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Seit Tagen verfolgt mich derselbe Traum:
Seh´ mich als blonde „Eva“ unterm Apfelbaum.
Ich bin mitnichten in Kleidung verpackt –
Mit anderen Worten: Ich bin pudelnackt!

Mir genau gegenüber befindet sich Männe,
den ich zweifelsfrei als „Adam“ erkenne.
Auch er steht da, knackig, nackig und bloß.
Folglich: Unge- hemd und hosen- los.

Doch bereitet die Nacktheit uns keine Qual,
ich glaube, wir spüren sie nicht einmal.
Warum sollten wir auch? Hier im Paradies
ist die Luft so lau, das Leben so süß!

Überall sind bunte Blümchen gesät
und die grüne Wiese ist perfekt gemäht.
Uns umfliegen Bienchen und niedliche Hummeln.
Wir dürfen einfach alles! Nur nicht fummeln.

Zu essen gibt es hier „Mannah“ satt,
was sicherlich himmlische Reize hat.
Blanke, klare Bergesbächlein winken,
wir dürfen so viel wie wir wollen trinken!

Auch Himmelsfrüchte gibt es reichlich,
kernig, süß, mit Würmchen, weichlich.
Dies alles schenkt uns unser SCHÖPFER,
Lob und Preis dem allmächtigen Töpfer!

Wir kennen nicht Mühen und nicht Leid,
wir leben unbeschwert bis in Ewigkeit.
Oh schöner Traum, geh´ niemals zu Ende!
Da piekst mich eine Mücke. Sie bringt die Wende.

Mit einem Klatsch! kann ich sie leimen.
Augen wieder zu und weiter träumen!
Mein Traum, von der Mücke unterbrochen,
kommt langsam zu mir zurück gekrochen.

Wieder „Eva“ stehe ich exakt an der Stelle,
wo ich Adam verließ so ganz auf die Schnelle.
Gleichwohl steht „Adam“ wortlos und stumm –
Er hat wohl erwartet, dass ich wiederkumm.

Es ist schön, es tut gut „Adam“ wieder zu sehen,
und deshalb lasse ich ihn erst einmal stehen.
Das bereitet ihm Kummer, weil – er ist so ein Schaf!
Und als solches versinkt er gekränkt im Schlaf.

Ich geh´ über Wiesen mit Moos durchwachsen,
werd´ liebkost von der Sonne bis in die Haxen.
Ich wandele sinnig – da! Fast tat ich purzeln!
Beinah´, beinah´ über mächtige Wurzeln!

Ein prächtiger Apfelbaum, zuvor nie gesehen.
Ich muss scharf überlegen und bleibe stehen.
Die Früchte des Baumes, leuchtend, frisch –
Kann es denn sein – sie reizen mich?!

Voller Inbrunst, bemüht, die Früchte zu greifen,
höre ich den HERRN von oben herab keifen.
ER spricht klare Worte, die gleichfalls bezwecken,
den Adam aus seinem Schlafe zu wecken.

Sich Adam zuwendend, spricht der GOTT:
„Los, raus aus dem Schlafsack, aber flott!“
Sobald der Adam dann neben mir steht,
nimmt uns der SCHÖPFER ins Gebet:

„Eva,“ so wendet der HERR sich mir zu,
„lasse diesen Baum hier gefälligst in Ruh!
Sollte Dich derselbe auch noch so sehr reizen,
seine Früchte sind bitter und sie beizen.“

„Auch Du, guter Adam, sei hiermit gewarnt!
Isst Du von der Frucht, bist sogleich Du enttarnt!
Ihr Zwei lebt doch gern hier im Paradies?
Also gehorchet mir – sonst werde ich fies!“

Damit scheint des HERRN klare Rede beendet.
Doch hat ER drohend den Zeigefinger verwendet,
tat uns unmissverständlich die Richtung anzeigen,
in die ER uns jagt, wenn wir´ s vergeigen…

Ich – „Eva“, gehöre zwar zur blonden Sorte,
doch sie setzen sich fest, die bedrohlichen Worte.
Wäre da nur nicht dieses Schlangentier!
Es blickt mir tief in die Augen und spricht zu mir:

„SSSS…Eva“ zischt diese Schlangengesvatter,
„sssss…schau mich an, ich hei…sssse Natter.
Du bissss.t ssss.o schön und bissss.t lüssss.tern…“
„Ach, sei doch still!“ höre ich mich flüstern.

Doch lockt die Schlange mich noch weiter.
Irgendwann recke ich mich hoch, es gibt keine Leiter.
Ich pflücke behände einen roten Apfel ab,
yippih – ich hab´s geschafft! Wenn auch knapp.

Den Apfel reich´ ich Adam. Sag: „Adam, mein –
Schau, was für ein Früchtchen! Komm, beiß rein!“
Doch während dieser Feigling sich ziert wie immer,
erwischt mich der HERR. Nur diesmal schlimmer.

„Oh, Du böses Weib! Warum nur tatest Du sündigen?
Das hast Du nun davon: Ich muss Dir kündigen!“
Der HERR schaut betrübt dann zu Adam hin,
spricht: „Das gilt auch für Dich! So wahr ICH bin!“

„Eva! Den Apfel!“ „HERR, nicht ums Verrecken!“
ER zeigt sich perplex. „Gut, kannst ihn einstecken.“
„Aber HERR, ich bin nackt! Hab´ ich irgendwo Taschen!“
„Das ist wahr!“ folgert ER, „Magst ihn vernaschen!“

Damit ist die Geduld des HERRN dann zu Ende,
allein sein Blick spricht wahrlich Bände.
Uns nützt kein Jammern, keine Beschwerde,
ER schickt uns, so wie er uns schuf, auf die Erde.

Vor Frust fröstelnd wache ich auf, bin nackt.
Guck neben mich, das mit dem Paradies scheint Fakt.
Ich erblicke ein Äpfelchen, sein Stiel zeigt nach oben.
HERR, ich danke Dir – lass Dich preisen und loben!

NS: Hätte ER uns damals nicht vertrieben,
wäre dieser Nonsens hier nie geschrieben.
Dass es aber so ist, ist allein SEINE Sache.
Und dieses „Gedicht“ Evas späte Rache.

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Tag der Veröffentlichung: 19.10.2008

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