Cover


“Ja, nun denn,
schaut mich an, ich bin schon ein toller Kerl, nicht wahr? Eine blendende Erscheinung, wie Ihr sehen könnt. Zwei Jahre alt, groß, schlank, tolles hellbraun- gestromtes Kurzhaar, sportlich ausgezeichnet in Form. Und wenn Ihr mir erst gegenüber steht und in meine treuen braunen Augen schaut – „hin und weg“ werdet Ihr sein, garantiert!
Weibergeschichten? Nein, nein! Wo denkt Ihr denn hin, noch werde ich mir das nicht antun! Es sei denn…, na ja, wenn ich ehrlich bin – es fehlt mir an Gelegenheit.
Machen wir´s kurz: Hey, Babes, ich bin noch zu haben!

Übrigens – was meinen Namen anbetrifft, so habe ich mich schlau gemacht. „Duke“ bedeutet tatsächlich „Fürst“. Aber wenn Ihr mich fragt, auf einen adeligen Namen und dem damit verbundenen fürstlichen Getue kann ich liebend gerne verzichten. Da bin ich lieber ein Rabauke! Und zwar ein richtiger Rabauke, mit der dazu gehörigen großen Klappe, versteht sich.
Wie bitte? Ihr findet eine große Klappe nicht gut für einen Hund? Aber Leute! Die gehört nun mal zu mir wie das Fleisch im Schappi! Schließlich muss ich immer das letzte Wort haben, kann ich denn ahnen, dass mein Herrchen nichts mehr sagen will?!

Wetten, dass Ihr etwas bezüglich meiner Abstammung erfahren möchtet? Wie alle anderen meiner Gattung habe ich ... Eltern. „Rieschtisch!“, wenn ich einen meiner berühmten Freunde hier imitieren darf. Also, logisch habe ich Eltern. Ein Prachtkerl wie ich wird schließlich nicht von einem Esel im Galopp verloren.
Aber Erinnerungen habe ich keine mehr an sie.



Ich war gerade 6 Wochen alt, als meine Menschen mich zu sich nahmen.

Ich hatte einen dicken Milchbauch, den alle furchtbar gerne getätschelt haben. Na ja, als unangenehm habe ich dieses Streicheleinheiten auch nicht empfunden.

Das Schärfste an mir aber war meine kleine Pistole.

Und weil ich als Welpe (dieses Foto lässt keinen Zweifel zu) schon eine enorme Ausstrahlung hatte, gaben meine Menschen mir den Namen „Duke“.

Vielleicht wollten sie mit diesem Namen ursprünglich vortäuschen, dass mein alter Herr ein „Von und zu“ gewesen sei.
Sei´s drum, in Wahrheit wussten meine Menschen genau, dass er nur ein „Auf und davon“ war.

Aber lassen wir das. Nun ist es hiermit öffentlich bekundet, und das muss reichen. Basta!

Dennoch – irgendwer aus meinem Stammbaum muss berühmt gewesen sein, ansonsten hätte ich doch niemals in der Zeitung gestanden. Klar?! Unter der Rubrik „Haustiere“ haben mich meine Menschen gefunden und mich zu sich nach Hause geholt. Die haben einen tollen Fang mit mir gemacht! Wieso nur „toll“? Die können einfach von Glück sagen, dass ich sie mir ausgesucht habe!


Äähm – ich hoffe, Sie sind über die folgende Frage nicht pikiert!

Aber…Sagen Sie mal ehrlich, waren Sie als Baby eigentlich von Anfang an stubenrein? Nicht? Nun, das erleichtert es mir einzugestehen, dass ich es auch nicht war.

„Duke, Du Pischvott! Das macht kein wohlerzogener Hund!“ haben meine Menschen immer geschimpft.
Aber dann haben sie meine Pfützen doch meistens weggewischt, ohne meine Nase richtig gemein hinein und dann auch noch hin und her zu stupsen. Da gingen sie doch lieber einmal mehr Gassi mit mir.

