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Prolog

Es kam mir so vor, als wäre es erst gestern gewesen ,dass ich hier auf die Erde gekommen war. Dort hatte ich ihn dann auch direkt am Anfang getroffen. Meinen überalles geliebten Arthur. Ich hatte mich von Anfang gleich in ihm verliebt, auch wenn ich dies nicht direkt zeigte. Denn auch meine neue Freundin Elisabeth war in den schönen Jungen verliebt. Aus Angst unsere Freundschaft zu zerstören, behielt ich meine Gefühle mich. Dies brachte mir allerdings nicht besonders viel, da Arthur mich und nicht Elisabeth liebte. Ich verlor meine erste richtige menschliche Freundin wegen der liebe. Es machte mich ziemlich fertig und dann erzählte mir Arthur auch noch sein dunkles Geheimnis. Er war ein Vampir. Es half mir aber nicht besonders über meinen Verlust von Elisabeth hinweg. Und dann tauchte auch noch Sophia auf. Sie war wie ich ein Engel. Sie wollte mir helfen, da sie gehört hatte, dass ich traurig war. Doch auch sie konnte mir nicht helfen. Kurz vor meiner Rückkehr ins Himmelsreich verliess mich Arthur einfach. Das gab mir einfach den Rest und ich kehrte mit gebrochenen Herzen ins Himmelsreich zurück.
Nach einen Jahr hatte mich Sophia dazu überredet, auf die Erde zurückzukehren und die Sache mit Arthur zu klären. Sie mochte ihn zwar nicht, aber sie wusste, dass er der einziger war, der meine Trauer besiegen konnte. Doch auf der Erde angekommen stellten wir fest, dass er nicht mehr in der Stadt war. Dafür passierte aber etwas anderes recht erfreuliches. Ich vertrug mich wieder mit Elisabeth, da diese schon längst wieder über Arthur hinweg war. Auch wenn ich mich sehr darüber freute, so fehlte Arthur mir trotzdem. Noch am gleichen Tag sah ich ihn wieder und er war nicht allein. Bei ihm war ein weiterer Vampir der sich Marcel nannte und sich als Arthurs Bruder vorstellte. Ich hätte endlich glücklich werden können, doch es tauchte jemand auf, der dies wohl nicht zulassen würde. Ein Vampirjäger mit dem Namen Aaron. Und nun stand ich jenem Vampirjäger gegenüber, um Arthur und Marcel zu schützen.


Kapitel 1 - Der Kampf beginnt

Ich hatte das Gefühl, dass die Zeit plötzlich stehen geblieben war. Aarons Wange wurde von Minute zu Minute röter und sogar etwas dicker.
"Wie kannst du es wagen", knurrte er mich an.
Unsanft und ziemlich feste griff er nach meiner Hand.
"Lass mich los. Du tust mir weh."
Doch Aaron dachte nicht daran, mich los zulassen. Vielleicht hätte ich auf Arthur hören sollen und hätte nicht zu Aaron gehen sollen, aber sie darüber jetzt noch Gedanken zu machen war eigentlich zu spät. Auf einmal spürte ich einen heftigen Ruck an meinem Arm und im nächsten Moment lag ich in den Armen von jemanden. Ich sah leicht auf und blickte in das Gesicht von Arthur. In seinen Augen funkelte purer Zorn.
"Wag es ja nie wieder so meine Freundin an zufassen", knurrte Arthur den Vampirjäger an.
Nun merkte ich, dass sowohl Sophia als auch Marcel bei Arthur waren. Auch sie sahen Aaron nicht gerade freundlich an. Leicht und etwas unbewusst drückte ich mich an Arthur.
"Da bist du ja endlich selbst Vampir und du hast dir Verstärkung mitgebracht. Hast du etwa Angst allein?", entgegnete Aaron mit einem breiten Grinsen.
Von Arthur kam nur ein bedrohliche klingendes Knurren als Antwort, doch das Grinsen verschwand nicht aus dem Gesicht des Jägers.
"Ich würde dich jetzt zu gerne in deine Einzelteile zerlegen, aber ich möchte Maria diesen Anblick gerne ersparen", sagte Arthur dann ziemlich wütend.
"Ich will mit dir kämpfen Vampir, aber hier ist etwas wenig Platz. Lass uns wo anders hingehen. Die Kleine muss ja nicht mitkommen", meinte Aaron und ging bereits los.
Arthur bleib noch einen Moment lang stehen, bevor er mich sanft weg drückte, um Aaron zu folgen. Ich packte ihn am Arm und hielt ihn fest.
"Geh nicht Arthur", murmelte ich.
Arthur sah zu mir und lächelte leicht.
"Keine Sorge Maria. Ich mach es schnell", sagte er ruhig zu mir, doch ich schüttelte heftig den Kopf.
"Ich....ich will nicht das du kämpfst. Gib es denn keinen anderen Weg?"
"Ich fürchte nicht. Der Junge lässt keinen anderen Weg zu. Er will eine direkte Konfrontation mit mir."
Sanft streichelte Arthur mir über die Wange und hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen.
"Ich will mitkommen. Ich will bei dir bleiben", sagte ich leise und krallte mich etwas an ihn.
"Maria eigentlich möchte ich lieber, wenn du hier bleibst", entgegnete Arthur.
Wieder schüttelte ich heftig den Kopf. Ich würde Arthur auf gar keinen Fall alleine lassen. Ein leises Seufzen nahm ich von ihm war, dann nickte er. Er nahm meine Hand und folgte mit mir Aaron, der schon kaum noch zusehen war. Auch Marcel und Sophia kamen mit uns. Auf eine großen mit Schnee bedeckten Wiese außerhalb der Stadt blieb Aaron stehen.
"Ich denke, dieser Platz ist gut", sagte er grinsend.
"Maria du und die anderen beiden bleibt hier am Rand verstanden. Ich will nicht, dass euch was passiert. Besonders nicht dir Maria", meinte Arthur, ließ meine Hand los und ging zu Aaron.
Am liebsten hätte ich ihn nicht gehen lassen, doch mir war klar, dass ich ihn nicht hätte aufhalten können. Auf einmal spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und fuhr herum. Es war nur Marcel, der mir ein aufmunterndes Lächeln schenkte.
"Mach dir keine Sorgen. Arthur kriegt das schon hin", meinte er.
"Er wird Aaron doch nicht wirklich töten wollen oder?", fragte ich recht leise.
"Arthur hat noch nie getötet, aber wenn der Junge es darauf anlegt, dann..."
Ich schluckte schwer und wandte meinen Blick wieder zu Arthur und Aaron. Arthur war also wirklich bereit Aarons Blut zu vergießen, wenn er nicht andren konnte. Die beiden standen sich gegenüber und keiner machte auch nur die geringste Bewegung. Da schnellte Aaron plötzlich vor, zog etwas aus seiner Tasche und schlug damit nach Arthur. Der Vampirjäger hatte eine Peitsche gezückt, die sich um Arthurs linken Arm gewickelt hatte. Aaron grinste zufrieden und zog die Peitsche weiter fest.
"Na Vampir. Willst du dich nicht wehren?", fragte er.
Arthur antwortete ihm nicht. Er stand einfach weiter ruhig da, denn linken Arm etwas gehoben und sah Aaron an. An seinem Gesicht konnte ich kein einziges Gefühl ablesen. Dann griff Arthur nach der Peitsche und zog einmal kräftig dran, sodass Aaron fast stürzte. Schnell zog der Jäger seine Peitsche zurück und funkelte meinen Freund an.
"Hm du bist stark Vampir. Das könnte interessant werden", meinte Aaron.
"Verschwinde solange ich mich noch kontrollieren kann", knurrte Arthur.
"Ich hab keine Angst vor dir. Schon viel zu lange warte ich darauf mit einem Vampir zu kämpfen und ihn zu töten."
Erneut hob Aaron seine Peitsche, um nach Arthur zu schlagen. Ich hatte endgültig genug. Ich wollte das nicht weiter mit ansehen und ehe ich mich versah, war ich auch schon los gerannt. Hinter mir hörte ich noch Marcel und Sophia nach mir rufen, doch ich stand schon zwischen den beiden Kämpfenden. Ein kräftiger Schmerz tauchte wie aus dem Nichts in meiner linken Wange auf und etwas warme floss sie runter, bevor es in den weißen Schnee tropfte. Ich hatte den Schlag der Peitsche, der für Arthur bestimmt war, abgefangen. Vorsichtig gleitete ich mit den Fingern über die Stelle, an der mich die Peitsche getroffen hatte, und betrachtete sie dann. Mein Blut klebte an ihnen. Aarons Peitsche hatte eine tiefe Wunde verursacht.
"Misch dich nicht ein", fauchte Aaron.
"Wie kannst du es wagen meine Maria zu verletzen", knurrte Arthur.
Doch bevor er noch etwas tun konnte, hatte ich meine Flügel ausgebreitet. Weiterhin tropfte mein Blut in den Schnee und färbte diesen rot, aber das war jetzt egal. Aaron wich, anscheinend verwundert, zurück und starrte mich an.
"Es reicht jetzt", sagte ich ruhig.
"Das bist du also. Ein Engel. Aber ich verstehe nicht", murmelte Aaron.
"Was verstehst du nicht?", fragte ich nach.
"Du bist ein Engel. Ein Geschöpf der Reinheit und des Lichtes. Warum steht jemand wie du auf der Seite eines Blutsaugers wie dem."
Er deutet auf Arthur.
"Du hörst dich an wie Sophia", meinte ich und war einen kurzen Blick zu ihr.
"Also noch ein Engel", entgegnete Aaron und sah auch zu Sophia.
"Ja so ist es. Sie redet manchmal genau wie du von Arthur, aber das hat in letzter Zeit etwas nach gelassen. Du hast ein Vorurteil ihm gegenüber und bildest dir einen Meinung über ihn, ohne Arthur überhaupt richtig zu kennen. Für dich sind alle Vampire einfach gleich, aber das ist falsch. Ich gebe zu, ich habe noch nicht viele Vampire getroffen und vielleicht gibt es auch einige böse, aber Arthur gehört sicher nicht zu ihnen."
Aaron schnaubte heftig und sein Atem war in der kalten Luft deutlich zu sehen.
"So ein verdammter Unsinn. Er wartet doch nur auf den richtigen Moment, dir dein reines Blut auszusaugen", meinte er.
Er wollte es anscheinend nicht kapieren. Aaron wollte wohl einfach nicht wahr haben, dass Arthur anders war als er dachte. Ich wollte noch etwas sagen, doch Arthur, der jetzt neben mir stand, legte mir seine Hand auf die Schulter.
"Lass es gut sein Maria. Wenn er es nicht kapieren will, dann ist es seine eigene Schuld", meinte Arthur.
"Pah. Lass uns weiter machen Vampir. Ich warte nur sehr ungern", zischte der junge Vampirjäger und hob bereits wieder seine Peitsche.
"Ihr werdet nicht kämpfen. Das will ich nicht", meinte ich und breitete meine Flügel noch weiter aus, sodass vereinzelt Feldern durch die kalte Luft gleiteten.
Mit ernstem und festen Blick sah ich Aaron an.
"Lass deine Waffe fallen", sagte ich ernst, dass es fast wie ein Befehl klang.
Aaron zögerte erst, bevor er langsam seinen Arm senkte. Es wunderte mich, dass er tat, was ich ihm sagte. Ein Schuss ertönte und Aaron ließ seine Peitsche in den Schnee fallen. Der Schuss hatte Aarons Arm getroffen und Blut strömte aus der Wunde in den Schnee. Ich drehte mich um und entdeckte zwei Gestalten hinter uns. Die eine hielt einen Revolver in der Hand. Sie musste auf Aaron geschossen haben.


