Am nächsten Morgen wurde Hana von den ersten Sonnenstrahlen geweckt, die sie sanft an der Nase kitzelten. Noch leicht verschlafen öffnete sie ihre Augen und blinzelte etwas. Hana brauchte einen Moment, um sich zu erinnern wo sie eigentlich war und warum sie nicht in ihrem Bett lag.
Ich bin in der Digiwelt, schoss es ihr durch den Kopf.
Vorsichtig setzte sie sich auf und schaute sich um. Außer ihr war noch niemand wach. Behutsam stand sie auf, um die Baby-Digimon, die immernoch um sie lagen, nicht zu wecken. Hana wollte an den Fluss und sich den restlichen Schlaf aus den Augen waschen. Auf dem Weg zum Fluss sah sie sich etwas um. Die Stadt des ewigen Anfangs war wirklich sein sehr schöner Ort. Genau das richtige für die kleinen Baby-Digimon. Am Fluss angekommen ging Hana in die Hocke und schaute auf das vorbei fließende Wasser. Es war so klar, dass das Mädchen den Grund des Flusses deutlich sehen konnte. Leicht fuhr sie mit der Hand durchs Wasser. Es war angenehm warm. Hana wusch sich ihr Gesicht und fühlte sich gleich viel wacher.
„Hana! Hana wo bist du?“
ES war die Stimme von Gatomon, die das Mädchen gerufen hatte. Hana richtete sich auf und ging in die Richtung aus der die Stimme gekommen war.
„Ich bin hier Gatomon“, sagte sie, als sie ihr Digimon erreichte.
„Wo bist du denn gewesen?“, fragte Gatomon sofort.
„Ich war nur am Fluss und habe mir das Gesicht gewaschen.“
Von Gatomon konnte Hana ein leises erleichtertes Seufzen hören. Hatte sich ihr Digimon etwa Sorgen um sie gemacht? Aber warum denn? Was sollte ihr hier schon groß passieren?
„Wir müssen jetzt dort hin“, sprach das Katzendigimon und deutete auf die Gebirgskette am Horizont.
„Und was gibt es dort?“, fragte das braunhaarige Mädchen.
„Ich glaube dort, werden wir auf Verbündete treffe.“
Eich leichtes Lächeln umspielte die Lippen von Hana. Sie musste also nicht ganz alleine mit Gatomon kämpfen. Kurz warf sie ihrem Digimon einen Blick zu. Irgendetwas fehlte. Das war Hana bereist gestern aufgefallen, doch sie hatte nicht gewusste, was es war. Ihr Blick fiel auf Gatomons Schwanz und sie wusste nun was fehlte. Es fehlte der heilige Ring, den normalerweise jedes Gatomon trug.
„Gatomon kann ich dich etwas fragen?“, fragte Hana.
„Sicher. Was gibt es denn Hana?“, entgegnete Gatomon und schaute seine Partnerin an.
„Warum trägst du keinen heiligen Ring?“
„Du hast es bemerkt“
Hana antwortete mit einem leichten Nicken.
„Mir ist schon gestern aufgefallen, dass etwas fehlte. Ich wusste nur nicht genau, was es ist. Hast du ihn schon lange nicht mehr?“
„Ja ich habe ihn leider vor einiger Zeit verloren.“
Ein kurzes Schweigen trat ein, bevor Hana weiter fragte.
„Und du suchst ihn jetzt wahrscheinlich oder?“
„Genau. Ich hoffe ihn bald wieder zu finden. Eigentlich wollte ich nicht, dass du es so früh erfährst. Du hast doch jetzt sicher etwas Angst.“
Doch als Gatomon in das Gesicht von Hana sah, konnte es keine Spur von Angst finden. War diese Mädchen doch mutiger als es gedacht hatte?
„Sollten wir jetzt nicht langsam los?“, sprach Hana in die Gedanken von Gatomon hinein.
„Doch natürlich. Verabschieden wir uns noch von Elecmon und machen uns dann auf den Weg“, meinte Gatomon.
Die Digiritterin nickte und folge dem Digimon zurück zu den anderen.
„Ich wünsche euch viel Glück“, sagte Elecmon.
„Müsst ihr wirklich schon gehen?“, fragte ein Botamon, ein kleines schwarzes Digimon mit gelben Knopfaugen und zwei kleinen Ohren.
