Hallo Frühling
Ganz einfach, ob’s endlich Frühling wird, kann ich am Verhalten meiner Katzen ablesen.
Das ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche.
Winter, heißt dick, fett und faul irgendwo in den Ecken herum liegen, nur glotzen, schlafen und sich nicht plagen.
Frühling heißt, ständig agil und flink unterwegs sein, Mäuse und alles was sich sonst so bewegt, jagen. Völlig egal ob das nun Schmetterlinge, Eichhörnchen oder Blätter sind.
Ein flüchtiger Hauch von warmem Fell streift mich, ich öffne ein Auge und erblicke ein schwaches Grau.
„ Grau“ klappe ich wie elektrisiert mein linkes Auge zur Uhr, 6:45 und schon hell, und wieso streift mich ein warmes Fell?
Kein fetter Stein auf meinem Bauch, kein zentnerschwerer Sack in meiner Kniekehle, ich kann meine Bettdecke wie eine Feder über meinem Alabasterkörper bewegen, das gibt’s doch gar nicht, was ist passiert?
Mein rechtes Auge, schon etwas wacher als das Linke, bewegt sich zögernd zum Fenster.
Tatsächlich, es ist hell. Noch nicht taghell, aber hell.
Nix schwarz wie die Nacht, dunkel wie ein Schatten, es sind Konturen sichtbar.
Zwei Schatten bewegungslos auf der Fensterbank: glotz….
Ich ächze: „ Noch nicht!“
Die Schatten werden lebendig, springen wie eine Feder gespannt, so geschmeidig mit samtigen Pfoten wie nur Panter springen können, lautlos durch den Raum.
Ein grau gesprenkelter und ein schwarzer Rücken bewegen sich sehr einig Schwanz wedelnd Pfote an Pfote in Richtung Futternapf.
Ich brauche keine Augen um das zu wissen.
Irgendwo piepst es hoch und zart, und ich weiß, das ist Mimi, die von ihrem Kratzbaum im Wohnzimmer ebenfalls in Richtung Küche schwebt.
„ Ach, Kinder“, murmle ich, und strecke ein Bein in Richtung Fußboden.
Ich gähne, da pocht mir schon eine Katzentatze ans Bein: „ Mamaaa!“
„Ich komm ja schon“…
So richtig wach bin ich ja noch nicht, aber das scheint keine Katzenseele zu interessieren, sie haben Hunger und tun das auch kund.
Vor dem Fenster ist die Wiese erwacht, zartes Grün lugt durch bisher strenges Grau, und wenn mich mein Auge nicht völlig täuscht, hängen dort an den Ästen schon sich zart öffnende Knospen.
Überhaupt scheint das Bild ein ganz anderes als das Gestrige zu sein.
Ein sanfter Morgenstrahl blutrot hinter den Hügeln, der Himmel, nicht mehr blindgrau, sondern seidig blau.
Das haben die Katzen wohl entdeckt und darauf reagiert.
Ein scharrendes Geräusch aus der Küche zwingt mich die Augen abzuwenden.
Kasimir taucht aus der Ecke auf und trägt die leere Plastikschale auf der Nase, ein vorwurfsvolles Auge blinkert über den Rand: “Nix drin, Mama“!
„ Du alter Spinner“, murmle ich und öffne ihm eine Dose über die er sich mit Begeisterung stürzt.
Dann sitzen sie und sind sich sehr einig, dass es schmeckt was ich einfülle, für Mimi gibt es extra Brocken, sie mag das was die Kater fressen, meist nicht.
Nach dem Fressen sind alle Drei, - im Gegensatz zu sonst, - Mimi hielt bisher immer ihren Verdauungsschlaf nach dem Frühstück auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer – spurlos verschwunden.
Ich schaue hinaus.
Mittlerweile hat sich der Himmel vollständig erhellt, hat sich wieder zu seinem üblichen Grau entschlossen und ich sehe, auch die Wiesengründe sind noch stellenweise mit weißem Bodenfrost überzogen, auch wenn sich hier und da schon grüne Spitzen zeigen..
Meine Katzen aber haben beschlossen, trotz 2° Minus ist es nun Frühling, irgendwann muss er schließlich beginnen.
© Angelface
Texte: Text und Gedanken bei Angelface
Tag der Veröffentlichung: 17.02.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
dem Frühling und den Katzen