Prolog: Der Spiegel
Muffige Luft stieg ihr in die Nase und sie musste stark husten, bevor sie die nächste braune Kiste mit Krimskrams öffnete und die Sachen rauszuholen begann.
Staubkörnchen tanzten im hellen Sonnenlicht, welches durch die breite Schaufensterfront fiel und den kleinen Antiquitätsladen prächtig erhellte. „Großmutter? Brauchst du wirklich diese ganzen alten Sachen? Diese Mausefalle hier, ist doch zum Beispiel komplett nutzlos!“, rief das Mädchen, welches am Boden kniete in den hinteren Teil des Ladens. Ein leises Rumoren folgte und eine schlanke, hochgewachsene Frau trat in den Vorderraum.
Fast schon empört hatte sie die Hände in die Hüften gestemmt.
Ihr dunkelbraunes, von silbernen Strähnen durchzogenes Haar war zu einem kunstvollen Zopf gebunden und gab ihr etwas von ihrer langsam vergehenden Jugend zurück.
„Crystal Ashley Green! Man wirft GAR NICHTS weg, weil alles irgendwann nützlich sein wird. Glaub mir, ich spreche da aus Erfahrung. Letzte Woche habe ich einen Kugelschreiber weggeworfen und was war? Am nächsten Tag hätte ich einen gebraucht, konnte jedoch keinen einzigen in meinem Haus finden!“, belehrte die ältere Frau ihre Enkelin und wanderte dabei im Raum auf und ab, immer einen Zeigefinger erhoben und die Augen geschlossen.
Crystal kicherte amüsiert und setzte es fort die Kiste auszupacken, während ihre Großmutter weiter redete.
Es begegneten ihr alte Lampen, edel verzierte Uhren, Schmuckkästchen und allerlei weiterer, unnützer Kleinkram. Ordentlich stellte sie alles auf die Ablagen und Regale und staunte nicht schlecht, wie schnell alles ging.
Mit ihrer Mutter Sachen aufzuräumen oder umzuräumen war immer eine einzige Tortur und zog sich hin wie zähflüssiger Honig, sodass in ihr der Wunsch aufkeimte endlich fertig zu sein.
Doch hier, in dem kleinen Lädchen könnte sie ewig so weitermachen und wundersame Sachen bestaunen, die hier in Hülle und Fülle vertreten waren.
Voller Tatendrang öffnete Crystal den nächsten Karton und ihre minzgrünen weiteten sich leicht.
Vorsichtig nahm sie das schöne Stück aus der Kiste, als wäre es ein wertvoller Schatz und betrachtete es von allen Seiten.
Es war ein schlichter Handspiegel, dessen Griff und Rahmen mit feinen Schnörkeln und Mustern verziert waren und ihm somit eine besondere Schönheit verliehen. „Wie hübsch!“, flüsterte Crystal ehrfurchtsvoll und strich mit den Fingerkuppen sanft über das schwarz lackierte, glänzende Holz.
Die Großmutter hatte in ihrem Vortrag über das Wegwerfen von Gegenständen inne gehalten und blickte nun zu ihrer faszinierten Enkelin, die auf dem Boden kniete und den Spiegel genaustens inspizierte.
Ein Lächeln legte sich um die Lippen der alten Frau und sie beugte sich über Crystal, um neben ihr im Spiegelglas aufzutauchen.
„Er ist schön, nicht wahr?“, fragte sie leise das Mädchen, worauf dieses wie ein kleines Kind an Weihnachten nickte. Lächelnd wollte die Alte Crystal gerade anbieten den Spiegel doch als kleines Geschenk an sich zu nehmen, als ihr plötzlich etwas die Kehle zuschnürte und sie daran hinderte diesen Satz auszusprechen.
Etwas, was sie längst vergessen hatte begann in ihr hochzukriechen und die Frau wusste genau, dass es etwas mit diesem einfachen Gegenstand zu tun hatte.
„Isabelle, gibt ihr nicht den Spiegel. Bitte…erspar ihr das!“, flüsterte eine flehende Stimme in ihren Kopf und Isabelle griff sich kurz an die rechte Schläfe. „Bitte ! Ich flehe dich an…sperr dieses verdammte Ding weg. Du weißt doch noch wohin es dich gebracht hat oder? Erinner dich an die Kälte. Erinner dich an die Schmerzen. Erinner an das Gefühl der Hoffnungslosigkeit!“, redete die fremde Stimme weiter auf sie ein.
Isabelle kniff die rehbraunen Augen zusammen und knirschte leise mit den Zähnen. Sie kannte die Person, der diese Stimme gehörte.
Sie wusste, dass es jemand war, der ihr unglaublich nahe gestanden hatte, doch in diesem Moment konnte sie den Klang der Stimme keinem bekannten Gesicht zuordnen.
„Darf ich den Spiegel haben?“, fragte Crystal mit funkelnden Augen und blickte nach oben zu Isabelle, deren Gesichtszüge sich schlagartig versteinerten.
