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Kapitel 5 - Partytime


Die Schülerin saß einfach nur schweigend da und nahm ihre Umwelt so gut wie gar nicht mehr war. Sie hatte ihre Augen geschlossen, weil sie das Gefühl hatte, dass sich alles um sich herum drehte.
„Alles ok meine Kleine?“, fragte sie ihr Vater und das Mädchen hörte die Sorge in seiner Stimme.
Natürlich war rein gar nichts in Ordnung, aber das konnte Mia ihrem Vater einfach nicht sagen.
Mia stand vor ihren Kleiderschrank und seufzte schwer. Drei Wochen waren seit ihrem Treffen mit ihrem Vater vergangen und noch immer wollte sie das ganze nicht wahr haben. Sie war einfach vor ihm davon gelaufen und hatte ihm nicht mal die Chance gegeben sich ihr zu erklären. Irgendwie bereute die Schülerin diese Entscheidung, doch sie konnte das Geschehene nicht rückgängig machen. Nach dem Sie Kate davon erzählt hatte, hatte sich diese gleich etwas überlegt, um ihre Freunden etwas abzulenken. Das Stichwort lautete: Silversterparty. Eigentlich war Mia keine Partygängerin, doch ihre Freundin hatte sie so lange gedrängt bis sie nach gegeben hatte. Nun war nur noch die Frage, was sollte sie anziehen. Da die Schülerin wirklich sehr selten ausging, hatte sie nicht wirklich etwas passendes im Schrank.
„Das ist doch zum verrückt werden“, murmelte sie vor sich hin und räumte ihren halben Kleiderschrank aus.
Irgendwas musste sie doch haben, dass sie auf so eine Party anziehen konnte. Sie hoffe, dass Kate bald kommen und ihr bei der Wahl helfen würde. Das blonde Mädchen kannte sich damit eben einfach besser aus. Mia setzte sich auf den Boden und betrachtete die Klamotten, der im ganz Zimmer verteilt waren. Es schien wirklich nichts passendes dabei zu sein. Ein seufzen entfuhr dem Mädchen. Dann klingelte es an der Tür und die junge Frau sprang sofort wieder auf, um die Tür zu öffnen.
„Da bist du ja endlich“, begrüßte sie ihre Freundin. „Nanu? Willst du etwa so auf die Party gehen?“
Sie musterte Kate kurz. In ihren Augen war das nicht gerade ein Outfit mit dem man auf eine Party ging. Ein ausgelomeltes Shirt und dazu eine etwas zu weite Hose. Nein, dass konnte wirklich nicht Kates Outfit für die Party sein.
„Nein, natürlich nicht“, erwiderte die Jüngere. „Ich dachte, wir machen uns zusammen für die Party fertig.“
Erst jetzt bemerkte das braunhaarige Mädchen die riesige Tasche die Kate bei sich trug. Was hatte sie nur alles mitgebracht? Etwa ihren halben Kleiderschrank?
„Aber wir sollten jetzt nicht trödeln. Wir sollten uns lieber endlich fertig machen. Hast du das mit deiner Mutter geklärt?“, sagte Kate und zog Mia mit ihn das Zimmer der Älteren.
„Sicher hab ich das gemacht. Sie war total erstaunt, als ich ihr sagte, dass ich mit dir auf eine Party gehe. Sie fährt eh auf eine Silversterparty mit ihren Kollegen und setzt uns dann dort ab. Holt uns deine Mutter dann ab?“, erwiderte Mia.
„Klar macht sie das“, meinte das blonde Mädchen und sah sich im Zimmer ihrer Freundin um. „Was ist hier eigentlich passiert?“
Die deutete auf die Klamotten, die im ganzen Zimmer verteilt waren.
„Ich hab versucht, was passenden zum anziehen zu finden, ich hab aber nichts gefunden was auch nur annähernd in Ordnung wäre“, gab die Schülerin etwas niedergeschlagen zu.
„Also darüber musst du dir wirklich keine Gedanken machen. Ich hab das perfekte Outfit für dich dabei. Du wirst toll aussehen.“
„Ach wirklich? Und wie soll dieses Outfit bitteschön aussehen?“
„Warte es nur ab. Ich zeig es dir ja gleich. Aber es könnte sein, dass du nochmal kurz drüber bügeln musst.“
Mit diesen Worten öffnete Kate ihre Tasche und zog ein schwarzes Trägerkleid hervor.
„Tada! Das wirst du tragen. Ich bin mir sicher, dass du darin umwerfen aussehen wirst. Du wirst den Jungs gehörig den Kopf verdrehen“, sagte das blonde Mädchen und reichte Mia das Kleid. „Gebügelt muss es gar nicht mehr werden. So ein Glück aber auch. Ich hatte totale Angst, dass es in der Tasche ganz zerknittert wird.
Mit leicht geröteten Wangen nahm das dunkelhaarige Mädchen das Kleid entgegen.