Besonders gerne tat und tut dies auch heute noch mein gestrenger Menschen- Vater.
Der erlaubt sich übrigens mit mir allerlei Scherze.
Und wenn ich dann den Spieß umdrehen will, verlangt er meistens, dass ich nach seiner Pfeife tanze.
Typisch Mensch, kann ich dazu nur sagen.


Wofür ich aber beispielsweise auf gar keinen Fall Verständnis habe, ist, dass ich meine Mahlzeiten alleine serviert bekomme. Erst darf ich den Bratenduft schnuppern, doch kaum steht das leckere Essen auf dem Tisch, heißt es: „Dukie, Körbchen!“ So eine schreiende Ungerechtigkeit, findet Ihr nicht auch? Aber – Psst! – Ich wäre kein Rabauke, hätte ich nicht ein paar Tricks auf Lager. Diese Tricks verrate ich aber erst am Ende dieser Geschichte, ok.?

In meiner neuen Familie gibt es auch zwei Söhne – übrigens gleichsam Rabauken wie ich. Deshalb verstehen wir Drei uns auch besonders gut. Mit ihnen kann ich so richtig nach Herzenslust toben. Dabei geht es verständlicherweise über Tisch und Stühle und es gibt sogar richtige Kissenschlachten im Bett. Das macht vielleicht müde, kann ich Euch sagen!

Und noch etwas habe ich bekommen, etwas, was es in einer Hundefamilie so nicht gibt: Großeltern.
Der Opa, was der Vater von meinem Menschenvater ist, der mag mich ganz doll. Er spielt mit mir, knuffelt mich kräftig durch und verliert auch nicht schnell die Lust zum Spielen. Wenn er allerdings ganz ernsthaft „Aus!“ sagt, habe ich keinerlei Chance mehr.
Dann ist da noch die Oma, die Mutter von meinem Menschenvater. Ich bin überzeugt, sie möchte auch gerne mit mir schmusen, aber sie hat Angst vor meinem Temperament. Schade, ich darf sie nicht anspringen und meine nassen Küsse wehrt sie auch immer ab. Trotzdem – ich weiß, sie mag sie mich und ist meinem unbeschreiblichen Charme total erlegen. Das spüre ich, auch wenn sie mich immer „Olle Töle“ nennt!


So, und nun noch einmal zurück zu der Stelle, wo ich mich darüber beklage, dass ich zwar als Familienmitglied gelte und dennoch von den gemeinsamen Tischzeiten ausgeschlossen werde!

Und jetzt passt auf: Herrchen schickt mich zwar schnurstracks ins Körbchen, tja, aber ich beherrsche die Kunst, mich während des wieder- heran- Kriechens unsichtbar zu machen!

Doch, das stimmt!

Toll, was? Wenn ich dabei nur nicht gleichzeitig über meine Geschicklichkeit so tierisch lachen müsste!

Und wenn ich lache, löst das ganz hinten an mir einen Reflex aus und mein Sterz beginnt zu wedeln.

Quatsch – wedeln. Er wedelt nicht, er klopft. Und das dann auch noch sehr schnell. Vor allen Dingen sehr laut. Entweder gegen ein Tischbein oder auf den Parkettboden. Und damit verrate ich mich leider, leider immer und sie schicken mich ins Körbchen. Selber schuld, basta!



He! Sie lachen? Klopfen Sie jetzt auch…? Oh, Sie haben Teppichboden, das ändert die Sache natürlich!

Wissen Sie was? Ich werde mich hier nicht völlig outen. Ansonsten laufe ich womöglich Gefahr, dass Sie mich beim Gassi- gehen erkennen. Also lasse ich die Geschichte hier enden.

So, dann macht´s gut, Leute! Schluss für heute.


Euer Duke

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.10.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Lieber Nici, diese Geschichte schreibe ich für Dich und Deinen besten Freund: Duke. "Duke", ein wahrhaft fürstlicher Name für einen Rabauken, der nichts als Blödsinn in seinem Hundeschädel hat. Der aber gerade wegen seiner spitzbübischen Dreistigkeit unser aller Herzen im Sturm erobert hat. Ich denke, wir sollten ihn seine Geschichte besser selbst erzählen lassen...

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