„Ich…ich weiß nicht Liebes. Hier gibt es doch so viele andere, viel schönere und aufregendere Sachen, als diesen alten Spiegel. Ich weiß noch nicht einmal mehr woher ich ihn habe. Wahrscheinlich ist er vom Flohmarkt“, erklärte Isabelle und zog ihre Mundwinkel zu einem gezwungenen Lächeln hoch.
Crystal blinzelte traurig zu ihr hoch und Isabelle hegte die stille Hoffnung, dass das Mädchen den Spiegel weglegen würde, doch stattdessen ruckte Crystal hoch und presste den Handspiegel an ihre linke Brust.
„Grandma, bitte! Wenn es sein muss bezahle ich ihn dir sogar. Nenn mir egal welchen Preis, ich werde dafür aufkommen!“, rief sie in ihrer Verzweifelung und Isabelle sah die Hände des Mädchens vor Verlustangst zittern.
Erschrocken öffnete sie den Mund, um Crystal zu erklären, dass es nicht darum ging ob der Spiegel teuer war oder nicht, doch als sie in die traurigen Augen ihrer Enkelin sah brach in ihr der Widerstand und sie seufzte gequält auf.
Hoffentlich war diese Stimme nur ein Hirngespinst gewesen, welches ihr drohende Gefahr von diesem lächerlichen Spiegel ausgehend vorgegaukelt hatte, doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es falsch war dieses Ding zu verschenken.
„Nun gut. Nimm ihn dir Schätzchen“, lächelte Isabelle dünn und bückte sich um einen der Kartons in den hinteren Teil des Ladens zu tragen.
Doch bevor sie in den Räumlichkeiten verschwand wand sie sich noch einmal nach hinten und blickte ihrer freudestrahlenden Enkelin ernst ins Gesicht.
Plötzlich wirkte Isabelle wie tausend Jahre alt.
„Ich will, dass du gut auf dich aufpasst!“, sagte sie streng und trat dann mit langsam Schritten in die Kammer.
Kapitel 1: Lichtträume
Crystal
„Pass auf dich auf“, flüsterte es immer wieder im Dunkeln meiner Träume und ich erblickte den Handspiegel weit entfernt vor mir, wie er ein grelles Licht aussandte und mich nahezu blendete.
Meine Beine trugen mich unaufhaltsam auf diese Helligkeit zu und nach einiger Zeit musste ich meine weit geöffneten Augen mit der Hand abschirmen, um sie vor diesem Licht zu schützen.
Doch trotzdem brannten und schmerzten meine Augäpfel furchtbar, sodass ich begann zu schreien.
Laut und gellend, wie ein Schlachtschwein vor dem Tode.
Nass vom Angstschweiß ruckte ich aus diesem wirren Traum und legte mir zitternd die Hand auf die linke Brust, um zu spüren ob mein Herz schnell schlug.
Das tat es.
Es klopfte wild gegen meinen Brustkorb, so als wolle es raus aus seinem sicheren Ort.
Schwer atmend ließ ich mich zurück in die Kissen fallen und starrte gebannt an die Decke, als könnte diese mir helfen mich zu beruhigen.
Seit dem Tag, an dem ich den Spiegel von Grandma geschenkt bekommen hatte verfolgte mich dieser eine skurrile Traum.
Er spielte sich immer wieder genau identisch ab, Nacht für Nacht und ich reagierte auch immer gleich darauf:
Mit Schlaflosigkeit bis in die frühen Morgenstunden.
„Was ist das bloß?“, murmelte ich vor mich hin und schon der vertraute Klang meiner eigenen Stimme beruhigte mich ein wenig.
Ich seufzte leise, ließ meine Gedanken baumeln und dachte in diesem Moment an nichts. Vielleicht würde ich dadurch ja wieder zum Schlaf kommen, doch dem war nicht so.
Ich drehte mich zur Seite, knipste meine Nachttischleuchte an und nahm den Spiegel in meine Hand. Der abgeschliffene Holzgriff fühlte sich angenehm kühl an und erleichtert drückte ich mir die Rückseite auf meine heiße Stirn.
Was hatte es mit diesem Traum auf sich?
War es eine Warnung?
Wenn ja, wovor?
Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und ließ die Geschehnisse vor meinem inneren Auge noch einmal durchlaufen. Doch die Bilder brachten mir keine zufrieden stellende Antwort. Sie erweiterten eher die Frageliste.
Frustriert öffnete ich die Seelenspiegel wieder und das erste was mir auffiel war die unscheinbare Gravur am Rande der Rückansicht.
Schnell setzte ich mich auf und hielt den Spiegel unter den Lampenschein. Verwirrung und Überraschung spiegelten sich in meinem Gesicht wieder und ich runzelte die Stirn. Ich hatte den Spiegel lange und ausgiebig betrachtet, wieso waren mir diese, anscheinend wahllos, aneinander gereihten Striche nicht aufgefallen?
