Geräuschkulisse
wer schreit hat recht
oder?
Laute Leute, laute Sprache, manchmal nicht mehr als nur (st) dumpfes Gedröhn.
Seid doch bitte mal still
Oder wenigstens leise...
was soll denn das ewige Streiten?
Um Ruhm, Macht, um Geld, um Anerkennung und Aufmerksamkeit, um Erfolge, um immer wieder und überall der Beste zu sein, wovon der Beste?
Ich mag die Ruhe und die Stille. Ich mag sie sehr.
Vielleicht mag ich deshalb auch Katzen. Und den Himmel und die unendliche Ferne.
Schau ich einmal in den Himmel, werd ich sofort still, das beruhigt ungemein.
Ich weiß selbst nicht so genau, warum ich das laute Kreischen anderer so schlecht ertragen kann, vielleicht, weil ich davon Kopfschmerzen kriege.
Ich lehne es ab mich selbst ständig zu hinterfragen, das bringt nichts, und mich nicht weiter.
Katzen haben so eine unaufdringliche leise Lautstärke, sind zwar auf ihre Art auch manchmal nervig, aber im Grunde, spürt man sie nicht. Vieles erreichen sie nicht durch ( zischelnde, dröhnende, bohrende, unangenehme aufdringliche ) Laute, sondern nur durch den Ausdruck in ihren Augen, doch dazu muss man natürlich auch hinsehen.
Es gibt so vieles in der Natur das besser klingt als die menschliche Sprache, das Surren der Bienen, das leise Geräusch vom Rascheln des Herbstlaubes, das Sausen der Luft im Wind.
Manchmal, ja, manchmal, komme ich mir vor wie ein Igel, der sich ins trockene warme Laub verkriecht. Sich zurückzieht.
Er trollt sich einfach. Dort deckt er sich zu, rollt sich ein und hält seinen Winterschlaf.
Nicht etwa, dass ich im Winter schlafe, beileibe nicht, da bin ich genauso agil wie im Sommer, nur, rolle ich mich ein..
in den Morgennebel, die blasseren Farben und die gedämpfteren Laute, außen und innen, die ich selbst produziere.
Dann komme ich mir vor wie ein Blatt, dass sich leise im Wind wiegt.
Zart und fragil, dennoch stark und widerstandsfähig.
Ich kann laute Leute nicht lange ertragen, die so kreischen, die Stimme anheben müssen, um sich bemerkbar zu machen.
Manchmal muss das wohl so sein, wenn sie sich durchsetzen wollen, doch meist hört man doch viel genauer hin, wenn sie die Stimme senken, dich so dazu zwingen, aufmerksamer zu sein.
Zwischentöne...
Wie leise rauscht der Wind in den Bäumen, sprudelt ein plätschernder Bach, knirschen Schritte im tiefen trockenen Schnee, wie lang dauert es, bis ein Blatt zu Boden fällt?
Das ist Poesie. Poesie ist leise...
doch wer hört heutzutage schon noch groß auf Zwischentöne?
Das sind die Sätze, die zwischen den laut ausgesprochenen Worten klingen, und dazu, braucht es ein gutes Gehör. Doch nicht nur das, es braucht noch viel mehr.
Worte klingen im Raum wenn man sie leise ausklingen lässt...wie ein Song, sie verklingen.
Ich kann mich in ihnen wiegen, doch ich bin ja auch ein Fossil, eine, die manchmal denkt, bin ich noch wirklich in dieser lauten Welt?
Meine Gedanken schlagen oft Purzelbäume, ein Glück, sieht man das nicht von außen. Dann werde ich ganz still, genauso still wie meine Katzen.
Ansonsten rede ich auch gern, versuche mich zu beherrschen und nicht den gleichen Fehler zu machen, wie andere, andere zu etwas zu überreden, etwas zu zerreden.
Das ist nicht immer leicht, denn ich bin sehr temperamentvoll.
Dann hilft mir wieder die Stille, wenn ich mich in mich selbst zurückziehe, dabei hilft mir das Schreiben.
Denn dann denke ich nicht, ich lasse nur zu...
Wie die Buchstaben wie ein ruhiger See aus mir herausfließen, ein Quell der Freuden, sie sagen, was ich meine, denke, rede, nach innen...
Sie verselbstständigen sich und formen ihre eigenen Gedankenschnipsel und Splitter.
Denen höre ich dann auch zu wenn ich sie zum Abschluss überlese.
Splittriges, unvollkommen, zersplittert ist oft die Ruhe wenn der Lärm der Welt sie zu zerspringen droht.
Diese Laute, Baggerführer der Sprache wenn einer schreit.
Dann gellen mir die Ohren, als säße ich in einem ewig rumorenden, grollenden Bergwerk und ich möchte wie ein Igel sein.
Zusammenrollen, mich einrollen und Winterschlaf halten, mich selbst ernähren von meinen inneren Fettreserven.
In Ruhe und Stille denken
Oder auch nicht, auch Nichtdenken kann eine Gnade sein.
Zwischenmenschliches nur allzu menschliches, wie es tagtäglich überall geschieht..
Laute in zwei Welten
Warum vieles so schief läuft.
Ich bin ein wenig schwerhörig, sagt er zu ihr und hebt die Stimme sobald er spricht so sehr, dass sie ihr in den Ohren gellt.
Kann man sich nicht ein wenig zusammenreißen und darauf achten?
