Luxus lesen, Luxus Zeit.
Schon oft habe ich mir überlegt, was das Wort Luxus überhaupt bedeutet.
Allgemein denke ich, ist es wohl der Begriff für etwas, etwas zu bekommen, was man vorher noch nicht hatte.
Erst in zweiter Linie kann man ihn wohl an Äußerlichkeiten oder an Verinnerlichtem festmachen.
Für die einen bedeutet Luxus Geld und Gut, Wirtschaftlichkeiten und ein angenehmes Leben, Reichtum und Macht...
Für andere bedeutet es vielleicht innere Werte, die es zu erringen gilt.
Ich möchte den Begriff Luxus heute – nur für mich - an etwas ganz prosaischem festmachen.
Lesen im Bett.
Früher konnte ich dies nie.
Da ging es ums Hetzen, um sich beeilen...
Da hieß es des Morgens, früh aus dem Bett wenn der Wecker klingelte, schnell, schnell und damit auch abends relativ früh hinein in die warmen Decken, damit man wenigstens am Morgen ausgeschlafen war.
Oft schummelte ich, und las noch ein halbes Stündchen ehe ich die Augen schloss, vergaß die Zeit und es wurde später, das büßte ich dann Stunden später.
Aber ich bereute es nie.
Einschlafen ohne zu lesen konnte ich mir noch nie vorstellen und seien es nur ein paar Seiten.
Gemütlich eingekuschelt in warme Decken, zugemummelt bis zum Hals, lassen sich Abenteuer gut unter der Bettdecke verstecken. Die Geschichten nimmt man dann mit in den Schlaf. Erschreckt haben sie mich nie.
Oft freute ich mich schon am Morgen wieder auf meine Abendlektüre im Bett, denn im Laufe des Tages kam ich nicht dazu.
Auf meinem Nachttisch, rechts vom Bett, liegen immer Bücher. Direkt unter der Lampe, da, neben der Brille.
Nicht eines, nicht zwei – nein mehrere, die bunten Einbände sehen mich an.
L i e s mich...komm...ich w a r t e
Über meinem Kopf, auf dem Brett am Bett darüber, steht auch eine ganze Reihe, die wartet geduldig, dass sie auch dran kommt.
„ja, ja“, sag ich, „ ich komm’ ja schon, ich kann ja nicht hexen“.
Die Katzen, die lesen gern mit.
Luxus, den ich meine.
Lesen im Sessel, oder auf der Couch, auf dem Stuhl, in senkrechter oder leicht abgeknickter schräger Haltung – hab ich noch nie lang gekonnt.
Meist gab es nach einiger Zeit Rückenschmerzen, oder der Ellbogen, auf den ich mich aufstützte, schlief mir ein.
Das fand ich dann weniger fein. Der Musikantenknochen schmerzte, von dem ich gar nicht wusste, dass ich ihn hatte. Also ließ ich das wieder sein.
Manchmal kroch ich Mittags für ein Viertelstündchen auf das Gästebett, da lag ich dann gut in der Mittagspause, konnte lesen, mich entspannen, musste nach kurzer Zeit wieder weiter, das war nicht so heiter. Von dem was ich dort las, merkte ich mir nicht viel. Es war nur ein Entspannungsspiel.
Heute freue ich mich jeden Morgen auf’s lesen im Bett.
Das ist Luxus pur für mich und nicht nur, dass ich sage, „auja, das ist ganz nett“.
Ich schlage die Augen auf und mein Buch liegt neben mir, da, direkt neben meinem Kissen.
Es ist noch früh, oder auch schon ein wenig später – doch das ist ganz egal, denn die Zeit spielt keine Rolle für mich.
Ich könnte nun aufstehen wie jeder andere, und mich dem Tagwerk zuwenden, aber warum sollte ich das, ich gönne mir lieber etwas.
Also hole ich mir nur, eine Tasse Kaffee, während mir der Morgen schon durch das Fenster ins Zimmer schaut.
Gemütlich stecke ich meine Beine wieder unter die warme Decke. Kasimir sitzt schon drauf.
Neben seiner Unterlippe, direkt neben seinem albernen langen Zahn, sitzt eine kleine schon abgestorbene Zecke, direkt daneben ein Wassertropfen, den er vergessen hat sich abzuwischen. Die Zecke, die klaue ich ihm, denn da hat er bestimmt keinen Bock drauf.
Die Decke ist schön huschlig warm, ich strecke die Arme mit unter, denn der Raum ist noch kühl durch die weit offenen Fenster.
Merlin kommt verschlafen mit einem verkniffenen Auge aus einer Deckenfalte am Fuß gekrochen „ Mamaaa wach?“, fragt er und gähnt mit weit aufgerissenem Schnäuzchen.
„schlaf weiter, Bübchen“ murmle ich und stecke die Nase tief in mein Buch.
330 Seiten habe ich vor mir und während sich die Handlung vor meinem Inneren ausbreitet - versinke ich mit dem Protagonisten in seine Welt und vergesse die um mich herum und die vor meinem Fenster.
Kasimir legt sich an meiner Seite nieder.