Anfangs schienen sie ungeordnet und von unterschiedlicher Länge, sodass sie keinerlei Sinn gaben, doch nach längerem konzentrierten Starren erkannte ich die Buchstaben, die sich zu Worten zusammensetzten und letztenendes einen ganzen Satz bildeten.
„Öffne dich geheimnisvolles Spiegelland und verschlinge mich mit deiner falschen Schönheit“, las ich langsam in Gedanken und zog verwirrt die Augenbrauen hoch. Grübelnd drehte ich den Spiegel wieder mit dem Glas zu meinem Gesicht.
Ich lächelte in das Glas und in meinem Kopf formte sich das Bild eines kleinen Kindes, welches diesen „Zauberspruch“ hinten in das Holz eingeritzt hatte, in Gedanken bei seiner Traumwelt.
Ein sanftes Kichern entrann meiner Kehle und ich strich fast schon zärtlich über die grobe Schnitzerei. Dieser Traum von einer fantastischen Welt, die sich nur dann öffnete, wenn man bestimmte Worte sprach beflügelte mein Verlangen selbst noch einmal ein Kind zu sein.
Ich konnte draußen herumtollen, mit meinen Puppen spielen oder mit Mr. Esel – der eigentlich ein Hase war- nachmittägliche Teeparties veranstalten.
Ich musste mich um nichts sorgen, Mama und Papa würden sich schon darum kümmern.
Es klang nach einem friedlichen, ausgeglichenen und vor allem normalen Leben für ein kleines Mädchen, doch meine Kindheit hatte anders ausgesehen. Es hatte nicht permanent die Sonne geschienen, es war eher der Fall, dass der Regen und die dicken grauen Wolken überwogen hatten.
Ich war vier gewesen, als mein Vater uns verließ.
Danach war mein Leben sowie auch das meiner Mutter und meiner Schwester zu einer einzigen Hölle mutiert.
Papas Eltern begannen Mutter psychisch an den Rand der Verzweifelung zu treiben mit dem Ziel Caroline und mich zu sich zu holen. Sie beschimpften sie wüst, unterstellten ihr Dinge, die niemals geschehen waren und wiesen sie auf jeden ihrer Fehler hin, was sie nach einiger Zeit nicht mehr aushielt.
Sie begann Antidepressiva zu nehmen und distanzierte sich mehr und mehr von uns.
Zu diesem Zeitpunkt war ich sechs gewesen und konnte nicht verstehen was da vor sich ging.
Wieso war Papa verschwunden?
Wieso schrieen Oma und Opa Mama an?
Wieso weinte Mama heimlich nachts, nachdem sie uns in Bett gebracht hatte?
Viel zu viele Fragen für ein kleines Mädchen, das noch keine Ahnung von der eisigen Kälte der sozialen Gesellschaft hatte.
An meinem zehnten Geburtstag war das ganze Chaos so weit fortgeschritten, dass meine Mutter sich mit irgendwelchen starken Schmerzmitteln voll pumpte und nicht mehr von ihnen loskam.
Somit musste ich an diesem, eigentlich fröhlichen Tag, meine kleine Schwester umsorgen und am Bett meiner Mutter wachen, anstatt Eis und Torte zu essen.
Als Caroline und ich dann älter wurden, reifer, rational denkender konnten wir Mama so weit unterstützen, dass wir den Kontakt zu Vaters Eltern abbrachen und Mutter in eine Entzugsklink einwiesen.
Heutzutage bin ich 19 und Caroline 16, sodass wir uns um uns selbst kümmern können und somit die Lasten von Mutters Schultern auf unsere eigenen hieven konnten.
Als ich aus diesen hässlichen Erinnerungen auftauchte und zurück in die Realität trat, bemerkte ich, wie mein Lächeln verblasst war und einer schmerzerfüllten Grimasse Platz gemacht hatte.
Doch ich wusste genau, dass ich diese Gefühle wegsperren musste. Für sie war keinen Platz in meinem Kopf und damit basta.
Gezwungen zog ich die Mundwinkel nach oben und tackerte mir dieses verdammte fröhliche Grinsen förmlich auf die Lippen, sodass es zwickte und ziepte und doch konnte ich mir damit vorgaukeln, dass alles in Ordnung war und ich nicht am Ende.
Um mein Gemüt etwas zu beruhigen und vielleicht auch, um etwas aus meiner verlorenen Kindheit nachzuholen blickte ich in den Spiegel und vererrkündete theatralisch die Worte: „Öffne dich geheimnisvolles Spiegelland und verschlinge mich mit deiner falschen Schönheit!"
Nachdem ich diesen Satz ausgesprochen hatte überfiel mich eine plötzliche und unerwartete Müdigkeit, sodass ich es kaum noch schaffte mich nach hinten fallen zu lassen.
Ich wollte die Augen schließen, meinen Körper entspannen und einfach ins Traumland eintauchen, doch irgendetwas hielt mich wach.
