wobei er ihr Haarband löste. „So gefallt Ihr mir viel besser. Ihr seid jetzt in Sicherheit junges Fräulein.“

Ihre langsam blonden Haare vielen ihr über die Schulter und langsam öffnete sie ihre Augen, um ihren Beschützer anzusehen. Er schenkte ihr ein warmes Lächeln und irgendwie fühlte es sich sehr gut an, wenn er sie berührte.

„Bekomme ich eine Erklärung für das alles hier?“, fragte sie ihn leise.

„Es tut mir Leid, aber Ihr wisst eigentlich schon zu viel, aber so viel kann ich Euch noch verraten. Ich bin ein Ritter eine uralten vergangenen Königreich und ich werde Euch mit meinem Leben beschützen, wenn es sein muss“, flüsterte er und der Schülerin lief ein leichter Schauer über den Rücken. „Ich muss jetzt leider gehen, aber wenn Ihr mich braucht, werde ich da sein. Und das hier werde ich behalten, damit ich immer etwas von Euch bei mir habe. Passt auf Euch auf.“

Sachte küsste er ihr Haarband und war dann auch schon mit dem Magier verschwunden. Das blonde Mädchen stand einfach nur da, als würde jeden Moment ihr Ritter zurückkommen, doch dann vielen ihr wieder Manabu und Ryo wieder ein. Sofort drehte sie sich um und rannte über den Schutt des Café's in die Richtung, in die der Schüler gegangen war. Hinter dem Tresen sah sie ihn an der Wand lehnend. Er schien etwas benommen zu sein, aber sonst ging es ihm wohl gut. Wenige Meter neben ihm saß ihr bewusstloser Bruder und atmete ruhig. Voller Erleichterung warf sie sich Ryo einfach an den Hals. Sie war so froh, dass es den Beiden gut ging.

„Was soll das denn werden?“, wollte der Dunkelhaarige wissen.

„Ich bin einfach nur froh, dass euch nichts weiter passiert ist“, antwortete das Mädchen und löste sich wieder von ihm. „Was hattest du dir eigentlich dabei gedacht dieses Monster anzugreifen. Du hättest doch gar keine Chance gehen ihn gehabt.“

„Hey, ich bin schließlich Kapitän der Karateteams. Den hätte ich mit links platt gemacht.“

„Davon träumst du wohl Nachts. Der Kerl hat das halbe Café zerlegt.“

Doch bevor sie sich weiter streiten konnten, tauchte ein völlig außer Atem geratener Mamoru auf.

„Gott sei Dank, da seid ihr ja“, sagte der Schularzt und klang sichtlich erleichtert. „Draußen fahren gerade Krankenwangen und Polizei vor, aber ich werde euch jetzt lieber nach Hause bringen. Die kleine Wunde an Ryos Kopf kann ich auch bei uns im Krankzimmer versorgen. Ihr seid sicher total erledigt.“

Er half den beiden Teenagern hoch und nahm vorsichtig den Jungen auf den Arm. Bevor sie gemeinsam zum Auto ging, rannte Haru noch einmal zu ihrem Platz zurück und befreite ihren Teddy aus den Trümmern. Sie wollte das erste Kuscheltier, dass ihr geschenkt wurde nicht so einfach zurücklassen. Er war zwar ziemlich schmutzig geworden und sah etwas mitgenommen aus, aber sonst ging es ihm gut. Schnell folgte sie den Männern und war froh, als sie endlich im Wagen saß. Diesen Tag würde sie ganz sicher nicht so schnell wieder vergessen. Heute Nacht würde sie wahrscheinlich auch nicht schlafen können. Nachdenklich schaute die Schülerin aus dem Fenster und dachte über das vergangene Königreich, von dem Night gesprochen hatte, nach und auch über Pataya. Ob es sich wohlmöglich um das gleiche Königreich handelte? Auf jeden Fall wollte sie mehr über das Reich wissen, dass ihren Vater so faszinierte und weswegen er sie verlassen hatte. Vielleicht würde sie etwas darüber in der großen Schulbibliothek finden, aber sie würde erst dort hingehen, wenn sie sich von diesem Tag erholt hatte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.03.2013

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