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die Katzenflüsterin

Mayfair werde ich mir jetzt aufgießen und nicht Ceylon Indien. Ich liebe Tee, wie meine Katzen.
Es ist nachts.

Die besten Geschichten entstehen nachts.
Es ist ja allgemein bekannt, dass Frauen mit Katzen besser können als Männer.
Warum das so ist, weiß kein Mensch, hat es glaube ich, auch noch keiner versucht zu ergründen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Jede Frau kann mit jeder Katze natürlich auch nicht, das kommt immer auf den Typ an und wie sich Frau auf Katze einlässt.

Eine meiner Freundinnen sagte einmal zu mir: „ mit meiner kann ich lange nicht so kommunizieren, wie du mit deinen, woran liegt das"?
Nun, wahrscheinlich daran, weil ich gar nicht versuche die Sprache und Ausdrucksfähigkeit der Katzen zu verstehen, geschweige denn zu ergründen, ich spüre, fühle, sehe sie einfach.
Oder ich guck genauer hin. Das war nicht immer so, ich habe es im Laufe der Zeit gelernt.
Und Zeit braucht man für Katzen, genauso wie für einen Hund, nur anders.

„Geh zum Fußende, ich hab keinen Platz“, verkünde ich meinem jüngsten Sohn als ich ins Bett krieche.
Er liegt nämlich genau da, wo ich hin will.
Der pfeift mir natürlich was und stülpt sich über meinen großen Zeh, um danach auf mir herumzutrampeln als verscheuche er Schlangen und baue sich danach sein Nest auf meinem Bett.
Dann wird sich erst Drei mal um sich selbst herumgedreht, um sich dann mit lautem Murr, Murr - niederlassen, dazu gibt’s kostenlos verschmitzte Schlitzaugen und ein freizügiges Gähnen.
Wer dabei nicht lacht, hat weder Humor, noch Geduld solch Kindereien nachts zu ertragen.
Ich kann gar nicht anders und knipse das Licht wieder an.

Da sitzt ja noch

einer neben mir mit ganz großen rollenden schwarzen Augen.
"Warum schläfst du nicht und mach die Glubscher zu, es schläft sich besser mit geschlossenen “, empfehle ich Freund Kasimir, der anscheinend im Dunklen nur darauf gewartet hat, den Kugelschreiber zu erwischen, den ich vorsorglich nach dem Lesen unter meinem Kopfkissen versteckt habe.

Warum sind Katzen nur so wild auf Kugelschreiber?
Kasi ist ganz närrisch dauf.
An dem ist doch nix außergewöhnliches dran. Oder?

Kasimir ist da völlig anderer Meinung.
Erspäht er einen allabendlich in meinen Fingern, wenn ich mir Notizen im Bett mache, will ER ihn unbedingt auch und präsentiert mir die ganze Palette seines Charmes.
- Ich will den auch -
Von Kopf schief halten, bis „ mein Auge fällt gleich raus“, verdreht er sein Gesicht zu den unmöglichsten Verrenkungen.

Glaubt einer, Katzen könnten nur auf eine einzige Weise gucken, dann kennt er seine Katze nicht oder hat sie sich nie besonders aufmerksam angesehen.
Auch sie hat nämlich verschiedene neuralgische Punkte in ihrem herzförmigen Gesicht, die, einmal berührt, gestreichelt oder leicht massiert zu wundersamen Gesichtsausdrücken verhilft.
Kasimir ist Meister darin mir das zu zeigen.
Nicht immer natürlich, eher vorwiegend nachts, wenn die Dunkelheit ihn zu seinen kleinen Albernheiten verführt.
Da wird er munter und mutiert zu Jünglingsverhalten.
Kurz bevor ich das Licht ausknipse, mir einbilde nun könne ich meine Augen schließen und mich sanften Träumen hingeben, beginnt er herumzualbern.
Merlin ist der, der ihn dazu animiert, aber oft braucht er ihn auch gar nicht dazu und beginnt von alleine.
„Kasi, nun benimm dich“, ist ein Satz den er öfters hört, nicht, dass es ihm etwas ausmachte, dass ich ihn maßregle wie ein ungezogenes Kind, im Gegenteil, - er liebt es, denn es ist eine besondere Form der Aufmerksamkeit.
Es ist nun nicht so, dass ich meine Katzen besonders beachten oder etwa beobachten würde, nein, dazu hab ich ebenso wenig Zeit wie ein anderer, aber im allgemeinen ist`s doch so, dass sich im Laufe der Zeit, je länger man mit ihnen lebt, gewisse Anpassungen aneinander ergeben.
Nicht umsonst sagt man zum Herrchen beim gemeinschaftlichen Spaziergang, wenn beide sich schon äußerlich gleichen“ du siehst schon aus wie dein Hund“, also ist es bei Hund und Herrchen ähnlich wie bei Frau und Katze, nur sagt`s da keiner.