Kapitel 2 – Die fremden Gestalten

Die beiden Gestalten kamen auf uns zu und blieben unmittelbar vor uns stehen. Es waren eine junge Frau hatte langes hellblondes Haar, welches ihr bis zur Hüfte ging und blaue Augen, Bei war ihr ein Junge mit kurzem leicht strubigem dunkelbraune Haare und dunkelgrünen Augen. Beide hatten blasse Haut, genau wie Arthur und Marcel. Ob sie auch Vampire waren? In der Hand des Jungens war der Revolver, den er noch immer fest hielt.
„Du kannst in weg stecken Pierre. Ich denke,du wirst ihn fürs Erste nicht mehr brauchen“, sprach die junge Frau.
Der Junge mit dem Namen Pierre nickte nur kurz und steckte den Revolver zurück in den Halfter unter seiner Jacke. Ich mochte die beiden irgendwie nicht und was mich jetzt am meisten interessierte war, warum dieser Pierre auf Aaron geschossen hatte. Gerade wollte ich meinen Mund öffnen, um etwas zusagen, als mir die junge Frau zuvor kam.
„Es ist lange her Arthur“, sagte sie.
Völlig verwundert sah ich zwischen Arthur und der jungen Frau hin und her. Arthur kannte sie also, aber woher denn nur?
„Was willst du Stephanie?“, fragte Arthur.
„Begrüßt man so eine alte Freundin?“, entgegnete Stephanie.
„Wir sind keine alten Freunde das weißt du.“
„Du bist immernoch genau so niedlich wie damals Arthur. Ach ja darf ich dir vorstellen. Mein Partner Pierre vorstellen.“