„Ja müssen wir. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns“, antwortete Hana.
„Kommt ihr uns wieder besuche?“
„Ganz sicher.“
Mit einem schwachen Lächeln streichelte Hana jedem Baby-Digimon liebevoll über den Kopf, bevor sie mit Gatomon die Stadt des ewigen Anfangs verliess.
„Die Kleinen haben dich wirklich schnell in ihre winzigen Herzen geschlossen“, sagte das Katzendigimon.
„Ja. Warum sind es eigentlich nur so wenige? Ich dachte immer, in der Stadt des ewigen Anfangs gäbe es duzende Baby-Digimon“, wollte Hana gerne wissen.
„Das wissen wir nicht genau. Es scheint seit einiger Zeit einfach immer weniger Digieier zu geben. Ich vermute, dass hängt mit der dunklen Macht zusammen, die unsere Welt bedroht.“
„Soll das heißen, wenn das nicht aufhört, werden keine Digimon mehr geboren?“
„Ich fürchte ja. Was auch immer uns da bedroht, versucht unseren Ursprung zu zerstören. Weißt du Hana, es sind schon sehr viele Digimon in der vergangenen Zeit gestorben. Wenn das so weitergeht, werden wir bald ausgelöscht sein.“
Hana blieb stehen. Wer konnte so etwas nur tun und eine ganze Art ausrotten wollen. Sie schüttelte den Kopf. Wer immer es auch war, er durfte nicht damit durchkommen. Wie aus einem Reflex heraus, schaute Hana auf ihre Digiwatch.
„Nanu was hat das denn zu bedeuten?“
Sie hatte den blinkenden Punkt bemerkt.
„Was ist denn Hana?“, fragte Gatomon.
Hana ging in die Hocke und zweigte dem Digimon den blinkenden Punkt auf ihrer Digiwatch. Das Digimon lächelte zufrieden.
„Ich hatte also recht. Sie ganz in der Nähe.“
„Wen meinst du?“
„Unsere Verbündeten. Lass uns weitergehen. Wir treffen sicher bald auf sie.“
Hana nickte und ging mit Gatomon weiter auf die Gebirgskette zu.
„Also bedeutet der Punkt auf der Digiwatch das ein Freund in der Nähe ist. Sehe ich das richtig?“, fragte das Mädchen.
„Dieser Punkt bedeutet das. Es gibt noch eine andere Art dieses Punkte. Wenn es ein schnell blinkender Punkt ist, dann bedeutet es, dass ein Feind in der Nähe ist.“
Hana nickte erneut und betrachtete die Digiwatch etwas genauer.
„Kann sie noch etwas?“
„Sie hat ein eingebautes Digiregister und dient zur Kommunikation.“
„Zur Kommunikation?“
Leicht verwundert sah Hana ihr Digimon an.
„Wie soll das denn gehen?“, fragte sie.
„Das zeig ich dir, wenn wir unsere Verbündete erreicht haben. Es funktioniert nämlich nur, wenn die beiden Digiwatchs aufeinander abgestimmt sind.“
Hana verstand und nickte.
„Das klingt logisch.“
Plötzlich rannte Gatomon los.
„Hey Gatomon was ist denn los?“, fragte Hana, doch sie bekam keinen Antwort.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihrem Digimon zu folgen. Es fiel Hana nicht leicht an Gatomon dran zu bleiben, da dieses ziemlich schnell war. Schon nach kurzer Zeit war das Mädchen außer Atem.
Ich hätte auf Kate hören sollen und mehr Sport treiben sollen, dachte sie und hielt sich etwas ihre Seite.
Sie hatte fiese Seitenstechen bekommen. Dann stolperte Hana über ihre eigenen Füße und wäre beinher gestürzt, wenn nicht jemand sie rechtzeitig festgehalten hätte.
„Immer schön langsam“, sagte eine sanft Stimme.
Das Mädchen sah auf und blickte in das Gesicht eines Leomons. Es stellte Hana wieder richtig hin und sie betrachtete es. Es war ein groß gewachsenes löwenähnliches Digimon. Sein Fell war leicht orange, doch seine Mähne war eher hellbraun. Es ging aufrecht genau wie Gatomon und trug eine schwarze Hose aus Leder.
