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Einleitung

Dies ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die über einen Zeitraum von c. 30 Jahren entstanden sind.

Afrika

Der Elefantenbulle stampfte durch das Dickicht. Den Rüssel hatte er kämpferisch erhoben und dazu stieß er furchterregende Trompetenstöße aus. Er hatte es schon Meilen gegen den Wind gewittert, dass Jäger in der Savanne umherstreunten. Das bedeutete für ihn und seine Sippe nichts Gutes.

Noch immer hatten die Menschen es nicht aufgegeben ihn und die

Seinen zu töten um das Elfenbein zu erbeuten. Es gab um so mehr Nachfrage nach dem Elfenbein auf der Erdkugel, seit es verboten wurde Jagd auf Elefanten zu machen.

 

 

Die Elefantenkuh - und Mutter seiner Kinder - folgte ihm in einiger Entfernung. Sie vertraute darauf, dass es dem Familienoberhaupt gelingen würde durch sein machtvolles Auftreten die Feinde in die Flucht zu schlagen. Sozusagen: „Recht dem Stärkeren!“ Die Donnerbüchsen der Wilderer, die es den Besitzern möglich machten ohne physische Kraft den Gegner zu erledigen, kannte sie nicht.

Sie und die Ihren kamen aus dem tiefsten Busch und waren nur in diese ihnen fremde Gegend gekommen, weil ihr Wasserloch ausgetrocknet und sie auf der Suche nach einem anderen schon tagelang unterwegs gewesen waren. Die Elefantenkälber waren schon sehr schwach auf den Beinen und lange konnten sie nicht mehr durchhalten.

 

Da jagte eine Staubwolke daher, ein knatterndes Ungetüm kam herangerast. Die Elefantenkuh zog sich weiter in den Busch zurück um ihre Kinder zu schützen.

Da peitschten auch schon Schüsse – ausgehend von dem knatternden und qualmenden Ungetüm. Der Bulle brach unter den Schüssen zusammen.

Menschen sprangen auf ihn zu, frohlockend über ihre Beute. Da holte der Bulle mit einer letzten Kraftanstrengung aus und peitschte mit seinem Rüssel den ersten heranstürmenden Feind nieder.

 

 

Darauf zogen sich die Wilderer zurück, um das Ende des Bullen abzuwarten.

In der Zwischenzeit verschwand die Elefantenkuh mit den Kälbern lautlos im Busch.

 

Eines hatte der Bulle durch seinen Widerstand erreicht: Seine Familie war bis auf weiteres gerettet!

Segeln

Es ist der Teil unseres Lebens um den sich alles dreht. Der Mittelpunkt unseres Seins: „Segeln!“ Kein Leistungssport. Bewahre, sondern Fahrtensegeln!

Anfangs mit der Familie: Vater, Mutter und zwei Töchter. Seit etlichen Jahren nur noch wir zwei.

 

Wir rauschen mit achterlichem Wind über die Kieler Förde. Mit nichts, ist dieses Gefühl der absoluten Freiheit zu vergleichen. Die Sicht ist klar. Schon sehen wir die Bucht, die nach Eckernförde führt.

 

Der stete Ostwind hat uns zu einem Kurswechsel veranlasst. Es wäre einfach scheußlich bei Ost fünf- sechs nach Heiligenhafen zu laufen.

Das hieße, hinauf auf den Wellenkamm und hinunter ins Wellental und das stundenlang. Also, nicht mit uns! Beim Segeln müssen wir flexibel sein und den Kurs wählen, den der Wind vorgibt.

 

Die Eckernförder Bucht glänzt im Sonnenschein. An den Stränden tummeln sich die Feriengäste. Ihre Badekleidung bringt lustige Farbtupfer auf den weißen Sand. Auf dem Wasser gleiten die Segelboote, sausen die Surfer gekonnt herum. Kinder lärmen fröhlich, Möwen kreischen, über allem wölbt sich der blaue Sommerhimmel. Die Welt ist in Ordnung!

 

Wir machen Fahrt, der Wind nimmt ständig zu und die Stadt Eckernförde am Ende der Bucht ist schon deutlich zu sehen. Der „Delphin“ unser Schiff, verschmilzt zu einer Einheit mit Wasser und Wind. Immer schneller und schneller geht die Fahrt. Kurz vor dem Hafen wird es Zeit, die Segel herunter zu nehmen um die Fahrt zu verringern. Dazu müssen wir in den Wind gehen. Es wird ein wüstes Geflatter der Segel geben und wir werden wie schon öfter klitschnass werden. Da kommt uns eine Spundmauer zu Hilfe. Hinter ihr sind wir in Lee, im Windschatten.

