.................. Geschafft -
beim Tierarzt
nur eine der Geschichten über Paulchen meinen Königskater, die bei mir in der Schublade liegen.
Autsch - ein 8 Pfund schwerer schwarz - weißer Brocken glänzendes Fell landet auf meiner fast noch schlafenden Hüfte und brummt bekannt.
Es ist Paule, der sich anscheinend wieder beruhigt hat und mich mit seiner Anwesenheit beglückt.
Julchen sprintet hinterdrein und sie balgen sich unsanft auf mir.
" Muss das sein", schimpfe ich, dabei bin ich froh, dass ein Teil meiner mütterlichen Aufgaben beendet ist. Gestern hatte ich eine meiner Katzen selbst am Beinchen verbunden, weil sie sich an einem Draht aufgerissen hatte.
Die Kämpfe der beiden werden mittlerweile ziemlich wild und ungestüm. Da kann schon das eine oder andere dabei passieren.
Paulchen nimmt sich das Julchen ganz schön zur Brust.
Er ist doch nicht etwa eifersüchtig?
Soweit ich es sehe, ist es Draußen neblig und kühl. Ein dicker milchiger Dunstbrei liegt über der Wiese vor dem Fenster und ich erhebe mich schlaftrunken.
Langsam habe ich den Eindruck meinem Kopf geht es besser.
Zumindest muß ich mich nicht mehr übergeben. Kamillenmix mit Schwarztee gibt es heute Morgen und ich hoffe, mein Magen macht da mit. Zwar tut mir immer noch alles weh von dem vermaledeiten Unfall, den ich vor ein paar Tagen hatte und das ewige Streiten meiner Katzen geht mir ziemlich auf den Wecker weil sie immer wieder auf mir herum tanzen, aber ich kann auch schon wieder lachen.
Kaum wackle ich in Richtung Küche, sitzen beide schon einträchtig wartend vor den leeren Futternäpfen.
Jetzt sind sie sich plötzlich, oh, welch ein Wunder - einig, von Kampf keine Spur mehr.
Julchen hat etwas Neues entdeckt. Sie springt nun mit ihren hohen dürren Hammelbeinchen auf die Spüle und von dort auf den Fensterabsatz am Dachfenster, um dort seit 2 Tagen die Blumentöpfe abzuräumen.
Ach, du meine Güte.
Ein Krach, ein Klirr und die ganze Bescherung liegt im Spülbecken....ich seufze... wieder Arbeit.
Danach turnt sie wie ein graues Eichhörnchen auf den Abdeckplatten des Herdes herum, ein Glück sind sie kalt, weil ich morgens immer den Heißwasserkocher benutze.
Was diese Wild - Katze aber auch immer anstellt!
Paule fegt indessen wie ein wild gewordener Handfeger mit hoch erhobenem Schwanz durch die Gänge und Fluren. Irgendwie scheint ihn der Derwisch gepackt zu haben.
Oder ist s vielleicht doch noch die Impfspritze von gestern Abend?`
Das war vielleicht ein Theater!!!
Ich scheine nicht ums Geschichten erzählen herumzukommen, ständig geben sie mir neuen Stoff in die Tastatur.
Paulchen hatte sich erfolgreich in den letzten 3 Tagen aus dem Staube gemacht, obwohl er überreif zur Impfspritze und zum Entwurmen war.
Schon die Woche zuvor wollte ich zur Ärztin, doch da konnte ich nicht, weil mir Ottoline, mein Wagen einen Streich gespielt hat und mein blöder Unfall dazwischen kam.
Am Freitag - als ich heimkam, war der gnädige Herr Kater entschwunden und liess sich auch am frühen Samstag nicht blicken.
Ganz gegen sein sonstiges Verhalten, er ahnte, fühlte wohl das Ereignis, das ihm bevorstand.
Nun aber - Wochenanfang und sein Gedächtnis schlief wohl für einen Augenblick, hatte er seinen Nachmittagsschlaf in der Wohnung abgehalten und ich ergriff sofort die Gelegenheit.
Der Katzenkorb stand ja schon seit 3 Tagen bereit und ich holte ihn aus seiner Ecke.
Paulche stand sofort mißtraurisch an der Tür und quäkte
" r r r u n t e r ".**
Nix, da, murmelte ich und nahm ihn auf.
Was für ein Gezeter und Geschreie!
Paule wehrte sich mit aller Kraft.
Das heisst " er stemmt " seine dicken schwarzen Katzentatzen gegen meine Brust und knurrt wie ein Hund!
