Mmhm,… leben
schmeckt gut, wie eine deftige Bauernbratwurst - jetzt schon, egal an welchem Ende man hinein beißt. Herzhaft und kräftig und ich wünsche mir, es dauert noch lang..
Leben kann süß wie eine Praline oder sauer wie ein eingelegter Hering sein.
Aber darauf muss man erst mal kommen und sich dann entscheiden, was man davon will!
Als ich noch 12 Std. am Tag etwas ganz anderes arbeitete, von früh bis spät unterwegs war, wäre ich ganz sicher nicht auf die Idee gekommen mein Leben als ein schmackhaftes Etwas zu bezeichnen.
Es war mehr fahlgrau als grün. Gezeichnet wie ich - von Hektik und Eile.
Heute hier, morgen da, überall dabei sein, alles machen, eigentlich immer nur tun.
Zeit für Theater, Kino, Opern, Reisen, Urlaube, Freunde, Bücher, Hobby und Spaß galt es davon abzuknapsen.
Jetzt im letzten Drittel angekommen, bin ich jeden Tag bewusst dankbar dafür, dass sich das geändert hat.
Im Heute angekommen, man könnte auch sagen in den letzten Septembertagen – lebe und arbeite ich genauso viele Stunden am Tag, - habe ich mein Leben zu einer schmackhaften Kartoffelsuppe zusammengerührt, von der ich – mit zarter Sahne verfeinert - jeden Tag den Rahm abschöpfe.
L e b e n s c h m e c k e n ...
Es schmeckt saftig, es schmeckt süß wie eine Praline.
Man könnte aber auch dazu sagen:
Im riesigen Lebens - Topf gurgelt eine duftende Brühe in der ich selig schwimme.
Sie scheint endlos zu sein und nicht alle zu werden, so als hätte der Topf keinen Boden sondern käme gerade aus der Erde die ihn immer wieder auffüllt.
Ich habe Platz, ich habe Zeit, ich habe Ruhe und keine Eile.
Im Topf zusammengemixt habe ich zum grauen Schaum - Hektik und Eile, Wut und Zorn, Sorgen und Nöte, Ängste und Frust - den ich abschöpfe und beiseite lege. Ich brauche all das nicht mehr. Der Schaum gab nur die Würze für die Basis der Suppe, die Boullion.
Unten am Boden liegen die Köstlichkeiten, die schmecken.
Duftende Kräuter, Kartoffeln, Möhren, Lauch, Markknochen und jede Menge nahrhaftes Gemüse, ein Stück Suppenfleisch dass Knochen und Muskelfleisch kräftigt.
Morgens um 6°°, zu einer Zeit, in der ich sonst jahrzehntelang immer schon voller Hetze bereit zum Abmarsch und blind für alles andere war, heißt es nun im Heute:
Gemächlich aufstehen, den Bademantel überstreifen, die Schlappen anziehen und im Dunklen über den Hof zum Gartentor laufen.
Der Wind streift durch mein Hemd, doch meine Haut fröstelt nicht, mir ist es warm, obwohl es kühl ist.
Auf dem Weg begleiten mich die runde Sichel des Mondes und die Sterne, ich blicke hinauf und sage zu ihnen: mhmm…guten Morgen… l e b e n.
Ein gutes Leben.
Während ich die noch duftend warmen Brötchen vom Gatter abpflücke, nein, sie wachsen nicht von selbst dort – der Bäckerjunge hat sie schon 2 Std. vorher gebracht – mit ihnen und der knisternden Tüte zurücktapse, sage ich ein zweites Mal: mhmm…guten Morgen…
Du L e b e n.
Wenn ich dann den gluckernden Kaffee - der in der Zwischenzeit automatisch in die Kanne gelaufen ist, in meine Tasse eingieße, mich damit wieder ins kuschelig warme Bett lege, dabei in ein süßes Croissant beiße, sage ich ein Drittes Mal:
mhmm…guten Morgen… l e b e n.
Dann öffne ich weit die Fenster und lausche im Dunklen der Nacht, wie sie sich auf den Tag freut. Mhm… leben, zum Vierten Mal.
Jetzt ist die Traumzeit des Tages, das frühe Morgenrauschen bereit und ich, mich darauf einzulassen.
Nie hätte ich gedacht, dass leben so einen Spaß und eine Freude macht.
Eile nicht, verweile jetzt im Hier, das habe ich zu meinem Lebensmotto gemacht und das dauert über 12 Stunden am Tag.
Jetzt heißt leben nicht mehr nur so, jetzt ist es das auch, denn jetzt erst beginnt der Tag..
denn nun heißt er für mich
nicht nur gut
sondern auch gerne
nicht nur gerne sondern auch gut
lebe ich und freue mich auf jeden neuen Tag.
Richtig leben - eben...
ohne Hetze, ohne Eile.
© Angelface
Texte: copyright Bilder und Texte Angelface
Tag der Veröffentlichung: 04.10.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
dem Leben gewidmet
das man leben sollte