Bitte, bitte, nur für eine Stunde, nur solange er da sitzt und mit ihr redet.
Und dieser ewige auf sie weisende nackte sehr dominante Zeigefinger. Das ist die reinste Konfrontation, nicht zum aushalten, sie fühlt sich förmlich von ihm aufgespießt.
Könntest du bitte, stammelt sie... und schweigt, ihre Stimme verklingt leise im Raum - während Seine weiter wie ein Sturm auf sie einprasselt.
Seine umfassende, nicht ungeschickte Rede ist durchtränkt von; ich sehe das so, und das musst du alles lockerer sehen – sie fasst es kaum, welcher Egoist vor ihr sitzt.
Ein Dominanzkater, der immer das erste Wort haben will.
Ich würde das an deiner Stelle so tun, und ich tue das so und wer das nicht so sieht und ich bin halt so, wie ich bin - und jedes Mal dieser fast drohende Zeigefinger, der sie befuchtelt und auf sie zuschnellt.
Er fällt ihr ins Wort und wird immer lauter, sobald sie einen Satz beginnt.
Könntest du mich bitte einmal ausreden lassen, bittet sie ihn leise, denn sie hofft, wenn sie ihre Stimme senkt, merkt er, dass Seine unerträglich laut im Raume schwingt.
Nein, er merkt nichts.
Er redet und redet und ist heftig, er gestikuliert und bewegt sich, hampelt auf dem Stuhl herum, bewegt sich hektisch dieser so kleine Mann.
Eigentlich mag sie keine kleinen Männer.
Durchsetzungsvermögen mit der Stimme hat er ja, denkt sie sich und beobachtet ihn.
Woher hat er nur dieses unsensible Verhalten, er schnallt nichts, er hört nicht zu, unterbricht ständig, kapiert nichts und hört er mal, dann kommt bei jedem Satz die Gegenerwiderung; er sieht es anders.
Sie denkt, sprechen die Menschen vielleicht deshalb so laut und so viel, weil sie sich selbst nicht mehr zuhören?
Da sitzen sich zwei völlig unterschiedliche Welten gegenüber.
Er aber möchte, dass sich diese Welten annähern, warum nur, merkt er nicht, dass sie überhaupt nicht zusammenpassen?
Er will, ja - was will er überhaupt?
er will nicht mehr alleine sein, sagt er, er hat sich in sie verguckt...
na und, sagt sie, was kann ich dafür...
damit hab ich doch nix zu tun...
er versucht sie dazu zu überreden, dass es doch so schön wäre...
was soll schön sein, fragt sie...
na, zu Zweien zu sein...sagt er wiederum...
für dich vielleicht, aber das muss doch nicht zwingend auch für mich so sein, oder?
Du gehst immer nur von dir aus, sagt sie zu ihm, und erwartest ganz selbstverständlich, dass andere das Gleiche denken und tun wie du es siehst, - ich erwarte gar nichts, sagt er –
Warum gibst du dann anderen immer Ratschläge wie sie etwas zu tun oder zu lassen haben, vielleicht auch noch so denken und fühlen wie du, fragt sie ihn.
Tu ich doch gar nicht, sagt er.
Doch, genau das, tust du und merkst es nicht.
Ach, sieh es doch nicht so eng, ich seh’ das viel lockerer, meint er.
Siehst du, jetzt schon wieder, du sagst zu mir, ich soll es nicht so eng sehen, überlass es doch bitte mir, w i e ich etwas sehe!
Aha, das meinst du, sagt er,
ja, genau, so meine ich es. Das sagst du andauernd.
Andere sollen etwas so sehen, wie du es siehst.
Darin liegt das Problem, dass du das nicht mal bemerkst und warum wir immer in eine lebhafte Diskussion geraten, die fast schon in Streit ausartet.
Deshalb passen wir nicht zueinander, von allem Anderen mal abgesehen..
Er ist etwas ratlos, das versteht er nicht...
Du bist so komisch, aber ich mag dich doch, sagt er...
Aber ich verstehe nicht was du meinst.
Sie seufzt,...
Hoffnungslos, nein, er versteht wirklich nicht worum es geht.
Weißt du was, sagt sie zu ihm,
ich glaube, es ist besser, du gehst wieder, du bist zwar ganz nett, aber in erster Linie bist du nicht nur laut, sondern anstrengend und nervig, dominant und nicht besonders sensibel, wir passen nun mal einfach nicht zueinander, bitte sieh es doch ein.
Du hast deine Fertigkeiten in den Händen und Füßen, und weiß Gott noch sonst wo, das zweifle ich gar nicht an, aber ich hab’s im Kopf und auch bald am Kopf, nämlich einen Hörschaden, ich bin höflich und senke meine Stimme. Du bist ein Macher, ich bin eher ein Denker und höre lieber zu, nur bitte nicht - ständig diese laute Stimme.
Das sollten wir bei einem neuerlichen Treffen berücksichtigen und uns gegenseitig darauf einstellen.
Mann und Frau sprechen eben oft eine unterschiedliche Sprache.
Und manchmal – lässt man die ganze Mann – Frau - Sache besser sein.
Zwischenmenschliches nur allzu menschliches verklingt im Raum.
© Angelface
Texte: Text by Angelface
Tag der Veröffentlichung: 26.10.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
für ihn, wenn er es je lesen würde,
tut er aber nicht