Mit einer kurzen Handbewegung deutete Stephanie auf den recht schweigsamen Jungen neben sich. Dieser nickte Arthur nur kurz zu.
„Es interessiert mich nicht, wer das ist. Nimm ihn einfach und verschwinde wieder von hier“, sagte Arthur und drehte sich von Stephanie weg.
„Ach Arthur sei doch nicht so fies zu mir“, erwiderte Stephanie und klammerte sich an Arthurs Arm.
„Lass Arthurs los“, sagte ich.
Langsam war ich wirklich wütend geworden und ich zerrte sie von Arthur weg. Im nächsten Moment spürte ich kalten Stahl an meiner linken Schläfe. Ein kurzer Seitenblick verriet mir, dass Pierre mir den Lauf seinen Revolver an den Kopf drücke. Jederzeit dazu bereit abzudrücken.
„Schon gut Pierre“, meinte Stephanie und wandte sich mir zu.
Pierre gehorchte ihr sofort und ließ seine Waffe sinken.
„Du bist also der kleine Engel der meinem Arthur den Kopf verdreht hat. Man redet viel von dir bei uns“, sprach Stephanie.
Leise zischte ich sie an. Was hieß hier ihr Arthur und was interessierte es mich, ob die Vampire über mich redeten. Arthur war mein Freund und nicht ihrer. Ich zog meine Flügel zurück und ließ meinen Blick weiterhin auf Stephanie ruhen. Sie grinste mich frech an und ich konnte deutlich ihre spitzen Eckzähne sehen.
„Noch mehr Blutsauger“, ertönte die knurrende Stimme von Aaron.
Ihn hatte ich ja ganz vergessen. Schnell drehte ich mich zu ihm. Aus seiner Wunde floss immer noch Blut. Zwar nicht mehr sehr stark, aber der Schnee unter ihm färbte sich weiterhin rot.
„Hast du dir etwa Verstärkung geholt Vampir“, murrte er Arthur an, während er sich seine Wunde hielt.
Ich ging ein paar Schritte auf Aaron zu, um ihm zu helfen, doch er fauchte mich an.
„Bleib bloß weg von mir.“
„Aber Aaron ich will dir helfen“, meinte ich.
„Ich will deine Hilfe nicht. Du bis nicht besser als diese Blutsauger. Du hast deinen Herren verraten.“
Aaron war im Unrecht. Ich hatte den Herren nicht verraten. Der Herr selbst hatte mich dazu aufgefordert, mich meiner Liebe zu Arthur hinzugeben, um endlich den langen Streit bei zulegen. Doch ich kam nicht dazu es ihm zusagen, denn Stephanie sprach wieder.
„Wie ich sehe, scheinen wir dir geholfen zu haben. Ich nehme mal an, er ist ein Vampirjäger“, sagte sie und deutete auf Aaron.
„Ja und. Ich habe nie um eure Hilfe gebeten. Ich wäre sehr gut alleine klargekommen“, knurrte Arthur leicht ohne Stephanie auch nur anzusehen.
„Seit wann kämpfst du den?“, fragte sie und warf mir einen kurzen Blick zu. „Ah ich verstehe schon. Mein hat deinem kleinen Engel weh getan. Der Zorn hat dich wohl dazu getrieben.“
„Es geht dich nichts an ob und warum ich kämpfe. Jetzt nimm endlich deinen Kumpel und verschwinde. Ich will dich nie wiedersehen“, zischte Arthur sie wütend an.
Aber Stephanie dachte nicht daran abzuhauen. Langsam wurde ich immer mehr verwirrt. Woher kannte Arthur diese Stephanie nur und warum hatte er so eine Abneigung gegen sie?
„Bevor wir weiter reden sollten wir uns vielleicht um dein kleines Problem kümmern“, meinte Stephanie und schnippste mit den Fingern.
Pierre nickte nur und richtete seinen Revolver auf Aaron. Wollte er den Vampirjäger etwa erschießen.
„Fahr zur Hölle Jäger“, sagte Pierre mit einem deutlichen Grinsen auf den Lippen und drückte ab.
Ein lauter Knall ertönte und einige Vögel, die in den Bäumen saßen, flogen verschreckt davon. Ohne zu zögern hatte ich mich vor Aaron gestellt und spürte, wie sich die Kugel durch meine rechte Schulter bohrte. Ich sank auf meine Knie und hielt mir meine schmerzende Schulter. Ich merkte, wie mein Blut die Hand runter floss und langsam in den Schnee tropft.
„Warum hast du mich beschützt?“, fragte Aaron.
Mit einem schwachen Lächeln sah ich zu ihm.
„Ich kann dich doch nicht einfach sterben lassen. Außerdem bist du im unrecht mit dem was du vorhin gesagt hast. Ich habe den Herrn nicht verraten. Der Herr selbst unterstützt meine Liebe“, antwortete ich.
„Marie!“, rief Arthur und kam schnell zu mir gelaufen.
Arthur fasste mich zwar nur ganz vorsichtig an, doch ich zuckte trotzdem heftig zusammen. Die Schmerzen waren unerträglich.
„Hast du sehr starke Schmerzen?“, fragte er mich voller Sorge.
„Es...es geht schon“, murmelte ich schwach.
Die Schmerzen würden sicher bald nach lassen. Ich hatte in einem Buch in der Engelsbibliothek gelesen, dass die Wunden von Engeln viel schneller heilten als die von Menschen. Kurz kniff ich vor Schmerzen die Augen zusammen, doch ich konnte spüren, wie sich die Wunde einmälig schloss.
„Du verdammter Mistkerl“, fauchte Arthur.
Er hatte inzwischen von mir abgelassen und war zur Pierre gegangen. Diesen packte er mit beiden Händen feste am Kragen. Arthur war wirklich richtig sauer.
„Fass mich nicht an“, knurrte Pierre, doch Arthur dachte nicht daran ihn los zulassen.
Plötzlich stand Stephanie hinter Arthur und drückte ihm die schlanke Klinge eines Dolchs an den Hals.
„Lass ihn sofort los Arthur“, zischte sie.
„Stephanie du weißt, dass du mich damit nicht verletzen kannst“, entgegnete Arthur.
Stephanie drückte etwas fester zu und eine schwarze Flüssigkeit trat hervor, die Arthurs Hals runter lief. Schlagartig ließ Arthur Pierre los und fasste sich an die Stelle.
„Was ist das für ein Dolch“, fragte er.
Auf Stephanies Gesicht erschien ein leichtes Grinsen.
„Er war nicht leicht zu bekommen. Ich habe ewig nach ihm gesucht. Er ist einer der Waffen, die die Menschen im Laufe der Zeit entwickelt haben, um uns zu töten“, antwortete sie immernoch grinsend.
„Ich dachte, es wäre nur eine Legende.“
„Oh ganz und gar nicht. Es ist alles war. Zu erst erschafften die Menschen eine Dolch. Danach tauchte dann auch noch ein Revolver auf, um uns zu töten. Und die neuste Waffe der Menschen ist eine einfache Peitsche, die sich aber mit Leichtigkeit in unsere Haut brennt.“
Waffen um Vampire zu töten? Hassten die Menschen die Vampire wirklich so sehr? Ich rappelte mich vorsichtig auf. Meine Wunde hatte sich bereits vollkommen geschlossen.
„Maria geht es dir gut?“, fragte mich Sophia, die auf mich zugeeilt kam.
Ich nickte nur schwach.
„Du siehst blass aus“, meinte Marcel, Sophia folgte.
„Ah wenn das nicht Marcel ist“, sagte Stephanie und wandte sich ihm zu.
„Stephanie verschwinde. Du bist hier nicht willkommen. Du und dein Freund habt genug angerichtet“, knurrte Marcel.
„Ich verstehe schon. Pierre und ich ziehen uns erstmal zurück. Wir bleiben aber noch etwas in der Stadt und da sehen wir uns sicher nochmal.“
Mit diesen Worten verschwanden die beiden einfach. Mein Kopf fühlte sich furchtbar leer an. Ich verstand einfach gar nichts mehr von dem, was plötzlich um mich herum passierte. Warum waren diese beiden Vampire hier aufgetaucht? Was hatten Marcel und Arthur mit Stephanie zu tun? Ich war immernoch etwas schwach und so ließen meine Beine einfach nach. Arthur hatte zum Glück eine schnelle Reaktion und fing mich auf.
„Am besten bring ich dich jetzt nach hause Maria. Es war doch recht anstrengte für dich“, meinte Arthur.
Ich murmelte nur ein leise ja und kuschelte mich an ihn. Dann fielen mir die Augen zu und alles um mich herum tauchte sich in ein tief dunkles Schwarz.