Es war irgendeine unsichtbare Kraft, die meinen Körper gepackt hielt und mich gebannt in den Spiegel starren ließ.
Auf einmal begann die Glasoberfläche zu strahlen und meine Augenlider wurden gewaltsam zugezogen, obwohl ich doch wissen wollte von woher dieses grelle Licht kam.
Es konnte nicht von der Lampe kommen, dafür war ihre Leuchtkraft zu schwach und hinter dem Fenster, welches sich in meinem Rücken war befand sich nur die tiefste Dunkelheit der Nacht.
Ich stöhnte laut auf, als ein schwerer Druck sich auf meinen Kopf legte und ihn pochen und schmerzen ließ. Was war hier nur los?
Träumte ich eigentlich noch und bemerkte es nur nicht?
„Ja, kleines Mädchen du träumst. Komm zu uns und lass uns spielen, hier in der Spiegelwelt ist es viel lustiger als da bei dir. Komm her und spiel mit mir!“, rief eine glockenhelle Kinderstimme und ich lächelte unterbewusst.
Wie wunderschön und melodisch sie doch klang, da folgte ich ihr sehr gerne.
Somit ließ ich mich komplett von diesem Licht einhüllen und letztenendes verschlucken.
Kapitel 2: Spiegelwelt
Als ich die Augen wieder öffnete war das erste, was ich erblickte ein melancholischer Himmel, der fetzenweise blau aufwies sonst jedoch von dicken grau schattierten Wolken dominiert wurde.
Er wirkte so surreal und malerisch, dass ich im allerersten Augenblick meinem Verstand nicht ganz traute und das Gefühl hatte vor einem Gemälde zu stehen. Doch als ich die trägen, langsamen Bewegungen der Wolkendecke über mir wahrnahm musste ich meinem Kopf das Rech zugestehen.
Was für ein ruhiger und angenehmer Traum.
Eine kühle Brise fegte über mich hinweg und stöhnend wandte ich mich auf die andere Seite. Verzweifelt suchte ich nach meiner Wärme spendenden Decke, doch das einzige was meine Hände ertasteten war eisiger Stein.
Sofort klingelten alle Alarmsysteme in meinem Kopf und mit einem Mal saß ich kerzengerade da, mit weit aufgerissenen Augen und suchte meine Umgebung ab.
Wo in Gottes Namen befand ich mich? Nach meinem Zimmer sah das ganze hier nicht aus.
Grau-glitzernde, eckige Steine, die zu einer ebenen Fläche angeordnet waren bildeten einen breiten Gehweg, auf dem ich gerade saß und jeweils rechts und links von mir ragten hohe, tiefschwarze Bäume aus dem Boden. Ihre kahlen Äste zeigten wie krumme Hexenfinger in den Himmel, so als wollten sie mich auf ihn aufmerksam machen.
„Ich träume!“, schrie sofort mein Bewusstsein und ich atmete erleichtert aus. Natürlich, was sollte dies sonst sein, als ein Traum? Niemand würde auf die hirnrissige Idee kommen mich mitten in der Nacht aus unserer Wohnung m dritten Stock zu entführen und einfach hier liegen zu lassen. Dafür hätte ich schon irgendeine wichtige Persönlichkeit sein müssen.
Seufzend strich ich mir durch die Haare und zwickte mir mit Daumen und Zeigefinger feste in den rechten Unterarm. Ich spürte zwar deutlich das schmerzhafte Ziehen, das durch meinen Arm zog jedoch verfehlte es den gewünschten Effekt.
Ich war nicht plötzlich wieder in meinem Zimmer und in meinem Bett, Zuhause in New York City. Sondern ich saß immer noch auf bitterkaltem Granit und bemerkte beunruhigt wie ein unkontrollierbares Zittern meinen Körper ergriff. Panik machte sich in meinem Geiste breit und ich tastete mich langsam an den Gedanken heran, dass ich möglicherweise im Koma lag.
„Aber wieso? Wieso sollte ich im Koma liegen? Dafür gibt es doch keinen plausiblen Grund!“, sagte ich mir selbst und erhob mich langsam. Mit immer noch schotternden Händen klopfte ich den Staub von meiner Pyjamahose und blickte mich suchend um. Vielleicht war hier ja irgendeine Menschenseele, die mir dieses ganze verwobene Chaos erklären konnte.
Doch meine Hoffnung wurde schnell zunichte gemacht.
Außer meiner ahnungslosen Wenigkeit war hier niemand. Kein einziger Mensch.
Die verkrüppelten schwarzen Bäume wurden von einer starken Böe erfasst und schwankten gefährlich im Wind während ich langsam voran schritt. Tapfer hielten die holzigen Pflanzen dem Luftzug entgegen im Gegensatz zu mir, die ich meinen Körper einzog und ihn wie Knete vom Wind verformen ließ.