„Bist du alleine Leomon?“, wollte Gatomon wissen.
Leomon wandte sich von Hana ab und schaute zu dem Katzendigimon.
„Nein bin ich nicht. Meine Begleitung ist dort drüben und ruht sich etwas aus. Wir sind schon eine ganze Weile unterwegs“, antwortete das Löwendigimon und deutete auf eine Felsenansammlung.
„Dann bist du also das Digimon eines Digiritters“, meinte Gatomon.
Leomon nickte.
„Ja so ist es. Lasst uns zu ihr gehen.“
Gemeinsam mit Gatomon ging Leomon zu den Felsen.
Ihr. Dann ist der andere Digiritter sicher auch ein Mädchen, ging es Hana durch den Kopf und sie freute sich etwas.
Ein Mädchen war wirklich besser, da sie eigentlich nicht wirklich gut mit Jungs auskam.
„Leomon was war denn los?“ hörte Hana eine Stimme fragen, nachdem sie den Digimon gefolgt war.
Sie kannte die Stimme und schaute an Leomon, das vor ihr stand, vorbei. Auf einem kleinen Felsen saß ein Mädchen mit langen dunkelblonden Haaren und einer Brille auf der Nase.
„Kate“, entfuhr es Hana glücklich.
Als Kate ihren Namen hörte, sah sie zu ihrer Freundin und strahlte.
„Meine Güte Hana.“
Das dunkelblonde Mädchen stand auf und umarmte Hana. Dies drückte sich leicht an sie.
„Ich bin ja so froh, dass du hier bist“, sagte Hana.
„Ich störe das Wiedersehen ja wirklich nur sehr ungern, aber wir müssen langsam weiter“, meldete sich Leomon zu Wort.
„Leomon hat recht. Der Weg ist noch weit. Also lasst und weiter gehen“, stimmte Gatomon ihm zu.
„Ist ok“, meinte Kate und ließ Hana los.
An ihrem rechten Handgelenk war, wie bei Hana, die Digiwatch befestigt. Nur das ihre nicht hellblau war, sonder dunkelrot.
„Das ist also deine Digiwatch“, stellte die Digiritter mir den kurzen braunen Haaren fest.
„Ja das ist sie“, sagte Kate mit einem Lächeln und hob ihren Arm etwas.
„Dann können wir sie ja jetzt aufeinander abstimmen. Aber wie geht das eigentlich?“
Hana wandte sich ihrem Digimon zu.
„Es ist eigentlich ganz einfach. Eure Digiwatchs müssen sich einfach nur kurz berühren“, erklärte Gatomon.
Die beiden Digiritterinnen verstanden und taten was das Digimon ihnen erklärt hatte. Als sich die Digiwachs berührten, leuchteten sie kurz stark auf.
„Jetzt könnt ihr selbst auf großer Entfernung miteinander kommunizieren“, sagte Leomon.
„Das ist ziemlich praktisch“, meinte Kate und betrachtete ihre Digiwatch.
„Können wir jetzt bitte endlich weiter gehen?“, drängte Gatomon etwas.
„Und wohin? Weiter auf die Gebirgskette zu?“, fragte Hana.
„Nein. Wir gehen jetzt Richtung Wald“, antwortete ihr Digimon und zeigte in die Richtung.
Nur ganz schwach waren am Horizont vereinzelte Baumwipfel zu erkennen. Es werde wohl ein weiter Weg bis dahin sein. Kate klammerte sich an Leomon und lächelte breit. Hana musste leicht lächeln. Ihre Freundin liebte Digimon einfach. Vielleicht war es ganz gut gewesen, dass nicht gerade sie in der Stadt des ewigen Anfangs war. Die kleinen Digimon hätten sich sicher ziemlich vor Kate erschreckt. Kate steckte einfach voller Energie, um die sie Hana manchmal richtig beneidete. Sie schien auch viel besser mit der Situation, dass sie in der Digiwelt waren, klar zu kommen. Hana war noch immer nicht ganz wohl bei der Sache. Ganz im Gedanken versunken folgte sie den anderen. Sie frage sich, was wohl noch auf sie zu kommen würden.
Tag der Veröffentlichung: 28.03.2010
Alle Rechte vorbehalten