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Prolog - Die Ankunft


Die Erde. Für mich war sie einer der schönsten Orte die es gab. Viele meiner Artgenossen hielten nichts von der Erde, aber ich liebte sie. Vielleicht lag es daran, dass die meisten Engel Selbstmörder waren und sich nur ungern an ihr früheres Leben erinnerte. Ich persönlich konnte mich an mein Leben auf der Erde überhaupt nicht mehr erinnern. Trotzdem wollte ich auf diesen Planeten und hatte hart dafür gearbeitet, um für ein Jahr zu einem Ort meiner Wahl zu gehen. Natürlich hatte ich mich für die Erde entschieden und heute war der Tag, an dem mein Jahr begann. Ich tauchte einfach in einer Menschenmenge auf, doch niemand schien mich auch nur ansatzweise zu bemerken. Es war genau so, wie man es mir gesagt hatte. Die Menschen sahen nur das, was sie sehen wollten. Sie wollten nicht sehen, wie ein Mädchen einfach auftauchte. So etwas konnte es in ihrer Welt nicht geben. Leise seufzte ich und fuhr mir mit der Hand durch mein kurzes, rotbraunes Haar. Meine Augen hatten genau die gleiche Farbe, was für eine Menschen doch recht ungewöhnlich war, allerdings machte ich mir darüber nicht wirklich Gedanken. Sie würden sicher annehmen, dass ich farbige Kontaktlinsen trug. Mein Blick schweifte langsam über die Menschen um mich herum. Wenn alles gut lief und ich keinen Ärger auf der Erde machte, dann würde ich nach Ablauf meines Jahres vielleicht zum Schutzengel befördert. Falls das passieren sollte, dann könnte ich noch viel länger auf meiner geliebten Erde bleiben. Das wäre wirklich wunderbar. Mein Blick blieb an einer Person hängen, die in einer schmalen Gasse stand und mich offenbar anstarrte. Allerdings konnte ich es nicht mit Gewissheit sagen, denn die Person trug eine dunkle Sonnenbrille, weswegen ich ihren Blick nicht genau sehen konnte, aber es fühlte sich so an, als würde sie mich anstarren. Es war ein Junge, der wohl kaum ein Jahr älter war als ich. Seine Haare waren tiefschwarz und seine Haut war für einem Menschen ungewöhnlich blass. Für mich sah er etwas kränklich aus. Plötzlich setzte er sich in Bewegung und kam genau auf mich zu. Aus einem mir völlig unbekannten Grund fing mein Herz an wie verrückt zu schlagen. Während der Fremde auf mich zu kam, nahm er seine Sonnenbrille ab und ich konnte seine eisblauen Augen sehen. Ein kurzer Schauer lief mir über den Rücken und ich konnte meinen Blick von ihm einfach nicht abwenden. Als er an mir vorbei ging, schenkte er mir ein kurzes Lächeln und verschwand verschwand schließlich in der Menge. Ich schaute ihm noch lange nach, auch wenn er längst nicht mehr zu sehen war. Ein Teil in mir schrie ganz laut Gefahr, doch ein anderer, sehr viel stärkere Teil, wollte den Fremden unbedingt wiedersehen.

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Tag der Veröffentlichung: 04.10.2012

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