 

Jetzt ist alles ganz einfach. Wir laufen in den Yachthafen ein und der Hafenmeister weist uns einen Platz für Gastlieger zu. Wir machen an den Heckpfählen und am Steg fest. Geschafft! Wir haben wieder einmal einen Hafen erreicht. Das Clubhaus mit Restaurant lockt am Ende des Steges. Hier werden wir, die Crew, vorerst vor Anker gehen

„Sisyphus, oder die Macht der Gewohnheit.“

„Freude schöner Götterfunken,“ sang die junge Hausfrau am Waschtrog. Leider hatte sie sich das falsche Jahrhundert ohne Waschmaschine, Kühlschrank, Geschirrspülmaschine etc. ausgesucht. Die Götter mochten wissen warum.

Es war ihr auf dem Raumschiff „Enterprise“ mit den ewigen Sisyphusflügen durch das Weltall zu langweilig geworden. So hatte sie sich - auf ihren Wunsch - mit verbundenen Augen in irgendein Zeitalter beamen lassen. Man schrieb 1800 und einige Jährchen. Vollkommen irritiert und zum ersten Male hilflos, war sie auf der Erde dem ersten besten Mann, dem sie begegnete, in die Arme gesunken. Das war der Straßenfeger Herbert.

Er seinerseits, war heilfroh einen Teil seiner Sisyphusarbeit, bei dieser wie vom Himmel gefallenen jungen Frau, abzugeben. Sprich: Kochen, Waschen usw. Blieb nur noch das Fegen der Straßen. Das jedoch war seine Passion!

Venusiana, nun seine angetraute Ehefrau, „in Sünde leben,“ kam für Herbert nicht in Frage, war jedoch nach kurzer Zeit genervt. Schweißtreibende Arbeiten waren ihr unbekannt und höchst zuwider. Abends, wenn sie sich irdischen Zärtlichkeiten hingeben wollte, lag er mit vollgefuttertem rundem Bauch auf dem Loriot-Sofa und schnarchte.

Warum hatte er sich nicht zu etwas höherem aufschwingen können, als ausgerechnet zum Straßenfeger?

 

Aufschwingen ... ? Ja! Das war es!

 

Sie bediente sich des interstellaren Telefons in ihrem Mieder und hatte sogleich Verbindung mit Käptn Kirk. Sie flehte ihn an, sie und

ihren Gatten Herbert an Bord zu beamen. Der Käptn erhörte ihren Hilferuf und... Simsalabim war es vollbracht. Überglücklich von den irdischen Plackereien befreit zu sein sah Venusiana eine gemeinsame glückliche Zukunft vor sich.

Nun würde sich alles wenden und Herbert ein anderer Mensch werden, in dieser so gegensätzlichen Bordwelt. Der so plötzlich erwachte und überraschte Mann rieb sich die Augen, er sah sich um und fand nicht was er suchte. Deshalb waren seine ersten Worte an Bord des Raumschiffes: „Wo steht hier der Besen? “ So ein Gerät kannte man auf der Enterprise nicht, und da er in galaktischen Gefilden unbewandert war, musste er untätig bleiben.

 

Trotz aller Annehmlichkeiten wurde er kreuzunglücklich, weil ihm sein tägliches Utensil, der Besen, fehlte. Alle Überredungs- und Verführungskünste seiner Holden, fruchteten nichts.

So wollte man ihn wieder auf die Erde zurück beamen – allerdings solo, sie hatte die Nase gestrichen voll vom Waschen, Kochen und leider muss es gesagt werden, auch von Herbert! Herbert verabschiedete sich ohne den geringsten Trennungsschmerz zu empfinden. Nur zurück auf seine Straßen war sein einziger Wunsch.

Doch wollte es der Zufall, dass er versehentlich auf den Mond gebeamt wurde.

Der Mann im Mond, selig über seine nie erwartete Ablösung, streckte Herbert sofort seinen Besen zum Fegen des Mondes entgegen und ließ sich seinerseits auf die Enterprise beamen.

 

Bei Vollmond sieht man nun Herbert, restlos zufrieden auf seinem Erdtrabanten, seine nie enden wollende Sisyphusarbeit verrichten.

 

Venusiana hat nie wieder den Wunsch verspürt, irgendwohin gebeamt zu werden. Lieber fliegt sie sisyphusartig durchs Weltall.

Welche Lehre ziehen wir daraus: Viele Menschen sind auch mit Sisyphusaufgaben zufrieden zu stellen!

(Sisyphus; Gestalt der griech. Sage; dazu verdammt, in der Unterwelt einen Felsblock einen Berg hinauf zu wälzen, der ihm immer wieder entgleitet; danach S.arbeit als Ausdruck für eine sinnlose Arbeit oder vergebl.

 

Winter im März

Es schneit ununterbrochen und das schon Tagelang. Der Schnee auf dem Balkon wird immer höher und höher. Die Bäume biegen sich unter der Last des Schnees.