Ich schloss die tränenden Augen und wunderte mich im Stillen über diese starken Windverhältnisse, doch so schnell diese merkwürdigen Sturmwinde auch aufgezogen waren so schnell verflogen sie wieder und hinterließen nur noch das leise Rauschen der Blätter.
„Blätterrauschen?“, hinterfragte ich meine Gedanken leise und hob überrascht den Kopf, nur um festzustellen, dass mein Kopf mal wieder richtig lag.
Die Äste waren gesäumt von karmesinroten Blättern, die zärtlich aneinander rieben und somit ein sanftes Flüstern erzeugten. „Das kann doch nicht wahr sein“, flüsterte ich verwirrt und schüttelte langsam den Kopf.
Hier stimmte eindeutig etwas nicht.
Blätter tauchten nicht vom einen Moment zum anderen auf und raschelten fröhlich vor sich hin, als wäre nichts gewesen. Und junge Mädchen wie ich, verschwanden auch nicht so einfach aus ihrem heimischen Zimmer und tauchten hier in dieser eiskalten Allee wieder auf.
Nachdenklich ging ich weiter und war auf der einen Seite unglaublich froh jetzt nur meine Schritte gepaart mit dem Blätterrauschen zu hören. Ich musste die ganzen Denkinhalte in meinem Speicher verarbeiten und logisch miteinander verknüpfen, was nicht einfach war, wenn man Abermillionen von Fragen hatte.
Die Theorie, dass dies alles nur ein Traum war konnte ich mit fast 100-% Sicherheit ausschließen, wie ich leidlich feststellen musste. Man fühlte Dinge wie Kälte und Härte nicht so klar und deutlich, wie ich den Wind gerade wahrgenommen hatte. Im Traum reagierte das Gehirn meist mit einer einfachen Erinnerung oder einer Vorstellung auf das visuelle Material und ahmte das Gefühl, welches man bereits kannte. Es war eine einfache Erklärung für einen komplizierten Vorgang.
Jetzt war es genau anders herum.
Es war ein einfacher Vorgang: Ich war hier und nicht in meinem Zimmer.
Doch die Erklärung für diesen Vorgang hatte ich nicht und mir schwante mit wachsendem Unmut, dass sie sicher nicht einfach ausfallen würde.
Seufzend rieb ich mir über das Gesicht und schloss kurz die Augen, um diese ganzen Theorien so weit in die hinterste Ecke meines Hirns zu verbannen, dass ich genug Platz hatte mit leerem Kopf an diese Aufgabe zu gehen.
Doch als ich dann meine Augen wieder öffnete stand ich nicht mehr auf der breiten Allee.
Nein, ich stand nun vor so einer Art schmiedeeisernen Durchgang. Er erinnerte mich schwer an ein hohes Friedhofstor und eine Gänsehaut schlich sich über meinen ganzen Körper.
Die Buchstaben, welche sich über den Bogen zogen schienen ebenfalls aus Metall zu sein, nur dass sie in einem tiefen mitternachsblau gehalten waren im Gegensatz zu dem Rest, der ein gewöhnliches grau-silber besaß. „Sweet Nightmare“, lass ich leise und legte die Stirn in Falten.
Gerade wollte ich schon wieder anfangen über diese Skurrilität nachzudenken, als mir bewusst wurde, dass es nichts brachte über solch kleine Dinge zu brüten. Wichtiger war es nun Menschen zu finden, die mir sagen konnten wo ich mich hier befand.
Mit einem Schlag veränderte sich das Klima, als ich durch das Tor trat und ich wurde augenblicklich von einer beißenden Kälte umhüllt.
Wo es in dieser Allee noch kalt gewesen war, herrschten hier nahezu arktische Zustände.
Ich schlang die Arme um meinen Körper und rieb kräftig, in dem verzweifelten Versuch Wärme zu erzeugen.
Laut klapperten meine beiden Zahnreihen aufeinander und ich zitterte wie Espenlaub. Taumelnd -und immer noch reibend- begann ich vorwärts zu tapsen, direkt auf eine lange cremefarbene Brücke zu, die wunderschön mit schwarzen Rosenranken dekoriert war.
Wie Boa Konstriktors schlängelten sich de Pflanzen um die metallene Halterung und ich rätselte, wie die Blumen bei so einer Kälte trotzdem prächtig blühen konnten.
Während ich die Rosen betrachte und mit den Zähnen klapperte fiel meine Aufmerksamkeit auf zwei goldfarbene Käfige, die am Anfang sowie am Ende der Brücke jeweils rechts und links standen.
Sie waren etwa menschengroß und schienen von innen heraus zu leuchten, was sie erhaben und sehr wertvoll erscheinen ließ.
Als mein Blick dann an den faszinierenden Gitterstäben vorbei glitt und ich ins Innere sehen konnte, setzte für einen Augenblick mein Herz aus.
Lebendige Mädchen posierten in den hohen Käfigen.
