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Kapitel 4 - Gute Nachricht?


Das braunhaarige Mädchen lag auf ihrem Bett und starrte ihre Zimmerdecke an. Auf ihrem Bauch hatte sich die kleine Speedy zusammen gerollt und döste friedlich. Mias Gedanken kreisten allein um die Nachricht, die sie von Johannes bekommen hatte. Wie hatte er ihre nun ihre Adresse heraus gefunden? Und warum hatte er ihn nicht einfach aufgehoben und gewartet bis sie ihn holen kommt? Die Schülerin wurde aus dem jungen Mann irgendwie einfach nicht schlau. Ob er sie vielleicht mochte? Leicht schüttelte Mia den Kopf. Nein, das konnte es nicht sein. Sie dachte weiter nach.
„Hey“, wurde sie von Kate aus den Gedanken gerissen.
Kurz erschrak Mia und sah ihre Freundin an.
„Schon fertig?“, fragte sie etwas verwundert.
„Denkst du, ich brauch Stunden im Bad? Ich war übrigens kurz in der Küche und hab uns was zu trinken geholt. Dabei habe ich das hier auf dem Tisch gefunden. Es ist an dich adressiert.“
Kate reichte dem immer noch etwas verwirrten Mädchen einen Umschlag. Sie nahm ihn entgegen und sah ihn an. Sofort erkannte sie die Handschrift mit der die Adresse auf den Umschlag geschrieben war. Es war die Schrift ihres Vaters. Er hatte ihr schon lange keinen richtigen Brief geschrieben. Ihr Kontakt beschränkte sich meistens auf E-Mail und nur ab und zu schickte er ihr auch mal eine Karte. Meistens an ihrem Geburtstag.
„Willst du ihn nicht auf machen?“, fragte Kate und man konnte hören, dass sie neugierig auf den Inhalt des Briefes war.
„Es ist nur ein Brief von meinem Vater. Da wird schon nichts spannendes drinstehen“, erwiderte die Ältere, öffnete den Brief und begang zu lesen.
„Und?“
„Er kommt nach Hause.“
Verwundert ließ Mia den Brief sinken. Erst vor ein paar Wochen hatte er ihr geschrieben, dass er nicht nach Hause kommen könne, wegen seiner Arbeit. Und jetzt plötzlich würde er kommen? Außerdem wunderte sie sich darüber, dass er etwas wichtiges mit ihr Besprechen wollte. Was konnte nur so wichtig sein, dass er dafür sogar wieder nach Hause kam?
„Aber das ist doch toll“, meinte Kate.
„Schon, aber er kommt nur für ein paar Tage her und so richtig nach Hause kommt er gar nicht. Er hat hier auch noch ein bisschen was geschäftliches zu erledigen und zieht deshalb ins Hotel ein“, erwiderte Mia.
„Aber Hauptsache ist doch, dass er überhaupt mal wieder herkommt. Du hast doch selbst gesagt, dass du ihn schon lange nicht mehr gesehen hast. Freust du dich denn gar nicht?“
„Doch schon, es ist nur. Er will irgendetwas mit mir besprechen und davor hab ich schon ein bisschen Angst.“
„Vielleicht hat er ja eine große Überraschung für dich, weil er so selten hier ist.“
„Und was ist mit Jim? Ihn würde er dann doch auch sehen wollen, aber er will sich nur mit mir treffen. Es muss etwas anderes sein.“
„Das wirst du dann wohl erst erfahren, wenn ihr euch trefft. Wann ist das denn?“
„Er schreibt, dass er zwei Wochen vor Weihnachten ein paar Tage in der Stadt sein wird. Er hat mir das Hotel aufgeschrieben in dem er wohnen wird. Ich soll dann einfach vorbei kommen.“
Es war wirklich seltsam. Ihr Vater hatte sich nie mit ihr alleine treffen wollen. Immer war die ganze Familie zusammen gewesen. Mia legte den Brief weg und streckt sich leicht.
„Ok vergessen wir das jetzt. Reden wir lieber über das, was dich alles belastet“, meinte Kate und setzte sich zu ihre Freundin aufs Bett.