„Ich will den Jungen aber doch gar nicht den Kopf verdrehen“, nuschelte sie. „Und wenn, dann nur einem.“
„Das weiß ich doch Mia. Sieh es als Übung an. Die Jungs werden dich sicher ansprechen und so übst du eben das Gespräch mit dem anderen Geschlecht“, erwiderte ihre Freunden und stellte ihre Tasche auf dem Bett ab.
„Ich kann mit Jungs reden. Was ist zum Beispiel mit Louis? Mit ihm rede ich doch auch und er ist ein Junge.“
„Sei mir nicht böse Süßer, aber Louis ist Louis. Du hast dich schon an ihn gewöhnt, darum fällt es dir leichter mit ihm zu reden. Zu dem kennst du ihn schon etwas länger. Nein, heute werfen wir dich ins kalte Wasser und lassen dich mit völlig fremden Jungs reden.“
„Du bist gemein Kate“, murmelte Mia und ihr Gesicht wurde noch röter. „Und was wirst du anziehen?“
Kate lächelte und holte aus der Tasche ein blaues Shirt und eine schwarze Jeans hervor.
„Damit komm ich zwar nicht ganz an dich ran, aber ich werden nicht ganz untergehen“, meinte sie.
„Und warum ziehst du kein Kleid an?“, wollte die Ältere wissen.
„Ich würde ja gerne“, erwiderte ihre Freundin und zog vorsichtig ihr linkes Hosenbein hoch. „Aber ich hab mich beim Training am Bein verletzt und so würde ich im Kleid nicht wirklich gut aussehen.“
Unter dem Hosenbein kam ein Verband zum Vorschein.
„Tut das nicht weh?“, fragte Mia besorgt.
„Nein überhaupt nicht. Es ist gut versorgt worden. Darum hab ich auch keine Schmerzen. Aber wir haben genug geredet. Wir sollten uns umziehen, denn wir müssen bald los.“
Die Braunhaarige nickte und zog sich das Kleid an. Vor dem Spiegel drehte sie sich etwas. Es stand ihr wirklich gar nicht so schlecht, aber irgendwas fehlte. Sie zupfte etwas an ihrem langen braunen Haaren, die ihr über die Schulter fielen. Plötzlich wurde sie auf den kleinen Hocker vor dem Spiegel gedrückt und Kate machte sich an ihren Haaren zu schaffen.
„Was soll das denn jetzt werden?“, fragte Mia etwas verwirrt.
„Das siehst du doch. Ich mache dir die Haare meine Süße“, antwortete die Blondine.
Nach dem Kate erst einmal etwas herum probiert hatte, nahm die Frisur langsam Gestalt an. Sie nahm zwei vordere dicke Strähnen und band sie mit einer Strähne am Hinterkopf zu einem kleinen Zopf zusammen.
„So. Zwar schlicht, aber du willst ja nicht noch mehr auffallen als du es dann eh schon tust, so wie ich dich kenne“, sagte sie dann und reichte ihrer Freundin ein Paar schwarze Pumps.
„Was? Die Schuhe soll ich tragen. Mensch Kate, du weißt doch, dass ich in solchen Dinger nicht gut laufen kann“, erwiderte die Ältere und stand auf.
„Mach dir keine Sorgen, es wird schon alles klappen. Und viel rumlaufen muss du doch gar nicht. Wir werden die meiste Zeit eh sitzen und mit irgendwelchen Leuten reden.“
Leise brummte Mia, beschwerte sich aber nicht weiter. Sie wusste ja, dass es Kate eigentlich nur gut mit ihr meinte. Schnell zog sich auch noch die Blondine um, wuschelte sich einmal kräftig durchs Haar und band dann die Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen. Noch etwas Make-Up und schon waren die Beiden fertig für die Party. Genau in diesen Moment klopfte Mias Mutter an der Zimmertür und trat ins Zimmer ein.
„Na ihr beiden Hübschen“, sagte sie mit einem Lächeln. „Ihr seht wirklich toll aus. Seit ihr denn fertig? Ich will jetzt los fahren.“
Mia wurde wieder etwas rot ihm Gesicht und Kate pickte ihre Freundin grinsend in die Seite.
„Sicher sind wir fertig. Nur noch Schuhe und Jacke anziehen und schon können wir los“, sagte die jüngere der beiden Mädchen.
„Gut. Ich warte dann im Wagen auf euch. Beeilt euch ok?“
Die Mutter verliess das Zimmer, die beiden Mädchen schnappten sich noch etwas Schmuck und gingen dann in den Flur. Mia schlüpfte schnell in die schwarzen Pumps und stand noch kurz etwas wackelig da, aber es ging. Ihre Füße würden es ihr später sicher danken, dass sie sie in solche Schuhe steckte. Ihre Freundin hingegen trug flache braune Stiefel, aber die Schülerin hatte Verständnis dafür. Außerdem hatte sie ja gesagt, dass sie nicht so viel in den hohen Schuhen laufen musste. Sie hoffte nur, dass das auch wirklich stimmte. Sie zog sich eben noch ihren Mantel über, dann ging sie mit Kate zum Wagen. Die Blondine erklärte Mias Mutter schnell den Weg und dann fuhren sie auch schon los.