Die Gefangenen trugen allesamt aufgerüschte Petticoats und wurden obenrum von hautengen Corsages gefangen gehalten. Um ihre langen Spinnenbeine spannten sich Netzstrumpfhosen oder einfarbige Overknees und die zierlichen Füße diese lebenden Kunstwerke steckten in erschreckend hohen Platteauschuhen.
Doch das markanteste und Aufmerksamkeit heischendste an diesen Mädchen waren ihre vollen, glänzenden Haare und ihre zarte Porzellanpuppen Gesichter. Und jetzt wusste ich auch an was mich diese ganzen ausgestellten Frauen erinnerten.
An zerbrechliche Porzellanpuppen.
Sie hatten den gleichen Teint wie diese feinen Gebilde aus dem ‚Weißen Gold‘ und auch ihre Augen ähnelten den Puppen in erschreckender Weise.
Diese Leere und Ausdruckslosigkeit fand man sonst nur bei seelenlosen Geschöpfen.
Das mulmige Gefühl, welches schon seit geraumer Zeit in meinem Magen rumorte verstärkte sich noch ein wenig und ich kaute nervös auf meiner Unterlippe herum.
Wer hatte diese Mädchen bloß zu solchen Ausstellungsstücken degradiert?
Wer konnte so dermaßen herzlos sein und diese schutzbedürftigen Wesen nur in dünnen Kleidchen an den Leibern nach draußen zu stellen und sie auf eine gar perverse Art und Weise zu erniedrigen?
Ängstlich trat ich auf die Brücke und sofort wandten sich die Köpfe der Mädchen zu mir. Ihre Münder öffneten sich:
„Ein Menschenmädchen!“
„Was tut sie hier?“
„Sie sieht noch so zart und jung aus.“
„Was für ein Jammer, dass sie hier landen musste“,
flüsterten sie alle durcheinander.
Es klang wie ein weiches, nur selten erklingendes Blätterrauschen, welches mir den gesamten Weg über die Brücke hinweg folgte genauso wie ihre stumpfen Blicke. Sie bohrten sich in meinen Rücken und Hinterkopf sowie in meine gesamte Frontalansicht.
„Was ist nur hier los?“, fragte ich mich wie schon so oft in den letzten Stunden und atmete erleichtert aus, als ich das Ende der Brücke erreichte.
Augenblicklich verstummte das Geflüster und ein gespenstische Stille legte sich um mich.
Zaghaft blickte ich nach rechts und links, sah jedoch nichts weiter als niedrige verlassen wirkende Häuser, deren Dächer melonengroße Löcher aufwiesen.
Es war fast so, als wäre ich in einem dieser Computerspiele gelandet, in dem man der einzige Mensch war umgeben von lauter Zombies…
„Crystal, du spielst zu viele dieser Intelligenzschmelzenden Spiele“, redete ich mir selbst tadelnd zu und wandte mein Antlitz zu den Käfigen, die in meinem Rücken gelegen hatten.
Die Mädchen hatten ihre Augen noch nicht von mir losgelöst und ich fasste mit dem letzten bisschen Mut, den ich besaß, den Entschluss eine von ihnen auf gut Glück anzusprechen. Vielleicht, unter Umständen, wussten sie ja etwas und konnten mir weiterhelfen.
Leise, um sie ja nicht aufzuschrecken klimperte ich mit den Fingernägeln an die Metallstäbe und sah dem blonden Mädchen dabei aufmerksam ins Gesicht. „Entschuldigung, ich wollte fragen wo ich hier bin und…“, begann ich, brach jedoch ab, nicht ganz sicher ob ich ihre Aufmerksamkeit auf mich gelenkt hatte.
Sie schien mich nicht wahrzunehmen und starrte auf den Punkt an dem ich bis vor kurzem noch verweilt hatte, doch dann ganz plötzlich und unvermittelt ruckte sie zu mir herunter und sah mir mit diesen furchteinflößenden Augen bis auf den tiefsten Grund meiner Seele.
„Verschwinde von hier. Das ist ein böser Ort, deine gute Seele hat hier nichts zu suchen“, wisperte sie schlangenhaft und ihr kalter Atem berührte meine Wange.
Ich riss mich von ihrem hypnotisierenden Blick los und stolperte kopflos zurück, wobei ich gegen etwas prallte.
Voller Furcht was ich antreffen würde wirbelte ich herum und sah in schokoladenbraune Augen, die mich voller Argwohn musterten.
„E-entschuldigung“, stotterte ich und spielte nervös mit meinen etwas zu langen Ärmeln.
Der junge Mann vor mir blickte mit einer gewissen Kühle in seinem Blick zu mir herunter und schüttelte würdevoll den Kopf, wobei seine dunkelblonden Haare sanft hin und her wippten. „Schon in Ordnung.“
Seine Stimme klang so wie er aussah. Himmlisch.
Bevor ich etwas erwidern konnte, schob er sich seine Hände in die Manteltaschen und schritt gemächlich an mir vorbei.