Kapitel 3 - Krieg zwischen Engel und Vampiren


Als ich langsam wieder zu mir kam, lag ich in meinem warme weichen Bett. Arthur hatte mich also nach Hause gebracht. Vorsichtig setzte ich mich mit dem Oberkörper auf. Mir war noch etwas schwindelig, aber Schmerzen hatte ich keine mehr. Meine Wunde war bereits komplett verheilt. Aus dem Zimmer neben an drangen gedämpfte Stimmen zu mir durch. Zwar konnte ich nicht verstehen was sie sagten, doch erkannte ich sie als die Stimmen von Sophia, Arthur und Marcel.
Worüber sie wohl sprechen?, fragte ich mich und sah ganz in Gedanken versunken aus dem Fenster.
Plötzlich verstummten die Stimmen und was wurde wieder ganz still im Haus. Kurz darauf konnte ich Schritte hörten, die in die Richtung meines Zimmers kamen. Sicher war es Arthur, der nach mir sehen wollte. Doch als sich die Zimmertür öffnete, war nicht er es, der mein Zimmer betrat.
„Du bist ja wieder wach“, sagte Marcel und schenkte mir ein sanftes Lächeln.
„Ja bin ich. Wo ist den Arthur?“, wollte ich wissen.
„Bist du etwa enttäuscht, weil ich zu dir gekommen und nicht Arthur?“
„Nein so war das nicht gemeint“, sagte ich und eine leichte Röte stieg in meine Wangen.
„Er ist weg“, sagte Sophia, die nun hinter Marcel aufgetaucht war.
„Wie meinst du das weg?“, fragte ich, denn ich verstand nicht ganz, warum Arthur jetzt einfach verschwinden sollte.
„Er war noch ziemlich aufgebracht wegen der Sachen mit dem Vampirjäger und das mit Stephanie“, erklärte mir Marcel. „Er will sich erst mal wieder einkriegen, bevor er dir wieder unter die Augen treten kann.“
Ich senkte meinen Blick und starrte auf meine Bettdecke. Wieder war Arthur fortgegangen wegen mir.
„Marcel was verbindet dich und Arthur eigentlich mit dieser Stephanie?“, fragte ich.
In mir taten sich viele neue Fragen auf, die ich gerne beantwortet haben hätte.
„Wir haben sie vor langer Zeit auf unserer Reise aufgegabelt und sind etwas mit ihr gereist. Sie ist schwer in Arthur verliebt“, antwortete mir Marcel nach einer kurzen Pause.
„Warum haben sich eure Wege dann getrennt?“
„Stephanie hat Menschen getötet.“
„Aber wenn sie das Blut brauchte, dann....dann müsste das doch ok sein.“
Doch der Vampir schüttelte den Kopf.
„Ein Vampir der das menschliche Blut braucht, würde sich niemals mit einem von uns abgeben. Stephanie ist genau so wie wir. Sie verträgt das Blut nicht.“
„Warum hat sie es dann getan?“
„Das wissen wir nicht genau, aber ich habe eine Vermutung. Dafür muss ich dir aber mehr über uns Vampire erzählen. Wir teilen uns in zwei Arten von Vampire. Die reinen Vampire und die gebissenen Vampire. Diese beiden Arten teilen sich noch ein weiteres Mal unzwar in die, die das Blut nicht vertragen. Sie sind in beiden Fällen die Außenseiter und werden von niemanden akzeptiert.“
Ich nickte leicht. So weit verstand ich ja das ganze, aber war hatte das jetzt mit Stephanie zu tun?
„Gut. Die Menschen haben seit je her immer die reinblütigen Vampire gejagt und getötet, da dies für die Menschen die gefährlichsten sind. Sie sind die, die Menschen zu gebissenen Vampiren machen. Ich habe die Vermutung, dass Stephanie ein reinblütiger Vampir unserer Art ist. Diese wurde auch immer getötet, obwohl sie den Menschen nie etwas zu leide taten. Alles reinen Vampire hegen deshalb einen ziemlichen Groll gegen die Menschen. Ich nehme an, das ist der Grund, warum sie die Menschen getötet hat.“
Eine weitere Frage drängte sich mir auf.
„Du sagtest, nur Reinblüter könnten aus Menschen Vampire machen und du hast doch aus Arthur einen gemacht, heißt das, du bist ein Reinblüter?“, fragte ich nach anfänglichen zögern.
Ein schwaches Lächeln huschte über die Lippen von Marcel und er nickte.
„Ja so ist es. Ich bin ein Reinblüter, aber es gibt noch etwas, dass mir Sorgen bereitet.“
„Und was wäre das?“, fragte Sophia, die auch die ganze Zeit aufmerksam zugehört hatte.
„Es war erst Ruhe unter den Vampire eingekehrt, nach dem sie von Maria und Arthur erfahren haben. Doch jetzt werden sie plötzlich wieder unruhig. Es gibt so gar Gerüchte über seinen zweiten Krieg.“
„Ein zweiter Krieg wäre nicht gut“, meinte Sophia etwas nachdenklich.
„Aber warum sollte es einen zweiten Krieg geben? Ich verstehe das nicht“, mischte ich mich ein.
„Ach ja stimmt ja. Bei den Engel weiß ja niemand mehr, warum es den Krieg eigentlich gar. Willst du die Geschichte hören?“, sagte Marcel und ich nickte.
Er nahm auf meinem Bett platz und begang zu erzählen.
„Der Krieg ist jetzt um die 500 Jahre her. Damals lebten Engel und Vampire noch ziemlich in Eintracht, was auch einfacher war, da es auf der Erde keine Engel gab. Bis zu dem Tag, als der erste Schutzengel auf die Erde kam. Es war eine junge Frau die, wenn ich mich richtig erinnere, auf den Namen Maria hörte. Ihre Aufgabe war es, über ein kleines Mädchen zu wachen. Dabei blieb es natürlich nicht, denn sie begang nebenbei die Erde zu erkunden. Bei dieser Erkundung traf sie den Vampir Theodor. Sie war auf der Stelle fasziniert von ihm gewesen und konnte ihn nicht mehr vergessen. Auch Theodor hatte Maria bemerkt und sich in sie verliebt. So eine Liebe hatte es noch nie gegeben und die meisten Vampire lehnten die Beziehung der Beiden ab. Die Engel hingegen gaben sich im Großen und Ganzen mit der Entscheidung von Maria zufrieden, solange sie ihre Aufgabe nicht vergaß, aber genau dies geschah. Maria war so auf Theodor konzentriert, dass sie das Mädchen, über das sie wachen sollte, völlig vergaß und dieses dann starb. Nach dieser Sache wurden die Engel etwas unruhig. Ein Engel durfte seine Aufgabe nicht vor seine eigenen Wüschen stellen. Auch Maria war ziemlich fertig nach dem Tod des Mädchen und wandte sich langsam von Theodor ab, bis sie beschoss, zurück ins Reich der Engel zukehren. Theodor ließ sie natürlich ziehen in der Hoffnung, sie würde sich erholen und zu ihm zurückkommen. Doch Maria kam nie im Reich der Engel an. Ein paar Vampire, die von Anfang an gegen die Beziehung waren, töteten sie.“
Marcel machte eine kurze Pause und sah mich an.
„Willst du den Rest auch noch hören?“, fragte er mich und ich nickte.
Er fuhr fort.
„Nun gut. Die Engel waren erzürnt über diesen Mord an einen unschuldigen, verletzen Engel. Sie erwarteten eigentlich, dass Theodor seine Geliebte rächte, doch es kam alles ganz anders. Er folgte ihr in den Tod. Was ziemlich sinnlos war, denn, so weit ich weiß, werden Engel, die sterben, als Menschen wieder geboren“, während er sprach, sah er zu Sophia, die nickt.
„Ja so ist das. Engel haben die Möglichkeit wieder geboren zu werden. Ich nehmen an, der Schutzengel hat diesen Weg gewählt, weil sie sicher den Vampir wieder sehen wollte. So bald ein Engel sich für eine Wiedergeburt entscheidet, bekommt er nichts mehr vor der Außenwelt mit. Ich bin erstaunt. Du weiß ziemlich gut bescheid“, meinte sie und warf dem Vampir einen kurzen Blick zu.
„Ich bin seit über 500 Jahren ein Vampir. Ich habe den Krieg selbst mit erlebt. Um genau zu sein, war ich ein Freund von Theodor. Wir sind zusammen aufgewachsen“, antwortete er.
„Wie..wie werden eigentlich reine Vampire zu reinen Vampiren? Sie müssen ja auch irgendwo herkommen“, fragte ich.
Auch diese Frage hatte mich jetzt schon eine Weile bedrückt. Ich verstand ja, dass er gebissene Vampire nur durch reine Vampire geben konnte, aber diese mussten ja auch irgendwie „erschaffen“ werden.
„Ich hab auf diese Frage eigentlich nur gewartet. Es ist eigentlich ziemlich einfach. Reinblütige Vampire werden genau so wie Menschenkinder geboren und altern genau so wie diese. Allerdings können wir den Alterungsprozess zu einem beliebigen Zeitpunkt stoppen. Wir können dann zum Beispiel für immer 18 bleiben, aber danach können wir nie wieder weiter altern. Gebissene Vampire behalten das Alter, das sie hatten, als sie gebissen wurden“, erklärte mir Marcel.
„Und warum kam es dann zum Krieg? Maria und Theodor waren doch Tod. Es gab keinen Grund zu kämpfen.“
„Im Grunde magst du recht haben. Zu kämpfen machte überhaupt keinen Sinn und trotzdem kam es zum Krieg. Ich kann dir leider nicht sagen, wer es angezettelt hat, aber ich weiß, dass die Vampire ziemlich wütend auf die Engel waren. Sie gaben ihnen die Schult am Tod von Theodor. Vielleicht war das sogar der Auslöser für den Krieg. Du musst wissen Maria, dass Theodor ein ziemlich hochrangiger Reinblüter war.“
Diese Geschichte war wirklich sehr traurig. Die beiden hatten sich geliebt und wollten nur zusammen sein, doch niemand wollte ihnen ihre Liebe gönnen.
„Aber was hat das jetzt mit Arthur und mir zu tun?“
Marcels Gesicht wurde nun ziemlich ernst.
„Die Vampire haben Angst, dass es sich wiederholt. Zwar ist es ihnen egal wenn Arthur stirbt, aber wenn es wieder zum Krieg kommen würde, würden sie endgültig vernichtet werden. Es gibt nicht mehr sehr viele von uns. Besonders Reinblüter sind sehr sehr selten geworden.“
„Dann war das also der genaue Grund, warum Arthur damals gegangen ist?“, fragte ich nach.
„Ja so ist es. Ich habe ihm alles über den Krieg erzählt, aber das ich mit Theodor befreundet war, dass weiß er nicht. Ich habe mit ihm noch nicht über meine Vergangenheit gesprochen und dafür besteht auch gar kein Grund.“
„Da fällt mir aber ein, dass Arthur einmal gesagt hat, dass du gar nicht weiß, wie du ein Vampir geworden bist.“
„Nun das ist das, was ich Arthur erzählt habe, als er mich einmal danach fragt.“
Ich verstand das alles noch nicht so richtig, aber ich verstand, dass sich das Geschehnis von vor 500 Jahren nicht wieder holen durfte. Snow kam ins Zimmer und sprang zu mir aufs Bett. Sie schmiegte sich an mich und begang leise zur Schnurren. Ich musste lächeln. Sie war wirklich ein süßes Kätzchen.
„Ach hier seit ihr alle“, sagte eine Stimme an meiner geöffneten Zimmertür und ich sah auf.
Es war Arthur, der etwas verschwitzt war. So hatte ich ihn noch nie gesehen.
„Was hast du denn gemacht?“, fragte ich.
„Ich war auf der jagt“, antwortete er mir und kam zum Bett.
Natürlich begang die kleine Snow sofort ihn an zu fauchen und Arthur blieb abrupt wieder stehen.
„Die Kleine scheint mich immernoch nicht zu mögen“, sagte er und es klang etwas enttäuscht.
Plötzlich hörte ich schnelle Schritte und Elisabeth kam in mein Zimmer gestürmt. Sie war ziemlich außer Atem.
„Lis wie bist du denn hier rein gekommen?“, fragte ich verwundert.
„Die Tür war nicht richtig zu“, sagte meine Freundin und holte immerwieder Luft.
„Was ist denn passiert?“
„Es ist so schrecklich. Man hat eine Leiche in der Schule gefunden.“