„Hast du alles dabei mein Schatz? Dein Handy und deinen Schlüssel?“, wollte ihre Mutter von Mia wissen.
„Ist alles hier drinnen. Wir werden auch nicht mit fremden Kerlen mitgehen oder etwas trinken was wir nicht kenne. Mama das hast du mir heute schon oft genug gesagt“, erwiderte die Tochter und hob eine kleine schwarze Handtasche hoch.
„Ich mach mir eben Sorgen um euch. Das ist das erste Mal, dass du Abends weggehst. Das kenne ich sonst nur von Jim.“
„Mama, so richtig weg geht er doch auch gar nicht. Er ist nur immer sehr lange bei seiner Freundin.“
„Trotzdem. Sonst bist du immer Zuhause geblieben, wenn ich dir mal vorgeschlagen habe zusammen weg zugehen.“
Mia verdrehte leicht die Augen. Es war ja schon irgendwie komisch mit der Mutter Abends wegzugehen. Darauf hatte sie noch weniger Lust als auf das Ausgehen an sich.
„Ich bin halt eine super Überredungskünstlerin“, mischte sich Kate breit grinsend ein.
Mias Mutter lächelte, aber sie sagte nichts weiter dazu. Mia pickte ihre Freundin in die Seite und warf ihr einen fiel sagenden Blick zu. Die restliche Fahrt verlief eher schweigend und schließlich kamen sie an ihrem Ziel an.
„Ich wünsche euch viel Spaß ihr Süßen“, sagte die Mutter von Mia noch, eher sie weiter fuhr.
Einen Momentlang sah das braunhaarige Mädchen ihrer Mutter noch nach, dann drehte sie sich zu ihrer Freundin.
„Stürzen wir uns ins Getümmel“, sagte die Blondine freudig und zog Mia hinter sich her in den Club.
Nach dem sie ihre Jacken an der Garderobe abgegeben hatten, sah sich die Ältere interessiert um. So viele Menschen waren hier und alle hatten sich richtig in Schale geworfen.
„Du Kate, da fällt mir etwas ein. Warum haben wir Louis eigentlich nicht gefragt, ob er mit kommen möchte?“, fragte Mia.
„Er wollte ja mitkommen, aber der Idiot hat sich gestern eine dicke Erkältung eingefangen und muss jetzt das Bett hüten“, antwortete Kate ihr nur.
„Dann müssen wir ihn morgen unbedingt besuchen. Er langweilt sich sicher, wenn er den ganzen Tag im Bett bleiben muss.“
„Ich dachte, du wolltest ihm keine falschen Hoffnungen machen. Wenn du ihn besuchst, dann weiß er, dass du dich um ihn sorgst und macht sich wieder Hoffnungen.“
„Das stimmt nicht. Louis weiß, dass wir jetzt nur Freunde sind und um Freunde sorgt man sich eben. Dich besuche ich doch auch immer, wenn du krank im Bett liegst.“
Mia sah ihre Freundin ernst an. Diese schüttelte nur leicht den Kopf und lächelte.
„Mensch Mia, manchmal bist du wirklich verdammt naiv“,erwiderte Kate.“Und jetzt sieh dich etwas um. Wir treffen uns in zehn Minuten dort drüben.“
Sie deutete auf einen kleinen Tisch, gab ihrer Freundin einen sachten Stoß und verschwand dann in der Menge. Mia stand einen Augenblicklang einfach nur verwirrt da. So war das Ganze aber nicht abgemacht gewesen. Suchend sah sich die Schülerin um, doch von Kate war keine Spur zusehen. Leise seufzte sie und beschloss an dem Tisch auf sie zu warten, als sie am Handgelenk festgehalten wurde. Erst dachte sie, dass er ihre Freundin wäre, doch als sie sich umdrehte, blickte sie in zwei dunkelbraune Augen. Mia konnte sich nicht helfen, aber diese Augen kamen ihr seltsam vertraut vor. Nach und nach nahm sie auch den Rest der Person richtig war. Es war ein junger Mann, vielleicht ein oder zwei Jahre älter als sie. Er hatte etwas länger schwarze Haare. Der Fremde trug ein schlichtes weißes Hemd und dazu eine dunkle Hose. Auf seinen Lippen lag ein charmantes Lächeln. Alles im allen kam dem Mädchen der Junge bekannt vor, aber sie wusste einfach nicht woher.
„Möchtest du vielleicht tanzen?“, fragte er sie plötzlich und Mia sah ihn erschrocken an.
Das konnte doch nicht sein. Diese Stimme. Sie hatte sich kaum verändert, außer das sie etwas tiefer geworden war. Der Junge vor ihr war ihr Ex-Freund Sebastian.

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Tag der Veröffentlichung: 17.04.2011

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