„Mo-moment bitte! Bleiben Sie stehen! Bitte, sagen Sie mir wo ich hier bin!“, rief ich ihm hinterher und ging einige Schritte auf ihn zu. Tatsächlich hielt er an.
Eine seiner perfekt geschwungenen Augenbrauen prangte in der Höhe und seine Schokoladenaugen musterten mich ungläubig. „Du…bist ein Mensch?“, fragte er leise, worauf ich, überrascht von dieser verwunderlichen Frage, nickte. „Ja, du doch auch.“
Er schüttelte kurz den Kopf und stierte weiterhin überrascht zu mir herunter. „Du bist ein Mensch“, dieses Mal wies seine Intonation mich darauf hin, dass es eine Aussage war.
Er fuhr sich durch die Haare und ein überirdisch schönes Lächeln hatte sich auf seinen Lippen breit gemacht.
Gebannt von seiner Schönheit, schluckte ich all meine Fragen herunter und beobachtete einige Zeit wie sich in seinen Augen die verschiedensten Gefühle abwechselten.
Sie schwankten von Freude, Verwirrung und Überraschung bis hin zu einem glänzenden Funken der Hoffnung, welcher wie ein goldener Schein am Ende des dunklen Schokoldenmeers glitzerte.
Langsam fand ich die Kontrolle über mein Denken wieder und registrierte, dass ich nun die Chance besaß mir all die offenen Fragen beantworten zu lassen. Deswegen schüttelte ich den Fremden kurz an der Schulter, um ihn aus seiner freudigen Trance wachzurütteln.
Er blinzelte verstört, schüttelte kurz den Kopf und als er mir dann wieder ins Gesicht sah war der Schleier, der seine Augen umgeben hatte aufgelöst. Sie hatten wieder ihre ursprüngliche unterkühlte Note angenommen, doch ich hätte schwören können, dass da immer noch Freude in seinem Blick lag.
„Würdest du mir jetzt bitte verraten wo ich hier bin und wer du bist?“
Eine Weile schwieg er beharrlich und fast hatte ich das Gefühl, ich würde niemals wieder in den Genuss seiner Stimme kommen, doch er antwortete mir: „Bevor ich dir diese ganzen Fragen beantworte verrate mir erst einmal wer du bist.“
Tapfer seufzte ich und hielt meine Ungeduld in Zaum.
„Crystal. Crystal Ashley Green.“ Er nickte kurz, wie zur Bestätigung und hielt mir dann die Hand hin. „Ich bin Jason Lindner, sehr erfreut deine Bekanntschaft zu machen“, erwiderte er und drückte kurz meine viel kleinere Hand in seiner.
Ich lächelte schwach, in dem Bewusstsein, dass mein Hochziehen der Mundwinkel nichts im Vergleich zu seinem schillernden und atemberaubenden Lächeln war.
„Also, Crystal“, begann er und ein Stromschlag ging durch meinen gesamten Körper. Vom Kopf bis hinunter in die Zehenspitzen. Mein mickriger Name klang aus seinem Mund wie eine Symphonie der Schönheit und diese hatte sich nun metertief in mein Gedächtnis gebrannt. Als ich bemerkte wie meine Gedanken in anderweitige Gebiete abschweiften schüttelte ich schnell den Kopf und richtete mein Augenmerk wieder auf Jasons Gestalt vor mir.
„Du bist hier in…nun wie soll ich das erklären? Du befindest dich sozusagen in einem Paralleluniversum, welches neben der realen Welt existiert. Wir haben keine Ahnung wie es richtig heißt, aber wir nennen es schlichtweg Spiegelwelt, weil das auch in diesem Spruch steht, den wir alle aufgesagt haben um hierher zu gelangen. Du ebenfalls nicht wahr?“, sein letzter Satz war eher eine Aussage als eine Frage, trotzdem nickte ich.
„Spiegelwelt? Anderes Universum?“, murmelte ich vor mich hin und rieb mir über das Gesicht. Es klang so abwegig, so ab normal und doch schien es das einzig logische zu sein.
Wie sonst sollte ich hier gelandet sein außer durch diesen Handspiegel? Ich war ja wohl kaum bis hierher Schlafgewandelt, das schien mir ad absurdum.
Aber war es wirklich eine andere Welt, in der ich mich hier befand?
„Und wieso bist du gerade eben in solch einen ‚Freudentaumel‘ verfallen, als dir aufgefallen ist, dass ich ein Mensch bin, schließlich bist du auch einer“, fragte ich weiter.
Jason grinste kurz und seufzte dann bitter.
„Weil es selten ist, dass sich hierher ein Mensch verirrt. Die meisten Durchgänge von der Menschenwelt zu diesem Ort wurden zerstört oder gestohlen. Deshalb bist du auch so gesehen eine wandelnde Kuriosität, genauso wie ich und die anderen.“
„Die anderen? Es gibt noch andere Menschen hier?“
Nun grinste Jason breit, wobei er zwei Reihen perfekter, perlweißer Zähne entblößte.