„Weißt du, ich hab es mir anders überlegt. Ich will nicht mehr darüber reden“, entgegnete die ü+
Dunkelhaarige und wandte sich leicht von ihrer Freundin ab.
„Was? Aber warum denn aufeinmal? Vorhin war es dir noch so wichtig.“
„Ich hab es mir eben anders überlegt ok. Mir ist nicht mehr danach, darüber zu reden.“
Mia zog die Beine an den Körper und legte den Kopf leicht auf die Knie. Nein, ihr war wirklich nicht mehr danach. Sie wäre jetzt nicht mehr ganz bei der Sache, wegen dem Brief ihres Vaters. Ihre Gedanken kreisten nur noch darum.
„Erde an Mia. Bist du noch da?“, fragte Kate und stupste die Ältere leicht an.
Die Angesprochene zuckte leicht zusammen und sah zu ihrer Freundin.
„Hast du was gesagt?“, wollte sie wissen.
„Du bist ja ziemlich neben der Spur“, meinte die Blondine und runzelte die Stirn.
„Mit geht es wirklich gut Kate. Ich bin nur etwas müde. Es ist schon ziemlich spät. Wir sollten langsam ist Bett gehen, denn morgen ist schließlich wieder Schule. Gute Nacht.“
Mit diesen Worten legte sich Mia auf die Seite und schloss die Augen. Ihre Freundin sah sie einen Moment ziemlich verwundert an, dann wanderte ihr Blick auf die Uhr. Es war erst kurz nach 21 Uhr. So früh ging Mia eigentlich nie schlafen. Sie musste wirklich etwas haben, aber Kate konnte sie ja auch nicht zwingen es ihr zusagen.
Warte ich einfach bis sie es mir von selbst erzählt, dachte sie sich und legte sich ebenfalls schlafen.
Mia wälzte sich die ganze Nacht in ihrem Bett hin und her und am frühen Morgen schreckt sie hoch.
Es war nur ein Traum, ging es ihr durch den Kopf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Kurz warf sie einen Blick auf die Uhr. Es war fast halb sieben. In wenigen Momenten würde ihr Wecker klingeln und sie würde aufstehen. Aber sie war ja schon wach, also schaltete sie den Wecker aus und stand langsam auf. Kate war bereits aufgestanden, was Mia doch etwas wunderte, da ihre Freundin morgens eigentlich schwer aus dem Bett bekommen zu war. Das braunhaarige Mädchen würde sich erstmal duschen gehen, ehe sie zu ihrer Familie an den Frühstückstisch stoßen würde. Sie sammelte schnell ihre Sachen zusammen und stieß dabei dummerweise gegen ihren Schreibtisch und ein Foto viel zu Boden. Eigentlich wollte Mia es nur schnell aufheben und dann ins Bad verschwinden, doch als sie sah, was für ein Fotos es war, zögerte sie. Es zeigte sie gemeinsam mit Sebastian. Die Beiden saßen Arm in Arm auf einer Bank und lächelten in die Kamera. Kurz fragte sich Mia, warum sie es nicht weggeworfen hatte, aber vielleicht hatte sie es damals einfach nicht fertig gebracht. Schließlich hatte sie nicht mehr von ihm, als dieses Foto.
„Mia“, hörte sie ihre Mutter nach sie rufen.
Schnell legte sie das Foto zurück, ging ins Bad und machte sich fertig. Was war schon seltsam, dass gerade jetzt die ganzen Erinnerungen an Sebastian zurück kamen. Noch ganz in Gedanken versunken kämmte sich das Mädchen die Haare.
„Bist du eingeschlafen?“, fragte Kate, die in der Tür stand, ihre Freundin.
„Was?“, gab Mia zurück und sah zu ihr. „Ich war in Gedanken, tut mir Leid. Hast du was gesagt?“
„Du bist in letzter Zeit echt ziemlich neben der Spur. Ich hoffe, das legt sich heute noch etwas, sonst bist du nicht wirklich zu was zu gebrauchen.“
„Was soll das denn bitte heißen?“, maulte die Dunkelhaarige leise, doch Kate kicherte nur etwas.
Dann ging sie auf ihre Freundin zu, nahm ihr die Haarbürste aus der Hand und machte ihr die Haare fertig.