Kapitel 4 - Das Morden beginnt

Das Gesicht von Elisabeth war leichenblass und ich hatte Angst, sie würde jeden Moment umkippen. Ich stand schnell auf, um zu ihr zu gehen. Snow, die noch auf meinem Bett gesessen hatte, passte das gar nicht. Sie sprang runter und mauzte mich beleidigt an. Das bekam ich aber alles gar nicht so mit. Für mich zählte in diesem Moment nur meine Freundin. Ich schloss sie in meine Arme und spürte wie sie etwas zitterte. Es musste wirklich schlimm gewesen sein, was sie gesehen hatte.
„Ganz ruhig Lis“, versuchte ich sie etwas zu beruhigen, doch das gelang mir nicht.
Sie zitterte weiter.
„Was genau ist denn passiert?“, hörte ich Marcel fragen.
Ich fand es jetzt sehr unpassend Elisabeth zu fragen, was passiert war und wollte gerade etwas sagen, doch das blonde Mädchen kam mir zu vor.
„Ich bin nochmal zurück zur Schule gegangen, weil ich etwas vergessen hatte. Ich ging über den Schulhof und dann sah...sah...“
Weiter sprach sie nicht, sondern fing an zu weinen. Der Schock musste wirklich tief sitzen. Elisabeth tat mir Leid, dass sie so was mit ansehen musste. Aus dem Augenwinkeln sah ich, wie Marcel etwas zu Arthur sagte und dieser dann das Zimmer verliess. Wo wollte er denn jetzt hin? Wussten er und Marcel etwa wer für den Toten verantwortlich war?
„Sophia. Kannst du dich bitte um Lis kümmern?“, fragte ich und sie nickte.
Sie nahm Elisabeth in den Arm und ich folgte Arthur. Zum Glück war er noch nicht weit gekommen, sodass ich ihn noch erwischte. Ich hielt ihm an seinem Ärmel fest.
„Arthur wo gehst du hin?“, wollte ich wissen.
Mein Freund drehte sich zu mir um und sah mich mit seinen eisblauen Augen an.
„Lauf mir nicht nach Maria. Du solltest lieber bei Lis bleiben“, sagte er mit ruhiger Stimme.
„Ich möchte aber mit dir gehen“, entgegnete ich ihm und sah ihn an.
„Du musst dich noch etwas ausruhen. Du wurdest immerhin an der Schulter verletzt.“
„Meine Verletzung ist schon längst verheilt. Ich möchte dich nicht gerne alleine gehen lassen. Ich habe Angst, dass dir auch was passiert.“
Einen Momentlang sah mich Arthur an, dann lächelte er leicht.
„Es wird mir schon nichts passieren. Ich kann auf mich aufpassen. Du bleibst jetzt bitte hier und wartest auf mich. Ich bin bald wieder da“, meinte er.
Er kam zu mir, küsste mich kurz auf die Stirn und war dann verschwunden. Ich würde aber sicher nicht einfach zu Hause rum sitzen und auf ihn warten. Ich hatte so eine Ahnung, wo er hingehen würde. Er wollte sich sicher die Leiche ansehen, die man auf dem Schulhof gefunden hatte. Nur verstand ich nicht warum? Auch ich machte mich jetzt auf den Weg zur Schule. Ich wollte meinen Freund einfach nicht alleine lassen. An der Schule angekommen, standen schon viele Menschen dort und schienen sich das ganze anzusehen. Schaulustige waren diese Menschen. Immer ganz nah dabei, wenn etwas schlimmes passierte. Ich versuchte mich nach vorne durchzukämpfen, um wenigsten ein bisschen was zu sehen, doch ich schaffte es nicht. Aufeinmal packte mich jemand an der Schulter und zog mich zurück. Als ich zu der Person sah, sah ich in zwei hellblaue Augen. Es war Aaron. Etwas verwundert schaute ich ihn an. Sollte er nicht lieber seine Verletzung auskurieren? Es war zwar nur ein Streifschuss gewesen, doch es musste ihn trotzdem ziemlich weh tun. Er war schließlich nur ein Mensch. Ohne ein Wort zu sagen, zog er mich hinter sich her. Wo wollte er nur mit mir hin? Ich ließ mich mitziehen, weil ich schon etwas neugierig war. Wenig später standen wir beide auf dem Schuldach und Aaron zog mich zum Rand. Von hier oben konnte man genau auf den Schulhof blicken.
„Das wolltest du doch sehen“, sagte der Vampirjäger plötzlich zu mir.
Ich nickte nur leicht und beugte mich noch etwa vor, um besser zu sehen. Aaron packte mich am Arm.
„Du solltest aufpassen. Da geht es tief runter.“
Hörte ich da etwa etwas Sorge aus seiner Stimme heraus?
„Ich pass schon auf mich auf. So schnell falle ich nicht“, entgegnete ich ihm mit einem Lächeln.
Schnell ließ er mich wieder los und setzte sich hin.
„Warum hilfst du mir eigentlich?“, wollte ich wissen.
Ich konnte es mir nicht erklären. Ich stand schließlich auf Arthurs Seite und war so auch nichts anderes als eine Verräterin in seinen Augen.
„Ich will einfach nicht noch in deiner Schuld stehen“, kam es murmelnd von ihm.
Ich glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Er wollte sich so für meine Hilfe bedanken. Ein sanftes Lächeln erschien auf meinen Lippen.
„Aber das musst du doch nicht tun, nur um deine Schuld zu begleichen. Du musst nicht in meiner Schuld stehen“, meinte ich.
„Tu ich aber. Wenn du nicht vor mir gestanden hättest, dann...“, er sprach nicht weiter und senke seinen Blick. „Ich bin ein schlechter Vampirjäger. Wenn meine Vorfahren mich so sehen würden, dann würden sie sich für mich schämen.“
Ich ging zu ihm und setzte mich neben ihn.
„Es ist doch sicher schwer für dich, die Erwartungen deiner Familie zu erfüllen“, meinte ich.
Aaron hob seinen Blick wieder und sah mich ein. Schwach lächelte er.
„Vielleicht bist du doch nicht so schlimm wie ich dachte“, entgegnete er.
Leicht frech streckte ich ihm die Zunge raus und lachte dann. Auch der Vampirjäger lachte etwas. Zum ersten mal hörte ich ihn lachen. Es war wirklich nicht besonders leicht für ihn und irgendwie Tat er mir etwas Leid. Abrupt hörte Aaron auf zu Lachen.
„Für so was ist gar keine Zeit. Du weißt doch sicher etwas darüber“, sagte er und deutete in Richtung Dachrand.
„Nein, ich weiß nicht wirklich etwas. Arthur scheint aber etwas zu wissen. Ich wollte mir das Ganze eigentlich nur mal ansehen, doch sie haben die Leiche schon weggebracht“, antwortete ich.
„Ich hab sie gesehen. Das Opfer war ein Mädchen und war wohl in unserem Jahrgang. Ihr war die Kehle durchgeschnitten. Wahrscheinlich mit einem Messer oder einem...“
„Einem Dolch“, unterbrach ich ihn.
Konnte es sein, dass dies das Werk von Stephanie und Pierre war? Stephanie hatte schließlich schon einmal Menschen getötet. Es konnte einfach kein Zufall sein, dass jetzt eine Leiche gefunden wurde, nach dem sie hier aufgetaucht war. Wollte Arthur sie jetzt etwa jagen? Wenn das so war, dann wollte ich an seiner Seite sein. Ich wollte gerade aufstehen, doch Aaron hielt mich zurück.
„Was ist dir durch den Kopf gegangen? Weißt du doch mehr als ich?“, fragte er.
„Ich hab nur so eine Vermutung wer es sein könnte. Vielleicht war es Stephanie“, meinte ich.
„Stephanie?“
„Die blonde Frau, die du heute gesehen hast.“
„Es ist also das Werk eines Vampires. Aber warum hat sie das Blut des Mädchen nicht getrunken?“
„Sie verträgt es nicht. Sie hat das Mädchen nur getötet, um sich an den Menschen zu rächen.“
Leicht verwundert sah mich der Vampirjäger an.
„Maria“, hörte ich Arthurs Stimme von oben und sah dort hin.
Nur wenige Meter über uns schwebte mein Freund in der Luft. Schnell stand ich auf und Arthur landete.
„Warum gibst du dich immernoch mit dem da ab?“, fragte er mich und nickte mit dem Kopf leicht ihn Aarons Richtung.
„Er ist kein schlechter Kerl“, sagte ich leise.
„Er wollte und töten.“
„Aber er hat es nicht getan. Er hat davon abgelassen. Außerdem haben wir jetzt ein ganz anderes Problem. Wir müssen Stephanie finden, bevor sie noch jemanden tötet.“
Einen Momentlang sah mich Arthur an, dann runzelte er leicht seine Stirn.
„Woher weißt du, dass sie es war?“, wollte er wissen.
„Marcel hat mir erzählt, dass sie schon einmal Menschen getötet hat. Dem Mädchen wurde die Kehle durchgeschnitten. Wäre es dann nicht logisch, dass Stephanie es war“, sagte ich.
Aaron, der ganz ruhig sitzen geblieben war, stand jetzt auf und kam zu uns.
„Dann stimmt es also, was Maria gesagt hat. Was willst du jetzt tun Vampir?“, sagte er.
Kurz war ich etwas verwundert, warum er sich darin einmischte. Dann aber wurde mir klar, dass er eigentlich nur seine Aufgabe erfüllen wollte.
„Das geht dich nichts an Jäger. Halt dich da einfach raus“, knurrte der Vampir ihn an.
„Aber Arthur, er will doch nur helfen“, versuchte ich zu erklären.
„Und du hältst dich auch daraus Maria. Das geht euch beide nichts an. Geht wieder nach Hause.“
Dann erhob er sich wieder in die Luft und verschwand.
„Dieser blöde eingebildete Kerl. Glaubt er, dass er es alleine schafft“, knurrte Aaron leise.
„Ich denke nicht, dass es das ist. Ich glaube viel mehr, dass er nicht mehr Leute damit rein ziehen will, als nötig ist“, meinte ich.
„Wie kommst du darauf?“
„Na ja. Er sagte doch, dass es uns nichts angeht und eigentlich hat er ja auch recht. Wir beiden hatten noch nicht viel mit Stephanie zu tun. Er will einfach nicht, dass uns etwas passiert. Aber wenn er denkt, dass ich nur rum sitze und warte, dann hat er sich geschnitten. Wenn er mich nicht mitnehmen will, dann handle ich eben alleine. Ich möchte einfach nicht, dass noch mehr Menschen ihr Leben lassen müssen. Hilfst du mir?“
Ich wandte mich leicht Aaron zu und sah ihn an. Dieser zögerte kurz, doch dann nickte er.
„Na gut ich helfe dir. Dann kann ich so meine Schuld bei dir begleichen und auch noch diesen Blutsauger töten. Das wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, antwortete er.
Zufrieden lächelte ich. Jetzt mussten wir nur noch raus finden, wo sich Stephanie aufhielt.