Frauen nehmen sehr wohl manchmal ganz unwillkürlich und unbewusst die Ausdruckfähigkeit ihrer Katzen an wenn sie lange mit ihnen zusammenleben.
Sieh dir ihre Augen an wenn sie ihr Gegenüber mustert, ein Mann würde nie die Augen zukneifen wenn er skeptisch ist, er würde absichtlich versuchen einen möglichst leeren ausdrucksarmen Gesichtsausdruck beizubehalten.
Frauenaugen mustern ihre Männer manchmal wie Katzen, vorsichtig tasten sie ihre Stimmungslage ab.

Sieh einer Frau ins Gesicht wenn sie gähnt, sie ähnelt ihrer Katze, wenn sie eine hat, denn sie übernimmt oft deren kätzischen Gesichtsausdruck, streckt sich und dehnt sich ähnlich und kann ebenso fauchen, sowie, wenn sie gereizt wird, ihre Krallen ausfahren.
Auch im Verhalten ähnelt die Frau der Katze, wenn sie etwas will, schmust und schnurrt sie zärtlich. Damit zeigt sie, sie fühlt sich wohl.

Kasimir spielt sich oft zu meinem männlichen Beschützer auf.
Kommt einer, den er nicht kennt in den Raum, wird der erst mal beschnüffelt und vorsichtig umgangen ehe ihm gestattet wird sich niederzusetzen. Diese kleinen Zeichen sehe natürlich nur ich, einem Fremden würde dies nie auffallen.

Mit großen Augen wird geguckt und ich kann Gift darauf nehmen, akzeptiert Kasimir einen Fremden nicht und das zeigt er auch deutlich, indem er ihn ignoriert, dann ist an dem Menschen auch nichts nur Gutes dran oder er verfolgt unlautere Absichten und ist eher - auch von mir - mit Vorsicht zu genießen.
Daran zeigt sich Kasimirs lange Lebenserfahrung, er hat ein untrügliches Gespür und "passt auf mich auf".

Meine Katzen bringen mich immer wieder zum Lachen.
Mit ihren Spielen, ihren Kapriolen, ihren unterschiedlichen Launen die sich in ihrer Ausdruckstärke zeigen.
Kommt daher meine sonnige eigene Ausstrahlung?
Keine Ahnung, aber ich glaube, wer viel lachen, herzhaft lachen und sich offensichtlich über vieles freuen kann, ist per se eher ein freundlicher Mensch als ein missmutiger oder einer der ständig vor sich hingrummelt und schlecht gelaunt ist.

Mimi - Fräulein Goldkätzchen, die Mittlere meiner Katzen, ist eine kleine Piepse und Plaudertasche, ihr könnte man, wäre man kindisch veranlagt, ständig Mützchen aufsetzen ( ich tu das natürlich nicht ) - und sie zum spielen auffordern. Irgendwie bleiben Mädchen länger Kind.
Sie ist ein ganz typisches Mädchen, die ja so völlig anders als die Buben sind.
Sie läuft über Kreuz, hat X-Beine, runde neugierige Vogelaugen und ein viel zu kurz geratenes Schwänzchen, weil ihr als Kleinkind ein Stück davon abgebissen wurde.
Das sieht nun in den Proportionen etwas komisch aus und verleiht ihr das Aussehen einer kleinen bunten Kugel, beeinträchtigt sie aber nicht im Geringsten.
Doch die größten Unterschiede bestehen im Verhalten, beobachtet man eine Katze wie sie sich bewegt und sich gibt, sieht man ziemlich schnell - wer ist Mädchen, wer ist Junge.



Mimi - die Rote, Merlin - der Gestromte - Kasi - der Schwarzweiße

Ich weiß nicht so genau warum meine Katzen so ausdrucksstark sind, ich vermute, weil ich sie beachte und als Individuen betrachte.
Jede hat ihre ganz besonderen Eigenarten, wie ich auch, und ich gehe darauf ein,
das wird`s wohl sein.
Deshalb „hören“ sie auf mich, obwohl man ja immer sagt: Katzen kann man weder erziehen, noch zu etwas veranlassen, meine tun es, sie folgen mir wie Hunde und würden niemals weglaufen.


© nicht mir,
Angelface der liebevollen Katzenflüsterin






Impressum

Texte: copyright Angelface
Tag der Veröffentlichung: 13.01.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für Kasimir Mimi und Merlin zum vorlesen ohne mir den Kugelschreiber zu klauen

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