„Und was soll das jetzt? Kate, ich kann meine Haare sehr wohl alleine kämmen“, meinte Mia
„Ja, aber wenn du in der Geschwindigkeit weiter machst, sind wir morgen noch hier“, erwiderte die Blondine.
Leise grummelte Mia, doch sie ließ ihre Freundin gewähren. Als die Beiden dann nach dem Frühstück aufbrachen, wirkte die Ältere immer noch etwas bedrückt, doch Kate sagte dazu nichts. Im Moment konnte sie ja sowieso nichts daran ändern. Als Mia dann in der Schule den Klassenraum betrat, bliebt sie verwundert in der Tür stehen. Auf dem Sitzplatz rechts neben ihrem, der für gewöhnlich frei war, saß Louis und winkte ihr fröhlich zu.
„Guten Morgen“, begrüßte er sie mit einem strahlendem Lächeln.
„Ähm Morgen“, stotterte die Schülerin etwas und setzte sich neben ihn auf ihren Platz.
Dieser Junge wirkte überhaupt nicht mehr niedergeschlagen, so wie gestern noch. Was war passiert?
„Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich mich einfach hier her gesetzt habe. Ich dachte, so können wir uns besser helfen.“
„Klar. Ist gar kein Problem“, murmelte Mia.
Oh doch, das war ein Problem, aber das konnte sie ihm natürlich nicht sagen. Es würde ihn sicher nur verletzen und das wollte das Mädchen nicht. Plötzlich spürte sie einen Blick in ihrem Rücken und vorsichtig lugte sie über ihre linke Schulter nach hinten. Jasmin, die schräg hinter ihr saß, warf ihr wütende Blicke zu. Die Braunhaarige schluckte leicht und wandte sich wieder nach vorne.
„Die ist ja auf 180“, flüsterte Kate, die die Blicke ebenfalls bemerkt hatte, ihrer Freundin zu. „Und was macht der eigentlich hier.“
Kurz nickte die Blondine in die Richtung von Louis.
„Er meinte, so könnten wir uns besser helfen“, flüsterte Mia zurück.
„Na dann ist es ja kein Wunder, dass Jasmin versucht dich mit ihren Blicken zu töten.“
Leise seufzte die ältere Schülerin. Das konnte ja was werden. Jasmin konnte sie vorher schon nicht wirklich leiden, doch jetzt schien es so, als würde diese sich hassen.
„Du sag mal, gehen wir nach der Schule wieder hin“, riss das blonde Mädchen sie aus den Gedanken.
„Wie? Was?“, fragte Mia, die wieder etwas neben der Spur war.
„Erde an Mia. Jemand zu Hause? Ich hab gefragt, ob wir wieder in den Buchladen gehen, du kleines Dummerchen.“
„Ihr wollt in den Buchladen? Das trifft sich ja gut. Ich wollte da auch hin, dann können wir ja zusammen hin gehen“, mischte sich nun Louis ein.
„Du kannst nicht mitkommen“, zischte Kate ihn an. „Das ist eine reine Mädchensache.“
„Hey Kate, ganz ruhig ok. Lass ihn doch mitkommen. Du kannst ihm schließlich nicht verbieten, auch in den Buchladen zu gehen“, versuchte Mia ihre Freundin zu beruhigen.
Nach langem auf sich einreden, gab Kate schließlich nach, wenn auch sehr widerwillig. Glücklicherweise sprang Jasmin Mia nicht bei der nächst besten Gelegenheit an die Gurgel und sie war froh, als sie aus der Schule raus war. Sofort schnappte sich Kate ihre Freundin und zog sie schnellstmöglich hinter sich her.
„Warum hast du es denn so eilig?“, fragte Mia sie.
„Ich will vor Louis da sein, sonst kannst du doch gar nicht mit ihm reden. Ich bin mir sicher, wenn Louis da ist traust du dich noch weniger, um ihn nicht zu verletzen“, erwiderte Kate und zog sie weiter.
Die Schülerin konnte ihrer Freundin einfach nichts vor machen, dafür kannte sie sie einfach zu gut und sie hatte recht. Auch wenn sie wirklich kein Interesse an dem blonden Jungen hatte, so wollte sie ihn nicht noch unnötig verletzen. Ihr waren in solchen Momenten einfach die Gefühle andere wichtiger als die eigenen. In der Buchhandlung sahen sich die beiden Mädchen um, doch es war nirgends eine Spur von Johannes zu sehen.