Kapitel 5 - Ich werde dich retten (Arthurs Sicht)

Ich hatte die ganze Stadt nach ihr abgesucht, doch ich konnte sie einfach nicht finden. Maria war wie vom Erdboden verschluckt. Genauso wie Stephanie, Pierre und dieser dämliche Vampirjäger. Ob ihr vielleicht etwas passiert war? Ich schüttelte den Kopf. Das durfte nicht sein. Ich wollte sie doch immer beschützen.
„Hey Arthur“, hörte ich Marcels Stimme hinter mir, doch ich reagierte gar nicht.
Im Moment dachte ich nur an meine Maria und wo sie wohl war. Dann plötzlich spürte ich einen Ruck an meinen Schultern, wurde umgedreht und sah in zwei graue Augen.
„Was willst du von mir Marcel?“, fragte ich ihn.
„Das du aufhörst hier nur rum zu stehen. Du solltest weiter nach ihr suchen“, erwiderte er und ich konnte ein leises Knurren hören.
„Wo soll ich denn bitte noch suchen. Ich hab die ganze Stadt auf den Kopf gestellt und jeden noch so kleinen Winkel nach ihr abgesucht.“
„Und du willst so schnell aufgeben? Ich dachte du liebst sie.“
„Tu ich auch.“
„Dann such weiter. Sophia und ich helfen dir.“
Ich seufzte. Sophia wollte mir sicher nicht wirklich helfen, sondern einfach nur Maria wieder finden.
„Von mir aus, aber wo wollen wir anfangen zu suchen?“, wollte ich wissen.
„Du hast doch gesagt, dass letzte mal als du sie gesehen hast, war in der Schule. Da war sie mit Aaron zusammen“, sagte nun Sophia, die neben Marcel aufgetaucht war.
„Ja das stimmt. Sie wollte helfen, doch ich hab sie heim geschickt. Ich wollte nicht, dass ihr was passiert und jetzt ist sie verschwunden“, entgegnete ich.
„Sie ist wahrscheinlich noch mit ihm zusammen. Wie ich Maria kenne, wird sie ihn um Hilfe gebeten haben, als du sie aus allem raushalten wolltest.“
Der Gedanke, dass meine Maria noch bei diesem verdammten Kerl war, gefiel mir ganz und gar nicht. Leise knurrte ich vor mich hin.
„Beruhig dich Arthur. Wenn du dich jetzt darüber aufregst, bringt dir das Maria auch nicht wieder“, versuchte mich Marcel zu beruhigen.
Ich brummte nur leise und war dann still.
„Vielleicht ist sie Stephanie in die Arme gelaufen. Alleine konnte sie sicher nichts gegen sie ausrichten“, fuhr er fort.
„Das ist schlecht. Stephanie tut ihr sicher etwas an“, sagte Sophia und ich hörte die Sorge um ihre Freundin in ihrer Stimme.
„Das ist mehr als schlecht“, meinte ich. „Wenn Stephanie Maria wirklich hat, ist sie vielleicht schon tot. Stephanie liebt mich und sie würden jeden töten, den ich ihr vorziehe.“
„Dann ist jetzt höchste Eile geboten. Am besten teilen wir uns auf, dann ist die Chance vielleicht größer, dass wir sie finden“, sagte Marcel.
Ich nickte stumm und auch Sophia nickte einfach nur. Danach teilten wir uns auf. Mit jeder Stunde, die wir suchten, schwand meine Hoffnung, Maria noch lebend zu finden. Sollte dem wirklich so sein und ich Stephanie finden, würde sie dies bitter bereuen. Gerade war ich im Stadtpark angekommen, um dort meine Suche fort zu führen, als ich ein Rascheln hörte.
Eine Katze oder so was, dachte ich mir nur.
Doch dann nahm ich den Geruch von Blut war. Es war eindeutig menschliches Blut. Langsam näherte ich mich dem Gebüsch, aus dem der Geruch kam. Als ich einige Äste und Blätter beiseite geschoben hatte, entdeckte ich den Blut überströmten Körper eines Jungen, der sich nur noch wenig bewegte. Bei näherem Hinsehen erkannte ich den Vampirjäger. Auch wenn es mir gegen den Strich ging ihm zu helfen, so wusste er vielleicht wo Maria war. Ich kniete mich neben den Kerl und rüttelte ihn leicht.
„Hey Jäger, kannst du mich hörten? Wo ist Maria?“, fragte ich, doch als Antwort bekam ich nur unverständliches Gestöhne.
Ich seufzte leise. Meine einzige Chance Maria zu finden und der Kerl bekam kein einziges richtiges Wort raus.
„Arthur“, rief mich Marcel, der anscheinend gemerkt hatte, dass ich was gefunden hatte.
„Ich bin hier drüben“, rief ich zurück und nur einen kurzen Augenblick später war er schon bei uns.
„Der sieht ziemlich übel zugerichtet aus.“
„Ich habe ihn hier so gefunden. Was meinst du dazu Marcel?“
Ich schaute ihn an. Sein Gesicht sah ernst aus und er schien nach zu denken.
„Er hat einige Schnittwunden und eine große Wunde am Bauch. Ich würde sagen, das war Stephanies Werk. Ich frage mich nur, warum sie ihn nicht ganz getötet hat. All zu lange kann er hier auch noch nicht liegen. Es ist nur wenig Schnee um ihn herum rot gefärbt.“
„Und was bedeutet das bitte?“
„Das sie vielleicht noch hier ist. Wir haben jetzt keine Zeit darüber nach zu denken. Der Junge muss schleunigst ins Krankenhaus.“
Behutsam hab Marcel dem Jäger hoch und versuchte in wach zu halten.
„Und was ist jetzt mit Maria?“, wollte ich wissen.
„Wenn wir Aaron retten, kann er uns sicher sagen was passiert ist und wo Maria ist“, antwortete mein Bruder.
„Aber“, begang ich, doch er unterbrach mich sofort.
„Kein aber! Wir gehen jetzt.“
Marcel erhob sich langsam in die Lüfte und flog davon. Ich blieb allerdings zurück. Ich wusste ja, dass wir dem verdammten Jäger helfen mussten, wenn wir Maria wieder finden wollten. Doch was war, wenn es dann schon längst zu spät war? Heftig schüttelte ich den Kopf. Daran sollte ich jetzt nicht denken. Lieber sollte ich mich auf Stephanie konzentriert. Marcel würde das ganze schon alleine schaffen.
„Hallo Arthur“, hörte ich eine Stimme hinter mir und sofort drehte ich mich um.
Nur wenige Meter von mir entfernt stand sie. Stephanie.
„Wo ist Maria? Was hast du mit ihr gemacht?“, wollte ich von ihr wissen, doch sie grinste mich nur an.
„Deinem Engel geht es gut. Jedenfalls noch.“
Die Blondine schnippte mit den Fingern und nehmen ihr tauchte Pierre mit Maria auf den Armen auf. Sie schien bewusstlos zu sein, aber wenigstens war sie am Leben.
„Lass sie sofort frei“, knurrte ich.
„Sie soll selbst entscheiden, ob sie das überhaupt will“, entgegnete Stephanie. „Los Pierre, weck sie auf und dann lass sie runter. Das wird sicher interessant werden.“
Pierre nickte nur, rüttelte Maria etwas und setzte sie dann ab. Sie wirkte etwas schwach auf den Beinen. Als Maria ihre Augen öffnete, war ihr Blick ganz leer. Was war nur los mit ihr?
„Was habt ihr mit meiner Freundin gemacht?“, fragte ich wütend.
„Oh eigentlich nichts großen“, antwortete mir Stephanie, die verdammte Hexe. „Ich habe mich lediglich etwas mit ihr unterhalten. Dein kleiner Engel wird jetzt seine Entscheidung treffen.“
Die Blondine zog ihren Dolch und reichte ihn meiner Freundin. Was sollte das ganze nur? Langsam streckte Maria ihre Hand nach der Waffe aus und nahm sie dann. Erst schaute sie den Dolch eine Weile an und dann sah sie zu mir.
„Du weißt kleiner Engel, was ich dir gesagt habe, also tut es“, sagte Stephanie und meine Maria kam langsam auf mich zu.
„Maria, Schatz, was soll das alles?“, fragte ich sie, doch es war, als würde sie mich gar nicht hören.
Was in aller Welt hatte Stephanie nur mit ihr gemacht. Während ich überlegte, was passiert war, griff mich meine Liebste plötzlich an. Ich konnte gerade noch ausweichen.
„Maria was soll das Ganze? Warum greifst du mich an? Ich habe dir nichts getan. Ich will dich doch retten.“
Doch wieder war es so, als höre sie mich gar nicht. Ich hörte, wie Stephanie lachte. Sie schien das alles geplant zu haben, doch was für einen Sinn sollte das haben. Ich könnte meiner Maria doch nie etwas antun und sie war nicht schnell genug, um mich zu treffen. Was war der genau Plan dieses blonden Vampir?