Halb liegt er auf mir, halb neben mir. Gerade so, dass ich ihn am Bäuchlein kraulen kann.
Mit der linken Hand blätt're ich um, mit der Rechten kraule ich ihn leise, dazu schnurrt er mit halbgeschlossenen Augen...
Das Licht glänzt leise über meinem Kopf und fällt auf die Seiten...
Knisternde Spannung liegt im Raum, doch das liegt daran, dass ich nur gebannt in meine Seiten stiere und die Luft anhalte. Kann der Mörder sie fassen, der schon seit Stunden hinter ihr herschleicht und sie bedroht, oder kann sie ihm entkommen? Es gab schon 2 Tote, ein abgebranntes Haus und einige Schwerverletzte, doch der Typ ist megaschlau, ein richtiger Bösewicht und schwer zu fassen..da, er hat sie in einem dunklen Hauseingang gestellt, schnürt ihr mit einer Drahtschlinge den Hals zu, überlebt sie es? ich fiebere mit...
Düstere Stimmung und Nebelfetzen durchgeistern das Buch. Ich geistere mit. Grusele mich. Brrhhh...
Kasimir steckt von Zeit zu Zeit seinen dicken Katerkopf zwischen meine Seiten, immer dann, wenn ich blätt're, er will mitlesen... maunzt...brtthh....iikkkrrr...
Ich l e s e ihm leise vor...
Das mag er...er gruselt sich auch gern...
Die Spannung überträgt sich auf ihn, er klettert auf meinen Bauch, genau zwischen mein Gesicht und Buch und streckt mir den schwarzen, leicht verfilzten Rücken zu, nun liest er.. ganz alleine...“spinnst du, mein Buch“, murmle ich...
Das mag er auch...
Aha.. wieder Hauptperson...
Also schnappe ich mir meine Kaffeetasse.
Mimi klettert dazu, maunz...auch lesen...aber erst guckt sie in meine Kaffeetasse.
Jetzt hab ich schon Dreie im Bett, auf meinen Knien, auf der Decke, an der Hüfte kleben –
Gemütlichkeit, Ruhe, Wärme, Zeit - Luxus eben...
Die Lampe leuchtet, vor dem Fenster singen die Vögel ihr Morgenlied, in der Ferne rauscht die Autobahn, unten im Dorf schwingt der Pfarrer zum Morgengebet die Glocke...
Wir nehmen uns zum lesen Zeit.
morgendliche Gedankensplitter zum Luxus
Jahre sind sie schon her
geändert haben sie sich nie...
Morgens im Bett die Gedanken spazieren gehen zu lassen, das ist ein Luxus, den sich jeder leisten kann, kaum einer, der es dennoch mit Bewusstsein tut.
Meist steht man nach dem Aufwachen gleich auf und begibt sich in des Tages Mühen.
Als ich noch mitten im alltäglichen Arbeitsstress war, habe ich mir das morgendliche Denken im Bett oft am Wochenende und im Urlaub gegönnt, heute kann ich es jeden Morgen genüsslich erleben.
Luxus – was ist das für uns?
Für den einen ist es die wirtschaftliche Sorglosigkeit, für den anderen ist es in unserer täglich wachsenden Singlegesellschaft ein stetiger und zuverlässiger Partner an der Seite, für den Dritten sind es eventuell ein schickes teures Auto und andere äußere Genüsslichkeiten.
Meine Gedanken begeben sich durch meine Erinnerungen spazieren und bleiben an dem haften, was mich am meisten daran beschäftigt.
Mal bleiben sie an einer Person kleben, dann wieder an einer bestimmten Situation, mal an erlebten Freuden, dann wieder schweigen sie still und genießen nur.
Ich liege im Bett, die gewohnte Tasse Cappuccino in der Hand und empfinde alleine das schon als Luxus.
Bewusst liegen, die Wärme des Bettes genießen, keine Hetze zu haben, mir den Tag einteilen zu können – das ist eine besondere Form davon.
Viele Menschen sind mit sich und der Welt, der gerade bestehenden Situation, oder dem Partner unzufrieden und mäkeln an ihr herum.
Ich sinne darüber nach, warum dies so ist und komme zu dem Schluss, dass wir eine gewisse Dankbarkeit verlernt haben.
In unserem ewigen Bestreben von allem mehr zu wollen, als das, was wir gerade haben, empfinden wir den bestehenden Luxus als etwas nicht mehr Außergewöhnliches.
Die innere Ruhe und Zufriedenheit, die wir uns nicht erkaufen, sondern nur selbst schenken oder erarbeiten können, fehlt an allen Ecken und Enden in unserem Leben.
Ich schlürfe die warme Köstlichkeit in meiner Tasse mit allen Sinnen, räkle mich in meinen warmen Laken und kuschle mich friedlich in die nicht mehr weltbewegenden Gedanken meiner Erinnerungen, während mich die zufrieden zusammengerollten Katzen auf dem Bett am Fußende leise mit ihrem Morgenschnurren begleiten.
L e s e n und d e n k e n kann man überall.
Und schreiben darüber auch...
© Angelface
Texte: Text by Angelface
Tag der Veröffentlichung: 02.10.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
lesen ist mein Hobby und meine Freude