„Er ist gar nicht da“, meinte Mia leise.
„Wer ist nicht da?“, fragte eine Stimme hinter den Beiden und sie wussten sofort, dass es Louis war.
„Das geht dich gar nichts an“, fuhr Kate ihn an.
„Es ist doch auch gar nicht weiter wichtig. Ich geh jetzt nach hause, kommst du Kate“, erwiderte Mia und verliess gemeinsam mit ihrer Freundin den Laden.
In der darauf folgenden Zeit schloss sie Louis doch sehr in ihr Herz und sah in ihm einen guten Freund, der ihr, genau wie Kate es tat, beistand. Die Drei unternahmen sehr viel zusammen und auch Kate schien Louis langsam zu mögen, denn sie stritt sich nicht mehr so viel mit ihm. In der ganzen Zeit, sah sie Johannes allerdings nicht wieder und so konnte sie ihm nicht danken, dass er Hussel nach hause gebracht hatte. Dann waren es nur noch zwei Wochen bis Weihnachten und somit war auch der Tag gekommen, an dem Mia sich mit ihrem Vater treffen würde. Sie war sehr nervös deswegen und Kate hatte ihr sogar schon angeboten mit zu kommen, doch Mia hatte dankend abgelehnt. Sie wollte sich alleine mit ihrem Vater treffen. Ihrer Mutter hatte sie natürlich von alle dem lieber nichts erzählt, sie war ja eh nicht zu Hause. Langsam machte sich die Schülerin auf den Weg und je näher sie dem Hotel, in dem ihr Vater abgestiegen war, kam, um so angespannter wurde sie. In ihrem Kopf war nur noch der Gedanke daran, was er ihr sagen wollte. Als sie in der Lobby des Hotel stand, sah sie sich um. Sie hatte mit ihrem Vater aus gemacht, dass sie sich hier treffen würden. Kurz schaute Mia auf ihre Armbanduhr, um sicher zu gehen, dass sie nicht zu früh war, doch sie war pünktlich.
„Mia, meine Kleine“, hörte sie jemanden sagen und wandte sich der Person.
Es gab nur einem Menschen auf der Welt, der sie noch immer Kleine nannte und das war ihr Vater. Ihr Vater kam lächelnd auf sie zu und schloss sie dann in seine Arme.
„Du bist ganz schön groß geworden“, meinte er und betrachtete sie etwas. „Und sehr hübsch.“
„Ach was Papa“, murmelte Mia etwas verlegen.
„Aber du bis immer noch genau so schüchtern wie früher“, sagte er und lachte etwas.
„Warum wolltest du dich denn jetzt mit mir treffen? Du hast geschrieben, dass es da etwas wichtiges gibt, was du mir sagen willst.“
„Am besten gehen wir rüber ins Café. Dort kann ich dir dann in Ruhe alles erklären.“
Mia nickte nur und folgte ihrem Vater. Nach dem sie im Café dann einen Schluck von ihrem Cappuccino genommen hatte, fragte sie ihren Vater erneut.
„Also endlich raus mit der Sprache. Was ist es denn jetzt?“
„Was ich dir nun sage meine Kleine, fällt mir nicht wirklich leicht, doch ich habe auch schon mit Mama darüber geredet und sie ist der gleichen Meinung wie ich. Mia, deine Mutter und ich, wir wollen uns trennen und ich möchte, dass du mit mir kommt. Natürlich erst, wenn du mit der Schule fertig bist. Du wolltest doch schon immer um die ganze Welt reisen.“
Die Schülerin hatte ihrem Vater aufmerksam zugehört, doch sie wusste nicht, was sie zu alle dem sagen sollte. Ihre Eltern wollten sich trennen, aber warum? Weil sie sich nicht mehr sahen? Oder weil es für Beide nur noch ihre Arbeit gab? Mia wusste es einfach nicht und sie wollte es einfach auch nicht verstehen.

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Tag der Veröffentlichung: 11.01.2011

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