Kapitel 6 - Ich werde sterben für dich

Mein Körper fühlte sich schwer wie Blei an. Wo war ich nur? Ich wollte meine Augen öffnen, um mich umzusehen, doch ich konnte es nicht. Was war mit mir passiert? Nur dunkel konnte ich mich daran erinnern. Ich war mit Aaron zusammen auf der Suche nach Stephanie gewesen. An alles was darauf folgte konnte ich mich einfach nicht erinnern. Von irgendwo her konnte ich Stimmen hören. Es waren die Stimme einer Frau und die eines Mannes, die ich schon einmal gehört hatte, aber ich konnte ihnen gerade kein Gesicht zu ordnen.
„Hast du es ihr gegeben?“, fragte die weibliche Stimme.
„Natürlich habe ich das, aber bist du dir da auch ganz sicher. An jemanden wie ihr haben wir es noch nie ausprobiert. Was ist, wenn es gar nicht wirkt“, antwortete die andere Stimme.
„Sei still!Es wird funktionieren klar. Wenn der kleine Engel erstmal aus dem Weg geräumt ist, gehört Arthur mir.“
Arthur? Wenn sie über Arthur sprachen, musste die weibliche Stimme Stephanie sein und die andere dem zu folge ihr Gefährte Pierre. Was hatten die Beiden mit mir vor und was hatten sie mir gegeben?
„Geh sie jetzt holen. Es wird an der Zeit das wir gehen“, sagte Stephanie.
Ich hörte wie Schritte näher kamen und ich dann hoch genommen wurde.
„Entschuldigung“, flüsterte Pierre mir zu.
Wusste er, dass ich bei Bewusstsein war? Oder tat es ihm einfach leid, was er tat? Er trug mich nach draußen und ich fror leicht. Kurz darauf spürte ich, wie eine Jacke über mich gelegt wurde.
„Und was ist mit dem Kerl, der bei ihr war?“, fragte Pierre.
„Den nehmen wir auch mit und dann kümmere ich mich gleich an Ort und Stelle um ihn“, erwiderte Stephanie und ihre Stimme klang kalt.
Der Kerl, der bei mir gewesen war? Sprachen die Beiden etwa von Aaron? Ich versuchte mich zu rühren, um Aaron zu helfen, doch mein Körper gehorchte mir einfach nicht. Eine Zeit lang war es dann still und ich merkte nur, dass Pierre mich weiterhin trug. Nach einer Weile legte er mich behutsam hin und flüsterte mir etwas zu.
„Ich bin gleich wieder da. Es wird alles wieder gut.“
Es war seltsam Pierre so etwas zu mir sagen zu hören. Eigentlich hatte ich den Eindruck gehabt, dass er so nicht sein könnte, nach unserem ersten Aufeinandertreffen. Doch wie es aussah, hatte ich mich in ihm getäuscht. Vielleicht tat er bestimmte Dinge ja nur wegen Stephanie. Ich hatte das Gefühl, dass sie weit aus mehr für ihn war, als nur eine einfache Gefährtin. Ich hörte wie sich Pierre von mir entfernte, dann ein leiser Schrei und es roch etwas nach Blut. Hatten sie Aaron etwa umgebracht? Bei dem Gedanken wurde mir ziemlich übel und am liebsten hätte ich mich übergeben, doch ich konnte nicht. Alles was ich konnte, war einfach da zu liegen, denn noch immer wollte mir mein Körper nicht gehorchen. Schritte näherten sich mir wieder und jemand setzte sich zu mir.
„Mach dir um deinen Freund keine Sorgen. Stephanie hat ihn zwar ziemlich zugerichtet, doch umgebracht hat sie ihn nicht“, sagte Pierre.
Ich war erleichtert, doch warum erzählte er mir das?
„Ich weiß, dass du mich hören kannst. Bei dir ist es ganz anders als bei den Anderen. Immer wenn wir jemanden diesen Trank gegeben haben, war dieser jemand schon nach ein paar Stunden wieder wach. Doch du, du bist immernoch nicht ganz wach. Dein Geist ist es schon, aber dein Körper noch nicht.“
Von was sprach er da? Einen Trank? War es das, was sie mir gegeben hatten? Aber warum? Was wollten sie damit bezwecken?
„Es wird bald so weit sein“, meinte Pierre und er seufzte leise. „So hätte es nie kommen dürfen. Ich hätte sie aufhalten müssen, doch jetzt liegt es an die Engel. Ich bin mir sicher, dass du es schaffen kannst.“
Ich verstand nicht, was genau er meinte. Meinte er etwa Stephanie? Doch wie sollte ich sie aufhalten, wenn ich mich nicht mal bewegen konnte. Zum weiteren Nachdenken kam ich gar nicht, denn ich wurde erneut hoch gehoben und ein Stück getragen.
„Lass sie sofort frei“, hörte ich jemand knurren und erkannte sofort, dass es Arthur war.
„Sie soll selbst entscheiden, ob sie das überhaupt will“, entgegnete Stephanie. „Los Pierre, weck sie auf und dann lass sie runter. Das wird sicher interessant werden.“
Ich wurde leicht gerüttelt und dann sachte auf die Füße gestellt. Langsam öffnete ich die Augen und konnte etwas entfernt von mir Arthur sehen. Zu gerne wäre ich zu ihm gelaufen, doch meine Füße bewegten sich nicht.
„Was habt ihr mit meiner Freundin gemacht?“, fragte mein Freund wütend.
„Oh eigentlich nichts großen“, antwortete Stephanie. „Ich habe mich lediglich etwas mit ihr unterhalten. Dein kleiner Engel wird jetzt seine Entscheidung treffen.“
Mit mir geredet? Das stimmte doch gar nicht oder vielleicht doch? Schließlich wusste ich ja nicht, was noch alles mit mir passiert war.
Die Blondine zog ihren Dolch und reichte ihn mir. Was sollte das ganze nur? Langsam streckte ich meine Hand nach der Waffe aus und nahm sie. Erst schaute ich den Dolch eine Weile an und dann sah ich zu Arthur. Ich hatte plötzlich ein seltsames Gefühl.
„Du weißt kleiner Engel, was ich dir gesagt habe, also tut es“, sagte Stephanie und ich ging von ganz alleine auf meinen Freund zu.
„Maria, Schatz, was soll das alles?“, fragte er mich.
Ich wusste es nicht. Ich verstand überhaupt nicht, was eigentlich mit mir los war. Was in aller Welt hatte Stephanie nur mit mir gemacht. Arthur schien ganz in Gedanken zu sein. Ich hob die Hand, in der ich den Dolch hielt und ließ sie dann auf meinen Freund niedersausen. Dieser konnte gerade noch ausweichen.
„Maria was soll das Ganze? Warum greifst du mich an? Ich habe dir nichts getan. Ich will dich doch retten.“
Das weiß ich doch, dachte ich mir und versuchte einen erneuten Angriff zu verhindern.
Ich musste irgendwie die Kontrolle über meinen Körper zurück erlangen, sonst würde ich vielleicht meinen Geliebten töten. Wieder schritt ich auf Arthur zu.
Nein, nicht, schoss es mir durch den Kopf und ich blieb stehen.
Ich musste diesen Moment nutzten, wer wusste, ob ich die Kontrolle nicht gleich wieder verlieren würde.
„Meine Süße“, hörte ich Arthur flüstern.
Meine Augen füllten sich mit Tränen und liefen langsam über meine Wange.
„Arthur“, stotterte ich leise.
„Was geht da vor sich? Das sollte nicht passieren“, fauchte Stephanie hinter mir.
„Ich hatte dich gewarnt“, sagte Pierre.
Meine Hand klammerte sich feste an den Dolch und zitterte etwas. Gleich würde sie sicher wieder auf meinen Freund niedersause. Jetzt war schnelles Handeln gefragt. Wenn ich Arthur schützen wollte, musste ich die Gefahr von ihm fern halten und diese Gefahr war ich. Leicht drehte ich meinen Kopf nach hinten und sah, wie Pierre seinen Revolver zog und mir leicht zu nickte. Er musste das Gleiche gedacht haben wie ich. Schwach lächelte ich und wandte mich wieder zu Arthur.
„Es tut mir so Leid“, flüsterte ich und drehte mich mit aller Kraft um.
Kurz darauf hörte ich einen lauten Knall und spürte eine kurzes Stechen in meiner Brust. Nur noch schwach nahm ich wahr, wie ich zu Boden sank und wie Arthur zu mir sprach.
„Sei ihm nicht böse“, waren die letzten Worte die ich an ihn richten konnte.
Danach fielen mir meine Augen zu und ich spürte eine angenehme Wärme in mir. In einem hellen Licht stand eine Frau mit einem freundlichen Lächeln, die mir die Hand reichte und meinen Namen rief. Sie kam mir so vertraut vor, als wäre sie schon immer bei mir gewesen. Ohne zu zögern nahm ich ihre Hand und fühlte mich seltsam glücklich. Dann wurde alles schwarz und es war vorbei. Für immer.