 

Die Kinder jubeln und holen die Schlitten aus dem Keller. Aus dem Fenster sehe ich,dort hinten ist schon eine Rodelbahn eingerichtet. Mit lautem Juchzen fahren die Kinder den Abhang hinab. Ein Kleines ruft immerzu: „Freieete Bahn, Freieete Bahn!“ Auf den

Bäumen sitzen aufgeplustert die Krähen und krächzen kläglich. Wem der Magen knurrt, dem ist nicht zum Spaßen zumute.

Die Hunde balgen sich im Schnee und überpurzeln sich.

Auf den Straßen der Stadt sieht es ganz anders aus. Durchaus nicht so fröhlich. Die Autos schleichen und rutschen. Die Fahrer fluchen.

Dazwischen einige notorische Raser. Das bekommt ihnen jedoch nicht gut. Einige landen mit ihrem Gefährt am nächsten Baum oder Laternenpfahl. Es ist ja nicht nur der Schnee, der Boden ist gefroren und stellenweise aalglatt.

 

Da vorn rutscht eine junge Frau mit ihrem Fahrrad aus, direkt vor die Füße eines älteren Mannes. Er will ihr aufhelfen, doch auch er rutscht auf dem spiegelblanken Boden aus und landet neben ihr und dem erstaunten Fahrrad. So bilden sie eine ungewollte, ungemütliche Glatteis – Demo!

 

 

Soviel zu diesem Winter!

Sonnenwendenfest

Alle Einwohner des Dorfes und der angrenzenden Ortschaften, waren schon seit Wochen aufgeregt. Nun endlich war es soweit. Alle Vorbereitungen zum großen Sonnenwendenfest waren getroffen. Die Kinder liefen in den ulkigsten Masken herum und waren nicht mehr zu bändigen.

 

Auf den Bergen ringsumher, wurden die großen Holzstöße angezündet. Junge Männer bliesen weithin schallend in die Hörner. Die Feuerräder, gefertigt aus Laub und Zweigen, warteten darauf angezündet zu werden und brennend ins Tal hinabzurollen. Eine Gruppe von maskierten Kindern scharte sich um die Räder. Es entbrannte ein heißer Kampf, wer sie wohl anzünden durfte.

 

Da sagte ein Mädchen: „ Wer von uns das treffendste Orakel für die Räder weiß, der soll sie anzünden. Darauf kam ein langes Schweigen. Keinem fiel etwas Gescheites ein. Da drängte sich eine Harlekinmaske in den Kreis und sagte mit heller Stimme: „Liebe, Mut, Humor, mit den drei Dingen meisterst du das Leben. Im Kreis ist jedes dreifach wirksam.

 

Der Spruch gefiel allen. So wurde Annika aus dem Nachbardorf, in der Maske des Harlekins, zum Anzünden der Feuerräder gewählt. Das war für die Kinder der Höhepunkt des Festes. Als die Räder ins Tal sausten, kannte ihre Seligkeit keine Grenzen mehr.

Die Insel der Seligen

Er lebte auf der Insel der Glückseligen. Er war alt und weise.

Viele Generationen hatte er schon kommen und gehen sehen. Zu jeder Zeit war er im Mittelpunkt gestanden. Seine Frau, seine Söhne, ja sogar die Enkelkinder hatte er zu Grabe getragen.

 

Nun blieb ihm nur noch eine Urenkelin. Ein bezauberndes Wesen, dem die Augen der Männer auf der Insel folgten, umsorgte den alten Mann mit einer innigen, respektvollen Liebe. Er erfreute sich an ihrer Anmut, und sien

 

 

 

Er fühlte langsam das Ende seiner Tage näherkommen und wollte nur noch eines, dass das Mädchen ein ebenso glückliches Leben führen könnte, wie er es gelebt hatte. Darum ging er in einer Nacht auf den großen Felsen, von dem aus er das Meer überschauen konnte.

 

 

Er rief alle Mächte des Himmels und der Erden an und erflehte Segen auf das Haupt des Mädchens. Da tat sich eine Felsspalte auf und der Geist der Insel erschien ihm: „Alter Mann, was opferst du für die Erfüllung deines Wunsches ?“ Der alte Mann fiel auf die Knie und sprach: „Mein Leben will ich gerne hingeben, ein Teil der Insel würde ich gerne werden und auf ewig mit ihr verbunden sein.“ „Das soll dir gewährt werden,“ sprach der Geist. Im selben Augenblick glitt der Greis leblos zu Boden und verschmolz mit dem Felsgestein

Von oben herab, konnte er die Geschicke seiner Inselkinder verfolgen und behüten. Durch sein Opfer, blieben sie allzeit glücklich auf der Insel der Glückseligen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.04.2013

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