" Paulchen " schimpfe ich, Lass das, es ist doch nur ein winziger kleinen Pieks, stell Dich doch nicht so an", aber er brüllt erbost weiter.
Er - muss auf den Arm, welche eine demütigende Schande für den Katerkönig vom Steinerberg. Das ist gegen seine Katerehre -
Julchen setzt sich schon mal solidarisch in den Korb und verhindert damit - dass ich ihn reinstopfen kann.
Kann ich auch nicht, dieser Teufelskater scheint Kräfte wie ein Tiger zu haben.
Er stellt sich quer, welch Brocken Katze. Tausend Tatzen scheint er plötzlich zu haben, immer ist eine davon irgendwie im Weg.
Meine Versuche scheitern erst mal und ich nehme mir einen Beruhigungscappuccino, doch die Uhr läuft und die Tierärztin hat nur bis 7 Uhr auf und wartet.
Ach, jetzt wäre ich doch froh, mal eine männliche Hand an meiner Seite zu haben.
Noch ein Versuch, dieses Mal mit List.
Anscheinend hab ich den Überraschungseffekt gut genutzt, es klappt schon beim ersten Anlauf und Paulchen ist drin. Aber wie: Fauchend und empört.
Jule guckt ganz enttäuscht, weil sie nicht mit darf. Sie verschwindet als Trost für sich selbst in der Katzenklappe, um uns vom Dach aus nachzusehen.
"Winke, winke Mami..."
Im Auto dann höre ich nur ein klägliches Wimmern aus dem Katzenkorb den ich zu mir ziehe. Paulchen der große fette Paule beäugt mich mit glänzenden furcht erschrockenen dunklen Augen. Er fängt an zu brüllen und zu jaulen.
Na, das kann ja heiter werden, denke ich mir und mache mich auf den Canossagang mit ihm.
Die ganze Fahrt über malträtiert er meine Gehörgänge, von Klagen und Röhren geht es über in Brüllen und Keifen. Mir klingen schon langsam die Ohren wie ein Glockenspiel.
Paulchen spielt sein ganzes Repertoire an Sonaten ab und das ist weiß Gott nicht gerade klein.
Man meint beinahe eine ganze Herde blökender Kühe oder Hirsche im Auto zu haben, es könnten manche Töne auch die von Möwen oder Adlern sein, ich ducke mich, damit mich keiner von Außen erkennt, es ist zu beschämend.
Endlich sind wir da und ich bugsiere ihn in die Praxis, der Korb scheint ein Eigenleben zu entwickeln, er wackelt und bebt, Paulchen schimpft aus dem Korb wie ein Rohrspatz.
Doch kaum sind wir Drinnen, ebbt es plötzlich ab.
Die Gerüche?
Nein - ein Hund, ein Schäferhund mit Herr an der Leine.
Ich grinse nur, das passt, auch so ein Verrückter wie ich.
Wir unterhalten uns und so manche Anekdote fliegt durch den Raum während Paul und Hund Bekanntschaft schließen.
Still ist es, schnüffel hier, schnüffel da - ein übliches Vorgehen in einer Tierarztpraxis. Doch noch ehe es zu weiteren Vertraulichkeiten kommt, kommt
Frau Dr. und ruft " der Nächste bitte"! - und dann kommt ein freundliches : " ach jaaa, der Pauuleee, das ist aber schön"!
Von wegen schön, ich hab allerfeinsten Grund mich in Grund und Boden zu schämen, denn mein Paulchen spielt im Korb erst mal verstecken. Jedes Mal dieses Drama.
Wer es nicht gesehen hat, wird es auch nicht glauben, ich hätte die Videocamera mitnehmen sollen!
Paulen hat sich auf sein dickes Hinterteil gesetzt, sich zu voller Größe aufgerichtet und sich so mit Kopf, Hals und Schultern in die Wolldecke am Boden des Korbes vergraben, sodass es aussieht, als trüge er den Korb als Hut auf dem Kopf. Es ist ein Bild für die Götter. -
Die Ärztin lacht schallend und ruft nur laut in den Hinterraum: " komm doch mal Werner, dein stolzer Kampfkater vom letzten Mal als Du so begeistert warst, ist wieder da", sie brüllt fast vor Lachen und ich bin puterrot.
Vatter Werner betritt den Raum und grinst ebenfalls.
" aaah, der Meister Paule; Paulchen Panter der Katzentigerkönig, heute wohl eher eine kleine Memme, hee"?
" Memme"? Paulchen hört wohl nicht recht.