Epilog - Wiedersehen


Es war seltsam wieder hier zu sein, nach all der Zeit. Wie viel Zeit genau nach meinem Tod vergangen war, wusste ich nicht und ich wollte es eigentlich auch gar nicht so genau wissen. Die Erinnerung an mein früheres Leben war nicht sofort da gewesen, sie kam nach und nach. Anfangs war ich ziemlich verwirrt gewesen, doch mit der Zeit verstand ich alles. Es war das erste Mal, dass ich mich an mein früheres Leben erinnern konnte. Bisher waren die Erinnerungen immer mehr wie ein Traum gewesen. Ich lächelte schwach und sah etwas aus dem Fenster. Seit 17 Jahren lebte ich nun wieder. Ich hatte eine Mutter und einen Vater, die mich über alles liebten, und eine tolle Freundin, die ich seit meiner Kindheit kannte.
„Hey Maria“, sagte jemand hinter mir.
Ich hatte mich zwar verändert, doch meinen Namen hatte ich behalten. In jeden meiner Leben hatte ich ihn getragen, seit ich damals das erste Mal gestorben war. Ich wandte meinen Kopf vom Fenster ab und sah in das strahlende Gesicht meiner Freundin Katrin. Ihr langes rotblondes Haar fiel ihr etwas ins Gesicht und ihre schokobraunen Augen leuchteten fast. Sie erinnerte mich oft an Lis, die mir sehr fehlte. So wie die anderen auch. Sophia, Marcel, Snow, Aaron und Arthur. Sie alle habe ich nie wieder gesehen. Arthur war sicher tot. Er hatte sicher den Fehler von Theodor wiederholt. Leicht schüttelte ich den Kopf. Das war alles Vergangenheit und ich konnte es jetzt sowieso nicht mehr ändern.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte mich meine Freundin voller Sorge.
Ich strich mir leicht eine schokobraune Haarsträhne von mir zurück, sah sie mir meinen dunkelblauen Augen an und nickte.
„Es ist alles in Ordnung Katrin. Mach dir nicht so viele Sorgen um mich“, antwortete ich ihr.
„Ganz sicher? Du siehst in letzter Zeit sehr traurig aus. Ist es wegen diesem Arthur?“
Woher wusste sie von Arthur? Ich hatte diesen Namen noch nie vor ihr erwähnt und wollte ich eigentlich gerne vergessen, da es mir doch sehr weh tat an ihn zu denken.
„Wie kommst du denn auf so was? Wer soll dieser Arthur denn sein?“
„Ich weiß es nicht, aber du hast den Namen schon oft einfach vor dich hin gemurmelt“, erwiderte Katrin und zuckte leicht mit den Schultern.
So sehr vermisste ich ihn also, dass ich schon unterbewusst von ihm sprach. Zu gerne würde ich ihn nur noch einmal wieder sehen und ihm sagen, wie sehr ich ihn doch liebte.
„Da hab ich jetzt wohl was falsches gesagt“, flüsterte meine Freunden und fuhr mit ihrer Hand leicht über meine Wange. „Hey jetzt ist doch Pause. Lass uns raus gehen. Da möchte ich dir jemanden vorstellen.“
Ohne darauf zu warten, dass ich ihr eine Antwort gab, nahm sie meine Hand und zog mich mit nach draußen. Es konnte ja eigentlich nicht schaden, wenn ich jemand neues kennen lernen würde. Vielleicht kam ich dann sogar auf andere Gedanken. Auf dem Pausenhof unserer Schule sah Katrin sich um. Die Person, die sie mir vorstellen wollte, war anscheinend noch nicht da. Plötzlich spürte ich, wie ein Blick auf mir lag und ich drehte mich um. Etwas abseits von uns, fast versteckt vom Schatten der Bäume, stand ein Junge.
„Arthur da bist du ja“, begrüße meine Freundin den Jungen.
Hatte sie gerade Arthur gesagt? Der Junge trat aus dem Schatten langsam zu uns. Seine Haut war blass, seine Haare pechschwarz und seine blassblauen Augen waren nur auf mich gerichtet. Ich konnte es einfach nicht glauben. Ein lächeln erschien auf Arthurs Gesicht.
„Hallo Maria. Es ist schön die zu sehen“, sagte er zu mir.
Ich kämpfte etwas mit den Tränen. Ich war glücklich ihn endlich wieder zu sehen.

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Tag der Veröffentlichung: 13.01.2010

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