„Aber Menschen sind hier sehr rar, wie ich bereits sagte. Die Bewohner von der Spiegelwelt zeichnen sich eher durch…hmhm…ihre Ausgefallenheit und Befremdlichkeit aus.“
„B-befremdlichkeit?“, wiederholte ich und ein Schauer lief wie eine Ameisenkolonie über meinen Rücken.
„Sie sind sehr ungewöhnlich, also wundere dich nicht wenn du Frauen mit Katzenohren und Schnurrhaaren oder Männer mit Theatermasken hinter denen sich nichts verbirgt siehst. Das ist Alltag hier“, Jason zuckte kurz mit den breiten Schultern, als wären Katzenfrauen was ganz Normales und gähnte leise.
„Weiß du wie ich hier rauskommen könnte?“, fragte ich und erntete dafür nur ein spöttisches Lächeln und leises Glucksen von ihm. „Wenn das so einfach wäre, meinst du dann ich wäre noch hier?“
Ich zuckte zusammen, weil seine Stimme einen so rauen und fast schon verärgerten Ton angenommen hatte und schollt mich selbst innerlich für diese dumme Frage.
Dieser Ort schien keinesfalls ein gemütlicher Platz zu sein, wahrscheinlich war ich nicht die einzige, die so schnell wie möglich weg von hier wollte.
„Es bringt nichts darüber nachzudenken Crystal. Du kommst hier nicht mehr weg. Ich sitze hier schon gut und gerne vier Jahre fest und bis jetzt hat sich leider Gottes noch kein Portal aufgetan und mich zurück in die Menschenwelt gebracht“, sagte Jason – diesmal etwas weniger Unfreundlich, jedoch immer noch mit einer gewissen Bitterkeit in der Stimme.
Ich musste an meine Mutter und Schwester denken.
Was sollten die beiden ohne mich machen?
Wer würde sich um Caroline kümmern, wenn ich nicht da war?
Wer würde Mutter motivieren weiter mit ihrem Entzug zu machen, wenn ich fehlte?
Natürlich war Grandma da, aber sie war auch nicht mehr die Jüngste und ich konnte nicht all meine Pflichten auf sie abschieben.
„Aber es muss einen Weg hier rausgeben! Ich muss zurück nach Hause. Meine Familie wird nicht ohne mich auskommen…bitte Jason, hilf mir!“, rief ich verzweifelt und versuchte mit den Tränen hinter dem Damm zu bleiben.
Etwas huschte über sein engelsgleiches Gesicht, doch bevor ich es entschlüsseln konnte war es wieder hinter der Maske aus Gefühllosigkeit verschwunden.
„Es tut mir Leid Crystal, aber das ist leichter gesagt als getan. Nur ganz selten haben Menschen es geschafft der Spiegelwelt zu entkommen und vor diesem ‚Ausbruch‘ waren sie mindestens zehn Jahre hier eingesperrt“, die Nüchtern – und Gewissheit ins seiner Stimme ließ in mir die Wellen der Verzweiflung noch höher schlagen und dazu tröpfelten sie eine trotzige Wut in das tosende Meer, die ich ihm mit meinem Blick zeigte.
„Na gut, wenn du mir nicht helfen willst, dann schaffe ich das auch allein. Ich hab mein Leben lang alles allein gemeistert, da schaffe ich das hier auch!“, ich war lauter als beabsichtigt geworden und wandte mich nun um, um meinen dramatischen Abgang perfekt zu machen.
Doch bevor ich genug Abstand zwischen uns bringen konnte, um mir einen Plan zu Recht zu legen, wie ich weiter vorgehen wollte hatte mich Jason am Handgelenk gepackt um zurückgezogen.
Seine Hand war heiß und kräftig und ich schnaufte laut, während ich versuchte mich aus seiner Umklammerung herauszuwinden.
„Lass mich los, verdammt! Ich. Will. Das. Du. Mich. Loslässt.“, knurrte ich angriffslustig und wollte ihm gerade mit voller Wucht auf den Fuß treten, als ich sein leises, amüsiertes Lachen vernahm.
„Ruhig, Tiger, ruhig. Ich hab nur gesagt, dass es leichter zu sagen als zu tun ist, davon, dass ich dir nicht helfen würde, war nie die Rede“, erwiderte er nahe an meinem Ohr und sofort verrauchte die Wut.
An ihre Stelle trat ein eiskaltes Gefühl der Scham und ich lobte mich innerlich dafür, dass ich ihn nicht getreten hatte.
„Danke…und entschuldige, dass ich so ausgerastet bin“, murmelte ich leise, während meine Augen starr den Boden fixierten.
Ich hörte ihn wieder leise lachen.
„Macht nichts, komm mit, ich stelle dich meinen Freunden vor. Sie werden sich brennend für dich interessieren“, sagte er, behielt meine Hand in seiner und zog mich zielstrebig in die entgegengesetzte Richtung.
Tag der Veröffentlichung: 27.09.2009
Alle Rechte vorbehalten