Ist " Er " etwa damit gemeint?
Er bewegt sich im Korb und rülpst laut und vernehmlich, ich schäm mich noch mehr. Was hab ich nur für Katzen!`
Die sonore Stimme des Arztes, der leise weiter auf Paulchen am oberen Ende des Korbes einflüstert - scheint Wirkung zu zeigen, Paulchen dreht sich und zeigt ein Klapperauge am Korbausgang - " blink, blink" - ,dann zieht er die Lippen komisch hoch und kommt gekonnt gelangweilt aus dem Korb herausspaziert, ganz Schauspieler der eben sein Theaterdebüt gibt.
Ich knurre nur lachend und schaue mir von außen die Szenerie an.
Er lässt sich gemütlich und fett auf seinem Podex gravitätisch mitten auf dem Tisch nieder..
Von da an, gibt es kein einziges Widerwort mehr. Ich kann nur noch staunend zugucken.
Die Spritze zum Impfen kommt links in die Seite, die andere rechts, ein Wurmmittel wird ins Schnäuzchen gespritzt - alles ist plötzlich willkommen und Paule hält mustergültig still.
Er butzt sogar und schnurrt gnädig ein bisschen. Ein Muster von einem Kater.!!!
"Ach, was hat er denn da am Auge"? kommt dann noch die Frage aus Tierarztmund und sein Lid wird bis zur Decke verdreht. Paulchens anderes Auge dreht sich mit, als wolle er sagen" das andere auch, Tante"!
" Bindehautentzündung" heisst`s - aber dann stellt sich glücklicherweise heraus, dass er sich wieder nur Mal gekloppt hat.
okay...das ist nicht weiter schlimm, also bekommt er ein wenig Salbe ins Äuglein und wieder ab in den Korb, das geht nun von ganz alleine...
Und nun:?
In wenigen Sekunden ist die Geldbörse so schnell leer wie unsere Katzenfutterdosen und wir sind entlassen mit Julchens OP - Termin in der Manteltasche.
Nächsten Dienstagmorgen um 8.00 heisst es
" abgeben und aufschneiden - das runde Katzenbäuchlein".
Die Heimfahrt brauche ich wohl kaum noch groß zu schildern.
Kaum sprang der Wagen an, sprang auch schon Paulchens " Schnurr schnurr schnurr wie auf Stoppuhr mit an, sodass ich ihn gerne mit einem Abschiedsklaps aus dem Korb und in den Wagen hineinschubste...
Den Rest der Fahrt verbrachte er stolz wie ein Hunnenkönig auf der hinteren Ablage und schaukelte triumphierend albern und blöd mit dem Katzenkopf als wolle er
laut sagen
" Ich, Ich " Kater Paule hab eine Heldentat vollbracht"!!!
Ach, Paulchen..du bist doch unmööööglich!!!
Ein Schauspieler und Teufelskater.
... ich habe gerne und viel über Paulchen geschrieben..
Manchmal zehrt man von seinen Erinnerungen, leider, bestehen diese Geschichten nun nur noch in meinem Kopf
und auf dem Papier...
vergessen, werde ich ihn nie und seine Geschichten werde ich ihm weiter vorlesen.
Warum?
Tja, warum -
weil Paulchen mich als erste Katze lehrte die Natur
und die Tiere darin mit seinen Augen zu sehen..
ich sah wie Igel laufen können, Eichhörnchen klettern und
wie ein kleiner Vogel der aus dem Nest fällt
auch überleben kann, wenn man ihn aufhebt und pflegt,
ich sah die Gäser wachsen und die Rosen erblüh`n,
ich lernte selbst Gemüse und Kräuter anzupflanzen, mich selbst zu versorgen und ein Bewusstsein zu entwickeln wie ich es vorher als Stadtkind nicht kannte.
ich sah, dass auch Schafe frieren und Unterschlupf bei schlechtem Wetter brauchen,
ich merkte, wieviel Wasser Pferde am Tag zum Trinken brauchen..
und vieles vieles mehr, was sich hier unter Tierfreunden abspielt.
Das alles verdanke ich Paulchen und meiner Zuneigung für ihn.
Ich denke, solange es die Geschichten in unseren Köpfen gibt, werden wir unsere Haustiere und was sie uns bedeuteten, nicht völlig vergessen und als schöne Erinnerung zurückbleiben, auch, wenn das Leben ohne sie weiter geht..
by Angelface
Texte: by Angelface
Tag der Veröffentlichung: 25.12.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
für Paulchen und Julchen
zum vorlesen